Love to Hate you - Jennifer Sucevic - E-Book

Love to Hate you E-Book

Jennifer Sucevic

4,5

Beschreibung

Am liebsten würde ich meine Finger um seinen ... seine Kehle legen und fest zudrücken. Carter Prescott ist einer dieser Typen, die alles haben. Wohlhabende Familie ... check. Gutes Aussehen ... check. Hoher Intelligenzquotient ... check. Sportliche, muskulöse Figur … check. Einer der besten NFL-Anwärter dieses Jahr … check. Natürlich war ich anfangs von seinem hübschen Gesicht und seinem tollen Körper begeistert. Welches Mädchen mit einem Puls wäre das nicht? Aber sein Charakter hat ziemlich schnell jede Anziehung, die ich jemals gespürt haben könnte, abgetötet. Er ist ein eingebildeter Idiot. Trotzdem wäre alles in Ordnung zwischen uns, wenn er aufhören würde, sich mit mir anzulegen. Aber er schafft es nicht, sich zurückzuhalten. Wenn er also seine Possen zu weit treibt, wer kann es mir verübeln, dass ich mich revanchiere, und dabei genauso wenig fair spiele, wie er? Genau. NIEMAND. Das Dumme ist nur, dass wir plötzlich, ohne Vorwarnung, gezwungen werden, unsere Streitereien aufzugeben und einen Waffenstillstand zu schließen. Und damit fangen die Probleme erst an ...

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Love to Hate you

Liebe auf den letzten Blick

Jennifer Sucevic

Impressum

Nachdruck, Vervielfältigung und Veröffentlichung - auch auszugsweise - nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages!

Im Buch vorkommende Personen und Handlung dieser Geschichte sind frei erfunden und jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist zufällig und nicht beabsichtigt.

Copyright © 2019 dieser Ausgabe Obo e-Books Verlag,

alle Rechte vorbehalten.

OBO e-Books

M. Kluger

Fort Chambray 

Apartment 20c

Gozo, Mgarr

GSM 2290

Inhalt

1. Daisy

2. Carter

3. Daisy

4. Daisy

5. Carter

6. Daisy

7. Carter

8. Daisy

9. Daisy

10. Carter

11. Carter

12. Daisy

13. Daisy

14. Carter

15. Daisy

16. Carter

17. Daisy

18. Carter

19. Daisy

20. Carter

21. Daisy

22. Carter

23. Carter

24. Daisy

25. Carter

26. Daisy

27. Carter

28. Daisy

29. Daisy

30. Daisy

31. Carter

32. Daisy

33. Carter

34. Daisy

35. Daisy

36. Carter

37. Daisy

38. Carter

39. Daisy

40. Daisy

41. Carter

42. Carter

43. Daisy

Epilog

Über OBO e-Books

Bücher von Jennifer Sucevic

1

Daisy

Logan streicht mir eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht.

"Ich hatte heute Abend Spaß", sagt er.

Seine heisere Stimme bewirkt, dass mir ein begehrlicher Schauer die Wirbelsäule hinunter rieselt. Ich liebe dieses Gefühl, das man bekommt, wenn man mit jemand Neuem ausgeht, und man hin und weg ist. Und denkt, ja, das könnte tatsächlich irgendwohin führen.

Das ist genau das, was ich im Moment fühle. Diese kleine Stimme in meinem Kopf schreit, Ding, Ding, Ding, Ding, Ding, Ding, wir haben einen Gewinner.

"Ich auch", murmle ich, bevor ich den Schlüssel in das Schloss der Wohnungstür schiebe.

Das wird sich jetzt verdammt kitschig anhören, aber die Zeit steht tatsächlich still, als wir uns in die Augen schauen. Habe ich erwähnt, dass Logan wunderschöne Augen hat? Sie sind tief und gefühlvoll. Ich kann praktisch spüren, wie ich mich in ihnen verliere.

Seine Augen waren das Erste, was mir auffiel.

Das Zweite?

Dass er süß ist.

Süße Jungs waren schon immer eine Schwäche von mir. Er ist attraktiv, entspricht dem Typ eines frechen College-Studenten mit perfekt gestylten blonden Haaren und einem athletischen Körperbau, der nicht zu muskulös ist. Ich habe eine Schwäche für diesen Look. Der jedoch nicht mit dem dieser dämlichen Typen von den Studentenverbindungen verwechselt werden sollte.

Es gibt eine feine Grenze zwischen den beiden.

Mit Mühe dämpfe ich meine aufsteigende Erregung. Das Letzte, das ich will, ist, voreilig zu handeln. Das ist erst das dritte Mal, dass wir zusammen ausgehen, aber bisher sieht es sehr vielversprechend aus. Noch besser als das, es fühlt sich an, als wären wir beide auf der gleichen Wellenlänge.

Ich mag ihn, und er scheint mich auch zu mögen.

Ich drücke mir die Daumen, dass meine Mitbewohner die WG für den Abend verlassen haben. Wenn ich wetten sollte, würde ich sagen, die Chancen stehen zu meinen Gunsten. Außerdem ist es zehn Uhr an einem Freitagabend. Jeder, der ein soziales Leben an der Brinmore University führt, weiß, dass das die beste Partyzeit ist.

Das ist der einzige Grund, warum ich es riskiert und Logan eingeladen habe. Ich möchte Zeit allein mit ihm verbringen, damit wir uns besser kennenlernen können. Da er im Pi Kappa Haus lebt, können wir nicht zu ihm gehen. Ich mag vielleicht eine Menge Dinge sein, aber ich bin nicht dumm.

Also ist es meine Wohung, oder wir machen in seinem Ford Escape rum. Aber da ich nur ein paar Blocks vom Campus entfernt wohne, patroulliert die Polizei regelmäßig das Gebiet. Und das Letzte, wofür ich einen Strafzettel brauche, ist wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses.

Ummm, nein, danke.

Ich öffne die Tür und mache fast eine Siegesfaust, als uns nichts als Stille begrüßt. Ich verzichte darauf, die Coole spielen zu wollen. Stattdessen wende ich mich mit einem strahlenden Lächeln an Logan, der als Antwort erfreut grinst.

Siehst du? Wir sind auf derselben Wellenlänge.

Ich mache das Flurlicht an und zeige auf den Wohnbereich. "Mach es dir bequem! Möchtest du etwas trinken?" Ich gehe in die Küche, die vom Wohnbereich durch eine Frühstücksbar getrennt ist, die aus einer Kunstgranit-Theke mit drei darunter gestellten Hockern besteht.

"Sicher, was auch immer du hast, ist in Ordnung." In einer hinreißenden Geste schiebt er seine Hände in die Taschen seiner Khakis und inspiziert die Wohnung.

Ich kann nicht anders, als stehen zu bleiben und ihn zu bewundern. Er ist wirklich süß. Ich bin versucht, in der Küche einen happy Dance hinzulegen, aber ich fürchte, er würde mich erwischen. Ich muss mich mit der mentalen Vorstellung davon begnügen, zumindest bis nachher.

"Das ist eine wirklich eine schöne Wohnung", sagt er.

"Danke. Wir sind erst vor ein paar Wochen eingezogen."

Unser Appartement hat drei Schlafzimmer und zwei Badezimmer. Ich hatte das Glück, das große Schlafzimmer zu ergattern, deshalb habe ich ein eigenes Badezimmer ganz für mich allein. Zum Wohnzimmer gehört ein kleines Esszimmer, das mit ihm verbunden ist. Die Küche ist zwar nicht geräumig, aber zum Hauptwohnbereich hin offen, wodurch sie sich größer anfühlt. Es ist perfekt für uns drei.

Ich schnappe mir zwei Flaschen Wasser aus dem Kühlschrank und gehe zurück zu Logan, der sich auf der Couch niedergelassen hat. Er ist groß. Wahrscheinlich etwa 1,90 m. Er hat seine Beine lang von sich gestreckt. Ich gebe ihm eine Flasche Wasser und setze mich neben ihn. Nah dran, aber nicht zu nah.

Er dreht die Kappe ab und nimmt einen langen Schluck, bevor er sich nach vorne beugt und die Flasche auf den Couchtisch stellt. Dann lehnt er sich wieder zurück und legt einen Arm über die Oberseite der Rücklehne. Seine Finger streifen über meine Schulter, und sein Mund verzieht sich zu einem sexy Lächeln.

Ich muss auch lächeln, als mein Blick auf seine Lippen fällt. Wir haben uns ein paar Mal geküsst und Logan ist ziemlich gut darin.

Ich gebe ihm mit dem Lächeln grünes Licht, sich an mich zu lehnen und mir einen weiteren Kuss zu geben.

Zumindest hoffe ich, dass er das tun wird.

Logan berührt mit seiner anderen Hand meine Wange und zieht mich mit dem Arm, den er um meine Schulter gelegt hat, zu sich.

"Du bist so hübsch", murmelt er und geht allmählich zum Angriff über.

Vorfreude kommt in mir auf. Abgesehen von Logan gab es in der letzten Zeit nicht viele Gelegenheiten zum Rummachen. Ich habe den größten Teil des Sommers mit meiner Mutter verbracht.

Am besten sollte ich diesen Gedanken sofort beenden. An Mom zu denken, wird die Stimmung zerstören, also werde ich das lassen. Alle meine Gedanken sind auf Logan und seine wunderbar zu küssenden Lippen gerichtet, die sich oh-so-langsam auf meine senken.

Ich bin kurz davor, die Augen zu schließen, als ein hörbares Klicken die Stille stört, und das Wohnzimmer von hellem Licht durchflutet wird. Logan und ich springen auseinander, wie zwei Teenager, die gerade von ihren Eltern beim Sex im Keller erwischt wurden. Mein Herz hämmert bis in meine Kehle hinauf.

Was zum ...

Ich blinzle und fokussiere meine Aufmerksamkeit auf die muskulöse Gestalt, die an der Wand lehnt, die Arme über einer breiten Brust verschränkt. Ein schweres Seufzen ist zu hören.

Verdammt.

Ich hätte es wissen sollen.

Carter fucking Prescott. Oder besser bekannt als die größte Nervensäge, die man sich vorstellen kann.

Was zum Teufel macht er hier?

Er sollte sich mit Noah betrinken und mit seinem Fanclub Hof halten. Ich habe gehört, wie sie heute Nachmittag ihre Pläne besprochen haben.

Habe ich gelauscht?

Bitte, als ob ich jemals ...

Was ich getan habe, könnte man eher als Erkundung bezeichnen. Ich stoße einen gereizten Atemzug aus. Das ist genau die Situation, die ich vermeiden wollte.

Ich blinzle und merke nach einer weiteren Welle des Schreckens, dass Carter kaum etwas anhat. Wie konnte ich das übersehen? Ganz entspannt lehnt er an der Wand, mit nichts an, außer einem weißen, eng anliegenden Slip, der mit roten und schwarzen Elefanten bedruckt ist.

Was.

Zur.

Hölle?

Ich will sterben. Jemand soll mich erschießen und mich aus meinem Elend erlösen, bevor es noch schlimmer wird.

Zu spät.

Logan versteift sich neben mir. Und nicht so, wie ich es mir erhofft hatte.

Bevor ich die Chance habe, Carter anzuschnauzen, schlendert er zu uns und lässt sich auf den hässlichen, übergroßen Lehnstuhl gegenüber von uns plumpsen. Ich hasse diesen Schandfleck und war dagegen, dass er in die Wohnung gebracht wurde.

Aber ich wurde überstimmt.

Nicht wissend, dass ich im Begriff bin, an die Decke zu gehen, oder – genauer gesagt – ohne auf mich Rücksicht zu nehmen, hebt Carter sein Kinn in Logans Richtung. "Hey, was geht ab?"

Ich koche vor Wut. Carter, dagegen, ist vollkommen entspannt, als ob er nicht gerade praktisch nackt herumstolzieren und mein Date ruinieren würde.

Der arme Logan weiß nicht, was er von der Situation halten soll.

"Ahhhh ...", stammelt er und starrt Carter aus weit aufgerissenen Augen an, als ob Carter ein Verkehrsunfall wäre, von dem er nicht wegschauen kann.

Genauso fühle ich mich auch.

Wir reden hier über leblose Körper, die über den Bürgersteig verstreut sind und über mehrere Todesopfer.

Du kannst darauf wetten, dass Carter eines von ihnen sein wird, sobald ich ihn in die Finger bekomme.

Carter sitzt uns mit weit gespreizten Beinen gegenüber. Leider werden sowohl Logan als auch ich mit einer ausgezeichneten Aussicht auf sein ziemlich beeindruckendes Gemächt verwöhnt.

Mist. Habe ich das wirklich gerade gedacht?

Logan wendet seinen Blick ab und zischt aus der Seite seines Mundes: "Wer ist dieser Typ, und was macht er in deiner Wohnung?"

Um die Situation herunterzuspielen, winke ich mit einer Hand in Carters Richtung, als ob das, was passiert ist, völlig normal wäre. "Oh ... der? " Ich zwinge ein gekünsteltes Lachen hervor. "Er ist nur einer meiner Mitbewohner."

Logans Augenbrauen schießen praktisch über seine Stirn hinaus, als er seine Augen weit aufreißt. Unter anderen Umständen wäre der Ausdruck komisch. Leider ist dies nicht eine dieser Gelegenheiten. Meine Aussichten für den Abend haben sich offiziell erledigt. Ein Grinsen hebt Carters Lippen, als ob er gerade zum gleichen Schluss gekommen wäre.

Grrrrrrrr.

Logan wirft mir einen verwirrten Blick zu. "Du lebst mit einem Kerl zusammen?"

Ich beiße mir auf die Unterlippe und zermartere mir das Gehirn für eine plausible Begründung, welche die Situation erklärt und uns wieder auf Kurs bringt. Aber mein Kopf bleibt leer. Da oben zirpen nur Grillen.

"Eigentlich lebt sie mit zwei Kerlen zusammen", wirft Carter, wenig hilfreich, ein.

Logans Gesicht verzerrt sich vor Schreck. "Ist das wahr?"

Hitze überflutet meine Wangen, und ich räuspere meine jetzt knochentrockene Kehle. "Nun, ähm, ja."

"Seid ihr beide ...", Logan verengt die Augen und wackelt mit einem Finger zwischen uns hin und her, "... zusammen? Weil ich mich bestimmt nicht in so eine seltsame Beziehungs-Situation reindränge."

"Was? Nein!" Ich kichere, hoch und nervös, was in der Stille der Wohnung lächerlich laut klingt, und plappere: "Wir sind nicht zusammen! Überhaupt nicht!"

Ich warte darauf, dass Carter einsteigt und seine große Klappe öffnet, aber er sagt nichts. Ich werde ihn mit bloßen Händen erdrosseln. Das ist der einzige Gedanke, der mich diese Situation überstehen lässt.

"Ich lebe mit meinem Cousin zusammen", murmle ich. "Und seinem Freund."

Logan wirft einen skeptischen Blick in Carters Richtung, aber da er immer noch mit gespreizten Beinen dasitzt und seine Männlichkeit stolz zur Schau stellt, wendet mein Date schnell seinen Blick ab. "Bitte sag mir, dass das dein Cousin ist", fleht Logan.

"Ist er nicht." Sobald ich die Worte murmle, weiß ich, so vielversprechend wie unser Abend begann, dies ist das Ende.

Als ob Logan meine stillen Überlegungen bestätigen wolle, schnellt er hoch und wirbelt zu mir herum. "Tut mir leid, Daisy. Was auch immer du hier vorhast, es ist ein wenig zu kompliziert für mich." Er strafft die Schultern.

Habe ich erwähnt, dass Logan erstaunliche Schultern hat?

Breit und muskulös?

Ja ...

"Ich bin raus", sagt Logan.

Die feste Haltung seines Kiefers sagt mir, dass es keinen Sinn hat, zu streiten.

Ohne Carter eines weiteren Blickes zu würdigen, stürzt Logan schnurstracks zur Tür, als ob er gerade entdeckt hätte, dass ich eine Serienmörderin bin, die beabsichtigt, Lampenschirme aus seiner Haut herzustellen. Ich mache mir nicht die Mühe, aufzustehen, um ihn nach draußen zu begleiten. Stattdessen starre ich Carter an, der mir lässig gegenüber sitzt.

Vielleicht wird er in Flammen aufgehen, wenn ich mich stark genug darauf fokussiere.

Leider habe ich kein Glück.

Die Wohnungstür schließt sich mit einem kräftigen Schlag.

Carter kratzt seinen stoppeligen Kiefer. "Nun, das war wirklich seltsam. Warum glaubst du, ist er so schnell abgehauen?" Ein Lächeln umspielt seine Lippen, und ich knirsche mit den Zähnen. Es braucht alles, was ich an Beherrschung in mir habe, um die Lampe auf dem Beistelltisch nicht zu ergreifen und auf ihn zu werfen.

"Ja", presse ich heraus. "Dass er ging, war definitiv der seltsame Teil des Abends." Ich klopfe ein paar Mal auf meine Stirn. "Aber dass du in deiner Unterwäsche herein stolzierst und deinen Schwanz zur Schau stellst, war natürlich vollkommen normal."

Seine Schultern zittern vor unterdrücktem Lachen. Er räuspert sich und sagt: "Ich hoffe, du redest von den Elefantenrüsseln auf meiner Unterhose und nicht ..."

"Was machst du überhaupt hier?", unterbreche ich ihn. Ich bin ziemlich nahe dran zu explodieren. Und ich habe soeben das Limit erreicht. Ich werde nie verstehen, warum Carter es genießt, sich mit mir anzulegen. Es ist unerträglich.

"Umm, ich wohne hier." Er zieht eine Augenbraue nach oben, als ob ich schwer von Begriff wäre. "Du erinnerst dich?"

"Das ist unmöglich zu vergessen." Ich verschränke meine Arme über der Brust und starre ihn finster an. "Warum bist du nicht mit Noah unterwegs?"

Noah ist mein Cousin. Er ist außerdem Carters Freund und Teamkollege, wodurch ich überhaupt in diese katastrophale Lebenssituation hineingezogen wurde.

Denk daran, wie fantastisch es sein wird, Daze! Das Abschlussjahr wird der Wahnsinn.

Ja ... nicht wirklich.

Carter zuckt mit den Achseln und schaut dabei vollkommen entspannt aus, in seiner super-engen Unterwäsche, die absolut nichts der Phantasie überlässt. "Ich schätze, mir war einfach nicht danach."

Ich pruste vor Lachen. Ja, richtig. "Seit wann das?"

Ich kenne Carter seit drei Jahren. Wann hatte er je keinen Bock, auf eine Party zu gehen oder in eine Bar, um einen One-Night-Stand abzuschleppen?

In Ordnung, in Ordnung. Normalerweise ist kein Abschleppen erforderlich. Frauen strömen in Scharen zu ihm. Sein kurzes dunkles Haar, seine stechenden grauen Augen und sein athletischer Körperbau, der durch jahrelanges Football- und Lacrossespielen geformt wurde, ziehen die College-Girls unwiderstehlich an. Und die Tatsache, dass er auf dem besten Weg ist, in der NFL zu spielen, erhöht nur seinen Beliebtheitsgrad.

Nach Aussagen anderer Mädchen.

Nicht nach meiner Meinung.

Carter nimmt sich einen Moment Zeit, um seine Fingernägel zu studieren, als wären sie äußerst interessant. "Vielleicht wollte ich den Abend zu Hause verbringen und mich in meinen Calvin-Kleins entspannen." Sein Blick wendet sich mir zu.

Ein Knistern unerwünschter Energie rieselt durch meinen Körper, während unsere Blicke aufeinander prallen. Ich beiße die Zähne zusammen, um den Ansturm zu mindern und versuche verzweifelt, die sexuelle Anziehung zu ignorieren, die ich für ihn empfinde. Sie ist schon immer da gewesen, im Hintergrund, seit dem ersten Studienjahr, und hat nie nachgelassen. Ich habe mir immer wieder gesagt, dass es keine große Sache ist, sich zu jemandem hingezogen zu fühlen, den man nicht leiden kann. Aber insgeheim stört es mich, weil ich es nicht fühlen will. Carter nervt mich, verdammt nochmal. Meine Reaktion auf ihn ist nichts anderes als hormonell bedingt.

Zum hundertsten Mal verfluche ich meinen Cousin Noah. Wenn er nicht gewesen wäre, würde ich nicht mit Carter in einem Apartment wohnen. Aber es gibt nichts, was man jetzt noch daran ändern könnte. Ich bin an den Mietvertrag gebunden, und das akademische Jahr hat gerade erst begonnen. Ich habe acht lange Monate vor mir ...

Um ihn nicht zu töten.

Mit meinen bloßen Händen.

Wir werden sehen, ob ich das durchstehen kann.

Ich klopfe mit dem Fuß auf den polierten Holzboden und blicke Carter finster an. Humor blinzelt in seinen Augen auf, als er sich vom Sessel aufrichtet und seine Arme über den Kopf streckt. Seine Muskeln spannen sich an und straffen sich. Mein Mund wird trocken, und ich zwinge mich dazu, wegzusehen. Ich bin nicht schnell genug, und ich sehe verdammt viel von seinen stahlharten Muskeln.

Ugh. Warum muss er so gut aussehen?

Carter ist nicht einmal mein Typ – das ist er wirklich nicht, und ein pochendes Gefühl hat sich bereits in meiner unteren Region ausgebreitet. Es ist frustrierend.

"Ich glaube, ich ziehe mich an", sagt er.

Ich höre wohl nicht richtig. "Was?"

Er zuckt mit den Achseln und grinst. "Ich habe meine Meinung geändert. Ich werde doch noch losziehen." Das Grinsen wird breiter. "Sieht so aus, als wären deine Pläne für heute Abend geplatzt. Hast du Lust, mitzukommen?"

Diesmal überlege ich es mir nicht einmal. Ich schnappe mir die TV-Fernbedienung vom Couchtisch und schleudere sie an seinen Kopf.

Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen, fängt er den glatten, schwarzen Controller mit einer Hand. "Ich nehme an, das ist ein Nein?"

Ich knurre vor Frustration, als er die Fernbedienung auf den Sessel fallen lässt und sich in sein Schlafzimmer zurückzieht.

Verdammt noch mal!

Ich wusste, dass er absichtlich hier geblieben war. Er war nicht müde und wollte nicht einen Abend zu Hause verbringen, um sich zu entspannen. Er lag auf der Lauer, wartete auf meine Rückkehr, bereit, zuzuschlagen. Und ich bin ihm direkt in die Falle gegangen.

Ich schüttle den Kopf und vergrabe mein Gesicht in den Händen.

Tief einatmen, sage ich mir. Ich muss tief durchatmen, oder ich werde ein Verbrechen begehen und wegen Mordes im Gefängnis landen.

Ich lebe seit weniger als einem Monat in dieser Wohngemeinschaft, und weiß schon jetzt, dass es ein langes Jahr werden wird.

2

Carter

Die Brinmore University – oder BU, wie sie liebevoll genannt wird – ist vor allem für drei Dinge bekannt.

Das erste ist Football. Die BU lässt die Universität von Alabama ziemlich schwach aussehen, allein wenn es um die Anzahl der Conference Championships und der Spieler geht, die jährlich den Sprung in die NFL schaffen. Wenn du nicht spielst, dann solltest du besser ein Fan sein, denn du wirst mit Football rund um die Uhr konfrontiert. Selbst wenn gerade keine Spielsaison ist, spricht jeder über die Aussichten für das nächste Jahr, welche High-School-Spieler rekrutiert werden, wer Profi wird, wer auf der Verletzungsliste steht und wer zurückkommt.

Neben den sportlichen Erfolgen ist die BU aber auch für ihre Akademiker bekannt. Die BU ist eine erstklassige Universität. Eine der besten des Landes. Wenn du an dieser Uni einen Abschluss machst, liegt eine vielversprechende Zukunft vor dir. Es ist eine bekannte Tatsache, dass ehemalige BU-Absolventen sich um die nachfolgenden Jahrgänge kümmern.

Dann die Partys. Die BU zählt zu den fünf besten Party-Unis des Landes mit riesigen Studentenverbindungen. Glaub mir, die Studentenschaft nimmt diese Auszeichnung ernst. Hier ist immer was los. Wenn du jede verdammte Nacht in der Woche ausgehen möchtest, kannst du das tun. Aber ich würde dringend davon abraten. Denn das wird garantiert dazu führen, dass du von der Uni rausgekickt wirst.

Es ist also nicht verwunderlich, dass die Studenten auch für ihre sekundäre Ausbildung hierher strömen. Die BU konzentriert sich auf die wichtigsten Schwerpunkte: Akademiker, Football und Partys.

Und nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.

Obwohl ich Angebote von einigen der besten Universitäten der Vereinigten Staaten bekam, war es eine Selbstverständlichkeit, dass ich auf die BU gehen würde. Sie liegt quasi in meinem Vorgarten, nur 45 Autominuten von zu Hause entfernt. Und das war ein wichtiger Faktor. Ich verdränge diesen Gedanken schnell wieder aus dem Kopf. Das Letzte, woran ich jetzt denken möchte, ist an zu Hause. Es gibt keinen Grund, meine Stimmung an einem perfekten Freitagabend zu ruinieren.

Stattdessen bewege ich mich durch die Menge und suche nach Noah. Die Leute klopfen mir auf den Rücken und grüßen mich im Vorbeigehen.

"Siehst gut aus beim Training, Prescott!"

"Ich kann das erste Heimspiel kaum erwarten!"

"Wir werden diese Saison Alabama in den Arsch treten!"

Weibliche Hände strecken sich nach mir aus und berühren meine Arme in offener Einladung. Sexy, verführerisches Lächeln begleitet meinen Weg. So ist es schon solange ich mich erinnern kann. Sobald ich als Student des Erstsemesters in die Auswahlmannschaft kam, zeigten die Mädchen der Oberstufe Interesse. Unsere Schule gewann in diesem Jahr die Meisterschaft, und plötzlich schauten alle zu uns auf. Danach konnte ich nirgendwo mehr hingehen, ohne erkannt zu werden. Es wurden mir Angebote zur Auswahl von Sommercamps unterbreitet und meine Aussichten, College Football in der Division I zu spielen, explodierten.

Obwohl so viel Bewunderung schön ist, ist es nichts Neues für mich. Nur einer der vielen Vorteile, ein Spitzensportler an dieser Uni zu sein. Und da ich nicht lügen will: Es ist ein Vorteil, den ich schätze. Einer, den ich im Laufe der Jahre regelmäßig genutzt habe. Wenn Mädchen bereit sind, ihre Beine für mich zu spreizen, wer wäre ich dann, wenn ich sie ablehnen würde?

Unter normalen Umständen wäre ich damit beschäftigt, das Mädchen ausfindig zu machen, das mir die Gewissheit gibt, diese Nacht flachgelegt zu werden.

Mindestens einmal.

Noch wahrscheinlicher, zweimal.

Aber ich glaube nicht, dass das heute Abend der Fall sein wird. Ich habe ein bestimmtes Mädchen im Kopf. Eine, die dort von vornherein keinen Platz einnehmen sollte. Wenn ich klar denken könnte, würde ich eines der Mädchen nehmen, die nur zu scharf darauf sind, mit mir im Bett zu landen und alles über meine Mitbewohnerin vergessen.

Ich kann auf diesem Campus jede haben, die ich will.

Und, glaub mir, ich hatte bereits jede.

Bis auf eine.

Daisy Thompson ist absolut tabu. Und das ist eine Tatsache. Ich werde nicht einmal versuchen, etwas daran zu ändern.

"Hey, warum hast du so lange gebraucht?" Als der gute Freund, der er ist, bietet mir Noah eine gekühlte Flasche Bier an. "Ich dachte, du wolltest schon vor einer Stunde losfahren? Tasha und Ava haben nach dir gesucht." Er lächelt mich an, weil jeder weiß, dass diese beiden Mädchen im Doppelpack zu haben sind.

Ich kenne die beiden und habe es mit ihnen getrieben.

Mehr als ein paar Mal.

Normalerweise würde diese Art von Information mein Interesse wecken. Aber nicht heute Abend. Da ist nicht einmal ein Zucken südlich der Grenze, was meine bisherigen Gedanken nur bestätigt.

Ich öffne das Bier und nehme einen Schluck, um mir etwas Zeit zu verschaffen. "Da war etwas, um das ich mich kümmern musste."

Wenn er meine Antwort als ausweichend empfindet, kommentiert er sie nicht.

Ich kann Noah nicht erzählen, dass ich mit seiner Cousine rumgemacht habe. Im übertragenen Sinne, nicht wörtlich. Wenn ich es im wörtlichen Sinne auch nur versuchen würde, bekäme ich Prügel von Noah. Und zwar richtig.

Ich hatte den leisen Verdacht, dass Daisy sich mit diesem Clown treffen wollte und ich hatte recht. Sobald sie aus ihrem Zimmer trat, in einem kurzen Rock und einer Bluse, die ihre Kurven betonte, ihre Haare wellig und perfekt geschminkt, wusste ich, was los war.

Ich zucke zusammen.

Ja, das wird garantiert nicht passieren.

Und dafür habe ich verdammt nochmal gesorgt.

Sie weiß es vielleicht nicht zu schätzen, dass ich ihr einen Gefallen getan habe, indem ich diesen Loser losgeworden bin, aber das ist Pech.

Ich wusste genau, was dem Kerl durch den Kopf ging. Es geht mir jeden Tag durch den Kopf. Du kannst nicht mit Daisy zusammen sein, ohne solche Gedanken zu haben. Das Mädchen sieht aus wie die pure Sünde.

Tut mir leid, Alter. Nicht heute Abend.

Für keinen von uns beiden.

Ich hebe die Flasche wieder an meine Lippen, um mein Grinsen zu verbergen. Als ich abgehauen bin, dachte ich, Daisy würde gleich an die Decke gehen. Wahrscheinlich sollte ich mich nicht mit ihr anlegen, aber es ist so verdammt einfach, sie zu ärgern.

Ist es pervers, zuzugeben, dass ich daraus eine gewisse Zufriedenheit ziehe?

Okay... ich habe verdammt viel Spaß daran, und ich versuche, die Gründe dafür nicht allzu genau zu untersuchen. Ich habe Angst vor den Antworten, die ich finden könnte.

Wenn es um seine Cousine geht, verfolgt Noah eine strenge Hände-weg-Politik. Er ist wie ein Schrottplatzhund, der einen saftigen Knochen bewacht.

Und wer kann es ihm verübeln?

Das Mädchen ist wunderschön. Sie hat langes, honigblondes Haar und leuchtende, blaugrüne Augen, die mein Herz jedes Mal, wenn sie mich ansieht, wild in meiner Brust schlagen lassen. Was oft der Fall ist. Sie ist nicht sehr groß und geht mir nur bis zur Mitte meiner Brust. Ich würde sie auf etwa 1,60 m schätzen. Sie hat tolle Kurven, und ihre Titten sind definitiv mehr als eine Handvoll.

Nicht, dass ich es jemals herausfinden werde.

Obwohl mich das nicht davon abhält, mir in Gedanken an sie einen runterzuholen.

Noah würde meinen Kopf – und nicht nur den – auf einem Teller servieren, wenn er wüsste, dass schmutzige Bilder seiner Cousine zügellos durch meinen Kopf gehen. Gott, der bloße Gedanke an Daisy reicht aus, um meinen Schwanz hart wie Stahl werden zu lassen.

Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe, als ich zugestimmt habe, mit ihr in einer WG zu wohnen. Tief in meinem Inneren wusste ich, dass es eine schlechte Idee war, als Noah im vergangenen Frühjahr das Thema ansprach. Wir leben noch nicht einmal einen Monat in dieser Wohnung, und schon werde ich täglich damit belohnt, dass sie in winzigen Schlafshorts herumläuft, die nichts anderes als glorifizierte Höschen sind, und dünne Tank-Tops trägt, die sich verlockend über ihren vollen Brüste dehnen.

Mit diesen Bildern im Kopf, murre ich etwas, ziemlich leise. Ich muss meinen Scheiß auf die Reihe kriegen.

Noah blickt in meine Richtung. "Was hast du gesagt?"

"Huh?" Mein Gesicht wird heiß, weil er mich dabei erwischt, wie ich an ihren perfekten Arsch denke, den sie in winzigen Shorts präsentiert. Gott sei Dank ist die Beleuchtung hier drinnen gedämpft. "Oh ... nichts." Ich nehme einen weiteren Zug aus meiner Flasche und versuche, die Flammen im Inneren zu löschen.

Noah lässt seinen Blick über die gut besuchte Party streifen. Zum Teufel, ich schätze, die Hälfte der Universität ist heute Abend hier. Die meisten Jungs aus dem Team sind anwesend, um Dampf abzulassen. Der Saisonauftakt ist nächstes Wochenende, und der Coach wird uns alle für die nächsten Monate an einer kurzen Leine halten.

Die meisten der Studenten haben noch nie Football gespielt, aber wenn wir am Ende der Saison eine Meisterschaft nach Hause bringen, ist es ein Sieg für alle. Nicht nur für die Sportler, aus denen die Footballmannschaft besteht, sondern für jeden verdammten Studenten an dieser Uni. Wir gewinnen gemeinsam, und wir verlieren gemeinsam. Und an einem Freitagabend vor Saisonbeginn, feiern wir gemeinsam.

Nun, vielleicht nicht jeder.

Noah stößt mich mit dem Elenbogen in die Seite und wiederholt: "Ist Daisy zurückgekommen, bevor du abgehauen bist?"

Ich muss wirklich meinen Kopf aus dem Arsch ziehen und meinen Scheiß in Ordnung bringen. "Ähm ... ja, ich glaube schon.”

Er nimmt einen Schluck aus seiner Flasche. "Und sie wollte nicht mitkommen?"

"Nein." Ich räuspere mich und denke an die Fernbedienung, mit der sie versuchte, mir eins über die Rübe zu geben. Sie hat einen guten Wurf, so viel ist sicher. "Soweit ich das beurteilen kann, kam sie nach Hause und wollte schlafen gehen."

"Huh", murmelt er. "Ihr Date ist wohl nicht gut gelaufen."

"Ja, ich glaube, es war eine Pleite." Daran besteht kein Zweifel. Totaler Fehlschlag. Durch die Hilfe meiner Wenigkeit, vielen Dank. Aber diesen Teil behalte ich für mich.

Noah schüttelt den Kopf. "Dieses Mädchen verschleißt Typen wie ich Unterwäsche."

Ich lache.

Auch wenn ich den Anstoß zu diesem Crash-and-Burn gegeben habe, hat er Recht. Daisy ist eine Serien-Daterin. Sie hat die Angewohnheit, von einem Kerl zum anderen zu flitzen, wie eine Biene auf einem Feld voller Wildblumen und gerät dann in Beziehungen, die nach ein paar Wochen wieder vorbei sind. Es ist amüsant, von der Seitenlinie aus zuzusehen. Aber das Letzte, was ich will, ist, dass sie sich auf etwas Ernstes einlässt.

Das würde mich umbringen.

Ich fahre mit der Hand über mein Gesicht, um die Gedanken an Daisy Thompson ein für allemal aus meinem Kopf bekommen. Sex zu haben, würde wahrscheinlich den Zweck erfüllen.

Zumindest für eine Weile.

Glücklicherweise gibt es auf dieser Party mehr als genug Mädchen, unter denen ich wählen kann.

Ich stelle Augenkontakt her, lächle, und ein Mädchen bewegt sich in meine Richtung. Ich merke erst, als es zu spät ist, dass sie das Ebenbild von Daisy ist, mit der gleichen Haarfarbe und einer kurvenreichen Figur.

Die Party, die ich mit ihr rocke, stellt sich als vollwertiger Ersatz heraus, solange ich mir vorstelle, Daisy zu ficken.

Fuck my life.

3

Daisy

"Hi, Tante Marnie!", rufe ich, als ich durch die Vordertür komme, Noah und Carter dicht auf den Fersen.

Noahs Mutter, Tante Marnie, steht an der riesigen schwarzen Granitinsel in der Mitte der Küche. Sie trägt ein hübsches Sommerkleid und ihre langen blonden Haare sind zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst. Es ist ihre Lieblingsfrisur. Einfach und ohne großen Aufwand, genau wie sie es mag.

Ein warmes Lächeln erhellt ihr Gesicht, als sie aufblickt. "Hey, Sweetheart!" Mit einem großen Holzlöffel in der Hand mischt sie einen Makkaroni Salat für das Labor Day Barbecue, das sie und mein Onkel jedes Jahr veranstalten. Alle in der Nachbarschaft sind eingeladen, ebenso wie die Teamkollegen von Noah und Carter, von denen fast alle auftauchen.

Da sie einen großen Swimmingpool haben, gibt es immer jede Menge heiße Jungs zu bewundern. Das ist wahrscheinlich einer der wenigen Vorteile davon, einen Cousin zu haben, der in der Division I Football spielt. Diese Jungs trainieren das ganze Jahr über, als wäre es ihr Job und haben entsprechend gestählte Körper.

Carter stößt mich an und murmelt was über Langweiler vor sich hin, was mich etwas irritiert. Normalerweise würde ich mit einer ebenso abschätzigen Bemerkung zurückschlagen, aber ich bin nicht gut auf ihn zu sprechen, weil ich immer noch sauer bin, dass er mein Date mit Logan ruiniert hat.

Ich versuche, nicht zu sehr an diese Nacht zu denken, denn wenn ich das tue, tanzen mir Bilder von Carter, mit nichts als einem engen Slip bekleidet, durch den Kopf. Es bringt mich fast um, zuzugeben, dass er einen atemberaubenden Körper hat. All seine perfekt gemeißelten Muskeln wölben sich bei jeder Bewegung.

Als jemand, der Kunst liebt und gerne zeichnet, weiß ich seine ... Form sehr zu schätzen.

Ich verdränge diesen Gedanken aus meinem Kopf, bevor ich noch anfange, zu sabbern.

Zum Glück brauche ich dieses Haus nur zu betreten und schon beruhigen sich meine angespannten Nerven. Es ist mein Heim, mehr als mein eigenes Zuhause es jemals war. Ich habe so viele schöne Erinnerungen daran, wie ich auf einem der Hocker sitze und Tante Marnie mein Herz ausschütte, während sie das Abendessen vorbereitet. Ich konnte mit ihr über alles reden, egal, worum es ging.

Ich hatte das Glück, dass Noahs Eltern mich bei sich aufnahmen, nachdem sich meine Eltern, als ich vierzehn war, scheiden ließen. Es geschah im Sommer kurz vor meinem ersten Jahr an der High School. Es war kein großer Schock, als meine Eltern beschlossen, Schluss zu machen. Jeder, der sie kannte, hatte es kommen sehen. Es war, als sähe man den Zusammenstoß zweier Züge in Zeitlupe. Ich denke, der einzige Grund, warum Mom und Dad so lange durchhielten, war ich. Scheidung ist scheiße, aber in gewisser Hinsicht war es eine Erleichterung für uns alle. Kein Schreien und keine Wutausbrüche mehr, die von unangenehmen Schweigephasen begleitet wurden, die tagelang andauerten.

Sobald sie die Entscheidung getroffen hatten, fiel ihre Ehe wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Innerhalb weniger Monate wurde der Papierkram unterzeichnet, und mein Vater verließ sein altes Leben und verschwand nach Texas. Sieben Jahre später ist er immer noch dort. Erst kürzlich hat er wieder geheiratet und hat zwei Kinder, die meine Halbgeschwister sind. Ich habe sie nur ein paar Mal getroffen, also ist es schwer, sie als Familie zu betrachten. Die wenigen Male, die ich sie besuchen flog, fühlten sich unangenehm an, als ob ich bei Fremden wohnen würde. Das letzte Mal habe ich mein Ticket umgebucht und kam eine Woche früher zurück. Seitdem bin ich nicht mehr dort gewesen. Alle paar Monate reden Dad und ich am Telefon. Manchmal schicken wir Texte hin und her, aber die Nähe, die wir einst hatten, ist längst vorbei.

Und meine Mutter ... Ich bin mir nicht sicher, wie ich sie beschreiben soll, außer zu sagen, dass sie mittlerweile zum vierten Mal verheiratet ist und in Europa umherzieht. Frederique, ihr Mann, besitzt Ländereien auf der ganzen Welt, sodass ich von einer Woche auf die andere nie weiß, wo sie sind.

Ich liebe meine Mutter, aber sie ist ein bisschen verrückt. Als sie das letzte Mal herkam, hörte ich Onkel Craig vor sich hin murmeln, dass sie eine Spinnerin sei. Und das drückt es eigentlich noch nett aus. In Lydia Bellamys Welt sind Ehemänner entbehrlich, und eine Ehe dauert nicht ewig.

Jeden Sommer packe ich für zwei Monate meine Sachen und fliege dorthin, wo sie sich gerade befindet. Letztes Jahr war es Monte Carlo. Im Sommer davor war es London. Und im Jahr zuvor die Toskana.

Ich weiß ... boo hoo, ich Arme.

Nicht, dass ich mich beschweren würde, die Szenerie ist immer magisch, und Mom geht mit mir shoppen und kauft mir, was immer ich will. Wir essen zu Mittag und füllen unsere Tage mit Spa-Dates. Wenn es dann wieder in die Schule geht, fühle ich mich ausgeruht und verwöhnt.

Auch wenn unsere Beziehung eher oberflächlich als intim ist, versuche ich mich nicht davon stören zu lassen. Wenn sie mich aber wie eine Freundin behandelt, wie damals als sie den Segelsport in Südfrankreich für sich entdeckte und mir Details anvertraute, die ich lieber nicht über die Männer in ihrem Leben wissen wollte, schalte ich meine Ohren auf Durchzug, bevor sie dauerhafte psychologische Schäden anrichten kann.

Sie ist seit zwei Jahren mit Frederique zusammen. Ich vermute, dass ihre Beziehung in Kürze ihr Verfallsdatum erreichen wird. Obwohl ich Ehemänner Nummer zwei und drei wirklich mochte, mache ich mir keine Mühe, ihn näher kennenzulernen. Immer, wenn ich mich endlich an einen ihrer neuen Männer gewöhnt hatte, machten sie sich aus dem Staub, und meine Mutter zog weiter zu grüneren Weiden.

Oder zu Männern mit größeren Bankkonten.

Es ist verrückt, dass Tante Marnie und Mama verwandt sind und noch dazu Schwestern. Sie könnten nicht unterschiedlicher sein. Im Gegensatz zu meiner Mutter ist Noahs Mutter bodenständig und vernünftig. Sie hat einen Bachelor of Science in Krankenpflege und arbeitet in der Notaufnahme des örtlichen Krankenhauses. Meine Mutter hat einen Abschluss in einem Modeinstitut gemacht und war einige Jahre bei einem bekannten Designer beschäftigt, bevor sie beschloss, dass das Berufsleben nicht das Richtige für sie sei.

Letzte Sommerpause habe ich Noah dazu überredet, zwei Wochen mit mir in Monte Carlo zu verbringen. Nachdem er drei Tage lang mit meiner Mutter konfrontiert war, die auf andere wie ein Wirbelsturm wirken kann, sagte er mir, dass Lydia – ich zitiere – "total verrückt" sei.

Es ist schwierig, dieser Aussage zu widersprechen, weil er Recht hat.

Sie ist eine Exzentrikerin.

"Hey, Tante Marn." Carters tiefe Stimme hallt in der geräumigen Küche.

Sie schenkt ihm ein liebevolles Lächeln.

Marn.

Sein Kosename für sie geht mir auf die Nerven. Es ärgert mich, dass Noahs Mutter eine Schwäche für Carter hat.

Andererseits ärgert mich alles an Carter Prescott, verdammt nochmal.

"Sie ist nicht deine Tante", schnauze ich ihn an, noch immer nicht in der Lage, seine irritierende Präsenz, nachdem was er mir angetan hat, zu ignorieren. "Du bist nicht mit ihr verwandt." Wenn meine Tante nicht hier wäre, würde ich ihm den Finger geben.

Siehst du?

Das ist es, was Carter mit mir macht. Er verwandelt mich in eine tobende Zicke. Ich bin nicht nur sauer auf ihn, jetzt bin ich auch noch wütend auf mich selbst, weil ich ihm erlaubt habe, mir unter die Haut zu gehen.

Überrascht von meinem Ausbruch, wirft mir meine Tante einen scharfen, missbilligenden Blick zu. "Daisy, das ist nicht sehr nett. Carter gehört praktisch zur Familie."

Ich zucke bei ihrem Tonfall zusammen. Die Tatsache, dass sie mich rügt, ist schon peinlich genug. Aber es vor Carter zu tun, macht es noch schlimmer und bringt mich zum Kochen, während ich stillschweigend seinen Tod plane. Tante Marnie empfindet seltsamerweise eine Zuneigung zu diesem Blödmann. Ich persönlich kann mir keinen Reim darauf machen.

"Er ist Noahs Bruder von einer anderen Mutter", witzelt sie und zwinkert Carter zu.

"Igitt." Noah rümpft die Nase. "Das ist ekelhaft, Mom. Sag das nie wieder."

Ich murre vor mich hin und vermeide es, Carters auch nur anzusehen. Er grinst wahrscheinlich vor Freude, weil er durch mich bei meiner Tante an Ansehen gewonnen hat.

Dieser verdammte Idiot.

Tante Marnie weiß, dass Carter und ich nicht miteinander auskommen. Ich habe oft genug über ihn geschimpft. Und das mehr als einmal.

Noah und Carter trafen sich während eines Footballcamps vor dem Beginn des Studiums und sind seitdem eng befreundet. Auch wenn Noah ziemlich talentiert ist, was Football anbelangt, ist er nicht gut genug, um Profi zu werden. Er liebt den Sport, aber nicht so, wie es einige der anderen Jungs im Team tun. Noah hat bereits den Eignungstest für das Jurastudium abgelegt und bereitet gerade seinen Aufnahmeantrag für die juristische Fakultät vor.

Carter hingegen lebt und atmet Football. Es ist seine Leidenschaft. Sein Fokus. Er und ich reden nicht über seine Zukunft, aber ich höre den Klatsch, der auf dem Campus kursiert. Die meisten Jungs machen nichts lieber, als damit anzugeben, dass sie zur NFL gehen. Aber Carter gehört nicht dazu. Er ist zurückhaltend und redet nicht über private Dinge. Er redet weder über seine Familie, noch prahlt er mit seinen Plänen nach dem Studium. Ich lebe vielleicht mit dem Kerl zusammen, aber ich weiß fast nichts über ihn. Was für mich in Ordnung ist.

Glücklicherweise sagt Tante Marnie nichts mehr zu diesem Thema. Das Letzte, was ich brauche, ist, dass sie mir vor Carter in den Arsch tritt. Er würde wahrscheinlich einen Stuhl ranziehen, eine Tüte Popcorn futtern und die Show genießen.

Die lauten, fröhlichen Stimmen, die aus dem Hinterhof kommen, lassen uns alle vier zu den Fenstertüren gehen. Es ist noch früh, aber es befinden sich bereits etwa vierzig Gäste auf der Terrasse und genießen den Pool. Ich lächle, als ich Onkel Craig zusehe, wie er Burger und Hot Dogs auf dem Grill wendet. Er hat seine blaue Superman-Schürze hervorgeholt und scherzt mit einem der Nachbarn, während er einen Schluck aus seiner Bierflasche nimmt. Wenn sich die gesamte Footballmannschaft wie im letzten Jahr verhält, kann er den ganzen Nachmittag lang den Grill bedienen.

Noah und Carter erspähen ein paar Teamkollegen und gehen hinaus.

"Tragt ordentlich Sonnencreme auf!", ruft Tante Marnie ihnen nach. Als sie zu ihr blicken, deutet sie auf ein paar gelbe Flaschen auf einem Tisch neben der Tür. "Sicherheit geht vor."

Ich folge den Jungs nicht nach draußen, sondern bleibe in der Küche und gebe meiner Tante einen Kuss auf die Wange. Ich liebe es, Zeit mit ihr zu verbringen. Manchmal fühle ich mich schuldig bei dem Gedanken, aber sie ist die Mutter, von der ich gerne geboren worden wäre.

Ich deute auf die Sachen vor uns, die sie für die Party vorbereitet hat. "Gibt es etwas, bei dem ich dir helfen kann?"

Mit kritischem Blick betrachtet sie die Schüsseln mit Salaten und Nudeln auf der Kochinsel. Anstatt, wie die meisten berufstätigen Frauen, einen Catering Service zu beauftragen, bereitet sie immer selbst das Essen für die Partys zu. So, wie es aussieht, hat sie vor, eine kleine Armee zu ernähren. Oder die BU-Footballmannschaft. Das ist vielleicht keine Armee, aber die Jungs essen wie eine. "Sicher. Du kannst helfen, diese Schüsseln in etwa fünfzehn Minuten nach draußen zu bringen."

Ich nicke. "Klingt nach einem Plan."

Jetzt, da die Essensvorbereitungen erledigt sind, wäscht meine Tante ihre Hände und trocknet sie mit einem Handtuch ab. Dabei verweilt ihr Blick auf meinem Gesicht. "Wie läuft es so?" Ihre Augen verengen sich, als sie mich studiert. "Geht es dir gut?"

Anstatt eine Antwort zu geben, zwinge ich mich, tief einzuatmen. "Ja, es geht mir gut."

Jetzt, wo auch Carter draußen am Pool ist, verflüchtigt sich meine innere Unruhe allmählich. Ja, ich bin noch immer gereizt, wegen seiner Possen von neulich Abend, aber es steckt mehr in meinem Unbehagen als nur das. Carter hat die unheimliche Fähigkeit, mich auf die Palme zu bringen. Und das ständig. Was ziemlich anstrengend ist.

Als Tante Marnies’ durchdringender Blick ziemlich lange anhält, weiß ich, dass sie mir nicht glaubt. "Läuft alles gut mit dem Studium?"

"So weit, so gut." Ich studiere Grafik. Nachdem ich alle meine allgemeinen Bildungsanforderungen hinter mich gebracht habe, konnte ich endlich meinen Stundenplan mit Kunstunterricht füllen. Außerdem habe ich mich für einen Soziologiekurs angemeldet – den ich liebe – weil ich mich für das Thema interessiere.

Zu schade, dass Carter im selben Kurs gelandet ist. Bisher hatten wir noch keine Vorlesung zusammen. Ich weiß nicht einmal, worauf er seinen Schwerpunkt legt, und dennoch sind wir gemeinsam in Soc 210 – Aktuelle soziale Probleme.

Sie schaut mich immer noch an, hängt das Handtuch auf und versucht, die Wahrheit herauszufinden. "Und findest du immer noch, dass es eine gute Idee war, mit Noah und Carter zusammenzuziehen?"

Das gerade nicht.

Aber das kann ich ihr nicht sagen.

Um etwas Zeit zu schinden, schnappe ich mir eine Karotte von der riesigen Gemüseplatte und kaue daran herum, während ich mit den Achseln zucke. "Es ist in Ordnung."

Wieder muss ich an Carters kleine Einlage denken, die er Freitagabend hingelegt hat. Er hat Glück, dass er sich für den Rest des Abends aus dem Staub machte, sonst hätte ich für nichts garantieren können.

Zukünftige Dates mit Logan kann ich mir abschminken. Ich habe ihm gestern eine SMS geschickt, um zu sehen, ob wir uns treffen können, damit ich ihm das mit der WG erklären kann, aber er hat nicht reagiert. Was mit ziemlicher Sicherheit bedeutet, dass meine Vermutung richtig ist.

Und weißt du, wer dafür verantwortlich ist?

Carter freaking Prescott .

Tante Marnie lehnt sich an die Theke und verschränkt ihre Arme über der Brust. "Wie kommst du mit Carter zurecht?"

"So wie immer", sage ich mit erzwungener Leichtigkeit.

Was nicht gelogen ist.

Sie seufzt und fragt sanft: "Hast du jemals erwogen, Carter gegenüber etwas nachsichtiger zu sein?"

Ich ziehe die Augenbrauen zusammen und richte mich zu meiner vollen Größe auf.

Ihm gegenüber etwas nachsichtiger zu sein?

Der Typ ist ein totales Arschloch. Und ich bin nicht jemand, der mit diesem Wort leichtfertig umgeht.

"Warum sollte ich das tun?" Wenn sie auch nur ein Zehntel von dem wüsste, was Carter zu mir gesagt oder mir angetan hat, würde sie diesen Vorschlag nicht machen.

Tante Marnie zuckt mit den Schultern, ein seltsamer Blick flackert in ihren Augen auf. "Hast du jemals die Möglichkeit in Betracht gezogen, Carter besser kennenzulernen, ihm eine Chance zu geben, damit ihr vielleicht eine gemeinsame Basis findet?"

Mein Mund klappt auf. "Ich kann mit absoluter Ehrlichkeit sagen, dass ich diese Möglichkeit nie in Betracht gezogen habe."

Ich würde ihm lieber eins überziehen. Es ist nur schade, dass seine Reflexe so gut sind und er die Fernbedienung erwischt hat, die ich neulich Abend auf ihn geworfen habe, bevor sie ihm auf die Stirn knallen konnte.

Wie befriedigend wäre das gewesen?

Vielleicht haben Marnie und meine Mutter mehr gemeinsam, als ich ursprünglich dachte. Sie muss verrückt sein, diese Idee vorzuschlagen. Ich weiß genug über Carter Prescott, um zu wissen, dass ich nicht daran interessiert bin, mehr von ihm zu erfahren.

Ihm eine Chance geben?

Niemals!

Freitagabend war nicht das erste Mal, dass er eines meiner Dates ruiniert hat. Der Typ lebt davon, sich mit mir anzulegen. Es ist seine Lieblingsbeschäftigung. Außerdem ist er ein arroganter, footballspielender Frauenheld, der keiner Prügelei aus dem Weg geht. Ich habe nie persönlich mitbekommen, wie er in eine körperliche Auseinandersetzung geraten ist, aber ich habe oft genug am nächsten Morgen sein Gesicht gesehen.

Durch das Fenster sehe ich gerade noch rechtzeitig, wie Carter sich sein T-Shirt vom Leib reißt und es auf eine der Liegen wirft, die über die Terrasse verteilt sind. All seine sonnenverwöhnten Muskeln spannen sich an, als er kopfüber ins kristallklare Wasser des Pools taucht.

Mein Mund wird trocken, und mein Herz schlägt plötzlich schneller.

"Daisy?" Die Stimme von Tante Marnie klingt, als würde sie aus einer Entfernung von einer Million Meilen sprechen. Sie wedelt mit der Hand vor meinem Gesicht herum. "Erde an Daisy."

Ich erröte vor Verlegenheit, als ich meinen Blick von Carter wende. Unter keinen Umständen möchte ich ihn auftauchen sehen. Ich könnte einen Mini-Orgasmus hier in der Küche bekommen.

Ich halte ein Stöhnen zurück und versuche mich zusammenzureißen.

Ich mag diesen Kerl nicht mal!

Nein, im Ernst. Ich mag ihn nicht!

Mein Körper hat offensichtlich dieses Memo nicht erhalten. Ich muss wirklich daran arbeiten.

"Ja?", sage ich und versuche ruhig zu bleiben, obwohl es sich anfühlt, als hätte ich Hitzewallungen und meine Knie würden weich werden. Ich sollte mich ohrfeigen, für die unerwünschte Anziehungskraft, die mich erfüllt.

"Vielleicht ...", sagt Tante Marnie und greift den Faden unseres vorherigen Gesprächs wieder auf, "... solltest du es versuchen und sehen, was passiert."

Ummm ... nein, danke. Ich werde diesem Vorschlag keine Chance geben.

Sie zieht eine Augenbraue nach oben, was mir das Gefühl gibt, dass mein verärgerter Ausdruck meine Gedanken perfekt übermittelt.

"Du weißt schon", sie hält inne, ihre Augen auf etwas oder jemanden hinter dem Küchenfenster gerichtet. Sie beißt sich auf die Lippe, zögert, was für sie seltsam ist.

Ich neige meinen Kopf und warte darauf, dass sie weiterredet.

Ihr Blick schweift zu mir zurück. "Ich weiß, Carter erscheint ..."

"Großspurig? Arrogant? Eingebildet?" Und das sind nur die Eigenschaften, die mir spontan einfallen. Gib mir einen Moment, und ich könnte mit einer Menge an weiteren unschönen Beschreibungen aufwarten.

"Nein." Ihre Lippen zucken, und der Ausdruck in ihren Augen wird weicher. "Das ist nicht das, was ich sagen wollte."

"Huh." Ich schaue sie verwirrt an. "Ich dachte, das meintest du."

"Was ich sagen wollte ...", wiederholt sie und ignoriert mich, "... ist, dass Carter als Typ rüberkommt der selbstbewusst ist, aber –"

"Du weißt, dass das nur ein anderes Wort für eingebildet ist, oder?"

Diesmal sieht sie mich mit einem Blick an, der mir sagt, dass ich es zu weit getrieben habe. Ich halte sofort meine Klappe und lasse sie ohne weitere Unterbrechungen reden.

"Manchmal haben die Leute das Bedürfnis, eine Fassade aufzubauen, um zu verbergen, was wirklich in ihnen vor sich geht."

Ich runzle die Stirn über ihre vage Erklärung. Will sie sagen, dass Carter Gründe hat, sich so zu verhalten, wie er es tut? Gründe, die nichts damit zu tun haben, ein Arschloch zu sein?

"Hast du jemals in Betracht gezogen, dass der Carter, den du kennengelernt hast, nicht der ist, der er wirklich ist?"

"Nicht mal für einen Moment." Ich fange an mich zu ärgern und schüttle den Kopf. "Carter ist genau der nervige Typ, für den ich ihn immer gehalten habe. In den Jahren seit ich ihn kenne, hat er mir nicht ein einziges Mal das Gegenteil bewiesen."

Sie kommt um die Theke herum, checkt noch mal die gut gefüllten Schüsseln und Platten und erledigt ein paar letzte Handgriffe. "Weißt du, Daze, manchmal sehen wir nur, was wir sehen wollen. Wir nehmen uns nicht die Zeit, an der Oberfläche zu kratzen oder tiefer zu graben. Manchmal muss man einfach geduldig sein und den Leuten Zeit geben, zu zeigen, wer sie wirklich sind." Sie gibt mir einen weiteren durchdringenden Blick, einen, der mich unter seiner Intensität zusammenzuckt lässt. "Kannst du ehrlich sagen, dass du das getan hast?"

Anstatt zu antworten, zucke ich mit den Achseln. Ich habe Carter genug Chancen gegeben, um zu beweisen, dass er kein Idiot ist, aber er hat mich nie vom Gegenteil überzeugt.

Das Tante Marnie ihn mag, ist wirklich seltsam. Er kann sie vielleicht täuschen, aber bei mir schafft er das nicht. Ich liebe meine Tante und bin normalerweise gerne bereit, ihrem Rat zu folgen. Aber zu diesem speziellen Thema?

Uh-uh.

"Gib ihm einfach noch eine Chance", drängt sie, ihre haselnussbraunen Augen auf mich gerichtet. "Es kann ja nichts schaden, oder?"

Eigentlich kann es das. Aber ich werde mich nicht mir ihr streiten. "Ich weiß nicht", murmle ich und schaue aus dem Fenster. Meine Augen werden von ihm angezogen wie eine wärmegesteuerte Rakete.

Es ist wie ein Stromschlag als ich merke, dass er mich anstarrt.

4

Daisy

Die Party ist seit zwei Stunden im Gange und alle amüsieren sich. Es gibt jede Menge leckeres Essen, und das Wetter ist perfekt. Während ich eine Gruppe beobachte, die im Pool herumalbert, sehe ich karamellfarbene Haare beim Eingang zum Grundstück. Olivia winkt, während sie durch die Menge zu mir geht.

Ich winke zurück, ich freue mich, sie zu sehen.

Olivia ist die erste echte Freundin, die ich auf der BU gefunden habe. Bevor Noah mich dazu überredete, in sein Apartment zu ziehen, hatten Olivia und ich geplant, uns etwas gemeinsam zu suchen.

Jetzt bedauere ich es, auf Noah gehört zu haben.

Sie setzt sich auf die Liege neben meiner und streckt sich aus. Olivia hat endlos lange Beine. "Tut mir leid, ich bin spät dran. Ich hatte gehofft, etwas früher hier zu sein, aber ich musste länger bleiben und eine Schicht übernehmen, weil eines der Mädchen nicht zur Arbeit gekommen ist."

Olivia kellnert in einem Diner, zwei Blocks vom Campus entfernt. Sie arbeitet dort seit ein paar Wochen, und die Trinkgelder scheinen gut zu sein. Ich habe Olivias Eltern nur ein paar Mal getroffen, aber nach allem, was sie mir sagt, sind sie sehr kontrollierend. Olivia hat diesen Teilzeitjob, um finanziell unabhängig zu sein.

"Hey, tut mir leid für dich." Ich zucke mit den Achseln und deute mit der Hand zum Pool. "Du hast eine ziemlich gute Show verpasst."

Sie grinst und verrenkt den Hals, um etwas zu sehen. "Sieht aus wie ein heißes Athleten-Fotoshooting, da drüben."

Olivia ist jetzt schon zum vierten Mal beim Labor Day Barbecue, das die Walkers jedes Jahr veranstalten. Wir haben uns angefreundet, weil wir beide auf heiße, halbnackte Footballspieler abfahren. Sie ist meine beste Freundin. Ich glaube, es war auf einer Party im ersten Semester, als sie sich Hals über Kopf in Noah verliebte.

Eine Sonnenbrille verdeckt Olivias Augen, während sie sich einen Moment Zeit nimmt, um all die männliche Pracht um uns herum zu betrachten.

Heute ist so ein Tag, an dem die Sonne das Beste in den Jungs hervorbringt.

Manchmal ist es gut, eine Frau zu sein.

"Hast du dich schon gut eingelebt?", frage ich.

Olivia hatte das Glück, diesen Sommer ein Praktikum in Kalifornien zu bekommen. Wir haben seit ihrer Rückkehr ein paar Mal miteinander gesprochen und uns getroffen, aber wir hatten nie genug Zeit, um wirklich miteinander zu reden.

Sie ignoriert die Jungs und dreht ihren Kopf in meine Richtung. "Nicht so richtig. Es waren so viele Kartons auzupacken, und so viel Zeit hatte ich neben der Arbeit im Diner dann auch nicht." Ich weiß, dass es ihr nichts ausmacht, aber sie hat viel um die Ohren, mit dem Studium und dem Job. "Ich wünschte, du hättest mich in Kalifornien besuchen können. Es war so unglaublich. Es hätte dir gefallen, Daze." Sie schüttelt den Kopf, ein kleines Lächeln umspielt ihre Lippen. "An den Stränden kann man Robben sehen."

Es gibt nichts, was ich lieber getan hätte, als mit Olivia in Kalifornien rumzuhängen, aber ich konnte nicht. Ich verbrachte den größten Teil des Sommers mit meiner Mutter. Wir hatten uns damals darauf geeinigt. Mom ließ mich nach der Scheidung bei meiner Tante und meinem Onkel wohnen, dafür verbringen wir jeden Sommer miteinander. Es ist die einzige Zeit, die sie und ich zusammen haben. So flatterhaft sie auch ist, ich liebe sie.

Olivias Aufmerksamkeit wird von etwas, oder eher, von jemandem gefesselt. Ich muss nicht mal den Kopf drehen, um zu wissen, wen sie anstarrt. Ein Teil von mir hatte gehofft, dass Olivia einen Kerl in Kalifornien findet, damit sie endlich über diese Schwärmerei für meinen Cousin hinwegkommt.

Ich wäre der glücklichste Mensch der Welt, wenn sie zusammenkommen würden, aber Noah bemerkt Olivia nicht mal. Er behandelt sie genauso, wie er mich behandelt, wie eine kleine Schwester, die seinen Schutz braucht. Obwohl ich sie immer wieder dazu dränge, endlich auf ihn zuzugehen, weigert sich Olivia, ihre Gefühle zu offenbaren.

Ich schätze, dass Noahs Freundin etwas damit zu tun hat. Während wir reden, stolziert Ashley vor der Footballmannschaft in einem winzigen Bikini herum, der nur wenig der Fantasie überlässt. Ashley ist ein Möchtegern-Model und rappeldürr.

Von der Figur her, bin ich das genaue Gegenteil. Ich habe Brüste, Hüften und einen prallen Hintern. Mittlerweile habe mich daran gewöhnt, dass – sobald ich einen Bikini trage – die Gefahr besteht, meine Brüste ungewollt zu zeigen.

Also lasse ich es darauf ankommen.

Ich hätte kein Problem damit, über ihre Model-Figur hinwegzusehen und nett zu Ashley zu sein, wenn sie nicht so eine Schlampe wäre. Sie ist eines dieser Mädchen, die gerne doppeldeutige Komplimente aussprechen. Und aus irgendeinem Grund bin ich häufig ihr Ziel.

Die meiste Zeit über, ignoriere ich sie und bete, dass Noah bald zur Besinnung kommt und ihren knochigen Arsch rauswirft. Aber das ist noch nicht geschehen.

Ich schätze, es ist wahr, dass Liebe blind macht.

Obwohl nie jemand sagte, dass sie einen auch taub und dumm macht.

Eine Stunde später befinden wir uns noch immer auf unseren Liegen und schlürfen Tante Marnies hausgemachte Eislimonade. Die Sonne scheint, und es gibt kaum eine Wolke am Himmel. Mittlerweile haben wir unsere Shorts und T-Shirts ausgezogen, um ein paar Sonnenstrahlen abzubekommen. Dank SPF 100 werden wir mit Sicherheit keinen Sonnenbrand bekommen.

Es ist ein perfekter Tag.

Nein, lass mich das umformulieren. Es wäre ein perfekter, glorreicher Tag, wenn ein bestimmter Typ nicht hier wäre und mich immer dann auf sich aufmerksam macht, wenn ich es am wenigsten erwarte. Ich kann nirgendwo hinschauen, ohne dass Carter in meinem Sichtfeld steht.

So ungerne ich es auch zugebe, seine muskulösen Arme und seine breite Brust lenken mich ab.

"Bilde ich es mir nur ein", sagt Olivia und unterbricht meine Gedanken, "oder hat es Carter geschafft, noch heißer zu werden, während ich weg war?"