Lassiter Sammelband 1822 - Jack Slade - E-Book

Lassiter Sammelband 1822 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Seit über 30 Jahren reitet Lassiter schon als Agent der "Brigade Sieben" durch den amerikanischen Westen und mit über 2000 Folgen, mehr als 200 Taschenbüchern, zeitweilig drei Auflagen parallel und einer Gesamtauflage von über 200 Millionen Exemplaren gilt Lassiter damit heute nicht nur als DER erotische Western, sondern auch als eine der erfolgreichsten Western-Serien überhaupt.

Dieser Sammelband enthält die Folgen 2347, 2348 und 2349..
Sitzen Sie auf und erleben Sie die ebenso spannenden wie erotischen Abenteuer um Lassiter, den härtesten Mann seiner Zeit!

2347: Der Schwarze Coyote
Sie lagen auf einer Anhöhe zwischen Felsnadeln: vier Indianer und ein Weißer. Unter ihnen im Flusstal, zwei Steinwürfe entfernt, zog eine Kolonne aus Planwagen den Rocky Mountains entgegen. Die Silhouette der fernen Berge sah aus wie das Gebiss eines Grizzlys. Die Kolonnenspitze war längst hinter der nächsten Flussbiegung verschwunden.

2348: Keine Chance für Dollar-Jane
Aus dem Hühnerstall der Circle H Ranch drang nervöses Gackern, als sich die beiden Bewaffneten mit einem Brecheisen Zutritt verschafften. Die Männer hebelten die Hintertür des Holzverschlags auf und rissen ein Zündholz an. "Verschwindet, ihr Biester!", knurrte der Ältere von beiden und trat nach den Hühnern. "Mir gefällt's nicht, dass wir Hoffman nirgendwo sehen." "Er kommt immer um diese Zeit", flüsterte der andere und untersuchte die Futtertröge.

2349: Lassiter in der Totenstadt
Im Schutz einer mondlosen Nacht näherten sich die Männer der Blockhütte, die einsam am Fuß der hoch aufragenden Berge stand. Sie bildeten einen breiten Halbkreis, und unter ihren Stiefeln knirschte leise der schneebedeckte Kies. "Der Jude hatte seine Chance", knurrte der vierschrötige Hüne, dessen schwarzer Mantel und flacher, breitkrempiger Hut ihm das Aussehen eines Predigers verliehen, der er nicht war. "Aber jetzt ist unsere Geduld am Ende."

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Seitenzahl: 425

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Impressum

BASTEI LÜBBE AG Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Für die Originalausgaben: Copyright © 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2021 by Bastei Lübbe AG, Köln Covermotiv: © Boada/Norma ISBN 978-3-7517-0900-2 www.bastei.de www.luebbe.de www.lesejury.de

Jack Slade

Lassiter Sammelband 1822 - Western

Inhalt

Jack SladeLassiter - Folge 2347Sie lagen auf einer Anhöhe zwischen Felsnadeln: vier Indianer und ein Weißer. Unter ihnen im Flusstal, zwei Steinwürfe entfernt, zog eine Kolonne aus Planwagen den Rocky Mountains entgegen. Die Silhouette der fernen Berge sah aus wie das Gebiss eines Grizzlys. Die Kolonnenspitze war längst hinter der nächsten Flussbiegung verschwunden. Eines der letzten Fuhrwerke stand plötzlich still; andere rollten an ihm vorbei. "Es klappt", sagte der Weiße, ein kräftiger Mann mit Augenklappe und langem grauen Haar. "Wenn ihr schnell genug zugreift, gehört sie euch." Der Indianer neben ihm richtete einen Spiegel gegen die Sonne. Den schwenkte er hin und her und spähte dabei zum Hügelkamm auf der anderen Talseite. Wenig später preschten von dort vier Reiter den Hang hinunter. Gewehrschüsse hallten über das Flusstal.Jetzt lesen
Lassiter - Folge 2348Aus dem Hühnerstall der Circle H Ranch drang nervöses Gackern, als sich die beiden Bewaffneten mit einem Brecheisen Zutritt verschafften. Die Männer hebelten die Hintertür des Holzverschlags auf und rissen ein Zündholz an. "Verschwindet, ihr Biester!", knurrte der Ältere von beiden und trat nach den Hühnern. "Mir gefällt's nicht, dass wir Hoffman nirgendwo sehen." "Er kommt immer um diese Zeit", flüsterte der andere und untersuchte die Futtertröge. "Nach seinen Marotten lässt sich die Uhr stellen." Die Männer krochen hinter die beiden Holztröge, deren Ränder mit weißem Hühnerkot bedeckt waren. Sie zogen ihre Revolver und starrten zur Stalltür hinüber. "Dann hat sein letztes Stündlein soeben geschlagen", zischte der Ältere und kniff ein Auge zusammen.Jetzt lesen
Lassiter - Folge 2349Im Schutz einer mondlosen Nacht näherten sich die Männer der Blockhütte, die einsam am Fuß der hoch aufragenden Berge stand. Sie bildeten einen breiten Halbkreis, und unter ihren Stiefeln knirschte leise der schneebedeckte Kies. "Der Jude hatte seine Chance", knurrte der vierschrötige Hüne, dessen schwarzer Mantel und flacher, breitkrempiger Hut ihm das Aussehen eines Predigers verliehen, der er nicht war. "Aber jetzt ist unsere Geduld am Ende." Die Umstehenden nickten schweigend, und ihre Hände packten die Gewehre fester. Der Schwarzgekleidete hob die Hand und deutete auf die Hütte. "Wer nicht hören will, soll brennen. Shane, seine Squaw und der Bastard haben ihr Lebensrecht verwirkt!" Mit diesen Worten riss er ein Zündholz an und hielt es an die Pechfackel in seiner Linken.Jetzt lesen

Inhalt

Cover

Impressum

Der Schwarze Coyote

Vorschau

Der Schwarze Coyote

Sie lagen auf einer Anhöhe zwischen Felsnadeln: vier Indianer und ein Weißer. Unter ihnen im Flusstal, zwei Steinwürfe entfernt, zog eine Kolonne aus Planwagen den Rocky Mountains entgegen. Die Silhouette der fernen Berge sah aus wie das Gebiss eines Grizzlys.

Die Kolonnenspitze war längst hinter der nächsten Flussbiegung verschwunden. Eines der letzten Fuhrwerke stand plötzlich still; andere rollten an ihm vorbei. »Es klappt«, sagte der Weiße, ein kräftiger Mann mit Augenklappe und langem grauen Haar. »Wenn ihr schnell genug zugreift, gehört sie euch.«

Der Indianer neben ihm richtete einen Spiegel gegen die Sonne. Den schwenkte er hin und her und spähte dabei zum Hügelkamm auf der anderen Talseite. Wenig später preschten von dort vier Reiter den Hang hinunter. Gewehrschüsse hallten über das Flusstal.

Elizabeth Redford lächelte verträumt. Sie fand es schön, durch das Mittagslicht dem Gebirge entgegen zu fahren. Auch der Fluss gefiel ihr. Mit seinen vielen Biegungen und den schilfbewachsenen Uferabschnitten erinnerte er sie an den Barren River, an dessen Ufer ihre Heimatstadt lag.

Oder nein: ihre ehemalige Heimatstadt.

Die Planwagen rollten in kurzen Abständen am Ufer entlang. Ein Fuhrwerk nach dem anderen verschwand an der nächsten Flussbiegung hinter der Bergflanke aus Elizabeths Blickfeld. Ihr Bruder Amoz peitschte den Ochsen die Zügelriemen um die Flanken. Er wirkte seltsam ungeduldig. Einer der hinteren Wagen rollte an ihnen vorüber.

Elizabeth summte vor sich hin. Sie merkte kaum, dass der eigene Planwagen langsamer wurde. Lächelnd schaute sie zur fernen Silhouette der Rocky Mountains. Lagen diese sagenhaft hohen Berge erst einmal hinter ihnen, dann war Oregon nicht mehr weit.

Wieder überholte einer der anderen Wagen sie. »Alles in Ordnung bei euch, Betty?«, rief der Mann auf dem Kutschbock herüber, ein ehemaliger Nachbar aus Bowling Green, Kentucky. Elizabeth fuhr aus ihren Tagträumen hoch, nickte und winkte.

Ihr Wagen wurde langsamer und langsamer. Betty stutzte – darauf also hatte der ehemalige Nachbar angespielt. Ein Geräusch irgendwo unter ihr hörte sich an, als würde Eisen gegen Holz scharren. Der Planwagen schaukelte hin und her; und plötzlich stand er still. Amoz fluchte und stieg vom Bock.

Ihr Bruder, ein schlaksiger Mann Mitte zwanzig, war sieben Jahre älter als Betty. Hellblond wie sie, hatte er auch die gleichen hellblauen Augen. Seine Frau und seine Kinder fuhren auf dem Wagen der Eltern ganz vorn in der Kolonne.

Amoz ging vor dem linken Vorderrad in die Hocke, bückte sich bis ins Gras und fluchte erneut. Wieder rollte ein Planwagen vorbei. Der strohblonde Schmied von Bowling Green, der junge James Baker, rief ihr einen Gruß zu, und ob er helfen könne.

Betty winkte ab – ein Reflex, denn sie wollte nichts zu tun haben mit dem hochgewachsenen und bulligen Schmied. Seit Wochen schon mied sie seine Nähe, seit er beim Vater um ihre Hand angehalten hatte.

Amoz fluchte und schimpfte immer lauter. »Du darfst nicht fluchen, Amy!«, rief Betty. »Das weißt du ganz genau!«

»Bullshit!« Ihr Bruder hörte sie nicht. »Gottverdammter Bullshit!«

»Schäm dich, Amoz!« Betty stieg vom Bock und ging neben ihm in die Hocke. »Was ist los?«

»Die Achse hat sich aus dem Radlager gelöst.« Er deutete unter den Wagen, und jetzt fiel Betty die schräg nach unten ragende Achse auf. »Wie kann das sein?« Amoz kroch unter den Wagen. »Dad und ich haben doch gestern Abend erst alle Räder kontrolliert!«

Betty kniete im Gras und beobachtete, wie Amoz die Achse abtastete. Ein Ausdruck tiefen Entsetzens legte sich plötzlich auf seine Miene. Sie erschrak. »Jemand hat den Bolzen gelöst«, sagte ihr Bruder leise.

Auf einmal fielen Schüsse. Betty sprang hoch, rannte ans Wagenheck und spähte zum Fluss. Geschosse jaulten über die Uferböschung. Betty ging sofort in die Hocke und kauerte sich neben das Hinterrad. Vier Reiter jagten am anderen Ufer den Hang herunter und trieben ihre Pferde in den seichten Fluss.

»Indianer!«, rief Amoz. »Unter die Plane mit dir, Betty! Schnell, und wirf mir das Gewehr herunter!« Er schob sich unter dem Wagen hervor, aschfahl im Gesicht. »Und dann kriech unter alle Decken und Kleider, die du greifen kannst!«

Betty stieg auf den Kutschbock. Ihr Blick fiel auf den Planwagen, der sie zuletzt überholt hatte, den Wagen des bulligen Schmiedes. James Baker hielt an, beugte sich seitlich vom Bock und blickte zurück zu ihr.

Plötzlich bebte der Kutschbock unter Betty, und es donnerte und krachte. In einer mächtigen Staubwolke polterten Felsbrocken den Hang herab, stürzten auf den Uferweg und begruben den Wagen des Schmiedes unter sich.

»Wo bleibt das Gewehr?«, brüllte Amoz.

Betty erwachte aus ihrer Schreckensstarre, stieg vom Bock auf die Ladefläche und kramte mit zitternden Händen die Waffe zwischen dem Sattelzeug heraus. »Das Gewehr!« Die Stimme ihres Bruders überschlug sich, so laut brüllte er.

Plötzlich hörte Betty Hufschlag wie von wildem Galopp. Und dann explodierte ein Schuss direkte neben dem Planwagen. Amoz brüllte noch lauter, aber nicht mehr nach seinem Gewehr.

»Amoz!« Betty fuhr herum. Ihr Bruder schrie wie unter großen Schmerzen. »Was ist mit dir, Amoz?« Der Wagen schaukelte heftiger auf einmal. Das Gewehr in den Händen, wollte Betty zurück auf den Kutschbock klettern, doch auf einmal richtete sich ein hagerer, bronzehäutiger Mann vor ihr auf. Sie sah in dunkle Augen und in ein junges, ebenmäßiges Gesicht.

Ein Indianer!

Betty hob die Flinte – doch zu spät: Der Indianer packte sie am Kleid und zerrte sie auf den Kutschbock. Sie hörte Stoff reißen und sprang vom Bock. Das Kleid hielt sie fest – und riss endgültig. Betty stürzte von der Kutsche und prallte auf den Boden. Als sie den Kopf hob, stand der Indianer mit ihrem Kleid in der Hand über ihr. Sie raffte das Mieder um ihren Busen zusammen. Warum schrie Amoz nicht mehr?

Sie stemmte sich hoch, wollte weglaufen, doch ein zweiter Indianer stürmte auf sie zu. Er hielt ein Beil in der Faust und schlug ihr die flache Klingenseite gegen die Schläfe. Betty wurde ohnmächtig.

Als sie wieder zu sich kam, lag sie auf dem Rücken eines Pferdes. Der Indianer hielt sie fest und trieb sein Tier die Flussböschung hinunter. Etwas Helles baumelte dicht neben ihr am gescheckten Pferdehals. Ein blonder Haarschopf, blutverschmiert. Bettys Angst steigerte sich zu blankem Entsetzen.

Sie strampelte, schlug um sich und schrie um Hilfe. Noch nie hatte so viel Panik ihr die Brust zusammengepresst, in ihrem ganzen Leben noch nicht. Der indianische Reiter brüllte sie an. Doch sie bäumte sich auf und schlug nach ihm. Für einen Moment konnte sie sein Gesicht sehen: sonnenverbrannte Haut, eng beieinanderstehende hellbraune Augen und eine vernarbte und vielfach gebrochene Nase.

Er rammte ihr die Faust ins Gesicht. Betty drohten erneut die Sinne zu schwinden; sie erschlaffte. Der Indianer aber beugte sich über sie und die Mähne seines Pferdes. Er zischte etwas in einer für Betty unverständlichen Sprache und galoppierte durch den Fluss. Am anderen Ufer jagte er den Hang hinauf.

***

Die Abenddämmerung lag schon über Gipfeln, Wald und Fort, als man dem Reiter das Tor öffnete. Er ritt hindurch und die Torflügel schlossen sich wieder. Ein langer, mühevoller Weg lag hinter ihm. Sein Magen knurrte.

Ein Mann in blauer Uniform, mit Armeehut und gelbem Halstuch trat aus dem Ausgang des Wachturms und kam zu ihm. Sein forschender Blick gefiel dem Reiter.

»Willkommen in Fort Laramie.« Der kleine drahtige Soldat streckte die Rechte zum Pferderücken hinauf. »Wie, sagten Sie, war ihr Name, Sir?«

»Lassiter.« Der Mann von der Brigade Sieben beugte sich hinunter und ergriff die ausgestreckte Hand. »Einfach nur Lassiter.«

»Ah, der Scout aus Denver, richtig?« Lassiter nickte. »Lieutenant Curtis, Henry Curtis. Freut mich, dass Sie es noch vor der Nacht geschafft haben, Lassiter.« Er deutete auf ein zweistöckiges Gebäude auf der anderen Seite des großen Exerzierplatzes. »Dort ist die Kommandantur. Der General erwartet Sie.«

»Danke, Lieutenant.« Lassiter tippte sich an die Hutkrempe und lenkte sein Tier über den Platz.

Vor den ausgedehnten Stallungen des Forts striegelten Soldaten ihre Pferde. Aus der Schmiede strahlte Feuerschein und drangen Hammerschläge. Da und dort drehten sich Windräder. Auf der Veranda vor den Mannschaftsunterkünften hockten Soldaten und würfelten oder spielten Karten.

Hinter den Fenstern der Kommandantur brannte Licht. Vor dem Eingang standen ein paar Soldaten und steckten die Köpfe zusammen. Eine blonde Frau lehnte über das Geländer und blickte Lassiter entgegen.

Er stieg vom Pferd und band es fest. Die Frau lächelte ihm zu. »Wo kommst du denn so spät noch her, Cowboy?«

»Zuletzt aus einer Höhle am North Fork River.« Er schaute an sich hinunter – seine Stiefel waren staubig, seine Hose dreckig. »Sehe ich aus wie ein Cowboy?«

»Ein bisschen.« Sie trug eine Reithose. Ihr Lächeln wirkte offen und selbstbewusst. Ihr langes, etwas zerzaustes Blondhaar hing ihr weit über die üppigen Wölbungen unter ihrem roten Hemd. Ihr schönes Gesicht war schmal und ein wenig kantig, ihre Gestalt groß und schlank. »Wo bist du losgeritten?«

»In Denver, vor einer Woche.« Er ging zu ihr und reichte ihr die Hand. »Zur Bahnstation. Und dann von Cheyenne aus fünf Tage im Sattel bis hierher.«

Er hielt ihre Hand länger fest, als es nötig gewesen wäre. Ihr Lächeln wurde eher noch freundlicher. »Nennen Sie mich Lassiter. Gleich bei der Ankunft in Fort Laramie eine schöne Frau zu sehen war das Letzte, was ich erwartet habe.« Er sah ihr tief in ihre grünen Augen.

»Dann bin ich also eine Art Willkommensgruß aus Fleisch und Blut.« Sie sprach jetzt leiser und äugte zu den Männern vor der Tür. Die beobachteten sie und Lassiter. »Danke für die Blumen, Lassiter. Ich bin Jane Martin aus Mansfield. Nenn mich Jane.«

»Mansfield, Ohio?« Sie nickte. Lassiter ließ ihre Hand los. »Musst mir gelegentlich erzählen, was dich so weit in den Westen verschlagen hat. Man sieht sich.« Er tippte sich an die Hutkrempe und stieg die Vortreppe zur Veranda hinauf.

Die Soldaten vor der offenen Tür musterten ihn – teils neugierig, teils misstrauisch. Alles Offiziere, wie der Mann von der Brigade Sieben an ihren Schulterstücken erkannte. Er begrüßte auch sie mit Handschlag. »Lassiter. Ihr Kommandant erwartet mich.«

Seine gradlinige Höflichkeit verblüffte die Männer; sie nickten nur oder nuschelten einen verlegenen Gruß. Lassiter wandte sich der offenen Tür zu und stieg die Treppe zum Office des Generals hinauf.

Er hatte gerade die Hälfte der Stufen hinter sich, da öffnete sich oben eine Tür und ein Soldat kam aus dem Office. Er war mittelgroß und hatte scharf geschnittene, harte Gesichtszüge. Silbrige Strähnen durchzogen seine dunklen Locken.

Die Treppe war schmal und der Mann rempelte Lassiter im Vorübergehen an. Statt sich zu entschuldigen, fluchte er nur und stapfte an ihm vorbei die Treppe hinunter, ohne ihn eines Blickes zu würdigen.

Lassiter klopfte. Eine tiefe Stimme hieß ihn eintreten. Tief über Landkarten gebeugt saß der Kommandant an seinem Schreibtisch. Er hieß Miller, das wusste Lassiter aus dem Telegramm der Brigade Sieben, das ihn zehn Tage zuvor in Denver erreicht hatte.

»Sie hatten vorgestern Geburtstag, Sir.« Lassiter sprach die Codeworte, mit denen er sich laut Telegramm aus Washington als Agent der Brigade Sieben ausweisen sollte. »Ich gratuliere nachträglich.«

General Miller hob den Blick und zog die Brauen hoch. »Unser Späher?« Er erhob sich langsam. »Lassiter?« Aus freundlichen Augen musterte er seinen späten Gast.

»Richtig, General, Sir.«

Der hochrangige Verbindungsmann zur Brigade Sieben, kam hinter seinem Schreibtisch hervor. »Freut mich, Lassiter.« Sie begrüßten einander. »Eine halbe Stunde später und Sie hätten Fort Laramie nicht mehr von einem Geröllfeld oder dem Wald unterscheiden können.« Miller deutete zum Fenster – es war dunkel geworden inzwischen.

Er kehrte hinter seinen Schreibtisch zurück, wies auf einen freien Stuhl an dessen Vorderseite und schenkte Wasser aus einem Krug in zwei Gläser aus. »Wenn wir hier fertig sind, gehen Sie in die Küche, Lassiter. Dort kriegen Sie eine ordentliche Mahlzeit. Doch bis dahin müssen Sie sich mit Wasser begnügen. Und einem Auftrag, der es in sich hat.«

Auf die Stuhllehne gestützt und die rechte Hand zwischen zwei geöffneten Knöpfen in der Herzgegend unter die Uniformjacke geschoben, prostete er Lassiter zu. Mit Wasser!

»Sie sind Tanner schon begegnet, nicht wahr?«, fragte er. »Haben Sie auch schon mit ihm gesprochen?«

»Tanner?« Lassiter runzelte die Stirn.

»Der Major, der vor Ihnen mein Office verlassen hat.«

»Der rannte an mir vorbei, bevor ich auch nur grüßen konnte.« Lassiter erinnerte sich nicht gern an die unfreundliche Begegnung.

»Sieht ihm ähnlich.« Der General zuckte mit den Schultern. »Nun, Tanner gilt als wortkarg und wenig gesellig.«

»Hat er was mit meinem Auftrag zu tun?« Lassiter nippte an seinem Wasser. Ein Becher mit heißem Kaffee wäre ihm lieber gewesen.

»Das hat er in der Tat.« Endlich setzte Miller sich wieder hinter seinen Schreibtisch. »Er wird den Spähtrupp leiten, der die Strafexpedition gegen die Nez Percé vorbereiten soll. Und er wird Sie ins Gebiet der Indianer führen. Dort, im Norden des Großen Beckens, vermuten wir mindestens drei weiße Frauen und Mädchen, die von den Nez Percé geraubt wurden. Wahrscheinlich sind es sogar noch mehr.«

»Mädchenraub also.« Lassiter begriff schlagartig, dass harte Wochen vor ihm lagen. »Und ich soll die armen Geschöpfe finden und befreien?«

»Erst einmal nur finden, Lassiter. Die Kavallerie übernimmt dann die Befreiung. Nur im Notfall oder wenn es gefahrlos möglich ist, dürfen Sie auch Gefangene befreien.«

»Sind die Männer des Spähtrupps eingeweiht?«

Miller schüttelte den Kopf. »Offiziell kundschaftet Tanners Spähtrupp die Lager der Nez Percé aus. Die Indianer halten sich nicht an gültige Verträge, also müssen wir sie bestrafen. Und so eine Strafexpedition muss gründlich vorbereitet werden.«

»Und inoffiziell dient mir der Spähtrupp als bewaffnete Eskorte, damit ich die Mädchen finde.« Irgendetwas an seinem Auftrag befremdete Lassiter. Er kam nicht gleich drauf, was.

»Der Spähtrupp besteht aus knapp zwei Dutzend Männern. Keiner weiß von den Mädchen und keiner kennt Ihren Auftraggeber, Lassiter. Geschweige denn Ihren Auftrag.« Er beugte sich vor, faltete die Hände auf dem Schreibtisch und senkte die Stimme. »Auch Major Tanner nicht übrigens.«

»Wissen Sie, was ich mich frage, Sir?« Lassiter wurde plötzlich klar, was ihn stutzig machte. »Warum suchen nicht Tanner und seine Späher nach den verschwundenen Mädchen? Oder warum marschiert nicht die geplante Strafexpedition in die Lager der Nez Percé und befreit die Mädchen? Wozu die Geheimniskrämerei?«

»An den Ost-West-Routen sind in den letzten Jahren weit mehr Frauen und Mädchen verschwunden als die drei erwähnten, Lassiter.« Todernst wirkte der General plötzlich. »Zwei konnte die Kavallerie im Süden aus den Händen der Apachen befreien, ein junges Mädchen an der kanadischen Grenze. Irokesen hatten sie den Nez Percé abgekauft.«

»Soll das heißen …?« Lassiter verschlug es erst einmal die Sprache. Aus zusammengekniffenen Augen musterte er den General. Endlich fand er wieder Worte. »Sie glauben an einen organisierten Handel mit weißen Frauen und Mädchen?«

Miller nickte. »Blonde Mädchen und Frauen sind überaus begehrt bei den Indianern.« Er zog eine Schublade in seinem Schreibtisch auf und holte ein dickes Kuvert heraus. »Deswegen die strenge Geheimhaltung. Wer auch immer in diesen schändlichen Sklavenhandel verstrickt sein mag – er darf auf keinen Fall Wind davon bekommen, dass die Regierung in dieser Angelegenheit ermittelt.«

»Sie halten es also für möglich, dass auch Weiße mit den Mädchenrauben zu tun haben?« Eins und eins zusammenzuzählen, gehörte für einen wie Lassiter zu den leichteren Übungen.

»Wir können gar nichts ausschließen.« General Miller schob das Kuvert über den Schreibtisch. »In den Unterlagen finden Sie die Personalien der Frauen, von denen wir wissen oder glauben, dass sie von den Nez Percé entführt wurden. Außerdem Landkarten und alles, was Sie über die Nez Percé und die Männer des Spähtrupps wissen müssen.«

Lassiter steckte das Kuvert in seine Jackentasche. Es war ungewöhnlich dick. »Ein komischer Vogel, dieser Tanner. Wird nicht einfach werden, mit ihm klarzukommen.«

»Ray Tanner hat während des Bürgerkriegs als Colonel auf Seiten der Konföderierten gekämpft. Nach dem Krieg hat man ihn degradiert, weil man ihm Verbindungen zu sogenannten Partisanen nachweisen konnte. Wenn Sie verstehen, was ich meine, Lassiter.«

»Ich verstehe sehr gut, General, Sir.« Die Partisanen der Südstaaten hatten während des Bürgerkriegs hart für ihren schlechten Ruf gearbeitet.

»Major Tanner wird den Spähtrupp führen, wie gesagt. Als ihr Vorgesetzter, Lassiter. Es bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als mit ihm klarzukommen. Er ist übrigens Reserveoffizier. Im bürgerlichen Leben verdient er sein Geld als bewaffneter Begleitschutz bei der Eisenbahngesellschaft oder als Scout. Die Army ruft ihn hin und wieder für Spezialaufträge unter die Fahne.«

Nachdenklich betrachtete Lassiter die Karte, die der General vor sich auf dem Schreibtisch ausgebreitet hatte. Sofort fand sein Blick den Snake River und folgte seinem Lauf bis zu den Blue Mountains. In diese abgelegene Gegend also hatten die Indianer die weißen Frauen verschleppt. Und irgendwo dort würde er die nächsten Wochen verbringen.

»Das wäre es, Lassiter«, sagte der General. »Mehr habe ich Ihnen nicht zu sagen.

Lassiter nickte langsam. »Diese armen Mädchen«, sagte er leise.

***

Wasser klatschte in ihr Gesicht. Elisabeth Redford riss die Augen auf. Indianer standen um sie herum, starrten sie an und gestikulierten. Zwei stritten miteinander – der mit der gebrochenen Nase und der mit dem ebenmäßigen Gesicht. Bettys Schädel schmerzte, sie hatte keine Ahnung, wie lange sie bewusstlos gewesen war.

Die Indianer fesselten sie auf einen Mustang und ritten der untergehenden Sonne entgegen. Bis tief in die Nacht hinein musste sie es auf dem Pferderücken aushalten. Sie schlief ein, noch bevor jemand ein paar Felle über sie warf.

Am nächsten Morgen gab es trockenes Fleisch, Maisfladen und Wasser. Danach fesselte ein Indianer sie auf ein geschecktes Pferd und Betty musste wieder reiten, immer weiter nach Westen, immer tiefer in die Berge hinein.

Manchmal heulte sie vor Kopfschmerzen und Entsetzen, manchmal verlor sie das Bewusstsein. Dann wieder ein Sonnenuntergang, wieder eine Nacht.

Manchmal, bevor einer ihr Felle zum Zudecken gab, lieferten die beiden Streithähne sich heftige Wortgefechte. Längst hatte Betty in ihnen die beiden Indianer erkannt, die ihren Planwagen überfallen hatten. Es ging um sie, viel mehr begriff sie nicht. Dann wieder ein Morgen, und erneut band man sie auf ein Pferd.

So ging das viele Tage lang. Wie viele genau, konnte Betty später nicht mehr sagen – sie verlor jedes Zeitgefühl. Wie ein endloser Fiebertraum krochen Stunden und Tage dahin.

Oft zitterte Betty am ganzen Körper und klapperte mit den Zähnen. Wenn sie genug Kraft hatte, betete sie. Oft weinte sie. Und viel zu oft musste sie an den hellen, blutigen Haarschopf denken. Nein, sie wollte nicht wissen, was der zu bedeuten hatte.

Irgendwann dann, in einer der viel zu vielen Nächte, trottete das Pferd, das sie trug, steil bergab. Stockfinster war es, und Betty hätte nicht sagen können, ob sie durch einen Wald oder durch eine Wüste ritt. Fieberschauer ließen sie zittern. Und sie wünschte sich zu sterben, so erschöpft und zerschlagen fühlte sie sich.

Auf einmal tönten Stimmen aus der Dunkelheit, und Fackelschein fiel auf Reiter, auf kleine scheckige Pferde und indianische Männer und Frauen zu Fuß. Betty riss die Augen auf, blickte nach allen Seiten.

Indianische Krieger, jünger als sie selbst, zerrten sie vom Pferd. Hinter ihnen erhoben sich die Umrisse zahlreicher Tipis. Betty war so schwach, dass sie auf die Knie sank.

Halbwüchsige und Kinder drängten sich an sie heran und langten nach ihrem Haar. Sie stießen Laute aus, die in den Ohren der verängstigten Betty nach Erstaunen und Bewunderung klangen. Eine alte Indianerin legte ihr die Hand auf die heiße Stirn.

Plötzlich schimpfte jemand, stieß die Halbwüchsigen und die Alte zur Seite und packte Betty am Arm. Im Fackelschein sah sie sein Gesicht: eng beieinanderstehende Augen und eine durch Brüche und Narben entstellte Nase.

Der Krieger, der sie auf seinem Pferd vom Planwagen verschleppt hatte! Der unterwegs so oft mit dem aneinandergeraten war, den sie zuerst auf dem Wagen gesehen hatte.

Er riss sie hoch. Betty stockte der Atem. Sie zog die Schultern hoch und verschränkte die Arme vor der Brust. Der harte Griff des Kriegers schmerzte, doch sie machte sich schwer und stemmte die Beine ins Gras. Es nützte ihr nichts – der Indianer zerrte sie mit sich zu einer der zeltartigen Behausungen.

Das Fieber machte sie schwindlig. Sie brach zusammen. »Amoz!« Betty weinte. »Dad!« Betty schrie. »Lieber Herr Jesus, hilf mir!« Betty heulte so laut, dass einige Frauen und Halbwüchsige sich die Ohren zuhielten.

Es nützte ihr alles nichts – wie ein erbeutetes Stück Wild schleifte der schreckliche Krieger sie zu seinem Tipi. Betty wusste, was ihr bevorstand. Schon streckte der Indianer die Rechte nach der Eingangsplane aus.

Plötzlich ein Schatten von links – ein anderer Indianer schob sich zwischen den Eingang des Tipis und den Krieger, der Betty als seine Beute betrachtete. Herausgebellte Worte flogen hin und her. Andere Indianer kamen dazu, unter ihnen die Alte. Sie trug eine Fackel.

Der Schein fiel auf das Gesicht dessen, der den Weg in das Tipi versperrte, auf ein junges und ebenmäßiges Gesicht mit sanften Zügen. Betty erkannte den Indianer wieder, der sie vom Kutschbock gestoßen hatte. Und jetzt hielt er den anderen, älteren, davon ab, sie in sein Tipi zu zerren. Ängstlich und zugleich voller Dankbarkeit sah sie ihn an.

Wie schon auf dem langen Weg hierher so oft, stritten die beiden aufs Heftigste. Der Wortwechsel wurde immer lauter, andere mischten sich ein. Natürlich verstand Betty rein gar nichts, sie ahnte nur dunkel, worum es ging: Der jüngere Indianer beanspruchte sie für sich.

Es wurde gebrüllt, ein Handgemenge entstand. Der Krieger, der sie festhielt und in das Tipi schaffen wollte, versuchte den Jüngeren zur Seite zu schieben. Doch der stieß ihn mit beiden Fäusten gegen die Brust, so dass er zurücktaumelte und neben Betty ins Gras stürzte.

Sofort bückte sich die Alte nach ihr und half ihr auf die Beine. Der mit der gebrochenen Nase sprang auf und wollte sich auf sie stürzen und wieder an sich reißen. Doch der jüngere ging dazwischen, und einen Atemzug später wälzten sich beide Indianer im Gras. Sie beschimpften einander und schlugen aufeinander ein.

Während die anderen Indianer versuchten, die beiden Kämpfer voneinander zu trennen, brachte die Alte Betty weg vom Tipi des brutalen Kriegers mit der gebrochenen Nase, und die Erleichterung darüber machte Betty noch schwindliger, als das Fieber sie schon machte. Der Boden unter ihren Schuhsohlen schien zu schwanken.

Zeltwände glitten vorüber, verschlafene Gesichter schauten hinter aufgeschlagenen Eingangsplanen heraus, ein paar Halbwüchsige liefen hinter ihnen her. Mädchen vor allem, wie Betty an den Stimmen erkannte. Einige stützten sie. Schließlich schob die Alte sie in ein Tipi. Betty sank zu Boden. Sie spürte Felle unter Knien und Händen.

Die Alte steckte die Fackel in einen schmalen Krug vor dem Zelteingang. Danach erteilte sie den Mädchen einige Anweisungen; so jedenfalls klang es für Bettys Ohren. Die jungen Indianerinnen liefen weg, und die Alte entzündete eine Öllampe, die in der Mitte des Tipis hing. Warmes flackerndes Licht verbreitete sich im Zelt.

Die Alte wandte sich Betty zu. »Keine Angst, ich pass auf dich auf«, sagte sie in stockendem Englisch.

Betty staunte sie an. Unter den wilden Rothäuten jemanden zu wissen, der ihre Sprache verstand, dämpfte das Gefühl absoluter Verlorenheit ein wenig. Ein Funke Hoffnung sprang in ihr Herz.

»Danke.« Sie griff nach der Hand der Alten. »Vielen Dank.« Das heiße Gesicht gegen die welken Finger der Indianerin gepresst, weinte sie lange.

Irgendwann kamen die Indianermädchen zurück. Sie brachten Kleider, Tücher und eine Schüssel mit Wasser. Die alte Indianerin half Betty, ihre durchgeschwitzten Kleider auszuziehen und sich zu waschen. Hinterher streifte sie ihr indianische Kleider über.

»Höre auf, dich zu wehren«, sagte sie. »Es nützt dir nichts, sondern bringt dir nur Schmerz und Verdruss. Ob du willst oder nicht: Sobald du gesund bist, bekommst du einen Mann. Wenn es nicht Schwarzer Coyote ist, wird es eben Kleiner Büffel sein.«

Betty erschrak. »Wer ist Schwarzer Coyote?« Schon den Namen fand sie entsetzlich.

»Der dich deinem Mann weggenommen hat und der dich eben in sein Tipi schleppen wollte. »Und Kleiner Büffel hat ihn daran gehindert. Er ist mein Enkel. Der Häuptling hat ihn mit meiner Tochter gezeugt.«

»Meinem Mann?« Betty starrte die Alte an. »Ich habe doch gar keinen Mann.«

»Schwarzer Coyote behauptet, er habe sich den Skalp deines Mannes geholt, bevor er dich auf seinem Mustang über den Fluss getragen hat.«

Jäh war Amoz’ Gebrüll wieder gegenwärtig. Betty wurde übel, und als sie die Augen schloss, sah sie das blutige blonde Haarbüschel am Pferdehals baumeln. Alle Kraft wich aus ihren Gliedern. Sie warf sich in die Felle und weinte bitterlich.

***

Die Küche von Fort Laramie lag in einer langen, halb offenen Blockhütte zwischen den Stallungen und der Werkstatt mit dem Holzlagerplatz. In einem riesigen Herd glühten noch angekohlte Holzscheite, und aus einem Topf darauf stieg Dampf. Es roch nach einer Mischung aus Wildfleisch und Bohnen.

Eine blonde Frau in schwarzer Wildlederjacke hockte neben dem Herd und schrieb in ein Buch. Die schöne Jane Martin. Als sie Lassiter bemerkte, klappte sie das Buch zu und stand auf. »Treibt dich der Hunger also doch noch zu mir?«

Lassiter staunte nicht schlecht. »Bist du denn die Köchin von Fort Laramie?«

»Nein, doch die beiden Köche sind betrunken und haben mich gebeten, dir das Essen warmzuhalten.« Sie schöpfte ihm eine dicke Suppe in einen Blechteller, eher eine Art Brei.

»Was ist das?«, wollte Lassiter wissen. Ihm fiel auf, dass sie statt Hemd und Hose nun ein eng geschnittenes und mit Rüschen besetztes blaues Kleid unter der Jacke trug.

»Nenne es Hirschfrikassee mit wilden Bohnen und wilden Zwiebeln von mir aus. Man kriegt es ganz gut herunter.« Jane Martin stellte ihm den Teller an einen Tisch und setzte sich zu ihm. »Lass es dir schmecken, Lassiter.«

Der Mann von der Brigade Sieben machte sich über die dunkle und nicht eindeutig zu bestimmende Breimasse her. Gar nicht schlecht.«

»Hunger ist der beste Koch.« Sie lächelte.

»Was treibst du dann an diesem abgelegenen Ort, wenn du nicht die Köchin bist? Hier gibt es doch nur Männer.«

»Stimmt nicht, Lassiter. Viele Offiziere haben ihre Frauen dabei. Einige sind sogar schwanger.«

»Du bist also mit einem Kavallerieoffizier verheiratet?«

»Gütiger Himmel – nein!« Jane hob abwehrend die Hände. »Sagen wir so – ich begleite einen Freund.«

Lassiter merkte schnell, dass sie nicht wesentlich mehr verraten wollte, also hakte er auch nicht nach. Er widmete sich seinem Wildeintopf und beantwortete ihre Fragen. Sie wollte natürlich wissen, was ihn, den Zivilisten aus Denver, hierher nach Fort Laramie getrieben hatte.

»Ich bin Scout. Man hat mich engagiert, um ein Kommando von Major Tanner durch die Jagdgründe der Nez Percé zu führen.«

»Oh! Dann werden wir uns ja noch ein paar Wochen lang über den Weg laufen!« Offenbar freute Jane diese Aussicht, denn sie klatschte in die Hände. »Ich bin nämlich auch auf der Suche nach den ›durchbohrten Nasen‹!«

»Gar nicht ungefährlich für eine schöne Frau wie dich.« Er schob ihr den leeren Teller über den Tisch. »Was um alles in der Welt willst du bei den Nez Percé?«

»Ich schreib’ ein Buch.« Mit seinem leeren Blechteller stand sie auf, ging zum Herd und schöpfte nach. »Über Chief Joseph, den Häuptling der nördlichen Nez Percé. Willst du einen Whisky?«

Chief Joseph machte zu jener Zeit viel von sich reden, weil er sich weigerte, sein Land zu verlassen und mit seinen Stämmen in ein Reservat umzusiedeln.

»Ein Buch über Chief Joseph?« Lassiter staunte die blonde Jane an. »Du bist ja verrückt!« Eine Frau, die über Indianer schrieb, war ihm noch nicht über den Weg gelaufen. »Lieber einen Kaffee.«

Sie stellte das Essen vor ihn hin. Dabei legte sie ihm kurz die Hand auf die Schulter. Er blickte auf und in ihr lächelndes Gesicht – plötzlich wusste er, dass er sie noch heute Abend erobern würde.

Jane ging zurück zum Herd, um Kaffee aufzubrühen. Dabei erzählte sie, was sie über Chief Joseph und seine Nez Percé im Norden des Großen Beckens wusste. »Die Regierung hat ihnen versprochen, dass sie in ihrer Heimat bleiben dürfen. Doch jetzt bricht Washington sein Wort und will die Nez Percé vertreiben. Das ist ungerecht! Wenn ich an Chief Josephs Stelle wäre, würde ich auch um meine Heimat kämpfen.«

»Schwierige Geschichte«, sagte Lassiter mit vollem Mund. »Sehr schwierig.« Er kratzte seinen Teller aus. »Es gibt auch unter den Indianern solche und solche, weißt du? Die südlichen Nez Percé zum Beispiel sind ein ziemlich kriegerisches Völkchen und ihre Häuptlinge gefährliche Burschen.«

Jane stellte ihm den Kaffee hin. Er fragte sich, was sie wohl zur Verschleppung jener bedauernswerten Mädchen sagen würde. Diesmal war er es, der seine Hand auf ihren Arm legte. »Danke.« Er hielt sie fest. »Du gefällst mir sehr, Jane. Ich mag dich.«

»Das höre ich gern.« Sie lächelte irgendwie schelmisch. »Ich mag dich auch, Lassiter.« Jane machte sich los und zog ihren Stuhl heran. Sie hatte sich ein halb mit Whisky gefülltes Glas mitgebracht.

Eine Zeitlang saßen sie schweigend, sahen einander an und lächelten sich zu. Jane begann von ihrer Heimat in Mansfield, Ohio zu erzählen. Wie schön ihre Kindheit und Jugend dort gewesen war, und wie ihr die kleine Stadt und die Sitten dort irgendwann zu eng geworden waren.

»Ich ging nach Chicago und arbeitete dort für eine Zeitung. Zwei Jahre lang. Danach verschlug es mich nach Saint Louis, dem Tor nach Westen. Dort war ich Lehrerin. Und jetzt bin ich hier.«

»Was für ein Glück für mich.« Lassiter küsste ihre Hand und sie fuhr ihm zärtlich über die Wange. »Weißt du, was? Ich habe keine Ahnung, wo ich übernachten soll.« Darüber hatte der General nicht gesprochen.

»Aber ich.« Jane griff in ihre Jackentasche und zog einen Schlüssel heraus. »In der Kammer eines Captains, der für die Pferde zuständig ist. Der arme Kerl liegt mit einer Schusswunde im Lazarett, und der Koch hat mich gebeten, dir den Schlüssel zu seiner Kammer zu geben.«

Sie tranken aus und Lassiter holte sein Pferd und sein Gepäck. Im Stall tränkte und fütterte er sein Tier. Danach griff Jane sich eine Öllampe und führte ihn zur Kammer des kranken Captains.

Während Jane im Türrahmen lehnte, sah Lassiter sich darin um. Es war ein kleiner kahler Raum mit einem Fenster zum Exerzierhof. Ein Bett, eine Truhe, ein Tisch und ein Stuhl standen darin.

»Gute Nacht, Lassiter.« Jane lächelte auf eine Weise, die ihm alles verriet, was er wissen musste: Sie dachte noch lange nicht an Abschied.

Lassiter riss ein Schwefelholz an und entzündete eine Öllampe über dem Bett. »Wie wäre es, wenn du mir noch ein wenig Gesellschaft leistest?« Er ging zu ihr, lehnte neben sie und streichelte ihr Blondhaar. »Ich meine, ich war eine Woche lang vollkommen allein. Abgesehen von ein paar Wölfen und einem Silberlöwen.«

»Du weißt ja nicht, welche Art von Wildtier sich hinter meinem Lächeln verbirgt.«

»Vielleicht erfahre ich es ja noch heute Nacht. Komm schon rein.«

Sie trat in die Kammer und zog die Tür hinter sich zu. »Also gut, wenn du es wagst?«

Lassiter hielt sie an den Schultern fest und drückte sie gegen die Tür. »Ich küss’ dich jetzt.«

»Ich bin gespannt, ob du dich das traust.« Er küsste sie auf den Mund, und sofort umarmte sie ihn und drang mit ihrer Zunge in ihn ein.

***

Eines Morgens weckten Lärm und Sonnenlicht Betty. Sie fuhr hoch und blinzelte in einen Strahl der Morgensonne, den eine im Wind flatternde Plane ins Halbdunkel ließ. Sie spürte sofort, dass sie kein Fieber mehr hatte.

Sie blickte an sich hinunter – ihr Körper steckte in einem Kleid aus Wildleder. Die Alte hatte es ihr angezogen. Die fiel ihr als Erstes wieder ein, danach die jungen Indianermädchen. Wie viele Tage und Nächte hatten sie sich an ihrem Krankenlager abgewechselt? Fünf? Fünfzehn? Betty vermochte es nicht zu sagen.

Düstere Erinnerungsbilder von ihrer Ankunft bei den Indianern schossen ihr durch den Kopf. Sie dachte an den Kampf der beiden Krieger, sie dachte an den langen Ritt durch die Wildnis. Und plötzlich war es ihr, als würde sie Amoz’ Schreie wieder hören. Ihr Herz schlug noch schneller, Tränen stiegen ihr in die Augen.

Die Schlafstätte neben ihr war leer, die Felle jedoch noch warm. Sie entsann sich: Die alte Indianerin hatte während all der Tage neben ihr geschlafen. Draußen hörte sie Gesang und das Klappern von Holzgeschirr; unter einigen Mädchenstimmen erkannte sie auch die Stimme der Alten.

Bettys Kopf war müde; wie halb betäubt fühlte sie sich noch. Nur vage konnte sie sich an die Tage der langen Krankheitszeit erinnern. Mit jedem Atemzug wurde ihr die gefährliche Lage bewusster, in die sie geraten war: Sie lag auf Tierfellen in einem Indianerzelt mitten in der Wildnis, kein Planwagen weit und breit, sie war gefangen und ein Indianer wollte sie schänden.

Und ihre Familie? Die war weit weg und völlig unerreichbar. Es gab einfach niemanden, der ihr hätte helfen können.

Sie wunderte sich, weil sie die letzten Nächte so tief und traumlos geschlafen hatte. Waren die Lieder schuld, die ihr die Alte vorgesungen hatte? Oder hatte die Indianerin ihr eine Medizin in das Wasser gemischt, das sie ihr vor dem Schlafen gereicht hatte? Oder lag es einfach nur an der Erschöpfung nach all den Fiebertagen?

Plötzlich stand ihr das Gesicht jenes brutalen Kriegers mit der gebrochenen Nase vor Augen. Schwarzer Coyote hieß der widerwärtige Kerl. Der wollte sie zur Frau nehmen, hatte die Alte erzählt. Der hatte Amoz getötet und skalpiert!

Betty setzte sich auf und ballte die Fäuste. »Ich hasse dich!«, zischte sie. »Ich hasse dich aus ganzem Herzen, und ich will, dass du stirbst, du verfluchter Teufel!«

Zitternd lauschte Betty ihrer eigenen Stimme nach – und erschrak vor sich selbst. Hatte sie nicht Amoz ermahnt, nicht zu fluchen, kurz, bevor es geschah?

»Amoz …« Tränen schossen ihr aus den Augen. »Mein armer, armer Bruder …« Plötzlich bückte sich die Alte in das Tipi und befahl ihr, nach draußen zu kommen. Betty wischte sich die Tränen ab, schlüpfte in ihre Schnürstiefel und gehorchte.

Etwa ein Dutzend Frauen und Mädchen hockte um eine große Holzschüssel. Mit neugierigen Blicken musterte man sie. Ein Mädchen griff nach ihrer Rechten, zog sie neben sich und hielt sie fest. Betty wagte nicht, die fremde Hand abzuwehren.

»Iss.« Die Alte deutete auf die Schüssel.

»Ich habe keinen Hunger.«

»Du sollst essen, sage ich.«

»Was ist das?«

»Ein Brei aus Mais, Beeren und Bisonfett.« Die Alte drückte ihr einen Holzlöffel in die Hand. »Iss jetzt.«

Betty zwang sich und löffelte einen Bissen aus der Schüssel. Der Brei schmeckte herb und fremdartig. Alle aßen mit eigenem Löffel aus der gleichen großen Holzschüssel. Die Alte stieß Betty von der Seite an und bedeutete ihr weiter zu essen.

Sie gehorchte. »Wie heißt du?«, fragte sie die alte Indianerin.

»Rote Eule.«

»Ich heiße Betty.«

Die Alte antwortete nicht, nickte nicht einmal.

Die Morgensonne stieg über den Horizont. Zwischen den Tipis, die sie umgaben, hörte Betty Schritte und Stimmen. Hin und wieder ging jemand vorüber. Nach dem Essen erhob sich Rote Eule. »Gehe zurück ins Tipi«, sagte sie. »Zwei Tage darfst du noch ruhen.«

»Und dann?«, fragte Betty.

»Dann bringe ich dich zur Versammlung der Ältesten. Schwarzer Coyote hat sie einberufen, damit ihm der Rat sein Recht gegen meinen Enkel zuspricht.«

»Sein Recht?«

»Dich.«

Bettys Knie wurden sehr weich. Sie zog die Schultern hoch. Auf einmal zitterte sie wieder.

***

Wild und mit weit offenem Mund – so erwiderte Jane seine Küsse. Dabei drängte sie sich immer dichter an Lassiter heran und hielt ihn fest, als wollte sie ihn nie wieder loslassen. Wie ein Verdurstende kam sie ihm vor.

Er spürte die festen Wölbungen ihres Busens an seiner Brust, spürte auch, wie schnell er sich hob und senkte. Ihr Atem schien bereits zu fliegen. Das erregte ihn sehr.

Nach langem Kuss erst löste Jane sich von seinen Lippen. Sie trat einen halben Schritt zurück und begann, ihr Kleid aufzuknöpfen. Knopf für Knopf löste sie, und der rüschenbesetzte Kragen fiel auseinander. Ihre Schlüsselbeine unter dem Ansatz ihres Halses wurden sichtbar, die Kerbe zwischen ihren vom Dekolletee zusammengedrückten Brüsten öffnete sich. Ein herrlicher Anblick.

»Mach weiter, wenn du willst.« Sie nahm seine Hände und führte sie zu ihrem Dekolletee. Lassiter löste den nächsten Knopf. Ihre Brüste quollen aus ihrem Kleid – zwei große weiße Pfirsiche mit blassen, leicht nach oben gekrümmten Stielen.

Der schöne Anblick raubte ihm für einen Moment den Atem. Heiß strömte es ihm durch Lenden und Bauch. Die Lust stieg ihm in Brustkorb und Kehle.

Jane schob seine Hände auf ihre Brüste. Ihre Finger glühten. »Sie sehnen sich nach dir«, flüsterte sie und drückte seine Hände gegen ihr pralles weißes Fleisch. Lassiter spürte, wie etwas anschwoll und wuchs in seiner Hose.

Seine Hände begannen zu kreisen. Erst zärtlich, dann immer heftiger und fordernder, bis er ihren schönen Busen durchknetete und schließlich sein Gesicht zwischen den warmen Früchten vergrub.

Sie schloss die Augen, bog ihren schlanken Körper zu ihm hin, von ihm weg, zu ihm hin – wieder und wieder, als würde sie zum Rhythmus einer unhörbaren Musik tanzen.

Lassiter hob ihre schweren Brüste an, saugte sich an ihnen fest und ließ seine Zunge um die aufgerichteten Warzen kreisen. Jane seufzte und stöhnte. Seine Hände glitten über ihre Schlüsselbeine zu ihren Schultern hinauf, streiften ihr das Kleid über die Oberarme und tastete nach ihren Schulterblättern.

Jane hielt sich an seinem Hosenbund fest, griff nach seinem Waffengurt und löste die Schnalle der Koppel. Gurt und Remington knallten auf die Holzbohlen. Sie öffnete seine Hose, streichelte seine Taille und Hüfte.

Plötzlich drückte sie ihn von sich weg und musterte ihn. Ihre Unterlippe bebte, ihr Blick war verhangen. »Ich will dich, fremder Mann aus Denver.« Sie flüsterte, hauchte fast nur. »Hörst du, was ich sage? Ich will, dass du’s mir machst.«

Eine Glutwelle schoss Lassiter durch die Glieder – hätte Jane ihre heißen Finger in seinen Schritt geschoben, wäre die Wirkung kaum geringer gewesen. Nun gab es kein Halten mehr. Er riss sie an sich und presste seine Lippen auf ihren Mund. Ihre Zungen zuckten umeinander herum, als wollten sie sich gegenseitig verschlingen.

Lassiter ließ sich auf die Knie fallen, hob ihr Kleid, bückte sich und bedeckte ihre Unterschenkel mit Küssen. Sie trug keine Strümpfe unter dem Kleid. Küssend arbeitete er sich über ihre Knie zu ihren Schenkeln hinauf. Weich wie warmer Samt fühlte sich deren Innenseite an.

»Wie schön«, seufzte sie. »Himmel, ist das schön!«

Jane raffte das Kleid höher und vergrub ihre Hände in seinem Haar. Feuchter süßlicher Duft umfing ihn, ihr Pelzchen kitzelte seine Nase und seine Lippen – und Lassiter begriff: Kein Höschen trennte seinen Mund von ihrer Weiblichkeit.

Sie hatte von Anfang an nichts anderes gewollt! Sie hatte in der Küche auf ihn gewartet und nichts sonst im Sinn gehabt als das hier! Diese Einsicht trieb seine Lust bis zum Gipfel.

Jane aber drückte sein Gesicht gegen ihre Scham und stöhnte laut. Seine Zunge spielte mit ihren Liebeslippen. Seine Hände tasteten nach ihrem Gesäß, griffen in ihr kühles Fleisch und zogen sie näher zu sich heran. Sie sog die Luft ein, hielt den Atem an und schlug ihre Hand vor den Mund. Ihr Becken stieß sich ihm entgegen und ihr linkes Bein schwang sich über seine Schulter, als wollte sie ihn in sich hineindrücken. »O ja, fremder Mann, mach’s mir. Mach’s mir jetzt.«

Lassiter richtete sich auf. Halb hing sie auf seiner Schulter, halb in seinen Armen. Er trug sie zum Bett und setzte sie auf der Bettkante ab. Dann kniete er sich zwischen ihre gespreizten Schenkel. Sie half ihm, seine Hose abzustreifen.

Er schälte ihr das Kleid endgültig von den Armen und raffte es über ihren Hüften zusammen. So viel wie möglich wollte er von ihrem Körper sehen. Schließlich drückte er ihren Oberkörper auf die Matratze hinunter. Jane griff mit beiden Händen nach seinem Liebesstab und führte ihn zwischen ihre Schenkel.

Stöhnend drang er in sie. Sie stieß einen Schrei aus, presste ihre Rechte gegen den Mund, um nicht laut zu werden. Die Holzwände waren dünn.

Wohltuende Hitze perlte ihm aus ihrem Schoß entgegen und griff auf seinen ganzen Körper über. Er stieß tiefer und tiefer in Jane hinein. Wilde Lust erfüllte seinen Kopf bis in die letzte Hirnwindung.

Ihre Brüste wogten bei jedem seiner Stöße auf und ab. Er griff nach ihnen, knetete sie, während er Jane stieß, und er genoss ihr Stöhnen und die rhythmischen Bewegungen ihres Beckens. Immer fordernder stemmte sie sich ihm entgegen, immer schneller und härter stieß er sie.

Als er spürte, dass sie kommen würde, gab er ihre Brüste frei und schob seine Hände unter ihre Gesäßbacken. Er hob ihr Becken und riss ihre Hüften im Rhythmus seiner Stöße an seine Lenden, wieder und wieder.

Das Bett knarrte und quietschte, und Janes Finger gruben sich in Leintuch und Matratze, um sich Lassiters Stößen besser entgegenstemmen zu können. Als sie kam, bäumte sie sich auf, schlang die Arme um seinen Hals und presste ihren Mund in seine Halsbeuge, um ihr lautes Stöhnen zu dämpfen.

Und dann kam auch er und riss ihr Becken zum letzten Mal an sein glühendes Verlangen. Er seufzte tief und genüsslich und knurrte beinahe wie ein satter Bär.

***

Rote Eule half ihr beim Waschen und legte ihr frische Kleider neben die Felle. »Zieh das an. Kämm dein Haar.«

Betty gehorchte. Ihr Mund war trocken und ständig musste sie schlucken. Heute versammelten sich die Ältesten des Stammes, um über die Klage des Schwarzen Coyoten zu verhandeln. Der Hass auf ihn brannte hinter ihrem Brustbein.

Später verließen sie die Behausung der Alten. Draußen warteten schon die Mädchen. Eine nahm Betty bei der Hand und führte sie zwischen die Tipis. Sie fühlte sich kräftiger als noch vor zwei Tagen, als das Fieber sie endlich freigegeben hatte.

Mit jedem Schritt wurde sie unruhiger. Sie dachte an die Krieger, die sie geraubt hatten. Beide beanspruchten sie als ihre Squaw, soviel hatte Betty verstanden. Fassen konnte sie es jedoch noch lange nicht.

Bald kamen sie zu einem runden Platz in der Mitte des Lagers. Dutzende Indianer saßen dort. Viele standen an seinem Rand in den Schatten der Tipis, und immer mehr strömten herbei. Manche trugen Federschmuck, andere Hüte, die sie mit Pelz umwickelt oder mit Federn gespickt hatten.

Betty entdeckte die Indianer, die sie geraubt hatten – den Kleinen Büffel und den widerlichen Schwarzen Coyoten. Sie saßen im Zentrum des Platzes am Rande eines mit Sand ausgeschütteten Kreises.

In dessen Mitte wiederum hockte eine massige Gestalt vor einem Totempfahl. Deren Oberkörper schaukelte vor und zurück. Betty erschrak, denn die Gestalt war in ein braunes Fell gehüllt und ihr Kopf sah aus, wie der Kopf eines Grizzlys.

»Du musst dich nicht fürchten, weiße Frau«, flüsterte Rote Eule und griff nach ihrer Hand. Sie hatte wohl gemerkt, dass Betty angesichts der Bärengestalt zusammengezuckt war. »Das ist Hungriger Bär, unser Medizinmann. Er spricht mit dem Großen Geist.«

Die Mädchen blieben zurück, und Rote Eule zog Betty hinter sich her bis zur ersten Reihe der Versammelten. Dort zwang sie die junge Weiße, sich neben sie auf eine Lederdecke zu setzen.

Betty beobachtete den Medizinmann. Der wandte den beiden Kriegern, die sich um sie stritten, den Rücken zu und schien mit dem Totempfahl zu sprechen. Jedenfalls hörte Betty eine tiefe Altmännerstimme. Auf einmal riss der Mann im Bärenfell die Arme hoch und stieß einen klagenden Ruf himmelwärts, wo die Morgensonne höher und höher stieg.

Der Medizinmann sank wieder in sich zusammen und seufzte laut. Er wiegte den Oberkörper vor und zurück, und erneut hörte Betty sein tiefes Raunen.

Plötzlich drehte sich der größere und kräftigere der beiden Krieger am Rande des Sandrondells um. Schwarzer Coyote! Als hätte er Betty hinter sich gespürt, schaute er ihr in die Augen. Er schob sein Kinn nach vorn und musterte sie mit einer Mischung aus Spott und Feindseligkeit.

Betty senkte den Blick. Gott soll dich in die Hölle stoßen, dachte sie, er soll dich verfluchen und hunderttausend Jahre brennen lassen, du verfluchter Mörder.

Diesmal erschrak sie nicht vor ihren eigenen Gedanken. Im Gegenteil: Sie gefielen ihr und taten ihr gut. Als sie den Kopf hob, um in die Richtung von Amys Mörder zu spucken, hatte der sich wieder umgedreht. Dafür schaute der andere sie jetzt an. Kleiner Büffel, der Häuptlingssohn.

Seine Augen blickten freundlich und ein sanfter Zug spielte um seinen Mund, fast ein Lächeln. Er nickte ihr zu. Betty schluckte, nickte ebenfalls und zwang sich sogar ein verkrampftes Lächeln ab.

Rote Eule stieß Betty mit dem Ellbogen an. »Der gleich neben mir Platz nehmen wird, das ist der Häuptling Weißer Mustang.«

Schritte näherten sich, ein Schatten fiel auf Betty, ein großer Indianer blieb vor Betty stehen. Betty hob den Blick. Der Häuptling der Nez Percé, Weißer Mustang, schaute auf sie herab. Sie widerstand dem Impuls, seinem Blick ausweichen und sah ihm in die Augen.

Der hagere, bronzehäutige Indianer hatte ein kantiges und sehr ernstes Gesicht. Sein dunkles Haar war zu zwei dicken Zöpfen geflochten. Er trug eine weite Hose aus braunem Wildleder. Ein bunter, kunstvoll bestickter Umhang hüllte seine Schultern ein, eine lange Federhaube bedeckte seinen Kopf und zahllose Ketten aus Flussperlen und Tierzähnen hingen auf seine nackte Brust herab.

Seine Gestalt war leicht gebeugt, und er kam Betty vor wie einer, der eine schwere Last zu tragen hat. Ohne ein Wort gesagt oder auch nur die Miene verzogen zu haben, wandte er sich von ihr ab und ließ sich neben der alten Indianerin nieder.

Lange Zeit geschah gar nichts. Eine eigenartige Spannung lag über dem Platz, als würden alle auf etwas Wichtiges warten. Die Sonne stieg langsam dem Zenit entgegen. Der Medizinmann vor dem Totempfahl rührte sich nicht.

Betty vermutete schon, dass er eingeschlafen war. Irgendwann jedoch sprang er unvermittelt auf und stieß einen dunklen Ruf aus. »Der Große Geist hat mit dem Hungrigen Bären gesprochen«, erklärte Rote Eule flüsternd. »Bald wirst du erfahren, wessen Squaw du sein wirst.« Betty stockte der Atem.

Der massige Indianer im Bärenfell begann um den Totempfahl zu tanzen. Dabei blickte er in den Himmel und die schmalen Lippen in seinem dunklen, lederartigen Gesicht bewegten sich, als würde er mit jemandem flüstern. Er sah furchterregend aus in seinem dunkelbraunen Bärenfell und unter seinem Bärenschädel.

Nach drei Tanzrunden um den Totempfahl blieb er stehen und wandte sich den beiden Kriegern am Rande des Sandplatzes zu. Schwer atmend deutete er auf sie und stieß laute Worte aus, die Betty nicht verstehen konnte.

»Kleiner Büffel und Schwarzer Coyote!«, übersetzte Rote Eule flüsternd. »Hört die Entscheidung des Großen Geistes: Ihr werdet weder essen noch trinken, bis morgen die Abendsonne die Gipfel berührt. Um diese Zeit werdet ihr hier erscheinen und um die weiße Squaw kämpfen.«

***

Um die Mittagszeit des nächsten Tages ließ Major Ray Tanner den gesamten Spähtrupp vor der Kommandantur antreten. Es war das erste Mal, dass Lassiter die Männer zu sehen bekam, mit denen er in den nächsten Wochen ins Gebiet der Nez Percé reiten würde.

Im Stillen zählte er das Kommando durch und kam auf zweiundzwanzig Reiter, sich selbst, Jane Martin und den Major mitgerechnet. Bisher kannte er lediglich Henry Curtis, den kleinen drahtigen Lieutenant.

»Morgen bei Tagesanbruch reiten wir los«, erklärte Tanner. Er stützte sich auf das Holzgeländer der Veranda. Ein bärtiger Hüne stand neben ihm, ein Captain, wie Lassiter an den Schulterstücken erkannte. »Bis dahin das Übliche: Waffen in Schuss bringen, Pferde aussuchen, Proviant packen und so weiter.«

Tanner sprach mit leiser, schleppender Stimme. Fast ein wenig verwaschen, so dass Lassiter genau hinhören musste, um alles verstehen zu können. Der Captain neben ihm ließ seinen gelangweilten Blick über die Männer schweifen. Er hatte eine knollige Nase und ein rotes, großporiges Gesicht. Die Uniformjacke spannte sich über seinem Oberkörper.

Mit einer müden Kopfbewegung deutete der Major auf ihn und sagte: »Captain Chesterfield wird die Munition ausgeben. Defekte Revolver und Gewehre könnt ihr bei ihm gegen neue Waffen eintauschen.«

Er wandte sich an Curtis. »Sie regeln, was sonst zu regeln ist, Lieutenant. Ich erwarte Ihre Meldung noch vor Sonnenaufgang.« Seine harten Gesichtszüge kamen Lassiter noch mürrischer vor, als bei der ersten Begegnung auf der schmalen Treppe. »Und dass mir keiner von euch auf die Idee kommt, mit Uniform zu erscheinen.«

»Keine Uniform?«, fragte Jane, die nur wenige Schritte neben ihm stand. Schön sah sie aus, die blonde, schlanke Frau, in ihrem hochgeschlossenen grauen Kleid, das sie an diesem Tag trug. »Nicht einmal ich?« Sie tat enttäuscht und die Männer lachten.

Tanner lachte nicht. »Mach keine Witze, Darling«, sagte er leise in ihre Richtung.

Der Mann von der Brigade Sieben horchte auf. Hatte Ray Tanner die Blonde eben »Darling« genannt, oder hatte er sich verhört?

»Und wann wird die Strafexpedition selbst aufbrechen, Major?«, fragte ein kleiner untersetzter Mann mit grauen Locken. Eine Zigarette hing in seinem Mundwinkel, und seinen Hut zierten die silbernen Pfeile und die rotweiß geflochtene Baumwollkordel eines Scouts der US-Army.

»Eine Woche nach uns, Sergeant O’Hara«, antwortete Major Ray Tanner missmutig. »Sonst noch Fragen?«

»Ja. Wie viel Mann?«

»Vier Schwadronen unter dem Kommando von General Miller selbst.« Bei einer Schwadronstärke von sechzig bis achtzig Reitern waren das also um die zweihundertfünfzig Soldaten. »Boten werden Verbindung halten zwischen uns und der Haupttruppe«, erklärte der Major. »Je besser wir unsere Sache machen, desto gründlicher können die Männer des Generals zuschlagen.«