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Lauf. E-Book

Karoline Gkotses

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Beschreibung

„Lauf. Die Jagd hat längst begonnen.“ ist ein packender Psychothriller, der den Leser in die dunklen Abgründe von Macht, Angst und Vergeltung zieht. Bryan will nur eins: einen Neuanfang. Weit weg von seiner Vergangenheit, den Narben auf seiner Seele und den Schatten, die ihn verfolgen. Die Stille der abgelegenen Heide scheint genau das zu bieten, was er sucht – Ruhe, Frieden, eine Chance, durchzuatmen. Doch schon bald spürt er, dass etwas nicht stimmt. Ein Blick durchs Fenster, ein Schatten in der Ferne, das unbestimmte Gefühl, nicht allein zu sein. Und immer wieder dieser Name in seinem Kopf: Bruno. Dann reißt ihn eine plötzliche Dunkelheit aus der Realität – und als er die Augen wieder öffnet, ist alles anders. Gefangen. Isoliert. Gejagt. Sein Gegner? Ein Jäger mit einer verstörenden Philosophie über Schuld und Sühne. Sein Fehler? Zu glauben, er sei kein Teil dieses Spiels. Sein einziger Ausweg? Laufen – solange er noch kann. Mit einer düsteren Atmosphäre, atemloser Spannung und tiefgehender Psychologie ist dieser Thriller perfekt für Leser, die das Adrenalin spüren wollen. Wem kann man trauen, wenn man selbst zur Beute wird?

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Karoline Gkotses

Lauf.

Die Jagd hat längst begonnen

Die Stille der Heide täuscht. Bryan sucht einen Neuanfang, doch statt Frieden findet er Angst. Ein Schatten in der Ferne, ein Name in seinem Kopf: Bruno. Es beginnt ein perfides Spiel um Leben und Tod. Ein gnadenloser Psychothriller über Macht, Jagd und das nackte Überleben.

Inhaltsverzeichnis

Widmung

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47

Kapitel 48

Kapitel 49

Kapitel 50

Kapitel 51

Kapitel 52

Kapitel 53

Kapitel 54

Kapitel 55

Epilog

Über die Autorin

Wie dieses Buch entstand

Danksagung

Mehr von der Autorin

Impressum

Widmung

Das Buch ist allen gewidmet, die mir Böses wollen.

Lauft.

Prolog

Die große Empfangshalle des Hotels an der Außenalster war in warmes, goldenes Licht getaucht. Dutzende Kronleuchter warfen flackernde Reflexionen auf die glattpolierten Marmorböden, während sich die feine Gesellschaft von Hamburg in edler Garderobe unterhielt. Es war eine jener Veranstaltungen, bei denen jeder wusste, wer wer war. Die Luft war erfüllt von angeregten Gesprächen, dezentem Gläserklirren und dem gelegentlichen Lachen der Gäste, das in der hohen Decke verhallte. Der Saal war festlich geschmückt, an den Wänden hingen großformatige Fotografien junger Künstler, die durch das begehrte Kunststipendium gefördert werden sollten. Heute Abend würde eine immense Summe an Spenden zusammenkommen und einer der großzügigsten Förderer dieser Initiative war Bruno von Lichtenberg.

Bruno stand abseits, einen Moment lang nur Beobachter. Er trug einen perfekt sitzenden schwarzen Anzug, dezent, unauffällig. Kein protziger Reichtum, keine demonstrative Eleganz, sondern einfach geschmackvoll und präzise. Ein Mann, der in sich ruhte. Sein Blick glitt über den Saal, registrierte jede Bewegung, jede Nuance der Mimik seiner Mitmenschen. Viele Gäste hatten ihn bereits bemerkt, tuschelten vielleicht über seine enorme Spendenbereitschaft, über seinen verschlossenen Charakter, über sein Leben, über das niemand wirklich viel wusste.

Bryan stand nicht weit entfernt an der Bar, nippte an seinem Glas Weißwein und musterte ihn unauffällig. Er hatte die Idee, Bruno zu interviewen – ein Kurzporträt für die Zeitung, eine kleine, aber bedeutende Story über den Wohltäter des Abends. Das würde seinen Artikel über diese Veranstaltung um einiges interessanter machen. Bryan kannte seinen Namen, hatte über ihn gelesen. Ein erfolgreicher Geschäftsmann, Kunstsammler, ein Mann mit Einfluss. Doch es gab kaum persönliche Details. Kein Medienrummel, keine großen Reden, keine Selbstdarstellung. Genau das machte ihn umso faszinierender.

Nach einem kurzen Moment fasste Bryan sich ein Herz, stellte sein Glas ab und ging auf ihn zu.

„Herr von Lichtenberg? Bryan König, von der Hamburger Morgenstimme. Darf ich Sie kurz für ein Interview sprechen?“

Bruno richtete seine dunklen Augen auf ihn, musterte ihn einen Moment lang, dann nickte er knapp. „Natürlich. Kommen Sie mit nach draußen, hier ist es zu laut.“

Die beiden Männer verließen die Halle und traten auf die Terrasse. Der Kontrast zur geschäftigen Wärme im Inneren war stark – die Nachtluft war frisch, beinahe kühl. Die Lichter der Stadt funkelten in der Ferne, während das leise Rauschen der nahen Alster eine seltsame Ruhe in die Szenerie brachte.

„Sie sind ein Mann, der es vermeidet, im Rampenlicht zu stehen, dennoch sind Sie heute hier, um eine Ehrung entgegenzunehmen. Warum unterstützen Sie dieses Stipendium?“ fragte Bryan und zückte sein Notizbuch.

Bruno betrachtete ihn einen Moment lang, als wolle er seine Worte sorgfältig abwägen. „Kunst ist eine Möglichkeit, die Welt neu zu erschaffen. Jeder Mensch hat Geschichten in sich, die erzählt werden wollen. Manche brauchen nur eine Chance, um das auszudrücken.“

Bryan machte sich Notizen. „Sie spenden außergewöhnlich hohe Summen, treten aber nie öffentlich in Erscheinung. Ist das Bescheidenheit oder Distanz?“

Bruno schmunzelte kaum merklich. „Ich bin kein Mann, der große Worte macht, Herr König. Ich tue, was ich für richtig halte. Mehr muss man darüber nicht wissen.“

Bevor Bryan weiter fragen konnte, wurde Bruno von einem der Organisatoren herangewunken. „Herr von Lichtenberg, wir sind gleich soweit. In zehn Minuten möchten wir Sie auf die Bühne bitten.“

Bruno nickte nur und wollte gerade Bryan eine abschließende Bemerkung schenken, als sein Handy vibrierte. Er zog es aus der Innentasche, sah auf das Display – und seine Miene veränderte sich augenblicklich.

Bryan sah, wie sein Kiefer sich leicht anspannte. Sein Blick wurde dunkler.

Bruno nahm den Anruf an. „Ja?“ Stille. Seine Hand umklammerte das Glas, das er noch hielt, ein fast unmerklicher Druck, als würde er eine plötzliche Anspannung kanalisieren. Dann nickte er. „Ich bin unterwegs.“

Er steckte das Telefon ein, drehte sich zu dem Mann, der ihn gleich auf die Bühne rufen wollte. „Es gibt einen Notfall. Jemand anderes soll die Ehrung entgegennehmen.“

„Aber Herr von Lichtenberg … Sie sind der Hauptgast…“

Bruno warf ihm einen kühlen Blick zu, der keine Widerrede zuließ. Dann wandte er sich an Bryan. „War ein interessantes Gespräch, Herr König. Vielleicht sehen wir uns mal wieder.“

Und ohne ein weiteres Wort drehte er sich um, verschwand in der Nacht, ließ den Preis, die Bewunderung, die Menschen einfach hinter sich.

---

Der Himmel war mondlos, die Dunkelheit tief. Nur die flackernden Blaulichter eines Streifenwagens zerschnitten die Nacht, tauchten die abgelegene Landstraße in zuckendes Blau. Der Asphalt glänzte vom Regen und der Geruch von nassem Laub und Erde hing in der kalten Luft.

Bruno parkte seinen alten Land Rover am Straßenrand, schaltete den Motor aus und stieg aus. Das Knirschen der Schottersteine unter seinen teuren Lederschuhen war das Einzige, was die nächtliche Stille durchbrach.

Er hatte nicht gezögert, als der Anruf gekommen war. Die Ehrung, die Scheinwerfer, das Händeschütteln – all das war unwichtig im Vergleich zu dem Leben, das hier auf ihn wartete.

Ein junger Polizist, kaum älter als dreißig, trat unsicher auf ihn zu. Er war blass, nervös, vielleicht nicht an solche Situationen gewöhnt.

„Sie sind Herr von Lichtenberg?“ fragte er.

Bruno nickte, seine dunklen Augen wanderten bereits über die Szenerie. Der Streifenwagen, ein erschrocken dreinblickender Autofahrer, der sich eine Zigarette mit zitternden Fingern anzündete. Und dann, am Rand der Straße, ein regungsloser Schatten.

„Ja. Wo ist er?“

Der Polizist schluckte. „Dort drüben. Es… es ist ein riesiger Dachs. Der Autofahrer hat ihn nicht gesehen, es ging alles so schnell. Er hat sofort die Polizei gerufen, aber…“

Bruno hörte nicht mehr zu. Er ging bereits zu dem Tier.

Der Dachs lag auf der Seite, sein massiger Körper schwer atmend. Sein schwarz-weiß gemusterter Kopf hob sich leicht, als Bruno näher kam.

„Hey, mein Großer“, murmelte Bruno sanft.

Er ging in die Hocke, ignorierte den nassen Boden. Sein Blick war ruhig, warm, ohne jede Angst oder Abscheu. Vorsichtig streckte er eine Hand aus, ließ das Tier seinen Geruch aufnehmen.

Der Dachs blinzelte langsam, seine Brust hob und senkte sich schwer. Blut sickerte aus einer Wunde an der Flanke, aber es war kein tödlicher Treffer. Kein Bruch, keine klaffende Wunde – nur ein heftiger Aufprall, der ihn betäubt hatte.

„Du hast Glück, mein Freund“, flüsterte Bruno. „Das schaffen wir.“

Er spürte den Blick des Polizisten im Rücken. Die Unsicherheit, die Verwunderung. Für ihn war das nur ein Tier. Für Bruno war es ein Lebewesen, das unglaublich litt.

Er stand langsam und ruhig auf und ging zu seinem Wagen. Er holte eine weiche Decke, die er immer dabeihatte und ging zurück. Ganz langsam legte er sie über den Dachs, spürte, wie das Tier zuckte, aber keinen Widerstand leistete.

„Ich nehme ihn mit“, sagte Bruno bestimmt, ohne sich umzudrehen.

Der Polizist zögerte. „Aber… was genau haben Sie mit ihm vor?“

Bruno hob den Dachs sanft an. Das Tier war schwer, ein echtes Kraftpaket, aber in seinen Armen lag es ruhig.

„Ich bringe ihn in meine Auffangstation“, sagte er schlicht. „Ich pflege ihn gesund. Und wenn er bereit ist, lasse ich ihn wieder frei.“

Er sah den Polizisten an, fest und eindringlich.

„Ich mache das nicht zum ersten Mal.“

Der junge Mann nickte langsam. Vielleicht verstand er es nicht ganz, aber er hatte keine Einwände.

Bruno brachte das Tier vorsichtig zu seinem Wagen, öffnete den Kofferraum und legte den Dachs auf ein Lager voller weicher Decken. Bruno war immer vorbereitet.

Dann stand er einen Moment still da, betrachtete das schlafende Tier. Seine Stirn legte sich in Sorgenfalten, doch seine Hände blieben ruhig.

Er hatte die richtige Entscheidung getroffen.

Mit einem letzten Blick auf die dunkle Straße stieg er ein, startete den Motor und fuhr los. Zurück nach Fintel. Zurück nach Hause.

Hinter ihm verblasste das Blaulicht langsam in der Nacht.

Kapitel 1

Der Regen prasselte gegen die Fensterscheiben, ein monotoner Rhythmus, der die dumpfe Stille im Büro der Hamburger Morgenstimme nur noch erdrückender machte. Ein grauer, dunkler Vormittag. Die Neonröhren an der Decke tauchten den Raum in ein kaltes, steriles Licht, das keine Wärme kannte. Bryan saß mit nach vorn gebeugtem Oberkörper an seinem Schreibtisch, die Fingerspitzen gegen die Schläfen gedrückt, während seine Augen über die Worte auf dem Bildschirm huschten. Ein belangloser Artikel. Ein weiteres Stück Text, das niemanden interessierte, das für ihn keine Bedeutung hatte. Seine Zeilen wirkten wie leere Hüllen, seelenlose Phrasen, zusammengesetzt aus Worthülsen, die nichts sagten. Ein voller Erfolg für den guten Zweck. Spenden in Millionenhöhe. Prominente Gäste loben das Engagement.

Er spürte, wie sich seine Brust zusammenzog. Das hier war nicht der Journalismus, für den er einmal gebrannt hatte. Nicht das, was ihn damals, mit Anfang zwanzig, in diesen Beruf gezogen hatte. Damals, als er glaubte, die Wahrheit mit seinen Worten ans Licht bringen zu können, Missstände aufzudecken, Menschen eine Stimme zu geben, die keine hatten. Heute war er nichts weiter als ein Rädchen in einer Maschine, die Artikel ausspuckte, um die Egos reicher Männer zu polieren.

Ein schwerer Seufzer entwich seinen Lippen, als er sich zurücklehnte und die Schultern kreisen ließ. Seine Nackenmuskeln waren verhärtet, sein Kopf dröhnte von zu viel Kaffee und zu wenig Schlaf. In der Ecke des Großraumbüros summte der Drucker, jemand sprach gedämpft ins Telefon, irgendwo klickte eine Tastatur in nervösem Stakkato. Und dann – eine Stimme, schneidend, arrogant, so vertraut wie unerträglich.

„Bryan.“

Allein das Geräusch seines Namens in diesem Tonfall ließ ihn innerlich erstarren. Er wusste genau, was jetzt kommen würde, lange bevor er sich umdrehte. Stefan Marquardt stand hinter ihm, die Arme vor der Brust verschränkt, den Blick voller Ungeduld auf ihn gerichtet. Bryan musste nicht hinsehen, um sich das Bild vorzustellen: den perfekt sitzenden Maßanzug, das nach hinten gegelte Haar, den triumphierenden Ausdruck in den Augen.

Er wandte sich langsam um, versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. „Was gibt’s?“

Marquardt schnalzte mit der Zunge, hob ein Blatt Papier hoch, das er in der Hand hielt – einen Ausdruck von Bryans Artikel. „Willst du mir erklären, was das sein soll?“

Bryan blinzelte. „Mein Bericht über die Kunststipendien-Gala.“

„Ach ja? Dann erklär mir bitte, warum ich fast eingeschlafen bin, während ich ihn gelesen habe.“

Die Worte trafen wie Nadelstiche. Bryan spürte, wie sich seine Kiefermuskeln anspannten, zwang sich aber, ruhig zu bleiben. Er hatte das alles schon so oft gehört.

„Es ist eine sachliche Zusammenfassung“, erwiderte er leise.

Marquardt lachte trocken. „Eine sachliche Zusammenfassung. Bryan, ich frage mich, wie du es überhaupt so lange hier ausgehalten hast. Weißt du, was dein Problem ist? Du bist langweilig. Dein Schreibstil ist langweilig, dein Auftreten ist langweilig, dein ganzes verdammtes Wesen ist langweilig.“

"Langweilig, langweilig, langweilig!"

Etwas in Bryan zog sich zusammen. Er wusste nicht, warum es ihn diesmal mehr traf als sonst. Vielleicht war es die Art, wie Marquardt ihn ansah – nicht einmal mit echter Wut oder Enttäuschung, sondern mit dieser herablassenden Belustigung, als wäre Bryan ein Kind, das nie begreifen würde, wie die Welt funktionierte.

„Mach es neu“, sagte Marquardt schließlich und ließ das Blatt auf Bryans Schreibtisch fallen, als wäre es ein belangloser Zettel. „Und sei froh, dass du noch hier bist. Es gibt genug Leute, die deine Stelle mit Kusshand nehmen würden.“

Bryan starrte auf das Papier, hörte, wie sich Marquardts Schritte entfernten. Etwas in ihm vibrierte, eine leise, brodelnde Wut, die er nicht ganz greifen konnte. Wie oft hatte er diesen Satz schon gehört? Wie oft hatte er sich anhören müssen, dass er ersetzbar war, dass er sich glücklich schätzen sollte, hier arbeiten zu dürfen?

Er schloss die Augen. Atmete tief ein, tief aus. Die Worte des Artikels flimmerten noch immer vor seinem inneren Auge, bedeutungslos, leer. Was zur Hölle machte er hier?

Die Stunden verstrichen. Irgendwann leerte sich das Büro, einer nach dem anderen packten die Kollegen ihre Sachen zusammen, verabschiedeten sich mit kurzen Worten, während Bryan reglos vor seinem Bildschirm saß. Die Luft war abgestanden, das Summen der Neonröhren dröhnte in seinen Ohren. Sein Blick fiel auf seine eigene Hand, die mit dem Stift spielte, mit nervösen, fahrigen Bewegungen.

Er wusste es. Schon lange.

Aber jetzt, in diesem Moment, war es unausweichlich.

Er konnte das nicht mehr.

Seine Finger huschten über die Tastatur. Er öffnete eine neue E-Mail, sein Herz schlug schneller. Betreff: Kündigung. Seine Hände waren eiskalt, als er die Worte tippte. Sehr geehrter Herr Marquardt, hiermit kündige ich mit sofortiger Wirkung.

Ein Klick. Die Nachricht war weg.

Es war vorbei.

Einen Moment lang saß er einfach nur da, unfähig zu atmen. Dann kam die Erleichterung. Wie eine Welle, die ihn überrollte, seine Brust weitete sich, als hätte sich ein bleiernes Gewicht von seinen Schultern gelöst. Er war frei. Endlich frei.

Er verließ das Büro ohne ein Wort, trat hinaus in die kühlen Tag. Der Regen hatte nachgelassen, ein feiner Nebel lag über den Straßen Hamburgs. Er zog die Jacke enger um sich, ging mit schnellen Schritten, ohne ein Ziel. Stundenlang ohne zu wissen wohin. Es war eine seltsame Mischung aus Triumph und Angst, die in ihm brodelte. Die Angst, was jetzt kommen würde – aber auch das erste Mal seit Jahren das Gefühl, eine Entscheidung getroffen zu haben, die seine war.

Doch genau einen Tag später sollte er begreifen, dass Freiheit immer einen Preis hat.

Denn er würde erkennen, dass es immer jemanden gibt, der stärker ist als du. Und manchmal sind die wahren Raubtiere die Menschen, die du am wenigsten erwartest.

Kapitel 2

Mittlerweile war der Abend angebrochen. Der Regen hatte aufgehört, aber die Luft roch noch nach nassem Asphalt, als Bryan durch die dunklen Straßen Hamburgs lief. Sein Kopf war schwer, seine Gedanken wirbelten chaotisch durcheinander. Er hatte gekündigt. Wirklich gekündigt. Nach all den Jahren der Demütigung, nach all den Tagen, an denen er sich selbst eingeredet hatte, dass er es noch ein bisschen länger aushalten konnte, war es endlich vorbei.

Er hätte erleichtert sein müssen. Doch stattdessen war da nur eine nagende Unruhe.

Er zog das Handy aus der Tasche, wollte sich ablenken. Keine neuen Nachrichten. Nicht einmal von Hannah.

Seine Freundin wusste seit heute Vormittag, dass er seinen Job hingeworfen hatte, aber sie hatte kaum etwas dazu gesagt. Kein „Gut gemacht, Bryan“, kein „Endlich hast du dich gewehrt“. Nur ein distanziertes „Und was machst du jetzt?“.

Er hatte sich eingeredet, dass sie einfach überfordert war. Dass es für sie genauso unerwartet kam wie für ihn selbst. Aber tief in seinem Inneren wusste er, dass das nicht stimmte.

Bryan steckte das Handy zurück in die Tasche und bog in die Straße ein, in der er mit Hannah lebte.

---ENDE DER LESEPROBE---