Lustvolle Unterwerfung - Arne Hoffmann - E-Book

Lustvolle Unterwerfung E-Book

Arne Hoffmann

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Beschreibung

Träumen Sie von einem prickelnden Liebesspiel mit Ihrem Partner? Haben Sie Lust auf sinnliche Abenteuer voller Macht und Hingabe, Demütigung und Überwältigung? Fehlt Ihnen dazu aber noch ein wenig Erfahrung? Dann ist dies das richtige Buch für Sie. -Wie gelingt zwischen dem herrschenden und dem versklavten Partner die richtige Kommunikation? -Wie setzt man Erniedrigungen geschickt in Szene? -Worauf muss man beim Fesseln achten? -Wie vermeidet man psychische Krisen, geht mit Ängsten und Schuldgefühlen um? -Was ist wissenswert bei Spielen mit Augenbinden, Korsetts, Halsbändern oder beim Fußfetischismus? -Auf welche Weise findet man den passenden Partner? -Wie schützt man sich vor sexuellen Übergriffen oder Missbrauch in einer Beziehung? -Wie outet man seine Neigung vor Dritten? -Bei welchen Anlaufstellen kann man für ganz persönliche Probleme kostenlos Hilfe erhalten? Dieser Ratgeber verrät Ihnen Antworten auf all diese Fragen - und dazu weitere zahllose Anregungen, wie Sie Ihre dunkelsten erotischen Träume so genussvoll und gefahrlos wie möglich in die Wirklichkeit umsetzen können. Dabei stellt dieses Buch eine kleine Revolution unter den Sex-Ratgebern dar. Statt nämlich wie vergleichbare Titel nur auf den Erfahrungen von einem oder zwei Autoren zu beruhen, finden sich auf seinen Seiten die gesammelten Kenntnisse mehrerer Dutzend lebenskluger Fachleute: von Profi-Dominas über Mitarbeiter telefonischer Beratungsstellen bis hin zu Menschen, die seit langen Jahren in einer entsprechenden Beziehung leben. Jeder der Mitwirkenden gibt kundige Auskünfte über jene Bereiche, in denen er sich am besten auskennt. All diese Antworten ergänzen einander zu einem gesammelten Fachwissen über erotische Unterwerfung, das es so noch niemals gab.

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Arne Hoffmann

Lustvolle Unterwerfung

Lustvolle Unterwerfung

Ein Ratgeber

von

Arne Hoffmann

MARTERPFAHL VERLAG

Impressum der Ebook-Ausgabe:

© 2021 by Marterpfahl Verlag Rüdiger Happ,

Firstbergstr. 2, D-72147 Nehren

https://marterpfahlverlag.wixsite.com/erotikbuch

[email protected]

E-Book-Herstellung und Auslieferung: readbox publishing, Dortmund, www.readbox.net

Cover: Rüdiger Happ unter Verwendung eines Bilds aus der Wikipedia: »San Francisco 2008: Die Domina Alexii St. Clair wirft sich in Positur, fotografiert von Robin Sherwood«

E-Book ISBN 978-3-944145-74-7

Impressum der Paperback-Ausgabe

© 2004 by Marterpfahl Verlag Rüdiger Happ,

Postfach 8 / Firstbergstr. 2, D-72147 Nehren

www.marterpfahlverlag.com

[email protected]

Titelbild: Woschofius (www.woschofius.de und www.nachtwaertz.com)

Coverlayout: Sibil Joho, Zürich (www.sibiljoho.com)

ISBN 3-936708-11-8 / 978-3-936708-11-0

Inhalt

Zum Aufwärmen …

Die interviewten Personen …

1. Die ersten Schritte im Kerker der Lust –was jeder Anfänger wissen sollte …

2. Im Reich der erotischen Herrschaft –wie man eine gelungene Szene gestaltet …

3. »Ich soll WAS mit dir tun!?« –Tipps für die erfolgreiche Kommunikation zwischen Meistern und Sklaven …

4. »Weiter so, die Leute gucken schon!« –kleine Demütigungen in der Öffentlichkeit und privat …

5. Jedem Tierchen sein Pläsierchen –Vorlieben und Praktiken unterschiedlichster Art …

6. Fesselnde Leidenschaft –die Kunst der Bondage …

7. Angst, Scham und Schuldgefühle –wie man psychischen Krisen entgeht …

8. Herrchen gesucht –wie finde ich einen Partner für Unterwerfungsspiele? …

9. Nicht ohne meinen Schutzengel –wie man sich vor sexuellen Übergriffen bewahren kann …

10. »Du kommst nie darauf, wie wir es miteinander treiben!« –Outing ohne Gesichtsverlust …

Anstelle eines Nachworts: An wen kann ich mich mit ganz persönlichen Fragen und Problemen im Zusammenhang mit solchen Spielen wenden? …

Zum Aufwärmen …

Vielleicht kennen Sie ja diesen beliebten Slogan, den man zum Beispiel als Aufdruck auf manchen T-Shirts findet: SEX IST DUMMES, LANGWEILIGES HIPPIE-ZEUG! Wenn Sie beim Lesen dieses Satzes zustimmend genickt haben, dann sind Sie vermutlich jemand, der auch im Bett den ganz besonderen Kitzel genießen möchte. Und da Sie sich für dieses Buch hier interessieren, suchen Sie offenbar nach Möglichkeiten, um den Liebesakt mit Ihrem Partner (noch) prickelnder, spannender und tiefgehender zu gestalten. Auf den folgenden Seiten werden Sie viele entsprechende Vorschläge und Ideen finden. Nämlich all jene die mit erotischem Rollenspiel zu tun haben und dabei insbesondere mit Macht und Hingabe, mit Dominanz und Unterwerfung.

Das Leben beschert einem manchmal schon seltsame Zufälle. Es ist Januar 2003, und ich habe gerade mit der Arbeit an diesem Ratgeber begonnen, da erscheint in der Frauenzeitschrift »Cosmopolitan« ein Artikel zu exakt diesem Thema. Er benennt vieles von dem, worum es in diesem Buch geht, so gut, dass ich einige Passagen daraus zitieren möchte:

»Nimm mich! Fessle mich! Mach mit mir, was du willst! Viele Frauen spielen im Kopf Szenen lustvoller Hingabe durch. Sich zu diesen Wünschen zu bekennen fällt schwer. Denn die Sehnsucht nach dem dominanten Mann im Bett ist ein Tabu. (…) Einige unserer nachtschwarzen Fantasien stellen selbst die zensierten Szenen von ›9 1/2 Wochen‹ in den Schatten. Nicht erst seit Britney Spears ›Hit me baby one more time‹ flehte, ist klar: Frauen wollen es auch mal härter. Für bis zu 38 Prozent spielen in erotischen Phantasien ein Hauch Schmerz, spielerische Gewalt, verbale Demütigung oder der Wunsch, brachial überwältigt zu werden eine betörende Rolle, fand das Hamburger Sexologische Institut heraus. Nach einer Umfrage der Gesellschaft für Rationelle Psychologie in München träumen sogar bis zu 65 Prozent aller Frauen gelegentlich davon, in erotische Machtspielchen verwickelt zu sein.

Was wäre, wenn … Wenn er plötzlich härter zufasst, die Handgelenke fest umklammert hält. Wenn er uns die Augen verbindet, uns mit Handschellen, Tüchern, Gürteln fesselt, uns erregt, doch nicht erlöst. Wenn er unseren Scheinwiderstand bricht mit Worten und Befehlen, für die er sonst eine Ohrfeige kassieren würde. (…) Die Scham über so politisch unkorrekte Wünsche ist groß. (…) Welche aufgeklärte Powerlady wirft sich schon einem Macho an den Hals?! Doch, ja, es ist ganz normal, diese Anwandlungen zu haben. Solche Grenzüberschreitungen gehören zu einer aufregenden Sexualität und könnten ein neues Kapitel selbstbewusster Weiblichkeit bilden. (…) Man könnte meinen, in jedem Mann stecke der Drang, die Frau in Liebe zu dominieren. Leider: nein. Leider deshalb, weil eine gute Portion Einfühlsamkeit, Fantasie, Mut, Selbstbewusstsein und noch mehr Respekt dazugehört, das Geschenk ›Mach, was du willst‹ zu verwalten. Und das kann nicht jeder Mann – ob aus Furcht, ihr aus Versehen doch weh zu tun, aus Angst, nicht ihrem mentalen Drehbuch zu folgen und sich zu ungeschickt anzustellen …«

Als Frauenzeitschrift muss sich die »Cosmopolitan« natürlich auf den weiblichen Blickwinkel konzentrieren. Aber Sie könnten exakt denselben Artikel auch auf Männer umschreiben. Denn viele von uns Kerlen haben identische Wünsche und Phantasien. Und auch bei uns gibt es Ängste und Unsicherheiten, dazu zu stehen und sie auszuprobieren. Auch über diese Hürde soll dieser Ratgeber hinweghelfen. Vor allem aber sollen Frauen und Männer, Dominante und Devote eine ganze Reihe von Tipps erhalten, mit denen sie solche Vorstellungen so genussvoll und gefahrlos wie möglich in die Wirklichkeit umsetzen können.

Dabei stellt dieser Ratgeber in zweierlei Hinsicht eine völlig neue Herangehensweise dar. Zum einen ist mir hierzulande, aber auch international kein Buch bekannt, das sich gezielt und schwerpunktmäßig der psychologischen Ebene von erotischer Herrschaft und Unterwerfung widmet. Zwar existieren einige Werke zum Thema »Schöner fesseln« oder zum Sadomasochismus im allgemeinen (darunter mein umfassendes Lexikon über dieses Gebiet). Aber einen Ratgeber wie diesen, der sich speziell auf Dominanz und Unterwerfung konzentriert und zum Beispiel fast alles ausblendet, was mit dem gekonnten Zufügen von Schmerzen zu tun hat, habe ich noch nicht entdeckt.

Zum anderen schlägt dieses Buch neue Wege ein, was Sex-Ratgeber im Allgemeinen betrifft. Bisher waren Ratgeber dieser Art von lediglich ein oder zwei Personen verfasst worden und konnten so nur das relativ begrenzte Gebiet ihrer eigenen Erfahrungen darstellen. Und das bei einem Thema, das so vielfältig ist wie die menschliche Erotik! Ist das eigentlich nicht ein wenig anmaßend? Für dieses Buch hier habe ich mehrere Dutzend Leute befragt, die alle auf unterschiedliche Art und Weise in diesem Bereich als Experten gelten können: Sei es, dass sie selbst seit langen Jahren in einer entsprechenden Beziehung leben, sei es, dass sie professionell als Domina tätig sind, sei es, dass sie speziell Sadomasochisten für telefonische Beratung und Betreuung zur Verfügung stehen. Auf den folgenden Seiten werden Sie also ein gesammeltes Fachwissen über erotische Unterwerfung entdecken wie nirgendwo sonst.

Insbesondere Leute wie ich selbst, die auf Schmerzen dankend verzichten können, aber nicht auf das Abenteuer, können durch dieses Buch lernen, wie man ein solches Abenteuer lustvoll-prickelnd gestaltet und trotzdem noch im Rahmen des Verantwortbaren bleibt, damit es möglichst keine »Abstürze« gibt, keine seelischen Schädigungen und keine Beziehungskrisen. Auch ohne eine Streckbank in der Garage oder Peitschenstriemen auf der Schulter sollten Sie mit diesem Buch als Reiseführer neue erotische Bereiche betreten können, die Ihr sexuelles Leben noch aufregender werden lassen.

Dabei sind alle Hinweise und Tipps, die meine Informanten und ich Ihnen in diesem Buch vorstellen, nichts weiter als Vorschläge. Eben dass zu einer Frage manche Fachleute unterschiedlicher Ansicht sind, zeigt, dass es so etwas wie richtig oder falsch bei unserer Sexualität nur zum Teil geben kann. Sie müssen für sich und Ihren Partner letztlich selbst entscheiden, was Ihnen zusagt, welche Grenzen Sie ziehen und welche der hier vorliegenden Auskünfte Sie so zuschneidern möchten, dass Sie Ihnen am besten passen.

Ich wünsche Ihnen jedenfalls sowohl beim Träumen als auch bei der Durchführung alles erdenkliche Vergnügen!

Die interviewten Personen

Im Verlauf dieses Buches werden Sie die Erkenntnisse, Einschätzungen und Ratschläge von sehr unterschiedlichen Personen erhalten. Bei solchen Äußerungen ist es oft hilfreich, im Auge zu behalten, von wem sie kommen. Eine professionelle Domina etwa wird vermutlich andere Antworten geben als ein therapeutisch erfahrener Ansprechpartner in Krisensituationen. Ihr Expertenwissen ist in unterschiedlichen Bereichen unterschiedlich ausgeprägt. Deshalb erhalten Sie hier eine kleine Liste derjenigen Personen, die ich für dieses Buch interviewt habe:

Alexander ist dominanter Sadomasochist.

Andrea, 37, aus Süddeutschland, bewegt sich seit einigen Jahren in der SM-Szene und engagiert sich beim Christopher Street Day (CSD).

Angela, 40, lebt seit einigen Jahren mit mehreren Partnern genussvoll sowohl ihre masochistischen als auch ihre sadistischen Bedürfnisse aus. »Ich bin manchmal schon recht fies … und eine gewisse Schmerzgeilheit erfordert der Umgang mit mir auf jeden Fall!« Ihrer eigenen Darstellung nach ist sie »sehr verspielt, aber eigentlich ganz lieb«.

Lady Antigone, 29, hat Dominanz und Unterwerfung vor vier Jahren kennengelernt. Inzwischen arbeitet sie als Domina und hat in ihrer privaten Beziehung für sich persönlich den »perfekten Sklaven« gefunden.

Arlene hat ihr Faible für SM vor 16 Jahren entdeckt, ist Mitbegründerin der »Interessensgemeinschaft BDSM Schweiz« und hostet eine eigene Website unter www.arlene.beep.de.

Arne ist Mitglied der Gesprächsgruppe Small-Gießen, war im Chat in der Einsteigerberatung tätig und hat mit www.BDSM-HowTo.de eine vielgelobte Website mit Ratschlägen und Erkenntnissen zu diesem Thema erstellt.

Beate leitet BDSMayence. Die von ihr verwendeten Texte wurden erstmals von dem Mainzer Lokalsender RadioX unter dem Motto »Traut euch, haut euch« oder »Kann das wirklich Liebe sein?« ausgestrahlt.

Betty ist die Ansprechpartnerin für Frauen in der Region Münster bei der größten deutschen Regionalgruppe für Sadomasochisten, SMart Rhein Ruhr (www.smart-rhein-ruhr.de). Seit neuestem übernimmt sie auch die Anfragen der Männer.

Chris, 36, aus Köln ist Mitbegründer der SM-Notfallhilfe »Mayday« und unterhält seit etwa zehn Jahren Kontakt zur SM-Szene.

Claudia, 44, lebt in Bayern seit mehreren Jahren in einer Unterwerfungsbeziehung mit ihrem Partner. »Seit August 2002 bin ich nun seine ›Sklavin‹.« Claudia hostet eine Website zu diesem Thema unter www.stolz-und-sklavin.de.

Deidra lebt seit mehreren Jahren in unterschiedlichen SM-Beziehungen.

Enris, 35, ist einer der führenden deutschen Experten, wenn es um Fesselungen insbesondere mit dem Schwerpunkt Metallfesseln geht. Entsprechende Kenntnisse hat er sich in den letzten zwanzig Jahren auf verschiedenste Weise angeeignet. Inzwischen umfasst seine Sammlung über 100 Hand- und Fußschellen. Bei Recherchen zu bestimmten Modellen oder Einzelstücken gehen Mails auch schon mal rund um die Welt. Die gesammelten Informationen zu diesem Thema findet man auf seiner Website www.handschellen.org.

Eva, 27, lebt derzeit in einer festen SM-Beziehung. Sie leitet eine lokale SM-Gruppe, ist im Vorstand der deutschen Bundesvereinigung Sadomasochismus und engagiert sich ebenfalls bei der Beratungsstelle Mayday.

Felix ist auf dem Gebiet der Krisenberatung tätig und bietet im Internet unter www.sm-beratung.de kompetenten Rat. Dabei geht es ihm weniger um technische Einzelheiten dieser Praktiken, sondern »vielmehr um Klärungsprozesse, um Coming-out-Fragen, um Probleme durch mangelhafte Kommunikation, auf die sich der überwiegende Teil von Partnerschaftsproblemen zurückführen läßt – und bei denen Paare Schwierigkeiten haben, an die Unvoreingenommenheit von Psychotherapeuten zu glauben. Ratschläge gebe ich selten. Meine Gesprächsführung knüpft immer beim Klienten an und zeigt vielleicht mögliche Alternativen oder Gefahren auf, aber ohne etwas direktiv zu empfehlen: ›Tun Sie mal das oder das.‹«

Frank, 34, lebt seit rund vier Jahren mit seiner Lebensgefährtin Martina und drei Kindern in einer festen SM-Beziehung zwischen Bremen und Hamburg auf dem Land. Zusammen mit seiner Freundin ist er Betreiber von SM-Base.de, SM-Shop.com und Ero-Aktiv.de sowie vielen weiteren Projekten.

Günter, 34, lebt in München als Programmierer und ist dort Mitorganisator des etwa 200 Mitglieder umfassenden SM-Stammtisches »Smigo«. Im Internet tritt er in Anlehnung an den gleichnamigen Film unter dem Pseudonym »Atame« auf. Das Einstiegsportal findet man unter www.euro-bdsm.de.

Harald ist devoter Sadomasochist mit einem besonderen Faible für psychologische Unterwerfung.

Julia lebt seit zwei Jahren in einer Partnerschaft, in der sie im Zusammenhang mit Unterwerfungsspielen die verschiedensten Praktiken ausprobiert hat, darunter Fesseln, erotische Schläge, Objekt-Werden, Demütigung, Wachsspiele und eine Ausbildung zur Sklavin.

Marion vergnügt sich seit acht Jahren mit SM, sowohl in der sadistischen wie der masochistischen Rolle. Sie engagiert sich ebenfalls in der Primärintervention von Mayday.

Martina, 32, ist Franks Lebenspartnerin und Mitgestalterin von www.sm-base.de.

Max lebt mit seiner Frau seit einem guten Dutzend Jahren in einer SM-Beziehung, hat es währenddessen gelernt zu piercen und im Laufe der Zeit an die hundert Piercings angefertigt.

Natalia, 28, bezeichnet sich als »Femdom«, eine dominante Frau, die es liebt, erotische Macht über Männer auszuüben – einvernehmlich und rein privat. Sie ist die Moderatorin eines Chatrooms, in dem sich dominante Frauen und unterwürfige Männer austauschen, und entwickelte dort ebenso regelmäßige Themenabende wie einen virtuellen Frauenstammtisch.

Nina und Eric sind ein verheiratetes Paar in den Dreißigern, die seit 13 Jahren SM praktizieren. Mehr über sie erfährt man auf ihrer Homepage www.sklavin-n.de.

Patrick Pech, geboren im August 1963 in Hamburg, ist Grafiker, Künstler und Handwerker. 1996 führte ihn sein Weg in die SM-Szene, wo er auf einer seiner ersten Feten seine jetzige Lebensgefährtin kennenlernte. Manche bezeichnen ihn respektvoll als »Bondage-Meister«. RTL Luxemburg strahlte einen Kurzbericht samt Interview über ihn und seine Partnerin aus.

Sabine lebt seit drei Jahren mit ihrem Partner Armin zusammen. Genauso lange leitete sie mit ihm bei Yahoo eine Diskussionsgruppe mit dem Titel »Bondage und Rollenspiel«, die auf einer eigenen Homepage bald wieder zum Leben erwachen soll. Momentan gestalten Sabine und Armin gemeinsam die Website www.Baumwollseil.de.

Sara, 44, hat zwei erwachsene Kinder und ist als Diplom-Sozialarbeiterin tätig. Beruflich wie ehrenamtlich engagiert sie sich im Bereich »Gewalt gegen Frauen«. Sie gestaltet ihre Dominanz ebenso wie ihren Sadismus seit über 20 Jahren in verschiedenen en: »Das Spiel mit der Macht war, seit ich denken kann, Teil meines Sexuallebens.«

Saskia Weißer (ihr Künstlername) lebt seit mehreren Jahren in einer festen Beziehung, die auf Herrschaft und Unterwerfung gegründet ist. Sie ist Co-Autorin des erotischen Erzählbandes »Scipia, Sklavin der Römer« (Marterpfahl Verlag 2002).

Silke steht auf eher softe Unterwerfungsspiele: »Ich kann mit 24/7 und allein dem Gedanken daran nichts anfangen. Vieles findet bei mir im Kopf statt, denke ich – und in Partnerschaften, in denen ich das Glück habe, dass mein Gegenüber auch Spaß daran hat. Dann mag ich es, mich in Spielsituationen zu unterwerfen, mag dann auch Fesselungen, sicher auch Schmerzen, Klammern – was eben so dazugehört.«

Stefan beschäftigt sich seit seiner Jugend mit Petplay. Er freut sich darüber, dass es seit der Existenz des Internets möglich ist, mit Gleichgesinnten in Kontakt zu treten.

Susanne E. liebt erotische sowie Fantasy-Rollenspiele und hat durch die phantastische Welt von Gor eine Möglichkeit gefunden, beides miteinander zu vereinen. Fünf Jahre lang konnte sie in einer Partnerschaft entsprechende Spiele erfahren.

Susanne K. genießt seit etwa 13 Jahren SM mit ihrem Ehemann, wobei sie zu etwa achtzig Prozent die devote Rolle innehat, manchmal aber auch dominant sein kann.

Sven Dirks, 42, wohnt mit einer Frau und zweien seiner Kinder in Bonn. Seine Partnerschaft stellt eine offene 24/7-Beziehung dar, in der er die devote Rolle inne hat. Seiner dominanten Seite gibt er außerhalb der Beziehung mit Freundinnen Raum. »Ich lebe SM, seit ich 15 Jahre alt bin, seit dem 30. Lebensjahr sehr offen und öffentlich. Ich gründe und leite seit vielen Jahren SM-Gruppen (Flensburg, Bonn, SMart, BVSM, Mayday) oder arbeite bei solchen mit.« Seit einigen Jahren betreut Sven ein Sorgentelefon für Sadomasochisten.

Vera hat seit 1998 Unterwerfungsspiele in wechselnden Beziehungen und Bekanntschaften kennengelernt. Die Dauer einer solchen Rollenverteilung (in dominant und devot) rangierte dabei zwischen einem Abend und anderthalb Jahren.

Lady Wanda arbeitet seit knapp drei Jahren als »teilkommerzielle« Domina – das bedeutet, dass sie sich nicht als Berufsdomina bezeichnet und auch nicht vorhat, eine solche zu werden. Einen Teil ihres Lebens nimmt beispielsweise ihr Studium (Germanistik und Philosophie) ein. Als Domina hat sie Erfahrungen mit verschiedensten Devoten und/oder Masochisten sammeln dürfen. Ihre Website findet man unter www.lady-wanda.de.

Werner, 44, sieht sich als SM-Späteinsteiger (mit 28 Jahren). Unter dem Pseudonym »Aranita« betreibt er eine zentrale Nachrichten-Website der SM-Szene sowie ein Print-Magazin: www.sm-news.de.

Die ersten Schritte im Kerker der Lust – was jeder Anfänger wissen sollte

Für dieses Kapitel habe ich meine Gesprächspartner erst einmal ganz allgemein gefragt, was sie denn jemandem sagen würden, der an sich erstmals devote Neigungen entdeckt und den das verunsichert.

Julia: Gehen wir mal davon aus, dass derjenige wirklich interessiert ist, obwohl es ihn/sie verunsichert, und er mit mir reden möchte. Wahrscheinlich würde ich zuerst eine Tasse Kaffee kochen und erklären, dass diese Neigung absolut nicht selten ist, nichts mit Missbrauch in der Kindheit zu tun hat und auch keine Krankheit ist. Wer devot ist, muss nicht zwangsläufig zu wenig Liebe in der Kindheit gekriegt haben oder zu viel oder zu wenig Schläge. Das kann zwar vorkommen, das wäre aber meiner Ansicht nach nur Zufall. Danach würde ich wohl versuchen, dieser Person klarzumachen, dass man auch eine gleichberechtigte Partnerschaft innerhalb einer SM-Beziehung haben kann … und auch haben muss. Ich könnte mich nie einem Partner hingeben, dem ich nicht gleichgestellt bin. Dann würde ich noch auf allgemeine Sicherheitssachen hinweisen: nur mit jemandem spielen, wenn man ihm/ihr absolut vertraut, nichts tun, was man nicht will, niemals zu etwas überreden lassen oder etwas nur tun, weil der Partner das gerne möchte, vor einer Session abklären, was man will, Tabus feststecken und gaaanz langsam anfangen. Und als letzten Rat: ausprobieren – weil es in der Phantasie immer anders ist als in der Realität.

Deidra: Mit dem heutigen Wissen würde ich ihn erst mal ins Netz schicken. Auf Seiten wie »Datenschlag« (www.datenschlag.org), die heute leider verstummte Seite von »Zarthart« (www.zarthart.de, meine erste gefundene Seite dazu im Netz) oder die Lustschmerz-Seite (www.lustschmerz.de), in deren Community ich mich mittlerweile tummle. Es sind unverfängliche Möglichkeiten, sich erst mal kundig zu machen, ohne dass man sich offenbart – etwas, was viele ja (aus vielfachen und verständlichen Gründen) scheuen. Gerade bei Lustschmerz finde ich es gut, dass man sich in der Community einen Nick geben kann, der keinerlei Rückschlüsse auf einen als Person zulässt, dass dieser Nick aber an die Person gekoppelt ist. Eine, wenn auch kostenpflichtige, (Netz-)Welt ohne Fakes. Dort kann man sich dann auch bedenkenlos als Newbie outen und um Rat fragen. Der Ton ist freundlich, Hilfe kommt schnell, man wird nicht ausgelacht. Ich würd dringend davon abraten, irgendwelche Pseudoratgeber und Frauenstellen (falls es eine Frau ist) zu besuchen. Im günstigsten Falle wird man belächelt, im schlechtesten als krank und pervers beschimpft. Sofern ein Partner da ist und es möglich ist, mit ihm darüber zu reden (mal einfach mit einfachen Seidentuchfesseln anfangen/anfragen und schaun, wie er reagiert), sollte man dies so früh wie möglich tun.

Günter: Eigentlich kann ich nur raten, dass er sich gut informieren sollte, was er tut bzw. was er mit sich tun lässt. Ich rate ihm, gute Internetseiten (zum Beispiel www.domantik.de) und Bücher (zum Beispiel »Die Wahl der Qual«) zu lesen und am besten auch viele Kontakte durch Chat oder Stammtisch zu Gleichgesinnten zu knüpfen. Ebenfalls rate ich jedem, sich bei seinem ersten Spiel (oder auch nur Date) mit Unbekannten oder kaum Bekannten covern zu lassen, was ich hin und wieder auch schon selbst übernommen habe. Und manchmal gebe ich noch den Tipp, dass man seine Erwartungen nicht allzu hoch schrauben sollte, da die Wirklichkeit doch meistens nicht mit den Phantasien mithalten kann, die man sich vielleicht in vielen Jahren aufgebaut hat. Und dass ein Absturz nicht das Ende der SM-Welt ist, sondern etwas ganz »Normales«, was praktisch jedem von uns – insbesondere am Anfang und/oder mit einem neuen Partner – schon einmal widerfahren ist. Männern, die gerade erst ihr Coming-Out hatten und nun verzweifelt nach einer Partnerin suchen, rate ich obendrein zu Geduld und dazu, nicht auf Teufel komm raus zu baggern, da sie sich damit allenfalls überall unbeliebt machen.

Andrea: Menschen, die im Begriff sind, ihre sadomasochistischen Neigungen zu entdecken, rate ich, darüber zu sprechen, oder zumindest in irgendeiner Form ihre Stimmungen zu artikulieren. Das hilft ihnen dabei, sich selbst klar darüber zu werden, was in ihnen vorgeht.

In dieser Gesellschaft passt es nicht, dass Frauen – und mittlerweile gilt dies auch für Männer – dominant sind. Der Vollständigkeit halber: Sadismus und Masochismus sind auch nicht gesellschaftsfähig. Seinen eigenen Sadomasochismus zu bemerken ist nicht selten mit einem Erschrecken verbunden. Manchmal kommen Sorgen über mögliche gesundheitliche Schäden hinzu. Kurz: Man konfrontiert sich selbst mich allen Vorurteilen, die die Gesellschaft gegen Sadomasochisten hat. Hier hilft es, andere Sadomasochisten kennenzulernen, beispielsweise an einem SM-Stammtisch, und zu hören, dass es anderen genauso geht.

Vera: Derjenige sollte sich über das Gebiet informieren, um diese Infos dann zu strukturieren: Was will diese Person erleben? Was kickt sie zwar im Kopf, ist aber fürs erste Mal zu viel und kann man auf spätere Erlebnisse vertagen? Diese Gedanken kann sie dem Top mitteilen (eventuell auch in Form eines Fragebogens), sich mit ihm vor dem ersten Spiel einmal auf neutralem Boden treffen, wenn man sich noch nicht kennt. Ganz wichtig: Zeit nehmen! Das soll heißen: Nicht zu viel Neues in einer Session sowie nicht zu viele Sessions in kurzer Zeit. Das ist auch wichtig, um die ganzen neuen Eindrücke zu verarbeiten. Bei den Nicht-mehr-Einsteigern ist das dann was anderes.

Nina und Eric: Als erstes würden wir dieser Person den Rat geben, nicht alles so ernst zu nehmen. Vor allen Dingen das nicht, was man auf verschieden Homepages lesen kann. Es handelt sich schließlich um eine Sache, die beiden Spaß machen soll, und nicht um einen Wettbewerb nach dem Motto: Wer hat die beste Sklavin oder den tollsten Dom? Man sollte also nicht mit dem ganzen »Was-macht-eine-gute-Sklavin-oder-einen-harten-Dom-aus«-Regelkatalog mit dem Spiel beginnen.

Sich vorher mit dem Thema zu beschäftigen ist durchaus sinnvoll, aber bitte mit gesundem Menschenverstand. Wenn man auf Dinge stösst, die Magendrücken verursachen – Finger weg!

Man sollte sich von keinem (auch nicht vom Partner) unter Druck setzen oder gar überreden lassen. Sondern selber schauen, was einem gefällt und was nicht. Und dann gilt wieder der altbewährte Rat: Reden, reden, reden.

Aus unserer Sicht ist Zeit ein ganz wichtiger Faktor: Besser nichts überstürzen, sondern mit viel Geduld und eben Zeit an die ganze Sache herangehen. Man muss nicht in einem halben Jahr sämtliche Techniken ausprobiert haben. Wozu? Wer drängt einen? Vor allem ergibt sich so immer wieder die Möglichkeit, etwas Neues in das Spiel einzubringen. Auch dürfen je nach Richtung niemals Sicherheit und Hygiene außer acht gelassen werden. Man kann eine Session ruhig schon einmal im Kopf durchspielen und hierbei auf mögliche Risiken achten. Dies gilt insbesondere bei Fessel-, Knebel- und Nadelspielen. Oder bei Dingen mit Wachs oder Strom. Der Phantasie sind nun mal keine Grenzen gesetzt.

Eva: Es ist sehr hilfreich, sich grob darüber auszutauschen, was für Phantasien man hat. Aber auch darüber, was man sich (erst mal) nicht vorstellen kann und wovor man gegebenenfalls Angst hat. Wenn ersteres schon schwer genug ist, so ist letzteres nicht leichter. Da die wenigsten Menschen, die noch keine persönliche Erfahrung damit gemacht haben, sagen können, was sie warum wie mögen, kann man nicht alles abdecken. Es gibt tolle Spielpraktiken-Abfragebögen im Internet und in Büchern, bei denen man angeben kann, was einem wieviel Spaß macht. So was finde ich für das erste Mal zum einen eher abschreckend, zum anderen ist es meistens verwirrend, da man über das meiste davon noch nie nachgedacht hat und gar nicht einschätzen kann, ob das überhaupt etwas für einen wäre. Außerdem rauben sie einem den Zauber, den das eigene Herantasten an das Thema SM für einen hat, denn sie sind sehr formelhaft und unpersönlich.

Daher bin ich der Meinung, dass diese Fragebögen erst mit etwas Erfahrung hilfreich sind. Die ersten Gespräche darüber, was man gerne ausprobieren würde, sind darum am besten solche, die wirklich aus dem Bauch heraus beschreiben, was man sich vorstellt. Für das erste Mal würde ich dann etwas wählen, was für beide relativ spannend aber auch nicht wirklich schwer ist.

Zum Beispiel mag es zwar für eine Seite sehr reizvoll sein, wenn sich der devote Partner vor dem dominanten Partner hinkniet, aber so einfach das körperlich ist, so schwer mag das in der Realität für manchen sein. Diese scheinbar einfache Geste der Unterwerfung fällt vielen schwer auszuführen und anderen schwer ernsthaft zu akzeptieren. Andererseits kann sie einen wirklich schnell ins Reich der erotischen Lust, der erotischen Leichtigkeit und Freiheit abschießen.

Für viele mag es da leichter sein, wenn sie mit Augen-zu-Spielen anfangen: Der dominante Partner befiehlt dem Devoten, die Augen zu schließen und sich auf das einzulassen, was kommt. Anschließend kann der Devote aufgefordert werden, ein paar Schritte auf den Dominanten zuzugehen, ohne genau zu wissen, ob etwas im Weg ist, sich in die Arme von Dom fallen zu lassen, oder stillzuhalten, wenn ein Glas mit einer unbekannten Flüssigkeit an den Mund gesetzt wird. Für die mehr körperlich spielenden Paare könnte hier auch etwas Kerzenwachs (immer zuerst auf der Innenseite des eigenen Unterarms ausprobieren, bevor man es auf dem Partner benutzt) oder ein Eiswürfel reizvoll sein.

Das Entscheidende bei diesem Spiel ist, dass der Devote jederzeit die Möglichkeit hat, einen Rückzieher zu machen und die Augen zu öffnen. Er ist dem Dominanten also nicht wirklich ausgeliefert. Andererseits hat er das Gefühl, die Magie des Ganzen zu zerstören, sobald er seine Augen auch nur einen Spalt öffnet, und wird sich davor hüten. Der Dominante hingegen braucht keine Angst zu haben, dabei erwischt zu werden, wenn er sich dumm anstellt.

Überlegungspausen werden vom Devoten als spannungssteigernde Pausen wahrgenommen. Der Dominante steht also viel weniger unter Druck.

Insgesamt ist das etwas eher Leichtes, kann für beide Seiten aber sehr spannend sein. Denn es baut genau das auf, was für eine Unterwerfungsbeziehung entscheidend ist: Vertrauen zueinander. Man kann relativ wenig falsch machen, muss sich keine Gedanken um das ganze Drumherum machen und kommt relativ leicht hinein.

Und schließlich sollte man eines nicht vergessen: viel trinken. Denn wenn etwas besonders aufregend ist, verbraucht der Körper auch viel Flüssigkeit.

Claudia: Nun, es ist ja so, wer sich mit SM beschäftigen möchte, der hat auch Ideen, Fantasien und Gedanken dazu im Kopf. Es kann wirklich sehr hilfreich sein, sich hinzusetzen und diese schriftlich darzulegen. Sich in all dem Wirrwarr der Vorstellungen darüber klar zu werden, was mag ich denn überhaupt? Was kann ich mir tatsächlich in der Realität vorstellen?

Wer dies geschafft hat, wird unter Umständen feststellen, dass so manches kaum machbar ist oder er in seiner Gedankenwelt schon recht weit nach vorne geschritten ist.

Generell würde ich jedem empfehlen, sich eine Art Tagebuch anzulegen und dort seine Gedanken, Empfindungen, Wünsche, Fantasien, Ängste und Nöte niederzuschreiben. Zum einen, weil es schriftlich wesentlich schwieriger, aber expliziter ist, sich mit der Thematik zu befassen, zum anderen, weil es sehr interessant ist, später nachzulesen, wie man sich inzwischen weiter entwickelt hat.

Des weiteren würde ich sehr empfehlen, sich so genannte Spielnamen zuzulegen, vor allem für den Devoten. Ich weiß das aus eigener Erfahrung. Wurde und werde ich auch heute noch mit diesem Namen angesprochen, dann weiß ich, dass alles, was in diesem Rahmen geschieht, nicht meine gesamte Person betrifft, sondern nur meine Neigung. Und trotzdem fällt es anfangs hin und wieder schwer zu differenzieren, je nachdem, wie gut Dom sich darstellt.

Dass man miteinander redet, ist ja wohl klar. Was mir dabei am Herzen liegt: Dass man sich wirklich klar ist, dass es nichts, aber auch gar nichts geben sollte, was man nicht miteinander besprechen könnte. Wer da feststellt, dass dem nicht so ist, der sollte sich noch einmal Gedanken darüber machen, wie weit sein Vertrauen dem Gegenüber gefestigt ist, oder sich fragen, wie sehr er es wirklich verinnerlicht hat.

Angela: Generell sollte man meines Erachtens nach eines haben und nehmen: Zeit! Zeit zu reden, Phantasien auszutauschen, Tabus festzulegen, Stimmungen auszuloten. Und ich meine nicht nur die großen Tabus, als da wären Kinder, Tiere, Kotspiele etc., ich meine eher die kleinen Tabus. Worte, die man nicht ertragen kann; Gesten, die einen möglicherweise schrecken. Auch sollte man vorab einen festen Rahmen stecken, in dem sich beide bewegen sollten. Lieber sehr vorsichtig beginnen. Steigerungen sind jederzeit möglich, doch ein zu heftiges Spiel kann das erworbene Vertrauen stören, gar zunichte machen. Man sollte versuchen, Scham abzulegen und offen zu reden, davor und vor allem danach. Was war gut, was weniger. Und man sollte bei allem in sich selbst hinein fühlen, ob das Erlebte den Vorstellungen entsprach. Es nutzt wenig, wenn ein Sadist auf eine Devote trifft, oder eine Dominante auf einen Masochisten.

Michael: Sei du selbst, vergiss die Klischees, leg die Bücher weg, lass dir von niemandem sagen, was gut für dich ist. Sei offen zu deinem Partner über deine Gefühle, sie sind das Wesentliche. Nicht irgendeine Rolle, die du spielst.

Betty: Man sollte sich zu nichts überreden lassen, was man nicht wirklich will. Klar, kann es vorkommen, dass der Partner etwas vorschlägt, wo man erst denkt: »Hilfe! Auf keinen Fall!«, dass man dann den Gedanken sacken und in der Phantasie etwas brodeln lässt, um dann in ’nem halben Jahr zu sagen »Öhm, weißt du noch, was du damals wolltest und ich nicht; ich glaube, inzwischen hätte ich wohl Lust dazu …«

Aber wenn jemand ankommt und mit irgendwelchen Mitteln Druck ausübt, zum Beispiel à la »Wenn du mich wirklich liebst …« oder »Wenn du wirklich devot wärest, würdest du …«, dann würde ich dringend dazu raten, ihm einfach nur den Stinkefinger zu zeigen. Jeder sollte nur so weit über den eigenen Schatten springen, wie er springen mag.

Deidra: Man sollte dem Partner auch unbedingt klar machen, dass man ein Newbie ist. Ich erlebe es immer wieder bei Wunschdoms, dass sie sich wahnsinnig tolle Dinge vorstellen, aber man merkt, dass sie keinen Plan von der Durchführung haben, keinen Schimmer vom Vorgehen (die Ablehnung erfolgt hier nicht, weil sie »neu« sind, sondern weil sie posen, weil ich mich als Subbi, wenn ich gefesselt und wehrlos bin, mich dort unter Umständen in echter Gefahr befinde wegen ihrer Unwissenheit, gepaart mit zuviel falschem Selbstbild). Genauso sehe ich es auch bei vielen Subbis. Der Film im Kopf ist da. Oft auch schon in der Hardcore-Variante, sich selbst in Fesseln und geknebelt am Boden, von blutigen Peitschenstriemen geschmückt, gedemütigt und gepeinigt. Ein Film. Die Wirklichkeit, wenn sie so über Subbi hereinbräche, wäre ein Desaster. Es wäre nicht im mindesten erotisch.

Man soll klein anfangen. Wenn man sich noch etwas unsicher ist, einfach die Hände nur festhalten lassen, sich etwas befehlen lassen. Wir (mein Partner und ich) nehmen anfangs weiche Tücher (Schere in Reichweite, falls Subbi Angst bekommt!) zum Fesseln und als Augenbinde. Später kam Kerzenwachs dazu (keine gefärbten, keine aus Bienenwachs, das gibt nur Brandwunden). Subbi sollte nur spielen, wenn sie/er sich sicher ist, diesen Tag spielen zu wollen. Selbst eine Session, wo es nur um Anbinden, Wachs und Streicheln mit Federn geht, kann, gerade wenn es neu ist, man ungeübt ist, körperlich (insbesondere in Sachen Kreislauf) sehr anstrengend sein. Man sollte nie die eigene Erwartungshaltung, die Anspannung unterschätzen. Auf jeden Fall gehört das »Stop« als Endewort dazu. Subbi sollte sich sicher sein, dass Dom eher zu früh als zu spät aufhört. Als Subbi sollte man, wenn man nicht sicher weiß, dass der Dom erfahren ist, bitten, regelmäßig nachzuprüfen, wie es einem geht, auch wenn man selbst kein »Stop« sagt. Klamme, verkrampfte Hände, blasse Lippen etc. sind ein Zeichen aufzuhören. Man bekommt nicht immer mit, wie schlecht es einem geht, wenn man erregt ist und im Spiel gefangen.

Beide sollten hinterher über ihre Empfindungen sprechen. Wenn etwas gefiel oder nicht gefiel, auch sagen, WARUM es so war. Wenn etwas nicht gefiel, kann das auch an der mangelnden Gewöhnung liegen. Selbst die süßeste Eiskrem kann bäh sein, wenn man zuviel von ihr isst. Vielleicht war auch nur eine Reihenfolge falsch, zuwenig Ruhepausen zwischen den Aktionen. Reden ist das A und O, wie bei jeder Beziehung. Einfach auch, um zum Beispiel Dom (wenn jener vielleicht selbst noch in den Anfängen steckt) klarzumachen, dass »Jammern zum Geschäft gehört«, dass Schmerz und unerträglicher Schmerz, der zum Stopp führt, verschiedene Dinge sind. Und: Kein Dom ist ein Hellseher. Jeder Sub ist (wie jeder Mensch) anders. Nur wenn man redet, wird man verstanden.

Sabine: Was man sich vor Augen halten sollte: Im Kopfkino tut der Mitspieler genau das, was man möchte. In der Realität nicht. Das sollte sowohl dem aktiven wie auch dem passiven Part klar sein – und vielleicht noch für die absoluten Anfänger auf dem Metier: Man darf lachen.

Felix: Dem dominanten Partner könnte man sagen: »Sei dir bewusst, dass die Unterwerfung des/der Devoten ein riesiges Geschenk ist, ein Kapital, dass sorgfältig gepflegt werden will. Denkt immer daran, es geht um lustvolle Erfüllung – für beide. Wenn du in dich schaust und entdeckst, dass es Frauen/Männer in deinem Leben gab, auf die du immer noch wütend bist, dann sei ehrlich zu dir und vermische diese Themen nicht: Dein(e) Sub hat damit nichts zu tun. Wenn du das nicht trennen kannst, geh lieber zu einem Therapeuten.«

Dem passiven Partner: »Überfordere deine Herrschaft nicht. Auch wenn es so verlockend ist, die Verantwortung abzugeben, ›Objekt‹ oder ›Kind‹ zu sein, der andere ist auch nur ein Mensch und kann nicht dauernd stark sein oder dir permanent die Verantwortung abnehmen.

Selbst wenn er es behauptet. Sprich klar über deine Erlebnisse und Bedürfnisse, lass neue Erfahrungen zu und mach den aktiven Partner nicht nur zur Projektionsfläche uralter Sehnsüchte. Das macht blind und du nimmst nicht mehr wahr, mit wem du es wirklich zu tun hast. Und sei ehrlich – brauchst du wirklich eine Art »Papa« oder »Mama«, oder gibt es in deiner Geschichte etwas aufzuarbeiten? Wenn ja, kannst du das trennen? Und achte darauf, dass du, bei aller Unterwerfung, als Mensch in deinem Kern respektiert bleibst.«

Beiden würde ich raten: »Lernt, die Sprache eurer Bedürfnisse zu sprechen, lernt, klar auszudrücken, wie ihr euch fühlt, was ihr erlebt habt und wovor ihr Angst habt. Schafft eine SM-freie Zone des partnerschaftlichen Gesprächs auf gleicher Augenhöhe. Heiligt diese Zeit, macht sie zu einem immer wiederkehrenden Ritual und hört euch zu, ohne zu bewerten oder euch zu unterbrechen, und unterdrückt den Wunsch, das letzte Wort zu haben. Das dient der Beziehungshygiene und nichts, was dort gesagt wurde, darf unbeachtet unter den Teppich fallen oder später ›geahndet‹ werden.«

Werner: Ehrlich sein, reden. Ich habe zum Beispiel mal eine Session erlebt, wo ein Chat-Dom ohne reale Erfahrungen einen Chat-Sklaven (mit kaum realen Erfahrungen) richtiggehend verprügelt hat. Das Ganze endete mit Abstürzen beider Beteiligter. Der Fehler war ganz einfach folgender: Der Sub wollte nicht zugeben, dass ihm die Art des Tops nicht so zusagt, und der Top dachte, der wimmert ja gar nicht, da schlag ich fester zu. Das hat sich dann hochgesteigert bis zum für beide nicht sehr schönen Ende.

Also: Reden. Sagen, was man will – auch wenn man noch so geil ist; die paar Minuten Reden bringen mehr als alles andere.

Ansonsten: Sich fallen lassen, genießen, als Top auch auf versteckte Signale des Sub achten und sich nicht durch Zuschauer (so man öffentlich spielt) durcheinander bringen lassen.

Wenn man härtere Geräte benutzt, sollte man sich nicht zu schade sein, damit zu üben. Ich habe mit einer befreundeten Domina anfangs die Benutzung von Singletails geübt. So richtig kann ich’s immer noch nicht. Die 3,50 Meter langen Teile tun noch nicht immer das, was ich will. Aber ich übe auch weiter mit ihr, sie ist einfach sehr fit in diesen Dingen.

Lady Wanda: An erster Stelle steht für mich Authentizität. Bleibe dir selbst treu! Betrachte dich selbst als einen Schauspieler, der eine für ihn interessante Rolle annimmt. Für ein paar Stunden wirst du versuchen, diese Rolle nicht nur zu spielen, sondern exakt diese Figur zu sein! Bedenke aber, dass du als Schauspieler nur Rollen annehmen solltest, die dich reizen und gegen deren Umsetzung du keine Bedenken hast. Mit dieser Prämisse sind deine Tabubereiche zunächst festgelegt. Es kommen nur Szenen in Betracht, die nicht mit deinen ethischen Maßstäben kollidieren. Alles andere solltest du, auch und erst recht als »professionelle(r)« Dom(me), ablehnen, denn es schadet dir nur. Der erste Schritt besteht also darin, dich selbst, deine Grenzen und deine Möglichkeiten zu erkennen. So hast du die Möglichkeit, du selbst zu bleiben, obwohl du zeitweise eine Rolle zu spielen einwilligst. Ein Schauspieler bleibt er selbst, auch wenn er in eine andere Identität schlüpft. Für den Moment aber belebt er diese Identität, füllt sie aus mit seiner Energie. Dasselbe sollst du tun. Nicht mehr und nicht weniger. Diese Rolle, da sie dich interessiert, hat etwas mit dir zu tun. Bereitet sie dir Bauchschmerzen oder andere Kümmernisse, dann lehne sie ab. Auf diese Weise kommt die oft zitierte »Authentizität« zustande. Eine Rolle gefällt dir und du bist in der Lage, sie mit Leben zu füllen. Du lässt eine fiktive Identität Realität werden. Für diejenigen, die sich am Begriff Rollenspiel stören, möchte ich folgendes anmerken. Das Leben besteht aus einer Aneinanderreihung von Rollenspielen, die im Idealfall zusammen deine Identität ausmachen. Der Begriff degradiert dich also in deiner Dominanz nicht zum bloßen Hochstapler. Ein Rollenspiel entbehrt nicht der notwendigen Ernsthaftigkeit, ermöglicht dir aber, eine Vielzahl von Lebensmöglichkeiten zu nutzen und zu erproben. Dies gilt in besonderem Maße auch für deine Sexualität.

Die Erfahrung lehrt, dass dieser Schritt nicht so einfach ist, wie er sich anhört. Sich selbst zu erkennen, bereitet immense Schwierigkeiten, da sich Grenzen und Ansichten beständig ändern und man sich neu definieren muss. Wichtig ist die Harmonie zwischen Rolle und dem inneren Befinden. Ist diese Harmonie nicht da, sollte kein Rollenspiel stattfinden.

Nach äußeren Gesichtspunkten kann solch ein Rollenspiel trotzdem gelingen, aber du wirst zurückbleiben mit einem schlechten Nachgeschmack.

Das darf nicht sein. Du bist der/die Dominante, und es geht darum, dass du nur tust, was dir gut tut. Versuche das zu verinnerlichen, wenn es auch profan klingt. Lasse dich nicht benutzen, weder vom drängenden Passiven, noch von einem falsch verstandenen Ehrgeiz deine dauerhafte dominante Präsenz betreffend.

Das Zauberwort »Authentizität« ist also keine in die Wiege gelegte Eigenschaft, die man hat oder eben nicht. Wenn du Lust auf dominante Rollenspiele hast, dann darfst du deine Dominanz auch ausleben – unabhängig davon, ob du das stundenweise tust oder dies die Hauptrolle in deinem Leben einnehmen soll. Lasse dich also nicht beirren von sogenannten Überdom(me)s, die vorgeben, den einzig wahren Weg gefunden zu haben. Finde deinen eigenen Weg, denn es gibt eine große Auswahl an Möglichkeiten! Für den gewählten Augenblick wirst du »echt« sein, weil du die Rolle gerne spielst, das ist es, was zählt.

Sven: Die Protagonisten eines solchen Spiels sollten sich beide über die Intentionen des jeweiligen Gegenübers klar sein. Hier ist, wie so oft, Reden angesagt. Mit »Ich tu alles für dich!« als alleiniger Erläuterung der eigenen Wünsche ist ein Scheitern in der Regel vorprogrammiert.

Ein weiterer Tip ist, sich nicht auf die reinen Praktiken zu beschränken. Dass die Wunschdomme liebend gern den Hintern versohlt und Sub sich mit Wonne bestrafen läßt, heißt noch lange nicht, dass beide spielkompatibel sind, geschweige denn für eine geeignet. Viele meiner Geschlechtsgenossen bleiben in der Szene solo, weil die die sockenwaschkompatible Erfüllungsgehilfin ihrer schmalspurigen Fantasien suchen statt einer menschlich geeigneten Partnerin, mit der man im Zweifel das Feld SM in aller Ruhe abgrasen kann.

Was ich auch schon in anderem Zusammenhang erwähnt habe: Zu hohe Erwartungen an die menschlichen und spielerischen Qualitäten des jeweils anderen können eine Beziehung sehr schnell in erheblichen Frust abgleiten lassen. Den Superdom, der das arme unglückliche Mausi nimmt und ihr für den Rest des Lebens alle Probleme aus der Welt schafft, gibt es ebenso wenig wie die dauergeile Dreilochstute mit Gewichts- und Permablondgarantie komplett mit Hausarbeitsfetisch.

Aber: Vor lauter Theoretisiererei sollte man (frau) sich den Spaß nicht verderben lassen! Der gesunde Menschenverstand, ab und zu eingeschaltet, weist ganz oft den richtigen Weg. Und dass mal etwas schief geht, lässt sich sowieso nie ausschließen. Die Entdeckungsreise ins Ich, die mit einem ersten Unterwerfungsspiel verbunden ist, ist fast immer spannend und lohnend!

Mir fällt auch noch ein Rat an potentielle Subs in Unterwerfungsbeziehungen ein: Es gibt Augenblicke, da ist man versucht, Kränkungen oder einfach die üblichen nervigen Kleinigkeiten in der Beziehung herunterzuschlucken, weil man ja Sub ist. Das geht auf Dauer garantiert schief. Sub hat hier in meinen Augen auf jeden Fall sowohl das Recht als auch die Pflicht, Laut zu geben, wie in jeder anderen Beziehung auch. Davon unberührt ist das Recht des Tops zu entscheiden, wie er damit umgeht. Ich persönlich finde es in der Sub-Rolle wahnsinnig schwierig, angemessen zu reagieren. Da sitzt der »Sie ist Top, sie darf das«-Reflex viel zu tief.

Umgekehrt muss Top hier natürlich auch ein waches Auge haben, damit Sub nicht irgendwas in sich hineinfrisst.

Natalia: Klärt vorher ab, ob die Regeln des »normalen« Umgangs gelten sollen, oder ihr euch im Unterwerfungskontext trefft. Trifft letzteres zu, so sollte die Domme von Anfang an klar und sicher auftreten

Baut keine zu hohen Erwartungen auf. Beim ersten Mal ist es vollkommen okay, »nur« Kaffee zu trinken oder einfach die kleinen Selbstverständlichkeiten des Unterwerfungsumgangs zu genießen.

Wie man im Unterwerfungskontext miteinander umgeht, kann sehr unterschiedlich sein. Üblicherweise wird die Domme eine Vorstellung haben, in welcher Art und Weise die Unterhaltung geführt werden soll. Die Art, wie sie sich gibt, ist also entscheidend.

Das erste Spiel ist jedenfalls etwas, wofür man sich Zeit lassen sollte. Man braucht eigentlich nicht viel Material. Mit einer Augenbinde, Massagebürste, Kerzen und einem Kochlöffel lässt sich schon viel anfangen. Wichtiger ist es, Zeit zu haben, einen ruhigen Ort, den Wunsch, sich einzulassen auf diese neue »Wirklichkeit«, die neue »Facette« der eigenen Persönlichkeit, die man erproben möchte. Nun sollte man eine angemessene Atmosphäre schaffen. Kerzen, gregorianische Gesänge oder andere gute Musik sowie eine erotische Bekleidung leisten da gute Dienste.

Im Reich der erotischen Herrschaft – wie man eine gelungene Szene gestaltet