Maliaño stelle ich mir auf einem Hügel vor - Ralf Schlatter - E-Book

Maliaño stelle ich mir auf einem Hügel vor E-Book

Ralf Schlatter

0,0

Beschreibung

Gustav Julius Kaufmann will „das Weite suchen", als er am Tag seines 32. Geburtstages Stadt und Arbeitsplatz einfach hinter sich lässt, um sich hinter Glattbrugg, Rümlang, Oberglatt, Niederhasli, Dielsdorf, Ober- und Niederweningen in die Büsche zu schlagen, immer Richtung Westen. Auf nach Maliaño! Nach Maliaño und zu Ida Nordpol Zeppelin, deren Stimme er bereits aus dem Weltempfänger kennt, wo sie verkündet hat: „Das ist eine meteorologische Sensation. Ich sehe es auch auf dem Radarbild ganz deutlich. Das sind die Vorläufer eines Hochdruckgebiets, und das Hochdruckgebiet kommt von Osten. Es sieht beständig aus und ist eigentlich gar nicht möglich. Ich nenne es Gustav." Mit traumwandlerischer Sicherheit wird Gustav sein Maliaño erreichen und dort vielleicht erfahren, was ihm eigentlich bestimmt ist: eine wundersame wetterbedingte Liebes-geschichte. Die Neuauflage der seit einiger Zeit vergriffenen Preziose Maliaño stelle ich mir auf einem Hügel vor soll Gelegenheit bieten, diese wunderbar poetische Erzählung (wieder) zu entdecken.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 165

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Ralf Schlatter

Maliaño stelle ich mir auf einem Hügel vor

Erzählung

I

(Vorauszuschicken ist: Das Land, in dem Maliaño liegt, ist sehr flach. Mit Ausnahme des Hügels, auf dem Maliaño liegt. Mit anderen Worten: Stellt man sich das Land, in dem Maliaño liegt, als Reliefkarte vor, dann könnte man diese Reliefkarte auch umdrehen und als Filmleinwand benutzen. Der Hügel, auf dem Maliaño liegt, würde dann im Film als eine Art Loch erscheinen. Vorauszuschicken ist weiter: Am Morgen des 21. Juni 2002 war die S-Bahn gut besetzt. Am Bahnhof Hardbrücke stieg eine hochschwangere Frau mit zwei Kindern zu. Sie setzten sich zu dritt Gustav Julius Kaufmann gegenüber. Das heißt, eigentlich waren sie zu fünft. Doch davon später. Die Frau sah südländisch aus, hatte halblange, dichte schwarze Haare und große schwarze Augen. Ihre Nase war ein wenig schief und mit Sommersprossen bedeckt. Die Kinder, ein Junge und ein Mädchen, hatten beide dieselben großen schwarzen Augen. Gustav Julius Kaufmann fiel auf, dass die Kinder genau gleich groß waren, vermutlich Zwillinge. Zweieiige. Vorauszuschicken ist schließlich, dass der Käferbergtunnel zwischen den Zürcher Vorortbahnhöfen Hardbrücke und Oerlikon exakt zweitausendeinhundertneunzehn Meter lang ist und dass eine Durchfahrt unter normalen Bedingungen rund eine Minute und zwölf Sekunden dauert. Am Morgen des längsten Tages aber blieb die S-Bahn mitten im Tunnel stehen. Kurz darauf ging das Licht aus. Die hochschwangere Frau fluchte auf Spanisch. Gustav Julius Kaufmann senkte den Blick, um einer Gewohnheit gemäß die Schlagzeile der Zeitung auf seinen Knien zu lesen, merkte dann, dass Lesen in dieser Dunkelheit keinen Sinn hatte, und blickte wieder geradeaus, in die Dunkelheit in Richtung der Frau. Und stellt man sich das Ganze als Film vor, auf der umgedrehten Reliefkarte, dann würde spätestens jetzt der Titelschriftzug erscheinen.)

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!