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Alfons Liesegang, 62, Seismologe, soeben verstorben, soll einem Engel sein Leben erzählen. Der Clou dabei: So lange er erzählt, so lange darf er nachher noch einmal zurück auf die Welt. Alfons Liesegang beginnt zu reden. Wie lange dauert sein erzähltes Leben? Woran erinnert er sich? Lässt er Unangenehmes aus? Erzählt er ewig - in der Hoffnung auf ewiges Leben? In einem einzigen Monolog, getragen von rhythmischer und bildhafter Sprache, erzählt Liesegang seine Lebensgeschichte. Vom Bruder, der tot zur Welt kam, von der Mutter, die spurlos verschwindet, vom Vater, dem Geologen, der im Keller Steine zerschlägt, von seiner großen Liebe zur Strahlerin Eva Gutknecht, vom Lied der Rolling Stones über den Teufel und von einer Zwergfledermaus, die wie ein Derwisch durch die ganze Geschichte flattert und ihm am Ende das finale Zeichen gibt.
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Seitenzahl: 223
Veröffentlichungsjahr: 2013
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Ralf Schlatter
Sagte Liesegang
Roman
es ist okay
dass alles nur einmal ist
dass es nur einen Anfang
und ein Ende gibt
und wenn es vorbei ist
dass man vermisst
einmal, nur einmal
und dass man vergisst
Nils Koppruch:Einmal
„Verzeihen Sie, können Sie das noch einmal wiederholen? Wären Sie so freundlich, das noch einmal zu sagen? Sie werden es nicht tun, ich sehe es Ihnen förmlich an. Dann lassen Sie es mich selber sagen, noch einmal, zu mir, das klingt viel zu unglaublich, was Sie mir da anbieten, lieber Engel. So lange, wie ich rede, sagen Sie – oder soll ich Du zu Ihnen sagen, ja hören Sie mal, wie soll ich wissen, wie man einen Engel anspricht, ich bitte Sie, ich bitte dich, und ehrlich gesagt weiß ich ja nicht einmal, was für ein Geschlecht Sie haben, ich meine, ob du Frau bist oder Mann oder am Ende irgendetwas dazwischen, man spricht in Gottes Namen anders mit einer Frau oder mit einem Mann oder mit etwas dazwischen, aber was rede ich da, es geht mich ja gar nichts an, das Geschlecht eines Engels, und vielleicht hast du ja überhaupt keins, vielleicht müsste ich da in ganz anderen Kategorien denken, aber vielleicht verrätst du mir das alles ja später, falls du noch einmal sprichst, ich sage jetzt einfach mal du zu Ihnen, und so lange, wie ich rede, sagst du, so lange darf ich nachher noch einmal zurück auf die Welt.
Mein lieber Engel. Was für eine, mit Verlaub, bizarre Situation. Einfach reden soll ich also, muss ich, nein, muss ich nicht, darf ich, aber ich bitte dich, wer lässt sich eine solche Gelegenheit entgehen, ich bin sicher, da hat noch jeder mitgemacht, der zu dir in den Himmel gekommen ist, einfach reden reden reden und dann noch einmal zurück, ein bisschen Zeit auf der Welt verbringen, und ich sags dir gleich zu Beginn, ich bin da ganz bescheiden, mit wenig zufrieden, das käme mir natürlich zugut, ich wüsste, was ich machen würde, auch wenn es nur für eine halbe Stunde wäre, aber unter uns gesagt, ich hoffe schon, mir fällt ein bisschen mehr ein als nur für eine halbe Stunde, wie wärs mit tausendundeiner Nacht, und die würde ich, das verrate ich dir gleich, allesamt in der Höhle von Škocjan verbringen, in dieser unvorstellbaren Kathedrale unter Tag.
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