Was bleibt von Damals - Karin Hackbart - E-Book

Was bleibt von Damals E-Book

Karin Hackbart

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Beschreibung

Viena fährt mit ihrem Mann David geschäftlich nach Boston. Dort sieht sie ihre Jugendliebe Johnny. Da David zu tun hat, trifft sie sich mit ihm und die alten Gefühle flammen wieder auf. Als sie abreisen, lässt sie Johnny zurück. Aber dann stirbt ihre Mutter, zu der Viena nie einen guten Kontakt hatte und sie muss das Erbe in Boston antreten. Sie fährt alleine und diesmal wird die Beziehung zu Johnny ernst. Sie beschliesst, sich von David zu trennen. Doch dann kommt das Schicksal zum Tragen und es wird alles anders.

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Seitenzahl: 75

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Karin Hackbart

Was bleibt von Damals

Liebesgeschichte

Co. By Karin Hackbart

2022 Schortens

Impressum:

K. H.

Karin Hackbart

Papenmoorlandsweg 16

26419 Schortens

www.karinhackbart.de

Das Hotel, welches Viena nicht mehr genau in Erinnerung hatte, beeindruckte sie, obwohl sie zugeben musste, dass es ihr nicht gefiel, hier zu sein. Boston, die Stadt, ihre Heimatstadt, gefiel ihr heute nicht und hatte ihr früher nicht gefallen, als sie noch ihre Jugend und ihre Teenagerjahre hier verbracht hatte. Es hatte einen bitteren Beigeschmack, wenn sie hier zurückkehrte. Sie hasste David dafür, dass er hier Zwischenstation machen wollte und sie bereute, ihn auf dieser Geschäftsreise überhaupt begleitet zu haben. Sein ewiges Gedränge brachte sie immer dazu, nachzugeben. Es war falsch gewesen. Es war jedes Mal falsch ihm nachzugeben.

Jetzt mitten in der Hotelhalle, die wie früher mit ihrem monströsen Springbrunnen und den alten Holzgalerien einen altertümlichen Eindruck machte, wurde ihr bewusst, dass sie diese Reise vom ersten Tag an gehasst hatte.

„Schatz, Du wirst mir eine große Hilfe auf meinen Reisen sein und Schatz, Du weißt, dass es immer einen guten Eindruck macht, wenn Du dabei bist. Du hast immer so eine glückliche Hand mit Menschen umzugehen.“

Sie war das Aushängeschild seiner Firma. Sie sollte es sein. Sie hatte geglaubt, sie würden nur zwei Tage fortbleiben. Aber David wollte sie überraschen. Er dachte, es mache ihr Freude in ihrer Heimatstadt zu sein. Er hatte hier ein Hotelzimmer für eine ganze Woche gebucht. Sie

war verärgert über dieser Entscheidung. Er hätte sie fragen müssen, anstatt sie so zu überfallen. Was wollten sie überhaupt hier. Sie kannte Boston und sie kannte die Menschen hier. Sie hatte keine gute Erinnerung an diese Stadt. Und es gab hier keinen Menschen, den sie gern wieder gesehen hätte.

Vielleicht ein oder zwei Mitschüler von der High-School. Eine davon war Mary Heydt, mit der sie oft zusammen gewesen war. Eine kleine blonde zierliche Person mit der sie sich noch später verbunden gefühlt hatte. Ob sie hier noch lebte? Und dann gab es noch Johnny.

Aber ihre Eltern würde sie hier nicht treffen wollen. Die am allerwenigstens. Seit sie von hier fort gegangen war, hatte sie nicht mehr von ihnen gehört. Sie wusste nicht einmal, ob sie hier noch lebten. Sie überlegte und stellte fest, dass sie Mitte siebzig sein mussten. Sie lebten wohl nicht mehr und das war auch gut so. Sie war immer ein Anhängsel, eine Last gewesen. Etwas was man ungeschehen hatte machen wollen, als uneheliches Kind zur Welt gekommen und später von einem Stiefvater kaum akzeptiert und beachtet worden war. Sie war ein Makel gewesen und als solches hatte man sie auch behandelt und sie hatte sich so gefühlt.

Alles brach plötzlich wieder auf. Es war begraben gewesen. Verdammter David. Warum nur hatte er sie hierhergebracht. Er kam zu ihr zurück und er sah ihr Gesicht und wusste, was sie durchmachte.

„Ich dachte, du freust dich. Ich hatte uns ein paar Tage Urlaub eingeräumt.“

„Du hättest mich fragen müssen.“

„Es sollte eine Überraschung sein. Ich dachte, Du freust dich wirklich.“

„Wie kommst du auf die Idee, dass ich mich freuen würde.“

David schwieg. Er wirkte ernst, fast beleidigt.

„Wir können später darüber reden“, sagte er und führte sie zum Lift.

Sie wollte gar nicht darüber reden. Sie wollte weg. Im Fahrstuhl stand David wortlos neben ihr. Er wirkte hager, seine breiten Schultern krumm und eingefallen. Er war jetzt 55 und das Rheuma, welches ihn plagte, hatte Spuren hinterlassen. Er war nicht mehr so stark und mächtig wie einst, als sie ihn kennengelernt hatte. Vor 20 Jahren, als er sie aus dieser Hölle befreit hatte und ihr ein angenehmes Leben geboten hatte. Er war 20 Jahre älter und sie hatte ihn kennengelernt, als sie ihn in dem kleinen Club, in dem sie gesungen hatte, gesehen hatte.

David war mit Geschäftsleuten dort gewesen um sich zu amüsieren. Sie war ihm sofort aufgefallen. Er hatte sie gleich angesprochen. Sie mochte seine zurückhaltende Art. Er war nicht so vulgär und aufdringlich gewesen. Wenn sie heute darüber nachdachte, dann wusste sie, dass sie ihn als Vater gesehen hatte, den sie nie gehabt hatte. Nach diesem Abend, an dem sie nur getanzt und geredet hatten, hatte er sie ein paarmal angerufen. Und nach einer Woche war er unverhofft gekommen, hatte mit einem Rosenstrauß vor ihrer Tür gestanden und sie gefragt, ob sie ihn nicht heiraten wollte. Sie hatte gelacht, aber er hatte nicht gelacht. Er war ernst geblieben und da hatte sie gewusst, dass er es wirklich ernst gemeint hatte. Sie hatte spontan ja gesagt. Sie wusste selbst nicht, warum. Vielleicht weil er ihr leidtat. Wie er da so stand mit dem Strauß und dem traurigen Gesicht. Vielleicht weil er etwas beschützendes an sich hatte. Vielleicht weil er der Vater war, den sie nie gehabt hatte. Vielleicht weil sie sich versorgt sah. Sie hatten noch am nächsten Tag geheiratet und David hatte sie verwöhnt. Er hatte ihr die schönsten Ecken dieser Welt gezeigt. Ihr kleines schäbiges Zimmer konnte sie mit einem Luxuspenthouse in New York eintauschen. Und sie konnte sich endlich kaufen was sie wollte. Er hatte sie wie eine Prinzessin behandelt und er hatte ihr jeden Tag gesagt, wie schön sie ist, dass er ihre blonden Haare liebte, ihr Auftreten bewunderte und die Weichheit in ihrem Gesicht liebte. Er hatte sie aus der Hölle herausgeholt und er hatte ihr das gegeben was ihre Eltern ihr nie gegeben hatten. Liebe, Obhut, Anerkennung. Sie war ihm dankbar dafür. Manchmal verhielt sie sich kühl ihm gegenüber, so wie jetzt. Sie war so leer und kalt. Es war wie eine Dunkelheit. Sie mochte ihn. Aber Liebe? Sie fragte sich so oft und kam immer zu dem gleichen Schluss. Es war keine Liebe. Aber was war Liebe.

Der Fahrstuhl hielt, die Tür öffnete sich. Er sah auf den Schlüssel. Zimmer 73. Er sah suchend um sich und sie gingen den Flur entlang.

„Ich werde gleich wieder gehen. Ich habe noch einiges zu erledigen. Du kannst Dich ja etwas frisch machen. Ich mache so schnell ich kann.“

Ihr Zimmer war groß, luxuriös wie sie es gewohnt war und die Mittagssonne schien direkt hinein.

Ihre Koffer waren bereits auf dem Zimmer, aber Viena war zu erschöpft um sie gleich auszupacken. Die letzten Tage waren sehr anstrengend gewesen und sie konnte in Hotels nicht schlafen.

Ein Geschäftsessen jagte das nächste, dazwischen die Vorbereitungen und Organisationen.

Sie setzte sich vor den Spiegel neben dem Bad. Sie sah müde und abgespannt aus. Sie kämmte flüchtig ihre Haare und sah eine Zeitlang ihr Gesicht an.

Du bist kalt, dachte sie. Zickig und kalt… Reiße dich zusammen. Du hast alles was du dir wünschst. Du hast einen Mann, der dich vergöttert und du hast Geld. Was willst du mehr. Reiße dich endlich zusammen.

Als David in das Zimmer kam, versuchte sie zu lächeln. Er kam auf sie zu, versuchte sie in die Arme zu nehmen. Aber sie wehrte ab.

„Du bist mir böse. Es tut mir leid. Ich dachte, es freut Dich. Ich dachte, Du würdest Deine Heimatstadt gern wiedersehen.“

„Schon gut, es ist vergessen. Du konntest nicht wissen, dass ich nicht gern hier bin.“

Sie lächelte und sie meinte es ehrlich, dass sie ihn vergab.

„Ich habe uns einen Tisch reservieren lassen. Für heute Abend. Nur Du und ich, mal wieder allein.“ Sagte er und sie nickte zustimmend. Und ehrlich gesagt, sie freute sich sogar.

Es tat ihr leid, dass sie so reagiert hatte. Sie hatte zwar keine Lust gehabt heute Abend zu essen, aber David wäre enttäuscht gewesen, wenn sie jetzt nein gesagt hätte. Außerdem hatten sie schon lange nicht mehr allein gegessen. In solchen Augenblicken war sie froh, dieses angenehme Leben zu führen. Wenn man, wie sie ein Leben lang gehungert hatte, dann wusste sie jetzt doch, wie gut sie es hatte. Und es war Unrecht von ihr manchmal so unfair zu ihm zu sein.

II

Sie zog an diesem Abend ihr schönstes langes schwarzes Kleid an, dass zwar schon älter war, dennoch immer noch einen gewissen Reiz hatte. Außerdem passte es zu ihrem langen blonden Haar ausgezeichnet. Sie war zufrieden, als sie sich vor dem Spiegel betrachtete. Früher war sie das schönste Mädchen hier in der Stadt gewesen, das hatten wenigste alle behauptet. Ihre Mutter hatte ihr immer gesagt, sie hätte ihre Schönheit vom Teufel und sie müsse sich dafür schämen. Heute wusste sie, dass ihre Mutter neidisch gewesen war. Sie musste nach ihrem Vater ausgesehen haben. Ihre Mutter war nie eine Schönheit gewesen. Vielleicht hatte sie ihre Mutter an die verflossene Liebe erinnert und an die sie nicht erinnert werden wollte. Ihre Mutter hatte nie darüber gesprochen. Nie. Ihr Stiefvater hatte es streng untersagt. Er hatte sich nie die Mühe gemacht, ihren wahren Vater zu finden. Wozu. Wahrscheinlich hatte er sie auch nicht gewollt.

David erschien in seinem Smoking, sah sie bewundernd an. Er nahm ihren Umhang und legte ihn ihr um die Schultern.

„Bist Du soweit“, fragte David.