Lotta und Luis und die Nacht im Zelt - Kirsten Brünjes - E-Book

Lotta und Luis und die Nacht im Zelt E-Book

Kirsten Brünjes

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Beschreibung

Vorlesegeschichten von Lotta und Luis für Vorschulkinder ab 5 Jahren. Vom Schneemannbauen im Januar, Zelten im Sommer mit Papa, Schulanfang nach den Sommerferien, bis hin zu Ohrenschmerzen im Advent. Die Zwillinge erleben viel in Gottes bunter Welt und in so manchen Erlebnissen werden Kinder ihren Alltag wiederfinden. 45 Vorlesegeschichten, überarbeitete Neuauflage vom vergriffenen "Schlaft gut, Lotta und Luis"

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Kirsten Brünjes

Lotta und Luis

und die Nacht im Zelt

 

 

45 Vorlesegeschichten

 

Für Maximilian, Leonie und Julius – meine Ideenquellen, Kritiker und Fans

© 2015 Bibellesebund Verlag Marienheide

2. überarbeitete Auflage 2017Die 1. Auflage erschien unter dem Titel: Schlaft gut, Lotta und Luis

© 2018 der eBook-Ausgabe

Bibellesebund Verlag, Marienheide

https://shop.bibellesebund.de/

 

Cover: Luba Siemens

ISBN 978-3-95568-294-1

 

Hinweise des Verlags

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf - auch teilweise - nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des Textes kommen.

Noch mehr eBooks des Bibellesebundes finden Sie auf

www.ebooks.bibellesebund.de

Inhalt

Titel

Impressum

Vorwort

1. Schneemann-Zerstörer-Freunde

2. Picknick im Schnee

3. Großeinkauf

4. Das verlorene Auto

5. Von Münzen und Autos

6. Osterfeuer

7. Von Kaninchen und Königen

8. Von Himmelfahrt und Vatertag

9. Jomo aus Afrika

10. Das größte Geschenk

11. Lotta und Luis haben Geburtstag

12. Kindergeburtstag

13. Eine Nacht im Zelt

14. Spaß am Bach

15. Eine Wippe für die Natur

16. Lotta und Luis finden einen Hund

17. Ein Hund – süß wie Schokolade

18. Hagelsteine und Wut im Bauch

19. U wie Untersuchung

20. Von Herzen und Brillen

21. Kindergartenabschied

22. Von Bergen und Gottes Fingerabdrücken

23. Mama ist hektisch

24. Pipi-Notpause und Stauspiele

25. Schöne Grüße von Gott!

26. See-Abenteuer

27. Gemeinsam sind wir mutig und stark!

28. Vom Salz der Erde

29. Sessellift und Kuhzunge

30. Die Wiesenapotheke

31. Von Schlangen und Milch mit Butter

32. Trachtenfest

33. Abschied

34. Lotta und Luis kommen in die Schule

35. Der erste Schulunterricht

36. Danke für die Ernte

37. Grüne Igel und viele satte Menschen

38. Von Schafen und Hirten

39. Drachenwetter

40. Regenpfützentanz

41. Wer dreht an der Uhr?

42. Laternen und Sankt Martin

43. Eine besondere Geburtstagsfeier

44. Ohrenschmerzen im Advent

45. Geschenke am Heiligen Abend

Vorwort

Hallo, kennst du schon Lotta und Luis? Lotta und Luis sind Geschwister, besondere Geschwister: sie sind Zwillinge. Vielleicht bist du auch ein Vorschulkind und kannst dir vieles aus den Geschichten gut vorstellen. Vielleicht hast du einiges auch selber schon erlebt.

Besonders aufregend ist das Zelten mit Papa auf dem großen Bauernhof, außerdem verbringen die Zwillinge einen tollen Urlaub in den Bergen, bei dem Luis richtig mutig ist. Natürlich dürfen die letzten Tage im Kindergarten auch nicht fehlen. Das ist schon ein komisches Gefühl, wenn diese schöne Zeit zu Ende geht. Ja, und dann kommt der große Tag der Einschulung, die ersten Hausaufgaben, und das Kennenlernen neuer Freunde. Ein paar Herbstabenteuer mit Drachenwetter und verirrten Schafen kommen vor, und natürlich auch der Winter mit Schneemännern und Weihnachtsplätzchen.

Ganz besonders ist es für Lotta und Luis, dass sie in ihrem Leben merken: Gott geht mit. Manchmal ist es eine Geschichte aus der Bibel und manchmal ein Gebet, das den Zwillingen zeigt: wir haben einen richtig guten Freund.

So, genug erzählt. Sucht euch einen gemütlichen Platz und einen netten Vorleser, und dann kann es losgehen mit Lotta und Luis.

Ganz liebe Grüße

Kirsten Brünjes

 

 

 

Kirsten Brünjes, Jahrgang 1969, lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Kierspe. Schon seit Kindertagen hat sie gerne Geschichten geschrieben und erzählt – und später für ihre eigenen Kinder Gute-Nacht-Geschichten erfunden.

1. Schneemann-Zerstörer-Freunde

In der Nacht hat es geschneit. Noch bevor sie in den Kindergarten gehen, wollen Lotta und Luis einen Schneemann im Vorgarten bauen. Sie rollen dicke Schneekugeln über den Rasen, während Mama die Auffahrt und den Bürgersteig vom Schnee befreit. Luis’ Kugel reicht ihm bis an die Brust. Lottas Kugel ist ein wenig kleiner.

„Das wird der Bauch in der Mitte“, meint Luis zu seiner Schwester. „Und meine große Kugel kommt nach unten.“ Jetzt fehlt nur noch der Kopf. Den rollen sie gemeinsam. Mama kommt dazu und hilft den Zwillingen, die Kugeln aufeinanderzusetzen. Während die Kinder Zweige für die Arme suchen und an beiden Seiten in die mittlere Kugel des Schneemanns stecken, geht Mama in den Keller. Sie kommt mit einem Besen und einem roten Eimer zurück. Außerdem hat sie einen alten Schal, ein paar kleine Steine von der Terrasse und eine dicke Karotte mitgebracht. Sie ziehen den Schneemann an und machen ihm mit den Steinen und der Karotte ein Gesicht. Der Eimerhut und der Schal stehen ihm besonders gut.

Als der Schneemann sie mit einem breiten Steinemundgrinsen anschaut, müssen sie lachen.

„Das habt ihr toll gemacht!“, lobt Mama die Zwillinge. „Jetzt kann der Schneemann auf das Haus aufpassen. Und wir gehen in den Kindergarten.“

Als Mama die Kinder am Mittag wieder abholt, hüpft Lotta auf dem Heimweg fröhlich durch den Schnee. „Gleich spielen wir mit dem Schneemann, gleich spielen wir mit dem Schneemann!“, singt sie.

Doch als sie um die Ecke biegen und von Weitem ihr Haus und den Garten sehen können, bleibt Lotta plötzlich stehen. „Was ist denn da los?“, ruft sie erschrocken.

Jetzt hat auch Luis es bemerkt. Der Eimer auf dem Schneemannkopf fehlt!

Die Kinder rennen los. Als sie den Vorgarten erreichen, sehen sie, was passiert ist: Nicht nur der Eimerhut fehlt. Auch der Besen, die Karottennase und die Steine für den Mund sind nicht mehr da. Und unten hat sogar jemand Löcher in den Schneemann getreten.

Lotta beginnt zu weinen. „Wer war das? Das ist so gemein!“

„Wenn ich den erwische! Den verkloppe ich!“, schimpft Luis wütend. „Wie kann man nur so fies sein? Das verzeih ich dem nie!“ Luis ist stinksauer auf den, der den Schneemann zerstört hat.

Mama ist auch angekommen und versucht, die Kinder zu beruhigen. „Jetzt kommt erst mal mit rein. Dann sehen wir weiter.“

Gleich nach dem Mittagessen gehen die Kinder wieder in den Vorgarten und reparieren ihren Schneemann.

„So schön wie vorher sieht er nicht mehr aus“, seufzt Lotta.

Die Steine für den Mund und die dicke Karotte für die Nase haben sie ersetzen können. Aber ihnen fehlen Hut, Schal und Besen.

Plötzlich entdecken sie einen Jungen am Zaun. Er ist etwas älter als sie und schaut unsicher zu den Kindern herüber. In der einen Hand hält er einen roten Eimer, in der anderen einen Besen.

„Die Sachen gehören uns, du doofer Schneemann-Zerstörer!“, brüllt Luis sofort los.

Auch Lotta rennt zu dem Jungen und fragt: „Hast du unseren Schneemann kaputt gemacht?“

Der fremde Junge schaut Lotta traurig an und nickt.

„Warum?“, will Lotta wissen.

Der Junge zögert einen Moment. „Tut mir leid“, murmelt er dann. „Das wollte ich nicht. Ich ...“

„Hast du aber!“, schnauzt Luis ihn an.

„Ich hatte Streit mit meinem Freund“, versucht der Junge es noch einmal. „Da war ich so wütend. Ich hab dann einfach den Schneemann kaputt gemacht. Tut mir leid ... Ich hab euch auch zur Entschuldigung etwas mitgebracht: Weihnachtsplätzchen und ein paar alte Handschuhe von meinem Vater für einen neuen Schneemann.“

Jetzt lächelt Lotta ein bisschen. „Wie heißt du eigentlich?“

„Ich heiße Vincent. Und du?“

„Lotta, und das ist mein Bruder Luis – wir sind Zwillinge.“

Lotta findet Vincent eigentlich ganz nett. Luis ist immer noch ein bisschen sauer. Aber er gibt sich einen Ruck.

„Okay, du kannst mithelfen, den Schneemann wieder in Ordnung zu bringen.“

„Au ja, gerne!“ Vincent strahlt.

Nach einer Weile schaut Mama aus der Haustür und ruft:

„Möchtet ihr warmen Kakao? Oh, ihr habt Besuch?“

Luis schaut hinter dem Schneemann hervor.

„Das ist Vincent, der Schneemann-Zerstörer. Aber jetzt ist er unser neuer Schneemann-Freund.“

Mama lächelt. Sie hat Luis verstanden. Als sie drei Tassen mit dampfendem Kakao nach draußen bringt, lässt sie sich von den Kindern erzählen, wie es zu der neuen Freundschaft kam.

„Da habt ihr es ja wie Jesus gemacht“, meint sie, als die Kinder mit Erzählen fertig sind.

Lotta, Luis und Vincent schauen Mama ratlos an.

„Kennt ihr die Geschichte von Zachäus?“, fragt Mama. „Den konnte niemand leiden, weil er gemein zu anderen Leuten war. Jeder, der in seiner Stadt etwas verkaufen wollte, musste bei ihm Zoll bezahlen. Das war zwar blöd, aber so waren die Gesetze. Schlimm war, dass Zachäus von den Leuten mehr Geld nahm, als erlaubt war. Deshalb waren die Leute stinksauer auf ihn – so wie Luis auf Vincent. Als Jesus in die Stadt kam, wollte Zachäus ihn gern kennenlernen. Aber Zachäus war klein. So kletterte er auf einen Baum, um Jesus wenigstens sehen zu können.“

„Und dann?“, will Vincent wissen.

Lotta und Luis kennen die Geschichte schon, aber Vincent noch nicht.

„Dann entdeckte Jesus Zachäus auf dem Baum. Und noch ehe Zachäus darüber nachdenken konnte, ob Jesus jetzt mit ihm schimpfen würde, sagte Jesus zu ihm: ‚Ich möchte gern bei dir essen.‘ Die anderen Leute waren sauer. Bei so einem Fiesling will Jesus essen? Wir sind doch viel bessere Menschen! Jesus sollte lieber zu uns kommen! Zachäus aber war so glücklich über den Besuch von Jesus, dass er alles wiedergutmachen wollte, was er vorher falsch gemacht hatte. Er verschenkte ganz viel Geld an arme Leute und bezahlte alles zurück, was er anderen Menschen zu viel abgenommen hatte. Er gab ihnen sogar viermal so viel Geld zurück.“

„Dann hat Vincent es so ähnlich gemacht wie Zachäus“, stellt Luis fest. „Er hat uns die Sachen zurückgegeben und sogar noch Kekse und Handschuhe mitgebracht.“

„Und er hat uns geholfen, den Schneemann wieder neu aufzubauen“, ergänzt Lotta.

Mama lacht. „Ja, und ich finde, dass der Schneemann jetzt sogar noch besser aussieht als heute Morgen.“

Die drei Kinder strahlen und tunken die Kekse in ihren Kakao.

„Wollen wir noch mehr Schneemänner bauen?“, fragt Vincent.

„Au ja!“, antwortet Luis, und die Kinder machen sich sofort ans Werk.

Als Papa abends nach Hause kommt, erwartet ihn eine ganze Schneemannfamilie.

„Das sind Mama, Papa, Lotta, Luis und Vincent“, erklärt Luis ihm vom Küchenfenster aus.

„Wer ist Vincent?“, fragt Papa verwundert.

„Unser neuer Freund.“ Luis strahlt. „Der geht schon in die dritte Klasse und hat den ganzen Nachmittag mit uns gespielt.“

2. Picknick im Schnee

Heute ist ein blitzeblauer Samstag im Januar. Schon seit Tagen liegt Schnee. Es ist knisterkalt. Die Sonne lacht vom Himmel. Das perfekte Wetter, um einen Ausflug zu machen, findet Mama. Begeistert ziehen die Zwillinge ihre Schneeanzüge an und holen ihre Lenkbobs aus dem Schuppen im Garten.

Mama packt Tee und ein paar Brötchen für unterwegs in einen Rucksack.

„Heute wollen wir nicht einfach nur Schlitten fahren“, verkündet Papa, „wir machen eine Schneewanderung!“

„Und wohin?“, will Luis wissen.

Papa setzt den Rucksack auf und zeigt in Richtung Wald.

„Wir werden uns unseren Weg durch die weiße Wildnis bahnen!“

Luis ist begeistert. „Au ja! Vielleicht entdecken wir dann auch wilde Tiere.“

„Gefährliche Tiere?“, fragt Lotta erschrocken.

Papa lacht. „Nein, in unserem Wald leben viele Tiere, aber die sind nicht gefährlich.“

Zuerst laufen sie an der Straße entlang, bis zu den großen Feldern. Von dort schlägt Papa einen Weg ein, der quer über die Wiesen bis zum Waldrand führt. Die oberste Schneeschicht ist so festgefroren, dass Lotta und Luis auf dem Schnee gehen können. Mama und Papa brechen aber immer wieder ein und versinken bis über die Knie im Schnee.

„Ganz schön anstrengend“, stöhnt Mama.

„Stimmt!“ Auch Papa schwitzt schon.

„Wie lange wandern wir denn?“, will Lotta wissen.

Papa grinst. „Nicht so lange wie das Volk Israel, als es damals durch die Wüste gewandert ist. Die waren 40 Jahre unterwegs.“

„40 Jahre!“ Luis staunt. „Wohin sind die denn gewandert?“

Papa erzählt: „Die Israeliten lebten damals schon viele Jahre in Ägypten. Aber die Ägypter behandelten sie sehr schlecht. Deshalb suchte Gott einen Mann aus, der die Israeliten zurück in ihre Heimat führen sollte. Der Mann hieß Mose.“

„Und warum sind die dann so lange gewandert?“, wundert sich Lotta. „Mussten die einmal um die ganze Welt laufen?“

Papa lacht. „Nein. Aber unterwegs ist eine ganze Menge passiert. So hat die Reise viel länger gedauert als nötig.“

„Können wir mal eine Pause machen?“, fragt Lotta heftig schnaufend und unterbricht Papas Geschichte.

„Wie wäre es, wenn wir an dem umgestürzten Baum dort vorne am Waldrand ein Picknick machen?“, schlägt Mama vor.

„Au ja!“ Luis ist begeistert. „Wer zuerst am Baumstamm ist!“ Luis rennt los. Lotta folgt ihm, so schnell sie kann. Irgendwann bleiben die Zwillinge ratlos stehen und drehen sich zu Mama und Papa um.

„Da ist ein Zaun“, ruft Luis. „Wir kommen nicht weiter.“

Als Mama und Papa bei den Kindern angekommen sind, zieht Papa die Augenbrauen hoch. „Das ist ja wie bei den Israeliten, als sie plötzlich das große Rote Meer vor sich hatten und nicht mehr weiterziehen konnten.“

„Nur, dass wir nicht verfolgt werden“, fügt Mama mit einem Augenzwinkern hinzu.

„Von wem wurden die Israeliten denn verfolgt?“, will Luis wissen.

„Von den Ägyptern“, erzählt Papa. „Die wollten die Israeliten nämlich wieder zurückholen. Das war eine ziemlich schwierige Situation. Vor ihnen das tiefe Meer und hinter ihnen die Ägypter, die immer näher kamen.“

Lotta beginnt zu weinen. „Und wir haben den Zaun vor uns und hinter uns eine riesengroße Schneewiese. Ich schaff den ganzen Weg zurück nicht mehr.“

„Keine Angst“, beruhigt Papa Lotta. „Ich hebe euch über den Zaun. Das wird schon klappen.“

Nachdem Papa den Zwillingen und Mama über den Zaun geholfen hat, ist er nun an der Reihe. Vorsichtig drückt er mit seinem Handschuh den Stacheldraht nach unten und schwingt ein Bein darüber. Gerade als er das zweite Bein nachziehen will, rutscht er mit dem anderen aus. Mit einem „Plumps“ fällt Papa in den Schnee. Zum Glück auf der richtigen Seite des Zauns. Es gibt ein komisches Geräusch. Lotta hält erschrocken die Hände vor den Mund. „Papa, Papa, bist du verletzt?“

Doch Papa klopft sich grinsend den Schnee ab. „Keine Sorge, mir ist nichts passiert. Wie gut, dass man im Schnee schön weich fällt! Nur meine Hose hat eine kleine Verletzung.“ Papa hält sein Bein in die Luft. Dort ist ein großes Loch zu sehen. „Das Bein ist aber noch ganz!“, meint er immer noch grinsend. Dann breitet er die Arme aus. Die Zwillinge lassen sich lachend auf Papa fallen. Mama schüttelt zuerst den Kopf, muss dann aber auch lachen.

Nach dieser Aufregung können alle ein leckeres Picknick vertragen. Schnell haben sie den Baumstamm am Waldrand erreicht und schieben den Schnee herunter, damit sie darauf sitzen können. In der Sonne ist es sogar richtig warm, findet Lotta.

„Papa“, fragt Luis nach einer Weile und nimmt sich noch ein Brötchen aus der Dose, „was war denn jetzt mit den Israeliten? Haben die Ägypter die gekriegt?“

„Nein.“ Papa lächelt geheimnisvoll. „Gott hat ein Wunder getan. Er schickte einen starken Wind, der das Meer geteilt hat. So konnte das Volk Israel durchs Meer hindurchgehen. Doch als die Ägypter ihnen folgten, brausten die Wassermassen zurück und sie kamen dabei um. Aber die Israeliten erreichten sicher das Ufer und dankten Gott, dass er sie gerettet hatte.“

Die Zwillinge sind beeindruckt.

Da hat Lotta eine Idee. „Papa, du hast uns vorhin auch gerettet, als wir beim Zaun nicht mehr weiterkonnten. Wie gut, dass du so groß und stark bist.“

Papa lacht. „Ja, aber Gott ist noch viel größer und stärker als ich.“

3. Großeinkauf

Heute fahren Lotta und Luis mit Mama und Papa in ein riesiges Einkaufszentrum. Mamas Freundin hatte erzählt, dass viele Dinge dort günstiger seien und die Auswahl toll wäre.

Unsicher stehen die vier am Eingang und schauen sich um. Papa kratzt sich am Kopf. „Also, wo fangen wir an?“

Mama holt eine lange Einkaufsliste aus der Jackentasche und wirft einen Blick darauf. „Ich schlage vor, dass wir erst mal zur Abteilung mit den Lebensmitteln, Kosmetikartikeln und Haushaltswaren gehen. Und danach gucken wir, was uns sonst noch gefällt. Auf jeden Fall müssen wir zusammenbleiben. Lotta und Luis, wenn ihr verloren geht, dann meldet euch bei einer Kassiererin oder einem Angestellten. Die tragen diese roten T-Shirts und können uns dann ausrufen.“

Lotta nickt. Unsicher ist sie trotzdem. In so einem großen Geschäft war sie noch nie. So viele Menschen laufen hier herum. Vorsichtshalber nimmt Lotta Mamas Hand. Papa folgt den Hinweisschildern. Mama fragt öfter mal eine Verkäuferin. So finden sie ihren Weg durch den Einkaufsdschungel.

Bald reicht der Platz im Einkaufswagen nicht mehr aus. Papa holt einen zweiten, während Mama mit den Zwillingen Jeanshosen anprobiert. Da entdeckt Lotta eine pinkfarbene Kuscheljacke, die sie sich schon lange wünscht. Als Mama die richtige Größe sucht, wird es Luis langweilig. Er geht um die Ecke. Von dort kann er die Spielzeugabteilung sehen. Luis blickt zurück. Mama und Lotta sind noch beschäftigt. Langsam geht er den Gang entlang. Nur mal eben gucken, denkt er, ich bin ja gar nicht weit weg.

Den großen Tisch mit LEGO®-Sachen hat Luis sofort entdeckt. LEGO® ist sein Lieblingsspielzeug. Er ist ganz vertieft, als Papa plötzlich hinter ihm steht.

„Luis, wir haben dich gerufen und überall gesucht. Du musst Bescheid sagen, wenn du woanders hingehst!“

„’tschuldigung“, murmelt Luis.

Papa nimmt ihn an die Hand. Gemeinsam gehen sie zurück zur Kleidungsabteilung. Ihre Einkaufswagen stehen neben dem Jeansregal, aber Mama und Lotta sind nirgends zu sehen. Papa und Luis schauen hinter den anderen Regalen nach.

„Mama, Lotta, wo seid ihr?“, ruft Luis laut.

Ratlos bleiben sie schließlich bei ihren Einkaufswagen stehen.

„Die müssen aber auch Bescheid sagen, wenn sie abhauen“, beschwert sich Luis.

„Stimmt!“, sagt Papa und wuschelt Luis durch die Haare.

Da kommen Mama und Lotta durch den langen Gang angelaufen.

„Lotta musste mal ganz nötig“, erklärt Mama. „Bis wir die Toilette gefunden hatten, war es fast schon zu spät. So, jetzt noch die Haushaltswaren ...“

„Muss das sein?“, stöhnt Luis. „Die Einkaufswagen sind doch schon total voll!“

„So richtig Spaß macht mir das auch nicht“, gibt Papa zu. „Aber wir haben immerhin ganz viele Sachen in nur einem Geschäft bekommen.“

„Ja, und das hat 100 Stunden gedauert“, mault Luis. „Lotta hat sich fast in die Hose gemacht und ich bin nur mal um die Ecke gegangen und schon habt ihr mich gesucht. Das passiert nie, wenn wir zu Hause einkaufen gehn.“

„Du hast ja recht!“ Papa überlegt. „Was haltet ihr davon, wenn wir uns auf das Sofa dort drüben setzen? Ich erzähle euch eine Geschichte und Mama besorgt währenddessen den Rest.“

Damit sind alle einverstanden. Die Kinder setzen sich links und rechts neben Papa. Der beginnt zu erzählen: „Es gab mal einen Bauern, der hatte eine gute Ernte. Doch seine Scheune war zu klein. Also baute er eine neue, größere, in die seine ganze Ernte reinpasste. Im nächsten Jahr erntete er nicht nur Getreide, sondern auch Karotten, die er im Frühjahr gepflanzt hatte. Jetzt war die Ernte noch größer und die neue Scheune wieder zu klein.“

„So wie unser Einkaufswagen!“, sagt Luis.

„Genau!“ Papa grinst. „Also baute der Mann wieder eine neue Scheune und dachte: Prima. Jetzt bin ich reich. Im nächsten Jahr pflanzte er zusätzlich noch Kohl. Seine Ernte war noch größer. Und wieder …“

„… war die Scheune zu klein!“, ergänzt Lotta.

„Richtig.“ Papa nickt. „Der Bauer dachte: Jetzt bau ich die größte Scheune der ganzen Welt. Dann bin ich so reich, dass ich nie wieder arbeiten muss. So machte er es. Als die riesige Scheune fertig war, freute er sich. Morgen bringe ich die Ernte in die Scheune und dann hab ich Ruhe. Aber in der Nacht starb er.“

„Da hätte er sich ja den ganzen Stress mit der Riesenscheune sparen können“, stellt Luis fest.

„Ja.“ Papa nickt. „So ungefähr hat Jesus das auch gesagt. Jesus erzählte seinen Freunden nämlich so eine ähnliche Geschichte. Er wollte, dass sie verstehen: Viele Sachen haben und reich sein, das ist gar nicht das Wichtigste im Leben. Man weiß ja gar nicht, was am nächsten Tag passiert. Und ob man dann noch mit all seinen Sachen etwas anfangen kann.“

„Was ist dann das Wichtigste im Leben?“, will Lotta wissen. Eigentlich findet sie es schön, viele Spielsachen zu haben. Auch Luis möchte nicht auf seine Autos und die ganzen LEGO®-Steine, mit denen er gerne spielt, verzichten.

„Gute Frage“, überlegt Papa. „Wenn ich mir unsre vollen Einkaufswagen ansehe, denke ich, wir sind auch ganz schön reich. Wir können uns so viel kaufen.“

„Ist das schlimm?“, fragt Luis und sieht Papa unsicher an.

„Nein, nein …“ Papa schüttelt den Kopf. „Das ist nicht schlimm. Ich glaube, das Wichtigste im Leben ist, dass wir bei allem, was wir haben, Gott nicht vergessen. Gott sorgt doch dafür, dass es uns so gut geht. Wir sollten uns immer wieder dafür bei ihm bedanken.“

Mama kommt zurück und schiebt einen dritten Einkaufswagen vor sich her.

„Weil ihr so geduldig gewartet habt, hab ich jedem von euch ein Malbuch ausgesucht, das ihr nachher bekommt.“

„Danke, Gott!“, rufen Lotta und Luis wie aus einem Mund.

Mama schaut verwundert von einem zum anderen. Papa lacht. Dann erklärt er Mama, worüber sie gerade gesprochen haben.

Mit vereinten Kräften schieben sie die vollen Einkaufswagen zur Kasse und danach über den Parkplatz zum Auto. Während Mama und Papa den Einkauf im Kofferraum verstauen, singen die Zwillinge ein Lied aus dem Kindergarten: „Danke, danke, danke, danke, guter Gott, wir danken dir. Danke, danke, danke, danke, danke sagen wir.“

4. Das verlorene Auto

Beim Frühstück spielt Luis mit seinem Lieblingsauto, einem himmelblauen VW-Käfer Cabrio. Er fährt das Auto um sein Orangensaftglas herum und parkt es mit lautem Reifenquietschen neben dem Müslischälchen.

Mama schaut ihn streng an. „Luis, ich möchte nicht, dass du beim Essen spielst. Jetzt ist zuerst dein Müsli dran und später das Auto!“

„Aber nach dem Frühstück müssen wir in den Kindergarten“, mault Luis. „Dann ist gar keine Zeit mehr zum Spielen. Und in den Kindergarten darf ich kein Auto mitnehmen. Da dürfen wir nur mit den Sachen aus dem Kindergarten spielen.“

Mama zuckt mit den Schultern. „Heute Nachmittag hast du doch noch ganz viel Zeit für dein Auto.“

Luis ist sauer. Bis heute Nachmittag dauert es viel zu lange. Heimlich steckt er sein Lieblingsauto in die Hosentasche.