MacTavish & Scott - Tanz in den Tod - Gitta Edelmann - E-Book

MacTavish & Scott - Tanz in den Tod E-Book

Gitta Edelmann

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Beschreibung

Folge 8: Es ist Burns Night in Edinburgh! Um den berühmten schottischen Dichter zu feiern, veranstaltet Finolas Tanzgruppe eine große Feier, zu der auch einige Wissenschaftler der Universität eingeladen sind. Der ausgelassene Abend erreicht bald seinen Höhepunkt - doch dann verschwindet einer der Teilnehmer spurlos und wird kurz darauf ermordet aufgefunden.

Finola gegenüber hatte der junge Wissenschaftler beim Tanzabend noch seine bedeutenden Forschungsergebnisse erwähnt. Wurde er etwa von einem eifersüchtigen Kollegen ermordet? Oder liegt das Motiv in seiner Vergangenheit?

Über die Serie: Finola MacTavish und Anne Scott sind die Lady Detectives von Edinburgh! Gemeinsam mit dem Computergenie Lachie lösen sie die erstaunlichsten Kriminalfälle - und machen mit Herz, Mut und ungewöhnlichen Methoden den Verbrechern der Stadt das Leben schwer. Doch auch in ihrem eigenen Leben geht es mitunter turbulent zu: Finola hat eigentlich die Nase voll von der Liebe, läuft dann aber doch dem einen oder anderen attraktiven Mann über den Weg. Und Anne trägt ein dunkles Geheimnis mit sich herum ... Wie gut, dass Finola immer die passende Kräutermedizin ihrer Granny zur Hand hat. Und wenn die nicht hilft, dann ein frisch gebackener Cupcake!

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Inhalt

CoverGrußwort des VerlagsMacTavish & Scott – Die Lady Detectives von Edinburgh: die SerieÜber diese FolgeTitelKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21Kapitel 22Kapitel 23Kapitel 24Kapitel 25Kapitel 26Kapitel 27Kapitel 28Kapitel 29Kapitel 30Kapitel 31Über die AutorinImpressum

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MacTavish & Scott – Die Lady Detectives von Edinburgh: die Serie

Die junge Schottin Finola MacTavish zieht von der malerischen Isle of Skye nach Edinburgh, um dort in der Kanzlei von Anne Scott als Detektivin zu arbeiten. Gemeinsam mit dem Computergenie Lachie lösen die beiden Lady Detectives die verblüffendsten Fälle. Finola merkt dabei schnell, dass sie ein Händchen fürs Ermitteln und Beschatten hat – am liebsten in Verkleidung. Noch dazu hat sie immer die Kräutermedizin ihrer Granny zur Hand, die überraschend effektiv wirkt – auch bei Anne, die jedoch ein dunkles Geheimnis zu haben scheint …

Über diese Folge

Es ist Burns Night in Edinburgh! Um den berühmten schottischen Dichter zu feiern, veranstaltet Finolas Tanzgruppe eine große Feier, zu der auch einige Wissenschaftler der Universität eingeladen sind. Der ausgelassene Abend erreicht bald seinen Höhepunkt – doch dann verschwindet einer der Teilnehmer spurlos und wird kurz darauf ermordet aufgefunden.

Finola gegenüber hatte der junge Wissenschaftler beim Tanzabend noch seine bedeutenden Forschungsergebnisse erwähnt. Wurde er etwa von einem eifersüchtigen Kollegen ermordet? Oder liegt das Motiv in seiner Vergangenheit?

Tanz in den Tod

Kapitel 1

»Beeilt euch ein bisschen, Leute!« Janet klatschte ein paarmal kräftig in die Hände. »Ihr seid doch zum Tanzen gekommen und nicht zum Quatschen! Dafür ist hinterher immer noch Zeit.«

Finola hob die Brauen. »Kommt es mir nur so vor, oder ist sie heute irgendwie nervös?«

Sie setzte sich neben Laurie auf einen der frei gewordenen Stühle an der Garderobe des Gemeindesaals, zog ihre Stiefel aus und stellte sie zu den anderen Schuhen unter die Jacken und Mäntel. Sie schlüpfte in ihre Ghillies, schlang die langen Bänder um ihre Knöchel und knüpfte eine Schleife.

Laurie winkte ab. »Ach, das ist bei ihr immer so, bevor wir irgendwo auftreten. Dabei ist das diesmal eigentlich kein Ding. Die Leute dort sind ja, soweit ich weiß, alle aus dem Ausland und haben eh keine Ahnung, ob unsere Schritte und Abläufe so richtig sind.«

»Nun ja, vielleicht ist es einfach das Generalproben-Feeling. Und morgen geht’s immerhin um die Burns Night. Fertig?«

Laurie nickte und stand auf. Sie tanzte ein paar hüpfende Schritte, um den Sitz ihrer Schuhe zu überprüfen. Dann betrat sie mit Finola den Saal, in dem die Gruppe sich jede Woche zum Scottish Country Dancing traf.

So ganz unrecht hatte Janet mit ihrem Drängen nicht, stellte Finola fest. Die Tänzerinnen und Tänzer standen in kleinen Gruppen zusammen und unterhielten sich angeregt, obwohl Janet bereits die Anlage aufgedreht hatte und der Reel, der aus den Lautsprechern ertönte, dazu aufforderte, sich warmzutanzen.

Finola und Laurie begrüßten den alten Max, der ihnen zwinkernd Komplimente machte, und Gavin und Tara, die stolz verkündeten, endlich eine verlässliche Babysitterin gefunden zu haben.

Trish und Rob lächelten ihnen von der anderen Seite des Raumes zu und nickten grüßend, während Evan sich schnell abwandte.

»Sieht grad so aus, als ob der gute Evan sich von deinem Laufpass noch nicht ganz erholt hat«, sagte Finola leise.

Laurie seufzte. »Ich versteh die Männer nicht. Er hat doch gemerkt, dass das nicht gut lief mit uns beiden. Warum stellt er sich jetzt so an?«

»Vielleicht weil du Schluss gemacht hast und nicht er.«

Laurie verdrehte die Augen. Es gab jedoch keine Gelegenheit mehr, das Thema weiter auszuführen, denn Janet klatschte erneut in die Hände.

»Leute, nun macht mal. Ein kleiner Strip the Willow zum Aufwärmen, und dann gehen wir die drei Tänze durch, die wir vorführen werden.«

Sofort drehte sich Laurie nach Max um und strahlte ihn an. Natürlich forderte er sie auf, mit ihm eines der vier Paare des ersten Sets zu bilden. Mit einem triumphierenden Blick zu Evan, der immer noch leicht schmollend am Rand der freien Fläche stand, stellte sie sich mit Max auf der Tanzfläche auf.

Finola unterdrückte ein Grinsen. Dass das mit Laurie und Evan nicht funktionieren würde, war ihr von Anfang an klar gewesen. Eigentlich hatte Laurie ja ein Auge auf Daniel geworfen, den Akkordeonisten der Band, die morgen beim Ceilidh im Kongresszentrum wieder einmal für die Gruppe spielen würde. Aber da Daniel fest liiert war, hatte sie sich anderweitig getröstet. Oder es zumindest ein Weilchen versucht.

»Finola?«, fragte eine Männerstimme hinter ihr. »Hi. Du hast noch keinen Partner?«

Der altbekannte Schrecken fuhr Finola in den Magen. Craig Erskine.

»Nein, und du?« Sie drehte sich um und hob ihr Kinn ein wenig, um sich mit dieser Kopfhaltung mehr Selbstbewusstsein zu geben.

»Nein, ich bin eben erst gekommen. Wollen wir?«

Finola nickte, und gemeinsam nahmen sie die Position als letztes Paar des zweiten Sets ein. Gut. Dass sie sich am jeweiligen Ende der Herren- und der Damenreihe gegenüberstanden, gab ihr Zeit, sich wieder in den Griff zu kriegen, bis die anderen drei Paare ihre Folge durchgetanzt hatten.

Es war zu blöde, dass sie immer noch mit einer Art von schlechtem Gewissen reagierte. Sie hatte Craig Erskine im letzten Jahr nur rein beruflich observiert, weil seine Frau ihre Detektei beauftragt hatte festzustellen, ob er sie betrog. Das tat er nicht, aber er war ziemlich sauer gewesen, als er von der Beschattung erfahren hatte. Blöderweise mehr auf Finola als auf seine Frau Amanda. Bis er sich irgendwann beruhigt und sich sozusagen mit ihr versöhnt hatte.

Wo war eigentlich Amanda? Wie es aussah, war Craig allein gekommen.

Scott und May, die das erste Paar bildeten, waren nun bei ihnen angelangt. Finola fasste Scott an der Hand und tanzte mit ihm die Drehung, bevor er die Reihe der Damen wieder zurücktanzte. Zum Glück war dies ein einfacher Jig, bei dem sie nicht nachdenken musste. Sie würden den Strip the Willow morgen ebenfalls im Programm haben, wenn die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihnen nicht mehr nur zuschauen, sondern auf das Parkett folgen würden. Wahrscheinlich in der Orkney-Variante einer einzigen, ganz langen Reihe von Paaren. Das kam bei weniger geübten Tänzerinnen und Tänzern immer gut an.

Was das wohl für Leute beim Kongress sein mochten? Biologen, irgendwelche Forscher zu einem speziellen Aspekt des pflanzlichen Zellwachstums, so hatte Janet sie informiert. Nun, bei dem Stoff würde Finola nicht mitreden können, aber das würde sicher auch keiner erwarten. Wer nach dem Kongress-Dinner zum schottischen Abend kam, würde sich nicht mit den Themen des Tages beschäftigen, sondern amüsieren wollen.

Über ihren Gedanken hatte Finola gar nicht so richtig bemerkt, dass sie und Craig inzwischen aufgerückt und somit das erste Paar des Sets waren, und beinahe hätte sie ihren Einsatz verpasst. Ihr kurzes Zögern war ihm offensichtlich nicht verborgen geblieben, denn als sie ihm nun für die Drehung die rechte Hand reichte, fragte er leise: »Alles okay?«

»Ja, klar.«

Sie tanzten die Reihe mit den entsprechenden Figuren hinunter, wieder herauf und noch einmal zum Ende der Reihen und fassten sich zu den gemeinsamen Drehungen bei den Händen. Alles ging gut, bis Finola leicht stolperte und bei dem unerwarteten Ruck ein heißer Schmerz in ihren rechten Oberarm fuhr.

»Fuck!«

Craigs Hand griff fester zu und hielt sie die letzte halbe Umdrehung aufrecht. Das war völlig unnötig, fand Finola. Sie war keineswegs in Gefahr gewesen zu stürzen. Und ihren Arm entspannte sein Festhalten nicht gerade.

»Was ist los?«, fragte er, als sie schließlich wieder an ihrer Ursprungsposition standen. »Hast du Schmerzen?«

Ja, verdammt, die hatte sie. Die blöde Wunde war zwar in den letzten zwei Wochen ganz gut verheilt, aber trotz Grannys Tropfen tat sie immer noch weh, wenn Finola den Arm falsch bewegte.

Sie nickte kurz.

Craig verließ seinen Platz und kreuzte die Gasse zwischen ihnen unmittelbar vor dem tanzenden Paar. Er schob Finola zur Seite und zu den Stühlen, die für die Pause an der Wand bereitstanden.

»Aber wir können doch nicht …«, wandte sie ein.

»Die tanzen jetzt einfach ein verkürztes Set. Und du setzt dich, und atmest mal tief durch. Du bist ganz blass.« Craig wirkte besorgt. »Soll ich dir ein Glas Wasser holen?«

Finola griff sich an den Oberarm und schüttelte den Kopf.

»Was ist mit deinem Arm?«, fragte Craig. »Bist du verletzt?«

»Betriebsunfall.«

Er sah sie zweifelnd an. »Hast du wieder einen angeblich untreuen Ehemann verfolgt, und der hat dich erwischt?«

Zuerst wollte Finola ihn wütend anfahren, dass ihn das gar nichts anginge, doch dann entdeckte sie eine Art schelmisches Funkeln in seinen Augen. Er hatte seine Worte als Scherz gemeint.

Sie setzte sich und atmete nun wirklich ein paarmal tief durch. Einige der Tanzenden sahen zu ihnen herüber, aber bei der lauten Musik konnte niemand ihr Gespräch mit anhören.

»Ehrlich? Du denkst, ich hab keine anspruchsvolleren Fälle?« Finola schüttelte missbilligend den Kopf.

»Weiß ich’s? Also, was ist mit deinem Arm? Oder ist das ein Geheimnis?«

»Wenn du’s wirklich genau wissen willst: Es war ein Messerstich. Und eigentlich hatte der Mann auf meinen Rücken gezielt.«

Craig riss die Augen auf und ließ sich neben ihr auf einen Stuhl fallen. »Das ist jetzt kein Witz?«

Finola schüttelte den Kopf. Langsam ebbte das Stechen im Arm ab. Vor dem Ceilidh morgen musste sie unbedingt etwas gegen mögliche Schmerzen nehmen. Vielleicht sogar ein bisschen mehr als nur Grannys Tropfen. Obwohl die recht gut halfen.

»Bist du sicher, dass Detektivin der richtige Job für dich ist?«, fragte Craig.

»Im Allgemeinen ist meine Arbeit völlig ungefährlich«, behauptete Finola. »Ich verfolge ja nicht immer Mörder oder andere Schwerverbrecher. So was überlasse ich der Polizei, die kann das viel besser. Ich mach meistens ganz harmlose Sachen. Untreue Ehemänner observieren, zum Beispiel, wie du ja weißt. Oder in Kürze werde ich eine Woche lang Haus und Hund sitten. Und wenn es dir nichts ausmacht, bring mir bitte jetzt doch ein halbes Glas Wasser.«

Craig stand auf und kam gleich darauf mit einem halb vollen Glas zurück.

»Du machst einerseits also nur harmlose Dinge. Und du hast andererseits natürlich anspruchsvollere Fälle, bei denen jemand mit dem Messer auf dich losgeht. Ich verstehe.«

Finola antwortete nicht, sondern zog aus dem Rucksack unter ihrem Stuhl das Fläschchen mit der Nummer drei. Sie zählte zehn Tropfen ins Glas ab und begann, in kleinen Schlucken zu trinken.

»Wie gut, dass mich das nichts angeht«, sagte Craig.

»Ja, nicht wahr?«

Das wäre ja noch schöner!

Kapitel 2

»Bleib sitzen, ich mach das. Du hast ja schon das Kochen übernommen.« Lachie legte seine Hand kurz auf Annes und stand dann auf. Er nahm Besteck, Salatschalen und Teller vom Tisch und räumte alles in die Spülmaschine.

Anne lächelte. »Bleiben wir beim Rotwein, oder möchtest du einen Kaffee zum Baumkuchen?«

»Ist davon doch noch was übrig?«

»Ein bisschen. Für den heutigen Nachtisch dürfte es reichen.«

»Ich bleib gerne beim Wein«, antwortete Lachie und schloss die Tür der Spülmaschine. »Wenn ich jetzt noch Koffein kriege, schlaf ich am Ende schlecht. Wo hast du den Leckerbissen versteckt?«

»Wer sagt, dass du schlafen sollst?«, fragte Anne und zwinkerte.

Lachie blieb mitten in der Küche stehen und sah sie forschend an. »Wenn du möchtest, dass ich heute Nacht hierbleibe …«

»Magst du?«

»Es geht dir nicht zu schnell mit uns?«

»In Anbetracht dessen, dass wir keine zwanzig mehr sind, sollten wir nicht allzu viel allzu weit in die Zukunft schieben. Den Baumkuchen findest du übrigens im Wandschrank, hinter den Dosen für Mehl und Zucker.«

Vorsichtig schnitt Lachie das letzte Stück des Gebäcks, das Anne zu Weihnachten von ihrer Cousine aus Deutschland geschickt bekommen hatte, in der Mitte durch und legte es auf die beiden bereitgestellten Tellerchen.

»Madame est servie«, sagte er und stellte den Nachtisch mit großer Geste vor ihr ab, bevor er sich wieder setzte.

Anne lachte.

Sie mochte, dass Lachie es nicht für selbstverständlich hielt, dass sie jede Nacht miteinander verbrachten. Es stimmte, es war alles so neu, und es war für sie völlig überraschend gewesen, kürzlich ihre wahren Gefühle für den langjährigen Freund zu entdecken.

Wie lange kannten sie sich schon? Dreißig Jahre? Lachie hatte in der Detektei ihres verstorbenen Mannes gearbeitet. Sie erinnerte sich gut an den jungen Computernerd mit der silbernen Nickelbrille. War sie da bereits Malcolms Frau oder noch seine Freundin gewesen? Sie konnte es nicht sagen. Irgendwie war Lachie einfach immer da gewesen, bis auf die kurze Zeit, die er in London gewohnt hatte, natürlich.

Er hatte sich schon bei ihrer ersten Begegnung in sie verliebt – zumindest behauptete er das jetzt. Für sie war er all die Jahre nur ein guter Freund gewesen.

Anne hob ihr Glas, um mit ihm anzustoßen.

In vertrautem Schweigen aßen sie ihren Nachtisch, als auf einmal Schlüssel in der Haustür und kurz darauf ein halblauter Fluch zu hören waren.

»Finola ist schon zurück?«, fragte Lachie und sah auf die große Uhr über der Küchentür.

»Hört sich so an.«

So gern Anne Finola mochte, sie hätte lieber noch ein Weilchen hier allein mit Lachie gemütlich gesessen, bevor sie sich zurückzogen und …

»Ach, ihr seid hier?« Finola kam in die Küche spaziert, nahm ein Glas aus dem Schrank und hielt es unter den Wasserhahn.

Anne und Lachie wechselten einen Blick.

»Wenn du Angst hast, du musst uns erzählen, warum du so früh und so schlecht gelaunt wiederkommst, lass dir versichern, dass wir nicht deine Eltern sind«, erklärte Lachie.

Finola zog ein Medizinfläschchen aus der Rocktasche und ließ Tropfen in ihr Wasserglas fallen.

»Du hast Schmerzen«, stellte Anne fest.

»Ja, verdammt noch mal. Und Grannys Tropfen helfen heute irgendwie null. Ich weiß nicht, wie das morgen beim Ceilidh werden soll. Dabei hab ich mich so auf diesen Abend gefreut! Aber immer wenn ich den Arm hebe und anspanne …«

Sie zeigte die Bewegung, die sie meinte, und verzog das Gesicht.

»Willst du ein Glas Wein zum Ausklang des Abends?«

Finola nickte. »Das wäre schön. Die meisten anderen sind nach der Probe in den Pub gegangen, aber mir war nicht danach. Laurie war deswegen ein bisschen sauer.«

Lachie stand auf und holte ein drittes Rotweinglas für Finola. Er goss ihr ein und setzte sich wieder zu Anne. Sein Knie streifte unter dem Tisch ihres und ließ einen kleinen Schmetterling in ihr aufflattern.

»Hast du mir schon die Akte gerichtet für den neuen Fall?«, fragte Finola.

Anne nickte. »Findest du auf meinem Schreibtisch. Mit allen Angaben, die Morgan Carpenter zu den Grahams gemacht hat.«

»Müsst ihr jetzt über die Arbeit sprechen?«, fragte Lachie.

»Nicht wirklich«, gab Finola zu. »Ich wollte nur wissen, ob ich mich morgen früh schon mal auf den Auftrag vorbereiten kann, falls ihr wieder so spät runterkommt wie letztes Wochenende.«

Um Lachies Mund spielte ein Lächeln, und Anne fiel es schwer, die ernste Inhaberin eines Detektivbüros zu verkörpern.

»Ich muss mir ja noch eine hübsche Legende mit passender Verkleidung zulegen«, erklärte Finola.

»So viel brauchst du da gar nicht. Schließlich sind die Grahams verreist, und du bleibst allein mit Lady Lucy«, stellte Anne fest.

»Lady Lucy … Wahrscheinlich so eine adelige Hundeschnepfe mit allerlei Allüren.« Finola verdrehte die Augen. »Warum können die Leute keine pflegeleichte Katze haben, die anständig die Toilette benutzt, anstatt ausgeführt werden zu müssen?«

»Nicht jeder findet Katzen pflegeleicht«, warf Lachie ein.

»Aber wir schon!« Finola sah sich um. »Wo ist Olga?«

»Vorhin mit Freddie raus.«

»Seit wann sind denn die beiden zusammen unterwegs?«

Anne hob die Achseln. »Ich glaube, weiter vorne in Albert Terrace stellt jemand besonders delikates Futter raus. Die Katze von Sampsons verschwindet auch jeden Abend dorthin. Ich hab mir schon mal überlegt, wie es wäre, sich dort auf die Lauer zu legen und unsere vierbeinigen Schätzchen zu beobachten. Lachie, hast du nicht vielleicht eine passende Überwachungskamera?«

»Hab ich. Obwohl ich nicht sicher bin …«

Finola stand auf. »Wisst ihr was? Ich geh jetzt rauf und lass euch zwei in Ruhe. Den Wein nehme ich allerdings mit.«

Sie nahm das Glas in die eine, die halb leere Flasche in die andere Hand, sagte »Gute Nacht« und verließ die Küche.

»Und was machen wir jetzt?«, fragte Anne.

»Genau das, was wir vorhatten.«

Annes Schmetterlinge begannen zu tanzen.

Kapitel 3

Wie Finola es sich gedacht hatte, war das Haus noch völlig ruhig, als sie aufstand und hinunterging, um sich in der Küche einen Tee zu machen. Nun, es war Anne zu gönnen, dass sie ihre neue Beziehung auskostete.

Lachie war bisher nur selten über Nacht geblieben, aber ein paarmal hatte Finola die beiden in enger Umarmung in einem der Büros vorgefunden. Das war ein wenig … ungewohnt.

Es machte ihr in dieser Situation nichts aus, eine Woche in das Haus der Grahams nach South Queensferry zu ziehen und dort zu arbeiten. Wobei sie mit Arbeiten nicht die offizielle Betreuung Lady Lucys und das Abschrecken potenzieller Einbrecher meinte, sondern den eigentlichen Grund, sich bei Walter und Pippa Graham als Haussitterin zu verdingen: Morgan Carpenters Verdacht, dass bei ihnen irgendwas nicht stimmte.

Finola balancierte ihren gut gefüllten großen Teebecher durch den Flur und betrat Annes Büro. In einen grauen Aktendeckel mit dem Reiter Carpenter geheftet fand sie alles, was die Detektei MacTavish & Scott von ihrem Klienten erhalten hatte. Mit den Unterlagen setzte sie sich in einen der bequemen Sessel in der Besucherecke und blätterte die Seiten langsam durch. Wie immer hatte Anne neben ihren eigenen Notizen auch alles ausgedruckt, was Morgan Carpenter auf ihre Bitte hin an nützlichen Informationen gemailt hatte.

So wie es aussah, war Mr Carpenter von seinem Chef, Walter Graham, geschasst worden. Fristlos, da Geld aus dem Firmensafe von WaGra Enterprises verschwunden war. Und da außer Graham selbst und Carpenter als seinem Prokuristen keiner Zugang zum Safe hatte, war Carpenter beschuldigt worden.

Er hatte sich nicht wirklich gewehrt, weil er zu überrascht gewesen war, behauptete er. Und natürlich sei er unschuldig.

Inzwischen – die Entlassung unter wüsten Beschimpfungen und Drohungen war nun ein paar Tage her – hatte Carpenter nachgedacht, und es waren ihm zwei Punkte sehr seltsam vorgekommen:

Warum hatte Graham nicht die Polizei gerufen und ihn verhaften lassen?

Warum war überhaupt immer so viel Bargeld im Safe?

Finola musste ihrem Klienten zustimmen. Vor allem der erste Punkt war seltsam. Wenn ihr jemand was geklaut hätte, hätte sie den Dieb sofort angezeigt. Obwohl sie andererseits beim Diebstahl von Grannys Brosche …

Grannys Brosche. Oder eigentlich die Plaidbrosche von Finolas Urgroßvater. Die würde sie heute Abend zum Burns Supper und zum anschließenden Ceilidh tragen. Mit ihr konnte sie die rotblaue Tartanschärpe des MacTavish-Clans an der Schulter ihres Kleides dekorativ befestigen und sich als Teil der langen Reihe der MacTavishs fühlen.

Sie war auf die Kilts der Herren und die Kleider der Damen gespannt, die sich für diesen Abend sicher besonders festlich anziehen würden.

Was die ausländischen Gäste wohl von den schottischen Bräuchen und der Musik halten würden? Nun, man war dem internationalen Geschmack offenbar ein wenig entgegengekommen und hatte für sie als Conference Dinner ein Menu ohne Haggis zusammengestellt, wie Janet mit gerunzelter Stirn erzählt hatte. Schade, die Armen versäumten etwas! Dabei hätte man für diejenigen, die mit tierischen Innereien nichts anzufangen wussten, problemlos auf die ebenso leckere vegetarische Variante dieser schottischen Spezialität ausweichen können.

Aber Hauptsache, ihre Tanzgruppe bekam das richtige Burns Supper, dafür hatte Janet in einem nahe gelegenen Pub gesorgt, und nach dem Essen und einem wee dram würden sie zusammen mit der Band und einem Caller im Kongresszentrum für Tanzstimmung sorgen.

Aber eins nach dem anderen. Zurück zu Mr Carpenter, der fest davon überzeugt war, dass sein Ex-Chef Dreck am Stecken hatte. Dreck, den Finola finden sollte.

Glücklicherweise hatte der Klient neben einigen Angaben zur Firma eine Skizze des Hauses mitgeliefert, in dem die Grahams wohnten. Walter Graham verfügte natürlich auch über ein kleines Büro im Firmengebäude, wickelte aber die meisten Geschäfte von seinem Zuhause aus ab, wo er ein großes Arbeitszimmer mit einem stets verschlossenen Nebenraum hatte. Stets verschlossen klang spannend.

Was war das eigentlich für eine Firma, diese WaGra Enterprises? Finola blätterte ein wenig hin und her, fand jedoch keinen Hinweis auf die Art des Unternehmens.

Dafür entdeckte sie auf einem der ausgedruckten Blätter eine ganze Liste von Tipps, wie man mit Lady Lucy umgehen musste, welche heimlichen Lieblingssnacks der Hund mochte und vor allem wie man ihn am besten in Schach hielt. Morgan Carpenter schien trotz all dieser Fachkenntnisse bei der Lady nicht allzu hoch im Kurs zu stehen, wie Finola zwischen den sorgfältig formulierten Zeilen las.

Eigentlich hatte das Tier eine ständige Hundesitterin namens Mona, die Haus und Hund immer übernahm, wenn die Grahams verreisten. Doch die hatte Morgan Carpenter dazu überreden können – wahrscheinlich mit einem hübschen Umschlag voller Scheine, vermutete Finola –, dass sie sich heute krankmelden und absagen würde. Das würde die Grahams und ihre Reisepläne in Schwierigkeiten bringen.

Mona hatte jedoch angeblich eine Freundin, die den Job kurzfristig übernehmen konnte. So war der Weg für Finola frei, die natürlich nicht Finola heißen, sondern eine ganz andere junge Frau verkörpern würde.

Wonach stand ihr dieses Mal der Sinn? Senga vielleicht. Eine Senga stellte sie sich still und unscheinbar vor und wahrscheinlich mit einem großen Herz für Tiere. Still und unscheinbar und bescheiden würde dem Unternehmerehepaar sicher gefallen.

Es gab außerdem in der Akte eine kurze Biografie von Walter Graham und eine noch kürzere von seiner Frau Pippa, deren Hauptberuf Ehefrau zu sein schien. Die würde Finola sich später angucken. Nachdem sie sich eben entschlossen hatte, zu Senga zu werden, musste sie ein paar Kleinigkeiten für ihre Verkleidung besorgen. Vielleicht fand sie ein Tuch mit Hunden drauf oder etwas Ähnliches, was sie tragen konnte, wenn sie morgen vor deren Abreise bei den Grahams auftauchte, und womit sie sie von sich überzeugen würde.