MacTavish & Scott - Gefährliche Lügen - Gitta Edelmann - E-Book

MacTavish & Scott - Gefährliche Lügen E-Book

Gitta Edelmann

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Beschreibung

Cosy-Crime mit echt schottischem Flair und geballter Frauenpower: die neue Serie für Fans gemütlicher Krimis.

Folge 5: Dieser Fall für MacTavish & Scott führt Finola nicht nur nach Glasgow, sondern auch tief in die Vergangenheit: Ihr neuer Klient Kieran Ross hat für eine Stammbaumforschung seine DNA testen lassen. Das Ergebnis ist ein Schock: Er kann nicht das Kind seiner Eltern sein! Da sein Vater gestorben und seine Mutter dement ist, beauftragt er Finola, herauszufinden, wer seine leiblichen Eltern waren. Doch der zunächst harmlos wirkende Fall befördert immer mehr dunkle Geheimnisse ans Tageslicht, und Finola muss mit Entsetzen feststellen, wie weit verzweifelte Liebe gehen kann ...

Über die Serie: Finola MacTavish und Anne Scott sind die Lady Detectives von Edinburgh! Gemeinsam mit dem Computergenie Lachie lösen sie die erstaunlichsten Kriminalfälle - und machen mit Herz, Mut und ungewöhnlichen Methoden den Verbrechern der Stadt das Leben schwer. Doch auch in ihrem eigenen Leben geht es mitunter turbulent zu: Finola hat eigentlich die Nase voll von der Liebe, läuft dann aber doch dem einen oder anderen attraktiven Mann über den Weg. Und Anne trägt ein dunkles Geheimnis mit sich herum ... Wie gut, dass Finola immer die passende Kräutermedizin ihrer Granny zur Hand hat. Und wenn die nicht hilft, dann ein frisch gebackener Cupcake!

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!



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Inhalt

CoverMacTavish & Scott – Die Lady Detectives von Edinburgh: die SerieÜber diese FolgeÜber die AutorinTitelImpressumKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21Kapitel 22Kapitel 23Kapitel 24Kapitel 25Kapitel 26Kapitel 27Kapitel 28Kapitel 29Kapitel 30Kapitel 31Kapitel 32Kapitel 33

MacTavish & Scott – Die Lady Detectives von Edinburgh: die Serie

Die junge Schottin Finola MacTavish zieht von der malerischen Isle of Skye nach Edinburgh, um dort in der Kanzlei von Anne Scott als Detektivin zu arbeiten. Gemeinsam mit dem Computergenie Lachie lösen die beiden Lady Detectives die verblüffendsten Fälle. Finola merkt dabei schnell, dass sie ein Händchen fürs Ermitteln und Beschatten hat – am liebsten in Verkleidung. Noch dazu hat sie immer die Kräutermedizin ihrer Granny zur Hand, die überraschend effektiv wirkt – auch bei Anne, die jedoch ein dunkles Geheimnis zu haben scheint …

Über diese Folge

Dieser Fall für MacTavish & Scott führt Finola nicht nur nach Glasgow, sondern auch tief in die Vergangenheit: Ihr neuer Klient Kieran Ross hat für eine Stammbaumforschung seine DNA testen lassen. Das Ergebnis ist ein Schock: Er kann nicht das Kind seiner Eltern sein! Da sein Vater gestorben und seine Mutter dement ist, beauftragt er Finola, herauszufinden, wer seine leiblichen Eltern waren. Doch der zunächst harmlos wirkende Fall befördert immer mehr dunkle Geheimnisse ans Tageslicht, und Finola muss mit Entsetzen feststellen, wie weit verzweifelte Liebe gehen kann …

Über die Autorin

Gitta Edelmann hat als Übersetzerin in Bonn, Rio de Janeiro, Freiburg und Edinburgh gearbeitet, bevor es sie wieder ins Rheinland zurückzog. Neben Kindergeschichten und historischen Romanen hat sie bereits eine fünfbändige Cosy-Crime-Reihe veröffentlicht. Die Autorin darf sich außerdem Lady of Glencoe and Lochaber nennen, da sie dort ein paar Quadratfuß Land besitzt.

Gefährliche Lügen

Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2021 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Anne Pias

Lektorat/Projektmanagement: Rebecca Schaarschmidt

Covergestaltung: Guter Punkt GmbH Co. KG unter Verwendung von Motiven von © Marc-Andre_LeTourneux/GettyImages; theevening/GettyImages; Saddako/Getty Images

eBook-Erstellung: hanseatenSatz-bremen, Bremen

ISBN 978-3-7517-0184-6

be-ebooks.de

lesejury.de

Kapitel 1

»Schön, dass Sie kommen konnten, Mr Ross«, begrüßte Anne den neuen Klienten, nahm ihm die Jacke ab und führte ihn in ihr Büro. »Angesichts der etwas komplizierteren Sachlage können wir unser Vorgehen sicher persönlich einfacher besprechen als am Telefon.«

»Das sehe ich auch so, danke.«

»Nehmen Sie doch Platz.« Anne deutete auf die Sitzecke mit drei weinroten Sesseln und einem runden Tisch, auf dem drei bunte Tassen, ein Milchtöpfchen, ein Zuckerdöschen und ein Tellerchen mit Shortbread Fingers standen. »Ms MacTavish, die Detektivin, die Ihren Fall übernehmen wird, kommt gleich auch noch dazu.«

Mr Ross nickte und setzte sich. Seine Aktentasche stellte er neben sich ab. Er wirkte sportlich und sah mit seinen schwarzen Haaren und den leicht grau melierten Schläfen nicht schlecht aus, aber er schien angespannt und ein wenig – wütend? Verärgert?

»Sie trinken doch sicher eine Tasse Tee, oder hätten Sie lieber einen Kaffee?«, fragte Anne.

»Gerne einen Tee, mein Maß an Kaffee ist für heute bereits voll.« Er lächelte höflich.

Anne nahm die Teekanne vom Stövchen auf dem Regal und schenkte ihnen ein. Sie setzte sich und bot Milch und Zucker an, aber Mr Ross verzichtete darauf. Dafür nahm er sich einen der Shortbread Fingers.

Wo blieb Finola?

Anne warf einen kurzen Blick zur Tür, durch die gerade Olga hereinspazierte, den Schwanz senkrecht in die Höhe gestreckt und mit neugierigem Blick.

Mr Ross runzelte die Stirn.

»Einen Moment bitte, ich lasse schnell noch die Katze raus«, sagte Anne, stand auf und nahm Olga auf den Arm. Natürlich konnte Olga jederzeit allein durch die Katzenklappe in der Küche hinaus in den Garten gehen, aber neugierig, wie sie nun einmal war, wollte sie einen Fremden im Haus zuerst einmal beäugen. Leider war nicht jeder Klient ein Katzenfreund.

»Wieso trägst du Olga spazieren?«, fragte Lachie durch die offene Tür, als Anne an seinem Büro vorbeikam.

»Klientengespräch«, antwortete Anne kurz.

In der Küche setzte sie Olga vor ihren Fressnapf und spendierte ihr ein paar Leckerli, dann ging sie zurück ins Büro, wo inzwischen Finola bei Mr Ross saß und mit ihm Small Talk hielt.

Anne schloss die Tür, um weitere Erkundungen Olgas zu verhindern.

»Nun, Mr Ross. Wir haben ja bereits kurz am Telefon über Ihr Anliegen gesprochen, aber wie wäre es, wenn Sie uns ein wenig genauer schildern, worum es geht. Sie suchen also Ihren Vater.«

Mr Ross nickte.

»Mein Name ist Kieran Ross, ich bin der Sohn von Cristine und Farlan Ross. Zumindest dachte ich das bis gestern. Aber Farlan Ross kann nicht mein leiblicher Vater sein, weil meine Cousine May – also May ist zurzeit auf dem Ahnenforschungstrip und hat über so ein Portal ihre DNA überprüfen lassen. Da kann man dann herausfinden, aus welchen Regionen die Vorfahren wahrscheinlich stammen und weltweit unbekannte Verwandte finden. Sie hat dabei auch tatsächlich eine Cousine vierten Grades oder so in Massachusetts entdeckt.«

Er räusperte sich. »Aber ich schweife ab. Also, die Sache ist folgende: May hat mich überredet, doch auch so eine DNA-Bestimmung zu machen, weil sie damit feststellen wollte, ob der überraschend hohe Anteil südeuropäischer Gene von der Seite ihres Vaters oder ihrer Mutter stammt. Die sind leider beide schon gestorben. Wenn diese Gene aber von ihrer Mutter sind, hatte sie sich überlegt, müsste ich sie auch haben, weil ihre Mutter ja die Schwester meines Vaters war. Entschuldigung, ich weiß nicht, ob ich mich klar ausdrücke.«

Anne nickte. Sie hatte ihren Sohn Aidan vor Jahren bei einem Stammbaum-Projekt in der Schule unterstützt und ohnehin keine Probleme, sich Verwandtschaftsgrade vorzustellen.

»Und dann bekamen Sie ein unerwartetes Ergebnis?«, fragte sie.

Kieran Ross nickte. »Nicht nur, dass ich die südeuropäischen Gene nicht mit May gemeinsam habe – ich habe gar keine Gene mit ihr gemeinsam. Wir sind überhaupt nicht verwandt. Also kann Farlan Ross gar nicht mein leiblicher Vater gewesen sein.«

»Sie haben gesagt, dass Ihr Vater nicht mehr lebt?«

»Ja. Er ist vor fast zehn Jahren gestorben, und meine Mutter ist auch keine Hilfe. Sie ist stark gehbehindert und leidet an Demenz. Natürlich habe ich sie gestern, nachdem ich das Ergebnis bekam, gleich aufgesucht und gehofft, dass ich einen guten Tag erwische. Aber es war hoffnungslos. Als ich die Sprache auf meine Geburt lenkte, hörte ich nur noch, wie süß und pummelig und herzig ich gewesen sei und wie ich ihr Leben verändert habe.«

Er schüttelte den Kopf. »Sie hatte die Hoffnung auf ein Kind schon aufgegeben, als sie mit sechsunddreißig doch noch mit mir schwanger wurde«, setzte er hinzu. »Natürlich werde ich weiter versuchen, etwas von ihr zu erfahren. Sie muss ja schließlich wissen, von wem sie schwanger war. Aber ich kann Ihnen sagen – dass sie meinen Vater so hintergangen hat, also meinen vorgeblichen Vater, Farlan Ross …« Sein grimmiges Gesicht zeigte deutlich die Wut, die er auf seine Mutter hatte.

»Und nun sollen wir Ihnen behilflich sein, Ihren leiblichen Vater zu finden.«

»Genau.«

»Ich nehme an, Sie selbst kennen niemanden aus der Familie oder dem Freundeskreis von damals, der etwas wissen könnte?‟

Mr Ross schüttelte den Kopf. »Leider nein. Die Verwandten in der Generation meiner Mutter sind alle schon tot. Und von Freundschaften, die so lange zurückgehen, weiß ich nichts.«

»Gut. Wir werden also das Leben Ihrer Mutter in der Zeit vor ihrer Schwangerschaft durchleuchten müssen. Dafür bräuchten wir Kopien von allen Unterlagen, die Sie aus dem Jahr vor Ihrer Geburt haben und eine Liste der Menschen, mit denen Ihre Mutter damals Kontakt hatte – Verwandte, Freundinnen, Bekannte. Noch etwas, Finola?«

»Hat Ihre Mutter vor Ihrer Geburt gearbeitet?«, fragte Finola.

»Sie war Krankenschwester.«

»Dann bitte auch Informationen dazu. Welches Krankenhaus, kennen Sie Namen von Vorgesetzten, Ärzten, anderen Krankenschwestern? Vielleicht aus Erzählungen?«

»Nicht wirklich. Sie hat nie gerne über die Zeit gesprochen, bevor ich geboren wurde. Hat immer gesagt, ihr Leben hat erst mit mir begonnen.«

»Nun – das ist etwas speziell, aber manche Mütter sehen das wohl so«, kommentierte Finola.

Kieran Ross hob die Achseln. »Sie war sehr behütend, mir gegenüber noch mehr als bei meinem jüngeren Bruder. Wahrscheinlich, weil sie auf mich so lange gewartet hat.«

Finola nickte mit zusammengepressten Lippen.

Was war mit ihr los? Wühlte das Gespräch über Mütter sie auf? Anne wusste, dass Finolas Verhältnis zu ihrer eigenen Mutter schlecht war und zwischen den beiden seit Jahren kein echter Kontakt bestand. Aber sie hatte nie nachgefragt. Wenn Finola ihr etwas darüber erzählen wollte, würde sie das zu gegebener Zeit tun.

»Kopien von meiner Geburtsurkunde und ein paar Unterlagen aus meiner frühen Kindheit habe ich Ihnen hier bereits herausgesucht«, sagte Kieran Ross und zog einen dicken Briefumschlag aus seiner Aktentasche. »Es sind auch ein paar Babyfotos dabei. Viel gibt es nicht aus meinem ersten Lebensjahr – vor siebenundvierzig Jahren hat man noch nicht ständig fotografiert. Zumindest nicht in meiner Familie. Aber vielleicht ergeben sich da Ansätze.«

Anne deutete auf Finola, und diese nahm den Umschlag entgegen.

»Ja, das mit dem Fotografieren und Filmen hat sich doch sehr verändert.« Anne lächelte verbindlich. »Ms MacTavish wird sich Ihre Unterlagen ansehen und schauen, was es für Hinweise gibt, denen sie folgen kann.«

»Die Namenslisten maile ich Ihnen morgen«, versprach Kieran Ross und trank seinen Tee aus. »Spontan fällt mir nur gerade noch ein, dass wir, als ich klein war, manchmal eine Frau namens Elsie zu Besuch hatten, die wohl eine Freundin meiner Mutter war. Sie hatte einen Sohn in meinem Alter. Aber wie der hieß? Keine Ahnung, ich weiß nur, dass er ein großes Muttermal am Knie hatte und mich nicht mit seiner Eisenbahn spielen lassen wollte.«

»Vielleicht erinnern Sie sich später wieder, dann melden Sie sich einfach.«

»Ich könnte auch noch schauen, ob ich das alte Adressbuch meiner Mutter finde oder Briefe oder so. Sie hatte mal eine Schatulle mit Erinnerungsstücken. Erste Locke und Milchzähne von mir und meinem Bruder und so was.«

»Sehr gute Idee«, lobte Anne. »Das hilft uns sicher weiter. Finola?«

Finola hatte die Unterlagen aus dem Umschlag gezogen und studierte sie mit zusammengezogenen Brauen.

»Sie sind in Glasgow geboren«, sagte sie. »Haben Sie in ihrer Kindheit auch dort gelebt?«

»Nicht nur. Als ich noch ein Baby war, wohnten wir wohl eine Weile in Auchenmully – einem kleinen Ort am Clyde. Ich erinnere mich nicht daran, aber mein Vater hat manchmal davon gesprochen. Ich habe schon nachgeschaut: Auf der Karte sieht es aus, als wäre das nicht mehr als eine halbe Stunde Autofahrt von Glasgow entfernt.«

»Und Ihre Mutter ist nun in Glasgow im Pflegeheim?«, fragte Finola weiter.

»Ja. Ich wollte sie eigentlich lieber hier nach Edinburgh holen, weil ich mir dann die lange Hin- und Herfahrerei sparen könnte, aber sie will davon nichts wissen. So fit ist sie im Kopf noch, dass sie darauf besteht, in Glasgow zu wohnen, wo sie sich sicher fühlt.«

»Sich sicher fühlt?«, fragte Anne. »Wovor fürchtet sie sich denn?«

»Was weiß ich – vor Fremdem, Neuem? Sie würde am liebsten alles immer so lassen wie es ist. Sie hatte große Schwierigkeiten damit, dass mein Bruder und ich erwachsen wurden. Und nun mit nachlassendem Geist …« Er hob die Schultern. »Immerhin wohnt mein Bruder in East Kilbride und hat es nicht so weit zu ihr. Gut. Also dann …«

Kieran Ross erhob sich, und Anne tat es ihm nach. Finola nickte ihm freundlich zu, blieb aber sitzen und studierte weiter die Unterlagen, während Anne ihren Klienten hinausbegleitete. Sie reichte ihm seine Jacke von der Garderobe und brachte ihn zur Tür. Dann ging sie zurück in ihr Büro.

»Was ist los, Finola?«, fragte sie. »Warum diese Fragen nach Glasgow? Bist du nicht froh über die Gelegenheit, in der Stadt zu arbeiten, in der du aufgewachsen bist?«

Finola sah sie an. »Aufgewachsen würde ich nicht sagen. Wir haben in meiner Kindheit auf Harris gewohnt. Als ich nach Glasgow kam, war ich dreizehn. Und mein Vater war gerade gestorben und … Es war schwierig.«

Anne setzte sich wieder zu ihr und goss ihnen beiden Tee nach, ohne weiter zu fragen.

»Aber vor allem«, fuhr Finola fort und atmete einmal tief ein und aus, »vor allem ist Kieran Ross nicht der Einzige, dessen Mutter in Glasgow lebt.«

Kapitel 2

»Du willst schon wieder aus Edinburgh weg?« Laurie verzog ihr Gesicht. »Du bist doch gerade mal eine gute Woche aus Aviemore zurück. Gibt’s denn keine Fälle hier in der Stadt? Erzähl, worum geht es dieses Mal?« Sie überprüfte mit einem Blick, ob die Gäste an den anderen beiden Tischen ihres kleinen Cafés zufrieden waren, und setzte sich dann zu ihrer Freundin.

»Von wollen kann keine Rede sein. Aber das ist nun mal mein Job. Und der führt mich dieses Mal eben nach Glasgow.« Finola seufzte.

Laurie schüttelte den Kopf. »Warum du bei der Erwähnung von Glasgow so eine Leichenbittermiene aufsetzt, versteh ich allerdings nicht. Das ist doch eine tolle Stadt. So lebendig, so voller Energie. Wenn du länger dort bist, besuch ich dich glatt am Wochenende, und wir gehen zusammen in einen Club, was meinst du?«

»Es ist nicht die Stadt selbst. Nur so ein paar blöde Erinnerungen«, sagte Finola.

Laurie musterte sie genauer. Sie wusste natürlich, dass Finola längere Zeit in Glasgow gelebt hatte, bevor sie vor ein paar Jahren auf die Isle of Skye und im Spätsommer nach Edinburgh gezogen war, aber über Einzelheiten hatte Finola sich nie wirklich ausgelassen.

Nur aus gelegentlichen kleinen Bemerkungen hatte Laurie herausgehört, dass sie ihrer Mutter Erin nicht verziehen hatte, sie nach dem Tod ihres Vaters von der Insel Harris mit in die große Stadt gezwungen zu haben. Finola hatte als Jugendliche wohl recht heftig rebelliert – einmal hatte sie Laurie ein Foto gezeigt, auf dem sie schwarz gekleidet und geschminkt als Goth mürrisch in die Kamera stierte. Heute konnte Finola über manche Aktion, mit der sie ihre Mutter provoziert hatte, lachen, aber ihre Teenager-Jahre mussten schwierig gewesen sein.

Und dann war da noch dieser Robbie gewesen – Finolas Freund, der sie betrogen hatte.

Laurie legte die Hand auf Finolas. »Wenn ich bei dir bin, kriegst du nur lustige Erinnerungen. Versprochen!« Sie grinste.

»Das glaube ich gerne.« Auch Finola lächelte nun wieder. »Nur – was sagt dein Freund Evan, wenn du mit mir durch die Clubs ziehst?«

»Keine Ahnung – aber egal, was er sagt, ich muss ja nicht auf ihn hören.«

Finola trank ein paar Schlucke von ihrem Latte macchiato. »Also, dieses Wochenende bin ich auf jeden Fall noch hier, ich muss erst mal einen Berg Unterlagen studieren und schauen, wo ich überhaupt anfangen kann. Das Ganze ist zum Glück nicht Prioritätsstufe eins.«

»Prioritätsstufe eins?«

»Lebensbedrohlich – dringender und schneller Handlungsbedarf.«

»Dann ist also niemand entführt worden oder so.«

»Mal davon abgesehen, dass solch ein Fall eher eine Sache für die Polizei wäre, nein. Es geht um eine einfache Personensuche.«

»Das beruhigt mich. Und wen suchst du?«

»Laurie – du weißt, dass ich über laufende Fälle nicht sprechen kann.«

Laurie seufzte. »Du sprichst aber auch nicht wirklich über abgeschlossene Fälle.«

Finola lachte. »Soll ich etwa rumerzählen, wie das damals war, als du verdächtigt wurdest …«

»Nein, ich seh es ein.«

Finola deutete zur Verkaufstheke mit den vielen bunten Cupcakes. »Ich glaube, da will jemand zahlen!«

Laurie sprang auf. »Bin gleich zurück.«

Sie kassierte die beiden älteren Damen ab, die sich einmal in der Woche bei ihr zu Tee und Cupcakes trafen. Sie wechselten noch ein paar Worte zum Wetter – gerade war die Sonne zwischen den Wolken herausgekommen –, und Laurie wünschte ihnen einen schönen Tag.

Als sie zu Finola zurückkam, hatte diese ihren Latte macchiato bereits ausgetrunken und schien aufbrechen zu wollen.

»Was ich noch fragen sollte, wollte … Hast du Lust, am Sonntag wieder mit zum Scottish Country Dancing zu kommen? Wenn du am Wochenende hier bist, passt das. Ist nur ein Probenachmittag, also alles etwas einfacher und ohne Live-Band, aber wir üben schon mal die Tänze für die Burns Night.«

»Gibt’s da was Besonderes?«, erkundigte sich Finola.

»Dieses Mal ja. Im Januar ist um den fünfundzwanzigsten rum nämlich gerade ein internationaler Kongress an der Uni, und die Leute vom Orga-Team wollen für die ausländischen Gäste ein Burns Supper ausrichten und anschließend einen kleinen Ceilidh. Und wir sind eingeladen, den Damen und Herren der Wissenschaft beim Tanzen und Feiern behilflich zu sein.«

»Das klingt nicht schlecht. Und es hat beim letzten Mal mit euch viel Spaß gemacht. Sind nette Leute in eurer Gruppe.«

»Dann zähl ich auf dich. Beim Tanzen kannst du sicher mal von deinem Aktenstudium abschalten. Und vielleicht gehen wir danach noch mit Evan und Scott in den Pub?«

»Mal schauen. Scott ist nicht gerade meine Lieblingsbegleitung.«

»Schade. Er findet dich so toll!«

Finola verdrehte die Augen, und Laurie lachte.

Kapitel 3

Es war nicht ganz einfach, ihren Laptop vom Boden vor dem Bett zu angeln und ihn zu öffnen, denn Olga hatte es sich in den frühen Morgenstunden auf Finolas Brust gemütlich gemacht und rückte nach deren Aufforderung nur widerwillig ein Stück hinunter auf die Beine.

»Sorry, meine Liebe. Ich muss arbeiten. Zumindest mal gucken, ob Arbeit da ist.«

Olga ergab sich in ihr Schicksal und rollte sich zusammen.

Der Laptop fuhr hoch, und tatsächlich fand Finola eine Mail von Kieran Ross im Posteingang. Sie überflog den Text aus verbindlichen Worten, die kaum neue Informationen gaben, und lud die Anhänge herunter. Ihr neuer Klient hatte verschiedene Namenslisten geschickt, die er mit Anmerkungen versehen hatte, wenn er sich an die Menschen erinnerte oder sie zumindest aus Erzählungen kannte.

Die Idee mit dem alten Adressbuch seiner Mutter, das er tatsächlich gefunden und für Finola kopiert hatte, erwies sich allerdings als weniger hilfreich als gehofft. Cristine Ross, oder Crissy, wie sie sich laut Eintrag auf der ersten Seite genannt hatte, hatte ihre Kontakte fast alle nur mit Vornamen und Telefonnummer eingetragen: Da standen also Ally und Annie und Clare und Roger und Ruth und Steve. Die von Kieran erwähnte Elsie war allerdings nicht dabei.

Eine Ausnahme war ein Dr Browne, der interessanterweise unter M zu finden war. Vielleicht konnte Finola ihn ausfindig machen? Glasgower Vorwahl. Er konnte ebenso gut der Familiendoktor gewesen sein wie einer der Ärzte im Krankenhaus, in dem Crissy Ross gearbeitet hatte, bevor sie schwanger geworden war. Ja, im praktischsten Fall war er sogar Kierans Vater.

Beziehungen zwischen Ärzten und Krankenschwestern kamen ja, wenn man den Gerüchten glaubte, häufig vor. Und – sie öffnete noch einmal die Liste der Wohn- und Arbeitsorte von Crissy Ross – das konnte auch erklären, warum die Familie Ross sechs Monate vor Kierans Geburt aus Glasgow nach Auchenmully gezogen war. Crissy hatte so ihren Zustand vor ihrem Geliebten verbergen wollen.

Das passte alles. Auch dazu, dass sie so lange nicht schwanger geworden war. Vielleicht war es ja nicht ihr Problem, sondern das ihres Mannes gewesen, und sie hatte schließlich anderweitig für ihren Kindersegen gesorgt. Andererseits – Kieran Ross hatte einen zwei Jahre jüngeren Bruder. Hatte auch der einen anderen Vater als Farlan Ross?

Geboren war Kieran im Glasgow Royal Maternity Hospital, obwohl die Familie zu der Zeit ja bereits in Auchenmully lebte. Allerdings gab es in dem kleinen Ort kein Krankenhaus, wie die Karte zeigte. Also mussten die Frauen zur Entbindung wohl nach Glasgow fahren.

Interessant war an der Wahl dieser Klinik, dass Crissy Ross laut einer der Listen ihres Sohnes in genau diesem Krankenhaus gearbeitet hatte, allerdings nicht im letzten Jahr vor ihrer Schwangerschaft, da hatte sie in die Royal Infirmary gewechselt. Oder hatte das nichts zu sagen? Vielleicht hatte sie das Royal Maternity Hospital einfach nur gewählt, weil sie von der guten Qualität der Entbindungsstation dort überzeugt war?

Zu dumm, dass das alles schon so lange her war. Nach fast fünfzig Jahren gab es wahrscheinlich keine Personalunterlagen mehr, die sie zurate ziehen konnte, falls sie überhaupt irgendwie darauf Zugriff bekam. Und jemanden zu finden, der Schwester Crissy zu jener Zeit gekannt hatte, war sicher nicht einfach.

Ältere Kolleginnen waren nicht mehr unbedingt am Leben, also höchstens vielleicht eine jüngere Krankenschwester? Eine Schwesternschülerin? Crissy war jetzt dreiundachtzig. Doch selbst, wer damals achtzehn oder neunzehn gewesen war, war nun bereits im Ruhestand. Das würde schwierig werden. Aber nicht unmöglich.

Vor Finolas Zimmertür heulte der Staubsauger auf. Mrs B hatte ihre Runde begonnen. Es war Zeit aufzustehen.

Finola schob ihren Laptop zur Seite und zog vorsichtig ein Bein unter Olga heraus, dann das zweite. Die Katze blinzelte, ließ sich aber nicht weiter stören. Sie war wohl froh, hier in Finolas Zimmer vor Mrs B und dem krachmachenden Ungetüm sicher zu sein.

»Morning, lass«, begrüßte Annes Haushaltshilfe Finola, als sie in den Flur trat.

»Guten Morgen, Mrs B«, erwiderte Finola mit einem Lächeln. »Sind Sie nicht ein wenig früh dran heute?«

»Ach was – es ist doch schon hell!«

»Stimmt.«

»Und jetzt im Winter, wo es nur acht Stunden oder so Tag ist, muss ich die Zeit nutzen. Also hopp hopp ins Bad, damit ich dort gleich hinter Ihnen sauber machen kann!«

Finola beeilte sich. Auch wenn sie ihr eigenes Zimmer selbst aufräumte und reinigte, fand sie es angenehm, dass das Bad zu Mrs Bs Aufgabenbereich gehörte. Und Mrs B schien ihre Arbeit gern zu machen, oft sogar laut singend. Wahrscheinlich genoss sie die Kontakte und die Teepäuschen in den verschiedenen Häusern. Sie war bereits siebzig, war aber ihren Lieblingsfamilien treu geblieben, als sie ihre Kundenzahl vor ein paar Jahren deutlich reduziert hatte. Vielleicht fand sich ja eine von Crissys Krankenschwester-Kolleginnen, die ähnlich aktiv war?

Eine halbe Stunde später saß Finola in der Küche und löffelte ihren Porridge, als Mrs B sich für eines ihrer Teepäuschen zu ihr gesellte.

»Ich soll Sie von meinem Geordie grüßen.« Sie schaltete den Wasserkocher an. »Er brütet schon wieder über den Pflanzenkatalogen für Annes Garten. Der nächste Frühling kommt bestimmt, sagt er. Na, ich bin gespannt!«

»Ich glaube allerdings auch, dass der nächste Frühling kommt.«

»Ach, Sie wissen schon, wie ich das meine. Geht’s Ihnen gut? Ich hab Sie am Montag gar nicht gesehen, als ich hier war.«

»Nein, da war ich früh unterwegs. Musste ein paar Sachen besorgen.«

»Und ich dachte schon, Sie haben wieder einen spannenden Fall. Die Detektei scheint ja jetzt gut zu laufen, wie ich das mitkriege.«

Finola nickte. Mrs B kriegte immer eine ganze Menge mit und sprach meist nicht ungern darüber. Doch genau deshalb war Finola mit ihren eigenen Informationen äußerst vorsichtig.

Mrs B goss ihren Tee auf und erkundigte sich: »Und was haben Sie am Wochenende vor?«

»Ich gehe mit meiner Freundin Laurie zum Scottish Country Dancing.«