Lillys und Lottas fantastische Abenteuer 2 - Anja Slomma - E-Book

Lillys und Lottas fantastische Abenteuer 2 E-Book

Anja Slomma

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Beschreibung

Etwa ein Jahr nach ihrem ersten Abenteuer stürzen sich Lilly und Lotta Hals über Kopf in ihr nächstes großes Abenteuer. Das Orakel ist aus dem See im magischen Land verschwunden! Nun ist es an den beiden Mädchen, das Orakel zu finden und zurückzubringen. Durch das neue Portal in Gasse Nummer 9 gelangen Lilly und Lotta in das magische Land, wo sie sich mit Zauberradponys und dem Zug der Veränderung auf den Weg machen. Was sich anfangs nach Spaß anhört, bereitet den beiden Entdeckerinnen schon bald erhebliche Probleme, denn plötzlich entwickelt die Landkarte, mit deren Hilfe sie den Ort finden wollen, wo die Schatten das Orakel versteckt halten, ein Eigenleben. Zum Glück erhalten die beiden Unterstützung von alten Bekannten. Wird es Lilly und Lotta gelingen, das Orakel zu finden und nach Hause zurückzubringen?

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Seitenzahl: 181

Veröffentlichungsjahr: 2022

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WUNDER SIND FÜR ALLE DA

FÜR DIE MÄDCHEN UND DIE ANTWORTEN IN DIESER WELT UND IN ALLEN ANDEREN WELTEN …

Mein Dank geht in diesem Teil an Mama, Oma & Nannie. Denn wie immer: ohne Nannie gäbe es keine Lotta. Danke auch an Barbi, Tara und Eva. Und all meine Liebsten, die an mich und an Lilly & Lotta glaubten. Von Herzen DANKE!

Inhaltsverzeichnis

Was bisher geschah

Fahrplan für das neue Abenteuer

Auf los gehts los

Zurück im magischen Land

Ein überschattiges Wiedersehen

In Sorge um all die Antworten

Der Weg führt einmal querdurch

„Ist eben so“

Ein mutiger Sprung mit dem Traumreisen e.V.

Die ganz eigene Melodie

Das Schmetterlings-mädchen

Die Schneekugel

Kurz alleine im Traumland

Endlich wieder zu zweit

Auf nach NIEN

Echte Pony-Fahrräder

Gasthof zum Flinken Hasen

Eine heiße Fährte

Zenita

Mit fliegenden Fahnen zum Bahnhof

Eine kurze Überraschungsfahrt

Endstation: Am Schattenwald

Quer durch die Schattenregion

Hilfreiche Ranken

Eine fast unsichtbare silberne Krähe

Endlich zum kleinen Mönch

Vorwärts gehen heißt rückwärts verstehen

Silberne Krähen gibt es wirklich

Freunde fliegen wie Wolken durch die Luft

Ein Schatten als Joker

Echte schattentaugliche Farbe

Freundliche Farne

Eine Karte macht sich über alle Berge

Glühwürmchen-licht ist ein Gedicht

Auf drei sind alle Antworten frei

Auf Wiedersehen

Bald schon geht es weiter!

WAS BISHER GESCHAH

Es ist gar nicht lange her, da schmiedeten Lilly und Lotta vor der Brombeergasse Nr. 11 einen Plan zur Lösung in der „Mission Schattenwesen“, wie Lotta es nannte.

Auf ihrer Suche nach Antworten lernten sie viel über andere Länder und deren Sitten. Lilly und Lotta staunten nicht schlecht, als sie erfuhren, dass es ein magisches Land gibt, das voller Wunder steckt. Ein Land, in dem sie sogar eine Menge neuer Freunde fanden.

Xylia zum Beispiel, die Yoga liebende Katze.

Und Mikel, den Regenbogenmaler, der am Himmel Bilder malt und aus seinem Land flüchten musste, weil dort keine Sonne mehr schien.

Oder der Traumfänger, der zum Leben erwachte, nur weil Lilly und Lotta es sich gewünscht hatten, und ihnen dabei half, ihre schlechten Gedanken in einem Netz einzufangen. Dadurch sind sie unbeschadet durch die Ebene der Träume gekommen und ja, dann gab es da noch den kleinen Mönch, der an der Pforte zum Orakel ein Hostel betreibt und gleichermaßen Pförtner der Alten Welt ist.

Lilly und Lotta schafften es sogar durch das Dorf der Ablenkung, und am Ende, was eigentlich gar nicht das Ende war, mussten sie sich sogar das allererste Mal voneinander trennen. Lilly machte sich allein auf den Weg nach Molnadia, in Mikels Heimat, dorthin, wo keine Sonne mehr schien. Ihr könnt euch denken, dass ihr das ganz und gar nicht gefiel. Lilly lernte dadurch, was es heißt, allein zu sein und auch wie es ist, jemanden so richtig zu vermissen.

Zum Glück begegnete Lilly in Molnadia schnell ihrem ersten neuen Freund. Ügo, seines Zeichens Friseur und Ratte aus Paris, und später begegnete sie Albart, dem letzten Schattenleser aus Bilpi.

Gemeinsam schafften sie es, die Wolken über Molnadia beiseite zu schieben und die Sonne wieder zu aktivieren.

EIN JAHR SPÄTER ALSO, UNGEFÄHR ...

„Es fühlt sich an, als steht uns etwas Großes bevor ...“, sagte Lilly mit verklärtem Gesichtsausdruck.

„Fast so wie vor einem Jahr“, bestätigte Lotta und drehte geistesabwesend ihre Zöpfe mit den Fingern auf und ab. „Wenn zwei zur selben Zeit den gleichen Traum träumen, dann kann das doch nur von großer Bedeutung sein, oder?“ Damit meinte Lotta den Traum von letzter Nacht, als die beiden den gleichen Traum geträumt hatten. Und das ist doch nun wirklich verrückt!

Lilly und Lotta starrten unentwegt auf die „Lichtan-macher Urkunde“ an Lillys Wand. Lotta hatte im letzten Jahr eine für Lilly gebastelt. „Offizielle Wolkenschieberin“ und „Lichtanmacherin“ stand dort, als Ehrung für Lillys Hilfe in Bilpi.

„Ich möchte zu gerne herausfinden, was das zu bedeuten hat!“ Lotta zückte ihr Detektivinnen-Notizbuch. Eifrig krakelte sie in großen Buchstaben: „Gleicher Traum. Sehr mysteriös. Unbedingt herausfinden! Meinst du, das geht?“, flüsterte sie.

„Natürlich!“, bestätigte Lilly, die augenblicklich hellwach war. „Alles geht. Nur wo fangen wir an?“ Ganz zaghaft sprang Lilly langsam auf einem Bein auf und ab. Das mochte sie immer noch sehr gerne. Auf einem Bein hüpfen.

„Wir finden sicher eine Antwort, ganz so wie beim letzten Mal! Und außerdem“, Lotta klappte ihr Büchlein mit einem lauten Krachen zu, „suchen wir doch auch so gerne. Und nun auch noch dieser Traum.“

„Ich habe das Gefühl, da ist was im Busch“, sagte Lilly, während sie verzückt mit dem Zitronenbonbonpapier raschelte. „Im Busch. So wie in diesem karierten Busch. Oder, nee ...“ Sie schmatzte genüsslich. „Wie in dem Busch, den wir in der Mittagspause gestört haben. Weißt du noch?“ Lilly pikste Lotta munter in die Seite und wechselte dann geheimnisvoll das Thema: „Als du weg warst, habe ich zwei Nachrichten bekommen. Mit der Post!“ Lilly wedelte aufgeregt mit den Briefen in der Luft.

„Dann haben wir ja drei Nachrichten bekommen, wenn wir den Traum mitzählen. Drei Nachrichten. Ich glaub, mein Schwein pfeift.“ Lotta pfiff durch die Zähne und ließ ihre Beine über Lillys Schreibtischkante baumeln.

„Also die Nachrichten kommen beide aus dem magischen Land. Eine ist von Xylia und die andere ist vom kleinen Mönch. Xylia lädt uns zu ihrer Eröffnung vom Meditationszentrum ein“, sagte sie und untermalte deren Dringlichkeit mit einer dramatischen Handbewegung.

„Und die vom kleinen Mönch?“ Lotta platzte förmlich vor Neugierde.

„Die ist ehrlich gesagt recht mysteriös. Der kleine Mönch bittet uns, so schnell wie möglich zu kommen. Er braucht unsere Hilfe, sagt er. Sonst steht nichts drin. Die Nachricht ist von letzter Woche.“

Mittlerweile hielt Lotta nichts mehr auf dem Hosenboden.

Sie sprang vom Schreibtisch herunter und biss wie verrückt auf ihrem Bleistift rum. „Und das sagst du erst jetzt? Das heißt dann ja, dass wir dringend zurückmüssen. Zurück ins magische Land.“ Lotta konnte ihr Glück kaum fassen. Ein neues Abenteuer stand vor der Tür.

Und Lilly? Die war sich wieder nicht ganz sicher, ob das so gut ist. Diese Sache mit den Abenteuern. Aber wenn, dann musste dieses Mal unbedingt ihre Kamera mit. Sie würde nicht noch einmal in das magische Land fahren und nicht ein Beweisfoto machen können.

„Und was denkst du? Wie machen wir es am besten?“, flüsterte Lotta geheimnisvoll.

„Nun, da wir ja schon recht erfahren in Sachen Abenteuer sind, würde ich vorschlagen, dass wir uns auf jeden Fall richtig vorbereiten.“

„Ja und dann folgen wir als Erstes der Einladung in Xylias Meditationszentrum“, flüsterte Lotta.

„Auf der Karte ist ein neuer Durchgang eingezeichnet. Ich glaube, der ist ziemlich gut zu erreichen.“ Mit einem sauren Zitronenbonbon-Gesicht schmatzte Lilly weiter: „Und wer weiß, vielleicht erfahren wir dort schon etwas über das Problem des kleinen Mönchs.“

Nun strahlte Lotta über das ganze Gesicht. Endlich konnte sie wieder Detektivin sein. ENDLICH! War es doch das, was sie am allermeisten liebte.

1

FAHRPLAN FÜR DAS NEUE ABENTEUER

Sofort Feuer und Flamme, plante Lotta munter drauflos.

Gewissenhaft notierte sie in ihrem Detektivinnen-Notizbuch: Kleidung für warme und kalte Tage, Essen, dieses Mal für länger, Taschenlampe, Decke, lange Hose, Geld, Marmeladenbrote, Kuscheldecke, Kopflampe. All das schrieb sie, während Lilly von ihrem Eifer angesteckt mit dem Finger auf die Karte tippte.

Ihr Zitronenbonbon lutschend, summte sie vor sich hin. „Hier oben geht es in diese kleine Gasse.“ Verschwörerisch, als wüsste sie total Bescheid, fuhr Lilly mit dem Finger die Linie entlang.

„Und hier“, flüsterte sie kribbelig, „muss das neue Portal sein. Ein neuer Durchgang. Nigelnagelneu.“

Gebannt verfolgte Lotta, wie Lillys Finger auf der Karte entlangflitzte.

„Pst! Dann lass uns jetzt alles vorbereiten. Wir sagen einfach, dass wir eine Woche ins Sportcamp fahren. Morgen gehts los. Der Bus geht um zwölf. Dann kannst du mich um elf abholen.“

Lilly und Lotta krallten sich fest aneinander. Dieser Plan für fortgeschrittene Abenteurer hatte so schnell Gestalt angenommen, dass Lilly ganz blass um die Nase wurde. Kurz schwankte ihr Expeditionsgeist.

„Also gut“, bibberte Lilly. „Rucksäcke packen, Jeans und Turnschuhe anstatt Kleid und Gummistiefel.“

„Meine pinke Feder muss auf jeden Fall auch mit“, warf Lotta eifrig ein. „Und lass uns auch noch eine Antwort an den kleinen Mönch schicken, dann weiß er schon mal, dass wir kommen.“

Blitzschnell wieder in Hochstimmung, kaute Lotta gewohnt konzentriert auf ihrem Bleistift.

„Lieber kleiner Mönch“, diktierte Lilly. „In diesem Moment fällt uns auf, dass wir gar nicht genau wissen, wie du heißt. Wir fanden es aber auch immer so schön, dich einfach kleiner Mönch zu nennen, und du wahrscheinlich auch. Aber ich denke, wir sollten deinen richtigen Namen bald erfahren. Unser Wiedersehen steht kurz bevor. Wir haben deine Nachricht erhalten und machen uns morgen auf den Weg. Du musst wissen: Wir haben einen Profi -Abenteurer-Plan. Außerdem haben wir herausgefunden, dass wir in derselben Nacht den gleichen Traum geträumt haben.

Hast du diese geflügelten Füchse geschickt?

Ist da auch Magie im Spiel? Na ja, jedenfalls heißt es jetzt erstmal Taschen packen und auf ins magische Land. Genau genommen freuen wir uns sehr darauf, denn ihr seid uns doch alle so ans Herz gewachsen und wir haben euch in letzter Zeit schon sehr vermisst.

Sei gegrüßt, kleinster Mönch der Welt. Deine Lilly und deine Lotta.

PS: Wir machen einen kleinen Abstecher in das Dorf von Xylia, denn sie eröffnet ihr Meditationszentrum und wir möchten ihr so gerne dazu gratulieren. Wenn du diesen Brief bekommst, sind wir schon ein paar Tage unterwegs.“

Entschieden faltete Lotta den Brief aufgeregt zusammen.

„Hast du die Adresse vom kleinen Mönch?“, grübelte sie nachdenklich.

„Ich nehme einfach den Absender. Hier steht: Pförtner. Kleiner Mönch. O.V. AmaR – was auch immer das bedeuten soll. An der Mauer zum Orakel. Magisches Land.“

„Dass die Post auch im magischen Land austrägt. Ist doch wirklich sonderbar, oder?“, wunderte sich Lilly kichernd.

2

AUF LOS GEHTS LOS

Nach einer weiteren Nacht voller Träume mit fliegenden Füchsen überprüfte Lilly am nächsten Morgen gewissenhaft ihren gepackten Rucksack.

„Lilly! Auf los gehts los. Ich bin schon da“, rief Lotta von unten.

Lilly zog eine Schnute.

„Oh Mann. Es geht schon los. Magisches Land, wir kommen!“, flüsterte sie leise in den Spiegel und fegte schnell wie der Wind die Stufen hinab.

Sie schnappte Lotta am Ärmel und rief laut über die Schulter: „Tschüss, bis nächste Woche ...“ und zog die Haustür auch schon mit einem lauten Knallen hinter sich ins Schloss.

„Was für ein geglückter Abschied!“, gluckste Lilly und blieb kurz darauf verträumt mit dem Blick in den Wolken hängen.

„Ist ja super Abenteuer-Wetter“, summte sie träumerisch, dass Lotta sie entschieden antrieb.

Dass Lilly aber auch immer so trödeln musste, sobald sie anfing, vor sich hin zu träumen. Da konnte man einfach nichts machen.

„Zeig mir die Karte. Ich erinnere mich nur, dass wir nach oben Richtung Blumenladen müssen“, beschwor Lotta Lilly eindringlich.

Die allerdings nickte weiter gedankenverloren und trödelte mit dem Kopf im Nacken die Straße entlang. Das konnte so viel bedeuten wie: Ja, mache ich. Oder: Ja, vielleicht. Oder auch: Ich weiß noch nicht genau.

Doch Lotta gab nicht auf. Sie pikste der Träumerin aufmunternd in die Seite. „Erde an Lilly. Sofort die Karte raus, sonst kommen wir nicht aus dem Portal hinaus.“

Mit Lottas Versuch zu reimen, kam Lilly wieder auf den Boden zurück und zog mit einem Ruck die Karte aus ihrer Tasche.

„Sieh mal, wir sind hier“, sagte Lotta gleich entdeckerfreudig. „Und hier“, sagte sie, während sie mit dem Finger weiter auf der Karte entlangfuhr, „ist dann der Durchgang eingezeichnet. Wir haben ihn fast erreicht.“

„Wie Xylia das wohl wieder gemacht hat? Ein weiteres Portal zu organisieren. So nah dran. Ist voll toll. Dann müssen wir nicht erst durch den Wald“, meinte Lilly. Am allerliebsten hätte Lilly eigentlich schon mal Picknick gemacht. Doch sie wusste, so früh auf dem Weg in ein Abenteuer gab es ganz bestimmt noch kein Picknick. Da konnte man machen, was man wollte.

„Also gut“, entschied Lilly und streckte sich. „Am Blumenladen vorbei“, reimte sie die Wegbeschreibung, „aye, aye, aye. Dann fragen wir gar nicht mehr nach, sondern schauen, was kommt danach. Ich glaube, es ist die Gasse mit der Nummer 9. Die finden wir und dann ist uns zum Freun.“

Lilly reimte weiter: „Sieh mal hier. Gasse Nummer 9. Hier, wir müssen rein zum Freun.“

Dann verging ihr allerdings das Reimen. Lillys Fröhlichkeit verschwand. „Dieser Gang ist sehr schmal“, murrte Lilly plötzlich schlecht gelaunt. Ihre Stimme zitterte. „Ich habe doch Platzangst.“

Aber Lotta war schon weg. Sie drängelte sich mutig seitwärts in den schmalen Gang und ächzte aus dem Nadelöhr: „Folge mir!“ Sie reichte Lilly ihre Hand.

„Manno“, quengelte Lilly, „jetzt geht das los. Ich wusste doch diese Sache mit den Abenteuern, die hat immer einen Haken.“ Seufzend griff Lilly nach Lottas Hand und quetschte sich mit angehaltener Luft hinter Lotta her.

„Da hinten, komm! Ich kann schon was sehen. Nur noch ein paar Meter ...“

Lotta ächzte und keuchte und zwängte sich durch den Gang, die murrende Lilly hinter sich herziehend. PLOPP!machte es und Lilly und Lotta purzelten übereinander aus dem Durchgang heraus.

„Sieh dir das an!“, brabbelte Lotta und bestaunte einen knallroten Rahmen, der dort mutterseelenallein in der Sackgasse stand.

„Das neue Portal“, flüsterte Lilly recht schwindelig und verfolgte gespannt, wie Lotta in Detektivmanier den Rahmen erkundete. Tock-tock! Lotta klopfte den Rahmen ab. „Hört sich an wie Metall.“

„Und du siehst aus wie ein professioneller Portaltester“, gluckste Lilly besser gelaunt.

„Wie es aussieht, müssen wir durch diesen Bogen hindurch. Ich befinde daher“, sagte Lotta und klopfte energisch gegen den Rahmen, „dass dieses Portal sofort durchschritten wird.“

Lilly hielt es nicht länger aus. So nah an ihrem geliebten magischen Land. Worauf warteten sie noch? Ein letztes verschworenes Augenzwinkern und Lilly und Lotta waren sich einig.

„Auf los gehts los.“

„Halte alles fest. Du weißt ja, Portale sind komische Dinger. Letztes Mal hat uns das Portal einfach eingesogen.“

Lotta machte mutig den ersten Schritt auf den roten Rahmen zu. „Auf drei“, sagte sie. „Eins“, Lotta atmete schwerer, „zwei und drei.“

Im Gleichschritt machten Lilly und Lotta drei große Schritte auf den roten Bogen zu und in dem Moment, in dem sie den Rahmen durchschritten, kribbelte es die beiden vom Scheitel bis zur Sohle.

„Lotta ... Hilfe ...“

„Lilly ...“ Lottas Stimme verzerrte sich wie ein Echo. Für einen klitzekleinen Moment hingen Lilly und Lotta nicht mehr wissend, wo oben und unten ist, aneinander. Eine Sekunde lang wurde ihnen schwarz vor Augen.

„So fühlt es sich wohl im Nichts an“, flüsterte Lilly zittrig aus der Dunkelheit und krallte sich fester an Lottas Hand.

Einen Augenblick später stolperten Lilly und Lotta auf der anderen Seite des roten Rahmens in das weiche grüne Gras des magischen Landes.

Lilly strampelte wie wild und schüttelte sich, um das letzte Kribbeln des Portals loszuwerden. „Wir sind durch, wir sind durch!“, kreischte sie. Völlig außer Rand und Band drehte Lilly sich wild geworden um die eigene Achse und taumelte schwindelig zurück zum roten Rahmen. „Da würde ich gerne gleich noch mal hindurch“, sagte sie verschmitzt grinsend.

„Hin und her und hin und her. Hüpf links, hüpf rechts. Magisches Land rein, nichts und wieder raus. Und noch mal zurück.“ Dann hielt Lilly inne.

„Lotta, sieh nur!“, flüsterte Lilly ergriffen. „Es gibt ein offizielles Schild. M-a-g-i-s-c-h-e-s L-a-n-d“, buchstabierte Lilly verträumt und schloss zufrieden ihre Augen. „Wir sind wieder da. Es fühlt sich an wie … wie nach Hause kommen.“

3

ZURÜCK IM MAGISCHEN LAND

Lilly ließ sich ganz schwindelig im Kopf rücklings ins Gras fallen und seufzte. „Wir sind zurück. Wir sind zurück. Ich habe das magische Land so sehr vermisst. All die Magie und unsere Freunde.“ Sie rollte glücklich über den Rasen, bis sie durch Lottas laute Nachdenkerei abgelenkt wurde.

„Meinst du nicht, wir sollten jetzt überlegen, wo wir lang müssen?“ Lotta blickte sich forschend um. „Im Moment sieht es überall gleich aus und ich habe keine Ahnung, wo wir hinmüssen.“

Nervös kramte sie in ihrem Rucksack. „Wo bist du nur“, murmelte sie in einer Tour, „wo bist du nur? Ah!“ Mit glänzenden Augen zog Lotta ihren Kompass heraus und richtete ihn aus. „Hier also“, Lotta bewegte kaum ihre Lippen „und hier …“

„Was machst du da?“, fragte Lilly. Voller Bewunderung verfolgte Lilly Lottas krakelige Notizen. „Ich bin so froh, dass du dabei bist.“ Lilly nickte bekräftigend. „Sonst würde ich bis zum Einbruch der Dunkelheit auf der Wiese herumrollen.“

Da krächzte es laut über ihren Köpfen.

„Schau mal, da!“ Fasziniert beäugte Lilly den dunkelgrauen Besucher, der blechern über ihnen in einem der Bäume krächzte. „Als ich in Molnadia war“, flüsterte Lilly aufgeregt, „da konnte dieser Schattenleser Albart, also der konnte nicht nur schattig, sondern auch krähisch. Die Krähe in Bilpi hat uns den ganzen Weg zu ihm begleitet. Ich versuche es mal mit Telepathie.“ Lilly hielt von da an eindringlichen Blickkontakt mit der Krähe.

„Hallo? Hallo? Haben Sie vielleicht eine Botschaft für uns?“

Langsam und deutlich stellte Lilly ihre Frage und die Krähe blinzelte dreimal zur Antwort. „Hast du das gesehen?“

„K wie Krähe, die dreimal zwinkert“, notierte Lotta in ihr Notizbuch. „Versuch es weiter.“

„Hallo? Hallo? Noch eine Frage Herr oder Frau Krähe. Haben Sie schon davon gehört, dass es ein Problem im magischen Land gibt? Oder können Sie uns den Weg zum Meditationszentrum sagen?“

Aufgebrachtes Flügelschlagen war dieses Mal die Antwort.

Lotta fiel die Kinnlade runter.

„Oh Mann“, stammelte sie, „die Krähe versteht dich wirklich.“

„Ja! Nur leider verstehe ich ihre Antwort nicht.“ Nachdenklich kratzte Lilly sich die Sommersprossen auf ihrer Nase und starrte mit hochgezogenen Augenbrauen weiter hinauf. Grade als sie weitere Fragen stellen wollte, hob die Krähe elegant ab und drehte eine Runde über dem Wald. Sie krächzte mehrmals blechern.

Lilly und Lotta kniffen die Augen zusammen und nickten sich verschwörerisch zu. „Sie will, dass wir ihr folgen! Hinterher!“

Lilly sprang wie ein Fohlen in die Luft und stürmte mit auf dem Boden schleifendem Rucksack hinter der Krähe her. „Wir sind so gut vorbereitet. Wir haben sogar einen fliegenden Reiseführer“, gluckste sie außer Atem.

Wie zwei Hasen hoppelten Lilly und Lotta über das weiche magische Gras und riefen so laut sie konnten:

„Wir haben A-L-L-E-S. Alles, was wir brauchen!“ Die beiden spurteten mit fliegenden Zöpfen und roten Wangen hinter der Krähe her. Glücklicherweise landete die Krähe am Waldrand auf einem Schild, denn viel länger hätten Lilly und Lotta es nicht ausgehalten. Völlig aus der Puste buchstabierte Lilly nach Luft japsend:

„M-E-D-I-T-A-T-I-O-N-S-Z-E-N-T-R-U-M.“

Staunend ließ Lotta sich auf ihren Rucksack sinken und starrte auf die Krähe und das Holzschild. Gewissenhaft richtete sie ihre pinke Feder und schüttelte nachdenklich den Kopf. „Die Krähe hat uns wirklich geholfen, den richtigen Weg zu finden. Also, dass so eine Krähe … Nichts für ungut, liebe Krähe“, wandte Lotta sich entschuldigend an ihren neuen Begleiter und flüsterte Lilly heimlich zu: „Na ja, dass so eine Krähe einen wirklich verstehen kann. Ist doch ’n Ding.“

Lilly grinste und zwinkerte der Krähe verstohlen zu. Das hieß so viel wie: Verzeih ihr, sie denkt immer so viel nach. Langsam müsste sie doch wissen, dass alle Bäume und Tiere sie verstehen können.

Die Krähe zwinkerte verständnisvoll und Lilly trippelte zufrieden um das Schild.

„Dann ist es ja gar nicht mehr weit.“ Kribbelig vor Freude vergaß Lilly ganz, dass es noch ein klitzekleines unbekanntes Problem gab. Das Problem des kleinen Mönchs. „Ich bin so froh. Ich hab ’ne Murmel und ’n Stein und spring so gern auf einem Bein. Manchmal, da komm ich auf komische Ideen. Dann ist es wie auf zwei Beinen zu stehn“, sang sie mit glockenheller Stimme und dem Kopf in den Wolken. Dazu buchstabierte Lilly summend die Buchstaben vom Schild des Meditationszentrums.

„Du, Lotta? Falls ein Schatten kommt, dann blitze ich den einfach mit der Kamera. Oder was meinst du? Das erschreckt ihn bestimmt und dann ist er auch schon wieder weg.“

Doch Lotta hörte gar nicht zu. Sie steckte ganz und gar tief mit der Nase in ihrem Notizbuch. Derzeit kritzelte sie: „S wie Schild für Meditationszentrum. Gar nicht weit vom neuen Portal.“ Da unterbrach sie ein eindringliches Tschirpen.

„Oh, hallo.“ Lilly stoppte im Nu ihren Tanz und Gesang und beugte sich weit vor. So weit, dass ihre Nase fast den Schnabel einer kleinen Meise berührte. „Hallo. Wer bist du denn? Ich versteh dich leider nicht so gut.“

„Tschirp“, wiederholte das kleine gefiederte Wesen. „Tschirp-tschirp.“

„Was sagt sie denn?“ Lotta runzelte unverständlich die Stirn, während Lilly eine Antwort in den Wolken suchte. Mit dem Kopf weit im Nacken antwortete sie verträumt:

„Ich glaube, sie hat gesagt, hier sind wir richtig.“

4

EIN ÜBERSCHATTIGES WIEDERSEHEN

Von nun an ließ Lilly sich mit offenem Mund von der kleinen Meise führen. Diese flog in aufgeregter Manier wild kreisend über ihrem Kopf.

„Klaro, warum nicht einfach mal einer Meise folgen. Haben wir doch schon auf eine Krähe, auf Bäume und auch karierte Büsche gehört. Da ist eine Meise ja wohl kaum noch etwas Besonderes.“ Lotta gluckste leise und kritzelte in ihr Büchlein: „M wie Meise, die anscheinend mit der Krähe zusammenarbeitet.“ Im Nu schloss Lotta zu Lilly und der kleinen Meise auf, die mittlerweile gesprächig vor Lillys Nase herumflog.

Lilly antwortete gelegentlich mit einem: „Ach ja? Wirklich?“ Und kicherte dann fröhlich vor sich her.

Lotta entschied sich in dem Moment, sich ab sofort einfach über nichts mehr zu wundern. Schließlich sind sie im magischen Land und auch beim letzten Mal gab es schon so viel – nennen wir es mal: Ungewöhnliches.

In dem Augenblick war die Meise offensichtlich der Meinung, ihre Rede jäh beenden zu müssen und flog heiter zwitschernd davon.

„Oh“, flüsterte Lilly entzückt und ließ auf der Stelle ihren Rucksack fallen. „Wir sind da! Danke fürs Herbringen!“, rief sie und winkte der Meise so lange hinterher, bis sie nicht mehr zu sehen war.