Lassiter 2117 - Jack Slade - E-Book

Lassiter 2117 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Es war gegen vier Uhr morgens, als der Rancher Bill Squires aus dem Schlaf schrak. Vor dem Haus brüllte eine Stimme, die er nicht kannte. Einen Fluch murmelnd, wälzte sich Squires aus dem Bett. Barfuß hastete er durch das dunkle Zimmer zum Fenster. Vor dem Ziehbrunnen auf dem Hof waren zwei Reiter mit Schrotgewehren zu sehen. "Er muss im Haus sein!", schrie der eine.

Nach der Schrecksekunde eilte Squires zum noch warmen Bett zurück. Über dem Pfosten am Kopfende hing sein Revolvergürtel. Er riss den geladenen Navy Colt heraus und lief zur Tür. Im Flur tanzte das Licht einer Funzel.

"Was sind das für Männer, Dad?", rief Mary.

Die Vordertür sprang auf, ein Schuss knallte und das Haus füllte sich mit stinkendem Pulverrauch.

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Seitenzahl: 115

Veröffentlichungsjahr: 2013

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Inhalt

Cover

Impressum

Ein Hombre wie Gallico

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: Aboy/Bassols

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-8387-2648-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Ein Hombre wie Gallico

Es war gegen vier Uhr morgens, als der Rancher Bill Squires aus dem Schlaf schrak. Vor dem Haus brüllte eine Stimme, die er nicht kannte. Einen Fluch murmelnd, wälzte sich Squires aus dem Bett. Barfuß hastete er durch das dunkle Zimmer zum Fenster. Vor dem Ziehbrunnen auf dem Hof waren zwei Reiter mit Schrotgewehren zu sehen. »Er muss im Haus sein!«, schrie der eine.

Nach der Schrecksekunde eilte Squires zum noch warmen Bett zurück. Über dem Pfosten am Kopfende hing sein Revolvergürtel. Er riss den geladenen Navy Colt heraus und lief zur Tür. Im Flur tanzte das Licht einer Funzel.

»Was sind das für Männer, Dad?«, rief Mary.

Die Vordertür sprang auf, ein Schuss knallte und das Haus füllte sich mit stinkendem Pulverrauch.

Lassiter setzte sich auf die Schreibtischecke, küsste die hübsche Fay auf die Wange und zog wie ein Magier bei einem Zaubertrick die Hand hinter dem Rücken hervor.

Ein Etui aus rotem Samt lag auf seiner nach oben gekehrten Hand.

Die hellblonde Vorzimmerdame zog einen Schmollmund. »Was … was ist das?«

»Rate!«

Fay warf ihr langes seidiges Haar zurück. »Immer zum Scherzen aufgelegt, was? Nun, wie ich sehe, hattest du in Frisco eine gute Zeit.«

Lassiter zog ein Gesicht, als hätte er einen vereiterten Backenzahn. »Von wegen. Wie kann es ohne dich eine gute Zeit gewesen sein, Sweetheart? Ich konnte wochenlang nicht schlafen. Immerzu musste ich an dich denken.«

»Ach, du!« Fay betrachtete das Etui, ihre blauen Augen glitzerten vor Neugier. »Und das ist wirklich für mich?«

Er nickte. »Für die hübscheste Chefsekretärin zwischen Tombstone und den Black Hills: Fay Meriwether.«

»Schmeichler.« Mit spitzen Fingern nahm sie das kleine Behältnis, beäugte es von allen Seiten und öffnete schließlich den Deckel. »Wow! Ein Siegelring!«

»Aus mexikanischem Zacatecas-Silber – gefällt er dir?«

»Was für eine Frage!« Fay schob ihn auf ihren Ringfinger. »Passt wie angegossen. Danke, Lassiter.« Sie warf ihm eine Kusshand zu. »Er ist einfach wundervoll – fast zu schade für die müden Finger eines Schreibteufels wie mich«, fügte sie mit einem Zwinkern hinzu.

Lassiter schob sich den Stetson ins Genick. Es freute ihn, dass Fay der Ring gefiel. Kleine Geschenke erhielten die Freundschaft.

Sie musterte ihn kritisch. »Jetzt mal ernsthaft. Du siehst abgekämpft aus. War deine Frisco-Mission so anstrengend? Oder haben dich die kalifornischen Girls so sehr in Beschlag genommen?«

»Nichts davon.« Er gab sich bedrückt. »Fast jeden Tag habe ich in der Sonne gelegen, auf den Pazifik hinaus gestarrt und von deinen Küssen geträumt.«

Fay musste kichern. »Ach, Lassiter, du bist einfach unverbesserlich. Wer dich nicht kennt, würde dir deinen Schmuh glattweg glauben.«

Ihre Fröhlichkeit klang wie Musik in seinen Ohren. Lassiter konnte sich nicht sattsehen an dem attraktiven Girl. Fay trug das schicke blassrote Kleid mit dem dezenten herzförmigen Ausschnitt und den dünnen Trägern. Sobald sie sich nach vorn beugte, hatte man einen Einblick auf die Ansätze ihres üppigen Busens.

Es war nicht verwunderlich, dass Lassiters Blut schnell in Wallung geriet. Am liebsten hätte er sich gleich hier auf die bezaubernde Sekretärin gestürzt.

Aber man konnte nicht alles haben, was man wollte. Sie befanden sich nicht bei einem Schäferstündchen in seinem Hotel, sondern im Vorzimmer seines Kontaktmanns, des Advokaten Albert Baxter.

Lassiter kostete es Mühe, seine Augen von dem Leckerbissen auf zwei Beinen abzuwenden. Je länger er zusammen mit Fay in einem Raum war, desto größer wurde sein Verlangen nach dieser elektrisierenden Frau.

Er zog seine Taschenuhr aus der Westentasche. »Gleich halb neun. Wo dein Chef nur bleibt? Old Baxter ist doch sonst die Pünktlichkeit in Person.«

»Vielleicht ist er noch auf einen Sprung zum Telegraphenamt gegangen.«

»Ja, vielleicht.« Lassiter gab sich gelassen. »Weißt du, ob es Neuigkeiten aus Washington gibt?«

Fay tastete an ihrem Ring herum. »Der Chef hat nur ein paar Andeutungen gemacht.«

»Andeutungen?«

»Es ging um einen Senator, der einen Reitunfall hatte. Es heißt, es steht schlimm um ihn. Die Ärzte sind mit ihrem Latein am Ende. Der arme Mann siecht nur noch vor sich hin. Er hat nicht mehr lange zu leben.«

Ein Senator, der im Sterben lag. Lassiter überlegte, was eine Organisation wie die Brigade Sieben für diesen Mann tun konnte. Er war gespannt, was Baxter ihm darüber berichten würde.

Wie gerufen erschien Al Baxter in der Tür. In seinem dunklen Anzug und dem schwarz glänzenden Zylinderhut sah der Anwalt aus, als käme er geradewegs von einer Totenfeier. Seine Miene war verkniffen, verhieß nichts Gutes.

Er grinste freudlos, als er Lassiter die Hand gab. »Tut mir leid, dass du warten musstest. Ich wurde aufgehalten. Ich hoffe, die gute Fay hat dich gut betreut.«

»O ja, das hat sie.«

Die Männer gingen nach nebenan, Baxter schloss die Tür zum Vorzimmer.

Das Büro des Anwalts war groß und mit imposantem Mahagoni-Inventar möbliert. An der Wand, zwischen Bücherregal und Aktenschrank hing ein Porträt des berühmten Advokaten Temple Houston. Das mit einer Holzjalousie bedeckte Fenster ging zur rückwärtigen Seite des Hauses hinaus. Durch die Schlitze fiel maisgelbes Licht und malte Streifen auf die blank geschrubbten Dielen.

Baxter warf seinen Hut auf den Haken und ließ sich wie ein Sack Mehl in seinen Schreibtischsessel fallen. »Setz dich, alter Knabe!«

»Was ist los, Al?«

»Schlechte Nachrichten«, sagte Baxter und seine gefurchte Stirn bekam einige Falten mehr. »Senator James Tyburn liegt im Sterben. Dr. Shields, sein behandelnder Arzt, meint, er habe höchstens noch zwei oder drei Wochen zu leben.«

Lassiter setzte sich. Er hatte Tyburn nie zu Gesicht bekommen, kannte ihn nur vom Namen her und aus den Artikeln in den Zeitungen.

»Ich sehe keinen Zusammenhang mit der Brigade Sieben«, sagte er. »Was haben wir mit einem todkranken Senator zu tun?«

Baxter seufzte schwer. »Tyburn hat sich in den Kopf gesetzt, zu erfahren, was aus dem Mädchen geworden ist, in das er sich in jungen Jahren Hals über Kopf verliebt hat. Bevor er diese Welt verlässt, will er seiner Jugendliebe noch einmal das Patschhändchen drücken.«

Einen Moment war Stille.

»Und was sagt seine Ehefrau dazu?«, fragte Lassiter dann.

»Gar nichts. Tyburn ist Witwer. Seine Frau ist vor zehn Jahren verstorben.«

»Und seine Kinder? Er hat doch welche, oder?«

»Ja, zwei Söhne. Sie studieren auf einer Universität in Massachusetts. Die Jungs haben keine Probleme mit dem letzten Wunsch ihres Vaters. Ganz im Gegenteil, sie unterstützen die Suche nach dieser Frau sogar.«

Lassiter dachte nach. »Was ist über sie bekannt?«

»Wir wissen, dass es sich um eine gewisse Mary Patterson handelt.« Baxter zog eine Schublade auf und nahm einen dünnen braunen Aktendeckel heraus. Auf dem Umschlag stand mit steilen Lettern M. PATTERSON, KANSAS CITY geschrieben. »Die Jungs von der Zentrale wollen, dass du dich um die Dame kümmerst. Du bist der Experte in Frauensachen, amigo.«

»Wenn du es sagst.« Lassiter schlug die Akte auf. Verdutzt betrachtete er das Innere. »Sie ist leer«, stellte er fest.

»Du sagst es.« Der Anwalt beugte sich vor. »Und wir alle hoffen, dass du bald einige aussagekräftigen Seiten einheften kannst.«

Bei der Vorstellung, neben der Suche nach der Frau noch eine Abhandlung über den Fall verfassen zu müssen, krausten sich Lassiters Nackenhaare. Er war ein Mann des Colts, keiner der Feder.

Baxter lachte schadenfroh. »Du müsstest dein Gesicht sehen, alter Knabe! Einfach göttlich!« Rasch verflüchtigte sich sein Übermut. »Sie wollen, dass du unter falschem Namen nach Kansas fährst. Die Tyburn-Mission fällt unter die höchste Geheimhaltungsstufe.«

»Wie soll ich denn heißen?«

»Ab sofort lautet dein Name Andrew Gallico. Wie gefällt dir das?«

»’Andrew’ ist mir zu lang. Wie wär’s mit ›Drew‹?«

»Drew Gallico?«

»Genau.«

»Genehmigt, Drew«, sagte Baxter nach kurzem Zögern.

Sie besprachen noch ein paar organisatorische Details. Hiernach schloss sich das Feilschen um die Spesen an. Wie immer fand Lassiter die Pauschale für seine geplanten Ausgaben während des Einsatzes viel zu gering, und er gab nicht eher Ruhe, bis sein Kontaktmann den Anfangsbetrag nahezu verdreifacht hatte.

Zum Schluss hatte der Anwalt noch eine Überraschung für den Mann mit dem Decknamen Drew Gallico.

»Fay Meriwether wird mit dir reisen«, sagte er. »Die Jungs von der Zentrale wollen es so. Ein Pärchen ist unauffälliger, sagen sie.«

Lassiter konnte es nicht fassen. »Fay als Mrs. Gallico? Das ist ja mal eine Überraschung, wie sie mir gefällt!«

»Das unterschreibe ich blanko.« Baxter lockerte seine schwarze Krawatte. »Ihr zwei Hübschen sollt aber nur so tun, als wärt ihr ein Ehepaar. Ihr sollt die Ehe nicht vollziehen. Ist das klar, Gallico?«

»O ja, natürlich! Was glaubst du denn?«, log Lassiter, ohne rot zu werden.

***

Fay Meriwether war gespannt wie eine Gitarrensaite.

Sie saß auf der schmalen Bank im Zugabteil und riskierte hin und wieder einen scheuen Blick auf den großen Mann, der für die Zeit ihrer Mission als ihr Ehemann galt. Lassiter alias Drew Gallico stand im Gang und ließ sich von dem Schaffner die Haltestellen bis Kansas City aufzählen.

Es war Fays Idee gewesen, gemeinsam mit Lassiter zu reisen. Als sie Baxter den Vorschlag unterbreitete, hatte er zunächst nichts davon wissen wollen und ihre Idee als unsinnig abgetan.

Fay war eisern geblieben. Störrisch wie ein Esel hatte sie auf ihrem Willen beharrt.

Von ihrem Starrsinn zermürbt, hatte ihr Chef schließlich nachgegeben. Fay konnte den Anwalt sogar dazu überreden, dass er ihren Vorschlag als Order der Zentrale ausgab.

Verstohlen beobachtete sie nun, wie der Mann ihrer Träume die Blicke der übrigen Frauen im Abteil anzog.

Schräg gegenüber saß eine junge Dame mit einem möhrenroten Lockenschopf, die ihm von Zeit zu Zeit begehrliche Blicke zuwarf. Auch die rassige Mexikanerin mit dem Sombrero und der veilchenblauen Bluse funkelte ihn bisweilen an.

Zu guter Letzt war da noch dieses grell geschminkte Girl mit dem schamlos tiefen Busenschaufenster, das ihm jedes Mal, sobald er in ihre Richtung schaute, kokett zulächelte. Nicht einmal ein Mieder trug das Luder. Wenn man genau hinsah, konnte man sehen, wie ihre Nippel durch den dünnen Blusenstoff stachen.

Der Zugschaffner entfernte sich, Lassiter setzte sich auf seinen Platz. Im nächsten Augenblick erklang der durchdringende Signalton der Dampfpfeife. Es gab einen heftigen Ruck und der Zug setzte sich stoßweise in Bewegung.

Die Mission Tyburn begann.

»Wie geht es dir, mein Schatz?«, fragte Lassiter und grinste.

»Wenn du dich mehr um mich kümmern würdest, ginge es mir besser«, sagte sie spitz.

In seinen Augen blitzte es kurz auf. »Ich könnte dir einen Drink besorgen«, sagte er ruhig.

»Später Vorerst reicht es mir, wenn du bei mir bist, Drew.« Sie hakte sich bei ihm unter und blickte aus dem Fenster. Hinter der ungeputzten Scheibe zog der schier unendliche Ozean aus Büffelgras vorbei. Hin und wieder stach der gehörnte Schädel eines Wapitihirsches aus der wogenden grünen Masse. Lerchen stiegen zum Himmel auf. Ganz hoch in der Luft zog ein Bussard seine Kreise. Über den westlichen Gipfeln einer Felsformation verkündeten flammende Rottöne den Sonnenuntergang.

»Es wird langsam dunkel«, stellte Lassiter fest.

Fay sah ihn an. »Bleibt es dabei, dass wir morgen Abend in Kansas City ankommen?«

»Ja. Der Schaffner ist guter Hoffnung.«

Nach einer kurzen Pause stieß Fay einen tiefen Seufzer aus. »Der Senator muss dieses Mädchen aus Kansas City sehr geliebt haben. Ich meine, es ist doch nicht alltäglich, dass sich ein Mann auf dem Sterbebett an ein Mädchen erinnert, dem er vor über zwanzig Jahren begegnet ist.«

»Letzten Endes hat er aber eine andere geheiratet.«

»Vielleicht musste er?«

Lassiter krauste seine Nase. »Sterben muss man. Er wird ein Mädchen kennengelernt haben, das ihm besser gefiel.«

»Meinst du?«

»Na sicher. Nur ganz selten bleibt jemand an seiner ersten Liebe hängen.«

»Da ist was dran.« Fay nickte in Gedanken, während sie den Ring um ihren Finger drehte. »Die Frau, nach der wir suchen, muss inzwischen Mitte Vierzig sein. Bestimmt ist sie längst verheiratet und hat erwachsene Kinder.«

»Das ist anzunehmen.«

Fay schnaufte. »Stell dir vor, wir finden sie und ihr Mann verbietet ihr, zu dem Senator zu fahren. Was nur allzu verständlich wäre. Was tun wir dann?«

»Ein Bild machen.«

»Wie?«

»Wir holen einen Photographen und lassen ihn ein Bild von der Dame aufnehmen. Das bringen wir Tyburn. Es muss ihm genügen. Wir können die Lady ja nicht entführen.«

Fay sagte nichts. Was Lassiter da vorschlug, klang gar nicht so abwegig. Wenn Mary Patterson nicht mitkommen wollte, war das ganz allein ihre Sache. Man konnte es ihr nicht verübeln, nach all den Jahren. Sie würden das Bild ihrem Bericht für die Zentrale beifügen und der Fall Mary Patterson war vom Tisch.

Im Abteil war es schummrig geworden. Das monotone Klappern der Räder hatte eine absolut einschläfernde Wirkung auf die Passagiere. Auch Fay spürte, wie sich die bleierne Schwere in ihr ausbreitete. Sie schmiegte sich an Lassiters Schulter und schloss die Augen.

Mit allen Sinnen genoss sie seine Nähe. Bald merkte sie, wie der Schlaf sie übermannen wollte.

Fay kämpfte dagegen an. Sie wollte wach sein, wenn Lassiter bei ihr war. Schlafen konnte sie später immer noch.

Doch die Müdigkeit war ein mächtiger Gegner. Nach wenigen Minuten hatte Fay den Kampf verloren.

Das Kinn sackte ihr auf die Brust und schon im nächsten Augenblick schlief sie wie ein Murmeltier.

***

Es war mitten in der Nacht, als die Vordertür des Heuschobers aufschwang.

Mary war sofort wach. Sie hob den Kopf. Atemlos lauschte sie ins Dunkel. Dicht über ihrem Kopf flatterte eine Fledermaus hinweg. Irgendwo draußen auf der Weide brüllte ein Stier.

»Keine Angst, ich bin’s«, wisperte es leise.

Mary atmete auf. Es war Jack, der Nachbarjunge, der sie vor den Banditen gerettet und in einem Verschlag der Scheune auf der McCoy-Ranch versteckt hatte. Vor Jack brauchte sie keine Angst zu haben. Sie war so froh, dass er ihr geholfen hatte, als sie aus ihrem Haus fliehen musste.