Magdalia und die Gnome - Sonja Bienemann - E-Book
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Magdalia und die Gnome E-Book

Sonja Bienemann

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Beschreibung

Kräuter ernten und verarbeiten: Magdalia zeigt, wie es geht! Sie weiß genau Bescheid, welche Pflanzen köstlich schmecken oder welche Kräutertinktur rasche Linderung bei Verletzungen bringt: Magdalia lebt seit langer Zeit abgeschieden am Waldrand. Wer durch ihr Holundertor tritt, erhält Hilfe - oder eine warme Mahlzeit. Da verschwindet aus ihrem Garten plötzlich reihenweise Obst und Gemüse: Wer wohl dahintersteckt? Als sie den kleinen Dieb persönlich kennenlernt, wird ihr einiges klar: Roffo ist ein Gnom! Gemeinsam mit seiner Familie lebt er im Wald - doch der wird zunehmend abgeholzt und bietet kaum noch genug Nahrung. Werden Magdalia und die Gnome gemeinsam eine Lösung finden? Köstliches aus Wald und Garten: Kräuterkunde mit Magdalia und den Gnomen Ein wahrhaft magisches Leseerlebnis: Pflanzenmärchen für kleine Kräuterhexen ab 8 Leckeres zum Nachkochen: Gesunde Kinderrezepte, vom Löwenzahnwurzel-Kaffee bis zum Knusperbrot Entdecke die Kraft der Heilkräuter: Pflanzen, die gesund machen und direkt vor der Haustür wachsen Kräuterkunde für skeptische Waldbewohner Gnome sind nicht gerade für ihre Vertrauensseligkeit bekannt, das weiß auch Magdalia. Dennoch schlägt sie Roffo vor, dass er und seine Familie mit ihr zusammenarbeiten: Sie möchte ihnen alles über den Kräuter- und Gemüseanbau beibringen, während die Gnom-Familie Magdalia bei der Gartenarbeit unterstützt. Doch werden Roffos Verwandte den Vorschlag annehmen? Und gibt es eine Lösung für die Zerstörung des Waldes? Die fantasievolle Geschichte von Sonja Bienemann und die Illustrationen von Susanne Bauermann begeistern Jung und Alt. Und wer beim Lesen Lust auf köstliche Kekse oder grüne Nicht-Pilz-Aber-Kartoffelsuppe bekommt: Die Rezepte zum Nachkochen sind bei diesem zauberhaften Kräutermärchen immer mit dabei!

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Seitenzahl: 133

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1. Auflage 2021

Text: Sonja Bienemann

Illustrationen: Susanne Bauermann

Ergänzende Illustrationen bei den Rezepten: Adobe Stock

#254114952 SpicyTruffel, #202659615 und #135491937 gmm2000

Lektorat: Petra Renkel

Gestaltung und Textsatz: Miriam Hase

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN: 978-3-948885-10-6

www.lebensgut-verlag.de

Inhalt

Vorwort von Ursel Bühring

Wie alles begann

Hetti und die Nicht-Pilz-Suppe

Roffo

Magdalia

Die Reise

Wiedersehen und Kennenlernen

Kunno

Entscheidung

Ankunft

Schlafzauber

Lavendel

Ringelblumen

Vorfreude

Herbstfest

Rezepte

HAUSTEE QUER-DURCH-DEN-SOMMER

KEKSE MIT NÜSSEN UND FRÜCHTEN

GRÜNE NICHT-PILZ-ABER-KARTOFFELSUPPE

KNUSPERBROT

PANCAKES / BLINI / HEFEPFANNKUCHEN

KRÄUTERQUARK

LÖWENZAHNWURZEL-KAFFEE

LAVENDELHONIG

FÜNF-MINUTEN-BROT

BIENENWACHSTÜCHER

ETIKETTEN KLEBEN MIT MILCH

RINGELBLUMENÖL / RINGELBLUMENBALSAM

Die Autorin

Über mich und meine Arbeit

Vorwort

Dieses Buch bezaubert auf besondere Weise. Die Geschichte von Magdalia und den beiden Gnom-Geschwistern Roffo und Hetti und deren Vater Kunno zieht in den Bann, weil das Menschliche darin anrührt. Ein fein gewobenes Gespinst aus zarten Worten um herzhafte Taten. Und ganz nebenbei fließt Kräuterwissen ein, man merkt es beim Lesen kaum.

Während bei Tee und Keksen der verletzte Roffo die Angst verliert, zutraulich wird und mehr und mehr mit Magdalia ins Gespräch kommt, lassen Propolis-Tinktur und Harzsalbe seine Wunde heilen: So wünschen sich nicht nur Gnome Hilfe bei Wehwehchen.

Und wenn das Wildkraut, das nach Pilzen duftet und gleichzeitig ein echtes Notfallpflaster ist, als Suppe schmeckt, versöhnt das auch Hetti, die kleine Schwester Roffos. Da lernen die beiden Gnome gleich die drei Geschwister des „Wegspitzerichs“ kennen, den lanzettlich-schmalen Spitzwegerich, den breiten Breitwegerich und den mittleren Mittelwegerich dazu. Außerdem erfahren wir alles über das beruhigende Zauberkraut Lavendel, über Korb- und Lippenblütler und die hautheilende Ringelblume. Und was es bedeutet, wenn der Wald abgeholzt wird und die Bäume, die für uns Sauerstoff produzieren und Lebensraum für so viele Lebewesen sind, immer weniger werden.

Pflanzenwissen, das man brauchen kann! Aber nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern in eine Geschichte gewoben, die uns lächeln lässt und bei der die Fantasie mit uns davonläuft. Ich jedenfalls bekam beim Lesen den Wunsch, wieder Kind zu sein.

Wer von Magdalia und ihrem Garten liest, erfährt auch etwas über sich selbst. Sonja Bienemann versteht es, uns mitzunehmen in die Welt, wie sie eben ist: voll Humor, Lachen und Witzchen, ohne jedoch die Sorgen und Ängste auszusparen.

Sie zeigt uns die wunderbaren Möglichkeiten, Kummer und Not anzuschauen und aufzulösen. Wie kleine Taten Großes bewirken, und wie Freundlichkeit, Neugier, Offenheit und Aufgeschlossen-Sein die Welt ein bisschen schöner machen können. Im wahren wie im Märchen-Leben, oft ist es das Gleiche: Kleine schöne Augenblicke können Großes anstoßen, ein Lächeln trübe Gedanken vertreiben und das Herz weich machen. Oder wie Pippi Langstrumpf es bereits sagte: „Warte nicht darauf, dass die Menschen dich anlächeln … zeige ihnen, wie es geht.“

Voilà, hier habt ihr es …

Viel Freude beim Lesen und Vorlesenund Sonja Bienemann herzlichen Dank fürs Mitnehmen in diese schöne kleine

Welt mit großem Inhalt!

Ursel Bühring

Ursel Bühring, geboren 1950, ist Krankenschwester, Heilpraktikerin, Natur- und Umweltpädagogin und als Dozentin zum Thema Heilpflanzen und Phytotherapie im In- und Ausland tätig. Sie gründete 1997 die erste Heilpflanzenschule Deutschlands. Heute gibt sie ihr Wissen, ihre Erfahrung und ihre Begeisterung in Seminaren und zahlreichen Büchern weiter.

Wie alles begann

In einem kleinen Häuschen am Rande des Waldes lebte die Kräuterfrau Magdalia. Vermutlich lebte sie schon immer da. Jedenfalls konnte sich niemand daran erinnern, dass Magdalia nicht dort gelebt hätte – auch die ganz alten Leute nicht. Folglich musste Magdalia uralt sein. Und doch sah sie nicht so aus. Also, sie war nicht mehr jung, aber steinalt sah sie bestimmt nicht aus. Sie lebte allein dort, mit ihrem schwarzen Kater und ihrer weißen Katze.

Magdalia ging nur selten ins Dorf. Sie versorgte sich meist selbst mit den Dingen, die sie brauchte. Ihr Gemüse und Obst baute sie in ihrem großen, schönen Garten an. Die Leute aus dem Dorf kamen nie zu Magdalia. Zumindest gab niemand zu, sie je besucht zu haben. So war es schon immer und vermutlich wird es auch immer so bleiben: Die Menschen sind etwas scheu mit den Kräuterkundigen. Magdalia war natürlich verschwiegen genug und redete nicht darüber, wer zu ihr kam. Sie redete sowieso kaum, wenn sie im Dorf war. Sie war freundlich und offenherzig, aber nie geschwätzig. Sie mochte die Menschen und die meisten Menschen mochten sie, auch wenn einige sie mit etwas Argwohn oder Angst beobachteten. So wie das eben ist, wenn jemand fremd und anders ist.

Am liebsten werkelte Magdalia in ihrem Garten oder in ihrer Küche herum. In ihrem Garten wuchsen allerlei Gemüse und Obst und natürlich unzählige Kräuter, die Magdalia gut kannte, und von denen sie wusste, wie sie anzuwenden sind.

Sie pflanzte immer so viel an, dass es locker für den Winter reichte, meist sogar länger. Sie wusste auch, dass sie ab und an ungebetene Gäste hatte, die sich ungefragt bedienten. Magdalia hatte ein großes Herz für alle. Es störte sie normalerweise nicht, wenn ein Reh vorbeischaute und ein paar Rosen abknabberte, ein Hase etwas Salat abfraß und selbst für die Schnecken hatte sie immer etwas mehr angepflanzt.

Allerdings war das Verschwinden des Gemüses in diesem Jahr bemerkenswert anders. Es war nicht wirklich viel auf einmal, aber doch ständig. Fast täglich fehlte etwas in ihren Beeten! Ein paar Möhren hier, ein Salatkopf dort, einige Beeren da hinten und ein paar Tomaten dort vorne. So langsam wurde es ihr unheimlich. Wer war denn hier so dreist? Irgendetwas stimmte nicht. Das war kein normaler Schwund, der von einem Wildtier stammte. Das musste andere Gründe haben. Irgendjemand stahl ihr Gemüse und Obst, und so etwas war bisher noch nie vorgekommen.

Magdalia war eine überaus großzügige Person. Für den Fall, dass jemand hungrig war, stand bei ihr immer eine Suppe auf dem Herd. Die teilte sie dann gerne mit Wanderern oder wer auch immer bei ihr vorbeischaute. Aber so mir nichts, dir nichts und in diesem Ausmaß, das ging doch wirklich nicht. Wenn das so weiter ging, würde es vielleicht im Winter für sie selbst knapp werden.

Hätte sie einen Hund gehabt, ja, der hätte vermutlich zumindest mal laut gebellt, wenn sich jemand im Garten zu schaffen machte. Aber die Katzen waren in dieser Hinsicht völlig unbrauchbar. Zudem waren sie ausgerechnet in der Nacht häufig unterwegs. Dann, wenn die Diebstähle stattfanden. Von den Katzen konnte sie keine Hilfe erwarten. Und sie selbst hatte eigentlich auch keine Lust, sich nachts auf die Lauer zu legen oder gar ihr Grundstück einzuzäunen. Nein, das musste anders zu lösen sein. Die Zeit verging, aber immer wieder fehlte etwas. Magdalia war ziemlich ratlos.

Eines Nachts rumpelte es im Schuppen. Dieses Rumpeln allein war noch nichts Ungewöhnliches. Magdalia ging davon aus, dass die Katzen auf Mäusejagd waren, drehte sich genüsslich um und schlief weiter.

Am nächsten Morgen sah sie jedoch die Bescherung. Irgendjemand hatte sich im Schuppen am Werkzeug zu schaffen gemacht. Normalerweise hingen die Schaufeln immer oben über dem Pflanztisch und nun lag eine davor auf dem Boden. Eine der kleineren Schaufeln war vom Haken geholt worden. Das waren nicht die Katzen! Das war Magdalia sofort klar, denn an einem Haken an der Seite des Pflanztisches hing ein winziger Stofffetzen. Und es sah auch aus, als ob an dem Haken ein bisschen Blut klebte.

Magdalia trat aus dem Schuppen und ließ ihren Blick durch den Garten schweifen. Auf dem gestern frisch geharkten Teil des Beetes, in das sie heute noch mal Radieschen und Möhren säen wollte, fiel ihr etwas auf.

„Wie konnte ich das die ganze Zeit übersehen?“ Sie trat näher und begutachtete die Fußspuren. „Natürlich! Jetzt wird mir alles klar! Gnome! Diese kleinen Kerlchen plündern meinen Garten. Na, da muss ich mir aber was einfallen lassen!“ Grübelnd ging sie zurück ins Haus.

Als erfahrene Kräuterfrau wusste sie natürlich, dass es in ihrem Wald noch andere Wesen gab. Aber dass die Gnome sich so weit vorwagen und sogar ihren Garten heimsuchen würden, damit hatte sie nicht gerechnet. Das war schließlich noch nie passiert. Irgendetwas musste vorgefallen sein. Und gerade als sie darüber nachdachte, was sie unternehmen könnte, klopfte es plötzlich an ihrer Tür. Magdalia öffnete und vor ihr stand ein kleiner, noch recht junger Gnom. Das Kerlchen machte einen bemitleidenswerten Eindruck – mit glasigen Augen und Schweißperlen auf der Stirn. Aber irgendwie hatte der kleine Kerl dennoch den frechen und ein bisschen angriffslustigen Ausdruck in den Augen, den Magdalia nur zu gut von den Gnomen kannte.

„Na, wen haben wir denn da?“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und versperrte den Eingang. „Ich bin Roffo und …“ Roffo verzog das Gesicht und wusste offenbar nicht so genau, wie er den Satz weiterführen sollte. Gnome sind nämlich bekanntlich keine besonders guten Redner.

„Und du bist ein Dieb und Einbrecher“, beendete Magdalia den Satz. Wieder verzog der kleine Kerl das Gesicht, aber diesmal eher vor Schmerz und nicht vor Wut oder Scham. „Na, komm erst mal herein“, sagte die Kräuterfrau. „So jemand wie du kommt nicht ohne Grund am helllichten Tag, wenn er mich sonst nur in der Dunkelheit und unbemerkt aufsucht.“

„Ich, ähm, also …“, stotterte Roffo, während Magdalia den kleinen Kerl in ihr Allerheiligstes, in ihre große Küche schob.

Überall hingen Kräutersträuße und standen Gläser mit Kräutern oder Eingewecktem. Und auf dem Herd dampften ein Suppentopf sowie ein Wasserkessel. Magdalia sah es Roffo an der Nasenspitze an: Genauso hatte er sich es wohl hier drinnen vorgestellt. Und schon murmelte dieser kaum hörbar vor sich hin: „So sehen Hexenhäuser von innen aus. Das muss eine Hexe sein. Ob gut oder schlecht, na ja, das wird sich bald zeigen.” Dazu muss man nämlich wissen, dass Gnome von Natur aus sehr skeptisch im Umgang mit Menschen sind. Normalen Leuten zeigen sie sich sowieso nie. „Was führt dich denn nun zu mir?“, wollte Magdalia wissen.

„Es tut mir leid!“, hob Roffo an. „Ich, ja, ich hab dein Gemüse genommen. Und letzte Nacht, da wollte ich ein paar Kartoffeln ausgraben und da war ich in deinem Schuppen. Und als ich die Schaufel vom Haken genommen hab, bin ich abgerutscht und von dem Pflanztisch gefallen. Meine Jacke ist zerrissen und …“ Roffo fing bitterlich an zu weinen und schob seinen Ärmel hoch. „Und dabei hab ich mich an dem blöden Haken aufgeratscht. Jetzt ist mein Arm kaputt und tut so weh und mir geht es gar nicht gut!“

Magdalia betrachtete die Wunde am Unterarm. Na, das sah wirklich nicht schön aus. Ein ziemlich tiefer Riss, der sich sogar schon etwas entzündet hatte. Der kleine Kerl dauerte sie. Was musste es für Überwindung gekostet haben, zu ihr zu kommen und den ganzen Schlamassel zu gestehen. Gnome sind da nämlich normalerweise nicht so offenherzig.

„Beruhige dich erst mal“, sagte sie. „Ich koche uns einen Tee und wir schauen uns die Bescherung in Ruhe an. Und dann erzählst du mir, wie es zu all dem überhaupt kommen konnte. Ihr Gnome seid ja nun nicht als die nettesten Waldbewohner bekannt. Und dass ihr ausgerechnet Gemüse klaut, ist jetzt auch eher ungewöhnlich. Aber was mich noch viel mehr wundert, ist, dass du mit deiner Verletzung zu mir kommst und dich nicht von deinen eigenen Leuten behandeln lässt.“

Das war wohl eine schlechte Frage gewesen, denn jetzt schluchzte Roffo erst recht ganz kläglich. Magdalia tat der kleine Kerl so leid, dass sie ihn kurzerhand in den Arm nahm und tröstete. Ihr ganzer Ärger, wenn man bei Magdalia überhaupt von so was reden konnte, war verflogen. Als Roffo sich ein wenig beruhigt hatte, ließ sie ihn an ihrem großen Holztisch in der Mitte des Raumes sitzen.

Zuerst bereitete sie Kräutertee für Roffo und sich vor. Dann nahm sie noch eine weitere Schale, in die sie ebenfalls ein Säckchen mit Kräutern hängte. Nachdem der Kessel auf dem Herd anfing zu pfeifen, überbrühte sie die Kräuter in der Kanne und der Schüssel und drehte eine kleine Sanduhr um.

Sie holte ihre Keksdose vom Schrank, richtete einige ihrer selbst gebackenen Kekse auf einem großen Teller hübsch an und stellte sie zusammen mit zwei Tassen auf den Tisch. Roffo schniefte noch einmal und bekam beim Anblick der Kekse riesige Augen. Kekse mit Nüssen und Früchten, so was hatte er noch nie gesehen. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen.

Offenbar war er ein recht gut erzogener Gnom, denn er langte nicht sofort nach den Keksen, sondern wartete geduldig ab. Vielleicht hatte er auch einfach nur Respekt vor Magdalia. Die Kräuterfrau kam gerade mit ein paar Handtüchern aus dem Nebenzimmer zurück und legte diese auf den Tisch.

Roffo beobachtete jede ihrer Bewegungen mit vorsichtigem Staunen. Er war sehr gespannt, was die Kräuterfrau vorhatte. Inzwischen war die Sanduhr durchgelaufen und Magdalia nahm die Kräuter aus der Teekanne und der Schüssel. Beides stellte sie auf den Tisch. Mit dem Finger prüfte sie vorsichtig die Wassertemperatur in der Schüssel und goss noch ein wenig kaltes Wasser hinzu. Roffo sollte sich ja nicht verbrühen.

„Zuerst mal eine Tasse Tee“, sagte sie, während sie beide Tassen füllte. „Möchtest du einen Keks?“ Roffo nickte flüchtig und schon stopfte er den ersten Keks in sich hinein. „Ach, herrje!“, dachte Magdalia. „Der Kerl hat schlichtweg Hunger.“ Und zu Roffo gewandt sagte sie: „Schieb mal deinen Ärmel hoch. Nun baden wir den verletzten Unterarm in der Schüssel. Und mit der anderen Hand kannst du dir gerne noch einen Keks nehmen.“

Roffo tat, wie ihm aufgetragen wurde. Besonders gern schien er der Aufforderung nachzukommen, noch einen Keks zu nehmen. Ein Keks und noch ein Keks und noch ein Keks verschwanden in Roffos Mund, bis der Teller ratzeputz leer gegessen war. Roffos Miene erhellte sich von Keks zu Keks und sein Arm badete entspannt in dem angenehm lauwarmen und herrlich duftenden Kräuteraufguss.

„Und jetzt erzähl mal! Was ist los im Wald, dass du zu mir in den Garten kommst und mein Gemüse klaust? Aber vor allem: Warum kommst du freiwillig, um mir all das zu gestehen und dich auch noch von mir behandeln zu lassen? Da stimmt doch gewaltig was nicht bei euch Gnomen!“

Roffos Augen füllten sich aufs Neue mit Tränen, aber er fing tapfer an zu erzählen.

„Weißt du, es ist nämlich so. Meine Familie ist ein ganz altes Gnom-Geschlecht. Wir haben schon immer, seit Anbeginn der Zeit, in dem Waldstück gelebt. Also nicht hier in diesem Wald, in dem du lebst. Wir leben auf der anderen Seite des Waldes, dort, wo seit einiger Zeit alles abgeholzt wird. Dort, wo der dichte Wald und das Dickicht immer weiter kaputtgemacht werden. Alle anderen Gnom-Familien haben unseren Wald schon lange verlassen. Auch unsere Heiler sind weggegangen. Und deshalb wusste ich nicht, was ich mit meiner Verletzung tun sollte. Und … und …“ Roffo musste nun doch schluchzen. „… und ich hab dein Gemüse geklaut, weil wir Hunger haben! Alle sind weg. Nur mein Vater, meine kleine Schwester und ich sind noch übrig. Meine Mama ist letzten Winter gestorben. War einfach morgens nicht mehr da. Und Papa hat keine Ahnung, wie man Gemüse anbaut oder wofür man Kräuter benutzt. Er schafft es, ab und an mal ein paar Mäuse oder Käfer zu jagen. Darum haben wir ja solchen Hunger.“ Roffo weinte jetzt wieder ganz bitterlich, sodass Magdalia nicht anders konnte, als ihn noch einmal zu trösten.

Fieberhaft überlegte sie, wie sie den Gnomen helfen könnte. Sie räusperte sich, und um mehr Zeit zum Nachdenken zu haben, beschloss sie, sich erst mal weiter um Roffos Verletzung zu kümmern.

Sie ging rüber zu ihrem Kräuterschrank und holte Propolis-Tinktur. Das ist eine heilende Flüssigkeit, die wir den fleißigen Bienen verdanken. Außerdem eine Salbe aus dem Harz der Bäume und noch das Verbandsmaterial aus dem Medizinkasten.