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Ein verschwundener Weihnachtskaffee. Ein Barista mit Geheimnissen. Eine Krimiautorin mit Koffeinproblem. Und ein alter Seebär, der alles gesehen hat. Willkommen zu einem etwas anderen Adventskalender – voller Spannung, Witz, Hamburg-Charme und ganz viel Kaffeeliebe. Inmitten der Speicherstadt verschwindet ausgerechnet zur Weihnachtszeit eine streng geheime Kaffeemischung: der legendäre Ankerblend. Noch 24 Tage bis Weihnachten – und wenn er bis dahin nicht auftaucht, steht nicht nur eine traditionsreiche Rösterei vor dem Aus, sondern auch das letzte Erbe eines Hamburger Originals auf dem Spiel. Doch Hilfe naht: Vanessa, eine junge Krimiautorin mit einer Nase für gute Geschichten (und noch besseren Kaffee), begibt sich zusammen mit dem sympathischen Seebär Nick auf Spurensuche. Zwischen Nebel, maroden Lagerhäusern, duftenden Bohnen und einem Schuss hanseatischem Wahnsinn entfaltet sich ein Krimi in 24 Kapiteln – wie ein literarischer Adventskalender mit Augenzwinkern. Spannend wie "Mord ist ihr Hobby", charmant wie Columbo – und so hamburgisch wie ein Moin im Nieselregen. Ein Buch für alle, die Hamburg lieben. Für alle, die Kaffee lieben. Und für alle, die Weihnachten ein bisschen anders feiern wollen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2025
Für alle,
die glauben, dass Kaffee mehr ist als nur ein
Getränk –
sondern eine Lebenseinstellung.
Für alle,
die Hamburg lieben,
auch wenn’s mal derbe schifft.
Für HSV- und St. Pauli-Fans,
die sich gegenseitig kabbeln –
aber im Zweifel doch zusammen ’ne Barkasse
retten würden.
Und für dich,
weil du dieses Buch in die Hand genommen hast
und damit bewiesen hast:
Du hast Geschmack.
Oder war’s nur der Kaffeeduft?
Egal.
Dat hier is’ für dich.
Du willst das volle Hamburg Gefühl?
Dann hör dir doch beim Lesen mal die Spotify-Playlist "Tödlicher Kaffee - Hamburg Krimi" an.
Mit Liedern över'n Hafen, Kiez und 'n bisschen Kaffeeliebe.
Passt immer - wie ein brummeliges Moin.
Einfach den QR-Code scannen:
Moin!
Wenn du dieses Buch in der Hand hast, dann
erstmal: Herzlich willkommen in Hamburg – wo der Wind die Gedanken sortiert und der Kaffee die
Seele wärmt.
Bevor du jetzt loslegst mit Lesen, hier ein paar
Worte von mir, deiner Autorin mit Kaffeefimmel und Herz für die schönste Stadt der Welt.
Also Hamburg. Nicht diskutabel. Punkt.
Erstens:
Die Leute in diesem Buch? Alle frei erfunden.
Wenn dir also jemand bekannt vorkommt – der Barkassen-Opa mit dem trockenen Humor, die Kaffeeverrückte mit den spitzen Fragen oder der charmante Barista mit dem Blick wie’n Sonnenuntergang überm Michel – dann hast du wohl zu viel Fantasie oder zu oft an der Elbe gesessen. So oder so: Ich schwöre hoch und heilig auf mein Franzbrötchen – die gibt’s nur im Buch.
Zweitens:
Du wirst merken: Die Schrift is' n büschen größer. Die Absätze auch reichlich.
Warum? Weil ich finde, Bücher sollen Spaß machen – nicht wie’n Behördenformular daherkommen. Ich will, dass du locker mitliest, auch wenn du grad nur ’ne kurze Hafenpause hast. Oder zwei Glühwein
intus. Oder beides.
Das ist mein Stil. Meine Freiheit. Mein Elbsand in der Tastatur.
Drittens – und nun mal Butter bei die Fische:
Dieses Buch ist eine kleine Liebeserklärung.
An Kaffee, an Krimis und an unsere Perle an der Elbe.
An klamme Hafenmauern, dampfende Kaffeetassen, knarzende Barkassen, leuchtende Fenster in der Speicherstadt, an Möwengekreisch, HSV-Stolz, St. Pauli-Schmunzeln und daran, dass wir hier oben immer einen lockeren Spruch auf Lager haben – selbst wenn's stürmt wie beim Hafengeburtstag.
Und noch was, bevor du fragst: Ja, viele Orte in diesem Buch gibt's wirklich, aber nicht immer so, wie beschrieben.
Manche Wege sind verdreht, manche Fassaden haben 'n neuen Anstrich bekommen und hier und da gibt's 'nen fiktiven Anker mehr, als Google Maps kennt.
Denn was wäre ein gutes Buch ohne ein bisschen Seemannsgarn, das sich zwischen den Zeilen spannt?
Also schnapp dir’n Pott Kaffee (oder zwei), mach's dir muckelig – und komm mit mir auf diese Reise durch 24 Kapitel voller Spannung, Charme und hanseatischer Gemütlichkeit. Für jeden Tag im Advent eins.
Denn wie man hier sagt:
Nich lang schnacken, Kopp in Nacken – und rein ins Vergnügen!
Deine
Karo mit Herz für Hafen, Humor und Kaffee
Stille. Kein Barista-Ben. Kein Duft nach frischen Bohnen. Kein Milchaufschäumer-Geräusch. Nur die tickende Pendeluhr und das leise Tropfen aus der Kupferleitung in der Ecke.
Das war ungewöhnlich. Ben war nie zu spät. Schon gar nicht an einem Tag wie diesem.
Ich ging weiter nach hinten, Richtung kleiner Rösterei. Die Tür war offen. Kein Licht. Aber ein Geruch – und nicht der gute. Verbranntes Holz? Bitterer Rauch?
Und dann sah ich ihn.
Ben. Auf dem Boden, zwischen Kaffeesäcken. Lebendig. Aber völlig blass, als hätte ihn jemand mit der feuchten Kaffeefiltertüte erschlagen.
„Ben? Was ist los? Was ist passiert?“, rief ich und kniete mich zu ihm.
Er blickte auf, seine sonst so lebendigen Augen wie ausgewaschener Espresso.
„Sie ist weg.“
„Wer? Was?“
„Die Röstung, Vanessa. Meine Weihnachtsröstung. Alles. Gestohlen.“
Ich brauchte einen Moment. Dann traf es mich.
Oh.
Ich half Ben auf die Füße. Er wirkte, als hätte man ihm das Herz samt Siebträger herausgerissen.
„Sag bitte, dass du noch irgendwo einen Sack gebunkert hast. Einen kleinen? Einen Beutel? Eine Bohne?!“
Er schüttelte den Kopf, die Haare standen ihm wild vom Kopf ab wie Espressoschaum nach dem dritten Aufguss.
„Die ganze Charge. Zehn Kilo. Handgeröstet, einzeln sortiert, jede Bohne poliert wie Omas Silberbesteck. Weg.“
Ich schnappte nach Luft.
„Aber... wie? Wann warst du zuletzt hier?“
„Gestern Abend. Hab noch bis halb elf geröstet. Alles luftdicht verpackt. Und dann bin ich kurz mit Hacki einen Glühwein trinken gegangen. Als ich heute früh kam: Tür offen, Lager leer.“
„Einbruchsspuren?“
„Nix. Alles verschlossen. Keine Kamera, wie du weißt – wegen der gemütlichen Atmosphäre.“
„Wegen Geiz, Ben.“
Er lächelte schwach.
„Mag sein.“
Ich sah mich um. Kein Chaos, kein Vandalismus. Nur diese unheimliche Leere im Regal, wo sonst die goldenen Beutel standen. Jeder mit einem liebevoll kalligraphierten Etikett: Wintergold – Limited Roast 2025.
„Wer wusste davon? Also... was genau in der Röstung war?“
Er zögerte.
„Niemand. Nicht mal du.“
„Ben!“
„Es war... eine Mischung mit einer alten Sorte, die mein Großvater aus Kolumbien mitgebracht hatte. Er hatte mir die letzten Bohnen vor vielen Jahren überlassen. Ich hab sie sorgfältig vermehrt – kleine Ernte, hochgradig selten. Und, äh, nicht ganz legal importiert.“
Ich starrte ihn an.
„Nicht ganz legal? Du meinst, du hast Schmuggelbohnen geröstet?“
„Es war mehr ein... emotionaler Import. Kaffeeliebe kennt keine Grenzen.“
Ich schnaufte. „Und das meinst du nicht mal ironisch.“
Er hob die Hände.
„Ich wollte die Sorte eh nie verkaufen. Es sollte ein Geschenk für Stammkunden sein. Ein Herzensprojekt. Aber jetzt ist alles weg. Einfach... weg.“
Ich spürte, wie sich in meiner Brust etwas zusammenzog. Nicht nur wegen Ben. Sondern auch, weil das hier... der Beginn einer Geschichte war. Und vielleicht – nur vielleicht – auch der Anfang von etwas, das mich endlich wieder schreiben ließ.
„Ben“, sagte ich und legte die Hand auf seine Schulter, „wir finden das raus. Und bis dahin brauchst du dringend einen Kaffee. Du siehst aus wie ein entkoffeinierter Zombie.“
Er grinste schief.
„Ich hab nur noch den Rest vom Vorjahr.“
„Dann her damit. Ich brauch Stoff. Wir haben einen Fall.“
Und so begann er. Mein verrücktester Dezember.
Mit einem leeren Regal.
Einem verschwundenen Traum.
Und der Ahnung, dass in diesem Advent mehr passieren würde als Plätzchenbacken und Weihnachtsgedudel.
Die Luft in der Speicherstadt war an diesem ersten Dezembermorgen so klar, dass man den Kaffeeduft förmlich riechen konnte, bevor überhaupt eine Tasse ausgeschenkt worden war. Es war diese besondere Mischung aus Kälte, Elbnebel und Röstaroma, die einen direkt ins Herz traf – oder, wie mein Nachbar Hacki immer sagte: „Wie ‘n Kuss von 'ner alten Liebe, die nach Muckefuck duftet.“
Ich schob mir die Wollmütze tiefer in die Stirn, wickelte den Schal fester und trat durch das schmiedeeiserne Gittertor in den Innenhof der alten Lagerhalle, in der sich Bennos Café versteckte: Kaffeekante. Ein Ort, an dem die Zeit langsamer tickte, die Bohnen noch per Hand sortiert wurden und der Milchschaum wie Kunst aussah – also, wenn Ben ihn machte. Wenn ich mich versuchte, sah’s eher aus wie Elbwasser mit Albtraum.
Ich war eigentlich nicht hergekommen, um zu schnüffeln – aber wenn man sich monatelang mit einer Schreibblockade rumschlägt, wird man seltsam. Und heute war der Tag, auf den ich mich heimlich seit Wochen gefreut hatte: die Premiere von Bennos neuer Weihnachtsröstung. Jedes Jahr hatte er sich selbst übertroffen. Letztes Jahr war es eine Mischung mit kandierten Orangenschalen und einem Hauch Zimt gewesen. Dieses Jahr? Top Secret. Nur: Wenn Ben „top secret“ sagte, dann meinte er das ernst. Keine Probe, kein Vorabgeruch, keine Bohne zu sehen. Nur ein schelmisches Lächeln und der Satz: „Vanessa, wenn du’s probierst, kriegst du Gänsehaut an Stellen, da haste noch nie Gänsehaut gehabt.“
Ich trat ein.
„Moin! Ben? Ich hoffe, du hast etwas mit Zimt und Zauber vorbereitet!“, rief ich in den leeren Raum. Der Elbhafen war frühmorgens ein eigener Kosmos: Nebel lag über dem Wasser wie frisch aufgeschäumte Milch auf einem Flat White, Möwen meckerten über die Kälte und irgendwo hustete ein Schlepper seine ersten Abgase in den Himmel.
Ich stand am Anleger Vorsetzen, die Finger um den Kaffeebecher gekrallt, den mir Ben notgedrungen mit einem Rest der Vorjahresröstung befüllt hatte. Immerhin war der Becher heiß – der Kaffee schmeckte allerdings wie „Weihnachten 2024 in Trauerflor“.
„Vanessa! Da biste ja endlich.“
Hacki war schon da. In wetterfester Jacke, Mütze mit „HSV“-Stickerei und Gummistiefeln, die aussahen, als hätten sie noch den letzten Sturm an Bord gesehen. Er winkte mich zur Barkasse „Trude“, sein ganzer Stolz – benannt nach seiner verstorbenen Frau und in seinen Worten „das einzig Vernünftige, was mir geblieben ist, als der HSV in der zweiten Liga dümpelte.“
„Du klangst am Telefon, als hättest du 'ne Leiche gefunden“, sagte ich im Scherz. Hacki kratzte sich am Kinn.
„Weißt du was? Hab ich. Komm mit.“
Ich folgte ihm über das leicht schaukelnde Deck, während er weiter brummelte.
„Hab heut früh um sechs den ersten Rundgang gemacht, wie immer. Aufräumen, Motor anwerfen, bisschen fluchen, weil's noch dunkel war. Und dann find ich den da hinten, an der Steuerkabine. Bewegungslos, eiskalt. Dachte erst, der pennt seinen Rausch aus. Aber dann hab ich gerochen...“
Er drehte sich zu mir um.
„Kaffee.“
Ich runzelte die Stirn.
„Kaffee?“
„Ja und nicht irgendeinen. So'n ganz feiner, würziger Geruch. Kenn ich nicht. Hätt' ich nie gerochen, wenn ich nicht seit zwanzig Jahren mit Ben abhänge.“
Wir erreichten das Heck. Hacki zeigte auf eine Bank, wo ein dickes, graues Wolltuch lag – offensichtlich vom Rettungsdienst da hingelegt.
„Die haben ihn schon abgeholt. War tot, bevor der erste Dampfer hupte. Aber was seltsam war: In seiner Jackentasche war ein Kaffeebeutel. Goldfolie. Ohne Etikett.“
Mir stockte der Atem.
„Ben hat seine neue Röstung in goldene Beutel abgefüllt. Limitierte Edition. Ohne Etikett.“
Hacki nickte. „Hab ich mir fast gedacht.“
„Was ist mit dem Beutel?“
„Die Polizei hat alles mitgenommen. Kommissar Grothe war da. Hat geguckt wie ‘ne Zimtschnecke, die man in Salzwasser getunkt hat.“
Ich kannte Grothe. Ein brummiger Typ mit schiefem Schnauzer, der so gar nichts von Columbo hatte – außer der Fähigkeit, einen mit einem Blick nervös zu machen.
„Kennst du den Toten?“, fragte ich leise.
Hacki sah aufs Wasser hinaus. Die Sonne versuchte, durch den Nebel zu stechen, ohne viel Erfolg.
„Ja. Der hieß Jochen Blome. Rentner, früher beim Zoll. Stammgast bei Ben. Hat immer Espresso doppio getrunken. Saß stundenlang im Café und hat gekritzelte Notizbücher vollgeschrieben. Still, höflich, nie auffällig. Aber irgendwas war immer... unruhig an ihm.“
„Blome? DER Blome? Der mit den Notizbüchern?“, fragte ich sofort. Mein innerer Spürsinn – oder besser: mein chronisch unterbeschäftigter Autoreninstinkt – klingelte wie eine überdrehte Hafenboje.
„Jep. Immer in Leder eingebunden. Sahen alt aus, so wie die, die Opa noch hatte. Als würde er da etwas Wichtiges reinschreiben.“
Ich sog die kalte Luft ein, die nach Elbe, Diesel und – ja – ganz entfernt nach dieser geheimnisvollen Weihnachtsröstung roch. Der Geruch klebte an der Planke wie ein Versprechen, das nicht gehalten worden war.
„Glaubst du, er hatte etwas mit dem Diebstahl zu tun?“, fragte ich.
Hacki zuckte die Schultern.
„Vielleicht. Vielleicht war er Zeuge. Oder hat irgendwas herausgefunden. Ich weiß nur: Der ist nicht einfach so hier gestorben. Dafür war sein Blick zu... wach. Das war kein Zufall.“
Ich dachte kurz nach.
„Und du hast nicht zufällig eine Kopie von dem Beutel gemacht?“
Er grinste. „Na, wat denkst du denn? Ich bin zwar alt, aber nicht doof.“
Er zog sein Smartphone raus und zeigte mir ein Foto. Klare Aufnahme. Goldener Beutel. Keine Marke, kein Name. Nur ein schlichter roter Wachssiegelaufkleber mit einer Prägung: ein kleiner Anker.
„Ein Anker?“, murmelte ich. „Das ist nicht von Ben.“
„Nee. Und Ben sagt, er hat keinen einzigen Beutel abgegeben. Die komplette Lieferung ist weg.“
Ich fröstelte.