Maja im Weihnachtschaos - Claire Singer - E-Book

Maja im Weihnachtschaos E-Book

Claire Singer

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Beschreibung

Alle Jahre wieder steht Maja mit ihrer Mum auf dem Künstlerweihnachtsmarkt und verkauft duftende Mandeln in bunt bedruckten Tütchen. Nur dieses Jahr wird der Mandelstand zur ganz besonderen Herausforderung. Majas Mum ist hochschwanger, ein fieser Weihnachtsmann treibt sein Unwesen und die Zicke Cleo macht Maja das Leben schwer. Als dann am 6. Dezember der Weihnachtsmann tot in der Streuguttonne gefunden wird und die Polizei anrückt, ist die gemütliche Weihnachtsstimmung dahin. Steckt einer der liebenswert-kauzigen Standbesitzer dahinter? In 24 Kapiteln recherchiert ein eigenwilliger Kommissar einen Mord und Maja verkauft diverse Weihnachtsgeschenke der ganz besonderen Art. Willkommen in Majas charmant verschneitem Weihnachtschaos! 

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Vollständige eBook-Ausgabe der Hardcoverausgabe München 2017

© 2017 arsEdition GmbH, Friedrichstr. 9, 80801 München

Alle Rechte vorbehalten

Text: Claire Singer

Covergestaltung: Grafisches Atelier arsEdition unter Verwendung von folgendem Bildmaterial: solominviktor, Ivan Negin, Marinka Alisen / Shutterstock.com

Umsetzung eBook: Zeilenwert GmbH

ISBN eBook 978-3-8458-2395-9

ISBN Printausgabe 978-3-8458-1529-9

www.arsedition.de

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

Für meinen Sohn, der aus Recherchegründen

im Sommer gebrannte Mandeln essen musste

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titel

Impressum

Widmung

Freitag, 30. November

Samstag, 1. Dezember

Sonntag, 2. Dezember

Montag, 3. Dezember

Dienstag, 4. Dezember

Mittwoch, 5. Dezember

Donnerstag, 6. Dezember

Freitag, 7. Dezember

Samstag, 8. Dezember

Sonntag, 9. Dezember

Montag, 10. Dezember

Dienstag, 11. Dezember

Mittwoch, 12. Dezember

Donnerstag, 13. Dezember

Freitag, 14. Dezember

Samstag, 15. Dezember

Sonntag, 16. Dezember

Montag, 17 .Dezember

Dienstag, 18. Dezember

Mittwoch, 19. Dezember

Donnerstag, 20. Dezember

Freitag, 21. Dezember

Samstag, 22. Dezember

Sonntag, 23. Dezember

Montag, 24. Dezember

Weitere Titel

Leseprobe zu "Almost Famous"

Freitag, 30. November

Maja zieht den Schal fester um Hals und Mund. Gar nicht so einfach, denn es ist ein Witz von einem Schal, dünn und mit einem Muster aus Löchern. Ein eisiger Wind fegt in die Ecken des Schulhofs, in die sich kleine Grüppchen Schülerinnen drücken und die Köpfe zusammenstecken. Nur Maja hat eine Ecke für sich. Eigentlich völlig klar, Maja wundert sich auch längst nicht mehr und zieht noch ein wenig fester an den Schalfransen, die schon bessere Zeiten gesehen haben.

Diese Situation hat ihr Cleo eingebrockt. Cleo, die Schöne. Cleo, die Anführerin. Cleo, die »Ich reiß die Klappe so weit auf, dass alle sehen, dass ich keine Zahnspange tragen muss«. Cleo aus Reichtumshausen. Cleo, die Beliebte. Die Daumen-rauf/Daumen-runter-Institution.

In Majas Fall ist das Mobben für sie eine eher einfache Aufgabe. Denn Maja ist zwei Köpfe kleiner als Cleo, unscheinbar, dünn, mit einem blassen Gesicht. Maja hängt nachmittags auch nicht an den üblichen In-Treffs ab. Maja kann keine Nachrichten schreiben, denn sie hat kein eigenes Smartphone. Maja schreibt bessere Noten als Cleo, obwohl sie weniger Zeit hat. Denn Maja muss ihrer Mam helfen. Bald jeden Tag, und das nicht in einer Edelboutique oder in einem schicken Lokal, sondern auf dem Künstlerweihnachtsmarkt, der morgen eröffnet wird. Was heißt, dass Maja die nächsten 24 Tage nach der Schule gebrannte Mandeln und Postkarten verkaufen wird. Von 14 bis 20 Uhr. Bei Wind und Wetter. Vor Englischarbeiten. Nach anstrengenden Sportstunden. Während andere bei Adventsfeiern sitzen, Plätzchen backen und in Ruhe ihre Geschenke basteln, wird Maja ranklotzen müssen, sonst können sie und ihre Mam einpacken. Licht aus, Hartz IV beantragen. Der jährliche Künstlerweihnachtsmarkt ist die Haupteinnahmequelle. Köstlicher als Mams Mandeln sind keine anderen. Schöner verpackt auch nicht, denn Majas Mam lässt sich immer wunderschöne Tütenmuster einfallen. Mal mit altmodischen Miniblumen, andere mit leuchtenden Punkten und Schnörkelschrift, wieder andere mit Rentieren darauf oder mit bunten Schneemännern. Keines wie das andere, denn Mam bedruckt kleine weiße Papiertüten mit Stempeltechnik. Dazu schnitzt sie aus dicken Riesenradiergummis die Motive, färbt die Stempelflächen mit Acrylfarbe und verziert so die Tütchen. Die haben Sammlerwert, und das ist das Geheimnis von Mams Mandelstand: Manche Kunden kommen jeden Tag und kaufen so viele Mandeln, als wollten sie selbst damit handeln. Alles nur wegen der hübschen Verpackung. Meistens nehmen sie dann auch noch einige Postkarten mit, die Mam in derselben Technik mit Weihnachtsmotiven bedruckt. Denn Majas Mam ist eigentlich Illustratorin. Aber leider hat es nie gereicht, um damit genug Geld zu verdienen. Und dann kam der Tag, als sie von ihrem Onkel einen Karamellisierofen geerbt hat. So einen großen Kupferkessel, in dem Wasser, geschmolzener Zucker und Vanille jene honigfarbene Mischung ergeben, in die man feinste Mandeln aus Ägypten rührt und so lange dreht und wendet, bis sie einen hauchzarten Knackmantel aus Zucker bekommen. Dann kommt Majas Lieblingsarbeit. Die dampfenden Mandeln mit einer Kelle aus dem Topf holen und in eine der zierlichen Künstlertütchen füllen. 100 Gramm für drei Euro. Maja hat schon oft geholfen, allerdings immer nur ausnahmsweise, wenn Mam sie nach langem Anbetteln gelassen hat oder Mams Freund Jan keine Zeit hatte.

Dieses Jahr ist alles anders. Denn Majas Mam ist schwanger. Und Jan ist weg. »Wegen Panik«, »einer anderen«, »zu viel Verantwortung«, »noch nicht reif für ein Kind«, »so viel Veränderung«, »können wir uns nicht leisten«, »wie soll das gehen« oder von allem etwas, hat Mam gesagt, nachdem sie drei Tage geheult hat wie ein Schlosshund und schließlich Jans Siebensachen in einen kackbraunen Müllsack gesteckt hat. Das war vor acht Monaten, und das Würmchen in Mams Bauch hatte damals noch die Größe einer Erdnuss. Heute spricht Mam von ihrem Elefantenbaby, wenn sie sich über den Bauch streicht, der sich tatsächlich mächtig unter dem dicken Wollmantel wölbt. Dass der Bauch total unpraktisch beim Mandelnkaramellisieren ist, ist ja logisch. Deswegen hat Majas Mam eine hölzerne Riesenkelle gekauft und einen Elefantenlöffel, mit dem man über den Bauch hinweg im tiefen Topf die Mandelmasse rühren kann. Sie muss, wenn sie daran denkt, hinter ihrem Schal ein wenig glucksen. Bei dem ganzen Haufen Kummer, den Mam in den letzten Monaten hatte, ist anscheinend passend zum Bauch auch ihr Humor gewachsen. Sehr praktisch, vor allem für Maja, die in der Schule wenig zu lachen hat.

Maja lässt die fransigen Schalenden los und beschließt, wieder ins Schulhaus zu gehen. Zu eisig ist die Luft, von der sie in den nächsten dreieinhalb Wochen noch genug haben wird, denn der kleine Mandelstand bietet keinen guten Schutz gegen die Kälte. Und für neue Winterstiefel hat es auch nicht gereicht.

Maja bemerkt aus dem Augenwinkel, dass ihre spezielle Freundin Cleo mit einem kleinen Fantrupp über den Schulhof schlendert. Nicht allzu schnell, aber zielgerichtet, genau auf Maja zu.

»Na, bald Zimtparty, Maja? Pass auf, dass du dich in deinem Kupferkessel nicht verläufst. Und nasch nicht so viel, siehste ja, was das mit der Figur macht, wenn du deine Mutter anschaust!« Ein waschechter Cleo-Kommentar, bei dem sie sich sicher sein kann, dass alle ihre Freundinnen sie nun bewundern. Cleos Witze sind billig und entsprechend nervig. Maja hat seit einiger Zeit eine gute Strategie entwickelt, um die Bosheiten abtropfen zu lassen. Ihre Mam nennt es das Teflonprogramm, aber heute gelingt ihr das nicht ganz. Vielleicht weil der Witz auf Kosten ihrer Mam ging, die nun wirklich die absolute Pechkarte gezogen hat. So viel Pech, wie es sich die reiche, behütete Cleo wohl nicht vorstellen kann, ganz abgesehen davon, dass Maja Cleos Verstand auf Mandelgröße einstuft. Aber das wäre unfair den Mandeln gegenüber.

»Ach Cleo, wenn du schon deine lächerlich kleine Witzkiste öffnest, dann schütte sie doch nur über Anwesende aus. Und jetzt lass mich durch, mir ist kalt!« Maja versucht zwischen Cleo und ihren vier Bewunderinnen durchzuwischen, die sich wie ein Sichtschutz aufgestellt haben und an ihren Fingernägeln knabbern.

»Ach, ich dachte, du stehst auf Polarjobs?« Cleos Blick ist zwischen Pitbull und Zuckerwatte angesiedelt und erwischt Maja genau in dem Augenblick, in dem sie sich durch die Viererkette Mädels durchdrängeln will.

»Danke Cleo, du hast einfach Einfühlungsvermögen und bringst es wie immer auf den Punkt!« Auch wenn Majas Stimme noch ein bisschen dünn klingt, hat sie sich wieder gefangen. Sie registriert den abschätzigen Blick Cleos, der sie nicht beeindruckt, auch nicht ihre spöttisch verzogenen Mundwinkel und schon gar nicht die Eisblicke der Cleo-Crew. Eisig ist es ohnehin, da hilft nur eins: Schal hoch bis zu den Augen und durch. Leider übersieht Maja bei der Aktion die vorwitzigen Stiefelspitzen Cleos und legt sich einmal lang.

Nur nicht aufregen. Maja rappelt sich wieder hoch und geht, ohne sich noch einmal umzudrehen, ins Schulhaus. Als Cleo noch ruft: »Pass auf, dass du keine Mandelaugen bekommst!«, perlen die Worte schon wieder an der bewährten Teflonschicht ab. Bis heute Nachmittag wird der Vorfall nur noch eine müde Erinnerung sein. Dann wird sie mit ihrer Mam die letzten Vorbereitungen am Weihnachtsmarkt treffen, und Cleo kann ihr wahlweise am Nord- oder Südpol begegnen.

Ein Weihnachtsmarkt am Tag vor der Eröffnung ist nicht wirklich romantisch, und man kann sich kaum vorstellen, wie daraus ein »Winterzauberglück« werden soll. So wird der Künstlerweihnachtsmarkt nämlich dieses Jahr heißen. Wer auch immer sich diesen Titel ausgedacht hat, war noch nie mit dem Aufbau des Weihnachtsmarkts beschäftigt. Überall liegen leere Kisten herum. Schachteln wehen durch die Budenstraße wie Heuballen in einer Westernstadt. Hellgelbe Sägespäne haften an allem, was man anhat. Zwischen Bretterböden und künstlichen Zäunen stapeln sich die Müllsäcke. An allen Büdchen werden noch Restdekorationen angebracht. Tannenzweige hängen wie Unkraut von den Budendächern und noch hat sich niemand beim Verlegen der Kabel so rechte Mühe gegeben. Alle 24 Buden bilden einen Ring um ein kleines Podium, auf dem jeden Nachmittag Musik oder kleine Theaterstücke vorgespielt werden sollen, und über allem thront eine Tanne, die über und über mit sehr bunten Sternen geschmückt ist. Toni, der Sohn vom Filz-Josef aus dem Bayerischen Wald, der in diesem Jahr zum ersten Mal den Nachbarstand betreibt und dort Filzschuhe verkauft, hat da in der letzten Woche kräftig mitgearbeitet und lief dabei wie zufällig immer wieder Maja über den Weg, die ihrer Mutter beim Aufstellen des Verkaufsstandes und der Kochgeräte geholfen hat. Toni ist zwölfeinhalb und Maja damit um ein halbes Jahr überlegen, aber im Umgang mit dem diesjährigen Weihnachtsmann leider auch keine Hilfe. Denn der für diesen Künstlerweihnachtsmarkt zuständige Weihnachtsmann, der eigentlich erst nach dem 6. Dezember seine großen Auftritte hat, übt seine erzieherische Rolle im Vorfeld schon ausgiebig ein.

»Das gibt ein kräftiges Minusstrichlein in meinem großen Buch, Maja, wenn du weiterhin mit diesem Toni rumhängst, anstatt deiner armen Mutter zu helfen, die ja wohl noch so ein Teil wie dich in die Welt setzen muss!«

Das ist nur einer von vielen gleich klingenden Sätzen, die der dicke Typ, der den Weihnachtsmann spielt, in den letzten Tagen losgelassen hat. Und während Toni knallrot vor Wut wird, lässt Maja die Bosheiten souverän abgleiten. Was trotz Übung gar nicht so einfach ist, denn der Dicke streicht sich bei seinen Kommentaren immer ausladend über seinen echten Bauch, zieht an seinem echten Bart und grinst so schief, dass man seine von zu vielen Zigarren gelb gefärbten Zähne sieht. Echt appetitlich. Maja schüttelt sich, wenn sie daran denkt, dass der Dicke, der schon Tage vor der Eröffnung des Markts seinen roten Umhang trägt, alle naselang auftaucht, um Gift zu verspritzen. Wer den für den Job engagiert hat, hat noch nie was von Tolkiens Briefen vom Weihnachtsmann gehört, geschweige denn gelesen. Majas absolutes Lieblingsbuch in der Vorweihnachtszeit. Entstanden ist es, weil Tolkien über Jahre hinweg seinen vielen Kindern vor Weihnachten Briefe geschrieben hat. Briefe vom Weihnachtsmann, der am Nordpol haust und zusammen mit seinem gutherzigen, aber leider völlig verpeilten Helfer von einem Missgeschick ins nächste stolpert. So wie Majas eigener Vater, der gestorben ist, als Maja fünf war. Auch ein Künstler und zu gut für diese Welt. Leider eben auch zu schwach. Und zu arm, aber das rutscht Majas Mam nur ganz selten raus, wenn sie mal wieder am Monatsende alle Pfandflaschen zusammensuchen, um einen Minieinkauf hinzubekommen, bevor Paps’ Minirente eintrudelt. Bei diesen Gedanken bekommt Majas Seelenteflon immer kleine Risse und sie muss ganz schön schlucken. Jetzt nur nicht losheulen, das fehlt noch, genügt schon, wenn einem die Kälte Tränen in die Augen treibt. Gleich nach der Schule läuft Maja zum Weihnachtsmarkt. Mit einem kleinen Hungerloch im Bauch und einem Schulranzen, der sich wie eine Ladung Betonklötze anfühlt.

Für heute Nachmittag scheint sich der gemeine Gelbzahnweihnachtsmann oder die Rotbauchkröte, wie ihn hier alle nennen, was ganz Besonderes ausgedacht zu haben. Maja bemerkt es schon, bevor sie auf das Gelände des Markts kommt. Majas Mam steht mit in den Rücken gestemmten Händen vor ihrem Stand und unterhält sich mit dem Filz-Josef, der mit seinen Riesenpranken weite Bewegungen macht. Als Maja näher kommt, verstummen beide, und Maja umarmt ihre Mam, der sie die Aufregung an den hektischen Flecken ansieht. Das kann natürlich auch an dem stattlichen Filz-Josef liegen, der auffällig oft zu ihrem Stand hinschaut und Mam den einen oder anderen heißen Tee rüberbringt. Wenn man ehrlich ist, sind es solche Mengen an Tee, dass kein einzelner Mensch sie trinken kann, auch wenn er ein Elefantenbaby mit sich herumschleppt. Das alles hat Maja in den letzten Tagen natürlich auch gesehen und sich ein bisschen für ihre Mam gefreut, die mit der ganzen Aufmerksamkeit kaum umgehen kann. Geht mir nicht so, denkt Maja, als der Toni angeschlendert kommt, ihr eine Tüte Maroni reicht und scheinbar platzt vor Neuigkeiten.

»Die Gelbzahnkröte hat alle Budenbesitzer beim Organisator verpetzt, dass sie nicht rechtzeitig fertig werden, das Ganze ein Saustall wäre und wir Künstler eh nichts vom Geschäft verstehen würden. Glaubst du das? Dieser Fleischberg in Rot, dieser Riesenfliegenpilz traut sich das? Hat selbst nichts zu erledigen hier, als ab dem 6. Dezember Bonbons zu verteilen, ein Goldenes Buch herumzuschleppen und mit seinem Nikolausstab zu wedeln. Ich könnt platzen. Und mein Paps auch und deine Mam auch, oh entschuldige, ich wollte nicht …« Der Toni verschluckt sich fast an seiner Maroni, weil er die Doppeldeutigkeit in dem Augenblick kapiert, in dem er sie ausspricht. Maja muss lachen, auch wenn sie jetzt Mams hektische Flecken verstehen kann. Denn sie kann sich noch genau an den Paragrafen im Vertrag erinnern, den hier alle unterschreiben mussten, wenn sie einen Stellplatz für ihren Stand mieten wollten: »Wer seinen Stand nicht rechtzeitig in ordnungsgemäßem Zustand gemäß §2 der Marktordnung fertigstellt, muss eine Konventionalstrafe von 500Euro bezahlen.« Mam wollte deswegen den Vertrag damals fast nicht unterschreiben, aber natürlich sind eben genau diese 24 Tage vor Weihnachten die wichtigste Einnahmequelle des Jahres. Ganz abgesehen davon, dass es eine Ehre ist, auf diesem Weihnachtsmarkt einen Platz zu haben. Nur künstlerisch Wertvolles darf hier verkauft werden, und es gibt jede Menge Neider, die finden, dass hübsch gestaltete Mandeltüten und Sammlerpostkarten nun kein Vergleich sind mit ihren Keramikzwergen oder Schnitzbrettchen.

Jedes Jahr ist die Aufnahme in die Liste der 24 eine Zitterpartie, und bisher hat es immer geklappt. Wenn nun aber ein übereifriger Weihnachtsmann Polizist spielt, haben sie alle ein Problem. Der Filz-Josef hat es dieses Jahr mit seinem Sohn das erste Mal geschafft. Auch die beiden Kerzenzieher aus dem Erzgebirge und der Schnitzer mit seinen modernen Krippenfiguren, die so kunstvoll einfach gestaltet sind, dass sie auch als Einzelfigur ein Schmuckstück sind und das ganze Jahr aufgestellt werden können, sind zum ersten Mal dabei. Eigentlich sind die 24 Standl-Besitzer, wie man sie hier nennt, eine Art Familie. Keiner ist darunter, der nicht reinpasst, obwohl alle ein wenig wunderlich sind. Die äthiopische Strickerin mit ihren originellen Hundemäntelchen kommt seit Jahren, auch der Glaskünstler, der Seifenmann, die Hutmacherin. Kein Wunder, dass sich der blöde Weihnachtsmann unbeliebt macht.

»Trinkt erst amal einen Tee, ist eine Mischung aus Ringelblüten und Ingwer mit ein bissl Kardamom und g’scheit viel Honig!« Der Filz-Josef ist ein praktischer Mann, den nichts so leicht umwirft, aber wenn Majas Mam hektische Flecken kriegt, scheint ihn das nicht kaltzulassen. Maja verbrüht sich gleich mal die Zungenspitze an dem heißen Gebräu, das wie geschmolzenes Weihnachtszauberglück schmeckt, auch wenn hier zunächst nichts nach Glück und Zauber aussieht, sondern nach mächtig Ärger und noch viel Arbeit. Und was noch viel schlimmer ist, Mam scheint heute keine Kraft mehr zu haben. Das geht ja schon gut los. Wie soll das nur in den nächsten vier Wochen werden?

Immer mehr der Budenbesitzer versammeln sich vor Mams kleinem Stand, bewundern die schönen, neuen Tütchen und den Ständer mit den ausgesucht schönen Postkarten. Kein Motiv wie das andere. Die Arbeit eines Jahres. Und Mam ist am Ende. Das Elefantenbaby, der verschwundene Vater dazu, das fehlende Geld. Wenn Maja und ihre Mam eines bräuchten, dann wäre es ein Weihnachtswunder.

Samstag, 1.Dezember

Und dann ist gestern doch tatsächlich noch ein großes Wunder geschehen. Maja kriegt Gänsehaut, wenn sie daran denkt. Sie konnte ihrer Mutter die Sorgen und, was noch viel schlimmer war, die Kraftlosigkeit ansehen. Und nachdem Maja noch die Geschichte mit dem dämlichen Weihnachtsmann gehört hatte, war ihr klar, dass Mams Reserven langsam aufgebraucht waren.

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