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July ist schön und jung. Sie liebt einen verheirateten Mann, der sich ihretwegen nicht von seiner Frau trennen möchte. Sie leidet darunter. Bis auf wenige Treffen bleibt diese Liebe unerfüllt. Rosi, ihre Freundin überredet sie zu einem Wochenende auf dem Land. July fühlt sich da schon nicht gesund. Zuhause geht sie zu einem Arzt und erfährt, wie schlecht es um sie steht. Da erscheint Paul und will sie heiraten.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Karin Hackbart
Liebe zu zwei‘ n
Inhaltsverzeichnis
Titel
Impressum
Liebesgeschichte
Liebesgeschichte
Liebe zu zwei‘ n
Impressum
Karin Hackbart
Papenmoorlandsweg 16a
26419 Schortens
www.karinhackbart.de
Die Mittagssirene dringt schrill durch das Firmengelände. Die Vormittagsstunden sind wie im Flug vergangen und das ist gut so. Noch 4 Stunden und es ist Feierband. Die Überstunden in der letzten Zeit sind schon enorm.
Die kleine Abteilung leert sich.
„Gehen wir ins Bistro“, fragt Rosi mich. Ich nicke. Es ist die einzige Möglichkeit wenigstens eine Kleinigkeit zu essen. Das Kantinnenessen ist ungenießbar.
Ich werfe meinen Trenchcoat über und wir gehen, rennen fast über den Hof zur Straße. Von dort sind es nur wenige Schritte und die kleine Kneipe erscheint neben uns. Um die Mittagszeit ist sie immer überfüllt. Man kann froh sein, einen guten Stehplatz zu bekommen. Bevor wir das Bistro betreten, denke ich an Paul und frage mich ob ich ihn hier sehe. Ich habe seit einer Woche nichts von ihm gesehen. Er hatte nicht mal angerufen. Rosi erkennt meine Gedanken.
„Glaubst Du, Paul wird heute hier sein“, sagt sie als wir eintreten. Ich zucke mit den Schultern, um den Eindruck zu erwecken, dass es mir gleichgültig ist. Das ist es aber nicht. Im Bistro, vor allen anderen erwecken wir den Eindruck, wir seien gute Bekannte. Paul und ich. Diese Komödie haben wir zu spielen. Der Preis, den wir zahlen müssen, um wenigstens einige Stunden zusammen sein zu können, ohne dass seine Frau oder die Familie es merkt, ist hoch. Ich habe mich oft gefragt, warum ich dieses Spiel mitmache und dann kommen Gedanken, ich könnte ihn vielleicht nicht wiedersehen und der Schmerz ist deutlich schlimmer. So lasse ich unsere Beziehung so geheim wie sie ist. Obwohl, es gefällt mir nicht. Die ganze Woche kein Anruf. Dabei hätte ein Gespräch mit ihm gutgetan, zudem es mir in der letzten Zeit nicht gut geht. Vielleicht mag es auch am Stress in der Firma liegen. Vielleicht an allem. An den ganzen Situationen, das Versteckspielen vor allen. Oh wie sehr ich es satt hatte. Rosi betritt das Bistro und ich folge ihr. Mein Blick schweift im überfüllten Raum umher. Ein Stimmengewirr dringt zu uns. Es ist sehr laut. Fast unerträglich. Während ich mich umsehe entdecke ich Paul. Er sieht mich ebenfalls. Ein durchdringender strenger Blick, der sich nach einigen Sekunden schnell wieder abwendet. Ich sehe ihn eine Zeitlang an, ohne dass es mir bewusst wird und ich freue mich ihn zu sehen. Endlich ein Blick von ihm. Ich spüre, dass etwas nicht stimmt. Rosi findet ein freies Plätzchen am Fenster, wovon wir das Straßengewühl beobachten können. Und wovon ich Paul sehen kann. Er unterhält sich mit jemanden. Sicher ein Geschäftspartner. Seine Ellenbogen sind auf den Tisch gestützt und sein Blick haftet auf der Tischplatte. Manchmal sieht er auf, blickt kurz zu uns herüber und wendet sich beschämt ab. Ich hasse dieses Spiel.
„Paul ist hier“, flüstert Rosi mir zu.
Ich nicke.
„Ich weiß“, sage ich.
„Hat er dich schon begrüßt“, fragt sie.
Ich schüttele den Kopf.
„Wegen dem Gerede. Es könnte ja herauskommen“, lacht Rosi.
„Schon gut. Es ist deine Sache. Ich will dir mit meiner Moralpredigt nicht auf die Nerven fallen“, fügt sie hinzu.
Wir bestellen zwei Kaffee. Zum Essen ist mir jetzt nicht mehr zu mute. Rosi bestellt sich ein großes Baguette.
Danach sitzen wir stumm gegenüber.
„Ich verstehe nicht, dass Du an ihm hängst“, beginnt sie erneut.
„Ich verstehe es selber nicht. Es muss wohl so etwas wie Liebe sein“, antworte ich.
Ich liebe seine Stirnglatze, seine großen braunen Augen, seinen warmen Blick und selbst wenn er in Lumpen gehen würde, gebückt und krank an Krücken, würde er mir noch unter Hunderten Menschen auffallen. Es ist idiotisch. Dabei muss ich mir klarwerden, dass ich immer die zweite Geige spielen werde. Ich werde nie seinen Namen tragen können. Mich nie mit ihm in der Öffentlichkeit zeigen können. Nie ein ganzes Wochenende mit ihm teilen können. Und nie als seine Frau später einmal an seinem Grab stehen dürfen. Obwohl er mich liebt. Mich liebt neben seiner Frau. Ich blicke zu ihm herüber und er sieht mich kurz an. Er versucht zu lächeln, bricht es dann aber ab, als sein Partner ihn etwas fragt.
„Mit deinem Aussehen könntest du etwas anderes bekommen“, sagt Rosi. „Du bist eine schöne Frau von 37 und hängst dich an Jemanden, der seine Ehe nicht gefährden will. Puuh.“
Sie macht sich als Einzige immer große Sorgen um mich.
Der Kaffee kommt und wir verstummen. Ich sehe einige Male zu Paul hinüber, aber er unterhält sich angeregt mit einem Freund. Rosi beobachtet ihn.
„Du liebst ihn wirklich“, sagt Rosi.
Ich lächele.
„Ich liebe immer Dinge, die ich nicht haben kann. Das war schon immer so“, antworte ich.
„Daran wirst du nochmal zugrunde gehen.“
„Ich weiß“, sage ich.
Wir trinken nur den Kaffee. Hunger verspüren wir nicht.
Rosi redet von der Arbeit, von ihren Projekten. Wir arbeiten beide daran. Über die neuen Kunststoffe, aber im Gegensatz zu Rosi, für den der Beruf alles ist, sehe ich neue Aufgaben eher als Belastung. Während Rosi ununterbrochen davon redet, sehe ich zu Paul und erhasche einige Blicke. Er sieht überrascht weg. Ich muss ihn sprechen. Wir haben seit 2 Wochen nicht miteinander geredet.
Er verabschiedet sich von dem Mann. Er zieht seinen Mantel über und sieht mich an, als wolle er sich von mir verabschieden. Rosi seht ihn ebenfalls an. Wenn er jetzt geht, vergehen wieder ein paar Tage, wenn nicht Wochen, bis ich Paul sehen kann. Solange kann ich nicht warten. Instinktiv stehe ich auf und gehe auf ihn zu. Er sieht mich erschrocken an, als täte ich etwas Verbotenes. Etwas, was sein Untergang bedeuten könnte.
„Hallo“, sage ich kurz ohne zu lächeln.