Maddrax 543 - Simon Borner - E-Book

Maddrax 543 E-Book

Simon Borner

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Beschreibung

Nachdem die erste Versiegelung eines Portals erfolgreich verlaufen ist, will Worrex in die Domäne zurückzukehren. Doch da öffnet sich ein weiteres Parallelwelt-Areal - mitten im Atlantik! Erst unbemerkt, weil es, abgeschirmt von der Satellitenortung, auf dem Meeresgrund entsteht. Erst als sich die Hydriten melden, forscht Worrex nach und erklärt, dass ein Archivar vor über 3000 Jahren an dieser Stelle eine Insel mit revolutionärer Technik besucht hat! Dann eröffnet ihnen Quart'ol, der zu den Gefährten stößt, dass Ei'don der Legende nach damals in diesem Gebiet verschwand. Was, wenn er mit dem Weltentausch jetzt in der Gegenwart gelandet ist?


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Seitenzahl: 149

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Inhalt

Cover

Impressum

Was bisher geschah …

Die Insel des Atlas

Leserseite

Vorschau

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Lektorat: Michael Schönenbröcher

Titelbild: Fer Gregory / Shutterstock

Autor: Simon Borner

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7517-0579-0

www.bastei.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet „Christopher-Floyd“ – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Mensch­heit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, „Maddrax“ genannt, dessen Staffel durch einen Zeitstrahl vom Mars ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese ihm fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch in ein Ringplanetensystem versetzt werden, während der Mond auf die Erde zu stürzen droht. Matt findet Hilfe und Verbündete und die Rettung gelingt in letzter Sekunde – aber etwas geht schief: Areale aus verschiedenen Parallelwelten manifestieren sich plötzlich auf der Erde…

Um diese 50 Kilometer durchmessenden Parallelwelt-Areale, die von hohen Dornenhecken umgeben sind, aufzuspüren, nutzen Matt und Aruula ein Satelliten-Netzwerk im Erdorbit. Mit ihrem Gleiter überwinden sie die Pflanzenwälle. In einem parallelen Rom treffen sie auf einen zeitreisenden Archivar namens Patrem, der mit Hilfe gefährlicher Artefakte herrschen will. Matt setzt dem ein Ende. Seine Waffen deponiert er im Hort des Wissen.

Da erscheint ein weiteres Areal: die Stadt Coellen – und mit ihr der Neo-Barbar Rulfan, ein in ihrer Welt längst verstorbener Freund, der sich ihnen anschließt.

Matts Erzfeind Colonel Aran Kormak wird derweil auf der Suche nach Verbündeten Chefexekutor der Reenschas in Glasgow. Er greift den Hort des Wissens an, eine Enklave befreundeter Retrologen und Wissenschaftler,scheitert aber und landet im Kerker. Matt und Aruula erleben mit, wie er auf der Flucht in einem Ballon von einem Artefakt verkleinert wird! Später dringt er in den Hort ein, erfährt vom Zeitstrahl und versucht ihn zu durchqueren.

Da empfängt Aruula einen Hilferuf der Pflanzenentität GRÜN. In Neuseeland treffen die Freunde auf eine botanische Seuche, die aus einer Parallelwelt herübergekommen ist. GRÜN, der für die Dornenhecken rund um die Anomalien verantwortlich zeichnet, ist dagegen machtlos. Gemeinsam mit den Hydriten – Fischmenschen, die seit Äonen auf der Erde leben – entwickelt man eine Waffe gegen die Rote Pest.

Inzwischen wissen die Archivare, dass ihre Reisen in die Vergangenheit für die Weltenwechsel verantwortlich sind: Wo immer sie ein Portal schufen, wurde die Raumzeit geschwächt und bricht nun durch den Wurmloch-Unfall auf! Spätere Generationen entwickeln ein Gegenmittel, das aus ferner Zukunft in einer Stasiskugel zurückversetzt wird. Doch als die Freunde die Kapsel finden, ist sie leer! Das Wesen darin hat vier Menschen okkupiert, die „Krieger des Lichts“, die einen Feldzug gegen den Weltrat in Washington führten! Nun mutieren sie zu mächtigen Wesen, die auf der Suche nach Energie eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. In einem verfallenen Freizeitpark holen die Gefährten sie ein – und müssen sich gegen mutierte Gejagudoos erwehren. Als Worrex den Gleiter bruchlandet, können die Krieger abermals entkommen. In einer Mormonen-Siedlung bringen sie drei X-Quads in ihren Besitz, mit denen sie die letzte Etappe ihrer Reise antreten.

Es zieht die Krieger des Lichts zu einem atomaren Endlager, wo sie von Scorpocs angriffen werden und mit ihnen verschmelzen. So finden sie die Gefährten, und Worrex macht dem Wesen klar, dass es auf seiner Suche nach Energie nie Erfüllung finden kann, denn letztendlich wurde es nur für einen Zweck geschaffen: die Strahlung innerhalb der Parallelwelt-Portale zu absorbieren. Es gelingt ihm, die Kreatur zu überzeugen, mit ihnen zu kommen – in der Stasiskapsel, die der Android Miki Takeo zwischenzeitlich repariert hat.

Derart vorbereitet, machen sie sich nach Lancaster auf, um das erste Portal zu schließen – und finden eine Schreckensherrschaft der blutsaugenden Nosfera vor, die sie zunächst beenden müssen. Dann fliegen sie weiter nach Washton…

Die Insel des Atlas

von Simon Borner

Marl Onbra riss die Augen auf. „Sie halten das hier für einen Angriff der Hydriten?“, fragte er ungläubig.

Wolken ballten sich über der Insel zusammen, unfassbar schnell und unfassbar dunkel. Donner grollte, laut und erbarmungslos wie der Zorn der Götter.

„Für was denn sonst?“, brauste der Irre mit der Waffe auf, und der Magister wunderte sich, warum er nicht längst geschossen hatte. „Diese Monster wollen uns vernichten, und Sie Feigling wollen sich mit dem Ding da absetzen! Aber das lasse ich nicht zu. Ich steige in diese Kapsel, verstanden?“

Viele Generationen lang befolgten sie die Gesetze und verehrten die Götter, nach deren Ebenbild sie geschaffen waren. […] Sie schätzten Charakter mehr als Wohlstand und maßen ihren Besitztümern nicht mehr Bedeutung bei, als diese verdienten. Sie berauschten sich nicht an ihrem hohen Lebensstandard, und in allen Situationen wussten sie sich zu beherrschen.

Doch mit der Zeit verblasste das göttliche Element in ihnen. Sie wurden schwach, denn ihre menschlichen Fehler traten in den Vordergrund. Nicht länger waren sie in der Lage, dem eigenen Wohlstand zu widerstehen.

Platon, Timaios

 

1.

Die Suche

Matthew Drax konnte sich nicht helfen: Wann immer er Waashton – oder besser: Washington D.C. – erreichte, erfüllte ihn Ehrfurcht. Vor langer Zeit hatte er sein Leben den Idealen gewidmet, für die die berühmte shining city on a hill stand: der Freiheit, des Friedens und der Gerechtigkeit. Und auch wenn seitdem viel passiert war: In gewisser Weise kämpfte er bis heute für sie. Als hätte sich nichts geändert.

Er saß an der Steuerkonsole der RIVERSIDE und nahm Kurs auf das Pentagon. In diesem Moment trat Aruula zu ihm. „Wir sind ja gleich da“, staunte sie.

Er grinste. „Aye, Ma’am. Ganz wie befohlen.“

Sie erwiderte das Grinsen. Es tat gut, ein wenig herumzualbern. Was in Lancaster geschehen war, hatte sie belastet, auch wenn am Ende alles gut ausgegangen war: Ihnen war erstmals gelungen, ein Portal in eine Parallelwelt zu schließen.

„Wie geht es den anderen?“, fragte Matt.

„Rulfan schläft“, antwortete seine ebenso starke wie schöne Gefährtin. „Und Worrex… na ja.“

Er hob eine Braue. „Na ja?“

Die Tür zum Cockpit glitt auf und Worrex selbst trat ein. Er schien Aruulas letzte Worte bereits gehört zu haben, denn er nickte schuldbewusst. „Ich weiß, ich weiß“, rechtfertigte er sich. „Die Chancen sind mehr als gering. Aber was wären wir ohne die Hoffnung, nicht wahr?“

„Klärt mich vielleicht jemand auf?“, fragte Matt.

Aruula setzte sich neben ihn an die Konsole. „Worrex träumt davon, von hier aus in die Domäne zurückzukehren“, sagte sie.

Abermals hob Matt eine Braue. „Weil dein Job hier erledigt ist?“

„Korrekt“, bestätigte der Archivar. Er trat hinter die beiden und sah zur Konsole. „Das Taychon-Prionen-Wesen hat das Portal in Lancaster versiegelt. Für alle weiteren braucht ihr mich nicht unbedingt. Die Steuerung und den Scanner, um die Anomalien zu lokalisieren, überlasse ich euch. Mit der Fernbedienung könnt ihr die Siegel auch jederzeit wieder öffnen, sollten es notwendig sein. Aber mir läuft die Zeit davon.“

„Weil der zeitlose Raum…“, begann Aruula.

Der Archivar nickte. Die Geste wirkte beinahe menschlich. „Der zeitlose Raum könnte bereits geschlossen sein, ich weiß.“ Er lächelte sanft. „Mein Volk warnte mich schon bei meinem Aufbruch in eure Zeit davor. Dann kann es für mich keine Rückkehr in die Domäne geben. Aber wie gesagt: Wo wären wir ohne Hoffnung?“

„Ich hoffe, dass du deine Chance bekommst“, sagte Matthew.

Minuten später landete er die RIVERSIDE. Im Pentagon erwartete Mr. Black die Gefährten, denen sich nun auch Rulfan angeschlossen hatte.

„Wie geht es den Leuten aus den Parallelwelten?“, fragte Aruula. Nicht nur die Passagiere von der TITANIC hatten in Waashton eine neue Heimat gefunden, sondern auch die aus den Vororten des alternativen Washington D.C.1)

„Sie haben sich größtenteils eingelebt. Viele trauern ihrem alten Leben nach. Ich schätze, sie würden sofort zugreifen, sollte sich eine Gelegenheit für eine Rückkehr ergeben.“ Ein Schatten schien sich über Blacks Miene zu legen. „Und ich würde alles dafür geben, Kareen und ihre Familie zurückzubekommen.“

Matt warf Worrex einen wissenden Blick zu, dann grinste er Mr. Black an.

„Was?“, fragte der stirnrunzelnd.

„Es gibt gute Neuigkeiten“, ließ Matt die Katatze aus dem Sack.

Eine halbe Stunde später waren sie schon wieder unterwegs. Mr. Blacks Laune war merklich gestiegen, seitdem die Hoffnung bestand, „Honeybutt“ Hardy und die anderen zurückzubringen – und darüber hinaus zumindest den Bewohnern der versetzten Vororte eine Rückkehr in ihre Zeit und Welt zu ermöglichen.

Sie flogen das Portal nahe Waashton an. Matt wollte erst die Lage sondieren, feststellen, was auf der anderen Seite war, bevor sie den Menschen falsche Hoffnung machten. Im schlimmsten Fall war eine Rückkehr gar nicht möglich – und die Verschollenen waren tot.

Da musste sich Matt nur in Erinnerung rufen, was GRÜN ihnen über das kürzlich aufgetaucht Portal in Euree übermittelt hatte: „Das Areal, das in unsere Welt herüber kam, ist tot. In dem Gebiet lebt nichts. Kein Mensch, kein Tier, nicht einmal Pflanzen. Eine tödliche Giftwolke hat alles vernichtet.“2)

Außerdem würde Worrex versuchen, Kontakt zur Domäne zu bekommen, denn hier war er in ihre Zeit eingetreten.

Sein Scanner leitete den Gleiter; entsprechend mühelos fanden sie die Anomalie. Doch dann trat ein, was Matt – und wohl auch Worrex – schon befürchtet hatte.

Der Archivar bemühte sich, mit dem Instrumentarium an seinem Gürtel eine Verbindung zur Domäne auszunehmen. Die Freunde beobachteten ihn schweigend – und wurden Zeuge, wie er schließlich die Schultern hängen ließ und sie traurig ansah. Zumindest interpretierten sie es so, denn die Archivare verfügten über keine sichtbaren Sinnesorgane.

„Du bekommst keinen Kontakt, richtig?“, fragte Aruula mitfühlend.

Worrex seufzte leise und klinkte das Gerät in den Gürtel zurück. „Es gibt hier nur noch eine Verbindung zur Parallelwelt. Die Warnung meines Volkes hat sich also bewahrheitet.“

Matt schluckte. Er wusste genau, wie Worrex sich gerade fühlte. Auch er war seiner Welt entrissen worden. „Das ist nicht das Ende“, versuchte er seinen ungleichen Gefährten aufzumuntern. „Die Zukunft muss erst noch geschrieben werden – und du kannst tatkräftig an ihr mitarbeiten. Wenn ich eins in meinem Leben gelernt habe, dann das.“

Aruula nickte. „Gib nicht auf. Es gibt immer Möglichkeiten.“

Worrex lächelte schwach. Doch sein Blick sprach eine andere Sprache.

Sie gingen daran, ihren Plan in die Tat umzusetzen. Er war simpel: Matt und Aruula würden in die parallele Wirklichkeit hinüberwechseln und versuchen, dort eine Spur ihrer Freunde zu finden. Der erste Besuch sollte dabei nicht lange dauern; nur bis sie herausgefunden hatten, was für eine Welt das war und mit welchen Gefahren sie zu rechnen hatten.

Worrex schien froh zu sein, etwas zu unternehmen. Er steuerte das Tachyon-Prionen-Wesen zum Portal, nachdem sie es aus der Stasiskugel im Gleiter entlassen hatten. Nun – eigentlich brauchte er nicht viel zu tun, denn die Kreatur witterte die Energie des Durchgangs und hielt von selbst darauf zu.

Beim Portal angekommen, teilte es sich, schickte einen Ableger seiner amorphen Masse durch das bläuliche Flimmern der Anomalie zur anderen Seite und verankerte sich dort. Das Portal öffnete sich und gestatte einen Blick „hinüber“!

Dort herrschte Dunkelheit; offensichtlich war es Nacht. Im Widerschein des Portals erblickten sie eine Wiese, und Lichter in einiger Entfernung, die auf eine menschliche Ansiedlung schließen ließen. Das Waashton der Parallelwelt? Keine menschliche Seele, nicht einmal Tiere waren zu sehen.

Worrex hielt das Tor stabil, damit Matt und Aruula gefahrlos hindurchtreten konnten.

Auf der anderen Seite erwartete sie kein Empfangskomitee; natürlich nicht. Bis vor wenigen Sekunden war die Anomalie nicht mal zu sehen gewesen.

Dafür sahen sie gleich neben dem Portal etwas anderes, mit dem sie nie gerechnet hätten.

„Was zum Teufel…“, entfuhr es Maddrax.

Auch Aruula hatte es gesehen: Vor ihnen ruhte auf einem Dreibein, wie man es für Kessel über dem Lagerfeuer benutzte, ein Teknikk-Gerät, das direkt auf den Durchgang gerichtet war. Und darunter ein großer Klotz, von dem Kabel nach oben führten. „Was ist das?“, fragte sie.

Maddrax schüttelte ungläubig den Kopf. „Ein Stativ mit einer Videokamera in einem wetterfesten Gehäuse“, sagte er, und erklärte: „Damit kann man ein Bild zu einem entfernten Ort übertragen. Und wenn ich mich nicht irre, ist das seitlich angebrachte Gerät ein Bewegungsmelder.“

Aruula überlief es kalt. Wurden sie in diesem Augenblick etwa beobachtet? Aber von wem? Wenn sich die Anomalie so verhielt wie üblich, flackerte sie nur mal von Zeit zu Zeit. Wusste man nicht, wonach man suchen sollte, würde man sie kaum entdecken.

Sie sahen sich um, aber ringsum rührte sich nichts. Die weite Wiese lag friedlich im Mondlicht.

„Was ist hier los?“, fragte Aruula. „Sieht so aus, als hätte man uns erwartet.“

Maddrax ging auf das Stativ zu. „Moment mal – hier steht etwas!“

Auch Aruula trat näher. Tatsächlich: Da klebte etwas an dem dreibeinigen Ding. Eine Art Plakette.

„Wir haben gehofft, dass ihr kommen würdet“, las Maddrax vor. „Bleibt vor Ort, wir sind schon auf dem Weg! Kareen.“

Aruulas Herz machte einen Sprung. Honeybutt und die anderen lebten! Und sie schienen sich vorbereitet zu haben. Irgendwie musste es ihnen gelungen sein, das Portal zu finden.

„Also werden wir nicht tiefer in diese Welt vordringen?“, fragte Aruula. Ein Teil von ihr bedauerte das, ein anderer war eher erleichtert. „Was tun wir?“

Maddrax zuckte mit den Schultern. „Folgen wir der Anweisung und lassen uns überraschen. Gefahr scheint ja nicht zu bestehen.“ Damit setzte er sich im Schneidersitz auf den Erdboden. Aruula tat es ihm gleich.

Zeit verstrich, gefolgt von noch mehr Zeit. Nach etwa einer durch und durch ereignislosen Stunde drang endlich ein Brummen an die Ohren der Kriegerin. Kurz darauf sah sie die Ursache des Geräuschs: Ein Oto – Auto – hielt direkt auf sie und Maddrax zu.

An Bord des Fahrzeugs befanden sich fünf Personen. Als sie näher kamen, konnte Aruula sie erkennen: Es waren Kareen und Aiko, Sigur und Getty! Und dann war da noch…

„Was bei Wudan…!“ Keuchend sprang sie auf die Füße. „Maddrax, das…“

Das Auto bremste. Die fünf Fahrgäste stiegen aus. Die vier Geretteten waren sichtlich erfreut, ihre Freunde wiederzusehen. Die fünfte Person allerdings wirkte unsicher. Aruula verstand das gut, denn auch Maddrax wirkte so.

Ihr Maddrax.

„Matthew Drax?“, sagte der fünfte Mann. Er trat näher und streckte die Hand aus. „Freut mich, Sie kennenzulernen. Ich bin… Nun ja, ich bin Sie.“

Die beiden Männer glichen sich aufs Haar, von der Kleidung einmal abgesehen. Selbst ihre Stimmen klangen gleich.

„Mein Alter Ego dieser Welt, nehme ich an?“, fragte Maddrax.

Maddrax II nickte. „So ist es. Ihre Freunde haben mir schon viel von Ihnen erzählt. Ich gestehe, es klang vertraut.“

Maddrax ergriff die Hand seines Ebenbildes und schüttelte sie. Doch Aruula spürte, als wie bizarr auch er diese Begegnung empfand. Es war, als sähe er in einen Spiegel. In ein Was-wäre-gewesen-wenn seines eigenen Lebens.

Es gibt immer Möglichkeiten, erinnerte sich Aruula an ihre eigenen Worte Worrex gegenüber. Ihr war, als verstünde sie erst jetzt so richtig, was sie bedeuteten.

„Ich vermute, Sie sind über das Portal informiert?“, sagte Maddrax.

Der Doppelgänger bestätigte es. „Wir haben schließlich Monate gebraucht, um es zu finden. Auch wenn mir immer noch nicht ganz klar ist, was es damit auf sich hat.“

„Gibt es noch weitere hierher Versetzte?“, fragte Aruula.

Maddrax II nickte. „Wir haben einige Dutzend Menschen aus Ihrer Welt aufgespürt. Sie hoffen darauf, bald nach Hause zurückzukehren.“ Er deutete auf das Portal. „Allem Anschein nach ist dies möglich.“

„Korrekt“, sagte Maddrax. Dann schüttelte er leicht den Kopf, immer noch fassungslos über die absurde Begegnung mit seinem eigenen Ich.

Aruula verstand ihn gut. Ihr Blick wanderte immer wieder von einem zum anderen und zurück. Was für ein außergewöhnlicher Moment! Ob es hier irgendwo auch eine zweite Aruula gab? Ob sie die Gefährtin dieses Mannes war? Oder war die Geschichte hier gänzlich anders verlaufen?

„Ich schlage vor, wir organisieren den Austausch“, sagte Maddrax. Er gab sich sachlich und konzentriert, doch sie sah ihm an, wie sehr ihn die Begegnung beschäftigte. „Sie kümmern sich auf dieser Seite des Weltentores darum, dass alles gelingt. Ich gebe unserem Mr. Black Bescheid, damit er Gleiches tut.“

Maddrax II brummte zufrieden. „Klingt nach einem Plan.“

In diesem Moment registrierte Aruula eine Bewegung hinter sich und fuhr herum. Ihre Augen weiteten sich, als sie Rulfan erkannte, der durch das Portal gekommen war. Das war so nicht vereinbart gewesen. Hatte er sich Sorgen um sie gemacht?

„Maddrax!“, rief der Neo-Barbar – und blieb wie vom Blitz getroffen stehen, als sich beide Männer synchron zu ihm umdrehten.

„Ja?“, fragte Maddrax.

„Wer ist das?“, fragte Maddrax II. Womit schon einmal klar war, dass diese Version Rulfan nicht kannte.

Der rang noch um Fassung. Es dauerte einige Sekunden, bis er sich in der Gewalt hatte. „Äh… du musst dringend zur RIVERSIDE kommen, Matt“, verlor Rulfan keine Zeit damit, nach dem Warum zu fragen. „Sofort.“

Maddrax und Aruula wechselten einen alarmierten Blick. „In Ordnung“, sagte ihr Gefährte dann und wandte sich an seinen Doppelgänger. „Es ist offenbar dringend. Mr. Drax, wir sprechen uns später wieder.“ Er sah zu Kareen, Sigur, Aiko und Getty, die noch gar keine Zeit gefunden hatten, ihre Geschichte zu erzählen. „Was ist mit euch? Kommt ihr mit zurück?“

Honeybutt wechselte ein paar Blicke mit ihren Begleitern. „Später“, antwortete sie dann. „Wenn es euch recht ist, kümmern wir uns darum, die Gestrandeten herzubringen. Wir müssen auch erst mal herausfinden, wer überhaupt zurückwill. Einige haben sich in den letzten Monaten hier eingelebt und wollen vielleicht bleiben.“

„Von mir aus können wir so verfahren“, sagte Maddrax II, ebenso sachlich und nüchtern wie Maddrax selbst. „Treffen wir uns wieder hier… ich würde sagen, morgen Mittag? Bis dahin sollten wir alle klarer sehen.“

Maddrax nickte lächelnd. „In Ordnung. Wir sehen uns!“

„Viel Erfolg.“

Dann drehte er sich um und folgte Rulfan und Aruula zurück durch die Anomalie.

„Es geht um Quart’ol“, berichtete Worrex, kaum dass sie wieder an Bord der RIVERSIDE waren. „Er meldete sich eben über Funk und fragte nach dir.“

Matt hob eine Braue. „Was will er denn? Was ist so dringend?“

Es war Rulfan, der antwortete: „Angeblich ist im Atlantik irgendetwas vorgefallen.“

„Nanu?“ Aruula sah zum Funkgerät. Auf ein Nicken von Matt hin öffnete sie einen Kanal zu dem Hydriten.