Lou + Lakritz 2 - Zwei zottelige Freunde - Julia Boehme - E-Book

Lou + Lakritz 2 - Zwei zottelige Freunde E-Book

Julia Boehme

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Beschreibung

Welches Pony kann schon Wäsche aufhängen? Eigentlich gar keins. Doch als Lou mit ihrem Pony Lakritz für das große Reiterspiel probt, erlebt sie eine Riesenüberraschung. Noch größer ist allerdings das Staunen, als Mama aus dem Safaripark ein kleines Gorillababy mit nach Hause bringt. Klar, dass Lou den Kleinen unbedingt Lakritz vorstellen muss. Und bald stellt sich heraus: Zottelige Freunde haben es faustdick hinter den Ohren ... In dieser frechen Pferdebuch-Reihe erlebt Lou gemeinsam mit ihrem Pony Lakritz auf dem Reiterhof spannende Abenteuer. Bei den witzigen Geschichten und liebevollen Illustrationen kommen nicht nur Pferdefans auf ihre Kosten!

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Der Held des Tages

Wenn Lou doch nur nicht so nervös wäre. Dann wäre Lakritz sicher auch nicht so zappelig! Lou seufzt. Ponys kann man einfach nichts vormachen. Und schon gar nicht ihrem Lakritz.

„Ganz ruhig! Wir schaffen das schon!“, flüstert sie ihm zu und krault seine struppige Mähne.  Mähne und Schweif sind so schwarz und glänzend, als ob sie aus Lakritze wären – Lous absoluter Lieblingssüßigkeit. Kein Wunder also, dass sie ihrem Pony diesen etwas seltsamen Spitznamen verpasst hat. Obwohl es eigentlich Lucky heißt.

„Mein Lakritz!“, raunt Lou zärtlich, und das Pony stellt die Ohren auf. Er liebt es, wenn Lou ihn so nennt.

„Bereit?“, fragt ihre Reitlehrerin Hanna.

Lou nickt. Sie führt Lakritz in die Mitte der Reithalle, zieht die Steigbügel herunter und steigt auf.

Bevor sie anreitet, guckt sich Lou nach ihrer Mutter um. Als Lakritz’ Ärztin ist sie natürlich heute auch dabei.

Dr.Jolanda Ruben-Matzke hat es im Safaripark, wo sie als Tierärztin arbeitet, mit allen möglichen Tieren zu tun. Und als Lakritz verunglückt ist, hat sie sich auch noch um Lous Lieblingspony gekümmert. Völlig umsonst, obwohl Lou das Pony damals noch gar nicht gehört hat.

„Auf einen Patienten mehr oder weniger kommt es da auch nicht an“, hat Mama gemeint.

Nun steht sie neben Hanna in der Halle und winkt ihrer Tochter mit gedrückten Daumen zu: „Es wird schon klappen, Lou!“

Die erste Runde reitet Lou im Schritt. Sie kann es immer noch nicht fassen, dass sie endlich richtig auf Lakritz reiten darf. So lange musste er nach dem Knochenbruch im Stall stehen, ehe sie ihn überhaupt wieder ein paar Schritte über den Hof führen durfte. An Reiten war damals natürlich noch überhaupt nicht zu denken.

Ganz langsam und vorsichtig hat sie Lakritz trainiert, bevor sie das erste Mal aufsitzen konnte. Wie glücklich war sie da. Obwohl sie auf dem weichen Einstreu der Reithalle nur wenige Meter geritten sind. Doch jeden Tag wurden es ein paar Meter mehr … Bis sie schließlich sogar gemeinsam traben durften.

Und heute ist der große Moment, wo Lakritz und Louisa zum ersten Mal nach dem Unfall wieder galoppieren werden.

„Wir machen das schon“, beruhigt sie Lakritz und sich selbst, bevor sie zum Trab wechselt.

„Sehr schön!“, lobt Hanna.

Beim Röntgen und Betasten sieht Lakritz’ Vorderbein wieder völlig gesund aus. Doch erst in der Bewegung zeigt sich, ob wirklich keine Schäden zurückgeblieben sind.

Beim Trab läuft Lakritz genau so, wie es sein muss: absolut taktrein. Aber wie sieht es beim Galopp aus?

Manche Schwächen zeigen sich möglicherweise erst hier. Und deswegen ist Lou auch so aufgeregt. Wenn Lakritz wieder galoppieren kann und dabei gleichmäßig läuft und seine Beine aufsetzt, ist auch der letzte Zweifel ausgeräumt: Dann ist Lakritz wirklich wieder ganz gesund!

„Und jetzt Galopp!“, ruft Hanna.

Lou treibt Lakritz an, doch das Pony trabt einfach weiter.

„Los, Lakritz, zeig uns, dass du auch wieder galoppieren kannst“, ermutigt Lou ihr Pony.

Doch Lakritz traut sich noch immer nicht.

Hanna und Mama tauschen besorgte Blicke aus. Und Lou wird es ganz heiß unter ihrem Reithelm.

„Komm, Lakritz“, fleht sie, „mach schon!“

Und da endlich wechselt Lakritz in den Galopp über. Erst noch etwas langsam und zögernd, doch bald schon schneller.

Lou spürt Lakritz’ gleichmäßige Bewegungen. Lakritz läuft genau wie früher! Und das kann nur heißen: Ihr Pony ist wieder völlig gesund!

Schnell wirft sie noch einen Seitenblick zu Hanna und ihrer Mutter hinüber. Lou hat sich nicht getäuscht: So würden die beiden niemals strahlen, wenn nicht alles in Ordnung wäre!

„Jippiieeeh!“, jubelt Lou, und Lakritz wird noch etwas schneller.

„Das reicht für heute!“, ruft Hanna. „Durchparieren, und dann lässt du ihn noch mal Schritt gehen!“

„Schade“, denkt Lou, als sie die Zügel anzieht. Sie hätte noch ewig so galoppieren können. Und Lakritz anscheinend auch. Jetzt, wo er sich getraut hat, würde er auch noch gerne weiterlaufen … Nur unwillig fällt er in den Trab zurück und wechselt dann zum Schritt.

Vor Hanna und Mama bleibt Lou mit Lakritz gespannt stehen. „Deine Mutter und ich sind uns einig“, sagt Hanna und kann sich ein breites Lächeln nicht verkneifen, „nächste Reitstunde nimmst du Lakritz!“

Lou schwingt sich aus dem Sattel und fällt als Erstes ihrem Pony um den Hals. „Hast du das gehört, wir können wieder zusammen zur Reitstunde!“

Lucky schnaubt vor Freude. Übermütig tänzelt er hin und her, als Lou den Zügel locker hält, um ihre Mutter in die Arme zu nehmen.

„Danke, Mama! Danke für alles“, murmelt sie.

Doch Mama schüttelt den Kopf: „Das hat Lakritz dir zu verdanken! Ohne dich hätte er niemals die lange Boxenruhe durchgehalten, da bin ich mir ganz sicher!“

„Ja, das hast du toll gemacht!“ Auch Hanna gratuliert ihrer Reitschülerin. Und auf Hannas Lob ist Lou besonders stolz.

Lakritz aber wirft wiehernd seinen Kopf zurück, um die drei daran zu erinnern, wer der wirkliche Held des Tages ist: Er natürlich!

Ein Baby kommt

„Herzlichen Glückwunsch!“ Zu Hause nimmt Papa Lou in den Arm. „Ich habe doch gewusst, dass Lakritz wieder ganz gesund wird. Bei allem, was du für ihn getan hast und…“, er gibt Mama einen Begrüßungskuss, „…unsere Frau Doktor natürlich auch!“

Opa ist ganz aus dem Häuschen.

„Unser Lakritz ist also völlig gesund?!“, jubelt er. Während Lou zur Schule musste, war Opa jeden Vormittag beim kranken Lakritz. Louisa hätte sich gar keine bessere Vertretung wünschen können, denn Opa war bis zu seiner Pensionierung Tierpfleger im Zoo. Mit Tieren kennt er sich einfach klasse aus.

Selbst Till, Lous großer Bruder, der sich mehr fürs Surfen als für Ponys interessiert, freut sich.

„Und? Was habe ich zur Feier des Tages wohl gekocht?“, fragt Papa, als er sich an der Küchentür noch einmal nach Lou umdreht.

Lou schnuppert: „Indisch!“, strahlt sie. Papas Gemüsecurry liebt Lou nämlich ganz besonders.

„Mit ordentlich Ingwer!“ Opa reibt sich zufrieden die Hände.

„Oh, nein!“ Lou hört sofort auf zu strahlen. Wenn sie etwas nicht leiden kann, dann ist es Ingwer. Es ist eins der wenigen Dinge, bei denen sie mit Opa mal nicht einer Meinung ist. Opa isst dieses süßlich scharfe Höllenzeug für sein Leben gern, und zwar in allen Varianten: ob als Gewürz im Essen oder als Süßigkeit. Am allerliebsten aber kandiert mit einem Überzug aus feiner Zartbitterschokolade. Lou bekommt Pickel auf der Zunge, wenn sie nur daran denkt. Dafür wird Opa nie verstehen, wie Lou nur Lakritze mögen kann. Und dabei mag Lou Lakritze nicht nur, sie liebt sie. Würde sie sonst ihr Pony so nennen? Sicher nicht!

Aber diesmal kann Papa Lou beruhigen: „Es ist nicht mal ein Hauch Ingwer über den Topf geweht.“

„Schade“, seufzt Opa und zwinkert Lou fröhlich zu. Da hat er sie doch mal wieder richtig schön reingelegt!

Während Familie Ruben-Matzke beim Mittagessen sitzt, scheppert es im Briefkasten. Am Samstag kommt der Postbote immer ziemlich spät.

„Post!“, ruft Till und springt auf.

„Ich möchte wirklich gerne wissen, von wem er einen Brief erwartet“, murmelt Mama. Denn Till rast jeden Tag mit der gleichen Begeisterung zum Briefkasten, ohne dass er jemals mit einem Brief für sich zurückgekommen wäre.

„Nur was von Oma!“ Etwas enttäuscht lässt Till das Kuvert auf den Tisch flattern.

Sorgfältig leckt Papa sein Messer ab. Dabei merkt er gar nicht, wie Mama vorwurfsvoll den Kopf schüttelt. Dann schlitzt er mit dem sauberen Messer den Umschlag auf und liest den Brief vor:

Bremen, den 7.März

Ihr Lieben,

komme am Samstag und bleibe 14Tage.

Der Zug trifft um 15.16Uhr ein.

Holt mich bitte vom Bahnhof ab.

Eure I.

I. steht für Isolde. Isolde Ruben, um genau zu sein. Sie ist nämlich die Mutter von Lous Papa.

Lous Opa, der hier bei ihnen in Düllenburg wohnt, ist dagegen Mamas Vater. Und er unterschreibt seine Briefe immer mit Opa – wie es sich gehört. Lous Oma aber würde nie mit „Oma“ unterschreiben. Sie will nicht einmal Oma genannt werden. Ihre Enkel sollen sie am liebsten nur Isolde nennen.

„Oma“, empört sich Frau Ruben stets, „das klingt ja, als ob ich schon so alt wäre!“ Sie schüttelt dann für gewöhnlich ihren Kopf, dass fast – aber eben nur fast – ihre Frisur durcheinander gerät. „Sagt Isolde zu mir, und wenn überhaupt“, erklärt sie ihren Enkeln immer, „nennt mich lieber Großmutter als Oma. Das klingt wenigstens etwas vornehmer.“

Opa schaut auf die paar Zeilen. „Isolde verschwendet keine Tinte“, murmelt er kopfschüttelnd. „Keine Grüße, kein gar nichts!“

„Oma schreibt doch immer kurze Briefe“, lacht Lou. Auch da hat Großmutter ihre Prinzipien: Mache nie viel Worte, wenn du auch mit wenigen Worten alles sagen kannst.

Diese Maxime gilt – außer beim Briefeschreiben – mehr für andere als für Oma selbst. Denn wenn sie zu erzählen anfängt, macht sie viele Worte. Sehr viele! Und zwar völlig unnötigerweise. Das findet Lou zumindest.

„Du lieber Schreck“, stöhnt Papa und stopft den Brief zurück ins Kuvert. „Muss das sein?“

„Magst du Oma denn nicht?“, fragt Lou erstaunt.

„Doch, natürlich mag ich sie“, antwortet Papa sofort. „Ich liebe sie sogar. Aber deswegen muss sie doch nicht gleich für ganze zwei Wochen kommen!“

„Im Gästezimmer stört sie doch keinen“, lacht Lou.

Opa rollt mit den Augen: „Wenn sie nur die ganze Zeit da drinnen bleiben würde.“ Er und Isolde waren sich noch nie ganz grün.

„Das Gästezimmer?“, fragt Mama plötzlich alarmiert. „Das geht nicht. Das brauche ich!“

„Und wozu?“, erkundigt sich Till.

„Als Babyzimmer“, erklärt Mama.

Für drei Sekunden ist es still im Esszimmer.

„Aber Mama“, ruft Lou als Erste.

Papa findet als Nächster seine Sprache wieder.

„Wir bekommen ein Baby?“, stammelt er verblüfft. „Ich hatte ja keine Ahnung…“

Mama wird rot. „Ich weiß es ja selber erst seit heute.“

Papa starrt auf Mamas flachen Bauch und schmunzelt. „Aber übermorgen, wenn Oma kommt, wird das Baby ja noch nicht da sein!“

„Aber ja doch“, protestiert Mama. „Es kommt schon morgen!“

Dazu fällt selbst Papa nichts mehr ein. „Das musst du uns genauer erklären, Jolanda!“