Love Undercover - Es gibt keinen Ausweg - Lori Foster - E-Book

Love Undercover - Es gibt keinen Ausweg E-Book

Lori Foster

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Beschreibung

Lieutenant Margo Peterson will einem Verbrecherring, der junge Frauen entführt, das Handwerk legen. Dazu will sie selbst den Lockvogel spielen. Ein riskantes Unterfangen, das nur mit Hilfe von Margos Partner Dashiel Riske gelingen kann. Doch von Dashs männlichem Charme gehen noch ganz andere Gefahren aus, wie Margo schnell feststellen muss. Denn jede zufällige Berührung, jeder Blick von ihm lässt ihr Herz schneller schlagen. Als Margo in eine tödliche Falle gerät, ist Dash der Einzige, der sie noch retten kann.

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Inhalt

Titel

Zu diesem Buch

Liebe Leser

Widmung

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Epilog

Die Autorin

Die Romane von Lori Foster bei LYX

Impressum

LORI FOSTER

Es gibt keinen Ausweg

Love undercover

Roman

Ins Deutsche übertragen

von Kerstin Fricke

Zu diesem Buch

Lieutenant Margo Peterson ist immer im Einsatz: Selbst nach ihrem knochenharten Job als Polizistin gibt sie keine Ruhe. Sie will unbedingt einen Menschenhändlerring dingfest machen, der junge Frauen entführt. Margo spielt dabei selbst den Lockvogel, doch sie gerät in eine Falle. Ihr Auto wird von einem der Verbrecher gerammt. In letzter Sekunde kann die junge Frau entkommen, denn glücklicherweise kommt ihr Dashiel Riske zu Hilfe. Der Cop weicht von nun an nicht mehr von Margos Seite, was sie zähneknirschend hinnimmt. Wozu sollte sie bitteschön auch einen Babysitter brauchen? Doch Dash ist der Einzige, der ihr helfen kann, die Kriminellen dingfest zu machen. Je enger die beiden zusammenarbeiten müssen, umso mehr knistert es zwischen Margo und Dash. Als der Fall eine lebensgefährliche Wendung nimmt, muss Dash beweisen, dass er der Mann ist, dem Margo bedingungslos vertrauen kann …

Liebe Leser,

es ist so schön, dass ich in diesem Roman einen der beliebtesten Charaktere aus meiner Love-Undercover-Reihe genauer vorstellen kann. Schließlich macht es immer großen Spaß, über zwei Menschen zu schreiben, die auf den ersten Blick nichts gemeinsam haben, bis sie gezwungenermaßen Zeit miteinander verbringen müssen, wodurch sie einander besser kennenlernen und feststellen, dass der Ersteindruck doch häufig täuscht.

Lieutenant Margaret »Margo« Peterson ist eine meiner spannendsten Heldinnen – sie ist zäh, stark und immer bereit, ein Risiko einzugehen, wenn sie einen Job dadurch erledigen kann, selbst wenn das bedeutet, dass sie sich in Gefahr begibt. Bauunternehmer Dashiel »Dash« Riske wirkt hingegen wie ein durch und durch lässiger Typ. Aber als sich die beiden zusammentun, um eine einzigartige Gefahr zu bannen, besteht die Wahrscheinlichkeit, dass sie Dinge über den anderen herausfinden, die sie bisher noch nicht wussten – und vielleicht auch über sich selbst.

Ich hoffe, Ihnen gefällt Es gibt keinen Ausweg, und dass Sie sich auch die anderen Bücher aus der Love-Undercover-Reihe Vertraue nicht dem Feind, Wettlauf mit dem Tod und Tödlich ist die Erinnerung ansehen. Falls Sie zufälligerweise Interesse an Cannon Colter haben, der auch in diesem Band vorkommt, dann zögern Sie nicht, zu No Limits zu greifen, dem ersten Band meiner neuen Ultimate-Reihe, der auf Englisch bereits erschienen ist. Weitere Erscheinungstermine finden Sie auf meiner Webseite unter lorifoster.com.

Viel Spaß beim Lesen!

Lori Foster

Für Shana Schwer, meine allerbeste Freundin. Nicht nur, weil du immer eine Lösung für jedes Polizeiproblem für mich hast und weil ich die UFC ebenso sehr liebe wie du und weil du eine so große Tierfreundin bist, sondern auch, weil du ein durch und durch großartiger Mensch bist.

Mein besonderer Dank gilt Nancy Glembotzky, der eigentlichen Besitzerin des Katers Oliver, des Streuners, mit dessen Hilfe ich Margos sanfte Seite zeigen konnte. Ich finde es großartig, wenn meine Leser ebenso wie ich Tiere lieben! Danke, Nancy, dass du mir Oliver vorgestellt hast.

1

Der eisige Märzwind wehte Lieutenant Margaret Peterson die Graupel direkt ins Gesicht. So ein später Schneesturm war allerdings nichts Ungewöhnliches.

Willkommen in Warfield, Ohio.

Mit einer behandschuhten Hand hielt sich Margo den Mantel am Hals zu. Die andere Hand, an der sie keinen Handschuh trug, behielt sie in der Manteltasche, als sie zu ihrem neuen Wagen eilte, der gegenüber der Bar parkte. Um ein Uhr waren die Straßen dunkel, und es herrschte kaum Verkehr. Eine einsame Straßenlaterne ließ die wunderschöne perlmuttartige Farbe ihres Lexus fast schon engelsgleich erstrahlen.

Es war für sie nicht neu, um diese Uhrzeit aus einer Bar zu kommen, und normalerweise fühlte sie sich dann in diesen ruhigen Stunden, nachdem sie stundenlang von gierigen Männern angestarrt worden war, wie Margo und nicht wie Margaret und wie eine Frau anstelle eines Lieutenants. Auch wenn sie an diesem Abend aus anderen Gründen in der Bar gewesen war, kam sie sich auch jetzt verführerischer, sanfter und verletzlicher vor – was ganz im Gegensatz zu ihrer knallharten Polizistinnenpersönlichkeit stand.

Doch in diesem Augenblick war sie sowohl eine zarte Frau als auch eine hochrangige Polizistin und balancierte das Image, das sie ausstrahlen wollte, mit ihren Fähigkeiten, die sie sich im Laufe der Jahre angeeignet hatte.

Sie arbeitete jetzt seit Monaten inoffiziell undercover und hoffte darauf, Informationen über die Mistkerle zu bekommen, die Frauen verführten und sie dann dazu zwangen, in kranken Pornofilmen mitzuspielen, in denen Bondage, Dominanz und andere kranke Sexualpraktiken vorkamen.

Falls die Frauen bereitwillig mitgemacht hatten, dann wollte sie auch nichts dagegen sagen, denn dann war das allein ihre Entscheidung. Sie war keine Heuchlerin und davon überzeugt, dass Erwachsene machen können, was sie wollen, solange alle Beteiligten freiwillig mitmachten.

Aber Frauen, die entführt und missbraucht wurden?

Die erste junge Dame, mit der sie gesprochen hatten, war desorientiert, verwirrt und unglaublich verängstigt gewesen. Die Schweine hatten sie entführt, ihr die Augen verbunden und sie in ein leer stehendes Gebäude gebracht, wo sie gezwungen worden war, in einem Underground-Porno mitzuspielen. Vermutlich hatte man sie laufen lassen, weil die Mistkerle wussten, dass sie längst verschwunden sein würden, bis die Polizei den Drehort ausfindig gemacht hätte.

Und vielleicht, nur vielleicht, hatten sie nur dieses eine Video drehen wollen. Aber wie die meisten kranken Schweine wollten auch diese wahrscheinlich mehr, sobald sie ihre Perversion auszuleben begannen.

Margaret verabscheute Verbrecher und genoss es, Kriminelle zu verhaften, aber Männer, die Frauen sexuell missbrauchten, hasste sie mit einer ganz besonderen Inbrunst. Das war die schlimmste Art der Erniedrigung und das Demoralisierendste, was einer Frau passieren konnte.

Ihr Herz begann schon zu rasen, wenn sie nur daran dachte. Schon machte ihre Wut der Kälte Konkurrenz und wärmte sie von innen heraus ebenso wie ihr Hass auf diese Leute.

Irgendwann würde sie diesen Fall auf die eine oder andere Weise lösen und die Verantwortlichen hinter Gitter bringen – oder bei dem Versuch sterben.

Der Besuch der lokalen Bars – also der Orte, an denen die Frauen meist aufgegriffen wurden – war ihr wie der ideale Anfang erschienen. Seit viel zu vielen Monaten und auch während der Weihnachtsfeiertage hatte sie mehrere Nächte die Woche auf der Lauer gelegen … ohne auch nur einen Hinweis zu entdecken.

Andere hatten längst aufgegeben. Der Captain glaubte, dass die Schweine entweder aufgehört oder ihr Unternehmen an einen anderen Ort verlagert hatten. Margo spürte jedoch, dass sie noch in der Gegend waren. Und dann war letzte Woche eine Frau auf das Revier gekommen, die voller blauer Flecke, traumatisiert und hysterisch gewesen und nur mit knapper Not entkommen war.

Das war jetzt der vierte derartige Fall, und zwei davon hatten tödlich geendet. Margaret war entschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen, daher hatte sie nicht nur die Routineermittlungen wiederaufgenommen, sondern hielt auch die Augen und Ohren offen, wenn sie sich in den »wenig respektablen« Bars herumtrieb.

Bisher ohne Erfolg.

Als weiblicher Lieutenant mit einem knallharten Ruf hatte sie ohnehin einen schweren Stand bei der Männerwelt. Und bei ihren besonderen Vorlieben …

»Du solltest nicht allein hier draußen rumlaufen.«

Bevor sie überhaupt registrierte, dass die tiefe Stimme jemandem gehörte, den sie kannte, hatte Margo ihren Mantel schon aufgerissen und hielt ihre geladene Glock in der Hand.

Die Waffe beeindruckte ihr Gegenüber nicht.

Groß, attraktiv und viel zu sorgenfrei sah er ihr in die Augen. Trotz des schwachen Lichts und des nicht enden wollenden Graupelschauers sah sie sein schiefes Grinsen und spürte seine Vorfreude.

Ach, verdammt. Die vielen Stunden in der heruntergekommenen Bar inmitten von widerlichen Betrunkenen hatten eine weitaus geringere Wirkung auf ihre Anspannung gehabt als Dashiel Riskes schiefes Grinsen.

Sie nahm die Waffe nicht herunter, lockerte jedoch den Finger auf dem Abzug. »Eine dumme Idee, Dash.«

»Mich dir im Dunkeln zu nähern?« Er trat an sie heran, schob ihre Hand mit der Waffe zur Seite, griff nach dem Revers ihres Mantels und zog sie zu sich heran, damit ihnen der peitschende Wind nichts anhaben konnte. In dieser Position drückte er die Hände neben ihre Brüste – und ihr Herz blieb beinahe stehen. »Würdest du mich denn erschießen?«

»Nein.« Sie war gut genug ausgebildet, um eine Bedrohung zuerst zu erkennen, bevor sie einen Schuss abgab. »Aber ich hätte dich vielleicht geschlagen.«

Er war so dreist, seine Hände weiter nach oben wandern zu lassen, bis er ihren Kragen umklammerte und sie noch enger an sich zog. »Muss ich noch immer damit rechnen?« Er legte den Kopf leicht schief. »Sollte ich vielleicht lieber in Deckung gehen?«

»Nein.« Wenn er nicht so warm gewesen wäre, hätte sie ihn weggestoßen – möglicherweise.

Dash war eine Spielernatur und nahm nie irgendetwas ernst – ganz besonders keine Frauen. Wo andere Männer zögerten, machte er mit einer sinnlichen Selbstsicherheit, die er seinen vorausgegangen Erfolgen zu verdanken hatte, weiter.

Eine Zeit lang hatte er mit ihr die Bars besucht, vor allem Rowdys Bar Getting Rowdy, das der Stelle, an der die Frauen entführt worden waren, am nächsten lag. Bei diesen Gelegenheiten hatte er sich von ihr als Requisite für ihr Täuschungsmanöver benutzen lassen. In Dashs Begleitung konnte sie so tun, als wäre sie betrunken und eine leichte Beute.

Obwohl sie einige Male auf seinem Schoß gesessen und seinen Hals oder sein Ohr geküsst – und ihn sogar befummelt hatte, war er von anderen Frauen angesprochen worden. Margo ging nicht davon aus, dass er während dieser Zeit enthaltsam gelebt hatte.

Aber sie konnte die Vorstellung, dass er mit einer anderen Frau zusammen gewesen war, auch nicht ertragen.

Sobald sie sich ihrer Eifersucht bewusst geworden war, hatte sie sich eingestehen müssen, dass es so nicht weitergehen konnte.

Anfangs hatte er ihr widersprochen, doch dann war die Weihnachtszeit angebrochen, und auf dem Revier gaben alle den Versuch auf, die kranken Schweine zu finden …

»Was machst du hier, Margo?«

Sie sah sich noch einmal kurz um und steckte ihre Glock dann wieder in die Innentasche ihres Mantels, die sie speziell dafür hatte einnähen lassen und in der sie auch noch ein Ersatzmagazin aufbewahrte. »Was hast du denn hier zu suchen?«

»Ich wäre dafür, dass wir uns bei dieser Eiseskälte erst in deinen Wagen setzen, bevor ich dir das erzähle.«

Da es wirklich sehr kalt war, drehte sich Margo um, berührte den Türgriff auf der Fahrerseite mit der Hand und öffnete so die Tür. Sie ließ sich auf den Fahrersitz sinken und drückte auf den Zündungsknopf, da man für diesen Wagen keinen Schlüssel mehr brauchte. Dash ging um die Motorhaube herum und zwängte seinen großen Körper auf den Beifahrersitz. Der schmale Flitzer passte perfekt zu ihr, aber Dashs muskulöse Gestalt wirkte ein wenig eingezwängt, sodass sie grinsen musste.

»Du kannst den Sitz auch nach hinten schieben«, teilte sie ihm mit.

»Danke.« Er passte den Sitz an und konnte seine Beine, die in einer Jeans steckten, nun etwas weiter ausstrecken.

Das Wageninnere war auch nicht wärmer als ein Kühlraum, nachdem das Auto stundenlang in der Kälte gestanden hatte. Sie schaltete die Heizung ein, aktivierte die Klimasteuerung für die beiden Vordersitze und versperrte erneut die Türen.

»Neues Auto?«

»Das habe ich mir selbst geschenkt.« Aber sie wollte nicht mit Dash darüber reden. Sie hatte viel zu viele Monate damit verbracht, ihn aus all ihren Gedanken zu verbannen.

Er musterte sie schweigend. »Wie lange warst du in der Bar?«

Viel zu lange in Anbetracht der Tatsache, dass es sich als Zeitverschwendung herausgestellt hatte. »Warum?«

»Ich habe mich nur gefragt, ob du nicht vielleicht zu viel getrunken hast.«

»Natürlich nicht.« Er hatte nun wirklich schon genug Abende mit ihr verbracht, um zu wissen, dass sie niemals auch nur beschwipst war. Sie hatte nur sehr wenig getrunken und konnte definitiv noch fahren. »Nur ein paar Bier, das ist alles.«

»Ein paar Bier, ja? Kleine?«

»Natürlich.« Das änderte sie von Bar zu Bar, nur für den Fall, dass ihre Trinkgewohnheiten bei den Psychopathen, die auf Opfersuche waren, eine Bedeutung hatten. Wenn sie in einer Bar auftauchte, tat sie immer so, als wäre sie schon betrunken, und benahm sich auch dementsprechend ungehemmt.

»Du bist vermutlich so gut im Vertragen von Alkohol wie in allem anderen, oder?«

Hörte sie da etwa Herablassung in seiner Stimme? »Ich kenne meine Grenzen.« Alles, was sie anfasste, machte sie gut. Das war gewissermaßen das Motto ihrer Familie: Wenn du nicht herausragend sein willst, dann fang gar nicht erst an.

Sie tippte mit den Fingern auf das Lenkrad. »Und? Dann schieß mal los. Bist du mir gefolgt oder willst du etwa behaupten, wir hätten uns rein zufällig getroffen?«

»Ich bin dir nicht gefolgt, aber ich habe dich gesucht.«

»Indem du die Bars abklapperst?« Und warum jetzt? Sie hatten sich seit Monaten nicht mehr gesehen, und sie war schon fast davon ausgegangen, dass sie ihm nie mehr begegnen würde.

Was nicht hieß, dass sie verbittert war oder etwas in der Art. Sie hatte die Sache aus einem guten Grund beendet, und dieser Grund war weiterhin vorhanden.

Dash zuckte zu ihrem Ärger mit den Achseln. »Bevor du aufgegeben hast, hätten wir uns an diesem Abend der Woche im Rowdy getroffen.«

»Na, und?«

»Es mag sentimental sein, aber unsere Treffen fehlen mir.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Du fehlst mir.«

»Wirklich?« Sie wollte sich nicht wieder von seinem Charme verzaubern lassen. Die Weihnachtszeit war fast schon unerträglich gewesen, was teilweise auch daran gelegen hatte, dass sie viel zu viel an ihn denken musste. Jetzt war es schon beinahe Frühling, und ihre Zielstrebigkeit war erneut angestachelt worden, doch für Dashiel Riske war in ihrem Leben kein Platz.

»Geht es dir nicht so?«

»Was meinst du?«

»Vermisst du mich nicht?«, wollte er mit seiner warmen, neckenden Stimme wissen. Er rutschte auf dem Sitz herum, und die Luft schien auf einmal zu knistern. »Nicht mal ein bisschen?«

Die schönen Erinnerungen kamen wieder hoch, und sie hätte beinahe gelächelt. »Wir hatten sehr viel Spaß.« Rowdys Bar war schnell zu dem Ort geworden, an dem sie sich am liebsten aufhielt. Das Getting Rowdy war sauber und gemütlich, und dort bekam man einfache Mahlzeiten und gute Drinks geboten und konnte sich am Pooltisch, beim Dartspielen oder auf der Tanzfläche amüsieren.

Das Beste war jedoch, dass der Bad Boy Rowdy Yates, dem die Bar gehörte, immer da war. Das war Anreiz genug, um jeden noch so abstinent lebenden Gast zum Trinken zu bewegen.

Rowdy hatte zwar zu Weihnachten seine Barkeeperin Avery geheiratet, was aber nichts an der Tatsache änderte, dass er weiterhin ein sündhaft attraktiver Mann war, den stets eine gefährliche und sinnliche Aura umgab und von dem man herrlich träumen konnte.

»Gib es zu«, murmelte Dash und sah sie interessiert an. »Du kannst mir ruhig gestehen, dass ich dir gefehlt habe.«

Widerstrebend wandte sie sich erneut Dash zu – und hätte am liebsten laut aufgestöhnt. Das Licht einer einsamen Straßenlaterne erhellte seine Züge, aber sie hatte sich sein Gesicht ohnehin längst eingeprägt. Nein, er hatte nicht wie Rowdy den Ruf eines Bad Boys, aber seine unglaubliche Sinnlichkeit und sein auf dem Bau gestählter Körper ließen ganz andere Fantasien in ihr wach werden.

Zu schade, dass diese nie Realität werden würden, wie sie genau wusste.

»Kann schon sein«, gestand sie. »Ein wenig vielleicht.«

»Ich bin enttäuscht, vor allem, wenn man bedenkt, dass ich nicht deine erste Wahl gewesen bin.«

Da hatte er recht. Sie hatte eigentlich gehofft, dass Rowdy ihren Gegenpart zu ihrer Rolle als Barflittchen spielen würde, aber da hatte Avery Mullins, jetzt Yates, bereits sein Herz erobert gehabt. Im Prinzip war das kein großes Problem, weil sich Margo sowieso nie mit Rowdy eingelassen hätte, zumindest auf nichts, was über einen One-Night-Stand hinausging.

»Wenn ich mich recht erinnere, hast du es von dir aus angeboten.«

»Ich habe eher darauf bestanden.«

Sie nickte. Dash war ihre zweite Wahl gewesen, um sie bei ihrem Plan zu unterstützen, da sie Hilfe brauchte, um einen Grund zu haben, sich in der Bar aufzuhalten, ohne dass jeder einsame Trinker gleich versuchte, sie anzubaggern. Sie hatte zwar einerseits hilflos, verletzlich und betrunken wirken wollen, aber auch nicht erbärmlich.

Die erste Frau, die entkommen war, hatte sich anfangs zusammen mit ihrem Freund in der Bar aufgehalten. Die beiden hatten sich wie immer vor der Tür getrennt, und sie war auf der Straße entführt worden.

Daher gab Margo vor, eine leichte Beute zu sein, indem sie dieses Szenario nachstellte – zusammen mit Dash.

»Ich würde zu gern wissen, was du gerade denkst.« Dash sah sie auf eine Art und Weise an, die ihr viel zu nah ging.

Dass ich dich unglaublich vermisst habe. Aber sie entschied sich für eine andere Antwort. »Was machen wir hier, Dash? Es ist schon sehr spät, und ich habe einen langen Tag hinter mir.«

Er kniff die Augen zusammen und bewies ihr so, dass sie einen Nerv getroffen hatte. »Wenn du wieder in den Bars auf die Suche gehen willst, dann hättest du mich vorher anrufen sollen.«

»Ich bin ein großes Mädchen und komme schon allein klar.«

Er sah sie fragend an. »Wissen Logan und Reese, was du machst?«

Oh, jetzt wurde sie erst richtig wütend. Sie machte es sich auf ihrem Sitz bequem, da jetzt eine seit Langem überfällige Konfrontation anstand. Zwar wäre es ihr lieber gewesen, wenn sie das irgendwo anders besprochen hätten … an einem Ort, an dem sie mehr Platz hatten und an dem er nicht mit seiner Präsenz jeglichen Raum für sich beanspruchte, wo sie nicht seinen Geruch einatmen musste und sein großer, muskulöser Körper dem ihren so verlockend nah war.

Aber das ließ sich nun einmal nicht ändern, daher würde sie ihre Argumente jetzt vorbringen und ihn dann wegschicken. »Du bringst da was durcheinander, Dash. Meine Detectives stehen mir Rede und Antwort, und nicht umgekehrt.«

Er schien ihren befehlsgewohnten Tonfall und ihre offenkundige Wut einfach zu ignorieren. »Dann wissen sie nichts davon?«

»Ich bin niemandem Rechenschaft schuldig, und erst recht nicht dir.«

Als hätte er ihre Laune endlich zur Kenntnis genommen, zog er die Augenbrauen hoch. »Du weißt aber, dass das gefährlich ist.«

»Damit werde ich schon fertig.« Hatte sie nicht schon zu viele Nächte damit verbracht, der Gefahr, die seine Anziehungskraft auf sie ausübte, zu widerstehen?

»Was ist, wenn dein Plan aufgeht und du wirklich entführt wirst?«

»Aber genau das will ich doch.« Und ja, es war gefährlich. Tief in ihrem Inneren wusste sie, dass er recht hatte. Doch sie hatte so viele verdammte Probleme …

»Du brauchst Verstärkung.« Bevor sie etwas erwidern konnte, flüsterte Dash: »Lass mich das übernehmen.«

»Wir beide haben nicht dieselben Ziele.«

»Ich möchte mit dir schlafen«, gab er ungeniert zu. »Und du willst diese Schweine fangen – insofern hast du recht, dass unsere Ziele meilenweit auseinanderliegen.«

Wie immer sprach Dash seine Gedanken ungefiltert aus. Margo schüttelte den Kopf und tat damit das, was er wollte, sowie die Wirkung, die seine offenen Worte auf sie ausübten, ab.

»Aber«, fuhr Dash unbeirrt fort, »das eine schließt das andere nicht aus. Ich möchte ebenso wie du, dass diese Schweine verhaftet werden.«

Er möchte, dass sie verhaftet werden. Da waren keine Anzeichen von Wut oder Ekel über das, was passiert war, was die Männer getan hatten – oder was diese Frauen hatten durchmachen müssen.

Margo stieß die Luft aus. Wenn sie Rowdy Yates für ihre Sache gewann, würde er bei der Verfolgung dieser Kerle mit großer Zielstrebigkeit vorgehen.

Dashs Bruder Detective Logan Riske war einer der ehrlichsten, ehrenwertesten und engagiertesten Männer, die sie kannte, und konnte Ungerechtigkeit nicht ausstehen. Er war die verkörperte Ernsthaftigkeit.

Irgendwie war es schon seltsam, dass die beiden Brüder eine derart unterschiedliche Persönlichkeit besaßen.

Logan sah sie als geschlechtslose Vorgesetzte und nicht als Frau.

Aber Dash hatte sein Interesse an ihr fast vom ersten Augenblick an deutlich gemacht. Anders als Logan ging er das Leben spielerisch an und genoss jeden Augenblick.

In vielerlei Hinsicht war Margo genau wie der Rest ihrer Familie. Der Job bei der Polizei lag ihr einfach im Blut.

Aber andere Aspekte … andere genetische Verbindungen …

»Ich bin mir ziemlich sicher«, riss Dash sie aus ihren verstörenden Gedanken, »dass du auch mit mir schlafen willst.«

Es wäre sinnlos, es zu leugnen. Dash kannte sich mit Frauen aus. Aus diesem Grund sagte sie einfach die Wahrheit. »Das wird nicht passieren.«

»Warum nicht?«

»Ich bin Lieutenant an einem Revier, das erst vor Kurzem von einem Korruptionsskandal erschüttert wurde. Es hat mich viel Zeit gekostet und mir eine Menge Feinde eingebracht, die Ordnung wiederherzustellen.« Einige korrupte Polizisten hatten ihren Job auf diese Weise verloren, und andere, mit deren Pflichtbewusstsein es nicht weit her war, hassten sie dafür, dass sie sich gegen ihre Freunde gewandt hatte.

Logan und Reese gehörten zu einer Handvoll guter Polizisten, die sie zu einhundert Prozent unterstützt hatten.

Bei allem, was mit der Arbeit zu tun hatte, vertraute sie den beiden. Abseits des Reviers zog sie es jedoch vor, wenn sie sich aus ihren Angelegenheiten raushielten.

Wenn sie mit dem Bruder eines leitenden Detectives schlief, würden die Grenzen unweigerlich verschwimmen.

»Es ist wichtig, dass ich mein Arbeits- und mein Privatleben strikt trenne.« Nur wenige würden ihr Privatleben verstehen, und es gab viele andere, die besser nichts davon erfuhren.

»Denkst du etwa, ich würde mit Logan darüber reden?«

»Und vielleicht auch mit Reese.« Logan und Detective Reese waren schon seit Langem eng befreundet, und Logan und Dash standen sich so nah, wie es unter Brüdern nur möglich war. Außerdem trafen sie sich alle ständig.

Aus diesem Grund war der Kreis viel zu klein, als dass sie dieses Risiko eingehen wollte.

»Im Ernst?« Dash drückte seine breiten Schultern in die Ecke des Wagens, um sie besser ansehen zu können. »Glaubst du wirklich, Männer würden herumsitzen und sich von ihren Eroberungen erzählen?«

»Eroberungen?« Margo musste grinsen. »So nennst du das also?«

»Ich würde es so nennen, wenn ich zu der armseligen Sorte Mann gehören würde, die damit prahlt, wie, wann und mit wem sie geschlafen haben.« Er machte es sich langsam bequem und zog den Reißverschluss seines Mantels auf, unter dem ein schwarzes Thermoshirt zum Vorschein kam. »Aber dann habe ich eine gute Nachricht für dich: So etwas mache ich nicht. Vielleicht habe ich es mit siebzehn mal gemacht, seitdem aber nicht mehr. Und selbst wenn es so wäre – und ich versichere dir nochmals, dass dem nicht so ist –, glaubst du wirklich, Logan oder Reese würden sich anhören wollen, was bei uns alles abgeht?«

Jetzt siegte ihre Neugier, und sie sah ihm in die dunkelbraunen Augen. »Würde es denn abgehen?«

Dash starrte sie einige Sekunden lang an. »Das liegt ganz bei dir.« Seine Stimme klang jetzt tief und vielsagend. »Es kann genauso ablaufen, wie du es willst – solange überhaupt etwas läuft.«

Sie konnte sich gut vorstellen, dass der Sex mit Dash … gut wäre. Und bestimmt befriedigend. Der Mann strahlte Testosteron und Selbstsicherheit aus. Aber es wäre nur ein einmaliger Allerweltsfick. Er würde höflich und rücksichtsvoll sein und sich wie ein Gentleman benehmen. Zwar hätte sie kurzfristig Befriedigung gefunden, aber da wäre keine richtige Tiefe vorhanden. Kein Risiko.

Keine Gefahr.

Dummerweise reichte ihr alles andere einfach nicht.

Nicht, dass sie vorhatte, Dash je zu erzählen, was sie beim Sex brauchte. Das hob sie sich notgedrungen für flüchtige Abenteuer mit Fremden auf. Mit Männern, die sie kontrollieren konnte.

Mit Männern, die sie nie wiedersehen würde.

Sie tat so etwas nicht mit jemandem, der einem ihrer Detectives nahestand.

»Weißt du«, meinte Dash. »Logan ist meist der Ansicht, du wärst völlig versteinert. Reese denkt das auch. Das muss so eine Polizistensache sein. Für sie bist du eine Kollegin und keine unglaublich heiße Frau.«

Zwischen Logan und ihr hatte schon immer großer Respekt geherrscht. Bei Reese hatte es eine Weile gedauert, aber jetzt kamen sie gut miteinander aus. Beide waren sehr gute Detectives, und sie konnte sich glücklich schätzen, dass diese beiden Männer für sie arbeiteten.

Aber sie waren keine Kollegen. »Ich bin ihre Vorgesetzte.«

Dash grinste. »Vielleicht hat deine Haltung ihre Perspektive beeinflusst.«

Noch nicht einmal jetzt konnte er ernst sein. »Möglicherweise.« Abgesehen von dem, was es beinhaltete, Polizist zu sein, wusste sie nur wenig über die Gedankenwelt der Männer – und das wenige, das sie wusste, gefiel ihr nicht besonders.

»Ich bin nicht der Einzige, der das so sieht.«

Sie zog eine Augenbraue hoch. »Wie bitte?«

»Na, dass du sexy bist.« Er schaute sie viel zu interessiert an und schien ihre Reaktionen abzuwägen. »Rowdy ist derselben Meinung.«

Das war schon ziemlich aufregend, aber sie ließ sich nichts anmerken. »Rowdy hat seine Barkeeperin geheiratet.«

»Aber deswegen ist er nicht gleich blind geworden, oder?«

Nein, auch wenn es vielleicht besser wäre. Sie verabscheute untreue Männer fast ebenso wie solche, die körperlich übergriffig wurden.

»Aber du weißt auch, dass Rowdy keine Polizisten mag. Zwischen euch beiden wäre nie etwas gelaufen.«

Großer Gott, hatte er etwa ihre Gedanken gelesen? Wusste er, dass sie zuerst an Rowdy interessiert gewesen war?

Wusste noch jemand davon?

Sie hatte versucht, ihr Pokerface aufzusetzen, aber er hatte sie eiskalt erwischt. Daher gab sie es jetzt einfach zu. »Rowdy besitzt eine gewisse Anziehungskraft, aber selbst wenn er interessiert gewesen wäre, hätte ich nie etwas mit ihm angefangen.«

»Ah«, spottete Dash. »Das wäre dir immer noch zu riskant, was? Schließlich ist seine Schwester mit Logan verheiratet, und du hast große Angst, dass es zu Klatsch und Tratsch kommen könnte …«

Margo verlor die Geduld. »Soll dieses Gespräch irgendwohin führen? Denn wenn dem so ist, dann kannst du gern mal zum Punkt kommen.«

»Okay.« Dash war so frei, die Heizung runterzudrehen, da es inzwischen warm im Wagen geworden war. »Ich warte auf deine Antwort.«

»Worauf?« Sie sah auf die Uhr am Armaturenbrett. Wenn sie nicht bald nach Hause kam, konnte sie gleich wach bleiben. Ihre Schicht fing in weniger als fünf Stunden an.

Bevor sie überhaupt wusste, was er vorhatte, beugte sich Dash über die Mittelkonsole zu ihr herüber, und ihr stockte der Atem.

Sie runzelte die Stirn, und dann berührten seine Lippen ganz leicht die ihren.

»Auf das hier«, murmelte er mit rauer Stimme.

Margo konnte nicht leugnen, dass es sich gut anfühlte, einem Mann, diesem Mann, nahe zu sein, seine Körperwärme in sich aufzusaugen, seine heisere Stimme zu hören und die gezügelte Kraft, die allen guten Männern innezuwohnen schien, zu spüren.

Er verharrte wenige Zentimeter vor ihr und wartete.

Als sie nicht von ihm abrückte, beugte sich Dash erneut vor und drückte ihre Lippen mit seinen sanft auseinander. Margo entspannte sich, als sie seine Zunge spürte, die erst über ihre Lippen fuhr und sich dann daranmachte, ihren Mund zu erkunden.

Himmel, schmeckte er gut. Genau so, wie ein Mann schmecken sollte. Ihr Herz schlug schneller. Dash war dank seiner Arbeit in seiner Baufirma muskulöser als viele andere Männer. Er war groß, attraktiv, freundlich … und sexy.

Was würde es schon schaden, wenn sie nachgab? Wenn sie das kurze Vergnügen, das er ihr anbot, auskostete? Es würde keinen Bestand haben und sie nur dazu bewegen, mehr zu wollen und sich nach Dingen zu sehnen, die sie nicht haben konnte.

Nach unvernünftigen Dingen.

Unanständigen Dingen.

Margo legte die Hände flach auf seine Brust und schob ihn von sich weg. »Das ist genug.«

Er stützte seine Stirn an ihre. »Unsere Definition von genug scheint sich ebenso sehr voneinander zu unterscheiden wie unsere Ziele.«

»Ich … kann nicht.«

Dash blieb ganz in ihrer Nähe, runzelte kaum merklich die Stirn und sah ihr ins Gesicht, in die Augen … in die Seele. »Sag mir, warum.«

Das konnte sie nicht. »Es tut mir leid.« Musste sie jetzt so klingen, als wäre sie außer Atem? »Du solltest jetzt gehen.« Bevor sie ihre Meinung noch änderte und ihr Leben unnötig erschwerte. Es wäre ihm gegenüber nicht fair … und ihr gegenüber auch nicht.

Dash drängte sie nicht, aber seine Anspannung schien noch weiter zuzunehmen. Er hatte noch immer eine Hand an ihrer Wange und strich ihr mit dem Daumen über die Schläfe. »Du hast mir glasklar zu verstehen gegeben, was du willst. Dass du kein Interesse hast. Ich höre, wie du es sagst, und glaube dir. Ich sehe dich so vor mir und bin überzeugt.«

Sie bekam einfach nicht genug Luft, um die Enge in ihrem Brustkorb loszuwerden. »Aber?«

»Aber gleichzeitig sendest du vermischte Signale aus.«

Auf den Punkt gebracht. Vielleicht war er Logan doch nicht so unähnlich. Seinem Bruder entging schließlich nicht einmal der noch so kleinste Hinweis. »Es tut mir leid.«

»Das ist alles?« Er ließ sich wieder auf seinen Sitz fallen, und seine Augen glitzerten in der Dunkelheit. »Das ist deine Erklärung?«

Sie schüttelte den Kopf. »Ich erkläre mich nicht. Es war nur eine Entschuldigung.« Ohne es sich bewusst zu machen leckte sie sich über die Unterlippe – und sah das Verlangen in seinen dunklen Augen. »Ich bin dir überhaupt nichts schuldig, Dash.« Sie würde ihm auf keinen Fall gestehen, dass sie ihn begehrte, aber nicht genug, um die Probleme ignorieren zu können. Der Sex mit Dash wäre wie ein Bungeesprung, wo sie doch lieber Fallschirmspringen würde.

»Nein«, sagte er leise, »das tust du nicht.« Mit ausdrucksloser Miene und bar seines sonst üblichen angeborenen Humors knöpfte er sich den Mantel wieder zu, öffnete die Wagentür und stieg aus. Die kalte Winterluft schlug Margo in das überhitzte Gesicht – aber sie wurde noch von Dashs Stimmung übertrumpft, die mit einem Schlag eisig geworden war. »Fahr vorsichtig, Margo.«

Er gehörte zu den wenigen Menschen außerhalb ihrer Familie, die sie so nennen durften. Für den Rest der Welt war sie Margaret, ein steifer, regelkonformer, unantastbarer Lieutenant.

Dash knallte die Tür nicht zu, sondern schloss sie ruhig, und dann ging er weg, wobei er die Schultern gegen den unablässigen Schneeregen hochzog.

Saul Boyle stand unter dem Vordach der Bar, und seine Sicht wurde durch den Schnee und Graupel behindert, während ihm der eiskalte Wintersturm bis in die Knochen zu gehen schien. Er beobachtete, wie der Mann wieder aus dem Wagen ausstieg. Das war eine kurze Unterhaltung gewesen. Sein Bruder Curtis würde sich freuen.

»Sie ist jetzt allein«, sagte er in sein Handy.

»Die Straßen sind der Horror«, erwiderte Curtis und fügte dann hinzu: »Es wäre mir lieber, wenn Toby bei dir wäre.«

Bei diesen Worten wurde Saul neidisch und wütend. »Er ist erst morgen wieder verfügbar, und bis dahin könnten wir unsere Chance vertan haben.«

»Es wird weitere Gelegenheiten geben.«

Er knirschte mit den Zähnen. »Ich brauche Toby nicht. Ich habe dir doch gesagt, dass ich jemanden habe, der mir hilft.«

»Ja, diesen armseligen Junkie, der Kohle für seinen nächsten Schuss braucht.«

Warum musste Curtis jede Entscheidung, die Saul traf, ins Lächerliche ziehen? »Er wird seine Arbeit machen, Curtis, das verspreche ich dir.«

Es gab eine längere Pause, in der Curtis schon zu schwitzen anfing. Dann: »Du trägst da eine große Verantwortung, Saul.«

»Ich weiß.« Die Vorstellung, dass er sich Curtis gegenüber beweisen konnte, machte ihn ganz aufgeregt. Aber er war so gut wie alle anderen. Er war besser als Toby. »Ich erledige das.«

»Das will ich hoffen, Saul. Ich will, dass mich die Polizei in Ruhe lässt, und nicht, dass sie sich noch mehr in meine Geschäfte einmischt.«

»Sie ist diejenige, die die Ermittlungen leitet, und sobald sie weg ist, werden die anderen Ruhe geben.« Saul ging langsam auf den Van zu, in dem sein entbehrlicher Helfer wartete. »Nach dem heutigen Abend wird kein Hahn mehr nach ihr krähen.«

»Perfekt. Sag mir Bescheid, wenn es erledigt ist.« Dann legte Curtis auf.

Während seine Vorfreude stieg, lief Saul grinsend durch den immer höher werdenden Schnee. Curtis liebte die langsame Qual, die ihren Spielchen innewohnte, aber Saul lebte für die Brutalität eines Überraschungsangriffs – solange dieser nicht gegen ihn gerichtet war. Zwar konnte Curtis unberechenbar sein … aber nein. Sein Bruder war auch fair. Brutal, wenn es notwendig war, aber er wusste, was er tat.

Curtis war der Denker und Planer. Sein Geld und seine Macht ermöglichten das alles erst. Saul genoss es, den Part des Schlägers zu übernehmen.

Gemeinsam waren sie ein unaufhaltsames Team.

Mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht sah Margo Dash hinterher, bis er in der Dunkelheit verschwand. Aus Gründen, die sie selbst nicht begreifen konnte, fühlte sie sich besiegt, und ihre Augen brannten.

Verdammt, warum musste er alles nur so kompliziert machen?

Sie schaltete die Scheinwerfer ein, schnallte sich an und legte den Gang ein. Da sich keine anderen Autos auf der Straße befanden, fuhr sie vom Parkplatz auf die vereiste Straße und passte sich dem schlechten Wetter an, indem sie nur sehr langsam fuhr.

Das Frostschutzmittel und die Scheibenwischer kamen gegen das Eis, das sich auf der Windschutzscheibe bildete, kaum an. Zweimal spürte sie, wie die Reifen ausbrachen, und verringerte die Geschwindigkeit noch weiter. Im Laufe der Nacht würden noch viele Anrufe auf dem Revier eingehen, da es zu zahlreichen Unfällen kommen würde. Sie konnte nur hoffen, dass sich dabei niemand schwer verletzte.

In ihre Gedanken versunken fuhr sie über eineinhalb Kilometer, bis sie auf einmal von links grelle Scheinwerfer sah, die die finstere Nacht erhellten. Geblendet riss sie eine Hand hoch, um ihre Augen abzuschirmen … und wurde sich bewusst, was gerade geschah.

Der Wagen würde sie rammen, und angesichts des Tempos, mit dem er auf sie zukam, geschah es absichtlich. Beim Aufprall würde sie verletzt werden, wenn nicht gar umkommen.

Verdammt, jetzt würde sie nie erfahren, wie es war, mit Dashiel Riske zu schlafen.

Der letzte Gedanke hatte sich kaum in ihrem Kopf manifestiert, als auch schon Metall auf Metall krachte und es in ihren Ohren dröhnte. Die Wucht des Aufpralls erschütterte jeden Knochen in ihrem Körper. Sie schlug mit dem Hinterkopf gegen den Sitz … und als langsam alles um sie herum schwarz wurde, hörte und sah sie nichts mehr.

2

Der Van, der auf Margos Fahrertür zuraste, riss Dash aus seiner Verärgerung.

Sie wurde angegriffen!

Angst und Wut drohten ihn zu übermannen, aber keine der beiden Emotionen war in dieser Situation hilfreich, daher schaltete er auf Autopilot. Er verlangsamte sachte das Tempo, um auf der glatten Straße nicht zu rutschen, verkrampfte die Hände um das Lenkrad und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass sie nicht verletzt wurde.

Aufgrund des schlechten Wetters hatte er beschlossen, hinter ihr herzufahren, um sicherzustellen, dass sie heil nach Hause kam. Er hatte nicht vorgehabt, sie das merken zu lassen, aber jegliche Heimlichkeit geriet auf einen Schlag in Vergessenheit.

Sein Magen zog sich zusammen, als er sah, wie der bullige Van ihren Lexus seitlich rammte. Mit hämmerndem Herzen parkte er seinen Truck halbherzig am Straßenrand und riss die Tür auf. Er wusste, dass er schnell zu ihr musste, und beeilte sich, obwohl er bei jedem Schritt ausrutschte.

Ihr Wagen schlingerte zur Seite, drehte sich einmal und prallte gegen einen Telefonmast. Die Airbags wurden ausgelöst, und Glas zerbrach. Von den Drähten fielen dicke Klumpen aus Schnee und Eis herunter.

Noch bevor die Geräusche des Unfalls in der finsteren Nacht verklungen waren, hatte Dash sie bereits erreicht. Als er sah, dass die Wagentür völlig zerstört und eingedrückt war und dass überall Glassplitter herumlagen, schnürte ihm die Angst die Kehle zu.

»Großer Gott.« Der schreckliche Klang des knirschenden Getriebes und des aufheulenden Motors verriet Dash, dass der Fahrer des Vans den Aufprall gut überstanden hatte und jetzt verzweifelt versuchte, aus der Schneewehe freizukommen.

Dash streckte die Hand nach dem Türgriff von Margos Wagen aus.

Er zerrte zweimal mit ganzer Kraft daran, bis das Metall endlich kreischend nachgab und die Tür aufging. Margo lag zusammengesackt über dem Lenkrad und dem schlaffen Airbag, und ihr kleiner Körper wirkte leblos.

Vorsichtig legte Dash ihr zwei Fingerspitzen an den Hals … und stieß die Luft aus, als er ihren gleichmäßigen Puls fühlte. Gott sei Dank!

Wie viel Zeit hatte er noch, bis der Van aus der Schneewehe rauskam?

Und was würde dann passieren?

»Margo? Komm schon, Süße, rede mit mir.« Da er nicht wusste, ob sie am Hals oder an der Wirbelsäule verletzt war, wollte er sie lieber nicht bewegen. Er holte sein Handy aus der Tasche und rief seinen Bruder und nicht etwa den Notruf an.

Logan meldete sich mit: »Was gibt’s?«

»Margo war gerade in einen Unfall verwickelt. Es sieht schlimm aus. Wir sind«, er sah sich um und entdeckte die Straßenschilder, »Ecke Second und Main. Sie ist bewusstlos.«

»Sind noch andere Wagen in den Unfall verwickelt?«, wollte Logan wissen, der ruhig und kontrolliert blieb.

Dash konnte hören, wie sein Bruder sich bewegte, und wusste, dass er unterwegs war. »Ein alter Lieferwagen.« Abgesehen von den grellen Scheinwerfern des Lexus und des Vans waren die leeren Straßen dunkel. Vor lauter Anspannung lief ihm ein Kribbeln den Rücken herunter, und er konnte die nahende Gefahr fast schon riechen.

»Bist du verletzt?«

»Mir geht es gut, aber …« Dash konnte es fast nicht glauben, aber er wusste, was er gesehen hatte. »Sie wurde gerammt, Logan.«

»Du meinst, mit Absicht?«

Für ihn hatte es ganz so ausgesehen. Bei derart vereisten Straßen war es natürlich auch durchaus möglich, dass der Idiot hinter dem Lenkrad einfach nicht vernünftig fahren konnte.

Aber Dash wollte kein Risiko eingehen. »Davon gehe ich aus.«

Logans Stimme klang jetzt gehetzter. »Wenn sie bewusstlos ist, dann bewege sie nur, wenn du musst. Aber falls du glaubst, dass ihr in Gefahr seid, dann schnapp sie dir und geht in Deckung. Hast du verstanden?«

Verdammt. Er blickte erneut zum Van hinüber, der sich noch immer nicht aus dem Schnee befreit hatte. »Ja.«

»Nimm ihre Waffe, wenn es sein muss.«

Es war bezeichnend, dass Logan nicht einmal fragte, ob Margo bewaffnet war. Er wusste, dass sie nicht ohne Waffe das Haus verließ. »Geht klar.«

Auf einmal richtete sich Margo auf und stieß ein herzergreifendes Stöhnen aus. Ihr lief Blut am Ohr vorbei die Schläfe herunter und tropfte von ihrem Unterkiefer. In ihrem kurzen dunklen Haar glitzerten Glassplitter von der zertrümmerten Windschutzscheibe.

Sie keuchte, schlug die Augen auf, zuckte zusammen und fluchte leise.

Dash hockte sich neben sie vor die Wagentür. »Sie ist wach.«

»Sag ihr, dass Verstärkung und ein Krankenwagen unterwegs sind. Und Dash? Pass auf dich auf.«

»Na klar.« Er legte auf und steckte das Handy in die Hosentasche. »Sitz ganz still, Süße. Logan schickt Hilfe.«

»Dash?«

»Ja, ich bin’s.« Hatte sie eine Gehirnerschütterung? Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht und zuckte zusammen, als er die klaffende Wunde am Haaransatz sah. Zwar wollte er sie nicht beunruhigen, aber es wäre ihm schon lieber, wenn er sie in seinen Truck schaffen könnte, damit sie im Notfall von hier verschwinden konnten. »Du hast dir den Kopf angeschlagen. Tut dir sonst noch etwas weh?«

»Alles.« Als wären ihre Verletzungen nicht weiter wichtig, flüsterte sie: »Der andere Wagen?«

»Ein Lieferwagen.« Er warf einen Blick in die Richtung, aber durch die Windschutzscheibe war nichts als Dunkelheit zu erkennen. »Der sitzt vorerst im Schnee fest.«

Anstatt beruhigt zu sein, zog sie die Waffe und versuchte, sich zu Dash umzudrehen, da sie vermutlich aussteigen wollte. Doch der Sicherheitsgurt hielt sie davon ab, und sie sog vor Schmerz die Luft ein.

»Lass mich dir helfen.« Sie hatte den linken Arm noch nicht bewegt, daher war er sehr vorsichtig, als er um sie herumgriff, vorsichtig den Sicherheitsgurt löste und sie befreite.

Margo schaute an ihm vorbei, schluckte schwer, blinzelte zweimal und stieß dann keuchend aus: »Weg.«

Ihre Stimme war so schwach, dass er sie kaum hören konnte, aber er versuchte lieber nicht, ihr die Waffe wegzunehmen. »Hast du eine Ahnung, wer das ist?«, wollte er wissen und sah erneut zu dem Van hinüber.

»Ja.« Sie kniff die Augen zusammen, da sie so starke Schmerzen hatte. »Ärger.«

Die Reifen des Lieferwagens fassten endlich wieder. Er rutschte ein Stück nach vorn, schlierte zur Seite und machte dann merkwürdigerweise eine halbe Drehung, sodass die Front wieder in ihre Richtung zeigte.

»Ach, verdammt.« Sein erster Instinkt war richtig gewesen. »Wir müssen hier weg. Sofort.«

Margo biss die Zähne zusammen und schwang ein Bein aus dem Wagen.

Das ging nicht schnell genug. Der Van schoss wieder auf sie zu, daher tat Dash das einzig Richtige und hob Margo hoch. Sie stieß einen kurzen Schrei aus, erschauderte und hielt dann ganz still.

So tapfer. Und so unglaublich dickköpfig.

Der Van raste näher, und Dash wusste, dass er seinen Truck nicht mehr rechtzeitig erreichen würde. Stattdessen hielt er auf den Bürgersteig zu und rannte in die schmale Gasse zwischen zwei Ziegelsteingebäuden. Verdammt. Hier gab es keinen Ausweg.

Margo stöhnte verkrampft auf und verlagerte das Gewicht, um zielen zu können. Schon ertönte ein lauter Knall viel zu dicht neben seinem Ohr.

Beinahe hätte er sie fallen gelassen.

Sekunden später hörte er, wie das Feuer erwidert wurde, und hockte sich mit ihr hin, wobei er versuchte, sie möglichst mit seinem Körper abzuschirmen. Dann versuchte er, sich hinter einem großen Müllcontainer aus Metall mit ihr in Deckung zu begeben.

Sie biss die Zähne zusammen, als er sie auf dem schmutzigen, vereisten Boden hinter dem hoch aufragenden Container absetzte. Eine dicke Eisschicht bedeckte alle Oberflächen. Ihr Atem gefror vor ihr in der Luft.

»Ist alles okay?«

Sie saß klein, verwundet und benommen da und versuchte dennoch, sich zusammenzureißen und ihm steif zuzunicken.

Er konnte ihr ansehen, dass sie große Schmerzen hatte. Tat ihr nur der Kopf weh oder noch mehr? Wie konnte er ihr jetzt helfen? Ihr lief weiterhin Blut über das Kinn und den Hals. Im Licht der Lampe über ihnen konnte er erkennen, dass sie kreidebleich war.

Sie hörten beide, wie der Motor des Lieferwagens vor dem Eingang der Gasse im Leerlauf röhrte. Da ihm gar nicht gefiel, wie ihre Chancen standen, stemmte Dash eine Schulter gegen den schmutzigen Müllcontainer und verschob ihn ein Stück, damit er ihnen eine bessere Deckung bot. Er beäugte die Fenster der beiden Gebäude, zwischen denen sie festsaßen. Eines war vergittert und ohnehin viel zu hoch, als dass sie es erreichen konnten. Das andere lag ungeschützt da, und sie konnten unmöglich hindurchsteigen, ohne dass man auf sie schoss.

»Dash?«

»Es wird bald Hilfe hier sein«, meinte er ein wenig geistesabwesend. Sie sollte sich keine Sorgen machen. Er konnte sie nur beruhigen und mit seinem Körper schützen, mehr aber auch nicht. Im Müll entdeckte er ein langes, dickes Rohr, das er an sich nahm. Es konnte im Nahkampf eine gute Waffe abgeben. Er warf Margo einen Blick zu. »Du hast nicht zufällig eine zweite Waffe bei dir?«

»Nein. Ein zusätzliches Magazin und Handschellen … in meiner Handtasche.«

»Und die ist noch im Wagen?«

»Ja.«

»Hast du da noch weitere Waffen?«

»Ein AR-15 im Kofferraum.«

Dash kaute auf seiner Oberlippe herum und überlegte, ob er es zum Wagen und wieder zurück schaffen konnte …

»Nein.« Margo verlagerte das Gewicht und zuckte zusammen. »Denk nicht mal daran.«

Wenn er ihren Zustand bedachte, hätte er ihr am liebsten die Waffe abgenommen, aber er wusste, dass sie das nicht zulassen würde. Die Art, wie sie die Pistole festhielt, verlieh ihr Trost. Sein Bruder war genauso. Logan hatte schon oft gesagt, dass er sich ohne seine Waffe nackt fühlte.

Plötzlich drangen einige Geschosse in die Wand des Müllcontainers und prallten von den umliegenden Mauern ab. Fluchend warf sich Dash über Margo und versuchte, sie mit der Brust und den Armen vor den durch die Luft fliegenden Stein- und Mörtelbrocken zu schützen. Sie waren einander so nahe, dass sie sich fast küssten.

Als der Kugelhagel endete, lehnte sich Dash zurück, musterte Margo und strich ihr mit den Händen über das Gesicht und das Haar. Da waren glücklicherweise keine neuen Wunden zu entdecken.

Sie zuckte vor seiner Berührung zurück und schluckte hörbar. »Mir ist schwindlig.«

Das kam vermutlich von ihrer Kopfverletzung. Eine seltsame und explosive Mischung aus Zorn und Sorge breitete sich in ihm aus. Aber Margo war erfahren und kannte sich in solchen Situationen aus, daher würde er ihr nur zu gern die Führung überlassen. »Was kann ich tun, um zu helfen?«

Sie wischte sich mit dem Handgelenk ihrer Schusshand das Blut aus dem Gesicht. Selbst bei dieser Bewegung zuckte sie vor Schmerz zusammen. Sie biss sich auf die Unterlippe und holte zweimal tief Luft. »Ich muss das Feuer erwidern, schaffe es aber nicht.«

Er strich ihr noch einmal das Haar aus der Stirn, um ihre Verletzung in Augenschein zu nehmen. »Logan ist unterwegs.«

»Bis er hier ist, sitzen wir auf dem Präsentierteller, und diese Leute scheinen sehr entschlossen zu sein.«

Womit sie sagen wollte, dass die Angreifer näher kommen würden, wenn sie nicht zurückschossen. »Soll ich das Feuer erwidern?«

Sie hielt mit versteinerter Miene die Luft an, sah um die Ecke des Müllcontainers und ging dann wieder in Deckung. »Sie wollen mich tot sehen«, erklärte sie und sackte neben ihm auf den Boden.

Den Teufel würden sie tun. Dash gelang es nur mit großer Mühe, seine Stimme ruhig zu halten. »Das wird nicht passieren.«

Als hätte er überhaupt nichts gesagt, schien sie weiterhin innerlich mit sich zu ringen und umklammerte die Glock mit der rechten Hand, während sie unkontrolliert zitterte. »Ich kann den Arm einfach nicht stillhalten.«

»Ich kann schießen«, beteuerte Dash. Er zog den Mantel aus und wickelte ihn Margo um die Beine.

Sie sah ihn unschlüssig an. »Bist du auch gut?«

»Logan hat es mir beigebracht.« Das sagte eine Menge aus. »Ich bin gut genug, um diese Leute abzuwehren, bis er hier ist.«

Von der Straße her wehten leise Stimmen zu ihnen herüber. Diese Mistkerle dachten schon, sie hätten gewonnen, und schmiedeten Pläne.

»Jetzt oder nie, Babe.«

Margo nickte kurz. »Du wirst sie mir abnehmen müssen.«

Dash begriff zuerst nicht, was sie damit meinte, aber als sie einfach nur blutend und angeschlagen dasaß und die Waffe festhielt, verstand er auf einmal, was sie wollte. »Ganz ruhig.« Vorsichtig löste er ihre steifen, kalten Finger von der Waffe.

»Wag es nicht, einen unschuldigen Passanten zu treffen.«

Angesichts der Tatsache, dass es mitten in der Nacht war, das Wetter kaum schlechter sein konnte und der Schusswechsel weit zu hören war, rechnete er nicht damit, irgendwelche Unbeteiligten in der Nähe zu entdecken. »Das habe ich auch nicht vor.« Er hielt die Waffe bereit und rückte nach und nach immer weiter vor … bis er einen Mann entdeckte, der aus dem Fahrerfenster des Vans auf sie zielte.

Er brauchte nur den Bruchteil einer Sekunde, um sich das Gesicht des Mannes genau einzuprägen.

Schon wurde wieder auf sie geschossen, und die Geräusche waren beunruhigend. Dash spürte, wie Margo zusammenzuckte, und gab drei schnelle Schüsse ab, bevor er wieder in Deckung ging.

Margo sah ihn benommen, aber auch bewundernd an. »Hast du was getroffen?«

»Den Van.« Möglicherweise. Er war ein ganz guter Schütze, solange man ihn nicht mit Logan oder Reese verglich … und Margo konnte bestimmt auch besser schießen.

Sie rutschte weiter an die Ziegelsteinmauer heran, wobei sie nur den rechten Arm benutzte und den linken in einem seltsamen Winkel hielt, und machte ihm etwas mehr Platz. »Schieß weiter.« Dash sah, dass sie flach atmete, und spürte ihre unerschütterliche Kraft.

Verdammt, sie brauchte einen Arzt. Aber eins nach dem anderen.

Wieder schlich er sich nach vorn und gab zwei Schüsse in Richtung Van ab. Dieses Mal wusste er mit Sicherheit, dass er einen Reifen und den Kühlergrill getroffen hatte. Flüche hallten durch die Nachtluft.

»Der nächste geht durchs Fenster, ihr Arschlöcher!«

Unfassbarerweise kicherte Margo leise.

Anscheinend hatten die Mistkerle begriffen, dass ihre Position mitten auf der Straße nicht die beste war – vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass sich ihre Opfer wehrten –, und sie gaben auf. Der Van beschleunigte und schaffte es auch mit zerstörtem Reifen, sich vom Tatort zu entfernen.

Dash steckte den Kopf um die Ecke und sah dem Wagen hinterher, bis er nicht mehr zu erkennen war. »Bleib hier.«

Margo stieß ein leises Geräusch aus, das durchaus eine Bestätigung hätte sein können.

Er stand auf, schlich sich an der Mauer entlang zur offenen Straße und sah sich um, aber da war nichts als leere Gebäude und glitzerndes Eis zu erkennen. Der Wind jaulte, und nun merkte Dash erst, dass er seinen Mantel nicht mehr trug. Aber er ignorierte die bittere Kälte, da ihm ohnehin nichts anderes übrig blieb.

Die Rücklichter des Vans verblassten in der Nacht, und Dash starrte in diese Richtung, bis das klappernde Geräusch des zerschossenen Reifens nicht mehr zu hören war.

Als er zu Margo zurückkehrte, war sie an der Wand in sich zusammengesunken und hatte die Augen geschlossen. Sie rührte sich nicht mehr, und das jagte ihm eine Heidenangst ein.

»Hey.«

Sie machte sich nicht die Mühe, ihn anzusehen, aber vielleicht konnte sie es auch nicht mehr. »Sind sie weg?«

Vor Erleichterung bekam er beinahe weiche Knie. »Vorerst zumindest.« Er konnte nur hoffen, dass sie nicht im Kreis fuhren und zurückkehrten, und beschloss, vorsichtshalber wachsam zu bleiben.

Es kam ihm vor, als hätte das Ganze eine Stunde gedauert, auch wenn wahrscheinlich gerade mal fünf Minuten vergangen waren. Ihre Verstärkung würde bestimmt bald eintreffen.

Er legte die Glock zwischen sie auf den Boden, hob sein Thermoshirt an und riss einen Streifen von seinem weißen Unterhemd ab.

»Was machst du denn?«

»Keine Sorge, ich bin gleich wieder da.« Er huschte geduckt aus der Gasse, näherte sich vorsichtig der Straße und stellte fest, dass sie immer noch leer war. Um ihn herum funkelte das Eis im Licht der Sterne und des Mondes. Wie ein leises Windspiel erzeugten die Graupeln, die weiter vom Himmel fielen, ein kaum hörbares Geräusch. Die Luft war so kalt, so eisig, dass ihm das Atmen schwerfiel.

Das alles hätte einen wunderschönen Anblick abgegeben, wären da draußen nicht irgendwelche Schweine gewesen, die sie umbringen wollten.

Da der Van sehr weit weggefahren war, würden die Schützen wenigstens ein paar Minuten brauchen, um sich zu Fuß zurückzuschleichen, aber er bezweifelte, dass sie das tun würden. Sie mussten wissen, dass die Polizei bald eintreffen würde.

Dash marschierte durch den tiefen Schnee und war dankbar dafür, dass er seine Stiefel angezogen hatte. Er stopfte Schnee und Eis in den Stofffetzen und band ihn zu. Nachdem er sich ein letztes Mal umgesehen hatte, kehrte er mit seinem behelfsmäßigen Kühlpack zu Margo zurück.

Bei ihr angekommen, war er gleichzeitig beeindruckt von ihrer Tapferkeit, besorgt ob ihrer Lethargie und stellte fest, dass sein Beschützerinstinkt in ihm erwachte. »Lass die Augen zu.« Ganz vorsichtig zupfte er die winzigen Glassplitter aus ihren kurzen dunklen Haaren und von den Schultern ihres schwarzen Wollmantels, bevor er das Eis an ihren Kopf drückte.

Sie verzog das Gesicht, sagte aber keinen Ton.

Er hielt das Bündel fest und musterte sie. »Bist du noch woanders als am Kopf verletzt?«

Es gelang ihr nur mit Mühe, die Augen aufzuschlagen und ihn anzusehen. »Leider ja.«

Sein Herzschlag stockte kurz. Obwohl er sich vor der Antwort fürchtete, fragte er: »Wo?«

Sie stieß langsam die Luft aus und öffnete die farblosen Lippen, um schneller atmen zu können, bis sie fast schon keuchte. »Dummerweise habe ich mir den linken Ellbogen ausgekugelt.«

Was zum Teufel? Dash sah erst jetzt so richtig, dass sie den linken Arm leicht vom Körper abwinkelte und irgendwie seltsam hielt. Ihre rechte Hand, mit der sie zuvor die Waffe so fest umklammert hatte, war nackt, aber an der linken trug sie einen Lederhandschuh. »Bist du sicher?«

Sie sah ihn mit ihren geröteten Augen spöttisch an. »Ziemlich sicher.«

»Warum hast du denn nichts gesagt?«, wollte er wütend wissen.

Wieder schloss sie die Augen, als koste es sie zu viel Kraft, sie offen zu halten. »Was hättest du denn dagegen tun können?«

Das wusste er auch nicht, aber sie hätte es ihm dennoch sagen sollen. »Als ich dich aus dem Wagen geholt habe …« Himmel, er hatte sie sich fast schon über die Schulter geworfen und war mit ihr fast schon hierher gerannt.

»Das hat höllisch wehgetan, aber erschossen zu werden wäre weitaus schlimmer gewesen.« Margo war vor Schmerz kreidebleich. »Du hast dich gut geschlagen, Dash. Besser, als ich erwartet hatte.«

Was hatte sie denn gedacht? Dass er die Nerven verlieren würde? Dass er sich hinter ihr, dem großen, erfahrenen Lieutenant, verstecken würde?

Er wurde immer wütender und auch langsam sauer. Dabei wurde er doch sonst nie wütend. Er war der Ausgeglichene, der, der das Leben und alles, was es zu bieten hatte, genoss. Er war nie ärgerlich, warum auch? Schließlich fühlte er sich in vielerlei Hinsicht gesegnet.

Seine Eltern bewunderten ihn, und auf so einen Bruder wie Logan wäre jeder stolz gewesen.

Die meisten hätten ihn als wohlhabend bezeichnet, aber da ihm Geld nicht sehr viel bedeutete, zog er es vor, sich als »finanziell sicher« zu betrachten.

Dank seiner Gene war er groß und kräftig, und seinen fitten Körper hatte er bei der Arbeit in seinem Bauunternehmen gestählt – sodass er jetzt noch anziehender auf Frauen wirkte.

Das führte ihn zurück zu seiner Verärgerung über Margo … der einzigen Frau, die ihn bei jeder Gelegenheit abgewiesen hatte. Nun wusste er, dass sie ihn für einen Schwächling hielt.

Doch da sie dringendere Probleme hatten, beschloss er, dieses Thema später mit ihr zu besprechen. Er konnte hören, dass sie mit den Zähnen klapperte – zumindest dann, wenn sie sie nicht gerade vor Schmerz zusammenbiss –, daher lehnte er sich neben ihr mit dem Rücken an die Wand und zog sie vorsichtig an sich, um sie zu stützen und zu wärmen.

Sie seufzte und ließ sich gegen ihn sinken, um sich an seine Schulter zu kuscheln. »Hmm, du bist so warm.«

Ihre Stimme klang benommen, und auch das machte ihm Sorgen. »Tut mir sehr leid, aber du kannst jetzt nicht schlafen.« Sie hatte ganz bestimmt eine Gehirnerschütterung zusätzlich zu ihren anderen Verletzungen. Himmel, das alles war doch einfach unfassbar! Er legte einen Arm um sie und versuchte, sie zu wärmen, so gut es ging. »Der Krankenwagen müsste gleich hier sein.«

Noch während er das sagte, war das Jaulen näher kommender Sirenen in der Ferne zu hören. Vermutlich hatte er nur noch eine Minute mit ihr allein. Er schüttelte seinen Mantel aus, wickelte ihn um ihrer beider Beine und sorgte so dafür, dass seine Körperwärme nicht vergeudet wurde. »Bald kannst du dich ausruhen.«

»Du musst mich nicht bemuttern.«

»Ich weiß«, erwiderte er und sah ihr in das verletzte, aber wunderschöne Gesicht. »Ich glaube, es blutet nicht mehr.«

Sie öffnete die blauen Augen und sah ihn benommen an. »Du siehst vielleicht aus, Dash. An dir ist überall Blut.« Ihr Blick wanderte über seinen Hals und seine Brust. »Ist das alles von mir?«

»Ja.«

»Das tut mir leid.«

Warum war sie noch immer so distanziert? »Mach dir deswegen keine Sorgen.« Die ruinierten Klamotten waren die geringste seiner Sorgen.

Sie zog die schmalen Augenbrauen zusammen. »Du bist mir gefolgt.«

»Nur aus Instinkt«, lautete seine Entschuldigung. »Ich weiß ja, dass du Polizistin bist und auf dich aufpassen kannst. Aber ich bin ein Mann, und ich konnte nun mal nicht anders, als dich als Frau anzusehen, die spätnachts allein eine Bar verlässt.«

»Sexist.«

»Schuldig im Sinne der Anklage.« Er grinste schief, um die vermeintliche Beleidigung zu kontern. »Ich hoffe, dass du mir unter diesen Umständen verzeihen kannst.«

»Wenn du nicht hier gewesen wärst …«, flüsterte sie, hielt dann inne, schluckte schwer und starrte ihn an, bevor sie von vorn begann. »Wenn du nicht hier gewesen wärst, dann wäre ich jetzt tot.«

»Nein.« Er wollte diese Möglichkeit nicht einmal in Betracht ziehen. Sanft gab er ihr einen Kuss auf den Kopf und drückte ihre Wange an seinen Hals.

»Ich kann mit fast jeder Situation fertigwerden.«

»Ich weiß.« Selbst jetzt kamen ihre Dickköpfigkeit und ihr Stolz noch durch.

»Aber ich mache mir nichts vor. Mir ist noch immer schwindlig. Mein Kopf fühlt sich an, als wäre er in zwei Teile gehackt worden, und obwohl mein Schussarm unverletzt ist, bin ich mir nicht sicher, ob ich überhaupt ein Ziel treffen könnte.«

»Na und? Meine Schüsse waren auch nicht präzise, aber sie haben diese Kerle dennoch vertrieben.« Er war unglaublich stolz auf Margo, und das sollte sie auch merken. »Sie wollten, dass du nach dem Unfall völlig handlungsunfähig bist.«

»Das war ich auch.«

»Nein.« Er hob ihren Kopf an. Ihr linkes Auge schwoll langsam zu, und ihr lief das Blut die Wange herunter. Aber er wollte sie dennoch küssen. Warum auch nicht? Er streifte ihre Lippen ganz sanft mit seinen und flüsterte: »Trotzdem hast du instinktiv sofort nach deiner Waffe gegriffen.«

»Das liegt mir im Blut«, erwiderte sie ebenso leise.

»Weil du durch und durch Polizistin bist. Logan zufolge eine der besten, die er je kennengelernt hat.«

»Hat er das gesagt?«

»Wusstest du nicht, dass dich Logan und Reese bewundern? Was denkst du denn, warum sie dich nicht als Frau sehen? Die Polizistin in dir ist einfach zu dominant.«

»Ich schätze, das ist etwas Gutes.«

Für Logan und Reese auf jeden Fall. Aber Dash war keiner ihrer Untergebenen. Irgendwann – wenn sie auch nur ein wenig nachgegeben hatte – würde er es in ihr Bett schaffen, und dann wäre ihr Job das Letzte, woran sie denken konnte. »Wenn diese Schweine auf dich zugekommen wären, hättest du sie erschossen, Margo. Davon bin ich überzeugt.«

Sie sah ihn weiterhin an, bis ihre Augenlider immer schwerer wurden. Dann gab sie nach, schloss die Augen und kuschelte sich erneut an Dash. »Es fällt mir nicht leicht, das zuzugeben, aber ich bin sehr froh, dass ich jetzt nicht allein bin.«

»Ja, ich auch.« Er hatte kein Problem damit, ihr das zu gestehen.

Sie schluckte schwer und ließ ein paar Sekunden verstreichen. »Aber es gefällt mir gar nicht, dass du in diesen Schlamassel mitreingezogen wurdest.«

»Ich weiß.« Er konnte sich denken, welche Auswirkungen das hatte. Sein Wagen stand da draußen, sodass die Angreifer sein Nummernschild problemlos hatten lesen können. Wenn sie wissen wollten, wer er war, konnten sie das mit Leichtigkeit herausfinden.

Aber er war hier bei Margo, hielt sie im Arm, beschützte sie und wollte es auch gar nicht anders haben.

Weil er nicht damit aufhören konnte, sie zu küssen, gab er ihr noch einen sanften Kuss auf den Scheitel. Ihm schossen eine Million Fragen durch den Kopf, aber die würden warten müssen. Da er an das Nummernschild dachte, murmelte er: »EKB 8932.«

»Was soll das sein?«, erkundigte sie sich.

»Das ist das Kennzeichen des Vans. Ich versuche nur, es mir einzuprägen.«

Sie setzte sich etwas anders hin. »Du hast es erkennen können?«

»Diese Kerle haben dich gerammt. Natürlich habe ich auf das Kennzeichen geachtet.« Der Klang der Sirenen wurde lauter und kam näher, um dann zu verstummen, als die Einsatzwagen da waren. Das Blaulicht spiegelte sich überall auf dem Eis.

Logan rief seinen Namen.

»Hier!« Dash behielt Margo dicht an seiner Seite, und ihm entging nicht, dass sie erschlafft war und die Augen nicht öffnete. »Wir sind in der Gasse!«

Logan kam als Erster herbeigestürmt und hatte die Waffe gezogen, bis er sie entdeckte. Rasch sah er sich nach Gefahren um, dann musterte er Dash von oben bis unten, bevor er ihm ins Gesicht sah.

»Bist du verletzt?«, wollte Logan wissen und stand wie erstarrt da.

»Nein, mir geht es gut. Margos Kopfwunde hat wie verrückt geblutet. Sie hat sich den Ellbogen ausgekugelt und vermutlich auch eine Gehirnerschütterung.«

Augenblicklich entspannte sich Logan ein wenig und fing an, Befehle zu erteilen. Selbst jetzt musste Dash ungeachtet der Umstände grinsen, weil sein Bruder wie immer problemlos die Kontrolle übernahm.

Er war stolz auf ihn, doch dieses Gefühl wurde von seiner Sorge um Margo überschattet.

Reese, der eine Jeans und einen Pullover trug, betrat noch vor den Rettungssanitätern die Gasse. Sein zerzaustes Haar und seine lässige Kleidung bewiesen, dass er aus dem Bett gestiegen war, um Logan zu unterstützen. Er pfiff leise, als er die beiden dicht nebeneinander auf dem Boden sah, und hockte sich dann vor Dash hin. »Ist das die Waffe des Lieutenants?«, fragte er und deutete mit dem Kinn auf die Glock.

»Ja.«

Schon nahm Reese Dash die Waffe ab.

»Sie sagte, sie hätte noch mehr Waffen im Kofferraum.«

»Ich kümmere mich darum.« Dann fügte er ebenso resolut wie ruhig hinzu: »Du musst mich jetzt begleiten.«

Dash sah zu Margo hinüber. »Sie ist verletzt.«

Reese musterte seinen Lieutenant. »Peterson, kommen Sie hier allein klar?«, wollte er ohne jegliches Mitgefühl in der Stimme wissen.

»Ja.«

Beim Klang ihrer schwachen Stimme zog Reese eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts weiter. Er beäugte das ganze Blut und bemerkte, wie Dash ihr die Kompresse an die Schläfe drückte und sie in den Armen hielt. »Die Rettungssanitäter werden eine Trage holen.«

Da richtete sich Margo auf, öffnete die Augen und versuchte aufzustehen. Dash konnte deutlich erkennen, dass sie versuchte, sich ihre Schmerzen vor Reese nicht anmerken zu lassen – auch wenn sie sich diese Mühe bei Dash nicht gemacht hatte. Hastig machte er sich daran, ihr zu helfen, wobei er darauf achtete, ihren verletzten Arm nicht zu berühren.

Mit seltsam zufriedenem Grinsen beäugte Reese sie. »Sie wollen aus eigener Kraft hier rauslaufen, was?«

Dash warf Reese einen finsteren Blick zu. »Sei nicht so ein Arsch.«