Let´s go! - Philipp Fischerlehner - E-Book

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Philipp Fischerlehner

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Beschreibung

Zwei junge Freundinnen, eine Arbeit muss geschrieben werden, das Leben bietet sich in junger Blüte dar, Beziehung und Liebe spielen eine wichtige Rolle in ihrer beider Leben, Geheimnisse und Schrecken werden entdeckt. Schätze warten darauf erforscht zu werden...

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Veröffentlichungsjahr: 2023

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Impressum

 

Autor: Philipp Fischerlehner

 

Email: [email protected]

 

Telefonnummer: 069911625714

 

Land: Österreich

 

 

 

 

 

 

 

Let’s go!

 

Von Philipp Fischerlehner

„Am Anfang war nichts, eine von vielen leeren Seiten, keine von unendlichen Möglichkeiten. Dann ging die Sonne auf, ein neuer Tag begann und der Beginn einer unendlichen Reise stand in den Startlöchern. Ein weiter Knall erhellte einst schwarzes Vakuum und begann es mit seinem unendlichen Inneren immer mehr und mehr auszufüllen, ein Prozess startete, der bis heute und wahrscheinlich auf ewig nicht abgeschlossen sein wird. Wer weiß das schon? Es war dies alles schon von Beginn der Menschheit an so weit fortgeschritten, dass es fast nicht mehr rekonstruierbar war. Doch viele gaben ihre allerbesten Mühen um Licht ins Dunkel zu bringen. Leider kamen mit jeder Erkenntnis immer mehr Fragen auf, irgendwann war es so weit, dass kein Wissen mehr ausreichte, und keine Antworten mehr gegeben werden konnten. Als es nach menschlicher Kalenderführung der erste Juni anno zweitausendundzweiundzwanzig wurde, hatten weniger Menschen als am einunddreißigsten Mai zweitausendundzweiundzwanzig, in der Nacht des vorherigen Tages auf den der kommenden, Alpträume und einen unruhigen Schlaf. Innerhalb der nächsten Tage glich sich der Ausreißer jedoch recht schnell wieder durch andere Ausreißer in den Nächten der restlichen Wochentage aus. Solche Dinge kommen vor, Anomalitäten bestätigen die Regeln des gleichbleibenden Verlaufs und der Wiederholung menschlicher Affekte, Gewohnheiten, Bedürfnisse und insgesamt zusammengefasst, seiner Phänomenologie, könnte sie in diesem Zusammenhang jemals tatsächlich zurecht als solche bezeichnet werden, was nur von „Außen“ möglich wäre, etwas, dass der oder die sein könnte, und der und die auch nicht, je nachdem woran jeweils von den Einzelnen geglaubt wird. Bisher konnte jedoch noch kein einziges noch so kleines Lebenszeichen eines oder einer „Äußeren“ aufgezeichnet werden, weshalb der Glaube an die Möglichkeit eines solchen immer mehr schrumpfte und schrumpfte, zum Gegensatz, und warum nicht, vielleicht im gleichen Maße zu der Ausbreitung nach dem ersten Blitz, dem kleinen weißen Krümel am Rande der unendlichen Schwärze, der aus Nichts alles machte und schon alles in sich trug, dass später werden könnte und schließlich werden sollte.“

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„Ich bin mir nicht sicher, ob ich das Thema richtig verstanden habe … Ist es zu romanhaft? Soll es vielleicht wissenschaftlicher sein? In Wahrheit müsste ich noch viel mehr Recherche betreiben, so dass ich mich ordentlich auskenne. Ich weiß nicht, das ist zu weit ausgeholt.“

„Na dann, mach es eben mehr so wie du denkst, und weniger so wie du fühlst.“

„Nicht aber, dass ich mir durch zu viel Technik die Schärfe verderben lasse.“

„Was? Dass du etwas falsch machst? Wodurch?“

„Ich sage es dir nochmal so, dass du es auch eindeutig und klar verstehen kannst. Dass ich mir durch zu viel Technik nicht meine Kreativität rauben lasse, oder sie damit verlerne und ausmerze. Verstehst du das?“

„Wie lang soll der Scheiß eigentlich werden?“

„ … … …“

„Hallo!?!“

„Schau nur, was für ein schöner Tag draußen ist … Ich fühle mich immer eher besser, wenn ich die Arbeit rechtzeitig wieder weglege, als wenn ich weiter daran arbeite.“ Die junge Frau grinste. Und dann blinzelte sie in das Sonnenlicht, dass sie in Zeilen durch die Holzjalousien des mittleren von drei weiteren Fenstern aus anstrahlte. Daneben, links, dieses Fenster beleuchtete ihren schwarzen Fernseher und das Chromquadrat, auf dem er stand, dessen angeschienene Flächen es waren, die sich vergrößert in das schwarze Badezimmer reflektierten. Einen gefühlten Augenblick später leuchteten die Zeilen der zwei rechts gelegenen Fenster bereits ins Leere. Sie drehte sich um und verfolgte ihre ausgefransten Schatten und das beschädigte Licht, während es auf die vollgefüllten zimmerhohen Bücherregale aufschlug, Bücherregale voller Dinge und Texte, deren Inhalt und Bedeutung teilweise niemals nicht gelesen waren und größtenteils von ihr bis jetzt noch nicht gelesen wurden, zum letzten Teil enthaltend den gelesenen geringeren Anteil an Stoffen, der ihr, jetzt wo sie kurz darüber nachdachte und gleich verschwommen annähernd perfekt und vollkommen erkannte was er war und woraus er bestand, fast wie komplett aus dem Gedächtnis und dem Bewusstsein verschwunden erschien.

Mein Gesprächspartner hat sich verfügt … diese Bücher, ich kann mich zwar kaum an den Inhalt erinnern, aber trotzdem machen sie mich aus und machen mich, da ist mehr, auf jeden Fall ist da mehr. Ist mir egal, ob ich sie vergessen habe, da ist mehr, ich spüre sie und ihre Wirkung, oder die, die keine Wirkung haben. Vielleicht fällt mir irgendwann unvorhergesehen wieder wie ein Lichtblitz etwas daraus ein, dass auf einmal an Bedeutung gewinnt, dachte sie. Sie dachte auch, dass das Regal langweilig war, das in dem die Bücher standen, obwohl das keine Bedeutung hat, dachte sie. Sie dachte dann, nachdem sie ein unangenehmes Gefühl sich über ihre Brust und den Hals aufsteigen wahrnahm, dass sie sich frustriert fühle, lustlos und deprimiert, da, und gerade weil es erst zwei Uhr am Nachmittag war. Sie überlegte, ob sie sich deprimiert fühlte, weil sie frustriert über das Regal war oder ob sie sich frustriert fühlte, weil sie sich schon um zwei Uhr am Nachmittag frustriert fühlte, und ob sie sich nicht deshalb deprimiert fühlte, dass es noch viel zu früh am Tag für schlechte Stimmung war. Sie dachte, dass das ein Problem war und es ihr nicht zustand solche Probleme zu haben. Ich sollte mich auf Jobsuche begeben, mein Studium wird mir nichts nützen, ich komme nicht weiter, ich zögere alles ewig hinaus, ich bin eine Träumerin, Träumerinnen lernen nie dazu, begehen immer und immer wieder die gleichen Fehler, ich nutze mir meine eigene Zeit schlecht, dachte sie. Dann stand sie vom Sofa auf und ihr wurde kurzzeitig schwindlig, die Objekte und Gegenstände verschwammen und gingen für einen Augenblick in einander über als wären sie nicht mehr voneinander getrennt. Sie schüttelte ihren Kopf und alles war wieder normal.

„Wo bist du?!“

„Ich bin im Bad! Wo bist du?“

Der Abstand zwischen beiden verringert sich, die eine Person geht wieder in Richtung der anderen.

„Noch im Wohnzimmer. Mir war kurz irgendwie schwindlig. Da bist du ja. Du hast dich umgezogen, warum hast du ein Hemd an?“

„Willst du rausgehen?“

„Warum nicht …“

„Okay …“

„Ja, warum nicht. Ziehen wir uns an. Zieh was Scharfes an, ich weiß schon was ich anziehen werde. Ein kurzes schwarzes Kleid, wie wäre es, warum nicht? High Heels, rote Louboutins, ohne Strümpfe.“

Um dreiviertel drei Uhr nachmittags öffnete sich die braune Holztür eines Reihenhauses und zwei Personen äußerlich ähnlichen Alters verließen das langgestreckte, platzraubende Gebäude inmitten Wiens, in dem ihre Wohnung lag, die, war man in ihrem Inneren, keineswegs so schien, als könnte sie jemals auch nur ansatzweise mit diesem hässlichen Bauschema in Verbindung gebracht werden, geschweige denn, ein Teil dessen sein und in seinem innersten Herzen liegen. Tatsächlich lag die Wohnung ziemlich genau in der allermöglichst bestimmbaren Mitte des Gebäudes, war von jeder Seite aus gleichmäßig von anderen Räumen und Wohnungen, sowie dem Keller eingekesselt. Die Briefkästen im uncharmanten und für die Anzahl der Bewohner viel zu kleinen Foyer türmten sich in mächtigen Batterien aus Metall meterhoch zur Decke und waren mit rot lackierten Stahlträgern im Fliesenboden fixiert, der aus schwarz-weiß geflecktem Fake-Marmor zusammengestückelt war, dem den man in Wien in jeder dritten Schule oder öffentlichen Gebäude vorfinden kann. Der Postbote, dem das Unglück beschert war, dieses Haus, dass noch dazu aus drei gleich großen gewaltigen Teilen bestand, mit der Post beliefern zu müssen, verfluchte noch mit dem bestmöglichen Start in den Tag spätestens um neun Uhr morgens sein Leben und dachte mit neun Uhr fünfzehn über günstige, sich anbietende Selbstmordvarianten nach. Bis jetzt jedoch wurde das Haus magischer Weise und wie durch ein Wunder auch noch an jedem einzelnen Tag im Jahr aufs Neue mit allem Nötigen und Unnötigen beliefert.

Zwei Personen verließen also das Haus … beide hatten Kopfhörer in den Ohren, die eine Person hatte ein Ohr frei. Zufälligerweise trafen sich die Songs beider einmalig im genau gleichen Augenblick in Dropping Bombs on the Sun und liefen vollkommen identisch ab, niemand bekam diesen Zufall jemals mit, trotzdem ist es mit völliger Sicherheit geschehen. Als beide nach dreißigminütigem Gang am schmelzenden Asphalt in der Bar ihrer Wahl angekommen waren, bestellte die eine ein Bier und die andere ein Sodawasser mit Zitronensaftkonzentrat, dass seine Flüssigkeit durch die aufsteigende Kohlensäure überall rundum den Holztisch, um den sie sich beide gegenübersaßen, verspritzte. Daraufhin entwickelte sich ein Gespräch und es wurde bemerkt, dass man sich für ein paar Minuten gegenseitig beim Musik hören zugehört hatte.

„Ja das ist schon lustig, ich meine was sind die Chancen, nicht wahr?“

„Vielleicht haben wir es sogar genau gleich gehört, stell dir das mal vor.“

„Wie romantisch …“

„Unwahrscheinlich.“

„Du bist so sachlich, siehst du, das ist genau dein Problem, du bist einfach zu sachlich und denkst dauernd nur. Beurteilst. Bestialisch.“

„Wie auch immer … Wann willst du die Arbeit fertig stellen? Beziehungsweise abgeben …“

„Ich habe keine Ahnung. Schau mich nicht so an, ich weiß es wirklich nicht. Siehst du den da, der da reinkommt?“

„Du bist planlos. Ja sehe ich, sieht ein bisschen aus als hätte er einen Stock im Arsch.“

„Hahahaha … Ups, etwas zu laut gelacht, schau, er schaut schon her. Er merkt, dass wir über ihn reden.“, sagte sie mit einem Zwinkern.

„Ja bitte hör auf.“

„Gefällt dir die Musik hier?“

„Irgendwie nicht, klingt wie Fahrstuhlmusik nicht?“

„Ja fade. Gehen wir dann woanders hin. Was denkst du?“

„Es ist noch sehr früh … Zu früh um irgendwo anders reinzugehen wo wir dann vielleicht die restliche Nacht verbringen wollen. Du weißt, es kann sich ziehen, die Nacht ist lang.“

„Der Abend noch viel länger. Es ist immer wieder eine Challenge.“

„Oder wir gehen einfach schlafen … Du solltest doch morgen sowieso ein bisschen mehr arbeiten, denkst du nicht? Du weißt, wir können auch zuhause unseren Spaß haben. Das weißt du doch. Hatten wir doch schon oft.“

„Und dabei starrst du auf meine High Heels, ich weiß doch genau was du willst. Aber vielleicht will ich es mit einem Mann am Klo einer grindigen Disco, und vielleicht will ich nicht an Morgen denken. Ich will auch nicht ans Abendessen denken, aber du kannst dir gerne schon jetzt voraus etwas bestellen.“

„Ich mache dir einen Vorschlag. Wir gehen noch auf ein paar Stunden wieder nach Hause, du arbeitest an deiner Arbeit oder machst sonst etwas, ich lege mich auf ein paar Stunden ins Bett. Dann, gegen zehn oder elf Uhr, wenn es dämmert und die Hitze abnimmt und wir weniger schwitzen, gehen wir rüber in den Club Noir. Da ist heute eine Show, die dir gefallen könnte.“

„Dann sei es so meine Liebe.“

------------------------------------------------

 

 

Einige Stunden später war der Schlaf für die eine vorbei und die andere saß noch immer, wie schon seit Stunden, auf ihrem Lieblingsplatz am Sofa im Wohnzimmer. Sie hatte beobachtet, wie sich die Lichtstreifen mehr und mehr ausfransten und die Decke hochwanderten, während sie zunehmend dunkler wurden und die dazwischenliegenden Schatten zuerst nach und nach, dann aber endgültig die Oberhand gewannen.

„Na? Eingeschlafen? Einfallslos? Wir brauchen ein bisschen Musik denke ich.“

„Guten Morgen“

Spielt HUMAN FLY von THE CRAMPS, danach SUPERSONIC von OASIS und SUPER-SONIC von THE BRIAN JONESTOWN MASSACRE

Kurz war in der einen Person alles leuchtend rot …

„Etwas bahnt sich an …“

„Was?“

„Nichts.“

„Nichts bahnt sich an? Das ist aber nicht gut oder?“

„Nein, vergiss es. Das habe ich nicht gemeint.“

„Was denn dann?“

„Vergiss es.“

„Es ist zehn vor zehn. Zieh deine Schuhe an, ich bin gleich fertig. Wir wollen doch dann losgehen, oder willst du doch nicht?“

„Doch doch. Lass uns gehen. Let’s go!“

„So let us go.“

Einige Minuten später…

Die Sonnenscheibe war nicht mehr sichtbar und das Tageslicht wurde weniger. Es hatte um die fünfundzwanzig Grad Celsius Außentemperatur. Zwei Personen, die eine davon in roten High Heels, die sie auf mindestens einen Meter achtzig hinauftrugen, die andere in schwarzen Sneakers, näherten sich durch stark befahrene Straßen zu Fuß dem Club Noir an, der, wenn man nicht wusste wo genau er lag, so gut wie nicht auffindbar war. Der Weg dorthin begann irgendwann in einer kleinen Seitengasse, und wenn man noch hundert Meter weiterging um schließlich rechts durch einen Bogen kaputtes Gemäuer zu schlüpfen, begann ein schwach beleuchteter Weg, der beidseitig mit dichten Zierpflanzen begrenzt war. Die Gasse mit ihrer Bepflanzung wurde immer enger und dunkler, bis man durch die Palmwedel und Drachenbaumblätter, die aus den Töpfen wuchsen, irgendwann ein weißes Neonschild hindurchleuchten sah, das über einer schwarzen Tür hing. Dumpfe Musik dröhnte vom Inneren nach Draußen, man konnte aber erst ein paar Meter vor der Türe etwas davon hören.

„Sollen wir schon anklopfen?“

„Es geht gegen viertel nach … Die Show beginnt in zehn Minuten. Ich rauche noch eine. Keiner da … Denkst du, es sind viele drinnen?“

„Kann ich mir nicht vorstellen, jetzt unter der Woche.“

„Vielleicht trotzdem der ein oder andere Lone Ranger“, sagte sie mit einem Zwinkern in den Augen.

„Es stört dich doch nicht, sollte ich früher nach Hause gehen oder? Ich muss morgen arbeiten. Du kannst dich ja trotzdem noch weiter amüsieren, wenn du jemand Aufregendes findest.“

„Nein es stört mich wirklich nicht, ich komme dann nachher verschwitzt ins Bett, du kannst dich noch auf etwas freuen. Aber ich muss dich auch nicht aufwecken, wenn du nicht willst.“

„Tu dir keinen Zwang an. Lass uns endlich anklopfen, okay?“

„Na gut, mach schon.“

„Halloo?!“ BUMM BUMM BUMM „Hallo?!”

“Ja.”

“Können wir rein?”

“Geht ein paar Schritte zurück. Hmmm … Geht in Ordnung, macht jeweils zehn.“

„Geht nur in Ordnung hahaha, siehst du, vielleicht wäre es billiger gewesen, wenn du dich auch geschminkt hättest.“

„Der Song ist romantisch, holst du mir noch einen Drink? Bitte. Biiitteeee …“

Es ist ein schöner Abend, ich sehe kein Rot mehr, alles ist in Ordnung, dachte sie bei sich. Wirklich, das ist toll, es sind viele Menschen da, aber nicht zu viele, so, dass es angenehm ist. Manchmal wirkt mein Leben so aussichtslos, obwohl ich noch immer alle Möglichkeiten habe, aber ich habe eben noch immer sehr viele schlechte Angewohnheiten. Ich darf nicht ich sein. Ich weiß auch nicht ob ich es könnte, aber ich sollte nicht, auf keinen Fall. Als sie mich vor ein paar Tagen einfache Fragen gefragt haben, da wusste ich keine Antworten, ich wurde sogar nervös. Eigentlich dachte ich, ich würde nie wieder nervös werden, was hätte ich auch für einen Grund dazu, fehlendes Selbstvertrauen? Nein, das kann nicht sein, wenn man es wieder hat, dann denkt man sich, das ist unmöglich. Ich bin groß, aber ich weiß, ich weiß schon genau … Für manche Jobs muss man ganz bestimmte Dinge wissen, da hilft kein noch so großes Selbstvertrauen. Ich weiß schon, dass ich noch gewaltige Lücken in mir habe. Aber ich habe lange nicht mehr an der Baustelle gearbeitet, ich habe mich gehen lassen, denn ich dachte, das wäre mir förderlich, dachte ich könnte mir selbst einen Streich spielen um mich und die Welt ganz großartig auszutricksen. Naja was soll’s, ich wollte vielleicht Arbeit sparen, und? Ich dachte vielleicht wirklich ich bin schlauer als alle anderen, ich befürchte, der Teufel hat mich gepackt und meinen Hochmut gnadenlos ausgenutzt, um sich mir durch meine Schwäche in seiner ganzen Pracht zu zeigen. Vielleicht wäre ich zu stark geworden, es gab alle Möglichkeiten, aber ich habe sie nicht als solche wahrgenommen, es gibt noch immer alle Möglichkeiten, jetzt weiß ich, dass sie da sind, aber ich will nicht, ich will nichts aus Ihnen machen, warum? Warum ist mir wegen so ein bisschen Widerstand die Lust vergangen, warum hat früher alles unerfragten Sinn ergeben, warum ergibt jetzt auf einmal nichts mehr Sinn? Nur weil ich nicht wusste, wer der Bundeskanzler Österreichs ist, und nur, weil ich nicht wusste, wer die Landesregierung regiert? Ist das nicht eigentlich scheiß egal? Denken wir doch einmal global und realitätsfremd, so, wie ich etwas erreichen möchte. Denken wir einmal so wie ich. Nein, vielleicht ist es passiert, weil ich Angst habe. Vielleicht habe ich gewaltige Angst. Junge Menschen im Alter von über zwanzig Jahren wirken oft sehr selbstbewusst auf mich. Auch ich bin erst vierundzwanzig Jahre jung. Ich befürchte, dass ich Vieles falsch mache und dass ich mich ändern muss. Kann ich mich noch ändern? Einer meiner Lehrer sagte einige Male in Memoiren-Manier „Ich werde mich nicht mehr ändern! Ja ich, na ich werde mich nimmer ändern, nein nein. Ihr könnt euch noch ändern!“ Ich glaube, dass das bei manchen meiner Schulkollegen Wirkung erzielt hat. Ich wusste damals nicht, ob ich mich ändern werden müsste, oder ob ich mich jetzt schon ändern sollte, ich war nicht Fisch, nicht Fleisch, ich glaube jetzt außerdem auch, dass er das nicht im Besonderen auf mich bezogen gesagt hat. Vielleicht kann man sich in Wahrheit gar nicht ändern. Da waren zwei Lesben die aussahen wie Fische, kalte tote Fische. Vielleicht würde ich mich besser fühlen, hätte ich weniger Möglichkeiten, wenn ich weniger mit mir anzufangen wüsste, wenn es klar wäre in welche Richtung es geht, was ich mir nicht vorstellen kann, nein das kann ich mir bei Gott nicht vorstellen. Ich denke, als würde ich das alles aufschreiben, das was ich denke. Ja, das ist der Alkohol. Ich bin vielleicht etwas betrunken, ich denke zu schnell. Die Vernunft, die Wissenschaft, sie werden schon immer recht behalten, natürlich werden sie das. Aber sie präsentieren immer das Endergebnis ihrer Forschungen und Reisen, ihrer Studien. Dadurch wird sie auf immer schwer nachzuvollziehen sein. Eine gewisse Kälte und Unmenschlichkeit geht von ihren Ergebnissen aus. Moderne Kunst macht es, oder sollte es, menschlicher machen, sie zeigt sich im Werden und damit also als Fragment. Dadurch wird sie nachvollziehbar und lässt es für den und diejenige um die es tatsächlich geht zu, sich mit ihr zu identifizieren. Sie ist sehr verletzlich und setzt auf Empathie als ihre größte Stärke und Voraussetzung. Sie ist offen und ehrlich, und sie hat keine Zeit. Sie hat zum Beispiel keine Zeit an sich zu arbeiten, das angetäuschte Konzept des an sich Arbeitens reicht. Sie kann noch nichts Fertiges präsentieren, sie wirkt manchmal schwach und dumm wie ein Kind, denn sie ist verspielt und leicht ablenkbar. Aber sie hat eine, die eine unvergleichbare Kraft, wenn sie den Nerv trifft, wenn es jemand schafft, sich auf sie einzulassen und sie versteht. Dann ist es schön und besonders. Sie kann sich nicht vorstellen umsonst zu sein, sie hat Angst davor, auf einem falschen und nichtsnutzigen Weg zu sein, aber das kann nicht sein. Das hoffe ich zumindest. Ich bin etwas abgeschweift. Sie wartet schon, ich sollte ihr endlich ihren Drink holen … meiner Freundin.

„Hey. Hier hast du. Ich weiß, das klingt zwar blöd, aber … wir sollten … wir sollten nach Hause gehen.“

„Und warum sollten wir das? Ich fühle mich gut. Geh doch tanzen, da sind einige scharfe Jungs am Parkett, ich schaue dir von hier aus zu. Na, was sagst du, du Süße? Beweg deine roten Louboutins ein bisschen, hm?“

„Haben wir eigentlich Zeit für das hier?“

„Ist das jetzt dein Ernst?“

„Ja.“

„Sag jetzt nicht du willst morgen arbeiten. Vertraust du dir selbst doch nicht so ganz?“

„Ja okay, weißt du was? Ich fühle mich ein bisschen unsicher, ganz ehrlich gesagt, ich weiß nicht, ob ich nicht nach Hause gehen sollte.“

„Sorry, ich habe das nicht gehört was du gesagt hast, die Musik ist so laut!“

„Okaaay! Passt schon, es ist alles in Ordnung, wir bleiben noch da!“

„Sehr gut! Let’s go! Tanz! Und genieße den Abend! Jetzt ist Zeit dafür verrückt zu sein!“

„Ich versuche es.“

„Was?!?!“

„Nichts! Ich gehe an den Typen dort ran!“

„Hahahahaha! Ich schaue dir zu, beweg dich gut! Du bist doch selbstbewusst, siehst du?“

Ich rieb dem Typen das ganze Konzert lang meine Muschi durch die enge Hose auf seinem Schwanz herum. Irgendwie wurde ich auch selbst feucht dabei und stöhnte. Naja, ich war eben betrunken, wir gingen zwischendurch an die Bar, wir bestellten noch Drinks, er bestellte Bier. Er war sehr süß. Deshalb habe ich ihm nach dem Konzert auch noch auf der vollgeschmierten Toilette einen geblasen. Die Toilette war wirklich ein Kunstwerk für sich. Eigentlich war es ein kleiner rechteckiger, weiß gestrichener Raum mit dreieinhalb Meter hoher Decke, aber alles war mit Filzstift, Graffitisprühe und Kugelschreiber vollgeschmiert. Dinge wie: „Joy hat Andreas hier am zweiten vierten seinen Schwanz gelutscht“. Oder: „Michi hat Paola hier noch vor 10 Minuten in den Arsch gefickt. (Es hat ihr sehr gefallen)“ Mit Unterschrift von Paola darunter. Also war ich stolz, mich danach auch noch in die glorreiche Liste eintragen zu können, und ging, nachdem ich mir am Waschbecken mein Gesicht gewaschen hatte, wieder zurück in Richtung der Bar. Ich müsste lügen, würde ich sagen, es wäre eine Überraschung für mich gewesen, dass meine Begleiterin nicht mehr hier war. Ich bestellte mir noch zwei doppelte Tequilas mit Limetten, eigentlich viel zu viel, mir wurde schon nach dem ersten speiübel.

„Hey.“

„Hallo, wie geht’s ?“

„Du hast tolle Schuhe. Lange Beine.“

„Gefallen Sie dir?“

„Ja sehr. Du weißt was Männern gefällt, nicht?

---ENDE DER LESEPROBE---