Macht im System - Niklas Luhmann - E-Book

Macht im System E-Book

Niklas Luhmann

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Beschreibung

Niklas Luhmann hat bekanntlich eine allgemein ansetzende Theorie der Macht entworfen, die zeigt, wie sehr Machtlagen von Gesellschaftsstrukturen und insbesondere von Differenzierungsformen abhängen und sich mit ihnen ändern. »Macht im System« entstand in den späten 1960er Jahren und zeugt von der Bedeutung des Themas im Frühwerk Luhmanns. Anders als in späteren Fassungen seiner Machttheorie argumentiert er hier eher systemtheoretisch als kommunikationstheoretisch. »Macht im System« ist somit auch ein aufschlussreiches Dokument der Systemtheorie im Werden.

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Niklas Luhmann hat bekanntlich eine allgemein ansetzende Theorie der Macht entworfen, die zeigt, wie sehr Machtlagen von Gesellschaftsstrukturen und insbesondere von Differenzierungsformen abhängen und sich mit ihnen ändern. Macht im System entstand in den späten 1960er Jahren und zeugt von der Bedeutung des Themas im Frühwerk Luhmanns. Anders als in späteren Fassungen seiner Machttheorie argumentiert er hier eher systemtheoretisch als kommunikationstheoretisch. Macht im System ist somit auch ein aufschlußreiches Dokument der Systemtheorie im Werden.

Niklas Luhmann (1927-1998) war Professor für Soziologie an der Universität Bielefeld. Im Suhrkamp Verlag erschien zuletzt Politische Soziologie (2010 und stw 2068).

Niklas Luhmann

Macht im System

Herausgegebenvon André Kieserling

Suhrkamp

Zur Gewährleistung der Zitierbarkeit zeigen die grau hinterlegten Ziffern die jeweiligen Seitenanfänge der Printausgabe an.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2013

Der vorliegende Text folgt der 1. Auflage der Ausgabe des suhrkamp taschenbuch wissenschaft 2089

© Suhrkamp Verlag Berlin 2013

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.

Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

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eISBN 978-3-518-73537-4

www.suhrkamp.de

5Inhalt

Einleitung

I. Klassische Prämissen der Machttheorie

II. Systemtheoretischer Machtbegriff

III. Generalisierung von Einfluß

IV. Entscheidung

V. Reflexivität

VI. Differenzierung

VII. Systemtheoretische Prämissen der Machttheorie

VIII. Zur Theorie des politischen Systems

Editorische Notiz

7Einleitung

Systemtheoretische Überlegungen sind in fast allen empirischen Wissenschaften im Vordringen begriffen. In der biologischen Forschung sind die Erfolge der Systemtheorie unbestreitbar und haben Anlaß gegeben, eine »allgemeine Systemlehre« zu fordern.[1] Die Psychologie beginnt, grundlegende Einsichten der Psychoanalyse zu einer Theorie des umweltbezogenen Persönlichkeitssystems umzuformulieren.[2] In der Ethnologie ist eine funktionalistische Systemforschung beheimatet, die sich sehr rasch auch in der Soziologie ausgedehnt hat. Auch außerhalb der faszinierenden Begriffsbauten der Parsonschen Systemtheorie[3] finden 8sich in der heutigen Soziologie manche Ansätze zu einer Theorie des sozialen Systems.[4] In der Politischen Wissenschaft schließlich werden die alten Begriffe government oder Staat heute vielfach durch den Begriff des »politischen Systems« ersetzt, was nicht nur modische Anpassung, sondern eine grundlegende Revision der Sachkonzeption, zum Beispiel ihre Übertragung von der personalen auf die rollenmäßige Ebene, bedeutet.[5]

Dieser Eindruck lockert sich zwar bei näherem Hinsehen, da unter »System« sehr Verschiedenes verstanden wird. Gleichwohl handelt es sich bei »der Systemtheorie« nicht um ein durch ein Wort nur lose zusammengehaltenes Konglomerat von Begriffen, Hypothesen und Forschungsansätzen. Bestimmte durchgehende Konzeptionen zeichnen sich ab. Die rein interne Betrachtungsweise des Systems als eines Ganzen, das aus Teilen bestehe, wird mehr und mehr ersetzt durch eine umweltbezogene Betrachtungsweise. Dabei wird die Umwelt im Verhältnis zum System als übermäßig komplex begriffen. Die Umwelt zeichnet mehr 9Möglichkeiten vor, als im System aktualisiert werden können. Ein System kann sich daher nur durch Selektionsleistungen konstituieren, nämlich durch Reduktion der Möglichkeiten der Umwelt auf ein geringeres Maß an Komplexität und damit auf eine höhere Ordnung, in der menschliches Erleben und Handeln sich sinnvoll orientieren kann. Soziale Systeme sind, funktional definiert, Sinnbeziehungen zwischen menschlichen Handlungen, die Reduktion von Komplexität leisten.

Ob dieser Entwicklung einer Systemtheorie mit sehr weitreichendem, im Prinzip universellem Geltungsanspruch bedenkenlos zugejubelt werden kann und ob sie allein auf Grund ihrer eigenen Leistungen beurteilt werden sollte, ist immerhin eine Frage wert. Es könnte ja sein, daß wichtige alte Themen dadurch verlorengehen oder doch in dem neugeschaffenen begrifflichen Bezugsrahmen nicht adäquat ersetzt werden können. Dies Bedenken stellt sich einmal und vor allem im Hinblick auf den Verlust des Kontaktes mit der alteuropäischen praktischen Philosophie, besonders mit ihrer ethischen Handlungskonzeption und ihrer politisch-naturrechtlichen Gesellschaftslehre. Deren Wiederherstellung, die zum Beispiel Hennis[6] anregt, liegt weder in der Absicht noch in den Möglichkeiten der Systemtheorie. Gerade aus der Distanz aber sollte sie in der Lage sein, ein problemorientiertes 10Gespräch mit den Denkern der Tradition zu führen. Wie weit eine solche Auseinandersetzung möglich und schon vorbereitet ist, kann hier nicht angemessen erörtert werden. Wir fassen ein damit verwandtes, aber engeres Thema ins Auge.

Systemtheoretischen Analysen wird nicht selten und, wie es scheint, mit gewissem Recht vorgeworfen, das Phänomen der Macht zu übergehen, wenn nicht zu verkennen.[7] Und in der Tat hatte zum Beispiel die sozialpsychologische Organisationsforschung der sogenannten human relations-Bewegung, die kleine Gruppen als soziale Systeme zu erforschen suchte, in ihrer Behandlung von Machtunterschieden ausgesprochene Schwächen,[8] ja, es fehlte zunächst eine Beschäftigung mit diesem Thema überhaupt.[9] Ferner hinterlassen amerikanische Forschungen über Kommunikationssysteme nicht selten den Eindruck, daß viel offenes und freundliches Miteinanderreden Machtanwendung 11erübrigen könne. Selbst manche Theorien des politischen Systems, die das Machtproblem auf einen Verteilungsprozeß zurückführen,[10] weichen dem alten Problem der Macht aus und ersetzen es durch eine Funktionsangabe. In der kybernetischen Systemtheorie wird man ebenfalls eine Berücksichtigung des Machtphänomens in der gewohnten Weise vermissen – wenn etwa Karl Deutsch Willen als Bevorzugung von Informationen aus dem eigenen Gedächtnis vor solchen aus der Umwelt definiert und Macht als die Fähigkeit, diese Einstellung durchzuhalten, beides also als »aspects of the pathology of social learning« begreift.[11] Ein neuerer Überblick über die wichtigsten, am häufigsten benutzten Begriffe der Systemtheorie nennt den Machtbegriff nicht.[12] Diese auffallende und anscheinend durchgehende »Machtblindheit« der Systemtheorie könnte verschiedene Gründe haben: Es könnte sich um die vorübergehende Unausgeglichenheit einer im ganzen 12noch nicht ausgearbeiteten Theorie von hoher Abstraktionslage handeln oder um ein ideologisches Vorurteil quietistisch-konservativer Prägung; es könnte aber auch eine der Systemtheorie inhärente Blickbegrenzung vorliegen mit der Gefahr, daß eine wichtige traditionelle Thematik verlorengeht, wenn die Systemtheorie ihren Herrschaftsanspruch durchsetzen sollte; oder schließlich könnte es auch sein, daß die traditionelle Bearbeitung des Machtthemas an einer unzulänglichen Begrifflichkeit gescheitert war und deshalb von der Systemtheorie nur unter Abbruch der begrifflichen Kontinuität und in ganz neuer Weise aufgenommen und weiterbearbeitet werden kann.

13I. Klassische Prämissen der Machttheorie

Um genauer zu sehen, um was es geht, wollen wir versuchen, einige Prämissen dessen zusammenzustellen, was man klassische Machttheorie nennen könnte. Eine genaue, logische Analyse der Aussagen bekannter Machttheoretiker würde allerdings zu weit führen und im übrigen sehr bald in Unsicherheit enden. Auch wird man sich nicht darauf verlassen können, daß die Prämissen der verschiedenen Machtbegriffe stets mitbegriffen worden sind. Wir stellen statt dessen als Diskussionsmaterial einige typische Definitionen des Machtbegriffs zusammen, um dann im groben zu sehen, von welchen Voraussetzungen sie ausgehen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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