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'Läuterung', 'Erleuchtung' und 'Einswerdung' - so oder so ähnlich nennen verschiedene Traditionen von 'Mystik' die drei Hauptphasen des 'Weges'. Mittelalterliche Alchemisten sprechen hier auch von 'Nigredo, Albedo und Rubedo', von 'Schwärzung, Weißung und Rötung' als den Stufen, die das 'Unedle' durchmacht, bis es zur höchsten Vollkommenheit, zum 'Stein der Weisen' verwandelt ist. Freimaurer sprechen vom 'Lehrlings-, Gesellen- und Meister-Grad', vom 'Schau in dich! - Schau um dich! - Schau über dich!'. So oder so handelt es sich erstens um ein 'Klären der Seele', insbesondere vermittels des 'Gewissens' des Menschen. Zweitens um ein 'Erwärmen des Verstandes und des Gemüts für die Tugend', insbesondere vermittels der 'Vernunft' des Menschen. Und drittens um ein 'Erlangen von heiterer Gelassenheit hier unten im Tale des Todes', insbesondere vermittels des (wahren) 'Willens' des Menschen. 'Grundlage': Der Beginn, das Fundament des ganzen Weges in Gestalt der 'Läuterung', soll münden in die Einsicht, bzw. in die unerschütterliche Überzeugung, dass 'Gott mich erschaffen hat'. 'Erbauliches': Das auf diesem Fundament der Gotteskindschaft Aufbauende, und damit die eigentliche 'Erleuchtung' des Alltag(er-)lebens, führt dann mehr und mehr in das Bewusstsein, dass 'meine Kraft und Stärke (allein) in Gott liegt'. 'Überfluss': Der überfließende Segen des ganzen Prozesses, zeigt sich zuletzt in der immer innigeren 'Einswerdung' mit dem Göttlichen selbst, mit dem Ewigen - und deshalb manifestiert sich dieser Überfluss insbesondere als die Anerkenntnis der Notwendigkeit, dass, bildlich gesprochen, 'das Fleisch sich von den Knochen löse', dass also das Vergängliche sich vom Beständigen absondere, um so das eigentlich EWIGE (wieder) zu finden: Den, 'Der da war, Der da ist, und Der da sein wird'.
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Seitenzahl: 411
Veröffentlichungsjahr: 2020
Einleitung
Teil I: Grundlage.
Glaube
‚Glaube‘: Vertrauen, Gewissheit, Treue.
Bekenntnis
Das Bekennen der Überzeugung, dass ‚Jesus der Christus‘ ist
Taufe
Die Wassertaufe als Symbol und Bekenntnisakt
Formales
Äußerlichkeiten im Glaubensleben
Gesetz
Gebote, Rechte, Satzungen Gottes
Sünde
‚Sünde‘; Getrennt-Sein vom Ewigen
Sabbat
Der wöchentliche Ruhetag als Bündniszeichen
DAS KREUZ
Von der Bereitschaft eines Jüngers Jesu Christi, dem Meister bis zum Tod am Kreuz zu folgen
Das Gericht
Das ‚Berichtigt-Werden‘ von aller gefallenen Schöpfung
Das Evangelium
Die ‚Gute Nachricht‘ – die ‚Botschaft vom Guten‘
Ewigkeit der Bibel
Eine kurze Betonung der EWIGKEIT allen biblischen Erzählens
Teil II: Erbauliches.
Schöpfung und Neugeburt
Das morgendliche Handwasch-Ritual im jüdischen Brauch
Opfergaben
Opfergaben levitischer Ordnung und ihr Widerhall im Alltag des Christus-Jüngers
Speise und Ernährung
Was wir uns einverleiben und so zu einem Teil von uns machen
Rechte Kleidung
Bekleidung als Ausdruck des ‚Seelengewandes‘
Der ’sehr gute‘ Siebte Tag
Warum ‚die Welt verbessern wollen‘ ein Sabbatbruch ist
… den Staub von den Füßen schütteln
Die Konsequenzen, wenn ‚eine Stadt die Botschaft vom Guten nicht annimmt‘
Salbung und Achter Tag
Das ‚Salben‘, Acht(er Tag) und ‚Überfließen des Kelches‘: wenn Innen endlich auch Außen wird
Der ‚Zaun um die Thora‘
Wozu Abgrenzung? Und von wem und was? … und bis wann?
‚Gekleidet in Licht‘
Gebetsmantel, Schaufäden, das Manna und die Einheit Gottes … die Zahl 39
Liebe zur Welt – Agape für den Kosmos?!
Gedanken zum Begriff der ‚Welt‘ im Neuen Testament (‚Kosmos‘ im Altgriechischen)
SCHRIFT und WORT
‚Schriftliche Thora‘ und ‚Mündliche Thora‘
Teil III: Überfluss.
Vorwort
in der Einsamkeit: Erstes Gewahrwerden des G*ttesbeistands durch eine Gnade G*ttes
am Hinabsteigenden: Heiligung des G*ttesbeistands zur alleinig-bestimmenden Herrschaft
am Gerüst des Kreislaufes: Chymische Hochzeit als erste Offenbarung des Menschensohnes
Reinigen in der G*tteskundigkeit
Zug durchs Bewachende
Fest in der Friedensstadt: Identifizierung des Menschensohnes mit dem G*ttessohn
am Meer des Kreislaufes: Hineinwachsen des Menschensohnes in die ganze Erde
Laubhüttenfest: Hinüberheben der ganzen Überlieferung auf eine neue, geistigere Ebene
Heiligtum der Friedensstadt: Entschleierung des Bösen in Streit mit Sich-Abspaltenden
Umkehr irdischer Verhältnisse nach Geistesmaß als Beweis für (wahre) G*tteskundige
Tempelweihe: G*ttes Beistand als das offene Tor zwischen dem Schöpfer und seinen Schafen
Erweckung des Lieblingsjüngers und freiwilliger Antritt des Selbstaufopferungspfades
Nachwort
'Läuterung', 'Erleuchtung' und 'Einswerdung' - so oder so ähnlich nennen verschiedene Traditionen von 'Mystik'1 die drei Hauptphasen des 'Weges'. Mittelalterliche Alchemisten sprechen hier auch von 'Nigredo, Albedo und Rubedo', von 'Schwärzung, Weißung und Rötung' als den Stufen, die das 'Unedle' durchmacht, bis es zur höchsten Vollkommenheit, zum 'Stein der Weisen' verwandelt ist. Freimaurer sprechen vom 'Lehrlings-, Gesellen- und Meister-Grad', vom 'Schau in dich! - Schau um dich! - Schau über dich!'.
So oder so handelt es sich erstens um ein 'Klären der Seele', insbesondere vermittels des 'Gewissens' des Menschen. Zweitens um ein 'Erwärmen des Verstandes und des Gemüts für die Tugend', insbesondere vermittels der 'Vernunft' des Menschen. Und drittens um ein 'Erlangen von heiterer Gelassenheit hier unten im Tale des Todes', insbesondere vermittels des (wahren) 'Willens' des Menschen.
Welcher Tradition sich der Mensch nun auch - mehr oder weniger - verpflichtet fühlt … in der Essenz wird er diese drei Abschnitte des Weges in irgendeiner Weise wiedererkennen - wie auch immer er sie dann genau nennen wird. Die Details werden sich durchaus mannigfaltig unterscheiden in den diversen Ausprägungen von Mystik und Religion; und vielleicht ergibt sich ja gerade aus dieser unüberblickbaren Mannigfaltigkeit der Natur- und Kultur-Welt erst die Schönheit des Ganzen - wie etwa der 'bunte Rock' des Josef, den ihm sein Vater Jakob schenkt, auch als Sinnbild für die leuchtende Pracht gedeutet wird, die aus jener 'Einheit in der Vielheit' für unser menschliches Wahrnehmen erst erwächst.
Die letztendliche Einheit jedenfalls wird immer bestehen bleiben. Und daher ist die Grunddynamik des Strebens zu(rück) zu Gott auch für einen jeden einzelnen Menschen von universalen Gesetzen geprägt.
So erlebt ein jeder Mensch, der sich als ein Suchender auf die Wanderung(en) begibt, jede Phase auf seine je ganz individuelle Art. Und es wird doch kein ernsthaft Strebender die grundsätzlichen Gemeinsamkeiten DES Weges ableugnen.
Angemerkt sei noch, dass diese drei 'Phasen', so sehr sie auch aufeinander aufbauen, doch nicht als völlig getrennt voneinander aufzufassen sind, also keineswegs strikt nacheinander, aufeinander folgen, indem die eine 'abgeschlossen' ist, wenn die nächste anfängt. Vielmehr durchdringen sie sich gegenseitig und bilden drei parallele Schichten der Existenz, die lediglich aufeinander aufbauend, bis zu einem gewissen Grad 'nacheinander' in den Fokus des Erlebens geraten, wo sich der Beharrliche auf dem besagten Weg befindet.
Und je intensiver diese 'Wanderung' zurück zum Ursprung2 nun gelebt, ER-lebt wird - desto deutlicher wird dem Reisenden der zyklische Charakter des Ganzen, desto mehr reift ihm die (manchmal durchaus leidvolle) Einsicht, dass der Prozess von Läuterung, Erleuchtung und Einswerdung hier auf Erden im Fleische niemals ganz abgeschlossen werden wird, sondern lediglich auf immer neuen, höheren Abschnitten eines 'Spiralrundes' den selben Kreislauf aufs Neue antritt. Dieses teils leidvolle 'ewige Rundherum' gilt es in aller Würde anzunehmen und gar als einzigartig MENSCHLICHES Geheimnis und Abenteuer wertzuschätzen.
In vorliegender Sammlung von Aufsätzen, die in erster Linie zur Veröffentlichung im Internet geschrieben worden sind (LaThalmidim.net), werden nun diese drei genannten Hauptphasen des Weges aus einer explizit biblischen, christlichen Sicht von verschiedenen Seiten her beleuchtet. Als Überschriften für die drei Rubriken werden hierbei drei Begriffe gewählt, die aufgrund ihrer Mehrdeutigkeit besonders geeignet erscheinen, in der Sprache von heute auszudrücken, was in ihnen liegt: 'Grundlage', 'Erbauliches' und 'Überfluss'.
Die 'Läuterung' also als die 'Grundlage' des ganzen aufgefasst; den Prozess der zunehmenden 'Erleuchtung' dann als das eigentlich 'Erbauliche' im Bezug auf das Leben des Strebenden begriffen; und schließlich die letztliche 'Einswerdung' mit dem Ewigen als den überschäumenden 'Überfluss' erlebt, dessen Segensfülle kaum mehr in Worte gefasst werden kann - und so besteht dann auch diese letzte der drei Rubriken im Wesentlichen nur noch aus einer Übersetzung und Kommentierung von Bibeltext (namentlich der ersten zwölf Kapitel des Evangeliumberichts nach Johannes).
'Grundlage': Der Beginn, das Fundament des ganzen Weges in Gestalt der 'Läuterung', soll münden in die Einsicht, bzw. in die unerschütterliche Überzeugung, dass 'Gott mich erschaffen hat'.
'Erbauliches': Das auf diesem Fundament der Gotteskindschaft Aufbauende, und damit die eigentliche 'Erleuchtung' des Alltag(er-)lebens, führt dann mehr und mehr in das Bewusstsein, dass 'meine Kraft und Stärke (allein) in Gott liegt'.
'Überfluss': Der überfließende Segen des ganzen Prozesses, zeigt sich zuletzt in der immer innigeren 'Einswerdung' mit dem Göttlichen selbst, mit dem Ewigen - und deshalb manifestiert sich dieser Überfluss insbesondere als die Anerkenntnis der Notwendigkeit, dass, bildlich gesprochen, 'das Fleisch sich von den Knochen löse', dass also das Vergängliche sich vom Beständigen absondere, um so das eigentlich EWIGE (wieder) zu finden: Den, 'Der da war, Der da ist, und Der da sein wird'.
Und im vorliegenden Büchlein nun sind diesen drei Hauptrubriken jeweils einige Aufsätze, bzw. Texte, zugeordnet, die sich im weitesten Sinne mit Aspekten des jeweiligen 'Wegabschnittes' beschäftigen. Natürlich steht hierbei aufgrund des biblischchristlichen Ansatzes des Ganzen stets die Heilige Schrift (samt daran anknüpfender Überlieferung) im Vordergrund. Das heißt also, dass, wenn die Rede von der Überzeugung ist, dass 'Gott mich erschaffen hat', damit auch die Überzeugung einhergeht, dass es sich dabei um denjenigen Gott handelt, den die Bibel als den Schöpfer von Himmel und Erde offenbart, und dass diese Bibel selbst also göttlicher Natur ist, welche sich wiederum 'Fleisch werdend' auch im MENSCHEN, im wahrhaftigen Mensch-SEIN ausdrückt, der durch sie als 'Kind Gottes' zu leben berufen ist - und dass diese 'Gotteskindschaft' uns im Besonderen in Gestalt unseres geliebten Christus Jesus vorgelebt wird.
So ist denn Er, Jesus3, zunächst die weisheitsvolle, den Anfang machende GRUNDLAGE des wahren Menschtums, dann ist Er auch starkes, die eigentliche Arbeit bewältigendes ERBAULICHES und zuletzt ist Er schöner, krönender und schmückender ÜBERFLUSS des so errichteten neu(geboren-)en Wesens. Und die Worte 'Grundlage', 'Erbauliches' und 'Überfluss' sind in der Hebräischen Sprache und Überlieferung eng mit den Begriffen vom 'Herrn', vom 'Sohn' und vom 'Messias' verknüpft. Doch dies hier zunächst nur angemerkt als ein leiser Wink, der in manchem folgenden Aufsatz noch zur Entfaltung kommen möge.
Alle Ehre unserem Herrn, dem Sohn und Messias des Ewiglebendigen!
1 … also 'Varianten der menschheitlichen Suche nach einem Leben im Einklang mit dem Ewigen'
2 … und dann wieder von dort 'zurück ins Leben', nun die 'Kunde von der Quelle' mit sich bringend – sozusagen erst 'vom Westen gen Osten' und dann wieder 'von Osten zurück in den Westen', denn: 'Ex Oriente Lux' …
3 … dem Namen nach also ungefähr zu charakterisieren als der 'heilsame Beistand Gottes'
Die ‚Grundlage‘, das Fundament allen Glaubens4 ist eines, EINER: Jesus Christus, oder mit seinem eigenen, hebräischen (= ‚jenseitigen‘) Namen benannt: Jeschua ha Maschiach, der fleischgewordene Beistand des lebendigen Gottes, der uns allezeit persönlich gegenüber tritt, wo wir ihn in unser Leben einladen. Diese erste Rubrik soll daher Texte sammeln, die recht unmittelbar die Rolle unseres Messias als die unersetzbare Grundlage für alles weitere behandeln. Es geht dabei deshalb mehr um die grundsätzlichen Dinge, als um allzu konkrete ‚Handlungsanweisungen/-empfehlungen‘; es geht um die allgemeine Haltung – was sind besonders fundamentale Überzeugungen für einen Nachfolger des Christus, was sind für ihn entscheidende Sichtweisen auf die Welt und das Leben? Sicherlich muss hierbei auch mit so einigen Vorurteilen aufgeräumt werden, die wohl die meisten Menschen unserer Zeit (und vielleicht aller Zeiten) durch ihre bisherigen Erfahrungen mit ‚Gläubigen‘, mit ‚Religion‘, mit ‚Kirchen/Sekten/Glaubensgemeinschaften‘ usw. angehäuft haben.
Ergebnis hiervon soll schließlich sein, 'die Seele zu klären, vermittels eines zunehmend erwachenden Gewissens', welches den Verstand auf eine ganz neue, bisher ungekannte Weise erleuchtet.
Auf diesem Weg wandele man, um dadurch zu gegebener Zeit den kostbaren Lohn zu empfangen, von der eigenen 'Gotteskindschaft' vollends überzeugt zu sein. Und damit ist dann die 'Grundlage' gelegt für den eigentlichen Bau, dann sind die gröbsten Kanten des eigenen Wesens soweit geglättet, dass man sich als lebendiger Stein einfügen lassen kann in den geistigen Tempelbau des 'Leibes Christi'.
Kurz und knapp: ‚An die Bibel glauben‘ bedeutet nicht in erster Linie ‚die traditionell interpretierten wortwörtlichen Übersetzungen der ursprünglich hebräischen und griechischen Urtexte als historische Tatsachenberichte für WAHR in einem formallogischen Sinn zu halten‘.
Dies ist lediglich eine ab einem gewissen Punkt natürliche Konsequenz, allerdings in erster Linie von ‚methodischer‘ Wichtigkeit. Was aber die ‚Überzeugung‘ angeht, nach der man sein ganzes Leben auszurichten gedenkt … da reicht kein abstraktes ‚Für-Wahr-Halten‘, da geht es vor allem um VERTRAUEN auf die unermessliche Fülle an geistig-seelischem (und durchaus auch das körperliche Wohlbefinden begünstigenden) Beistand, der aus den (Ur-)Schriften der Bibel quillt; da geht es außerdem um GEWISSHEIT, dass ein von Herzen kommendes Studium dieser Schriften einem selbst und den Mitmenschen zu Gute kommt, wie nichts sonst einem selbst und den Mitmenschen zu Gute kommt; und da geht es zudem sehr um TREUE, auch in seinem Alltagshandeln und in seinem ganzen Lebensentwurf möglichst den Prinzipien entsprechend zu leben und zu wirken, die sich aus dem Bibelstudium für einen selbst individuell ergeben.
Ist ein derartiges ‚Glauben‘ an die Heilige Schrift vorhanden, so hat man die Bibel in der Tat zu seinem Fundament, als die Grundlage seines Lebens. Und das Wort ‚Grundlage, Fundament‘ wird im Althebräischen exakt identisch geschrieben, wie das Wort für ‚Herr‘5. Wenn also das eigene Leben im Fleische Zeugnis von einem Wandel nach der Bibel gibt, dann hat man als den ‚Herrn‘ seines Lebens ganz wortwörtlich das ‚Wort Gottes‘ angenommen; und ‚fleischgeworden‘, also nicht als bloß ‚toter Buchstabe‘, ist dieses ‚Wort Gottes‘: Jeschua, der Messias – Jesus Christus.
Ein bekanntes Beispiel aus der Schrift, was es mit dem ‚Christus-Bekenntnis‘ auf sich hat, findet sich im Brief des Paulus an die Römer (Kapitel 10, Verse 9+10): ‚Denn so du mit deinem Munde bekennst Jesum, daß er der HERR sei, und glaubst in deinem Herzen, daß ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du selig. Denn so man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und so man mit dem Munde bekennt, so wird man selig.‘ … soweit eine gängige Übersetzung, die allerdings zu vielen Missverständnissen beigetragen haben dürfte. Nicht, dass es gänzlich falsch wäre, es so zu übersetzen. Doch für die meisten heutigen Leser gehen entscheidende Dimensionen der Botschaft dabei unter.
Deshalb hier einmal eine etwas wortwörtlichere Übersetzung der zwei Verse, samt Anmerkungen in eckigen Klammern, die den hebräischen Kontext der Begriffe berücksichtigen:
‚Denn wenn du [über den stillen entsprechenden Wandel hinaus sogar] mit deinem Munde (als) den Herrn [auch: (als) die Grundlage (deines Lebens)] Jeschua [= den Beistand des Ewigen] bekennst, und glaubst [auch: treu bist, und handelst im Bewusstsein] in deinem Herzen [auch: vermittels deines Herzens; vermittels deines Verstandes], daß ihn Gott [= der und das Ewige] von den Toten [= aus dem bereits vergangenen Geschehen] auferweckt [auch: wieder in Aktivität versetzt] hat, so wirst du [durch göttliches Eingreifen aus der Welt heraus] errettet (sein). Denn mit dem Herzen ist man gläubig [auch: treu] (bis) in das Gerecht-Sein hinein; und mit dem Munde ist man bekennend (bis) in das Errettet-Sein hinein.‘ (Römer 10,9-10)
All das hierin ausgesagte ist nur in seiner Fülle und Gewaltigkeit zu begreifen, wenn man ‚Jesus‘ in allen seinen Dimensionen (an) zu erkennen bereit ist. Daher hier zunächst eine Auflistung einiger seiner ‚Namen‘, ‚Titel‘ und Charakterisierungen: Christus/Messias/Gesalbter, Herr, König der Könige und Herr der Herren, (erstgeborener) Sohn (des lebendigen) Gottes, Wort Gottes, Sohn der Liebe (des Vaters im Himmel)/Sohn Davids, Ebenbild des unsichtbaren Gottes, Erstling der Schöpfung, Weisheit (Gottes), Richter der Lebenden und der Toten, Gesetzgeber, Friedefürst, Ewig(keits)vater, Heiland der Welt, Licht der Welt, Haupt der Versammlung/Gemeinde, Weg+Wahrheit+Leben, Brot vom Himmel, der Fels (des Heils), Hoherpriester im Himmlischen Heiligtum (nach der Ordnung MelkhiTzedeks, des Königs von Salem), der Prophet (der da kommen soll).
Versuchen wir nun, diese vielen Pinselstriche als ein Gesamtbild zu erfassen. Dazu müssen wir natürlich einen Schritt zurücktreten und die Bibel als ein vollkommenes, heiles Ganzes verstehen. Auf diesem Wege können wir uns den einzelnen Begrifflichkeiten nähern, um sie langsam in ihrer organischen Verbundenheit begreifen zu lernen.
Christus/Messias/Gesalbter: Durch die ‚Salbung‘ mit Öl werden in Israel dreierlei Funktionsträger in ihr Amt eingesetzt: Propheten, (Hohe-)Priester und Könige. Jeschua vereint alle diese drei Funktionen in sich. Ihn als den ‚Christus‘ zu bekennen, meint daher in erster Linie, dass man ihn als rechtmäßigen Herrscher anerkennt (Königtum), ihn zudem als einzige Autorität versteht, zwischen dem einzelnen Geschöpf und dem Schöpfer zu vermitteln (Priestertum), und darüber hinaus ihn als den letztgültigen Verkünder der göttlichen Wahrheit ansieht (Prophetentum).
(erstgeborener) Sohn (des lebendigen) Gottes: Als ‚Sohn‘ bezeichnet das Althebräische nicht nur den leiblichen männlichen Nachkommen, sondern auch ganz allgemein ein ‚einzelnes Exemplar eines Kollektivs‘6; und ‚Ben ha Elohim‘ (‚Sohn Gottes‘, oder ‚Sohn der Gottheit‘) kann somit auch als ‚ein einzelnes Exemplar der Mannigfaltigkeit des Göttlichen‘ verstanden werden. Zudem ist das Wort ‚ben‘ vom selben Stamm wie das Wort für ‚bauen, errichten‘ und für ‚Erbauer‘ und ‚Bauwerk‘ (‚banah‘; ‚boneh‘; ‚binjan‘). Der ‚Sohn Gottes‘ kann daher auch als das begriffen sein, das ‚Gott der Vater (hier in der Welt) von sich selbst erbaut‘.
Indem Jeschua nun der ‚Erstgeborene‘ von solcherlei Exemplaren ist, wird darauf verwiesen, dass er in Rang und Stellung einzigartig ist und bleibt, und dies schon seit ‚vor Grundlegung der Welt‘ so bestimmt ist (siehe Offenbarung 13,8); dass aber dennoch seine Nachfolger ebenfalls zu ‚Kindern Gottes‘ werden (sollen), also ihm ähnlich, bis sie letztlich sogar in der ‚Verherrlichung‘ ihm gänzlich gleich werden sollen7.
Ebenbild des unsichtbaren Gottes: Auch hierin zeigt sich die Wesensidentität des ‚einzelnen und ersten Exemplares‘ der Gottheit innerhalb der Schöpfung (= des Sohnes Gottes) mit der Gottheit selbst, die diese Schöpfung als ihr Schöpfer hervorgebracht hat; die Gottheit, die daher in und an sich selbst ‚unsichtbar‘ ist, nämlich als der ‚himmlische Vater‘ und Erzeuger ‚in unzugänglichem Licht wohnt‘.
Sohn der Liebe (des Vaters im Himmel)/Sohn Davids (wörtlich etwa: ‚Sohn des Gottgeliebten‘): Hiermit wird nun noch einmal näher die Art der Wesensgleichheit zwischen ‚Sohn‘ und ‚Vater‘ spezifiziert; es handelt sich bei dem ‚Sohn‘ um ein Exemplar der ‚Liebe‘ des Vaters, also um die Verkörperung dieser väterlichen Liebe selbst, die in Gestalt des ‚Sohnes‘ eine innerhalb der Schöpfung tätige Kraft des Schöpfers ist.
Wort Gottes: Diese ‚tätige Kraft des Schöpfers‘ ist seit dem ersten Kapitel der Bibel als ‚Wort Gottes‘ erkennbar, das alles in Erscheinung ruft.
Erstling der Schöpfung: Als ‚Wort Gottes‘, durch das erst alles weitere entsteht, ist diese ‚tätige Schöpferkraft‘, diese ‚Verkörperung der Liebe des himmlischen Vaters‘, der ‚Erstling der ganzen Schöpfung‘, nicht selbst ‚geschaffen‘, sondern ‚gezeugt‘.
Weisheit (Gottes): Als dieses zu Beginn von Allem Gezeugte ist die ‚Liebe Gottes‘ als ‚tätige Kraft des Schöpfers‘ gleichzeitig die ‚Weisheit Gottes‘, die ‚vor allem schon da war und durch die alles bemessen und geplant ist, was dann als Schöpfung in die Existenz tritt‘ (siehe etwa Sprüche Kapitel 8).
der Prophet (der da kommen soll): Nach all den bisherigen, eher ‚kosmischen‘ Aspekten des Christus, des Schöpferwortes, der Gottesliebe-Verkörperung, ist mit dem ‚Propheten, der da kommen soll‘ nun eine Bezeichnung8 gegeben, die gerade auf die Mensch-gewordene Dimension abzielt und das Verkündende dabei in den Vordergrund rückt: das Wort Gottes, das sich innerhalb der Menschheitsgeschichte selbst offenbart9 und letztlich sogar gänzlich ‚Fleisch wird‘, als Mensch unter Menschen auftritt.
Weg+Wahrheit+Leben: Gerade in seiner Menschwerdung nun zeigt sich dieses ‚Wort Gottes‘ als der einzige Weg für den Einzelnen hin zurück zum ‚Vater‘, aus dem er erzeugt worden, zur Quelle, aus der er geflossen ist; als die einzige Wahrheit mithin, die diesen einen Weg weisen kann und als das wahre Leben, das nur auf diesem Weg erreicht wird.
Brot vom Himmel: Damit also ist dieses Wort Gottes das wahre ‚Brot vom Himmel‘, das denjenigen, der sich Daraus speist, nicht mehr sterben lässt, sondern dem Es ewigwährendes Lebendigsein garantiert, also die Existenz gänzlich in die Sphäre des Ewigen versetzt, insofern sich von Ihm gespeist wird.
Ewig(keits)vater: Hiermit ist erneut verwiesen auf die Tatsache, dass die ‚Ewigkeit‘, das ‚ewige Leben(digsein)‘, allein IHN zur Quelle hat, dass Er allein es ist, der den ewiglebendigen Menschen zu zeugen vermag. Und zwar, wenn sich ‚von ihm genährt‘ wird, als vom ‚Brot des Himmels‘.
Licht der Welt: Als das ‚Licht der Welt‘ tritt die ‚Weisheit Gottes‘, die ‚tätige Liebe des Vaters‘ als sein ‚Schöpferwort‘, nun insbesondere wieder in seiner Gestalt als offenbarte Heilige Schrift auf10, wenn diese nicht als ‚toter Buchstabe‘ verkümmert, sondern im Optimalfall als kompletter fleischlicher Mensch auftritt, wie in Gestalt des Messias geschehen (Johannes 9,5). Und wer ‚in diesem Licht bleibt, der wird nicht verlorengehen‘11 in der Dunkelheit der (gefallenen) Welt, sondern wird – indem er eben dieses Licht als Hilfe und Wegesleuchte annimmt, dadurch sich mit dem ‚Brot vom Himmel‘ speist – ‚ewiges Leben haben‘.
Haupt der Versammlung/Gemeinde: Das Ziel dieses ‚Weltenlichtes‘ besteht dann in der Erleuchtung desjenigen Teils der Welt, der dieses Licht annimmt; das ist die ‚Gemeinde‘, bzw. die Versammlung aller ‚Heiligen‘, als deren ‚Haupt‘ das Licht fungiert12. Wiederum ist hier zu beachten, dass es sich bei dem ‚Licht‘ als dem Haupt der Gesamtheit aller wahren Diener des Ewigen um nichts anderes handelt, als um das ‚Wort Gottes‘ selbst, in seiner lebendigen Form, das sich in schriftlich-überlieferter Gestalt für uns Menschen konzentriert in der Thorah und in den darauf aufbauenden Schriften, und letztenendes dann in den Berichten über das leibliche Wirken des Messias, als der fleischgewordenen Thorah, die uns als bestmöglicher Leitfaden gegeben ist.
Hoherpriester im Himmlischen Heiligtum (nach der Ordnung MelkhiTzedeks, des Königs von Salem): ‚Melkhi Tzedek‘ kann sowohl als ‚König der Gerechtigkeit‘ als auch als ‚mein König ist gerecht/mein König ist (die) Gerechtigkeit‘ übersetzt werden. ‚Salem‘ entspricht ‚Schalom‘, dem Frieden, der Vergeltung, dem Ausgleich, der Harmonie, der Unversehrtheit, der Beschwichtigung. Eines solchen Herrschers Ordnung also ist es, nach der das fleischgewordene Gotteswort, die personifizierte Liebe des himmlischen Vaters, uns als erster und letzter und einziger Vermittler dient zwischen uns (als jeweils einzelnen Geschöpfen, und auch ‚uns‘ als der Gesamtheit der Schöpfung) auf der einen Seite, und dem ‚allesdurchdringenden‘13 Schöpfer auf der anderen. Diese Vermittlung also wird allein bewirkt durch Jeschua, die ’nach angewandter Gottesliebe‘ strebende Thorah in den Herzen all derjenigen Menschen, welche sich nach dieser Vermittlung sehnen und deshalb ‚in Christus bleiben‘ und ‚er in ihnen‘. Die Thorah, die Weisung des ewigen Gottes muss IN den Menschen sein (Jeremia 31,33), damit diese auch IN dieser Weisung bleiben können. Und umgekehrt. Der Geist Gottes bewohnt keinen entweihten Tempel (1. Korinither 3,16f).
Richter der Lebenden und der Toten: Wir wissen, dass der Richter am Ende der Zeit auch derjenige ist, der das Gesetz gegeben hat (Jakobus 4,12), und dass er entsprechend nach diesem Gesetz richten, das heißt: die Zustände berichtigen wird. Der Gesetzgeber am Berg Sinai muss demnach Jeschua selbst gewesen sein, der auch als der ‚Bote‘14 auftritt, ‚in dem der Name des Ewigen ist‘ (Exodus 23,20f). Und da das ‚Gesetz‘ wiederum die Thorah, das Wort Gottes selbst meint, hat Jeschua (als der ‚Engel, in dem der Name des Ewigen ist‘) auf dem Berg Sinai nicht weniger als SICH SELBST gegeben als das Wort Gottes, und damit den Segen, der es uns ermöglicht, das (wahrhaftige) Leben zu wählen anstatt den Tod (Deuteronomium 30,15+19). Nichts desto trotz hat er uns gleichzeitig dadurch den Fluch vorgelegt, den wir wählen können, indem wir seinen Segen verwerfen und so dem Tod statt dem Leben dienen (siehe Deuteronomium das ganze Kapitel 28). Doch wie Paulus ausführlich darlegt, ist selbst im Fluch Gottes noch Segen enthalten, indem die Heiden erst durch die göttliche Verwerfung derer, die den Fluch wählten, zum Heil gelangen (siehe konkret etwa Römer 11,11+15).
Heiland/Erretter der Welt: Das lebendige Wort Gottes, die tätige Liebe des Vaters im Himmel – sie ist es, die das Potential zur Errettung der ganzen Welt in sich birgt: die Wiederherstellung der eigentlich ursprünglich vorgesehenen göttlichen Ordnung, die durch die Entscheidung der Schöpfung, diesem göttlichen Willen zu widerstehen, am Anfang unserer Weltzeit zerstört worden ist15.
Friedefürst: Auch als ‚Mächtiger Kämpfer des harmonischen Ausgleichs‘ könnte man das hebräische Wort aus Jesaja 9,6 übersetzen; der Bezug zur richtenden, berichtigenden Funktion des Gottessohnes und -wortes steht wieder im Vordergrund, sowie sein Recht, endgültig zu herrschen.
der Fels (des Heils): Der ‚Fels (des Heils)‘ ist gleichzeitig auch16 die ‚Bedrängnis des Heils‘; denn der Beistand Gottes, Jeschua, zeigt sich all den Söhnen, die vom Vater geliebt sind, auch als Züchtigung (Sprüche 3,12; Hebräer 12,6), als Bedrängnis mithin, die die abirrenden Kinder wieder auf den rechten Weg zu bringen schafft. Und so ist gerade derjenige Aspekt unseres Messias, auf den wir als unsere Grundlage unser ‚Haus bauen sollen‘, anstatt auf ’sandigen Boden‘ (Matthäus 7,24ff), der Aspekt der Bedrängnis, in die Er uns zwangsläufig bringt, um uns endgültig entscheiden zu müssen. Wie spricht Jeschua von sich selbst (Matthäus 21,44): Der Fels, an dem zerschellt, wer auf Ihn fällt; und der den zerschmettert, auf den Er fällt. Wir haben also die Wahl, die Bedrängnis uns dienstbar sein zu lassen, oder an ihr zerstört zu werden. Denn das Wort Gottes ist bekanntlich ‚ein zweischneidiges (auch: zweimündiges) Schwert‘ (Hebräer 4,12; Offenbarung 1,16; 19,15) …
Herr, Herr der Herren und König der Könige: Das althebräische Wort für ‚Herr‘17 lautet ‚Adon‘ und wird im Urtext exakt gleichgeschrieben wie das Wort ‚Ädän‘, was ‚Grundlage, Fundament‘ bedeutet. Mit der Bekenntnis Jesu als ‚Herrn‘ ist also immer auch gemeint, dass man ihn zur ‚Grundlage‘ hat, zum ‚Fundament‘ seines Handelns und Wandels. ‚Herr der Herren‘ könnte man demnach als Steigerung dieser Bezeichnung auffassen, als ‚Fundament aller Fundamente‘, das Grundlegendste, auf dem alles aufbaut. Und ‚König der Könige‘ oder ‚Herrscher der Herrscher‘ ist demgegenüber das Höchste in einem hierarchischen Bau, der ‚Oberste Souverän‘, der das Bauwerk bewohnt, das auf besagter ‚fundamentalster aller Grundlagen‘ erbaut ist, welche also wiederum Er selbst ist – Basis und Krönung in einem ist der ‚Herr der Herren und König der Könige‘ damit, und sein Haus auferbaut aus den ‚lebendigen Steinen‘ (1. Petrus 2,5), die als die Versammlung der Heiligen ’sein Leib‘ sind (1. Korinther 12,27; Epheser 1,22f; Kolosser 1,24; u. v. a.). Auch kann das Hebräische Wort für ‚König‘ vom Verb ‚ernähren, versorgen‘ abgeleitet verstanden werden, sodass ‚König der Könige‘ auch ‚Ernährer der Ernährer‘ bedeutet.
Jeschua/Jehoschua/Jesus: Die konzentrierteste Zusammenfassung aller Eigenschaften und Charakterlichkeiten des nun ausführlich umrissenen Gotteswortes, das gleichzeitig ‚Sohn‘ des Allerhöchsten selbst ist, lässt sich am besten geben als: Jeschua, bzw. Jesus, der Name des tatsächlich fleischgewordenen Wortes, wie die Evangelienberichte von ihm berichten. Vom Hebräischen ‚Jehoschua‘ kommend (eine Kurzform desselben), bedeutet der Name ursprünglich so etwas wie ‚der Ewige (Jah/Jahwah) errettet/leistet Beistand‘, oder eben ‚der errettende Beistand des Ewigen‘. Die Kurzform ‚Jeschua‘ ist dann sogar gleichlautend mit dem Wort ‚Errettung; Heil‘ selbst. Die leibhaftige Verkörperung des Gottessohnes im tätigen Leben eines Menschen offenbart sich also ihrem Wesen nach als der ‚heilsame Beistand des Ewigen‘ schlechthin. Auch beachtenswert scheint, dass der ‚Heilige Geist‘, der ‚Geist der Heiligkeit‘, das heißt: der Geist des für-Gott-aus-der-profanen-Welt-heraus-abgesondert-Seins, neben seiner schlichten Charakterisierung als ‚Geist Gottes‘ überhaupt, und als ‚Geist der Wahrheit‘, auch als ‚Beistand‘18 bezeichnet wird, der vom Vater im Himmel herabgesandt wird. ‚Wort‘, ‚Geist‘ und ‚Liebe‘ Gottes sind also eins in der Wirksamkeit innerhalb der Schöpfung, als der ‚Sohn‘ der ansich unbeschreibbaren Mannigfaltigkeit Gottes (= ‚Elohim‘ auf Hebräisch); und als ein leibhaftiger Mensch auftretend, bzw. in einem leibhaftigen Menschen zumindest partiell wirkend, sind ‚Wort, Geist und Liebe‘ des Ewiglebendigen der direkte, errettende Beistand dieses Ewiglebendigen selbst, wie er in seine Schöpfung eingreift, wie er als ‚Person‘ einem jeden entgegenzutreten vermag.
‚Person‘ – das Wort kommt von Lateinisch ‚personare‘, dem ‚Hindurch-Tönen‘, und zwar speziell das Hindurch-Tönen der Stimme eines Charakters im Theaterstück, die durch die ‚Maske des Schauspielers‘ (ebenfalls als ‚persona‘ bezeichnet) ‚hindurchtönt‘ und sich vermittels ihrer erst dem Betrachter und Zuhörer zu erkennen gibt. Im Hebräischen kommt unserem Wort der ‚Person‘ noch dasjenige am nächsten, was man als ‚Angesicht(er)‘ zu übersetzen gewohnt ist19. Dieses Wort ‚Panijm‘ kommt von einer Verbwurzel ‚P-N‘, die als ‚(hin-/ab-)wenden‘ übersetzt werden kann; das ‚Angesicht‘, die ‚Person‘ also ist dem hebräischen Verständnis nach etwas, das sich einem zu- und/oder abwendet. Wie der Beistand des Ewigen eben auch sich uns zuwendet, oder sich von uns abwendet, je nach Wahl, die wir in jedem neuen Moment unserer individuellen Existenz treffen.
Zum Bibelwort zurückkommend, das zu Beginn dieses Artikels steht, können wir nun das Ganze sehr viel tiefer verstehen. Mit dem ‚Lippenbekenntnis‘, dass ‚Jesus der Herr‘ ist, und dem ‚Herzensglauben‘, dass dieser Herr von den Toten auferweckt, also trotz seinem physischen Vergangen-Sein in die lebendige Aktivität (zurück) gesetzt worden ist, muss sehr viel mehr gemeint sein, als das wohl allgemein darunter vermutete.
‚Lippenbekenntnis‘ klingt heute sehr flach und oberflächlich, weil kaum mehr jemand ernsthaft jedes einzelne Wort für gewichtig hält, das er selbst oder ein Mitmensch im Laufe seines Lebens so von sich gibt. Aber in einer Zeit, da man für die Verweigerung eines Treueschwurs auf den herrschenden Kaiser zum ganz handfesten Tode verurteilt wird, da wird das ‚Bekenntnis mit den eigenen Lippen‘ etwas durchaus schwerwiegendes sein, etwas, das geradezu logischerweise auch mit sich bringt, dass man sein gesamtes Handeln nach einem solchen Bekenntnis ausrichtet – weshalb sonst hätte man ein solch großes Risiko eingehen sollen, dieses gesamte Handeln (das vielleicht für sich genommen noch unauffällig bleiben könnte, um Strafe auszuweichen) so wortwörtlich ‚ausdrücklich‘ vor sich her zu tragen? Da aber in unserer Zeit und Gesellschaft ein ’nur‘ in Worten ausgedrücktes Bekenntnis leicht nicht ernst genommen wird, sollte die Betonung heute vielleicht eher auf gerade den Begleitumständen dieses Lippenbekenntnisses liegen, die damals ganz selbstverständlich mit besagtem Lippenbekenntnis einhergingen, heute aber wohl GERADE dasjenige am Bekenntnis erst ausmachen, das es auch wahrgenommen und vor allem ERNSTgenommen werden lässt: nämlich der auch äußerlich gelebte, demonstrativ verkörperte Wandel, der sich in dem Lippenbekenntnis dann ’nur‘ konzentriert, in einen sprachlichen Begriff fassen lässt, den wir Menschen zur inneren Einordnung des Wahrgenommenen eben brauchen. Sofern dieses Lippenbekenntnis also keine Heuchelei ist, bringt es zwangsläufig auch den entsprechenden Wandel mit sich. Und dieser tatsächliche Wandel ist es dann, der laut den zwei Paulus-Versen ‚zum Heil‘ führt, der den ‚Bekennenden in das Errettet-Sein hinein bringt‘. Denn dieses besteht im Frei-Sein von der ‚Sünde‘, welche definiert ist als ‚Gesetzlosigkeit‘, also als die Übertretung des Gesetzes, der Thorah, der Weisung des Ewigen (siehe 1. Johannes 3,4).
Und der im Eingangsvers erwähnte ‚Herzensglaube‘ ist ebenfalls aus dem ursprünglichen Denken zu begreifen; er ist nicht als bloßes ’naives Für-wahr-Halten‘ zu verstehen, sondern als Vertrauen, Gefestigt-Sein und Treue des ‚Herzens‘; und mit dem ‚Herz‘ meinte sowohl alter Hebräer als auch alter Grieche stets mehr als die heute damit assoziierten ‚Gefühle und Emotionen‘ … vielmehr war das Herz begriffen als der Sitz des Verstandes und des Empfindens, ungefähr im Sinne dessen, was wir heute als ‚gesunder Menschenverstand‘ bezeichnen würden. Nichts unfehlbares, aber doch etwas, das des Menschen Denken und Handeln zwangsläufig bestimmt, mehr als jedes vollbewusste Resümieren. Also nicht das reine ‚Kopfdenken‘ findet sich im ‚Herz‘ des Hebräers und Griechen, nicht das Kopfdenken von uns heutzutage, das sich in jedem Gedankengang selbst Zeugnis über die vollzogene Logik ablegt; sondern im Herz angesiedelt ist für den Menschen des Altertums ein natürliches Ab- und Einschätzen, geleitet von gemachten Lebenserfahrungen und der natürlichen Weltverbundenheit des Menschen, das niemals losgelöst von der erlebten Wirklichkeit, völlig ‚abstrakt‘ vonstatten geht.
Der ‚Herzensglaube an etwas bestimmtes‘ ist deshalb in diesem Sinne zu verstehen als ‚das unerschütterliche Gefestigt-Sein in und Vertrauen auf eine bestimmte Tatsache, die sich dem Betreffenden aus einem natürlichen Verstehen der erlebten Wirklichkeit für schlichtweg gegeben erweist, woraus sich dann ein treues Handeln ergibt, das diese erfahrene Tatsache möglichst in jeder Hinsicht berücksichtigt‘20.
Und DIESER Herzensglaube ist es dann, der laut Paulus ‚in die Gerechtigkeit hinein‘ führt denjenigen, der ihn hat. Denn allein das Bekenntnis der Herrschaft Jesu im eigenen Leben, des ‚Wortes Gottes‘, als des lebendigen Beistands durch den und das Ewige; dieses Bekenntnis durch den eigenen Wandel bis hinein ins wortwörtliche ‚Lippen‘-Bekenntnis – das allein KANN den Menschen nicht tatsächlich erfolgreich diesen Wandel bestreiten lassen, so sehr er es auch aufrichtig versuchen mag, da der Mensch ‚von Natur aus‘, ‚in seinem angeborenen Herzen‘ einfach SCHLECHT ist, als das gefallene Wesen, das er nun mal ist21. Deshalb muss, um auch tatsächlich in Gerechtigkeit wandeln zu können, bis in das so sündhafte ’natürliche, angeborene‘ menschliche Herz hinein erkannt sein und darauf vertraut werden, dass das Ewige seinen ‚persönlichen‘ Beistand für jeden Einzelnen bereits vollständig ‚zur Aktivität‘ gebracht hat, ‚von den Toten auferweckt‘ hat. Dass mithin das einzige, das diesen Beistand individuell noch nicht in Vollendung wahrnehmen lässt, besagtes ‚Böses im menschlichen Herzen‘ sein muss. Und dieser Prozess, durch den dann dieses Böse mehr und mehr ausgetrieben und ausgetilgt wird im einzelnen Herzen, durch den ‚das steinerne Herz durch ein fleischernes ersetzt‘ wird22, und also ‚das Gesetz Gottes‘ direkt ‚ins Herz geschrieben‘ wird23, dieser Prozess entfaltet sich als die eigentliche ‚Apokalypse Jesu Christi‘, zu deutsch: ‚die Aufdeckung/Offenbarwerdung des zur Königsherrschaft (über alle individuellen Lebens- und Seelenkräfte) gesalbten Beistandes durch das Ewige‘ im persönlichen Leben des Gläubigen. Wobei insbesondere an einem entscheidenden Punkt offenbar wird, dass die Anwesenheit, die Präsenz24 Jesu Christi niemals aufgehört hat, seit er eben ‚von den Toten auferweckt worden ist‘. Hat er nicht selbst versprochen: ‚Ich bleibe bei euch bis ans Ende aller Tage‘25?! Nur fällt es uns Menschen sooo schwer, so eine Frohe Botschaft, dieses Evangelium des Reiches Gottes, einfach zu glauben und auf seine Unumstößlichkeit zu vertrauen. Wir wollen immer erst irgendetwas Wundersames ’sehen, um glauben zu können‘ – nicht in Betracht ziehend, dass wir vielmehr ‚glauben müssen, um (all das Wunderhafte um uns herum) sehen zu können‘, das längst da ist … als das ‚Hindurch-Tönen‘ der Stimme, als die ‚Hinwendung‘ des Angesichts jenes lebendigen Beistandes unseres Schöpfers, des Ewigen Gottes.
4 … wohlgemerkt, in JEDER aufrichtigen ‚Religion‘ – egal, welche Wörter und äußerliche Formen sie dann auch immer zur Benennung und Annäherung der entscheidenden Dinge gebrauchen mag
5 … nämlich mit den 3 Buchstaben namens Aleph, Daleth und Nun; ‚Ädän‘, bzw. ‚Adon‘ ausgesprochen
6 … ‚Ben Baqar‘, wörtlich ‚Sohn des Rindviehs‘, ist zum Beispiel schlichtweg ein einzelnes Rind, gegenüber dem Kollektiv-Wort ‚Baqar‘, das für ‚Rindvieh im Allgemeinen‘ steht
7 … von der Ursprache her kann ‚Herrlichkeit‘, hebr. ‚kawod‘, unter anderem auch als ‚Ehre‘ oder schlicht als ‚Gewicht(igkeit)‘ übersetzt werden; ‚Verherrlichung‘ kann so auch in der Dimension des ‚Wichtig-Werdens‘ verstanden sein
8 … siehe Deuteronomium 18,18; Johannes 1,21, Matthäus 21,11 u. a.
9 … zunächst nur durch den temporären ‚Geist Gottes‘ in einzelnen ‚gesalbten‘ Menschen wirkend
10 … siehe z. B. Psalm 19,8; 119,105; Sprüche 6,23; auch 2. Petrus 1,19
11 … 1. Johannes 1,7; Johannes 12,35; siehe auch Johannes 3,21
12 … wunderschön in der Gestalt des siebenarmigen Leuchters versinnbildlicht, aus dessen mittlerem Stamm sich die äußeren Arme speisen; nicht umsonst ist in der Offenbarung des Johannes diese Menorah als Bild für die Gemeinde genutzt; Offenbarung 1,20
13 … dies eine altgriechische Nebenbedeutung von der Wortwurzel ‚pantokratein‘, für den ‚allesbeherrschenden, allmächtigen‘; hierauf weist Alfred Liebezahl hin, sein Andenken sei zum Segen
14 … auch als ‚Engel‘ übersetzt
15 … der sogenannte ‚Fall‘, erst des ‚Erzrebellen‘, jenes einst schönsten Engels, des ‚gesalbten Cherubs‘, der Gott ersetzen wollte, erzählt in Jesaja 14,12ff und Ezechiel 28,13ff; dann auch der Fall des Menschen, der sich von selbigem Gefallenen in Gestalt der ‚Schlange‘ im ‚Wonne-Garten‘ zur selben Sünde verführen lässt; Genesis Kapitel 3
16 … wegen einer althebräischen Doppeldeutigkeit des Wortes für ‚Fels‘
17 … dort, wo es auch tatsächlich in der Heiligen Schrift steht, und nicht dort, wo es die traditionellen Bibelübersetzungen auch noch hinsetzen, wo aber eigentlich der Gottesname J-H-W-H steht
18 … griechisch: parakleitos; siehe Johannes 14,16f+26
19 … Hebräisch: ‚Panijm‘, beispielsweise bei den ‚Schaubroten‘ in der Stiftshütte, auch als ‚Brote des Angesichts‘ übersetzt; hebräisch ‚Lechem Panijm‘
20 … wie etwa das lebenslange Erfahren von dem physikalischen ‚Gesetz der Schwerkraft‘ dazu führt, dass ein gesunder Mensch ganz unbewusst, wie von selbst, dieses Gesetz in seinem Handeln berücksichtigt, weil sein gesunder Menschenverstand, sein ‚Herz‘ ihn so führt
21 … siehe exemplarisch etwa Römer Kapitel 3, im Besonderen Verse 10-20 und Vers 23
22 … Ezechiel 11,19; 36,26
23 … Jeremia 31,33
24 … griechisch: paraousia; siehe besonders 1. Thessalonicher 2,19; 3,13; 4,15; 5,23; 2. Thessalonicher 2,1+8; 2. Petrus 1,16; 3,4+12
25 … letzter Vers bei Matthäus
Die ‚Taufe im Namen Jesu Christi‘ ist einer der wohl bekanntesten äußerlichen Bekenntnisakte, und gilt nicht unverdient als wohl wichtigster Bekenntnisakt. In wie fern dies auch aus der Schrift zu rechtfertigen ist, soll im Folgenden geprüft werden, anhand unterschiedlicher Betrachtungsweisen.
Zuerst: Schon in der Apostelgeschichte, den Berichten von den Erlebnissen und Gepflogenheiten der ersten ‚christlichen‘ Gemeinschaften, ist von der Wassertaufe als einem äußerlichen Bekenntnisakt die Rede. Statt findet diese Taufe in der Regel dann konkret zu Beginn der Beteiligung an der Gemeinschaft derjenigen, die sich als die ‚Nachfolger des neuen Weges‘, bzw. als Nachfolger des Messias Jesus begreifen. Beispiele in den Berichten der Taten der Apostel finden sich an den Stellen Apostelgeschichte 2,38; 8,16; 8,31; 10,48; und in besonderer Akzentuierung in Kapitel 19,1-7, wo der Unterschied zwischen der ‚Taufe des Johannes‘26 und der ‚Taufe auf den Namen Jesu Christi‘27.
Die Symbolik des ‚Getauftwerdens‘ wird dann auch in den Briefen des Paulus mehrmals angesprochen und näher ausgeführt. In Römer 6,3-6 heißt es besonders ausführlich (in der recht wörtlich gehaltenen Elberfelder Übersetzung): ‚Oder wisst ihr nicht, dass wir, so viele auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind? So sind wir nun mit ihm begraben worden durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so werden auch wir in Neuheit des Lebens wandeln. Denn wenn wir verwachsen sind mit der Gleichheit seines Todes, so werden wir es auch mit der seiner Auferstehung sein; da wir dies erkennen, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde abgetan sei, dass wir der Sünde nicht mehr dienen.‘
Und in seinem Schreiben an die Christusgläubigen in Galatien: ‚Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft worden seid, ihr habt Christus angezogen.‘ (Galater 3,27) Und noch einmal nimmt er auf die Tauf-Symbolik Bezug im ersten Korintherbrief: ‚Denn in EINEM Geist sind wir alle zu EINEM Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle mit EINEM Geist getränkt worden.‘ (1. Kor 12,13)
Die entscheidenden Aspekte, die aus den Paulus-Zitaten hervorgehen, sind also: Identifizierung des Getauften mit dem Tod Christi, um dadurch auch mit Ihm ein ganz neues Leben zu führen; mit Christus ‚bekleidet zu werden‘, wodurch man also dann ‚in Christus‘ ist, in der lebendigen Thorah wandelt; Einfügung des Getauften in die Gemeinschaft der Gläubigen, die von dem EINEN gemeinsamen Geist erfüllt sind, wodurch der Einzelne also in den ‚EINEN Leib‘ integriert wird, von nun an lebendiges Glied dessen ist.
Als ein archetypisches Bild ist nun Wasser allgemein mit dem Begriff von ‚Zeitlichkeit‘ verknüpft. Besonders fließendes Wasser erinnert den Menschen scheinbar instinktiv an den ständigen (Ver-)Fluss seiner Lebenszeit, den ständigen Wandel der Verhältnisse und an die Unumkehrbarkeit dessen, was bereits ‚verflossen‘ ist. Dieser Gesichtspunkt des Wassers kann auch im Bezug auf die Taufe gesehen werden: In der Welt der Zeitlichkeit ist es, wo der Gläubig-Gewordene28 sterben muss, um dann aus dieser Zeitlichkeit heraus aufzutauchen, sich über diese Zeitlichkeit zu erheben in Richtung der Ewigkeit.
Ein weiterer wichtiger, in der Schrift auch gut belegter Aspekt der Wasser-Symbolik liegt in der Rede vom ‚lebendigen Wasser‘ als der Lehre des Messias und als der Trank, der ewiges Leben verleiht (Johannes 4,6-15; 7,38; siehe aber auch Jeremia 2,13; 17,13).
Typischerweise wird eine Wassertaufe nun auch in ‚lebendigem‘ Wasser29 vollzogen; oft mit der Assoziation, dass durch den Fluss des Wassers erst ‚das alte Leben‘, bzw. ‚die Sünden‘ abgewaschen, mitgerissen und somit fortgespült werden.
Ein damit zusammenhängendes Motiv kann man in der biblischen Sintflutgeschichte erkennen, wo ebenfalls durch flutendes Wasser das ‚Böse‘ von der Erde vertilgt wird. Hierzu schreibt entsprechend auch Petrus in seinem ersten Brief: ‚[…] als die Langmut Gottes in den Tagen Noahs abwartete, während die Arche gebaut wurde, in die wenige, das sind acht Seelen, durchs Wasser hindurchgerettet wurden. Das Abbild davon errettet jetzt auch euch, das ist die Taufe – nicht ein Ablegen der Unreinheit des Fleisches, sondern die Bitte an Gott um ein gutes Gewissen – durch die Auferstehung Jesu Christi.‘ (1. Petrus 3,20f) Man legt also nicht selbst, aus eigener Kraft die ‚Unreinheit des Fleisches‘ ab, sondern bittet Gott darum, sie einem zu nehmen. Und er wird es tun, wie er es mit der Sintflut für die ganze Erde getan hat.
In der Lebensgeschichte der sogenannten ‚Patriarchen‘ des Volkes Israel – Abraham, Isaak und Jakob – findet sich dann ein weiterer Vorschatten des Tauf-Geschehens des Erneuerten Bundes: Der Kampf des Jakob mit ‚dem Mann‘ an der Jabbok-Furt30, in dessen Folge unser Vater Jakob erst seinen neuen Namen ‚Israel‘ verliehen bekommt und damit die ‚Patriarchen-Erzählungen‘ erst zu dem werden können, was sie heute sind; zur Lebensgeschichte der Erzväter des Volkes ISRAEL. Dieses Geschehen am Fluss Jabbok gestaltet sich bekanntlich derart, dass Jakob allein zurückbleibt, nachdem er seine Familie mitsamt seiner Habe bereits über den Fluss geleitet hatte. Und wie ‚aus heiterem Himmel‘ geschieht es dann, dass ‚ein Mann mit ihm am ringen ist bis zur Morgenröte‘ (Vers 32). Und das Ergebnis dieses Kampfes, der mit einer Art ‚Unentschieden‘ ausgeht, ist dann, dass der ‚Mann‘31 Jakob segnet und ihm den Namen ‚Israel‘ verleiht (Vers 28) mit der Begründung, dass Jakob ‚mit Göttern (oder ‚mit der Gottheit‘) und mit Menschen gekämpft und bestanden‘ habe32. Außerdem ’schlägt er Jakob auf die Hüfte‘, wodurch Jakob dann ‚hinkt‘ (siehe Verse 25 und 31). Zusammenfassend lässt sich vor dem Hintergrund der Tauf-Symbolik nun also sagen: Jakob überquert ein fließendes Gewässer, bringt zunächst sein weltliches Gut hinüber, und bleibt allein zurück, gerät dann in einen Kampf mit einer himmlischen Gestalt, im Verlaufe dessen er an seiner ‚Hüfte‘33 geschlagen wird, wodurch diese Stelle seines Fleisches (also symbolisch sein Fleisch insgesamt) geschwächt wird, was sich bis in seinen Wandel hinein sichtbar ausdrückt (‚hinken‘34). Und dadurch wird er mit einem ’neuen Namen‘, also einem neuen WESEN ausgestattet und legt damit die Grundlage für das ‚Eigentumsvolk Gottes‘, dessen Urvater er sein wird. In ähnlicher Weise wird für uns heute die Taufe Jesu Christi ein Hinüberschreiten über das ‚Fließen des Wassers‘35 sein, um auf die andere Seite ans ‚Trockene‘36 zu gelangen; diesen Weg 'allein gehend'37, dabei ‚einen Kampf kämpfen‘ müssend, der in der ‚Schwächung des eigenen Fleisches‘ endet und uns bereit macht, ein ’neues innerstes Wesen‘ zu empfangen, das uns ‚zu einem Teil des Volkes Gottes‘ (Israels) macht.
Den Geschichtsberichten der Thorah nach der Sintflut und den Patriarchen-Erzählungen weiter folgend, gelangt man im zweiten Buch Mosis dann an die Erzählung des Passah-Ereignisses (ab Kapitel 12), also an den Bericht von der Befreiung der Kinder Israels aus dem sie knechtenden Ägyptenland durch die mächtige Hand ihres Gottes. An die erste Flucht aus dem Reich Ägyptens schließt sich dann eine Verfolgungsjagd in der Wüste an, im Verlauf derer die Israeliten auf wundersame Weise im Trockenen durch das sogenannte ‚Schilfmeer‘ ziehen, die ihnen nachjagenden ägyptischen Streitwagen aber in den wieder zurückkehrenden Fluten zu Tode kommen (Kapitel 14+15). Auch in dieser Begebenheit also trennt eine reißende Wasserflut das ‚Böse‘ vom Guten ab und vernichtet es, um dem Guten ein neues Leben, frei von dem Bösen, zu ermöglichen. Interessant zu erwähnen ist hierbei noch, dass das ‚Schilfmeer‘ im Hebräischen der Bibel ‚Jam Suph‘ genannt wird, was identisch geschrieben ist, wie ‚Jam Soph‘, was ‚Meer des Endes‘ bedeuten würde.
Ein weiterer Reflex dieser Symbolik des ‚Durchs-Wasser-Gehens‘ zeigt sich dann bezeichnende ’40 Jahre‘ später38, beim Zug der Kinder Israels durch den Jordan-Fluss39 unter Jehoschua40, als sie ‚gegenüber von Jericho‘ erstmals das ‚Verheißene Land‘ erreichen. Diesmal müssen keine (äußeren) Feinde mehr abgeschüttelt werden, sondern es muss lediglich das Vertrauen bewiesen werden, dass die ‚Lade des Bundes‘, mit dem Zeugnis der Worte Gottes darin, die Wasser (also die ‚Zeitlichkeit‘) so lange aufhält, bis die Israeliten ‚im Trockenen‘ (= vermittels des Ewigen) diese Grenze zum ‚Gelobten Land‘ überquert haben. Und direkt im Anschluss kommt es dann (in Kapitel 5 des Buches Josua) zur kollektiven Beschneidung der Kinder Israels; also wird nun im Anschluss an diese Art der Taufe ‚das eigene Fleisch‘ beschnitten, das heißt: das eigene Fleischliche wird nun auch ‚tatkräftig‘ begrenzt, zurückgedrängt.
Bekannt ist das Untertauchen in Wasser dem Volk Israel auch schon als rituelles Bad (heute genannt eine ‚Miqweh‘) im levitischen Ritus, das als ein Reinigungsritual dient, wenn sich ein Mensch ‚kultisch verunreinigt‘ hat, bzw. wenn er unverschuldet verunreinigt wurde41.
Und da der Mensch als gefallenes Wesen in einer gefallenen Schöpfung ständig in Kontakt mit dem Tod kommt, welcher aus göttlicher Perspektive das Leben grundsätzlich bedroht und das Lebendige ‚verunreinigt‘, ist es wohl naheliegend, dass das Untertauchen in Wasser, die ‚Miqweh‘ oder ‚Taufe‘, auch für denjenigen Propheten, den wir heute ‚Johannes den Täufer‘ nennen, bildhaftes Mittel seiner Berufung ist, um die Menschen in ihrer Umkehr aus ihren toten Werken zurück zum göttlichen Leben zu unterstützen. So gipfelt Israels Bekanntschaft mit dem Prinzip der Taufe also in der berühmten Jordan-Taufe des Messias Jeschua durch besagten ‚Täufer‘.
Und wie sich da der Geist Gottes, ‚wie eine Taube‘ auf ihm niederlässt, so sollen auch wir als seine ‚Jünger‘ (= Lehrlinge) in möglichst jeder Hinsicht seinem Beispiel folgen – also sollen auch wir ‚im Wasser getauft‘ werden und ‚den Geist Gottes empfangen‘. Nur folgerichtig deshalb, dass dies auch noch einmal als ausdrückliches Gebot vom Messias an seine engsten Vertrauten gerichtet wird: als der sogenannte ‚Taufbefehl‘42, der dann im Wirken der Apostel zur ersten Entfaltung gelangt. Und das tatsächliche Unter-Wasser-Tauchen der ‚Neubekehrten‘ ist dabei selbstverständlich ’nur‘ die allerletzte Besiegelung im äußerlichen Ritual – das eigentlich Entscheidende findet, wie in diesem Artikel umrissen, schon vorher, auf dem Weg dorthin statt, im Inneren des Einzelnen in Gestalt der geistigen Prozesse, welche durch die Taufe selbst dann nur noch ’nach Außen‘ symbolisiert werden, als ‚Zeugnis für alles Fleisch‘ (nicht zuletzt auch für das eigene).
‚Äußerliches‘ steht teils zu Recht im Verruf, weniger wichtig als das ‚Innerliche‘, als das ‚Wesentliche‘ zu sein. Insbesondere in Fragen des Glaubenslebens. Und zweifellos ist REINE Äußerlichkeit, die von gar keiner inneren Aufrichtigkeit belebt wird, tatsächlich der Inbegriff von Heuchelei.
Dennoch: Wenn sich ‚Innerliches‘ überhaupt nicht in ‚Äußerlichem‘ niederschlägt, kann dieses Innerliche nicht besonders stark sein – und es kann sich vor allem so gut wie gar nicht ‚fortpflanzen‘, indem es Zeugnis nach Außen ist, das die Mitmenschen sehen lässt, was da ‚im Inneren lebt‘ und so gut, rechtschaffen und ehrenhaft ist.
Also erfüllt auch im ‚Glaubensleben‘ das äußerliche Verhalten und Gebaren einen wichtigen Zweck: Es trägt das Innerliche, Wesentliche des Glaubens, als lebendiges, tätiges Zeugnis tatsächlich43 nach Außen. Es ist in diesem Sinne erst ‚die Sprache des Glaubens‘, die von anderen (insbesondere auch ‚Nicht-Gläubigen‘) verstanden wird.
Dass die innere Haltung eines Gläubigen zwangsläufig auch in handfesten TATEN ausgelebt werden muss, um nicht ein Selbstwiderspruch zu sein, werden die meisten Menschen leicht einsehen. Zu solchen ‚handfesten Taten‘ (bzw. allgemeiner: Verhaltensweisen, Charaktereigenschaften, etc.) gehören dann im Verständnis der wohl allermeisten Menschen etwa: Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft, Treue, Freundlichkeit, Selbstbeherrschtheit, und vieles mehr; an dieser Stelle sollte jedem, der sich in eigenem Brainstorming zu dem Thema versucht, vielleicht einmal, freundlich aber bestimmt, Galater 5,22-23a vorgetragen werden: ‚Die Frucht des Geistes […] ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung‘.
Unbestritten sind diese Charakterlichkeiten und die hieraus zu erwartenden Taten das Gewichtigste im Alltagsleben eines Nachfolgers des Messias, eines Dieners des lebendigen Gottes. Und doch: Ab einem gewissen Punkt stellt sich die Frage, was diese Dinge denn im ganz Konkreten hier und da so alles bedeuten können. Und nun lohnt es sich, den zitierten Passus von Paulus an die Galater noch ein Stück weiter zu lesen: ‚… dem allem widerspricht das Gesetz nicht‘ (Vers 23b). Im Gegenteil: Dies alles wird durch ebendieses ‚Gesetz‘ erst im Detail ausgeführt, wie es in unterschiedlichen Situationen und Lebensbereichen angewandt werden kann. Und mit ‚Gesetz‘ meint Paulus44 natürlich die Thorah, die Weisung Gottes an sein ‚Eigentumsvolk‘ Israel, in welches auch ein jeder Gläubig-Gewordene aus den sogenannten ‚Heidennationen‘ als ein neuer Zweig ‚eingepfropft‘ wird, wie in einen kultivierten Ölbaum (siehe Römerbrief Kapitel 9-11).
Dieses Prinzip des ‚Eingepfropft-Werdens‘ übrigens gilt nicht erst seit dem fleischlichen Erscheinen des Messias auf Erden vor rund 2000 Jahren, sondern spätestens seit Vergabe der Thorah am Berg Sinai; als nämlich ALLE, die auf den Ewigen vertrauen45, aus ‚Ägypten‘, dem Haus der Knechtschaft, befreit worden sind, nun für das neue Leben in Freiheit, durch eine mächtige Gottesoffenbarung, die genauen Richtlinien erläutert bekommen, durch welche ein wahrhaft gott- und menschen-gemäßes Leben gelebt werden kann. Und ab hier ist das besagte ‚Mischvolk‘ dann bereits zu einem nicht mehr näher unterschiedenen Teil des ganzen Volkes Israel geworden. Denn: ‚Einerlei Gesetz sei dem Einheimischen und dem Fremdling, der unter euch wohnt.‘ (Exodus 12,49; aber z. B. auch ähnlich formuliert in Levitikus 24,22 und Numeri 15,15)
Und wenn wir als Gläubig-Gewordene nun dieses ‚Gesetz‘ auch in seinen Details betrachten, zeigt sich, dass einiges davon erst einmal befremdlich auf den ‚modernen Menschen‘ wirkt. Sei es, weil es offensichtlich von Gesellschaftzuständen ausgeht, in denen noch ‚mit Ochs und Esel gearbeitet und gewirtschaftet wird‘, sei es, weil es Dinge vorschreibt, die so unnötig strikt erscheinen, dass es unmöglich als das ‚Gesetz der Freiheit‘ bezeichnet werden kann, als das es Jakobus aber doch bezeichnet (Jakobus 2,12).
Trotzdem bleibt das Wort des Messias als Wegweiser, auf die Frage nach dem Großen/Größten der Gebote: ‚Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzem Vermögen […] und […] du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst […] An diesen zwei Worten hängt das ganze Gesetz und die Propheten‘ (Matthäus 22,3640); das ‚ganze Gesetz und die Propheten‘ erscheinen in diesem Verständnis Jeschuas also als die detaillierte Ausführung nur dieser zwei ‚Großen‘ der Gebote46.
So muss uns also ein Gebot Gottes, das uns zunächst widersinnig oder ‚unzeitgemäß‘ erscheint, bei Betrachtung mit dem wirklichen Geist des Messias47 in neuem Lichte erscheinen: Das Gebot zeigt uns gefallenen Wesen dann schlicht, wie die himmlische Ordnung die WAHRE Liebe zu Schöpfer und Mitgeschöpf vorsieht. Es ist dies eine einzige, immer gleiche Liebe, nämlich die ureigene Liebe Gottes, des Schöpfers und Ewigen selbst, die in seinen aus dem Geist wieder-geborenen ‚Kindern‘ wirkt, deren Erstgeborenes eben unser geliebter Messias ist. Und das ist keine ‚Liebe‘, die sich Menschen in ihrer eigenen vermeintlichen Weisheit und Philosophie erdichtet haben, geschweige denn eine solche ‚Liebe‘, die die Menschen aus ihrem natürlichfleischlichen Ur-Zustand heraus ohne Gottes Beistand ‚erfühlen‘ könnten. Und ‚Gottes Beistand‘ ist nichts und niemand sonst als der, den man dereinst ‚Jeschua‘ nannte, eine Namensform, von der sich unser heutiges ‚Jesus‘ über die altgriechische Vermittlung ergeben hat, und die in sich bereits eine Kurzform des biblisch-hebräischen ‚Jehoschua‘ ist, was bedeutet: ‚Gottes Beistand‘ …