LUNA - Samantha Daut - E-Book

LUNA E-Book

Samantha Daut

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Beschreibung

Luna Nieters ist Hausdame auf Schloss Andrecht. Sie ist in den Enkel ihrer Chefin – der Gräfin verliebt. Als die neue Unterhalterin der Gräfin sich auf dem Schloss vorstellt, wird es turbulent. Dabei wird Luna mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Ihr altes Leben als Junkie holt sie wieder ein. Es gibt einen Menschen - der ihr vielleicht helfen kann – doch wird er es tun? Oder sitzen die alten Wunden dafür einfach noch zu tief?

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Seitenzahl: 132

Veröffentlichungsjahr: 2016

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www.tredition.de

Für Chris.

Heaven is a place on earth.

Samantha Daut

Wir waren Junkies, aber wir waren glücklich

© 2016 Samantha Daut

Umschlag, Illustration: Berthold Sachsenmaier

Lektorat und Satz: Susanne Junge

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

ISBN

Paperback

978-3-7345-2498-1

Hardcover

978-3-7345-2499-8

e-Book

978-3-7345-2500-1

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

INHALTSVERZEICHNIS

Montag, 28. Juni 2010

Dienstag, 29. Juni 2010

Mittwoch, 30. Juni 2010

Freitag, 02. Juli 2010

Mittwoch, 02. Februar 2011

Dienstag, 22. Februar 2011

Dienstag, 8. März 2011

Montag, 28. März 2011

Danksagung

Über die Autorin

Bücher von Samantha Daut

Bücher von Samantha Daut unter dem Pseudonym Amanda Ciesing

MONTAG, 28. JUNI 2010

„Bist du im Badezimmer?“, rief Anne.

„Ja, bin ich. Ich war gerade duschen“, erwiderte Noah, während er sich mit dem flauschigen, braunen Badetuch abtrocknete.

„Könntest du dich etwas beeilen? Ich muss los, meine Straßenbahn fährt doch in einer Stunde!“, rief sie.

„Mach ich!“ Schnell zog Noah sich an, kämmte und föhnte sich die dunkelblonden, kurzen Haare, dann putzte er sich die Zähne. Alsdann ging er in das Wohnzimmer, das direkt an den offenen Koch- und Essbereich anschloss. Noahs Wohnung war in hellem Holz gehalten und sowohl praktisch – als auch für den 7-jährigen Leon passend kindgerecht – eingerichtet. Die Wände waren in der Farbe Orange gehalten.

Noah sah Anne verführerisch an: „Du verdienst ja ab heute zum ersten Mal wieder dein eigenes Geld“, lächelte er und zog Anne in seine Arme.

Sie schlang ihre Arme um seinen Hals: „Ja, und darauf freue ich mich sehr. Ich bin gespannt, was der neue Job an Möglichkeiten und Erfahrungen für mich bereithält“, schwärmte sie.

Anne hatte als Optikerin gearbeitet, aber sie war vor zwei Wochen gekündigt worden, weil sie angeblich nicht den Blick für das Wesentliche gehabt hatte. Doch für ihren neuen Job – als Unterhalterin für Gräfin Dagmar von Andrecht Senior, auf Schloss Andrecht, den sie nun antrat – war sie sich absolut sicher, geeignet zu sein. Sie konnte viele klassische Karten- und Brettspiele, außerdem besaß sie die Fähigkeit, sich von ihrer Natur aus und durch ihre Offenheit sehr gut in andere Menschen und Situationen hineinzuversetzen. Überhaupt war sie der verständnisvollste und einfühlsamste Mensch, den Noah in seinem Leben kennengelernt hatte, dies sagte er ihr immer wieder.

„Was war eigentlich heute Nacht los?“, wollte Anne jetzt wissen.

Noah hob eine Augenbraue: „Was meinst du?“

„Du hast dich die ganze Nacht herumgewälzt.“

„Ich habe schlecht geträumt“, winkte Noah müde ab.

„Was hast du denn geträumt?“, wollte Anne wissen.

„Das weiß ich nur noch bruchstückhaft“, log er.

Warum träumte er ausgerechnet jetzt wieder von der Mutter seines Sohnes? Er konnte es sich beim besten Willen nicht erklären! Sieben Jahre hatte er diese Frau nicht mehr gesehen – sieben Jahre hatten sie absolut keinen Kontakt mehr gehabt, totale Funkstille, warum also dachte er ausgerechnet jetzt an sie? Er beschloss, sich abzulenken.

„Wollen wir nicht noch gemeinsam frühstücken? Ich kann dich dann in meinem Jeep mitnehmen, ich muss ohnehin noch etwas erledigen“, bot Noah an.

„Sehr gerne, dann gehe ich jetzt Leon wecken und dann bereite ich alles für das Frühstück vor.“

„Alles klar, mach das. Ich kann mich auch um das Frühstück kümmern. Wollen wir Leon gemeinsam wecken?“, fragte Noah.

„Können wir gerne tun – aber das Frühstück ist meine Baustelle“, beharrte sie lächelnd und küsste Noah zärtlich auf die Nasenspitze.

Noah und Anne liefen eng umschlungen ins Kinderzimmer und weckten Leon mit Streicheleinheiten und Küssen.

„Aufstehen, großer Pirat“, sagten Anne und Noah beinahe gleichzeitig.

Leon murmelte verschlafen etwas, er wälzte sich hin und her und fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht. Jetzt war er wach und schlüpfte aus dem Bett.

„Guten Morgen, Anne, guten Morgen, Papa“, jeder bekam ein Küsschen.

„Hast du gut geschlafen?“, fragte Noah.

„Nein, ich habe von einer Frau geträumt, die mich mitgenommen hat“, erklärte der Junge aufgeregt.

Für einen Moment erstarrte Noah. Ihm war, als würden sich Eisklumpen auf seinem ganzen Körper tummeln, die ihn zur absoluten Erstarrung zwangen. Er berührte vorsichtig mit der linken Hand seine rechte Schulter, dann befeuchtete er mit der Zunge seine Lippen.

„Und was hat die Frau dann mit dir gemacht? Hat sie etwas gesagt?“, löcherte Noah seinen Sohn.

„Nein, sie hat mich nur ganz liebevoll angesehen“, erzählte der kleine Junge.

Noah wirkte nachdenklich: „Das war ja dann doch ein schöner Traum“, murmelte er.

„Ja.“

Anne blickte verwirrt von einem zum anderen. Sie spürte instinktiv, dass Spannung in der Luft lag, konnte diese aber nicht einordnen.

„Ich würde vorschlagen, wir frühstücken jetzt erst einmal!“, lenkte sie vom Thema ab.

Leon verschwand schnell im Badezimmer, während Anne das Frühstück vorbereitete. Dann wünschten sich alle einen guten Appetit und begannen zu schlemmen.

Nach dem Frühstück konnte dann Anne endlich ins Badezimmer; sie machte sich frisch und zog sich an. Schließlich half sie – wie jeden Morgen – Leon beim Anziehen. Als alle fertig waren, fuhr Noah zuerst Anne zum Schloss, da Leon noch etwas Zeit hatte – außerdem war der Junge schon ganz gespannt darauf, das Schloss zu sehen.

Als sie ankamen, lud Noah Annes rostiges Fahrrad von seinem Jeep – heute Abend hatte er in der Autowerkstatt zu viele Termine und daher wusste er nicht, ob er sie abholen konnte – außerdem liebte Anne ihr Fahrrad, weil sie damit flexibler und unabhängiger war. Anne stieg aus und natürlich musste auch der neugierige kleine Leon unbedingt schauen. Die Eisklumpen an Noahs Körper waren verschwunden.

Sie schritten das Portal hinauf und hatten noch nicht geklingelt, da öffnete ihnen bereits eine elegante, ältere Dame mit perfekt frisierten roten Haaren die Tür – sie musste den Motor des Jeeps vernommen haben: „Guten Morgen, Dagmar von Andrecht, das „Gräfin“ können Sie weglassen“, begrüßte die Dame die Ankömmlinge – es war die Gräfin persönlich!

Noah und Leon blieben hinter Anne stehen.

Anne hatte an ihrer Stimme und ihrem Gesichtsausdruck erkannt, dass die Gräfin eine herzensgute Person war – so viel Menschenkenntnis hatte Anne: „Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen“, Anne lächelte die rothaarige Gräfin an und schüttelte die dargebotene Rechte.

Plötzlich erschien ein gutaussehender und gepflegter, junger Mann hinter der Gräfin im Türrahmen. Er trug ein weißes Hemd, ein schwarzes Jackett, eine schwarze Hose und schwarze Schuhe. Seine braunen Haare hatte er akkurat und fein säuberlich – vermutlich mit Haargel – nach oben gekämmt. Für einen Moment war Anne fasziniert von dem tiefen Blau seiner Augen, und auch er konnte den Blick nicht von ihr abwenden.

Noah räusperte sich kurz.

Der junge Mann trat aus der Tür und bot Anne die Hand an: „Dominik von Andrecht Junior, ich bin der Enkel der Gräfin. Es freut mich, Sie kennenzulernen“, er schüttelte ihre Hand und blickte sie noch immer an.

„Die Freude ist ganz meinerseits. Ich bin Anne Köster – die Unterhalterin für Ihre Großmutter“, schüttelte die Blondine seine Hand – Anne liebte ihre blonden Locken.

Gräfin von Andrecht bat nun auch Noah und den kleinen Leon herein und begrüßte sie. Als alle in der großen Vorhalle standen, ging eine Seitentür auf und die braunhaarige Hausdame der Familie von

Andrecht trat ein. Sie wandte sich an ihre Chefin: „Entschuldigen Sie bitte, Gräfin von Andrecht – wo möchten Sie denn gerne Ihren Tee zu sich nehmen?“

„Im Kaminzimmer bitte, Luna! Ach, und sind Sie bitte so nett und bereiten noch zwei Gedecke vor? Danke“, die Gräfin lächelte die Hausdame an.

„Sehr gerne“, Luna ließ nun erst ihren Blick an der Gräfin vorbei über die Anwesenden schweifen – und ihr Blick fiel direkt auf Noah, dann erblickte sie auch Leon. Der Schock war ihr ins Gesicht geschrieben – und Noah war sich sicher, dass er ebenso geschockt aussah wie sie. Die Eisklumpen in Noahs Körper waren zurück, und an dem Gesicht der Hausdame konnte er erkennen, dass auch sie Eisklumpen in ihrem Körper aufsteigen fühlte.

Luna atmete tief aus, dann drehte sie sich um, ging in die Küche, holte noch zwei Gedecke und brachte diese in das Kaminzimmer. Die Gäste waren derweil auch hier angekommen. Luna musste sich stark zusammen reißen, aber vollkommen professionell fragte sie die Gäste: „Möchten Sie gerne einen Tee?“

„Nein, danke“, erwiderten Noah und Leon beinahe gleichzeitig.

„Ich nehme sehr gerne einen Tee, bitte“, meinte Anne lächelnd. Sie war so fasziniert von Dominik und dem schwarzen Flügel an der Seite des Raumes, dass sie alle anderen kaum noch wahrnahm.

„Anne, wir gehen dann, du fährst mit dem Fahrrad nach Hause?“, fragte Noah.

Anne nickte verträumt.

„Bis dann, auf Wiedersehen“, meinte Noah.

„Ich begleite Sie beide noch nach draußen“, warf Hausdame Luna ein, und Noah konnte nichts dagegen sagen, so dass er ihr zusammen mit Leon zur Tür folgte.

Draußen angekommen, wollte Leon sofort in den Jeep. Noah war das nur Recht: „Setze dich bitte nach hinten in den Kindersitz, schnalle dich an und mache die Tür zu!“

Noahs Ton machte Leon deutlich, dass sein Vater keinen Widerspruch duldete; also tat Leon unverzüglich, was sein Vater verlangt hatte.

Noah lehnte sich an die Fahrertür des Jeeps. Luna fror entsetzlich in ihrer dünnen, schwarzen Strumpfhose, über der sie einen grauen Rock trug. Auch ihre weiße Seidenbluse war viel zu dünn, als dass sie ihr überhaupt irgendeine Wärme gespendet hätte. Luna verschränkte die Arme vor der Brust. Noah sah sie an. Diese Kleidung passte ganz und gar nicht zu der Luna, die er einmal gekannt und geliebt hatte; nicht zu der Luna, mit der er in berauschenden surrealen Glücksmomenten gedacht hatte, alles im Leben erreichen zu können; nicht zu der Luna, mit der er eine Familie hatte gründen wollen; nicht zu der Luna, mit der er in ebenso berauschenden Momenten hoch geflogen – aber im Nachlassen des Rausches mindestens doppelt so tief und hart gefallen war. Und schon gar nicht passte dieses Outfit zu der Luna, mit der er immer gemeinsam gespritzt hatte, als die Realität zu real zu werden schien. Und dieser aalglatte Haarknoten den sie jetzt trug – er wirkte einfach viel zu streng, seiner Meinung nach passte er überhaupt nicht zu ihr. Wo war ihr lockiges Haar, durch das er beim Sex so oft mit seinen Händen gewuschelt hatte? Die Leichtigkeit, die ihr die Locken damals gespendet hatten, war verschwunden.

Ihr Lächeln fiel ihm siedend heiß ein! Am Anfang, als sie sich kennenlernten, war ihr Lächeln rein und glücklich gewesen, es war ehrlich gewesen – ja, es war dieses reine, ehrliche und glückliche Lächeln gewesen, in das er sich damals verliebt hatte. Nach dem ersten oder zweiten Treffen hatte er zu ihr gesagt: „Luna, gib mir bitte eine Chance, dir zu beweisen, dass ich dich glücklich machen kann“. Und sie hatte ihn angelächelt und ihm die Chance gegeben.

Aber als er an die falschen Freunde geriet, als er immer tiefer in die Welt der Drogen – genauer gesagt, des Heroins – und deshalb auch der Kriminalität der Autoschieberei rutschte, als auch Luna schließlich heroinabhängig wurde… er wollte den Gedanken nicht zu Ende denken, aber von diesem Zeitpunkt an hatte sich Lunas Lächeln verändert – es war nicht mehr dasselbe, weil es durch die Heroinabhängigkeit an Reinheit, Ehrlichkeit und Glück verloren hatte. In der Zeit der Sucht war es nur noch ein toter Schatten – ein Abbild einer Frau, die nichts mehr mit Luna Nieters gemein hatte, nicht einmal mehr das Lächeln, in das er sich am Anfang verliebt hatte. Ihm war eines glasklar: Für ihn würde dieses Lächeln nie wieder dasselbe sein!

„Unser Leben war in Ordnung“, flüsterte er leise, „warum musst du ausgerechnet jetzt – nach sieben Jahren – wieder in unserem Leben auftauchen und alte Wunden aufreißen – das ist nicht fair!“, er hatte seine Stimme gesenkt.

„Moment mal – nicht ich bin hier aufgetaucht, ihr seid es! Woher sollte ich wissen, dass die neue Unterhalterin der Gräfin zu dir gehört?!!“, konterte sie, „und wenn die Wunden wirklich alt und verheilt wären – dann könnte ich sie nicht wieder aufreißen!“

Damit hatte sie natürlich Recht, das musste Noah zugeben.

„Ich bin übrigens seit über zwei Jahren clean – es war hart, aber ich habe den Absprung geschafft! Und weißt du, wie ich das durchhalten konnte? Weißt du es?“, ihre Stimme wurde lauter.

Er hob ratlos die Schultern und atmete aus – er war mit der Situation total überfordert.

„Mit dem Wissen, dass ich einen Sohn habe, der mich braucht!“, flüsterte sie und machte eine Pause, „einige Monate, nachdem ich clean war, im Januar 2009, habe ich diese Arbeit hier als Hausdame auf Schloss Andrecht gefunden. Und noch am selben Tag – es war der 12. Januar 2009 – habe ich begonnen, euch zu suchen. Ich wollte ihn einfach nur sehen – ihm nahe sein, verstehst du?“

„Doch, dass verstehe ich irgendwie…“, Noah nickte zustimmend, aber er war sich unsicher, was sie nun erwartete. Sie konnte doch nicht glauben, dass sie ihren Sohn jetzt einfach wiederhaben könnte, als sei nichts geschehen?! Er fühlte die alte Wut wieder in sich hochsteigen!

„Du kannst doch jetzt nicht einfach denken, alles wäre wieder wie früher? Glaubst du ernsthaft, ich kann vergessen, was du uns – nein, was du ihm angetan hast? Luna, er wäre verhungert, wenn ich nicht früher nach Hause gekommen wäre! Du hast damals so oft versprochen, dass es diesmal anders wird, dass du den Entzug schaffst und dass du die Finger von dem Zeug lässt. Damals dachte ich wirklich, wir werden wieder eine Familie, aber…“, er wusste nicht, wie er weitersprechen sollte.

„Ich weiß. Aber ich schwöre dir, ich habe mich geändert. Wir müssen ihm ja nicht alles erzählen…“, begann sie.

„Wer meinem Sohn wann etwas erzählt – das entscheide ich und nicht du!“, fuhr er sie mit schneidender Stimme an; äußerlich schien er ruhig, auch wenn es in seinem Inneren weiterhin brodelte.

„In Ordnung, du bestimmst alles“, resignierte Luna, „aber sag mal, was hast du ihm denn bereits erzählt?! Bin ich für ihn tot?“, wollte sie mit einer frostigen Eiseskälte in der Stimme, die ihn überraschte, wissen.

„Nein, ich sagte ihm, du seist sehr krank und deshalb wärst du nicht bei uns“, klärte er sie auf.

Die Erleichterung war ihr mehr als deutlich anzusehen: „Danke, das bedeutet mir sehr viel“, hauchte sie, während Noah das Gefühl hatte, sie wäre vor Erleichterung beinahe umgekippt.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte er besorgt.

„Nein, mir ist es ein bisschen schwindelig. Ich habe wohl zu wenig getrunken, das werde ich gleich einmal nachholen“, entgegnete sie.

Da trat die Gräfin mit Anne hinaus. Nach einer Führung durch das Schloss – Anne musste sich ja an ihrem neuen Arbeitsplatz zurechtfinden – wollte sie ihr auch den Garten zeigen. Dabei stellte sie mit prüfendem Blick fest, dass der Gärtner wieder einmal seine Arbeit nicht richtig verrichtet hatte. Sie nickte Noah und Luna kurz zu, ehe sie wieder die Treppen ins Schloss hinaufstieg, um mit dem Gärtner ein ernstes Wort zu reden.

Rasch umarmte Noah Luna und raunte ihr leise, damit niemand etwas mitbekam, ins Ohr: „Zuallererst bist du eine Bekannte der Familie und mehr nicht – haben wir uns verstanden?! Und wehe, du erzählst Anne oder den Bewohnern des Schlosses mehr – oder besser gesagt etwas anderes, dann kann ich für nichts mehr garantieren, haben wir uns verstanden?!“

Die Umarmung fühlte sich falsch an, wie ein Judaskuss… aber Luna ließ sich nichts anmerken. Sie stimmte daher zu: „Aber sicher. Vergiss nur nicht, dass wir beide uns gegenseitig in der Hand haben – ich dich wegen deiner kriminellen Geschäfte mit den Autoschiebern – und du mich wegen der Vernachlässigung Leons. Und was die Drogen betrifft, haben wir uns ohnehin gegenseitig in der Hand“, ihre Stimme klang nicht bedrohlich, doch etwas Überlegenes lag in ihr.

„Das ist mir bewusst. Also abgemacht: Du bist eine Bekannte der Familie?“, vergewisserte sich Noah.

„Abgemacht, mir ist alles Recht, solange ich meinen Leon wenigstens ab und zu sehen kann“, bekräftigte Luna.

„Gut. Und jetzt muss ich los! Leon muss in die Schule und ich habe noch Termine mit Kunden, die mir ihre Autos zur Reparatur bringen möchten“, erklärte er und stieg in den Jeep.

„Wer war das?“, wollte Leon sofort wissen.