Manchmal ist es doch ganz anders... - Ulla Schacht - E-Book

Manchmal ist es doch ganz anders... E-Book

Ulla Schacht

0,0

Beschreibung

In den Herbstferien wohnt Charlotte in einer richtigen alten Burg! Ihre Eltern sollen dort helfen, das Café wieder in Gang zu bringen. Natürlich will Charlotte auch wissen, ob es dort wirklich noch Gespenster gibt. Zusammen mit ihrer neuen Freundin Tonia wagt sie sich nachts in die alten Burggemächer. Und da… Wird nicht verraten. Nur soviel: Es wird aufregend. Und nicht ganz ungefährlich!

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 117

Veröffentlichungsjahr: 2014

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebentes Kapitel

Achtes Kapitel

Neuntes Kapitel

Zehntes Kapitel

Elftes Kapitel

Zwölftes Kapitel

Dreizehntes Kapitel

Vierzehntes Kapitel

Fünfzehntes Kapitel

Sechzehntes Kapitel

Siebzehntes Kapitel

Achtzehntes Kapitel

Neunzehntes Kapitel

Zwanzigstes Kapitel

Einundzwanzigstes Kapitel

Zweiundzwanzigstes Kapitel

Dreiundzwanzigstes Kapitel

Vierundzwanzigstes Kapitel

Fünfundzwanzigstes Kapitel

Sechsundzwanzigstes Kapitel

Siebenundzwanzigstes Kapitel

Achtundzwanzigstes Kapitel

Neunundzwanzigstes Kapitel

Dreißigstes Kapitel

Einunddreißigstes Kapitel

Erstes Kapitel

»In einer richtigen Burg wohnt ihr da, Charlotte? Wirklich?«

Jenny und Marie sahen ihre Freundin mit großen Augen an.

Charlotte nickte: »Ja, wirklich! Das stimmt!«

Marie kriegte vor Staunen den Mund nicht zu. Jenny schüttelte sich.

»Hu! Das ist doch gruselig! Da musst du ja zwischen lauter alten Ritterrüstungen und ausgestopften Tieren schlafen!« Sie hatte einmal mit ihren Eltern eine Burg besichtigt und kannte sich aus. »Puh! Da hätte ich aber Angst.«

»Ach was! Das ist doch toll!« Das war Karlchen, Charlottes bester Freund. Der Kleinste in der 4. Klasse, aber mutig wie ein Zweimetermann. Und ein Spezialist, wenn es um Burgen,

Drachen und Gespenster ging.

Er beneidete seine Freundin. Die hatte es gut!

»Da gibt es bestimmt Gespenster!«, meinte er neidisch. »Und einen geheimen Gang. Geheime Gänge gibt es immer in Burgen. Und ein Verlies, vielleicht noch mit einem Skelett ....«

»Hör auf!«, rief Marie und hielt sich die Ohren zu. Karlchen grinste.

Als er wenig später mit Charlotte auf dem Nachhauseweg war, gab er ihr genaue Forschungsanweisungen.

»Sieh unbedingt nach, ob die da ein Verlies haben, Charly. Und wenigstens einmal musst du genau um Mitternacht herumgucken. Wegen Gespenstern.« Er überlegte. »Was die wohl für alte Waffen haben? Und ob es da auch Ritterrüstungen gibt?« Karlchen seufzte. »Und ich muss auf diese blöde Insel.«

Es war wirklich gemein. Charlottes Eltern hatten ihn gern mitnehmen wollen auf diese Reise. Damit Charlotte Gesellschaft hatte.

Aber Karlchens Eltern hatten es nicht erlaubt. Er hatte gebettelt und gefleht und sogar geheult, aber es hatte nichts genützt.

»Nein, Karl, Schluss der Debatte!«, hatte seine Mutter schließlich etwas lauter als gewöhnlich gesagt und energisch mit der flachen Hand auf den Tisch gehauen. »Charlottes Eltern werden dort viel arbeiten und wenig Zeit haben. Wer weiß, was dir und Charlotte dann für ein Unsinn einfällt.«

»Und dann wandern da alle Gespenster aus!«, hatte sein Vater trocken hinzugefügt. »Heimatlose Gespenster! Das können wir nicht verantworten. Und außerdem,« hatte er ergänzt, »ist es für dich besser, an der frischen Luft zu sein und deine Schwimmkünste zu üben, als zwei Wochen lang in einem finsteren Gemäuer herumzukriechen!«

Karlchen war sauer. Das hatte er nun davon, dass er im Sommer Schwimmen gelernt hatte. Nun musste er auf Teneriffa wahrscheinlich von morgens bis abends im Meer herumpaddeln. Er seufzte noch einmal.

Eltern hatten keine Ahnung, was für ihre Kinder gut war. Charlotte wusste nicht so genau, wie sie das mit den Herbstferien in der Burg fand. Sie freute sich darauf, mit Papa und Mama zwei ganze Wochen wegzufahren. Ganz allein – denn ihr großer Bruder Max wollte mit seinen Freunden eine Wandertour machen. Sonst hatten ihre Eltern ja nie Zeit für sie, immer gab es so viel zu tun in ihrem Restaurant SEEPFERDCHEN. Und klar, es war kolossal spannend, in einer Burg zu wohnen.

Aber unheimlich war es doch.

So richtig vorstellen konnte sie es sich nicht, wie das wohl war mit den toten Rittern und Gespenstern und so. Dass sie dort wohnen konnten, hatte Onkel Arne organisiert. Er kannte den Besitzer der Burg, und der hatte angeboten, dass Charlotte und ihre Eltern bei ihnen wohnen konnten.

Ob es da wohl überhaupt elektrisches Licht gab?

Ob man da auf offenem Feuer kochen musste?

Ob die Leute in alten Gewändern herumliefen, wenn sie zu

Hause waren? Charlotte hatte sich fest vorgenommen, heimlich in den Kleiderschränken nachzugucken – oder in den

Truhen. Wahrscheinlich bewahrten die ihre Sachen in uralten Truhen auf.

Und wie das wohl mit den Gespenstern war?

Ja doch, Charlotte war richtig ein bisschen aufgeregt.

Mit Karlchen zusammen wäre es besser gewesen.

Nachdenklich kaute sie auf einer Haarsträhne.

»Onkel Arne hat gesagt, dass das eine ganz normale Wohnung ist, in der wir da wohnen sollen in der Burg!«, erklärte sie ihrem Freund.

An der nächsten Straßenecke trennten sie sich.

»Du hast es gut!«, seufzte Karlchen noch ein letztes Mal. Dann trödelte Charlotte das letzte Stück allein nach Hause.

Zweites Kapitel

Endlich waren sie da.

Es war schon dunkel, als Charlotte und ihre Eltern in dem Städtchen ankamen. Nebel kroch durch die Gassen und machte das Licht der Straßenlaternen trübe.

Durch die schmalen Straßen konnte man nur ganz langsam fahren. Charlottes Vater fluchte leise vor sich hin. Keine Menschenseele war zu sehen.

»Wo ist denn nun endlich diese verflixte Burg!«, murmelte er.

»Sie soll doch mitten in der Altstadt liegen!«

Charlotte machte es überhaupt nichts aus, dass sie nur im

Schneckentempo voran kamen. Staunend sah sie die schmalen hohen Fachwerkhäuser an.

Wie im Märchenland, dachte sie.

Da lag die Burg vor ihnen, wie ein dunkler Klotz. Nebelschwaden hüllten sie ein.

»Und da sollen wir wohnen!«, flüsterte Charlotte erschrocken.

Charlottes Vater parkte das Auto auf einem kleinen Platz vor einer Kirche. Sie luden das Gepäck aus.

»Hier, dein Rucksack, Charlotte!«

Es war ganz still. Nur ihre Schritte klackten auf dem holprigen Kopfsteinpflaster.

Eine einsame Straßenlaterne beleuchtete schwach die Brücke, die zum Burgtor ging.

»Herbst eben,«, seufzte Charlottes Mutter. Sie schien nicht sehr begeistert zu sein.

Charlottes Vater marschierte vornweg. Auf der Brücke blieb er plötzlich stehen. Er beugte sich über das Geländer.

»Boooah!«, war alles, was er sagte.

Neugierig sah Charlotte ebenfalls über die Brüstung.

Sie erschrak. Das war ja unheimlich!

Unter ihnen lag eine Felsenschlucht, tief wie ein Abgrund.

Trotz der trüben Beleuchtung konnte sie erkennen, dass die

Felsen steil und schroff waren. Feuchtigkeit glitzerte an ihrer Oberfläche.

Aus der Tiefe wuchs Gesträuch empor. Irgendwo rauschte ein Gewässer. Sehen konnte man es nicht. Es raschelte und knackte da unten.

Auf der anderen Seite der Brücke konnte Charlotte in einiger Entfernung ein riesiges Mühlrad erkennen, das sich mitten in der Schlucht langsam und ächzend drehte. Daneben stand ein

Häuschen mit spitzem Giebel. In einem der winzigen Fenster brannte Licht. Gelb schimmerte es durch die Dunkelheit. Also wohnten da sogar Leute!

Charlotte kam es vor, als wäre sie plötzlich in einer ganz anderen Zeit gelandet.

Etwas knarrte.

Sie gingen weiter. Charlotte schob ihre Hand in die ihrer Mutter.

»Müde, Prinzessin?«, fragte die ihre Tochter leise und lächelte ihr zu.

Ihr Vater hatte sein Handy herausgekramt und tippte eine Nummer ein.

»Franzen hier. Wir sind da.«, sagte er nur. Er lauschte, nickte und steckte dann das Telefon wieder weg.

»Herr Eppstein kommt runter!«, sagte er und gähnte. Charlotte starrte auf das gewaltige Burgtor. Ob der Besitzer der Burg es jetzt mit einem riesigen Schlüssel aufschloss? Ob er wohl einen Samtumhang trug und ein Lederwams und Reiterstiefel? Ob er einen Degen umhatte?

Da wurde eine unauffällige Seitentür geöffnet. In hellem

Lampenlicht stand ein Mann, etwas älter als ihr Vater.

»Eppstein!«, sagte er und lächelte. »Willkommen!«

Was für eine Enttäuschung. Der Burgbesitzer sah ganz normal aus. Er trug Jeans und einen Pullover. Und an den Füßen bloß Turnschuhe.

Er führte sie über einen schmalen Hof, der sich zwischen der

Burg und einer hohen Mauer hinzog.

»Ich freue mich, dass Sie Ihrem Bruder bei der Neueinrichtung des Burgcafés helfen werden!«, sagte er jetzt zu Charlottes Mutter, während sie über den Hof gingen. »Es wird Zeit, dass der Betrieb wieder besser läuft. Wir brauchen die Einnahmen.« Er seufzte. »Die Erhaltung so einer Burg ist kostspieliger als ich mir hätte träumen lassen.«

Und schon waren die Erwachsenen in ein Gespräch vertieft über die Schwierigkeiten, heutzutage genug Besucher in eine Gaststätte zu bekommen.

Immer dasselbe, dachte Charlotte missmutig. Zu Hause drehte sich alles um ihr Fischrestaurant, das SEEPFERDCHEN, und jetzt, wo doch Ferien waren, um das Burgcafé, das Onkel Arne und Tante Steffi hier übernehmen wollten. Mama und Papa sollten sie dabei beraten. Weil sie sich auskannten mit sowas.

Natürlich hatten sie versprochen, auch Ferien zu machen.

»Wir machen eine Schiffstour auf dem See, ganz bestimmt!«, hatte Papa geschworen.

»Und wandern werden wir auch, in den Wäldern und in den Weinbergen!«, hatte Mama ergänzt.

Ach ja. Immer versprachen sie etwas. Und meistens kam irgendwas ganz furchtbar Wichtiges dazwischen.

Charlotte trottete hinter den Erwachsenen her. Wenn doch bloß Karlchen mitgekommen wäre!

Jetzt waren sie bei einem Seiteneingang angekommen.

»Fahrstuhl oder Treppe?«, fragte Herr Eppstein lächelnd. Charlotte war entsetzt. Ein Fahrstuhl! In der Burg!

»Treppe!«, entschied ihre Mutter. »Damit wir uns noch ein bisschen die Füße vertreten nach der langen Fahrt.«

Also stiegen sie auf der steilen schmalen Treppe nach oben.

Einmal deutete Herr Eppstein auf eine Stahltür. »Unser Zugang zur eigentlichen Burg!«, erklärte er kurz. »Ist aber üblicherweise verschlossen. Der Schlüssel ist oben in der Wohnung.«

Die Treppe schien kein Ende zu nehmen…

Oben begrüßte sie Frau Eppstein. Auch sie sah kein bisschen aus wie ein Burgfräulein. Aber sie war sehr nett und lustig und lachte viel.

Schließlich saßen sie alle um einen großen dunklen Tisch und aßen. Die Erwachsenen unterhielten sich. Charlotte fand es schade, dass keine Kinder hier waren.

Sie sah sich um. Alte Möbel standen hier, alle aus dunklem Holz, manche sogar mit Schnitzereien dran. Ein riesiges Regal war vollgestopft mit Büchern. Keine Spur von Ritterrüstungen und schweren Truhen und Fackeln an den Wänden. Normale Lampen beleuchteten den Raum, und vor dem Essen hatte Charlotte sich die Hände in einem ganz normalen Badezimmer gewaschen. Und sie war in einem ganz normalen Zimmer untergebracht.

Wenigstens gab es einen Kamin, in dem ein großes Feuer brannte. Davor lag ein dickes weißes Fell. Leise rutschte Charlotte von ihrem Stuhl und legte sich bäuchlings auf das Fell. Schön weich war das. Das Feuer knisterte und knackte.

Irgendwann trug ihre Mutter Charlotte ins Bett. Aber davon merkte sie nichts. Sie schlief.

Drittes Kapitel

»Gehen wir jetzt in die Burg?«, fragte Charlotte, als sie am anderen Morgen noch im Schlafanzug am Frühstückstisch erschien. »Ich meine, in die richtige.«

Ihre Mutter schüttelte den Kopf. Ehe Charlotte noch eine Schnute ziehen konnte, zog ihre Mutter sie zu sich her und legte den Arm um sie. Sie deutete auf Onkel Arne und Tante Steffi, die schon mit am Tisch saßen.

»Du weißt doch, dass wir eine Menge zu tun haben!«, erklärte sie.

»Und da haben wir uns gedacht,«, fuhr ihr Vater fort, »ob du nicht erstmal allein die Burg erkunden könntest. Mama und ich würden an einem anderen Tag mit dir zusammen noch einmal durchgehen. Dann könntest du uns alles erklären.«

Hm. Charlotte fühlte sich geehrt. Und – vielleicht war es ja sogar spannender allein. Dann wurde sie nicht dauernd ermahnt...

»Ich hab Herrn Bürgli an der Kasse schon Bescheid gesagt, dass meine fast erwachsene Nichte die Burg besuchen wird!«, mischte Onkel Arne sich ein. »Du darfst sogar kostenlos rein, hat er gesagt! Jeden Tag, wenn du möchtest!«

Fast erwachsene Nichte! Charlotte wuchs um mindestens zehn Zentimeter auf einen Schlag.

Ihre Mutter schob sie sanft in Richtung Tür.

»Beeil dich und mach dich fertig!«

Später zeigte ihnen Herr Eppstein den Weg von der Wohnung in die Burg – erst außen herum, dann durch kleine

Gänge und und über Treppen bis ins Café.

Puh, das war ganz schön verwirrend, fand Charlotte. Sie versuchte, sich alles zu merken. Aber nach einer Weile gab sie es auf.

Onkel Arne ging dann mit ihr zum Haupteingang, wo hinter einem Fensterchen der Kassierer saß.

»Guten Morgen, Herr Bürgli!«, begrüßte er ihn.

Dessen Augen blitzten freundlich hinter der Brille. »Ah, das Fräulein Nichte! Grüß Gott, junge Dame! Ich hoffe, du hast gut geschlafen?«

Charlotte nickte. Onkel Arne verzog sich.

»Ein Augenblickchen!« Herr Bürgli kam extra aus dem kleinen Stübchen heraus zu Charlotte.

»Dort beginnt der Burgrundgang!« Er zeigte in die eine Richtung. »Und dort – siehst du den großen roten Pfeil? – da ist das Café, wo dein Onkel und deine Eltern sind.«

Er lächelte ihr zu. »Du hast Glück! Jetzt im Oktober kommen kaum Besucher. Heute ist noch niemand unterwegs.« Er sah zum Himmel. »Na ja, an so einem schönen Sonnentag sind die Leute lieber am See. Und heute Nachmittag ist sowieso geschlossen.«

Dann hob er den Zeigefinger und schaute streng auf sie hinunter. »Paß bloß auf, wenn du in den Brunnen hinunterschaust! Dass du mir nicht dreinfällst! Und – Vorsicht mit den Ritterrüstungen! Wenn man da dran stößt, wachen die Gespenster auf, die darin schlafen!«

Charlotte sah ungläubig zu ihm auf. Aber das Gesicht von Herrn Bürgli war ganz ernst.

Hm. Na ja…

Unentschlossen stand Charlotte da und guckte in die Runde.

Am besten, sie holte sich erstmal eine Stärkung für den Rundgang. Man konnte ja nie wissen.

Im Café saß nur ein einziger Gast, eine Frau mit straff zurückgekämmtem Haar und einer schwarzen Brille. Sie war vertieft in ihre Zeitungslektüre. Hinten, an zwei zusammengeschobenen Tischen, beugten sich ihre Eltern und Onkel und Tante über irgendwelche Papiere.

Besser, sie störte da nicht.

»Bist du ganz allein hier?«, fragte die rundliche Frau, die hinter der Theke über Kuchen und belegte Brötchen wachte.

»Nee!« Charlotte schüttelte den Kopf und zeigte zu dem Tisch in der Ecke. »Meine Eltern!«

»Ja so!« Die Frau sah sie mitleidig an. »Die werden nicht viel Zeit für dich haben, oder?«

»Na ja.« Charlotte zuckte die Schultern. »Ich guck mir jetzt allein alles an. Und später führe ich dann meine Eltern herum.«

»Das ist gut!«, lachte die Frau. »Warte mal!« Sie verschwand in die Küche.

Mit einem großen Kuchenstück kam sie zurück. »Magst du das? Marmorkuchen! Ist von gestern. Schmeckt aber noch genauso gut.« Sie lächelte. »Du brauchst doch eine Stärkung für so ein Unternehmen.« Als Charlotte bezahlen wollte, winkte sie ab.

Charlotte strahlte, bedankte sich ordentlich und biss in den Kuchen. Natürlich krümelte sie sich die Jacke voll. Die strenge Frau dort am Tisch sah sie missbilligend an und schüttelte den Kopf.

Blöde Kuh, dachte Charlotte. Die sieht aus wie Frau Wiberg und ist wahrscheinlich genauso furchtbar. Frau Wiberg war ihre Mathelehrerin, und Mathe war nicht Charlottes Lieblingsfach.