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Im Maar der Dämonen
Für den Regisseur Harry Paul Liebwerk soll es der erfolgreichste Film seines Schaffens werden - ein Epos in farbigem 3-D. Die alternde Diva Greta von Bonnier erhofft sich von "Im Maar der Dämonen" einen neuen Karriereschub. Doch niemand im Filmteam ahnt, was sie tatsächlich erwartet, als sie im Jahr 1942 von Berlin zum Drehort in die Vulkaneifel reisen. Plötzlich ist nichts mehr, wie es war. Die Hölle tut sich auf - und aus den Lavaschlünden steigen leibhaftige Drachen!
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Seitenzahl: 152
Veröffentlichungsjahr: 2019
Cover
Impressum
Was bisher geschah …
Im Maar der Dämonen
Leserseite
Sagenhaft MADDRAX!
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Lektorat: Michael Schönenbröcher
Titelbild: Massan; Jutamatk/shutterstock
Autor: Simon Borner
Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-8717-9
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Am 8. Februar 2012 trifft der Komet „Christopher-Floyd“ – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, „Maddrax“ genannt, dessen Staffel durch einen Zeitstrahl vom Mars ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese ihm fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch in ein Ringplanetensystem versetzt werden, während der Mond auf die Erde zu stürzen droht. Matt findet Hilfe und Verbündete und die Rettung gelingt in letzter Sekunde – aber etwas geht schief: Areale aus verschiedenen Parallelwelten manifestieren sich plötzlich auf der Erde …
Matt und Aruula wissen nicht, was bei dem Unfall geschah. Vom Untergang der Kasynari im Ringplaneten-System und dass Colonel Aran Kormak mit seiner Flucht durch das Wurmloch zur Erde die Katastrophe ausgelöst hat, ahnen sie nichts. Sie entdecken fünfzig Kilometer durchmessende Areale von Parallel-Erden, die von hohen Dornenhecken umgeben sind und in deren Zentrum es eine Verbindung beider Universen zu geben scheint.
Um weitere Areale aufzuspüren, nutzen Matt & Co. ein im Erdorbit installiertes Satelliten-Netzwerk, das Polarlichter über dem Ort der Versetzung anzeigt. Mit einem Gleiter des Androiden Miki Takeo überwinden sie den Pflanzenwall, begleitet vom Sauroiden Ydiel.
Eine ihrer Reisen führt sie in ein paralleles Rom, das von einem Archivar namens Patrem regiert wird. Als Rom nun vom Rest seiner Welt abgeschnitten wird, will er es opfern, um in Agartha ein neues Machtzentrum zu errichten. Er beschädigt ein Artefakt, das ihn vor Verfolgern seiner Spezies schützt, sodass es bald kollabieren wird. Doch Agartha ist verschwunden! Denn ein Transfer gleich nach dem Wurmloch-Kollaps blieb unbemerkt: Das Königreich wurde in eine Parallelwelt versetzt. Bei der Rückkehr nach Rom wird Patrem Opfer seines eigenen Vernichtungsplans. Zurück bleibt seine BagBox; ein Behälter mit gefährlichen Artefakten, an die man aber nur mit Patrems Handabdruck herankommt. Matt will die Box in Sicherheit bringen.
Da taucht Kormak auf! Er hat einen Gleiter von Takeo gestohlen und stellt die Gefährten bei Nürnberg zum Kampf. Dabei wird Ydiel von einer Artefaktwaffe getroffen. Matt kann Kormaks Gleiter lahmlegen, der in einen See stürzt. Die Suche nach ihm bleibt ergebnislos und wird abgebrochen, als ein weiteres Areal erscheint: die Stadt Coellen – und darin ein lebender Rulfan und ein inhaftierter Professor Dr. Smythe! Die Freude über das Wiedersehen mit dem in ihrer Welt verstorbenen Freund währt nur kurz, denn Smythe kommt frei! Zwar kann er gestoppt und scheinbar getötet werden, er installiert zuvor aber eine Bombe am Gleiter, die bei 500 Höhenmetern explodieren wird! Rulfan reist Matt und Aruula hinterher, als sie die Suche nach Kormak fortsetzen, und rettet ihnen das Leben.
Am Leben ist auch noch Ydiel, der von dem Artefakt nur auf Insektengröße verkleinert wurde! Er versucht seine Freunde zu erreichen, scheitert jedoch.
Im Maar der Dämonen
von Simon Borner
Außen. Dunkle, stürmische Nacht.
Die Geisterarmee kommt über den gefrorenen Laacher See. Die untoten Mienen der Gestalten zeigen unstillbaren Blutdurst. Sie wollen Rache! Mutter Oberin steht äußerlich gefasst auf der Eisfläche. Der Sturm scheint ihr nichts anzuhaben. Sie sieht den Monstern mit ausdrucksloser Miene entgegen.
MUTTER OBERIN
Ihr kommt vergebens, Kreaturen der Nacht. Denn nicht ich bin euer Opfer … sondern er!
Zwei Nonnen treten aus den Schatten ins Licht des fahlen Mondes. Sie führen einen Gefangenen mit sich, einen Mann im besten Alter, jedoch mit weißem Haar.
(Auszug aus dem Drehbuch „Im Maar der Dämonen“, eine HPL-Produktion Babelsberg)
Szene Eins
Angriff der Lindwürmer
Matthew Drax sah aus dem Fenster des Cockpits auf die unter ihm liegende Region hinab und schüttelte den Kopf. Dereinst ein beliebtes Ausflugsziel, war die Eifel jetzt nur noch ein weites Ödland ohne jede Auffälligkeit.
„Sieht ziemlich trostlos aus“, kommentierte auch Rulfan. Der Albino saß neben ihm im Cockpit des Gleiters auf dem Copilotensitz, während sich Aruula in einer der Kojen ausruhte. Er hatte den Großteil der Reise von der Waanbach-Talsperre bei Siegburg zum neu aufgetauchten Parallelwelt-Areal schweigend verbracht, verloren in seinen eigenen Gedanken.
Die Welt, in der er sich jetzt bewegte, war nicht mehr die seine. Die Historie beider Welten war offenbar ganz ähnlich verlaufen, bis auf zwei einschneidende Begebenheiten: In seiner Realität waren Matt und Aruula von einem Daa’muren umgebracht worden, noch bevor sie die Allianz gegen die außerirdischen Invasoren schmieden konnten. In der Folge hatten die Daa’muren an Macht gewonnen und waren von Kratersee aus nach Westen vorgestoßen.
Sie standen dicht vor den Toren des Rheinlands, als Coellen und Umgebung aus Rulfans Welt herausgetrennt und in diese parallele versetzt worden war – wo die Daa’muren die Erde längst verlassen hatten und seine beiden Freunde noch lebten!
Dafür war er selbst – sein hiesiges Ich – tot, friedlich im Kreise seiner Familie, die er nicht kannte, und an einem Ort gestorben, den er nie gesehen hatte. Es war verwirrend, und er brauchte Zeit, um diese Paradoxen zu verarbeiten.
„Trostlos trifft es genau“, bestätigte Matt. „Das ist pures Ödland. Langweiliger geht’s nicht.“
„Hast du hier nicht deine Armeezeit verbracht?“, fragte Rulfan. „In deinem … früheren Leben?“
Matt schüttelte den Kopf. „Ich war in Berlin stationiert. Aber es gab Stützpunkte der US-Armee in der Eifel; gar nicht mal so wenige. Vor ‚Christopher-Floyd‘. Ich selbst war nie hier.“
Abermals schaute Rulfan aus dem Fenster, und Matt widmete sich wieder den Steuerungskonsolen. Es tat gut, sich mit Rulfan zu unterhalten, nach all den Jahren.
Im Grunde sprach er mit einem Toten, oder besser: mit dessen Zwilling. Genauso mochte es Rulfan mit ihm und Aruula ergehen. Matt hoffte, dass sie sich irgendwann daran gewöhnt hatten.
„Sind wir bald da?“, fragte Aruula. Die Kriegerin von den Dreizehn Inseln betrat gerade das Cockpit. Ihr dunkles Haar fiel auf ihre blanken Schultern.
Matt musste grinsen. Dieser Satz war damals, zu seiner Zeit, Standardrepertoire einer jeden Autofahrt mit Kindern gewesen. „Es ist nicht mehr weit“, sagte er und wies nach vorn. „Laut dem Satellitennetzwerk der Pancinowa sollte der Pflanzenwall unmittelbar hinter diesen Hügeln liegen.“
„Hoffentlich“, brummte Rulfan. „Sonst sterbe ich noch vor Langeweile.“
Dann kam der Wall in Sicht. Es war nicht der erste, auf den Matt stieß, dennoch versetzte ihn der Anblick dieser gewaltigen Dornenhecke, die wie aus dem Nichts ringförmig emporgewuchert war, wieder einmal in Staunen. Die natürliche Barriere war absolut undurchdringlich, wie eine schnell nachwachsende Mauer, hinter der das fünfzig Kilometer durchmessende Stück Parallelwelt eingeschlossen war.
Wie und warum dieser Austausch geschah und welche Kraft hinter dem Pflanzenwall steckte, wusste Matt noch immer nicht, obwohl er das Phänomen bereits seit geraumer Zeit untersuchte und fest entschlossen war, ihm auf den Grund zu gehen. Und es – hoffentlich – rückgängig machen zu können.
Seit dem Abenteuer in Rom hatte er allerdings einen Verdacht: dass die Archivare involviert sein könnten. Aber noch fehlte die Bestätigung für diese Theorie.
„Okay, da wären wir.“ Er berührte einige Tasten des Panels. „Bin gespannt, was diesmal auf uns wartet.“
Problemlos passierte der Gleiter den Wall. Aus der trostlosen Ödnis, über die sie vorhin hinweggeflogen waren, wurde eine noch wilder wirkende Landschaft voller grüner Hügel und rauer Felsen. Matt sah weite Wiesen und Wälder, rauschende Bäche und jede Menge Natur. Doch das Idyll hatte Schattenseiten!
„Sind das etwa Vulkane?“, fragte Aruula.
„Sogar aktive Vulkane!“ Matthew staunte nicht schlecht. Waren sie in der Urzeit gelandet? Oder in der Zukunft? Schon zu seiner Zeit hatte die Eifel als geologische Zeitbombe gegolten, die seit elf- bis dreizehntausend Jahren – so lange lagen die letzten Ausbrüche zurück – unaufhaltsam tickte.
Gekonnt umflog er die rauchenden Krater. Die Displays zeigten die Beschaffenheit der Luft außerhalb des Gleiters. Viel Ruß, viel Schwefel.
„Dass wir hier Antworten finden, bezweifle ich“, meinte Rulfan. Auch er studierte die Anzeigen kritisch. „Da unten dürfte nichts und niemand leben.“
In diesem Moment deutete Aruula seitlich aus dem Cockpitfenster. „Und was ist dann das?“
Matt folgte ihrem ausgestreckten Arm. Und tatsächlich: Dort unten standen Zelte!
Vier oder fünf größere Zeltbauten aus weißem Material gruppierten sich um das Ufer eines Sees. Im Hintergrund konnte Matt die Ruinen eines alten Gebäudes sehen, das ein Kloster oder eine Kirche sein mochte. Doch irgendetwas war dort vorgefallen: Die Zelte wirkten zwar nicht alt, aber ziemlich verwüstet. Und vor allem verlassen.
„Da!“ Rulfan nickte in Richtung der Klosterruinen. „Dort bewegt sich etwas zwischen den Mauern. Vielleicht die Leute, die zu den Zelten gehören.“
„Ich frage mich, was sie hier …“
Aruula beendete den Satz nicht, und Matt sah zu ihr hinüber. Die Kriegerin hatte sich weiter vorgebeugt und fixierte etwas in weiter Ferne.
Matt folgte ihrem Blick, und mit seinen verbesserten Augen erkannte er auch aus dieser Entfernung und trotz der Rauchschwaden große schlagende Flügel. Waren das etwa …
„Lavadrachen!“ Matt schaltete die Frontkamera ein und stellte auf höchsten Zoom. Das Bild auf dem Monitor bestätigte den ersten Eindruck: Zwei der postapokalyptischen Reptilien waren auf direktem Kurs zu ihnen! Und dahinter schien es noch mehr von der Sorte zu geben.
Wo kamen die Drachen her? Sie müssen die vulkanische Aktivität gewittert haben, gab sich Matt gleich selbst die Antwort. Schließlich war dieses Areal schon gestern hier erschienen; Zeit genug, um darauf aufmerksam zu werden.
Rulfan schluckte hörbar. „Können die zu einer Gefahr für den Gleiter werden?“
Matt dachte mit Schaudern an den Kampf über der Oase der Hundert bei Sub’Sisco.1) „Ja, das können sie“, gab er zurück.
„Dann sollten wir ihnen ausweichen“, kommentierte Aruula.
„Und die Leute in der Ruine?“, fragte Rulfan. „Wer sie auch sind: Sie stammen aus einer Parallelwelt. Wahrscheinlich sind sie noch nie zuvor einem Lavadrachen begegnet. Sie brauchen unsere Hilfe!“
Matt dachte nach. Seine Begleiter hatten beide recht. Und vermutlich waren die Drachen auch der Grund für das verlassene Lager.
„Okay, folgender Plan“, sagte er kurzentschlossen. „Rulfan, ich setze dich am Boden ab, damit du nach den Menschen schauen und sie warnen kannst. Versuch zu erfahren, was hier los ist. Aruula und locken die Biester mit dem Gleiter von dieser Position weg. Sowie die Luft rein ist, kommen wir zurück.“
Der Neo-Barbar zögerte nicht. „Einverstanden.“
„Pass auf dich auf“, sagte Aruula. Ihr schien der Gedanke nicht sonderlich zu gefallen. „Mit Lavadrachen ist nicht zu spaßen.“
Rulfan nickte grimmig. „Ich weiß. Es gab sie auch in meiner Welt.“
Matthew Drax setzte zu einer schnellen Landung an.
Die Salve verfehlte den Drachen um Haaresbreite! Der gleißend helle Energiestrahl schnitt durch die rauchschwangere Luft oberhalb des Vulkankraters, ohne Schaden zu hinterlassen.
Aruula fluchte. „Bei Orguudoos Höllenbrut! Der Qualm erschwert das Zielen. Da ist jede Menge Dreck in der Atmosphäre.“ Sie blickte wieder auf die Zielerkennung, wo die beiden Drachen als helle Punkte zu sehen waren.
Die Flugreptilien waren zwölf Meter lang, ihre ledrigen Schwingen hatten sogar die doppelte Spannweite. Sie besaßen echsenförmige Körper, geschützt von Schuppen, die scharfkantigen Dachziegeln glichen. Ihre Läufe endeten in scharfen Krallen, so tödlich wie auch die langen Reißzähne in ihren gewaltigen Mäulern.
Matt war diesen Kreaturen schon mehrfach begegnet und hatte sie in ausgesprochen schlechter Erinnerung. Die Erfahrung hatte gezeigt, dass sie ihm ob ihrer Wendigkeit im Luftkampf überlegen waren; man ließ sie also besser gar nicht erst näher heran.
Er drehte ab und flog einen weiteren Bogen um den Gipfel eines Vulkans. „Wenigstens bleiben sie uns auf den Fersen und kümmern sich nicht um die Zelte“, presste er hervor.
Sie hatten die feuerspuckenden Kreaturen erfolgreich von den Ruinen weggelotst. Miki Takeos Gleiter schien mehr in ihr Beuteschema zu passen als die Menschen nahe dem See.
„Ziel erfasst!“, meldete Aruula. „Feuer!“
Abermals schnitten grelle Strahlen durch die heiße Asche und den Qualm. Matt hatte Mühe, den Gleiter auf Kurs zu halten, denn der feurige Koloss unter ihnen erschwerte ihm mehr als nur die Sicht. Die immense Hitze ließ die Instrumente verrückt spielen, und die schmalen Lavafontänen, gepaart mit Asche und Wolken aus pulverisiertem Bimsgestein, machten den Flug um den Vulkan zu einem Risiko.
Diesmal trafen die Bordkanonen! Aruula jubelte, als der erste Drache unter dem Beschuss des Gleiters ins Taumeln geriet.
Da riss Matt die Augen auf. „Oh, oh …“
„Vorsicht!“ Aruula zuckte zusammen, als dicht vor dem Fluggefährt ein weiterer Lavadrache aus dem Vulkankrater auftauchte.
Der Mann aus der Vergangenheit zog den Gleiter bereits nach backbord. In letzter Sekunde wich er dem schuppigen Riesen aus, tauchte unter der Schwinge des Drachen hinweg – und zog nur knapp an einer weiteren Lavafontäne vorbei! Ruß und Dreck verschmierten das Fenster.
„Es sind zu viele“, stellte Aruula fest, als zwei weitere Punkte auf der Zielerkennung erschienen. „Und es werden immer mehr!“
„Du hast recht“, stimmte Matt zu. „Aber ich habe eine Idee …“ Er änderte den Kurs des Gleiters und hielt direkt auf eines der Maare zu, die unter ihnen lagen. „Lavadrachen brauchen Hitze zum Überleben, richtig?“, fuhr er fort.
Bevor Aruula antworten konnte, fing er das Fluggerät nahe der Wasseroberfläche ab und ließ es dann in den See absinken. Mit einem Fingerschnippen schaltete er die Abstandsanzeige zum Grund ein. Dreißig Meter, fallend. Beziehungsweise sinkend. Es würde noch ein Weilchen dauern, bis sie unten ankamen.
Kritisch beobachtete er die Wandung im hinteren Bereich des Gleiters, doch alles blieb trocken. Er war heilfroh, dass sie vorgestern erst die undichten Platten in Nuunbeg hatten reparieren lassen.2)
Im Nu war das Fluggefährt in dem kühlen See untergetaucht. Durch das Cockpitfenster warf Matt einen Blick nach oben, wo die glitzernde Fläche langsam dunkler wurde. Von Drachen keine Spur.
„Gut gemacht“, sagte Aruula. „Du hast sie abgehängt!“
Matt zweifelte nicht daran, dass die Drachen oberhalb des Sees ihre Kreise zogen wie wartende Aasgeier. Aber das sollte sie nicht stören. Hier im See waren sie sicher, und irgendwann würden die Bestien ihr Interesse verlieren und abziehen.
„Ob es Rulfan unbeschadet zu den Ruinen geschafft hat?“, ließ Aruula sich vernehmen.
Matthew nickte. „Bestimmt. Die Lavadrachen sind uns gefolgt, nicht ihm.“ Die entscheidendere Frage war, was der Freund in den alten Mauern gefunden – und herausgefunden – hatte. Darüber konnte Matt nicht einmal spekulieren.
„Wo sind wir hier eigentlich?“, fragte Aruula. Sie schlug im Copilotensitz die Beine übereinander. „Kennst du die Gegend von früher?“
„Ich war zwar noch nie hier“, wiederholte Matt, was er vorhin schon Rulfan erzählt hatte, „aber ich weiß, dass man das Gebiet früher „Vulkaneifel“ nannte. Zu meiner Zeit gab es dort aber keine aktiven Vulkane.“
„Und der See mit der Ruine?“, hakte Aruula nach.
„Da bin ich mir nicht sicher, aber falls das mal ein Kloster war, könnte es sich um einen Ort namens Maria Laach handeln. Der Laacher See galt als größtes Binnengewässer des gesamten Bundeslandes. Wenn mich die Erinnerung nicht trügt, ist er ein Calderasee, also eine ehemalige Magmakammer, die sich mit Wasser gefüllt hat. Das unterschied ihn von den Maaren, die die Krater erloschener Vulkane sind.“
„Ein Kloster also?“, kam Aruula auf die Ruine zurück. „Meinst du, darin hausen Rev’rends?“
Matt musste lachen. Er schüttelte heftig den Kopf. „Nein, ganz gewiss nicht. In meiner Zeit war das eine weitläufige Anlage mit eigener Gärtnerei und einer weltberühmten Bibliothek. Kein Ort für Fanatiker. Früher lebten hier Benediktinermönche.“
„Haben die also das Zeltlager aufgeschlagen?“
Wieder verneinte Matt. „Mich würde es wundern, wenn bei all dem Qualm und Schwefel jemand freiwillig hier in der Gegend bliebe. Darum kann ich mir auf das Lager auch keinen rechten Reim machen. Jemand scheint es kurzfristig aufgeschlagen zu haben.“
„Ein Kloster im Nichts, umzingelt von Vulkanen und Lavadrachen.“ Aruula seufzte. „Da würde ich auch beten.“
Matt Drax beugte sich vor, als sich die Tonfolge des Echolots rapide verkürzte, und musterte die Abstandsanzeige. „Festhalten!“, sagte er knapp.
Drei Sekunden später setzte der Gleiter sanft auf dem Grund des Maares auf. Hinter den Cockpitscheiben herrschte schwärzeste Finsternis.
Aruula schauderte. Wurde ihr erst jetzt bewusst, dass sie für einige Zeit hier festsitzen würden, mit einer Wassersäule von dreißig Metern über sich?
Sie deutete auf die Konsole: „Sind die Drachen inzwischen fort?“
„Moment.“ Matt schaltete auf die Radaranzeige um. Deutlich konnte man fünf Punkte kreisen sehen; ein sechster gesellte sich gerade hinzu. „Nein, sie sind noch da“, entgegnete er. „Und ich fürchte, so schnell fliegen diese Viecher auch nicht weg. Aber keine Sorge: Wir sind hier absolut sicher, und Luft zum Atmen haben wir auch genug.“
„Hoffentlich droht Rulfan keine Gefahr“, gab Aruula zu bedenken.
Der Rulfan, den ich kenne, ist zäh und kampferfahren, dachte Matt bei sich. Den kriegt niemand so schnell unter.
Aber kannte er den Neo-Barbaren wirklich noch? Und selbst wenn dieser andere Rulfan seinem Pendant in nichts nachstand: Lavadrachen zählten zu den gefährlichsten Gegnern, die diese postapokalyptische Welt zu bieten hatte!
Aruula schien seine Gedanken zu erraten. „Wir können nur hoffen“, sagte sie leise.
Und das Warten begann.
Es waren Menschen, und sie waren auf der Flucht. Rulfan kauerte neben ihren Fußspuren im Matsch. Den unterschiedlichen Profilen nach zu urteilen, schien es sich um mindestens zehn Personen zu handeln, die nahe dem See das Lager aufgeschlagen hatten. Rechnete man die drei fast zur Unkenntlichkeit verkohlten Leichen dazu, die er drüben zwischen den zerstörten Zelten gefunden hatte, musste die Gruppe gut ein Dutzend Personen umfasst haben. Blieb nur die Frage, was diese Verrückten hier in dieser Hölle suchten!
Rulfan hustete. Der Rauch, der über die Wiesen wehte, erschwerte ihm weit mehr als nur die Sicht, und die Hitze trieb ihm den Schweiß aus den Poren. Dennoch gab er nicht auf. Denn sein Ziel stand ihm buchstäblich vor Augen.
Die Ruine war beeindruckend. Selbst aus etwa hundert Metern Entfernung konnte Rulfan die Reste des alten Bauwerks, die hügelaufwärts und hinter einigen von der Asche des Vulkans verschonten Bäumen und Büschen hervorragten, gut erkennen.
Er sah dunklen Basaltstein und die Andeutung verfallener Türme. Die Mauern schienen rechtwinklig angeordnet, wie er es von einigen Kirchen in Coellen kannte. Für Religiöses hatte er sich nie interessiert; er glaubte nicht einmal an Wudan oder Kristian.
Mittelschiff, Seitenschiff, Kreuzgang, Sakristei