Love and Betrayal - Talina Leandro - E-Book
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Love and Betrayal E-Book

Talina Leandro

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Beschreibung

Dunkle Bestimmung oder gefährliche Liebe – Wofür würdest du dich entscheiden?
Der erste Band der leidenschaftlichen Enemies to Lovers Romance-Reihe von Talina Leandro

Als die 24-jährige Mia auf einer exklusiven Party in Paris Zeugin eines Mordes wird, hat es der Täter Raphael Boullard auch auf sie abgesehen. In letzter Sekunde wird Mia gerettet. Doch ihr Retter ist kein Held, sondern Lion Laurent, Mitglied des Mafiaclans Les Rois Noirs – und Erzfeind von Raphael. Um die schöne Mia vor dem Feindesclan zu schützen, entführt Lion sie auf das Anwesen seiner Familie. Doch als er von seinem Mafiaboss den Auftrag bekommt, sie beiseite zu schaffen, bringt er es nicht über sein noch so kaltes Herz. Denn Mia ist anders als all die Frauen, die ihm sonst zu Füßen liegen. Sie weckt Gefühle und Leidenschaften in ihm, die bisher im Verborgenen blieben, und die beiden kommen sich schnell näher. Doch Raphael will Rache, um jeden Preis …

Dies ist eine überarbeitete Neuauflage des bereits erschienenen Titels Dein Herz ist mein Besitz.

Weitere Titel dieser Reihe
Ruthless Desires (ISBN: 9783987786969)
Cruel Secrets (ISBN: 9783987786877)

Erste Leser:innenstimmen
„düster, leidenschaftlich, stark“
„Eine knisternde Liebe mitten in der brutalen Mafiawelt – absolute Leseempfehlung!“
„Dieser erotisch-düstere Liebesroman hat mich bis zum Schluss gefesselt.“
„Fans von Romantic Suspense und Dark Romance unbedingt zu empfehlen, ich freue mich auf die weiteren Teile!“

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Seitenzahl: 328

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Über dieses E-Book

Als die 24-jährige Mia auf einer exklusiven Party in Paris Zeugin eines Mordes wird, hat es der Täter Raphael Boullard auch auf sie abgesehen. In letzter Sekunde wird Mia gerettet. Doch ihr Retter ist kein Held, sondern Lion Laurent, Mitglied des Mafiaclans Les Rois Noirs – und Erzfeind von Raphael. Um die schöne Mia vor dem Feindesclan zu schützen, entführt Lion sie auf das Anwesen seiner Familie. Doch als er von seinem Mafiaboss den Auftrag bekommt, sie beiseite zu schaffen, bringt er es nicht über sein noch so kaltes Herz. Denn Mia ist anders als all die Frauen, die ihm sonst zu Füßen liegen. Sie weckt Gefühle und Leidenschaften in ihm, die bisher im Verborgenen blieben, und die beiden kommen sich schnell näher. Doch Raphael will Rache, um jeden Preis …

Dies ist eine überarbeitete Neuauflage des bereits erschienenen Titels Dein Herz ist mein Besitz.

Impressum

Überarbeitete Neuausgabe August 2023

Copyright © 2024 dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH Made in Stuttgart with ♥ Alle Rechte vorbehalten

E-Book-ISBN: 978-3-98778-679-2 Hörbuch-ISBN: 978-3-96817-627-7 Taschenbuch-ISBN: 978-3-98778-737-9

Copyright © 2020, dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH Dies ist eine überarbeitete Neuausgabe des bereits 2020 bei dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH erschienenen Titels Dein Herz ist mein Besitz (ISBN: 978-3-96817-366-5).

Covergestaltung: Jasmin Kreilmann unter Verwendung von Motiven von depositphotos.com: © Torsakarin, © hoverfly, © Rizwanda, © AntonMatyukha, © zatvor, © fxquadro Lektorat: Daniela Höhne

E-Book-Version 08.02.2024, 12:58:26.

Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werks sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.

Abhängig vom verwendeten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

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Love and Betrayal

Jetzt auch als Hörbuch verfügbar!

Dein Herz ist mein Besitz
Talina Leandro
ISBN: 978-3-96817-627-7

Seine Augen versprechen Leidenschaft und GefahrDie prickelnde Mafia-Romance für Fans von Miranda J. Fox

Das Hörbuch wird gesprochen von Julia Blankenburg und Uwe Thoma.
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Für Kurt C.

 Das Erste, das der Mensch im Leben vorfindet,

das Letzte, wonach er die Hand ausstreckt, das Kostbarste, was er im Leben besitzt, ist die Familie. 

(Adolph Kolping)

Vorwort

Dieses Vorwort richtet sich an meine Leserinnen – meinen männlichen Lesern wünsche ich natürlich auch ein ganz besonderes Lesevergnügen. Sorry, Guys.

Ladies, jetzt mal ehrlich: Wer träumt nicht davon, dem Arbeits- oder/und Mama-Alltag zu entfliehen und sich in eine Welt zu wagen, die von knisternder Dunkelheit erfüllt ist? Sich einfach in die starken (und meist tätowierten) Arme eines gutaussehenden Fremden fallen zu lassen? Seine Küsse auf der Haut zu spüren, die nur so prickeln vor brennender Sehnsucht … nach mehr. Jedes meiner Bücher ist ein Versprechen. Ein Versprechen, dass eure geheimsten Träume und Sehnsüchte erhört werden und ihr mit meinen Protagonistinnen erleben werdet, was in der Realität eher unüblich ist. Die Damen, die mir hier widersprechen: Herzlichen Glückwunsch, haltet euren Bad-Boy gut fest. Für die meisten von euch, Ladies beginnt das Abenteuer… JETZT! Also macht es euch bequem, schaltet den Flugmodus eurer Smartphones ein und die Türklingel auf stumm.

XOXO Eure Talina

Prolog

Der Bass der Anlage dröhnt durch die Wände und schallt jedes Mal herein, wenn sich die Tür öffnet. Alizée, meine Gastschwester, steht neben mir am Waschbecken und lässt sich kaltes Wasser über die Handgelenke laufen. Ihre Wangen sind gerötet. Sie dreht den Wasserhahn zu und fährt sich durch die schulterlangen, platinblonden Haare. „Können wir? Ich habe ein paar heiße Typen gesehen. Die müssen wir auschecken.“

„Von mir aus. Zu irgendwas muss das Singledasein ja gut sein“, seufze ich und hoffe insgeheim, das Jahr nicht auch als Single beenden zu müssen.

„Ach komm, ich laufe schon vierzehn Monate solo über das Parkett. Du erst ein paar Wochen. Los jetzt. Bist du fertig?“

Ich werfe einen prüfenden Blick in den Spiegel und nicke schüchtern der Brünetten mit den waldgrünen Augen zu, die mir aus dem Glas entgegenblickt. Die Haare, die mir bis knapp über den Po reichen, trage ich gewellt. Es war die Idee meiner Gastschwester, mich herauszuputzen und meine Naturlocken gekonnt in Szene zu setzen. Bereits auf dem Campus unserer Uni, an der wir zusammen studieren, hat sie unser Styling für den Abend geplant. Ich bin inzwischen ein halbes Jahr in Paris. Damals habe ich meinen Eltern gesagt, dass ich unbedingt Modedesign studieren und die Stadt kennenlernen möchte. Dass es aber noch einen anderen Grund gibt, ahnen sie nicht. Sie finden ohnehin nicht alles gut, was ich mache. Ich sehe zwar lieb wie ein Püppchen aus, stehe aber auf harten Metal, was meine Eltern nie verstehen konnten. Wenn sie wüssten, in welchem Club ich gerade bin, würden ihnen die Haare zu Berge stehen.

Alizée lächelt und öffnet die Tür. Dabei liegt ein Funkeln in ihren blauen Augen.

Die harten Klänge von Bring Me The Horizon dröhnen mir entgegen. Ich liebe diese Band. Alizée auch.

Wir treten aus der Toilette auf den Flur des Obergeschosses, von dem eine breite Wendeltreppe zum Tanzbereich führt. Ich ziehe mein dunkelgrünes Paillettenkleid zurecht, das nur knapp über meinem Po endet. Herrgott, ich verfluche Alizée für dieses Kleid! Meine Idee war das nicht. Über dem viel zu figurbetonten Ding, in dem ich mich wie eine Discokugel fühle, trage ich meine schwarze Lieblingsjacke im Rock-Style. Sie begleitet mich schon seit Jahren und ich trage sie wie eine zweite Haut.

Alizée geht voran und steigt die Treppe hinunter.

Ich folge ihr und tauche schon bald in den Nebel ein, der dicht über der Tanzfläche liegt. Künstliche Blitze zucken und ich habe Mühe, meine Gastschwester nicht aus den Augen zu verlieren.

Um mich herum tanzt und pogt die Menge. Die Stimmung ist der Hammer. Alizée hatte recht: Der Club ist ein echter Geheimtipp für Metal-Fans wie uns.

Vor einem halben Jahr hätte ich mir nicht träumen lassen, hier mit Alizée zu landen. Meine Gastfamilie ist wie die meine – ziemlich spießig. Gastvater Adrian ist Pastor und meine Gastmutter arbeitet in einem kleinen Feinkostladen. Beide ziemlich brave und anständige Leute. Alizée auf den ersten Blick auch. Aber nur auf den ersten. Als ich bei meiner Ankunft meine Tasche ausgepackt habe und sie meine Korn-Alben entdeckt hat, war sie direkt Feuer und Flamme und hat sich als heimlicher Fan geoutet. Sie ist ein echtes Luder. Vor ihren Eltern gibt sie die brave Modestudentin, doch wehe, die zwei sind mal aus dem Haus. Dann dröhnt Metal aus der Wohnung, dass die Fenster wackeln. Wir sind uns charakterlich so ähnlich, dass wir wirklich Schwestern sein könnten. Nur dass sie mehr aus sich rausgehen kann als ich. Alizée und ich sind wie Pech und Schwefel – Blondie und Brownie.

Alizées helle Haare, die sie ebenfalls gelockt trägt, stechen aus dem Gewühl der Tanzfläche heraus. Sie hat sich einen Platz inmitten der Menge ausgesucht und winkt mich zu sich herüber.

Vorsichtig bahne ich mir einen Weg durch die tobende Menge.

Wir tanzen ausgelassen und geben uns den harten Klängen hin.

Nach einer Weile beugt sie sich zu mir. „Ich hole mal was zu trinken. Willst du auch was, Mia?“

„Ein Bier“, schreie ich und spüre bereits das leichte Kratzen, das sich in meiner Kehle andeutet. Morgen werde ich garantiert heiser sein.

Alizée verschwindet aus meinem Augenwinkel und plötzlich wird es dunkel. Stromausfall? Nein, das gehört zum Song. Nihilist blues von Bring Me The Horizon.

Die Lichtflut fällt auf mich und verdrängt die Dunkelheit. Das gleißende Licht blendet mich, doch kurz darauf haben meine Augen sich an die Helligkeit gewöhnt. Plötzlich zucke ich zusammen, denn ein hochgewachsener Mann steht vor mir. Verwundert weiche ich zurück und bemerke, dass er den Blick starr auf mich gerichtet hat.

Der hübsche Unbekannte hat einen wohl barbierten Vollbart und ziemlich dunkle Augen, mit denen er in mein Inneres vorzudringen scheint. Sofort überzieht Gänsehaut meinen Körper und ich senke den Blick ein wenig.

Der Fremde trägt ein dunkles Hemd. Die oberen drei Knöpfe stehen offen und geben den Blick auf eine Kreuzkette frei. Ich meine, auch ein Tattoo zu sehen, doch ich kann es nicht genau erkennen. Was ich allerdings deutlich sehe, und was mir einen angenehmen Schauer über den Körper jagt, ist seine definierte, breite Brust.

Obwohl ich es nicht will, muss ich wieder seinem Blick begegnen. Der gut aussehende Kerl kneift die Augen leicht zusammen, als würde er sich fragen, ob ich real oder nur eine Erscheinung bin und ich meine, dann ein kleines Lächeln über seine Lippen huschen zu sehen. Sein Haar ist lang und dunkel. Er trägt es nach hinten gestylt, wo es ihm bis zum Nacken reicht.

Was passiert hier gerade? Wo kommt er auf einmal her?

Ich bin noch immer über sein plötzliches Erscheinen erschrocken. Eigentlich hätte ich ihn vorher irgendwo sehen müssen, doch das habe ich nicht. Dabei wäre mir solch ein hübscher Mann garantiert aufgefallen.

Je mehr Sekunden verstreichen, desto unangenehmer ist mir die Situation. Erst recht, weil mir bewusst ist, dass ich wie eine Discokugel funkle.

Er hebt seinen Arm und legt seine große Hand vorsichtig auf meine Schulter.

Seine Berührung lässt ein eigenwilliges Kribbeln in meiner Brust entstehen. Ich kann mir gar nicht erklären, warum. Das Ganze wird mir unheimlich. Ich lächle freundlich und drehe mich schnell von ihm weg.

Kurz darauf spüre ich, wie jemand nach meiner Hand greift.

Überrascht fahre ich herum und überlege mir die passenden Worte, um den Kerl freundlich zurückzuweisen, doch ich erblicke nicht ihn, sondern Alizée neben mir.

„Wo willst du hin?“ Sie sieht mich fragend an. „Hier ist dein Bier.“

Ich nehme es an und blicke mich suchend um, allerdings kann ich den Kerl nirgendwo mehr entdecken. Merkwürdig. Wo ist er hin?

„Alles okay? Wer war denn der hübsche Mann?“ Alizée zwinkert mir mit einem zweideutigen Funkeln in den Augen zu.

„Niemand.“ Irritiert lege ich das Glas an meine Lippen und leere es zur Hälfte. Scheinbar war ich durstiger, als ich gedacht hatte. „Komm, lass uns tanzen.“

Zwei Stunden später ist Alizée ziemlich betrunken, darum halte ich es für das Beste, den Heimweg anzutreten.

Beharrlich ziehe ich meine Gastschwester hinter mir her in Richtung Ausgang.

Alizée hat sichtbar Schwierigkeiten, das Gleichgewicht zu halten und torkelt hin und her. „Miaaa“, lallt sie und stolpert fast.

Sofort halte ich sie am Arm fest und bewahre sie davor, unfreiwillig zu Boden zu sinken. „Hoppla. Langsam.“

Alizée hält sich die Hand vor den Mund.

„Musst du dich übergeben? Komm, wir sind gleich an der frischen Luft. Schön einen Fuß vor den anderen setzen.“

Meine Güte, das kann ja was werden. Wie gut, dass ich die Vernünftigere von uns beiden bin, sonst würden wir wahrscheinlich beide heute Nacht nicht mehr nach Hause kommen.

In Gedanken bin ich schon im Taxi auf der Heimfahrt und bete, dass Alizée mich nicht vollkotzen wird.

Wir treten durch den Ausgang und die kühle Nachtluft hüllt uns angenehm ein.

Der Himmel ist sternenklar.

„Komm, Ali. Wir halten nach einem Taxi Ausschau“, sage ich und ziehe sie hinter mir her. Alleine würde sie niemals heil nach Hause kommen. Zum Glück sind meine Gasteltern das Wochenende über weggefahren. Das hätte richtig Ärger gegeben, wenn sie ihre Tochter so gesehen hätten.

Alizée murmelt etwas Unverständliches und sackt in die Knie. Ich muss sie stützen und lege ihren Arm um meine Schulter.

Zusammen gehen wir langsam über den großen Parkplatz in Richtung Straße.

Sie nimmt die Hand vom Mund und atmet tief durch.

„Geht es wieder?“, frage ich besorgt und nehme erleichtert ihr Nicken zur Kenntnis.

Unweit von uns höre ich plötzlich Stimmen. Sie klingen ziemlich aggressiv und fluchen wild auf Französisch.

Sofort verlangsame ich den Schritt und überlege umzudrehen, doch Alizée läuft einfach strammen Schrittes weiter. Schon hat sie die Gruppe von Männern erreicht, die sich in einer Ecke auf dem Parkplatz versammelt hat und im Schatten einer Straßenlaterne steht.

Alizée hebt lächelnd die Hand und winkt. „Huhu, Jungs. Habt ihr ein Taxi gesehen?“

„Nein. Alizée! Komm sofort zurück!“, wispere ich und sehe sie flehend an.

Doch sie nimmt mich nicht wahr, die Männer allerdings schon, die auch sie sofort in Augenschein nehmen. Durch das schwache Laternenlicht erkenne ich nicht viel von ihnen.

„Aber hallo. Chérie. So ganz allein hier?“, höre ich eine Stimme, die kratzig wie ein Reibeisen klingt und zu einer der dunklen Gestalten gehören muss. „Na, komm her. Lass dich mal ansehen.“

„Heiße Schnitte“, raunt eine weitere Stimme aus der düsteren Ecke.

Klingt nicht nach vertrauenswürdigen Männern. Eher nach Gefahr. Wir sollten schleunigst hier verschwinden.

„Alizée! Nein!“, flüstere ich, verstecke mich im Schatten eines parkenden Autos, doch meine Gastschwester hört mich nicht.

Wacklig geht sie auf die Männer zu und bleibt plötzlich wie angewurzelt stehen.

Einer von ihnen tritt ins Licht der Laterne. Er hat langes, blondes Haar, das er am Hinterkopf zusammengeknotet hat, und hellblaue Augen. Sein Gesicht ist mager, die Wangen hohl. Ein Drachentattoo ziert seinen Hals und reicht ihm bis zu den Schläfen. Er sieht aus wie ein Cowboy, trägt Schlangenlederstiefel und Fransen hängen von den Ärmeln seiner Jacke.

Fuck!Der hat definitiv keinen guten Leumund.

Mein Herz trommelt einen heftigeren Beat, als jener, der im Metal-Club eben erklungen ist. Ein letzter tiefer Atemzug und schon schäle ich mich aus dem Schatten des Autos und halte auf meine Gastschwester zu.

„Na, wen haben wir denn da?“ Der blonde Schmiertyp gafft mich auf eine so ekelhafte Art an, dass sich mir die Nackenhaare aufstellen. Dann grinst er und leckt sich über die schmalen Lippen.

Sofort ergreife ich die Hand meiner Gastschwester und will sie wegziehen, doch sie bleibt einfach stehen. Erstarrt.

„Wo soll’s denn hingehen, douceur?“, fragt der Typ mit einer Stimme, die sich rau wie Schmirgelpapier anhört und starrt mich lüstern an.

Ich sag ihm doch nicht, wo ich hin will.

In seiner Hand hält er ein Messer, dessen Klinge blutrot befleckt ist. Er lässt es fallen, und geht einen Schritt auf Alizée und mich zu.

Perplex lasse ich Alizées Hand los, weiche zurück und bin in höchster Alarmbereitschaft. Sofort muss ich an die Worte meines Gastvaters denken: Paris ist bei Nacht sehr gefährlich.

Alizée gerät ins Taumeln und stürzt, als ich kurz wegen des Messers abgelenkt bin.

„O Scheiße! Alizée. Es tut mir leid!“, fluche ich und helfe ihr auf.

„Tu es allemande, douceur? Du bist Deutsche?“ Der Kerl, der meine Herkunft an dem Akzent meines inzwischen fließenden Französisch rausgehört haben muss, leckt sich erneut über die Lippen. Ein wenig Speichel bleibt in seinem blonden Bart hängen.

Angewidert rümpfe ich die Nase und hebe die Hand. „Lass uns in Ruhe, ja?“

„Sonst was?“ Mit einem schmutzigen Grinsen im Gesicht hebt er das Messer auf und geht einen Schritt zur Seite.

Hinter ihm liegt ein Mann regungslos in einer Blutlache auf dem Kiesboden. Zwei andere Männer stehen im Hintergrund, sind durch die Dunkelheit für mich nicht genauer erkennbar.

Ein eiskalter Schauer läuft mir den Rücken herunter, als mir klar wird, dass wir verdammt noch mal am Arsch sind.

Der blonde Kerl fährt sich über das Haar, das platt auf seinem Kopf liegt und dabei wie geleckt glänzt. „Komm, Chérie, lass uns ein bisschen Spaß zusammen haben. Deine Freundin darf auch zuschauen, wenn sie zu k. o. ist, um mitzumachen.“ Er klopft auf seinen Schritt, grinst schmierig und baut sich vor mir auf. Durch seine schiefen Zähne dringt ein Mix aus Alkohol, Fäulnis und kaltem Qualm.

Ich muss fast würgen. Dieser Typ ist so abartig. Den würde ich nicht einmal mit der Kneifzange anfassen. Wenn ich nur daran denke, dass er seine schmierigen Griffel an mich legen will …

Alizée hockt neben mir auf dem Boden und wimmert. Die Locken fallen ihr ins Gesicht und sie hält den Blick gesenkt. „Lass uns gehen. Tu uns bitte nichts.“

Der Kerl deutet mit dem Kopf auf den Toten. „Ihr habt zu viel gesehen.“ Dann hebt er das Messer und leckt ganz langsam und genussvoll die blutige Klinge ab.

O nein! Mir wird plötzlich schlecht und ich komme mir wie in einem Albtraum vor – mit dem bedeutenden Unterschied, dass ich wach bin.

Langsam beugt das blonde Ekelpaket sich vor und lässt die Spitze seines Messers von meinen Unterschenkeln zum Saum meines Kleides hinaufgleiten und zerschneidet dabei meine Strumpfhose.

Ich wage es nicht, mich zu bewegen. Zu groß ist die Angst, dass er mir dann ins Bein schneidet. Wo bin ich da nur hineingeraten?! Der Typ wird mich vor Alizées Augen vergewaltigen und dann wird er uns beide töten. Meine Gasteltern werden dann in der Zeitung von einem Parkplatzüberfall mit Todesfolge lesen und wahrscheinlich an einem Herzinfarkt sterben. Genauso wie meine Eltern, wenn sie davon erfahren.

Mir schlägt das Herz bis zum Hals und mein Körper ist vollgepumpt mit Adrenalin.

Die Klinge fährt immer höher und hält kurz vor meinem Rock an. Dann schaut der Typ plötzlich zu mir auf. Das schmierige Grinsen und die Gier in seinen Augen lassen mich Böses erahnen.

Verzweifelt überlege ich, was ich tun soll. Einen Ausweg scheint es nicht zu geben. Selbst wenn es mir gelingen sollte, den Penner außer Gefecht zu setzen, sind da immer noch zwei weitere Männer, die Alizée und mir gefährlich werden können. Und sie werden es. Da bin ich mir sicher.

Der schmierige Blonde erhebt sich wieder, öffnet die Schnalle seines Gürtels und ich ahne schon, was gleich passieren wird. Bitte, lieber Gott, hilf mir!

Mit seinen hageren Fingern öffnet er Knopf und Reißverschluss, und wühlt in seiner Hose.

Mich überkommt das Gefühl, ihm jeden Moment vor die Füße kotzen zu müssen, und mein Puls rast, als wäre ich einen Marathon gelaufen.

„Nein, bitte!“, wimmert Alizée. „Wir haben doch gar nichts gesehen. Wir wollen einfach nur nach Hause. Bitte, lasst uns gehen.“

„Vergiss es, Kleine. Ihr geht nirgendwo hin. Und du … du bist gleich auch noch dran. Erst fick ich euch und dann piss ich auf euch, bevor ich euch die Kehle durchschneide.“ Der Blonde klingt so entschlossen und kalt, dass sich mir sämtliche Haare meines Körpers aufstellen. Seine Augen sind verkniffen und die Pupillen starr auf uns gerichtet und sein Gesicht wirkt dadurch wie versteinert. Plötzlich packt er mich und fasst unter meinen Rock.

Das Letzte, was ich sehe, bevor ich kurz davor bin, resignierend die Augen zu schließen, ist die Waffe in seiner Körpermitte, mit der er mich brutal verletzen wird und die bereits wie eine Eins steht. Tränen laufen über meine Wangen.

Ich will um mich schlagen, doch der Arsch hält meine Handgelenke mit einer Hand fest. Mit der anderen Hand schiebt er meinen Slip zur Seite.

„Nein, bitte!“, flehe ich, weiß aber auch, dass es kein Entrinnen gibt. Mein Körper ist erstarrt und mein Atem geht schnell. Ich rechne mit allem. Schmerzen, Brutalität … Doch nicht damit, dass plötzlich ein weiterer Mann aus der Dunkelheit auftaucht und dem blonden Kerl brutal ins Gesicht schlägt. Blut spritzt aus dem Mund des Blonden und kurz darauf schubst ihn der Mann mit voller Wucht zur Seite.

Geschockt reiße ich die Augen auf und starre auf meinen Beinahe-Vergewaltiger, der über den Boden rollt und kurz darauf von dem Unbekannten in einer Anzughose einen Tritt in die Eingeweide bekommt. „Verpiss dich, du Penner!“, schimpft eine dunkle Männerstimme.

„Scheiße! Lass uns verschwinden!“, höre ich einen der Männer rufen, die zu den Blonden gehören.

Ich weiß gar nicht, wie mir geschieht und fixiere immer noch den Blondschopf, der sich vor Schmerzen windet. Der Angreifer umfasst mein Gesicht und zieht es sanft nach oben. Fassungslos starre ich in ein paar dunkle Augen, aus denen etwas Diabolisches, aber auch eine gewisse Wärme spricht. Es ist der hübsche Kerl von der Tanzfläche.

Auf seiner Stirn zeichnen sich kleine Denkfältchen ab und der Mund zuckt angespannt. „Alles in Ordnung?“, fragt er und sieht mich besorgt an.

Ich nicke nur beiläufig als Antwort auf seine Frage und zittere am ganzen Leib.

„Emilian. Komm her!“, ruft mein Retter in die Dunkelheit, dessen Stimme immer leiser zu werden scheint. „Schnapp dir die anderen. Die hauen ab!“

Schritte nähern sich und mein Sichtfeld wirkt verschwommen. Der Boden unter meinen Füßen scheint mir allmählich zu entgleiten.

„Ihr kommt erst mal mit mir“, höre ich den Mann, in dessen Arme ich immer tiefer sacke, noch zu Alizée sagen, bevor mir die Lichter ausgehen.

1. Kapitel

Lion

„Was hast du dir dabei gedacht?!“, schimpft Mario und sieht wütend von seinem Schreibtisch auf.

Das Knistern des Feuers im Kamin hinter ihm ist in dieser Situation weiß Gott nicht romantisch, sondern kommt eher einem Höllenfeuer gleich.

„Das war so überhaupt nicht geplant“, sage ich zu meiner Entschuldigung, verziehe verbissen das Gesicht und nehme vor dem großen Sekretär in einem Stuhl mit rotem Samtbezug Platz.

Mario spielt nervös mit seinem Siegelring, der breiter als der Finger ist, an dem er ihn trägt und bedenkt mich mit einem strengen Blick. „Du hast einen Bandenkrieg angezettelt! Wir mischen uns nicht in die Angelegenheiten der Boullards ein. Das weißt du doch!“, zischt er wütend und schlägt bedeutungsvoll mit der Faust auf den Tisch.

Ich schweige, denn ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll, da mir die Regeln klar sind.

Mario stößt angespannt Luft aus und schüttelt den Kopf. „Lion“, stöhnt er und fährt sich durch das grau melierte Haar. „Also …“, beginnt er dann, zupft den Ärmel seines sündhaft teuren, dunkelblauen Anzuges zurecht und sieht mich verständnislos an. Die graublauen Augen scheinen müde, obwohl sein Gemüt ziemlich erhitzt ist. „Dass du dich ausgerechnet mit Raphael anlegen musst! Ihr seid neulich schon aneinandergeraten und eigentlich dachte ich, ich hätte mich klar ausgedrückt!“

„Hast du auch“, sage ich mit einem Seufzen und führe mir die Szene von damals vor Augen. Gleichzeitig hoffe ich, dass Mario mir nicht lange böse sein wird. Schließlich ist er nicht nur mein Boss, sondern auch ein väterlicher Freund.

„So? Und was hast du daran nicht verstanden?! Jetzt habt ihr einen von seinen Leuten auf dem Gewissen, du und Emilian. Musste das sein?“

Egal, was ich jetzt antworte – es wird falsch sein.

„Es kommt nicht mehr vor, Mario. Eines der Mädchen sieht Emma ähnlich. Da ist bei mir eine Sicherung durchgebrannt. Außerdem war es Notwehr. Der Typ ist auf mich losgegangen und Emilian hat mir nur helfen wollen. In Zukunft halten wir uns fern von den Boullards.“

„Das will ich für dich hoffen!“, kommentiert er säuerlich und beugt sich zu mir vor. Seine harte Miene lockert sich. „Du bist mein bester Mann, Lion, und ich kann auch verstehen, dass du nach der Sache mit deiner Schwester diesen Raphael hasst wie die Pest. – Aber noch so eine Aktion und ich muss dich rausschmeißen, klar?! Jetzt sieh zu, wie du den Typen wegschaffst. Warum habt ihr ihn überhaupt in Emilians Auto mitgenommen?“

„Wir wollten ihn am Krankenhaus absetzen, weil wir dachten, er schafft es noch“, antworte ich knapp, nicke ihm zu und erhebe mich. Ich will mich schon zum Gehen umdrehen, als Mario sich räuspert.

„Wo sind die Mädchen? Im Kerker nehme ich an?“

Ich bleibe stehen, rolle mit den Augen und presse für einen kurzen Augenblick die Lippen aufeinander. Er wird ausrasten.

„Lion!“

„Auf ihrem Zimmer“, presse ich schuldbewusst hervor.

Ein lauter Knall lässt mich zusammenzucken.

„Du hast ihnen bei uns ein Zimmer gegeben? Sag mal, bist du noch ganz bei Trost?“

„Es ist nur vorübergehend“, antworte ich zähneknirschend.

„Vorübergehend?“, fragt Mario, als hätte er sich verhört.

Langsam drehe ich mich zu ihm um.

Er hat sich hinter seinem Sekretär aufgebaut und funkelt mich wütend an.

„Ja, ich habe überlegt, ob wir sie nicht behalten, oder den Boullards zur Entschädigung anbieten sollen. Zumindest eine von beiden.“

Verständnislosigkeit steht Mario ins Gesicht geschrieben. „Sehe ich aus wie ein Mädchenhändler? Außerdem, was soll das bringen? Du hättest sie ihnen von Anfang an überlassen sollen.“ Er reibt sich das Kinn. „Können sie was? Sind sie zu was nütze?“

Grübelnd hebe ich eine Augenbraue. „Nun ja, sie sehen recht passabel aus. Vielleicht könnten sie das ein oder andere Escort-Mädchen ersetzen.“

Mario kneift die Augenbrauen zusammen. „Schöne Mädchen bekommst du hier an jeder Ecke. Das reicht mir nicht. Schaff sie weg. Und den Typ auch! Und zwar bis morgen. Klar?“

„Wie du willst“, antworte ich ihm kleinlaut und verlasse den Raum. Mario ist der Boss. Was er sagt, ist Gesetz. Ich lasse den Mädchen noch diesen einen Tag, bevor ich sie irgendwo aussetze.

Kopfschüttelnd gehe ich den langen Flur hinab und steuere die große Treppe an. Wieso habe ich mich da bloß eingemischt? Es war wie ein Reflex. Ich wollte das überhaupt nicht. Klar, die Kleine mit den langen Haaren ist hübsch, aber ich brauche nur mit dem Finger zu schnippen und mir liegen die schönsten Frauen von Paris zu Füßen. Dafür muss ich mich nicht mit den Boullards anlegen. Aber ich habe eben etwas gegen Vergewaltiger. Und was dieser Penner vorhatte, war ganz offensichtlich. Mit meiner Schwester Emma hat der Bastard Raphael damals das Gleiche gemacht. Nachdem er sich genommen hatte, was er wollte, hat dieser Hurensohn erst ihren Freund und dann Emma umgebracht. Raphael hat mir alles genommen, was mir etwas bedeutet hat. Für ihn war es nur irgendein Pärchen, das Zeuge seiner kriminellen Machenschaften geworden ist. Doch seit er weiß, dass es sich um meine Schwester gehandelt hat, kostet er seinen Triumph richtig aus. Damals konnte ich nichts tun, denn ich war zweihundert Kilometer entfernt auf Geschäftsreise. Allerdings war ich jetzt vor Ort und konnte mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen, diesem Bastard ausgiebig die Fresse zu polieren.

2. Kapitel

Mia

Gleißendes Sonnenlicht blendet mich. Verschlafen öffne ich die Augen. Wo bin ich?

Um mich herum ist es warm und weich wie in einem Bett. Meine Fingerspitzen fahren vorsichtig über glatten Stoff, der auf mir liegt und sich wie Satin anfühlt.

Das einzige unangenehme Gefühl verursachen die kratzigen Pailletten meines Kleides an meinem Körper. Sofort fasse ich mir unter den Rock und stelle beruhigt fest, dass ich meinen Slip trage. Sieht so aus, als hätte man mich nicht angerührt.

Langsam richte ich mich auf, reibe mir ein weiteres Mal die Augen und sehe mich um. Durch die deckenhohen Fenster, vor denen weiße Gardinen hängen, scheint helles Licht. Ich frage mich, wo ich bin, wessen Schlafzimmer das ist und wie ich hierhergekommen bin.

Außer dem Bett und einem Schminktisch, vor dem ein kleiner Hocker steht, befindet sich nichts in dem Raum. Auf dem Hocker liegen meine Lieblingsjacke und meine Tasche. Dann trifft es mich wie ein Blitz. Der Abend im Club. Die Männer.Alizée!

Panisch drehe ich mich um und hoffe, sie schlafend neben mir im Bett zu entdecken. Mein Bett ist leer. Scheiße, was ist gestern passiert?!

Verzweifelt fasse ich mir an den Kopf und wünsche mich in den schützenden Schoß meiner Eltern zurück. Komm Mia. Du bist kein Baby mehr, sondern eine erwachsene Frau. Denk nach. Ich gehe in mich und versuche, den gestrigen Abend in meinen Gedanken zu rekonstruieren, bekomme ihn allerdings nur vage zusammen. Wir waren feiern, dann hat Alizée sich betrunken und wir wollten nach Hause gehen.

Das Bild des blonden Mistkerls, der mich vergewaltigen wollte, erscheint plötzlich vor meinem inneren Auge und ich meine sogar, ihn kurz riechen zu können. Ich muss mich schütteln, dieses fiese Bild von mir werfen. Es gelingt mir nicht. Die Angst, die ich in dieser brenzligen Situation verspürt habe, ist auf einmal spürbar und raubt mir beinahe den Atem. Ich sehe das Messer noch genau vor mir und mein Blick fällt sofort auf meine Strumpfhose. Sie ist aufgeschnitten worden und hängt wie ein Fetzen an meinen Beinen herab. O nein! Bin ich etwa bei diesem Dreckskerl zu Hause?! Bitte nicht!

Mir wird speiübel. Mit rasendem Herzen springe ich vom Bett auf, haste zum Fenster und reiße einen der Vorhänge zur Seite.

Die Sonne nimmt mir für einen Augenblick die Sicht, doch meine Augen gewöhnen sich schnell daran. Vor mir liegen ein Felsvorsprung und das Meer. Es ist stürmisch und die Wellen peitschen auf die unruhige Wasseroberfläche. Möwen fliegen in der Ferne und scheinen nach einem sicheren Platz zu suchen.

Am Horizont ziehen bedrohlich dunkle Wolken auf. Ich glaube, es sieht nach Gewitter aus. Das Haus, in dem ich mich befinde, muss auf einem Felsen stehen, von dem es ziemlich steil in die Tiefe geht. Schnell muss ich einsehen, dass ich nicht durch das Fenster abhauen kann. Eine Tatsache, die meinen Puls weiter in die Höhe treibt.

Schwere Schritte nähern sich meiner Tür und lassen mich zusammenzucken. Aufgeregt fahre ich herum und starre atemlos zur Tür. Die silberne Klinke senkt sich, und ich rechne jeden Augenblick damit, dass mir der blonde Drecksack gegenübersteht, um das zu Ende zu bringen, was er gestern angefangen hat. Verdammt, ich habe nicht mal etwas, womit ich mich verteidigen könnte. Ich kann ihn schlecht mit meiner kleinen Handtasche kaputtschlagen.Moment mal! Warum hat er es nicht getan? Was war passiert?

Weitere Puzzlestücke erscheinen in meinem Kopf und als sich die Tür öffnet, habe ich das Bild zusammen.

Der hübsche Kerl aus dem Club steht in der Tür und sieht mich reserviert aus seinen dunklen Augen an. Er ist groß und gut gebaut. Mein Blick fällt auf den feinen, dunkelblauen Anzug, den er mit einer weinroten Krawatte über dem schwarzen Hemd trägt. Unter dem Ärmel seines Jacketts blitzt eine große Armbanduhr hervor, die sündhaft teuer aussieht. Sein Gesicht ist unglaublich attraktiv, obwohl es durch den Bart und die dunklen Haare auf den ersten Blick düster wirkt.

Ich weiß nicht, was ich sagen oder wie ich reagieren soll, und drücke mich ängstlich gegen das Fenster.

Sofort hebt er kapitulierend die Hände. „Ich tu dir nichts“, sagt er, tritt vor und schließt die Tür hinter sich. Wie am Vorabend im Club nimmt seine Präsenz den ganzen Raum ein.

Mir wird heiß und kalt. Ich frage mich, ob ich ihn als meinen Entführer oder meinen Retter ansehen soll. „Wo ist meine Schwester?“, frage ich nach einem Zögern und sehe den Typ verunsichert an.

Allerdings reagiert er nicht darauf, sondern sieht auf sein Handy, das er kurz aus der Tasche seiner Anzughose zieht und nach einem flüchtigen Blick wieder einsteckt. „Sie hat ein anderes Zimmer. Ich fahre euch nachher zurück nach Hause.“ Seine Stimme klingt zwar nüchtern, aber dennoch so warm und vertraut, dass ich ihm trotz meines Misstrauens jedes Wort glaube. Zeitgleich wirkt er distanziert und sieht mich nicht einmal richtig an. Wie ein Blinder scheint er immer knapp an mir vorbei zu sehen.

Ist irgendetwas mit mir nicht in Ordnung? Ja, meine Haare sind total im Eimer und wahrscheinlich sehe ich aus, als hätte ich die letzten acht Monate unter Wölfen verbracht, aber dann kann man mich doch trotzdem mal ansehen, oder? Irritiert über sein widersprüchliches Verhalten lege ich die Stirn in Falten. Kritisch mustere ich ihn und habe schließlich den Eindruck, dass er höchstwahrscheinlich keine Gefahr für mich darstellt. „Okay, danke.“ Die Anspannung fällt von meinen Schultern und erst jetzt kann ich mich ein wenig beruhigen. „Was ist mit den Männern?“

Der schöne Unbekannte kräuselt die Lippen, reibt sich dann mit der Hand über den Bart und sieht ins Leere. „Ich denke nicht, dass euch die Kerle noch einmal über den Weg laufen werden. Aber haltet euch lieber fern von diesem Club. Beim nächsten Mal bin ich vielleicht nicht in der Nähe und dann kann das übel für euch ausgehen“, sagt er spitz und nimmt gegenüber von mir auf dem Bett Platz.

Ich stehe immer noch am Fenster und drücke mich nach hinten gegen das kalte Glas. „Wo sind wir hier?“

„Nicht in Paris. Nicht mal in der Nähe“, antwortet er knapp, während er einen Blick auf die Rolex an seinem Handgelenk wirft.

Mein Herz macht einen Sprung vor Schreck. Bitte was?! Tausend Dinge schießen mir durch den Kopf. Eigentlich möchte ich kein Wort mit dem Mann reden, denn er ist mir plötzlich nicht mehr ganz geheuer. Schließlich siegt die Neugierde über meine Angst. Es schwirren mir so viele Fragen im Kopf herum, auf die ich gern eine Antwort hätte. „Was waren das gestern für Leute?“

Der Kerl, dessen Miene bis gerade noch recht neutral war, seufzt entnervt. Dann reibt er sich die Hände und fährt sich durch das Haar. „Leute, denen man besser aus dem Weg gehen sollte“, knurrt er und verzieht das Gesicht, als spiele sich das Bild vom gestrigen Abend in diesem Augenblick in seinem Geiste ab.

Obwohl ich es nicht will, muss auch ich daran denken. Das Bild des Toten schießt in meinen Kopf und jagt mir einen kalten Schauer über den Rücken. Ich trete einen Schritt vor und ziehe den Rock meines Kleides zurecht.

Plötzlich sieht er mich an. Sein Blick trifft mich wie ein Schlag.

Sofort werden meine Knie weich.

„Du siehst ihr so ähnlich“, flüstert er.

„Wem?“, frage ich und hebe eine Braue.

Die Gesichtszüge des Mannes verhärten sich schlagartig. „Niemandem. Schon gut. Frag nie wieder danach. Vergiss es einfach.“ Hektisch erhebt er sich.

Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Am besten wohl überhaupt nichts. Vielleicht sehe ich seinem letzten Opfer ähnlich.

„Grün steht dir gut. Solltest du öfter tragen, Mia“, sagt der Kerl plötzlich und schickt mir mit dem rau-warmen Klang seiner Stimme einen elektrisierenden Stoß zwischen die Schenkel.

Zunächst muss ich grinsen, doch dann begreife ich, dass der breitschultrige Schönling mehr über mich zu wissen scheint, als mir lieb ist und ich ärgere mich über meine naiv-blöde Erstreaktion. „Woher kennen Sie meinen Namen?“, frage ich und sehe ihn erschrocken an. Unsere Blicke treffen sich erneut. Dieses Mal bin ich davon nicht so erschlagen und erkenne das erste Mal das wunderschöne, warme Braun seiner Augen.

Ein belustigtes Grinsen huscht über seine Lippen. Ich glaube, das Eis zwischen uns bricht langsam. Doch will ich das überhaupt? Dann zeigt er auf meine Handtasche. „Das steht in deinem Ausweis.“

„Sie haben –“, setze ich zum Sprechen an, doch der Typ fällt mir einfach ins Wort.

„Denkst du, wir wollen nicht wissen, mit wem wir es zu tun haben, wenn wir jemanden hierher mitnehmen?“

Gut, dass er es anspricht. „Wo genau sind wir denn?“, will ich von ihm wissen und sehe ihn fragend an.

Statt zu antworten, schüttelt er langsam den Kopf. „Das ist jetzt nicht wichtig. Du solltest nicht so viele Fragen stellen.“ Die Strenge, die in diesem Satz mitschwingt, verpasst meiner Redseligkeit einen Dämpfer.

Ich schlucke und gebe es erst einmal auf, zu diskutieren. Hauptsache, ich bin bald wieder bei Alizée und meiner Gastfamilie. „Also gut. Wann können wir fahren? Ich wäre dann so weit.“

„Schon wieder eine Frage.“ Der hübsche Kerl lächelt.

Dann strafft er seine Schultern. „Ich lasse dich gleich holen“, sagt er und öffnet die Tür.

„Warum kann ich nicht gleich mitkommen?“ Ich setze zum Gehen an, will ihm folgen, doch er hebt die Hand.

„Ruh dich lieber etwas aus.“ Sein Ton ist ruhig und bestimmend, was mir eine gewisse Sicherheit gibt. Hoffentlich hält er sein Wort. Ich will hier weg.

Er lächelt mir zu und scheint damit erneut etwas auszusenden, das mich erreicht und ein wohliges Kribbeln auf meinen Körper legt.

Die Tür fällt laut hinter ihm ins Schloss und gibt ein lautes Knacken wie beim Abschließen von sich. Meine Beine geben nach und ich lasse mich langsam auf den Boden sinken. Völlig verwirrt weiß ich gar nicht mehr, was ich von dem Kerl halten soll. Nett? Böses Arschloch? Keine Ahnung. Vielleicht ist das eine Masche, mich gefügig zu machen. Vielleicht auch nicht.

Der cremefarbene Teppich unter meinen Beinen und meinem Po ist weich und flauschig. Langsam fahre ich mit den Fingerspitzen durch die feinen Fasern des Kurzflors. Das beruhigt mich, denn ich bin meinen Gedanken immer noch nicht Herrin. Das Streichen über den Teppich versetzt mich in eine Art Trancezustand. Wer weiß, wie lange ich hier warten muss.

Mit geschlossenen Augen lausche ich dem monotonen Rauschen des Meeres, das durch eines der halb geöffneten Fenster dringt. Nach und nach kommt ein Grollen dazu, das sich langsam in seiner Intensität steigert. Ein Schauer überkommt mich. Sofort reiße ich die Augen auf und muss mich schütteln. Das Gewitter. Ob wir das abwarten müssen, oder vorher schon nach Hause dürfen?

Ungeduldig und verzweifelt fahre ich mir mit den Fingern durch die Haare und schicke ein Stoßgebet in den Himmel, dass dieser Albtraum schnell ein Ende hat.

3. Kapitel

Lion

Emilian steht neben mir und sieht betreten der Schrottpresse zu, die seinen silbernen Mazda, 94er Baujahr, laut knackend wie Papier zusammenfaltet. „Musste das sein, Lion? Das war mein Lieblingswagen.“

„Tut mir leid, mein Freund. Anweisung von ganz oben. Du weißt, warum“, versuche ich ihm verständnisvoll zu erklären, weiß jedoch genau, dass es mein Verschulden ist. „Wir hätten einfach in einen anderen Club gehen sollen. Vielleicht einen in der Nähe. Aber du wolltest ja unbedingt bis nach Paris. Und du warst auch derjenige, der den Typ ins Krankenhaus bringen wollte.“

Mit ungläubigem Gesicht starrt er mich an. „Wie bitte? Lion, ist das dein Ernst?!“

Ich zucke nüchtern mit den Schultern. „Komm, nimm es nicht so tragisch. Es ist nur ein Auto.“

Emilians Gesichtsausdruck verhärtet sich. Er tritt auf mich zu, kneift die Augen zusammen und ballt die Hände zu Fäusten. „Nur ein Auto? Das war mein erster Wagen. Mein allererster! Ich war stolz wie Oskar, als meine Eltern ihn mir damals gekauft haben. Wenn ich dran denke, wo ich mit dem Ding schon war … Ich war der King der Straße mit dem Teil.“ Seine Mundwinkel hängen plötzlich seitlich herab, wie ein Schlauchboot, aus dem man die Luft herausgelassen hat. „Und jetzt ist es Schrott!“ Wütend kneift er die Augenbrauen zusammen und funkelt mich an. „Deinetwegen! Weil du dich unbedingt in die Angelegenheiten der Boullards einmischen musstest!“

„Ich musste es tun! Eine der beiden hat mich derart an Emma erinnert, dass ich nicht einfach wegsehen konnte. Mal davon abgesehen: Der Typ, den du unbedingt ärztlich versorgt haben wolltest, ist in deinem Auto verreckt. Deinem! Du bist also selbst schuld. Jetzt müssen halt beide verschwinden. Der Kerl und die Karre. Die Einfahrt vom Parkplatz ist Kameraüberwacht. Die Bullen kommen uns sofort auf die Spur, wenn sie das Nummernschild prüfen. Wenn einer kommt und Fragen stellt, sagen wir, dass das Auto bereits vor Wochen geklaut wurde. Außerdem hast du genug Geld, um dir zehn neue Wagen zu kaufen.“

„Pfff!“ Emilian schaut beleidigt weg.

Der Mazda gibt ein schrilles Geräusch von sich, der sich wie ein Todesschrei aus Metall anhört.

Emilian und ich reißen gleichzeitig unsere Köpfe herum und starren gebannt auf die Schrottpresse.

„Das war’s“, sagt er traurig und lässt die Schultern hängen.

Aufmunternd klopfe ich ihm auf den oberen Rücken. „Tut mir echt leid für die alte Kiste, mein Freund“, flüstere ich ihm ins Ohr.

Er gibt einen lauten Seufzer von sich. „Alte Kiste“, zitiert er mich trotzig.

„Ja, war sie doch.“

Wie eine beleidigte Leberwurst steht Emilian da und rümpft die Nase. „Trotzdem. Ich hätte den Mazda bestimmt noch ein oder zwei Monate fahren können.“

Die Schrottpresse gibt den wie eine Ziehharmonika gefalteten Kleinwagen frei und ich sehe aus dem Augenwinkel heraus, wie hart Emilian in diesem Moment schlucken muss. Dann dreht er den Kopf zu mir und sieht mich ernst an. „Tut mir ja echt leid, das mit der Kleinen!“

„Wie meinst du das?“ Ein beklemmendes Gefühl macht sich in meiner Kehle breit. Er hat doch nicht etwa …?

„Für eine von beiden war neben dem Typ noch Platz im Kofferraum und Mario hat gesagt, sie sollen weg.“ Er hebt entschuldigend die Arme.

„Was?!“ Mein Herz pocht auf einmal wie wild. „Welche Kleine?“