Leipzig - von den ersten Ansiedlungen bis zur Buch-, Universitäts- und Warenhandelsstadt. - Ludwig Bechstein - E-Book

Leipzig - von den ersten Ansiedlungen bis zur Buch-, Universitäts- und Warenhandelsstadt. E-Book

Ludwig Bechstein

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Beschreibung

= Digitale Neufassung = Aus dem Inhalt: ... "Mein Leipzig lob' ich mir!" - Diese Worte Goethes fanden gewiss schon in unzähligen Herzen einen erfreuenden Widerhall. Und wie viel hat Leipzig gewonnen, seit Goethe jenes schrieb, um wie vieles schöner, um wie vieles bedeutsamer ist Leipzig seitdem geworden! Nicht die obschon stets im Wachsen begriffene Häuserzahl macht Leipzig so bedeutend; nein sein innerer Kern, sein Leben und Streben nach allmannigfaltiger Richtung hin. Als Universitätsstadt, Gelehrtenstadt, Buch- und Warenhandelsstadt und als Zentralpunkt deutscher Eisenbahnen sieht Leipzig seine täglich anwachsende Blüte sich entfalten, und so ist es, ohne Großstadt und ohne Residenz zu sein, eine deutsche Hauptstadt ersten Ranges...

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Leipzig - von den ersten Ansiedlungen bis zur Buch-, Universitäts- und Warenhandelsstadt.

Leipzig - Von den ersten Ansiedlungen bis zur Buch-, Universitäts- und WarenhandelsstadtTechnische Anmerkungen.Ansicht von Leipzig - Stahlstich.Plan von Leipzig - Stahlstich.Vorwort.Geschichtlicher Überblick.Physikalisch-topographisches Bild von Leipzig.Blicke in Leipzigs inneres Leben.Anstalten für Kult und Kultur, Wissenschaft und Kunst, nebst deren Sammlungen, Wohltätigkeitsinstitute.Anstalten für Leipzigs geselliges Leben.Gärten und Umgebungen.Impressum

Leipzig - Von den ersten Ansiedlungen bis zur Buch-, Universitäts- und Warenhandelsstadt

von Ludwig Bechstein und V. Kleinknecht.

Schweinfurt,

Kunstverlag von L. V. Kleinknecht & Comp.

1846.

Digitale Neufassung des altdeutschen Originals

von Gerik Chirlek

Technische Anmerkungen.

Die vorliegende digitale Neufassung des altdeutschen Originals erfolgte im Hinblick auf eine möglichst komfortable Verwendbarkeit auf eBook Readern. Dabei wurde versucht, den Schreibstil des Verfassers möglichst unverändert zu übernehmen, um den Sprachgebrauch der damaligen Zeit zu erhalten. 

Ansicht von Leipzig - Stahlstich.

Stichdruck und Eigentum - Kunstverlag in Schweinfurt

Plan von Leipzig - Stahlstich.

Stichdruck und Eigentum - Kunstverlag in Schweinfurt

Vorwort.

»Mein Leipzig lob' ich mir!« – Diese Worte Goethes fanden gewiss schon in unzähligen Herzen einen erfreuenden Widerhall. Und wie viel hat Leipzig gewonnen, seit Goethe jenes schrieb, um wie vieles schöner, um wie vieles bedeutsamer ist Leipzig seitdem geworden! Nicht die obschon stets im Wachsen begriffene Häuserzahl macht Leipzig so bedeutend, nein sein innerer Kern, sein Leben und Streben nach allmannigfaltiger Richtung hin. Als Universitätsstadt, Gelehrtenstadt, Buch- und Warenhandelsstadt und als Zentralpunkt deutscher Eisenbahnen sieht Leipzig seine täglich anwachsende Blüte sich entfalten, und so ist es, ohne Großstadt und ohne Residenz zu sein, eine deutsche Hauptstadt ersten Ranges.

Geschichtlicher Überblick.

Die ersten Ansiedler in den früher Wald- und moorastreichen Ebenen Leipzigs waren wohl ursprünglich Germanen, die nomadisierend das leichtbewegliche Zelt von Fellen, die Hütte von Stämmen und Ästen da aufschlugen, wo Wild und Weide ihnen den Wohnsitz angenehm machten. Aber die Deutschen mussten dem wogenden Andrang eines anderen von Osten und Nordosten hereinbrechenden Volkes weichen, welches die Gefilde überflutete, festere Wohnsitze gründete, und ebenso kriegerisch als arbeitsam war. Die Vertriebenen nannten dieses Volk Wenden. Es drang bis zum linken Elbufer vor und einer seiner Stämme, die Sorben, ging noch weiter, ging bis zu den Ufern der thüringischen Saale, nachdem in unheilvollen Kämpfen Sachsen, Thüringer und Franken einander befehdet hatten, und das Königreich Thüringen im Zeitenstrom untergegangen war. Es ist mit Gewissheit anzunehmen, dass alle die zahlreichen Ortsnamen, welche auf ig, ik, itz, ow oder au enden oder denen das Wort windisch voransteht, ihre Gründung dem slawischen Volksstamm der Wenden und Sorben verdanken, so auch Leipzig. Sowenig aber in früher Morgendämmerung die Stunde erkannt werden mag, auf die der Zeiger einer hohen Turmuhr weist, ebenso wenig lässt sich in der Zeitenfrühe das Jahr, oft kaum das Jahrhundert mit Bestimmtheit nachweisen, in der eine Stadt gegründet wurde. Hier tritt immer, wenn die Geschichte schweigt, die Sage in ihre Rechte, die Sage, ähnlich den schaffenden und gestaltenden, aber in sibyllinisches Dunkel gehüllten Müttern der hellenischen Mythe, welche vom Munde einer Generation das kundige Wort nimmt, wie ein Secretum und das geheimnisvolle Siegel einer folgenden aufzubewahren gibt. Fischer waren es, so kündet die Sage, die, am ihnen günstigen Zusammenfluss mehrerer kleinen Flüsschen der Pleiße, Elster und Parde [sic: Parthe], sich niederließen, wodurch sich allmählich ein Örtchen anbaute. Der Name, den dieses Örtchen gewann, wird mit Wahrscheinlichkeit auf die Grundform Lipz zurückzuführen sein. Er schwankte im Laufe der Jahrhunderte mannigfach, je nachdem diese oder jene Rechtschreibung üblich war, bis nach der Reformation erst die heutige Rechtschreibung sich feststellte. Von des Ortes Gründung und Namensableitung ist viel Albernes erfabelt worden, das man billig unbeachtet lässt. Nicht zu verwerfen ist jedoch die Ableitung des Stadtnamens vom slawischen Worte Lip, Lipa, eine Linde, sodass Lipz oder Lipsk einen Ort der Linden bezeichnet habe. Zahlreiche Namen später entstandener Dörfer rings um Leipzig beginnen mit dem Wort Linden, und frühzeitig gewöhnte man sich, Leipzig eine Lindenstadt zu nennen. Die Linde, der den alten Deutschen nicht minder wie die Eiche werte Baum, war jedenfalls in diesen Gefilden häufig, wie er noch heute beliebt und hochgehalten ist und in schönen Alleen die ganze Stadt umgrünt.

Stürmische drangvolle Kriegsgewitter drängten und warfen die Stämme des Slawenvolks wieder weit nach Osten zurück. Karl der Große taufte mit Blut alles Volk, das nicht unbedingt sich unterwarf, und den Christenglauben annahm. Später kehrten die Slawen im Gefolge der furchtbaren Hunnen zurück, und die Völkerkämpfe tosten lange blutig und verderblich fort. Da tritt aus dem Gewölk der Wetternächte Heinrich des Finklers glorreicher Stern, aber wie ein Komet mit der Rute der Rache und der Züchtigung, und die Slawenvölker fühlten hart den Druck seiner Eisenhand. Er machte Deutschland frei vom Hunnen- und Slawenjoch, festete gegen ihre doch noch versuchten und erneuten Einfälle die einigermaßen bedeutenden Ortschaften, darunter auch Leipzig, zog deutsche Ansiedler herbei, unterjochte die zurückgebliebenen Sorben, baute zum Schutz und Trutz eine Burg, deren Stätte man später die alte Burg nannte, (Gegend der »Blauen Mütze«), setzte dem Ort und der Gegend zum Hüter einen Schirmvogt ein, und machte die wendischen Ansiedler leibeigen. Slawe wurde gleichbedeutend mit Sklave.

Der Schirmherr der den Gau oder die Mark (Grenze) zu schützen hatte, hieß Markgraf. Er sprach zu Recht im Ding mit freien Schöffen, handhabte Gesetz und Ordnung, wohnte jedoch nicht stets zu Leipzig, sondern es war dort nur ein Untervogt sesshaft, nach römischen Vorgang Advocatus geheißen. Als die ersten Markgrafen des nach dem Fluss genannten Pleißnerlandes wurden Günter und Esiko genannt. Die Bevölkerung war nun eine christliche. Die Sage, doch auch nur diese, behauptet, dass Winfried Bonifacius [sic: Bonifatius] auch in Leipzig das Christentum gepredigt habe, und bezeichnet in der Nähe von Pfaffendorf die St. Jacobskapelle [sic: Jakobskapelle] als Stelle des ersten christlichen Kirchleins. Der junge Samen der Christenlehre, wenn er auch ausgestreut worden, schlug nur kurze Wurzeln, die Slawen zertraten sie und stellten wieder ihre wunderlichen und asiatisch-phantastischen Götzen auf. Aber Albion und Schottland wurden nicht müde, auch nach den Zeiten des Bonifacius [sic: Bonifatius] Missionare nach Deutschland zu senden, und solche kamen auch nach Leipzig, lebten und lehrten dort. Sie erneuerten oder gründeten in der Tat die erwähnte Kapelle, und der Name des Schottengässchens (Naundorf) erhielt noch lange das Andenken an sie. Das Bekehrungswerk war kein leichtes, die Slawen hielten es für ganz überflüssig, und so darf es nicht verwundern, dass noch um das Jahr Eintausend nach Christo sich unter der christlich gemachten Bevölkerung auch noch Heiden fanden.

Als Markgraf Esiko gestorben war, was zu den Zeiten Heinrichs des Frommen geschah, verlieh dieser Herrscher Leipzig dem Stift Merseburg, von dem es nun sehr lange abhängig blieb. Im Jahre 1082 erfuhr Leipzig eine Zerstörung durch den Böhmenherzog Wratislav. Das Eigentumsrecht Merseburgs an Leipzig blieb nicht unangefochten und bestritten. Die Bischöfe mussten oft ihre Ansprüche erneuern, dagegen die Oberherren Leipzigs diese Stadt immer wieder von dem Bistum Merseburg zu Lehen nehmen. Dieses Verhältnis spann sich fort bis zum Beginn des sechzehnten Jahrhunderts.

Das Haus Wettin, das von einer alten einfachen Burg bei Halle den Namen trägt, erhob sich mächtig und an Besitzungen reich im Pleißner- und Meißnerlande. Seine Glieder wurden Markgrafen und befehdeten sich untereinander nicht minder wie die angrenzenden Gebiete, unter welchen Kämpfen Land und Orte unsäglich litten und ihr Aufblühen zurückgehalten sahen. Infolge solcher Kämpfe fand auch die vorhin erwähnte Zerstörung Leipzigs statt. Später behauptete Konrad, der große Wettiner, sich in Leipzigs Besitz, aber der weitgenannte Graf Wiprecht von Groitsch [sic: Groitzsch] gewann es ihm kämpfend ab, ohne es doch auf lange Dauer besitzen zu können. Konrad beherrschte Pleißen und Meißen, die Oberlausitz bis gen Böhmen, einen guten Teil Ostthüringens und das Osterland, und alte Nachrichten künden, dass Konrad Leipzig 1134 zur Stadt erhoben und mit einem Wall umgeben habe. Sein Sohn Otto der Reiche erweiterte es, und machte es 1174 durch eine Mauer noch fester. Dieser war es erst eigentlich, der Leipzig historisch erwiesen den Stadtnamen verlieh, und mit wichtigen Privilegien begabte.

Leipzig wurde unter den Wettinern ein Korn- und Salzmarkt und gewann mehr und mehr an Bedeutsamkeit, sodass es unter Otto dem Reichen schon 5.000 Einwohner zählte. Um diese Zeit entstand die Nikolaikirche. Münze, Markt und Zölle, Recht und Gericht, festgestelltes Weichbild, geregelter Gang des inneren städtischen Wesens hoben die Blüte der jungen Stadt. Das älteste Stadtwappen und Siegel zeigte eine ummauerte Pfalz mit 5 Türmen, darin ein offenes Tor mit Schutzgatter. Das spätere Wappensiegel zeigt das vereinte meißnische und landsbergische Wappenschild, den schwarzen Meißner Löwen im goldenen Feld und die 2 blauen Balken der Grafschaft Landsberg, auch im goldenen Feld, unter einem gekrönten Helm mit drei Pfauenfedern.