Maddrax 664 - Christian Schwarz - E-Book

Maddrax 664 E-Book

Christian Schwarz

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Beschreibung

Man lebt und wirkt gottgefällig in der Siedlung Kuumrah, die von den Kindern Koolobs betrieben wird. So hält man es für Teufelswerk, als plötzlich einer der ihren mehrfach beim Bau einer Scheune auftaucht - und all diese Zwillinge behaupten, der echte zu sein. In einer WCA-Niederlassung in der Nähe glaubt man dagegen nicht an Zauberei, zumal es gleichzeitig in dem Gebiet von Siragippen wimmelt! Man informiert den Weltrat, der auf diese kuriose Meldung hin Matt und Aruula losschickt - die in ein Netz aus falschen Wahrheiten geraten ...

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Seitenzahl: 148

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah...

Lügen wie gedruckt

Leserseite

Vorschau

Impressum

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet »Christopher-Floyd« die Erde. In der Folge verschiebt sich die Erdachse, und ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist – bis auf die Bunkerbewohner – auf rätselhafte Weise degeneriert.

In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, dessen Fliegerstaffel beim Einschlag durch ein Zeitphänomen ins Jahr 2516 versetzt wird. Nach dem Absturz wird er von Barbaren gerettet, die ihn »Maddrax« nennen. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula findet er heraus, dass Außerirdische mit dem Kometen – dem Wandler, der sich als lebende, schlafende Entität entpuppt – zur Erde gelangten und schuld sind an der veränderten Flora und Fauna und der Verdummung der Menschen. Nach langen Kämpfen mit den Daa'muren erwacht der Wandler, weist sein Dienervolk in die Schranken und zieht weiter. Mit zwei Daa'muren, die auf der Erde zurückblieben – Grao und Ira – haben sich Matt und Aruula sogar angefreundet.

Bei einem Abstecher zum Mars, auf dem sich eine Expedition aus dem Jahr 2010 zu einer blühenden Zivilisation entwickelt hat, erfährt Matt von der Spezies der Hydree, die vor 3,5 Milliarden Jahren hier lebten und mittels eines Zeitstrahls zur jungfräulichen Erde umzogen, als ihr Planet seine Atmosphäre und Ozeane verlor. Mit ihren Nachkommen, den telepathisch begabten Hydriten, die von den Menschen unentdeckt am Meeresgrund leben, hatte Matt schon Kontakt und nennt einen von ihnen, Quart'ol, einen guten Freund.

Diese »Tunnelfeldanlage«, die wie ein Transporter funktioniert, in dem die Zeit unendlich gedehnt werden kann, ist bis heute in Betrieb und verursachte auch den Zeitsprung von Matts Flugstaffel um 504 Jahre, als die den Strahl querte. Dabei legt der Strahl einen Tachyonenmantel um lebende Zellen, der den Altersprozess fünfzig Jahre lang drastisch verlangsamt.

Seither ist viel Zeit vergangen – wir schreiben inzwischen das Jahr 2554 –, und all die Erlebnisse unserer Helden an dieser Stelle zu schildern, wäre unmöglich. Es gibt sogar eine Erdkolonie in einem fernen Ringplanetensystem, zu dem allerdings der Kontakt abgebrochen ist. Ihre Freunde Tom, Xi und deren Tochter Xaana (die eigentlich Matts Kind ist) leben dort auf dem Mond Novis.

Nicht nur einmal haben Matthew Drax und Aruula die Erde vor dem Verderben gerettet und mächtige Feinde bekämpft – zuletzt die vampirhaften Nosfera, die die WCA (World Council Agency, kurz: Weltrat) übernehmen wollten. Auf diese Organisation traf Matt schon früh. Momentan steht ihr General Aran Kormak vor, ein in der Vergangenheit eher zwielichtiger Charakter, der sich aber gewandelt und großes Interesse zu haben scheint, Meeraka (ehem. USA) und danach andere Länder friedlich zu einen.

Auch um Kormak weiterhin im Auge zu halten, geht Matt auf seinen Vorschlag ein, zusammen mit Aruula im Auftrag des Weltrats eine schnelle Eingreiftruppe zu bilden und für ein Bündnis unter dem Dach der WCA zu werben.

Dies sind ihre Abenteuer...

Weitere Informationen und Hintergründe zur Serie findet ihr unter https://de.maddraxikon.com im Internet!

Lügen wie gedruckt

von Christian Schwarz

Enklave Kuumrah (Utah), 2555

Abraham Small hielt das schwere Brett, während Jeremiah Woodbury, dessen muskulöser Oberkörper vor Schweiß glänzte, es mit kraftvollen Schlägen an den Stützpfosten nagelte. Nach dem Einschlagen legte er den Hammer weg und betrachtete die halb fertige Scheune. »Ein weiteres gottgefälliges Werk«, sagte er.

Abraham nickte. »So ist es, Jerry. Der Herr wird mit Wohlwollen ... was ist das für ein Geräusch?«

Die beiden drehten sich zu dem Stapel unbehauener Baumstämme um, der sich hinter ihnen türmte – und nun ins Rutschen geriet! Abraham sprang zur Seite, doch Jeremiah entging dem Verhängnis nicht. Die Stämme begruben ihn unter sich. Abraham gefror das Blut in den Adern. Wegen Jeremiahs Todesschrei. Aber mehr noch wegen der riesigen schwarzen Spinnen hinter dem Stapel!

Siragippen! Es waren drei. Wo kamen die Biester her? Aus den nahen Bergen? Ihre mächtigen Kauscheren zuckten, sie schienen aufgeregt zu sein.

Abraham konnte den Blick nicht von den faustgroßen Facettenaugen der Ungeheuer lösen, die im Sonnenlicht in allen Farben irisierten. Er zitterte am ganzen Leib.

Es war immer sein fester Entschluss gewesen, das Schicksal, das der Herr für ihn bereithielt, klaglos anzunehmen und auch den Tod freudig zu empfangen, wenn es dereinst so weit war, um reinen Gewissens und im Einklang mit sich selbst nach Koolob, direkt zum Segensthron des Herrn, zu reisen.

Im Angesicht des Todes sah die Sache plötzlich ganz anders aus. Abraham wollte nicht sterben. Nicht im Alter von dreiundzwanzig Jahren. Schon gar nicht wollte er als Speise irgendwelcher Ungeheuer enden, von deren Verdauungssäften zu einer unförmigen Masse zersetzt. Das konnte unmöglich der Wille des Herrn sein. Wie sollte er sich innerhalb der großen Engelschar vor dessen Thron bewegen und ihm huldigen, wenn er keinen Körper mehr besaß?

Angst und Unentschlossenheit bannten Abraham auf die Stelle. Sollte er fliehen? Oder sich totstellen? Die erste Siragippe begann über die Balken zu steigen, mit ihren acht oberarmstarken Beinen, aus denen drahtiges schwarzes Haar spross. Nun fielen auch die beiden Fühler, mit denen sich die Biester orientierten, in den Tanz der Kauscheren mit ein.

Abrahams Blick streifte den toten Bruder, dessen Brust und Kopf unter den Baumstämmen vorragten. Weit aufgerissene, blicklose Augen starrten in den blauen Himmel, aus dem halb offenstehenden Mund und beiden Ohren lief Blut.

Der Fluchtreflex gewann die Oberhand. Abraham warf sich herum und rannte brüllend in Richtung des Dorfes, das hinter dem sanft geschwungenen Hügel lag. Dabei wusste er nur zu gut, dass er Kuumrah niemals erreichen würde. Zu weit war der Weg. Die Ungeheuer würden ihn lange vor der Hügelkuppe einholen.

Der flüchtige Gedanke, dass es nicht richtig war, die mutierten Spinnen direkt ins Dorf zu den Brüdern und Schwestern zu führen, wo ein noch viel reicher gedeckter Tisch auf sie wartete, wurde von seiner Todesangst geschluckt.

Als er die Hügelkuppe erreichte, rannten ihm bereits einige Brüder entgegen, von seinem Geschrei alarmiert. Erst jetzt wurde Abraham bewusst, dass er den Scheitelpunkt des Hügels erreicht hatte, ohne dass ihn ein Siragippenbein zu Boden geworfen und dort festgenagelt hätte.

Keuchend wagte Abraham den Blick zurück. Ein Stein, so groß wie ein Felsen, fiel ihm von der Seele, und er dankte dem Herrn. Die Siragippen standen immer noch neben der im Aufbau befindlichen Scheune. Sie hatten darauf verzichtet, ihn zu verfolgen. Es lag also doch nicht in der Absicht des Herrn, ihn in so jungem Alter aus dem Leben zu nehmen.

Die ersten Brüder erreichten ihn. »Was ist passiert, Abe?«, fragte der in Ehren und harter Arbeit gereifte Elias Cantrell. Seine sehnigen Fäuste krampften sich um die Mistgabel, die er wie eine Lanze vor sich hielt. »O Herr«, entfuhr es ihm, als er es mit eigenen Augen sah. »Sind ... sind das Siragippen?«

»Das sind sie wohl«, bestätigte ihm Josef Hosey, ein noch junger Mann, dessen wild wuchernder Vollbart bis zum Bauchnabel reichte. »Hast du nicht mit Jeremiah gearbeitet?«, fragte er mit banger Stimme an Abraham gewandt.

Der nickte kurz. »Ja. Die Wege des Herrn sind unergründlich. Jerry ist tot. Die Ungeheuer haben ihn auf dem Gewissen.«

»Wenn sie denn eines hätten«, sagte der Prediger schwer atmend. Aaron Adams war im Pulk sieben weiterer Brüder eingetroffen. Er starrte den Hügel hinab zu der Scheune, die sich am Rande eines Kornfelds erhob. »Bisher sind wir von diesen Kreaturen verschont geblieben. Haben die Siragippen sich Jeremiahs Körper bemächtigt?«

Abraham schluckte schwer. Er schüttelte den Kopf. »Nein, bisher noch nicht, soweit ich sehen kann.«

»Dann werden wir sie töten, um Jeremiahs Körper zu retten«, befahl der Prediger. »Gesunder Geist in einem gesunden Körper, spricht der Herr. Nur derjenige kommt heil in Koolob an und kann dort bestehen, dessen Seele die Reise dorthin im eigenen Astralkörper antreten kann.« Er reckte beide Arme in den Himmel. »Ich erlaube ausdrücklich, in diesem Fall die Waffen zu benutzen, denn das ist der Wille des Herrn. – Josef, Elias, ihr geht zurück und holt Gewehre. Beeilt euch.«

Elias ließ die Mistgabel fallen. Mit Josef rannte er Seite an Seite nach Ku‍u‍mrah zurück.

Ein ohrenbetäubender Lärm ließ die Männer zusammenfahren.

»Was ... was machen die Kreaturen denn da?«, fragte Abel Nowlin, ein dürrer Schlaks, den alle nur Bohnenstange riefen.

»Wenn mich meine alten Augen nicht täuschen, haben sie jetzt auch noch den Stapel mit den bereits zugeschnittenen Brettern zum Einsturz gebracht«, sagte der Prediger.

»Seht ihr auch, was ich sehe?«, fragte Abraham beinahe ergriffen. »Das ... das gibt's doch nicht. Schickt der Teufel mir etwa Trugbilder?«

»Wer nur fest genug an den Herrn glaubt und ihm vertraut, den kann das Böse mit nichts versuchen«, sagte der Prediger streng. »Ist dein Glaube stark genug, Abraham?«

»Ich ... äh ... werde mich prüfen«, murmelte Abraham verwirrt. Doch im Moment war nicht die Zeit, um intensiver darüber nachzudenken.

Schreie des Erstaunens wurden laut. Auch Abraham konnte den Blick nicht von dem Unglaublichen wenden, das er dort unten zu sehen bekam.

Zwei der riesigen schwarzen Kreaturen fassten mit ihren Kauscheren eines der kreuz und quer liegenden Bretter. Beinahe im Gleichschritt trugen sie es in Richtung Schuppen. Dabei hatten sie Koordinationsschwierigkeiten. Der einen Siragippe rutschte das Brett aus der Schere und fiel zu Boden. Als es aufschlug, ließ auch die andere Kreatur los.

»Steh uns bei, o Herr«, murmelte Abel voller Entsetzen. »Sie ... sie heben das Brett wieder auf. So etwas habe ich noch nie gesehen oder auch nur gehört.«

Abraham zeichnete sich mit dem rechten Zeigefinger dreimal den Krug über sein Herz. Das heilige Symbol, das daran erinnerte, dass Jeeses, der dritte Bruder des Herrn, für die Erlösung der Menschen gestorben war. Andere verfuhren ebenso.

Die Bohnenstange hatte recht. Das Brett klemmte in den Kauzangen der Ungeheuer, und dieses Mal schafften sie es, damit bis zum Schuppen zu balancierten.

Die beiden unteren Bretterreihen waren bereits dreiseitig an die Stützbalken genagelt. Abraham traute seinen Augen kaum, als die Siragippen das Brett senkten und es mit der Kante auf eines der festgenagelten Bretter setzten.

»Was passiert da?«, krächzte er. »Wollen ... wollen die Ungeheuer die Scheune etwa weiterbauen?«

»So sieht es zumindest aus«, murmelte Adams. Der Prediger war plötzlich ziemlich blass um die Nase.

»Da!«, rief Abraham in neuem Entsetzen, denn er nahm eine Bewegung in den nahen Hügeln wahr. Zwei weitere Siragippen schoben sich zwischen den schroffen Felsen hervor! Auf flinken Beinen kletterten sie zu ihren Artgenossen herunter.

Die hatten es derweil geschafft, das Brett an den ihm zugedachten Platz zu stellen. Geschickt setzten sie die Kante schräg auf die untere und hielten das Brett in Position. Die dritte Siragippe kam ihnen zu Hilfe und drückte es in die Senkrechte. Es blieb zu Abrahams grenzenloser Überraschung tatsächlich stehen!

»Was willst du uns zeigen, Herr, dass du uns Zeuge dieses Vorgangs werden lässt?«, fragte Adams seinen Gott.

Die Siragippen drehten sich, gingen die etwa zehn Meter zurück und schnappten sich ein weiteres Brett. Als sie versuchten, es auf das bereits aufgestellte zu setzen, fielen beide herunter. Eines krachte auf das Bein einer der Riesenspinnen. Blitzschnell zog sie es zurück.

In diesem Moment trafen die beiden neuen Exemplare ein. Sie schnappten sich ebenfalls jeweils ein Brett und versuchten es an der Scheune anzubringen. Doch auch sie scheiterten.

Josef und Elias kamen mit den Gewehren zurück. »Sollen wir auf sie schießen?«, fragte Elias mit gerunzelter Stirn, während er die Waffe anlegte.

Eine schroffe Handbewegung des Predigers ließ ihn innehalten.

Nach dem sechsten oder siebten misslungenen Versuch schienen die verhinderten Baumeister aufzugeben. Aber das wirkte nur so. Stattdessen wechselten sie die Taktik! In diesem Moment glaubte Abraham, etwas Rotes zwischen den Felsen zu sehen. Bewegte sich dort jemand?

Die Ungeheuer zogen wieder seine Aufmerksamkeit auf sich. Sie schnappten sich zu viert einen der unbehauenen Baumstämme. Sich hin und her drehend, hievten die Kreaturen das schwere Ding bis an die Scheune heran, hoben den Stamm an – und knallten ihn mit großer Wucht gegen den Stützpfeiler!

Schlagartig knickte der Pfosten um.

Für einen Moment verharrten die Siragippen. Es schien Abraham, als würden sie sich miteinander beraten. Dann gaben sie ihr nutzloses Tun auf und liefen in lockerer Formation zurück in die Hügel.

Als sie zwischen die Felsen tauchten, sah Abraham den roten Fleck erneut. Und nun gab es keinen Zweifel mehr: Dort oben trieb sich ein Mann in einem roten Hemd herum.

Er verschwand mit den Siragippen. Wenn auch weiter oben in den Bergen.

Fort Utaa, Proof

Master Sergeant Matty Welding zögerte, die Dusche aufzudrehen. Jessas brünstiger Duft umgab ihn immer noch wie eine zweite Haut. Er verspürte keine Lust, ihn abzuwaschen.

Aber dann brummte er: »Ach, scheiß drauf. So kann ich nicht vor meine famose Truppe treten. Erst recht nicht vor dem Neuen.« Er ließ das Wasser laufen. Der eiskalte Strahl brachte seine Lebensgeister zurück. Dabei dachte er an die vergangene Nacht.

Jessa hatte aufgedreht wie lange nicht und ihn dadurch ebenfalls zu Höchstleistungen angespornt. Erst in den frühen Morgenstunden war er ins Fort Utaa zurückgekehrt. Mehr schleichend als im aufrechten Gang. Als Kommandeur des WCA-Außenpostens konnte er es sich leisten, den ganzen Morgen zu verschlafen. Und genau das hatte er getan.

Nun wartete der Mittagsappell auf ihn. Und wäre gestern nicht Sergeant First Class Peet Zaduk hier eingetroffen, sein neuer Stellvertreter, hätte Welding das Exerzieren heute ausfallen lassen und weitergeschlafen. Unter diesen Umständen musste er davon absehen.

Welding trocknete sich ab und gähnte ausgiebig. Dann stieg er in seine Dienstuniform und legte die Koppel mit dem Driller um. Auf die Jacke verzichtete er, ebenso auf das Barett, das er hinter die Koppel schob. Der Master Sergeant hob den rechten Arm, roch an seiner Achsel, nickte zufrieden, trat vor die Tür und tauchte in die Mittagshitze ein. Wie jeden Tag um diese Jahreszeit schien sie Fort Utaa förmlich zu erdrücken. Die hohen Mauern des Forts fingen den Wind zum größten Teil ab, weswegen Welding seine Leute vor dem Fort antreten ließ. Ein gutes Dutzend Soldaten marschierte über den weitläufigen Hof auf das Haupttor zu.

Aus dem Gebäude nebenan trat Sergeant Zaduk. Er wirkte wie aus dem Ei gepellt. Die Uniform, die er aus Waashton mitgebracht hatte, saß wie angegossen, das Barett auf seinem Kopf schien er mit dem Maßband ausgerichtet zu haben.

Als er Welding bemerkte, nahm er sofort Haltung an und salutierte. »Sergeant First Class Peet Zaduk meldet sich zum Dienst, Sir!«, rief er zackig. »Ich wünsche Ihnen einen guten Tag.«

Welding salutierte ebenfalls. Er mochte den kleinen Wichtigtuer schon jetzt nicht, obwohl er ihn gestern nur etwa zehn Minuten gesehen hatte. Zaduk kam direkt von der Eliteakademie für Unteroffiziere, die er mit besonderer Auszeichnung abgeschlossen hatte und deswegen sofort in den Rang eines Sergeant First Class erhoben worden war.

Wer die völlig bescheuerte Idee gehabt hatte, Zaduk für sein erstes Kommando ausgerechnet hierher zu schicken, wusste Welding nicht. Er hasste den Unbekannten dafür umso tiefer. Und er hasste Sergeant Cuadrado, seinen bisherigen Stellvertreter. Dieser Vollidiot hatte sich im Vollsuff selber abgefackelt. Und dummerweise genau dann die Stelle freigemacht, als Zaduk ins Army-Leben eingegliedert wurde.

Der Sergeant First Class hatte weiße Haut und eine Menge Sommersprossen im Milchgesicht. Unter dem Barett verbargen sich streichholzkurze blonde Haare. Schweiß glänzte auf seinem Gesicht.

»Stehen Sie locker, Sergeant«, befahl Welding. »Und ziehen Sie diese gottverdammte Uniformjacke aus, bevor Sie im eigenen Saft garen. Vielleicht haben Sie's ja noch nicht mitbekommen, aber diese Hitze hier kann einem sogar die Eier braten, wenn man nicht aufpasst.«

»Jawohl, Sir«, erwiderte Zaduk, salutierte erneut und schlüpfte umständlich aus der Jacke.

Der Kerl muss ein Bügeleisen mitgebracht haben, ging es Welding durch den Kopf. Das Hemd hat nicht eine einzige Falte.

Zaduk übergab die Jacke an einen Adjutanten. Gemeinsam mit Welding ging er zum Exerzierplatz vor das Fort. »Ich freue mich sehr, dass ich hierher versetzt wurde, Sir«, sagte er und warf einen Blick in den wolkenlosen blauen Himmel. »In Waashton habe ich nur Gutes von Fort Utaa gehört.«

»So, haben Sie das.« Welding blieb stehen. »Ich weiß ja nicht, wer Ihnen diesen Mist erzählt hat, Sergeant. Aber derjenige hat entweder keine Ahnung, oder er hat Sie bewusst angelogen ...«

»Sir?« Zaduk sah plötzlich unsicher drein.

»Ich erzähle Ihnen jetzt mal, wie's hier wirklich ausschaut. Würde ich sagen, hier ist der Lupa begraben, wäre das die Untertreibung des Jahrhunderts. Hier gibt's nichts als Obst- und Gemüseplantagen, so gut wie keine Abwechslung. Sogar den Taratzen in Proof war es zu langweilig. Die sind alle ausgewandert. Willkommen im Niemandsland.«

»Äh, jetzt ... jetzt übertreiben Sie aber, Sir. Nicht wahr, das war ein Scherz?« Zaduk grinste pflichtschuldig.

»War es nicht«, erwiderte Welding scharf. »Ich meine es so, wie ich es gesagt habe.« Er ging weiter, Zaduk dackelte hinterher.

»Natürlich, Sir. Ich ... äh, freue mich trotzdem, endlich das zeigen zu dürfen, was ich auf der Akademie gelernt habe. Der First Lieutenant im Personalbüro sagte mir, dass Fort Utaa genau die richtige Stelle für einen hoffnungsvollen jungen Einsteiger wie mich wäre.«

»So, sagte er das. Na, da hat er Sie ganz schön verarscht, der First Lieutenant.«

Sie traten durch das breite Tor auf den Exerzierplatz.

»Aach-tung!«, brüllte Corporal Bob Schwartz, ein bulliger Mann in den mittleren Jahren. »Stillgeee-standen! Die Augen links! Präsentieeert das Gewehr!«

Dumpfe Geräusche wurden hörbar, als die Gewehrkolben auf den Boden schlugen. Dann zogen die neunundzwanzig Soldaten und elf Soldatinnen das Gewehr vor die Brust.

»Gleichklang ist aber etwas anderes«, monierte Zaduk wichtigtuerisch. »Habe ich recht, Sir?«

Natürlich hast du recht, du kleines Arschloch, dachte Welding. Er erwiderte nichts, weil der Corporal sich zu ihm umdrehte und Meldung machte. »Kompanie vollzählig angetreten, Sir!«

Welding salutierte lässig. »Danke, Corporal.« Zusammen mit Zaduk marschierte er die Front der Soldaten ab.

»Sir«, zischte Zaduk hinter ihm. »Sehen Sie die Soldatin dort? Die trägt die obersten zwei Hemdknöpfe geöffnet! Die Dienstvorschriften besagen, dass das Hemd beim Appell vollständig geschlossen sein muss.«

Welding spürte Wut in sich hochsteigen. »Sie haben recht, Sergeant First Class Zaduk«, antwortete er und wandte sich an die Soldatin. »Private Gentry, Sie haben die obersten zwei Knöpfe offen. Warum?«