Manchmal muss man sitzen, um den Hintern hochzukriegen - Jana Crämer - E-Book

Manchmal muss man sitzen, um den Hintern hochzukriegen E-Book

Jana Crämer

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Beschreibung

Bestseller-Autorin und Social Media Star Jana Crämer über die alles verändernden Momente im Leben Nach einer jahrzehntelangen Binge-Eating-Störung, nagenden Selbstzweifeln, 100 Kilo weniger auf der Waage und der Diagnose einer unheilbaren Krankheit stellt Jana Crämer eines fest: Es geht im Leben nicht darum, sich noch mehr anzustrengen – sondern darum, den richtigen Moment für Veränderung zu erkennen und zu nutzen. In diesem Buch nimmt uns Jana mit auf eine sehr persönliche Reise und zeigt eindrucksvoll, warum Veränderung nicht mit Kampf und Verzicht beginnt, sondern mit kleinen und klugen Entscheidungen im richtigen Moment. Mit ihrem unverwechselbaren Humor, tiefer emotionaler Offenheit und schonungsloser Ehrlichkeit erzählt sie von ihren größten Krisen und Veränderungen im Leben. Dass Jana mit ihren Erfolgen kein Einzelfall ist, zeigen die bewegenden Gespräche mit engen Freunden wie Sebastian Fitzek und Dirk Eilert und Mitgliedern ihrer Community, die sie in diesem Buch teilt – als Inspiration für alle, die selbst vor großen Veränderungen stehen. Jana Crämer zeigt uns, wie wir den entscheidenden Jetzt-Moment für uns nutzen – den Moment, in dem Veränderung auf einmal mühelos wird. Warum es nicht immer darum geht, weniger zu essen, sondern manchmal sogar mehr. Und weshalb nicht Willenskraft, sondern Flexibilität der Schlüssel ist, um die eigenen Ziele zu erreichen.

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Seitenzahl: 343

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Jana Crämer

Manchmal muss man sitzen, um den Hintern hochzukriegen

Der Moment, in dem alles anders wird

Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG.

Über dieses Buch

Bestsellerautorin und Social-Media-Star Jana Crämer über die alles verändernden Momente im Leben

Nach einer jahrzehntelangen Binge-Eating-Störung, nagenden Selbstzweifeln, 100 Kilo weniger auf der Waage und der Diagnose einer unheilbaren Krankheit stellt Jana Crämer eines fest: Es geht im Leben nicht darum, sich noch mehr anzustrengen – sondern darum, den richtigen Moment für Veränderung zu erkennen und zu nutzen.

In diesem Buch nimmt uns Jana mit auf eine sehr persönliche Reise und zeigt eindrucksvoll, warum Veränderung nicht mit Kampf und Verzicht beginnt, sondern mit kleinen und klugen Entscheidungen im richtigen Moment. Mit ihrem unverwechselbaren Humor, tiefer emotionaler Offenheit und schonungsloser Ehrlichkeit erzählt sie von ihren größten Krisen und Veränderungen im Leben. Dass Jana mit ihren Erfolgen kein Einzelfall ist, zeigen die bewegenden Gespräche mit engen Freunden wie Sebastian Fitzek und Dirk Eilert und Mitgliedern ihrer Community, die sie in diesem Buch teilt – als Inspiration für alle, die selbst vor großen Veränderungen stehen.

Jana Crämer zeigt uns, wie wir den entscheidenden Jetzt-Moment für uns nutzen – den Moment, in dem Veränderung auf einmal mühelos wird. Warum es nicht immer darum geht, weniger zu essen, sondern manchmal sogar mehr. Und weshalb nicht Willenskraft, sondern Flexibilität der Schlüssel ist, um die eigenen Ziele zu erreichen.

 

Weitere Informationen finden Sie unter: www.droemer-knaur.de

Inhaltsübersicht

Disclaimer

Hintern hochkriegen leicht gemacht Einleitung

Vor der Veränderung steht die Vergebung

Und jetzt du: Schreib dir selbst einen Brief

Was du brauchst

Bevor du beginnst

Und dann beginne deinen Brief

Und wenn du fertig bist?

Und wenn du bis hierhin gelesen hast …

Vor der Veränderung steht die Vorbereitung

Das tägliche Mesource®-Meetup – dein emotionales Fitnessstudio

Stress regulieren mit Resonanzatmung

Fazit: Emotionale Fitness für deinen Alltag

Leise, laut, erwartet oder völlig überraschend – wie sich der Jetzt-Moment zeigen kann

Wenn Klarheit einschlägt wie ein Blitz

Zack! Rubikon …

Wenn das Gehirn Ja sagt – und der ganze Körper spürt es

Wenn aus einem »Ich sollte« ein »Ich werde« wird

Wenn Veränderung nicht wächst – sondern plötzlich geschieht

Wenn alles zusammenkommt – und dich nichts mehr hält

Und dann kommt dieser Moment – und alles wird anders

Verpasste Jetzt-Momente

Jede Veränderung ist eine Heldenreise

Die Heldenreise in zwölf Schritten

Phase 1: Die gewohnte Welt – bevor alles anders wird

Phase 2: Der Ruf zur Veränderung

Phase 3: Der innere Widerstand

Phase 4: Die erste Unterstützung

Phasen 5: Der erste Schritt

Phase 6: Die ersten Herausforderungen

Phase 7: Annäherung an die tiefste Höhle

Phase 8: Die tiefste Höhle

Phase 9: Die Belohnung

Phase 10: Die Rückkehr in den Alltag

Phase 11: Die letzte Prüfung

Phase 12: Das neue Leben – und der eigentliche Anfang

Stolpern erlaubt – warum Rückschläge zur Reise gehören

Perfektes Timing – wenn Vorbereitung auf Gelegenheit trifft

Kein Masterplan – aber im Prinzip schon nah dran: Elf Prinzipien für deine Veränderung

1. Prinzip: Selbstwirksamkeit – glaub an deinen Film!

Wie trainierst du Selbstwirksamkeit?

2. Prinzip: Klare Ziele setzen – was ist die Story deines Films?

Mach’s wie die Profis: Nutze die DOPAMINE-Kriterien nach Eilert

Die Sahnehaube: die »Wenn-dann-Methode«

3. Prinzip: In kleinen Schritten vorangehen – Szene für Szene zur großen Veränderung

Wie Veränderung wirklich funktioniert: mini statt mega

Routinen und Sichtbarkeit

4. Prinzip: Motivation – die Filmmusik deines Lebens

Wie du deinen intrinsischen Motor findest

Kleine Erinnerung – große Wirkung: Wie Anker dich dranbleiben lassen

5. Prinzip: Soziale Unterstützung – dein Filmteam macht den Unterschied

Stell dein eigenes Unterstützerteam zusammen

Rituale machen es schwerer, abzusagen

6. Prinzip: Wachstums-Mindset –das Drehbuch kann sich ändern

Sieh Fehler als Drehbuch-Notizen, nicht als Niederlagen

Erinnere dich an vergangene Erfolge – dein Beweis, dass du wachsen kannst

Und bitte, bitte: Nutze das Wort »noch« – es macht den Unterschied

7. Prinzip: Feiere den Fortschritt – nicht nur das Ziel

So machst du deine unsichtbaren Fortschritte sichtbar

8. Prinzip: Selbstmitgefühl – Schnitt, neuer Take!

Selbstmitgefühl »trainieren«

9. Prinzip: Achtsamkeit und Selbstreflexion – die Kamera auf den richtigen Moment richten

Wie ich Achtsamkeit trainiert habe – ohne dabei an einem Bergkristall zu lecken

10. Prinzip: Kluger Umgang mit Willenskraft und Stressmanagement – Energie für die entscheidenden Szenen sparen

Wie du Stress reduzieren und deine Willenskraft effizient einsetzen kannst

Minimiere Entscheidungsmüdigkeit

Baue Notfallpläne für schwache Momente ein

Erkenne deine Stresssignale und reagiere rechtzeitig

11. Prinzip: Umfeldgestaltung – das Filmset für deinen Erfolg

Sei der Set-Designer deiner Veränderung

Meine Jetzt-Momente

Frieden schließen mit Liebe und Beziehung

Ein Jetzt-Moment von Sebastian Fitzek

Frieden schließen mit Lipödem und Multipler Sklerose

Als ich aufhörte, brav zu sein

Ein Jetzt-Moment von Clara Lösel

Frieden schließen mit dem Thema »Freundschaften beenden«

Frieden schließen mit dem Thema »Studium und berufliches Scheitern«

Vom Verschwinden zur Sichtbarkeit – wie ich aufgehört habe, mich selbst kleinzumachen

Ein Jetzt-Moment von Batomae

Frieden schließen mit meiner Vorstellung von Unabhängigkeit

(Nicht) Frieden schließen mit medizinischer Diskriminierung und schlechten Arzterfahrungen

Ein Jetzt-Moment von Iris Gavric und Matthias Renger (Couple Of)

Frieden mit mir selbst schließen und Selbstakzeptanz entwickeln

Frieden mit dem Essen schließen

Mein Durchbruch: der radikale Perspektivenwechsel

Erster Schritt: Ich habe Essen wieder zu Essen gemacht – nicht zu einer emotionalen Universallösung

Zweiter Schritt: Ich habe mir die Erlaubnis gegeben – aber bewusst

Dritter Schritt: Ich habe mit meinem Körper Frieden geschlossen – er wollte mich nie sabotieren

Gedankenstütze für dein System in Aufruhr

Ernährung – perfektes Timing, damit Essen endlich leicht wird

Messer, Gabel, Löffel und andere Werkzeuge

1. Wasser nach dem Aufstehen – weil unser Körper morgens auf dem Trockenen sitzt

2. Frühstück oder Spätstück? Dein individueller Jetzt-Moment

3. Kaffee zum richtigen Zeitpunkt – für einen stabilen Blutzucker und einen Stoffwechsel, der so geschmeidig läuft wie ein italienischer Barista

4. Die größte Mahlzeit mittags – weil unser Körper tagsüber verbrennt und abends speichert

5. Spätes Essen bremst kurzfristig die Fettverbrennung – unser Körper braucht eine nächtliche Fastenphase

6. Erst Eiweiß und Fette, dann Kohlenhydrate – weil unser Blutzucker eine Diva ist

7. Zucker – der Moment macht das Gift

8. Apfelessig vor dem Essen – ein kleiner Trick mit großer Wirkung

9. Ballaststoffe zur richtigen Zeit – mehr essen, weniger wiegen

10. Zimt vor den Mahlzeiten – weil er unser Blutzucker-Bodyguard ist

11. Ketose gezielt nutzen – wenn der Körper sich nach Balance sehnt

Fazit – Essen ist kein Gegner

Kein Schlusswort

Statt Studien und Quellen: A–Z – das Anti-Fachchinesisch-Glossar

Danke

Disclaimer

Ich habe dieses Buch nicht geschrieben, weil ich alles verstanden habe. Ich habe es geschrieben, weil mich etwas irritiert hat: Dinge, an denen ich früher verzweifelt bin – richtig verzweifelt –, wurden plötzlich … einfach. Nicht »einfach, weil ich mich zusammengerissen habe«. Sondern »einfach einfach«.

Als hätte mein Körper heimlich das Betriebssystem upgedatet, ohne mich zu fragen. Plötzlich gingen Türen auf, von denen ich nicht mal wusste, dass ich sie die ganze Zeit zugehalten hatte. Und ja – das hat mich stutzig gemacht. Denn wenn sich das Leben so krass verändern kann, ohne dass man sich dafür kaputt optimiert oder diszipliniert wie ein Shaolin-Mönch … dann lohnt es sich, da mal genauer hinzuschauen.

 

Was du hier liest, ist meine Perspektive auf meine Veränderung. Keine Anleitung, kein universelles Gesetz, kein »So musst du das auch machen«. Ich habe mir für die wissenschaftlichen Erklärungen Unterstützung geholt – zum Beispiel von Dirk Eilert oder aus Gesprächen mit Ärztinnen, Neurologen, Phlebologinnen, Psychologen und anderen Menschen, die klüger sind als ich. Und ich habe ausprobiert. Gefühlt. Und aufgeschrieben, was sich verändert hat – in mir, mit mir, durch mich.

Wenn du beim Lesen denkst: »Das klingt, als hätte sie in mein Leben geguckt« – dann nimm mit, was dir hilft. Und wenn nicht, dann streich’s wieder. Ich bin keine Expertin für dein Leben. Nur für meins.

 

Herzlich willkommen in meinen Jetzt-Momenten!

Deine Jana

Hintern hochkriegen leicht gemacht Einleitung

Was, wenn die Aussage »Du bemühst dich nicht genug! Wenn du es wirklich willst, musst du alles geben!« nicht stimmt?

Was, wenn die wenige Kraft, die dir nach all deinen bislang gescheiterten Versuchen noch geblieben ist, völlig ausreicht?

 

Vielleicht hast du das Gefühl, dass du dich immer wieder aufraffst, kämpfst, alles versuchst – nur um am Ende doch wieder auf dem Boden zu landen. Vielleicht denkst du, dass du einfach nicht stark genug bist, dass du es einfach nicht schaffst. Vielleicht glaubst du, dass du scheiterst, weil du nicht genug gibst. Weil du nicht genug willst. Weil andere stärker, disziplinierter, belastbarer sind.

Aber was, wenn das eine Lüge ist? Eine Lüge, die du so lange gehört hast, dass du begonnen hast, sie selbst zu glauben?

 

Nichts davon war deine Schuld.

 

Ich kenne diesen Schmerz. Ich kenne das Gefühl, erschöpft zu sein, bevor der Tag überhaupt begonnen hat. Ich kenne die Stimme im Kopf, die mir zuflüsterte: Streng dich mehr an! Andere kriegen es doch auch hin! Ich kenne die Verzweiflung, wenn ich es getan habe – wenn ich mich bis zur Erschöpfung bemüht habe – und doch wieder gescheitert bin. Und ich kenne die Hoffnungslosigkeit, wenn ich dachte: Dann schaffe ich es wohl einfach nicht.

 

Aber was, wenn es nicht darum geht, noch mehr Kraft aufzubringen? Was, wenn es darum geht, weniger zu müssen? Was, wenn Veränderung nicht bedeutet, dass du dich selbst zerstören musst, sondern dass du dir erlaubst, den Weg leichter zu machen?

 

Du hast es einfach nicht im richtigen Moment probiert.

 

Kennst du das? Dieses Gefühl, wenn du aus dem Tiefschlaf gerissen wirst und dein Körper sich anfühlt, als wäre er in Beton gegossen? Deine Augen brennen, dein Kopf ist schwer, und obwohl du wach bist, fühlt sich alles falsch an. Du drückst achtmal auf die Schlummertaste, weil du dich einfach nicht bewegen kannst. Und wenn du schließlich doch aufstehst, ist der Tag eigentlich schon verloren. Dein Kreislauf kommt nicht in Gang, deine Gedanken sind zäh wie Kaugummi, und du schleppst dich durch die Stunden, als würdest du in Zeitlupe leben.

 

Und dann gibt es diese anderen Tage. Die, an denen du wach wirst, bevor der Wecker klingelt. Die Luft ist frisch, dein Körper fühlt sich leicht an, und du atmest tief durch, weil du spürst: Heute geht es leichter. Dein Kopf ist klar, dein Körper voller Energie, und plötzlich fühlt sich der Tag wie eine Einladung an.

Was ist der Unterschied? Der Moment. Zehn Minuten früher oder fünfzehn Minuten später – und alles ist anders. Weil du im richtigen Moment aufgewacht bist.

 

Wie oft stehen wir am Bahnhof und warten auf ein Schiff? Am falschen Ort zur falschen Zeit. Weil wir so oft auf die falschen Momente setzen.

 

Ich zeige dir in einfachen Schritten, wie du den richtigen Moment erkennst, um dein Ziel endlich in die Tat umzusetzen.

Dieses Buch ist keine Kampfanleitung. Es ist eine Umarmung für dein erschöpftes Herz. Eine Erlaubnis, es dir leichter zu machen. Du musst dein Leben nicht auf den Kopf stellen, du musst nicht ausbrennen, du musst nicht jeden Tag auf 120 Prozent laufen. Du brauchst keine Überdosis Motivation. Du brauchst eine kluge Strategie, um den richtigen Moment zu erkennen und für dich zu nutzen.

 

Ich werde dir hier nicht sagen, dass du »einfach machen« musst. Ich werde dir zeigen, dass Veränderung viel sanfter sein kann, als du es je für möglich gehalten hast.

In elf Prinzipien lernst du, wie du deinen Hintern hochkriegst – ohne dich dabei zu überfordern. Ohne Drama. Ohne die Angst, zu versagen. Weil du nicht scheitern kannst, wenn du den Weg so gehst, dass er zu dir passt.

 

Dieses Buch ist für dich, wenn du müde bist. Wenn du das Gefühl hast, dass du schon alles versucht hast. Wenn du dir nicht sicher bist, ob du noch einmal Kraft für einen neuen Versuch hast. Ich verspreche dir: Die Kraft, die du hast, ist genug. Du musst nicht kämpfen. Du darfst es dir leichter machen.

 

Bist du bereit? Dann los – aber diesmal anders.

Vor der Veränderung steht die Vergebung

Bevor du irgendetwas veränderst – deinen Körper, dein Verhalten, deinen Alltag oder dein Leben –, brauchst du genau eine Entscheidung: die Entscheidung, dir selbst zu vergeben.

Nicht irgendwann. Nicht, wenn du »es geschafft hast«. Nicht, wenn du »besser« geworden bist. Sondern jetzt. Genau hier. Mit allem, was gerade ist.

Denn was viele nicht verstehen: Veränderung beginnt nicht mit Disziplin. Sie beginnt mit Würde.

Ich habe mir selbst jahrelang eingeredet, dass ich mich zuerst verbessern muss, bevor ich milde mit mir sein darf. Ich dachte, Vergebung sei etwas, das ich mir verdienen müsse – durch Leistung, durch Veränderung, durch Beweise. Aber das ist ein Denkfehler. Ein gefährlicher noch dazu. Denn solange wir uns selbst nicht vergeben können, bleiben wir im Kampf gegen uns. Und Veränderung im Kampfmodus hält nie lange. Sie ist laut. Sie ist hart. Sie ist erschöpfend. Und sie ist nie echt.

Erst die Vergebung schafft Raum für Heilung. Erst wenn wir uns selbst nicht mehr verachten für das, was war – für all die sogenannten Rückfälle, die vermeintlichen Schwächen, die gescheiterten Versuche, die Tränen unter der Dusche –, entsteht die Möglichkeit, uns wirklich neu zu begegnen.

Ich weiß, dass viele an dieser Stelle aussteigen wollen. Weil sie glauben: Wenn ich mir vergebe, lasse ich mich doch einfach nur gehen. Wenn ich mir vergebe, nehme ich mir die Motivation, es besser zu machen.

Aber weißt du was? Das Gegenteil ist wahr. Solange du dich selbst innerlich verurteilst, versuchst du dich zu verändern, um dem Urteil zu entkommen – und nicht, um wirklich bei dir anzukommen.

Vergebung ist kein Freifahrtschein. Vergebung ist die Bedingung für Wahrheit. Für Wachstum. Für Verbindung. Sie sagt nicht: »Alles war gut.« Sie sagt: »Ich sehe, was war – und ich wähle trotzdem Liebe.«

 

Vielleicht warst du ungerecht zu dir. Vielleicht hast du dich gehasst. Vielleicht hast du Dinge getan, die du heute nicht mehr nachvollziehen kannst. Aber du hast sie getan, weil du überleben wolltest. Weil du mit dem, was du damals wusstest, gefühlt hast und fühlen konntest, keinen anderen Weg gesehen hast.

Und genau deshalb ist dieser Moment – dieser Jetzt-Moment – der perfekte Zeitpunkt, um aufzuhören, dich dafür zu bestrafen. Es bringt nichts, sich selbst die Tür zum Neuanfang zuzuschlagen, nur weil man mit Schuldgefühlen im Flur steht.

 

Ich habe selbst lange geglaubt, ich müsste erst heilen, um liebenswert zu sein. Bis ich verstanden habe: Ich bin liebenswert, und genau deshalb darf ich heilen.

Und darum beginnt dieses Buch nicht mit einem Ernährungsplan, einem Zeitmanagement-Vorschlag oder einer Idee für eine neue Routine. Es beginnt mit dem wichtigsten Werkzeug, das du dir je schenken kannst: einem Brief an dich selbst. Voller Verständnis. Voller Mitgefühl. Voller Vergebung.

Nicht, weil alles gut war. Sondern weil du jetzt bereit bist, dir selbst Gutes zu tun.

Und jetzt du: Schreib dir selbst einen Brief

Bevor du weiterblätterst, bevor du dich in neue Routinen, Methoden oder Mindset-Modelle stürzt, kommt jetzt etwas, das viel einfacher – und gleichzeitig viel schwerer – ist: Du machst es wirklich. Aktiv. Du schreibst dir selbst einen Brief. Und, zugegeben, mir ist gerade ziemlich egal, ob du mir glaubst, dass dir das helfen kann. Du kannst auch die Augen verdrehen. Wenn dir das hilft: Go for it. Aber wenn du damit fertig bist, mach es. Ich bitte dich wirklich: Schreib deinen Brief. Nicht irgendeinen. Sondern einen, der dich sieht. Einen, der dich ernst nimmt. Einen, der dir verzeiht. Und ja, das klingt erst mal groß. Vielleicht sogar ein bisschen pathetisch. Aber glaub mir: Es ist nicht weniger nötig, nur weil es unangenehm klingt.

Das hier ist keine Übung aus einem Selbsthilfebuch, die du brav abhakst. Das ist ein Moment. Ein Anfang. Vielleicht sogar der erste echte Kontakt mit dir selbst – ohne Maske, ohne Bewertung, ohne Optimierungsauftrag.

Und weil das so ist, darfst du es dir so richtig gemütlich machen. Also …

Was du brauchst

Einen Ort, an dem du ungestört bist. Handy aus. Auch keine »Nur mal kurz«-Push-Benachrichtigungen.

Ein Blatt Papier oder dein Lieblingsnotizbuch – und bitte: keinen Laptop. Dein Gehirn denkt anders, wenn deine Hand mitschreibt.

Einen Stift, der gut flutscht. Ja, das klingt albern. Aber wenn der Stift kratzt, gibt man schneller auf.

Und dann: eine Tasse Tee. Eine Decke. Kerzen. Musik. Alles, was dir hilft, dich ein bisschen geborgener zu fühlen.

(Mach’s dir ruhig gemütlich – nur vielleicht nicht ganz so gemütlich wie ich, sonst schläfst du ein, bevor du anfängst. Ich spreche aus Erfahrung. Mein erster Brief wurde nie geschrieben, aber mein Nickerchen war erholsam.)

Bevor du beginnst

Schließ für einen Moment die Augen. Atme. Und wenn du magst, leg die Hand auf dein Herz. Nicht, weil das spirituell klingt, sondern weil dein Nervensystem so am schnellsten mitkriegt: Ach so, wir machen jetzt was mit Gefühl.

Dann stell dir leise ein paar Fragen – du musst sie nicht beantworten. Es reicht, wenn du sie hörst:

Was würde ich mir selbst sagen, wenn ich wüsste, dass ich mir verzeihen darf?

Welche Stimme in mir braucht endlich eine Antwort – nicht vom Außen, sondern von mir?

Was habe ich so lange geglaubt, falsch gemacht zu haben?

 

Du wirst spüren, welche Frage hängen bleibt. Die, bei der es kurz wehtut. Oder warm wird. Oder beides.

Und dann beginne deinen Brief

Schreib ihn nicht wie eine Schulaufgabe. Schreib ihn wie einen Brief an dein jüngeres Ich. Oder an die Version von dir, die nachts um drei auf dem Badezimmerboden saß und dachte, dass das nie mehr aufhört. Schreib ihn wie an die beste Freundin, die du immer sein wolltest – für dich selbst.

 

Du kannst anfangen mit:

»Liebes Ich, ich weiß, du hast so viel getragen …«

»Ich sehe dich. Endlich.«

»Es tut mir leid, dass ich dich so lange im Stich gelassen habe …«

»Ich vergebe dir. Und ich danke dir.«

 

Was auch immer aus dir rauskommt: Es ist richtig. Schreib einfach los. Ohne Kommasetzung, ohne Schönschreibdruck. Es muss nicht klug sein. Nur ehrlich.

Wenn du stockst, wenn du mittendrin hängen bleibst (was normal ist), dann nimm einen kleinen Umweg über diese Fragen:

Was waren die Momente, in denen ich mich selbst am wenigsten geliebt habe?

Welche Sätze über mich wiederholen sich in meinem Kopf – obwohl ich weiß, dass sie nicht wahr sind?

Wenn ich mir heute ein Versprechen machen könnte – was wäre es?

Du kannst auch einfach schreiben: »Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll« – und von dort weiterschreiben. Manchmal ist das der ehrlichste Einstieg überhaupt.

Und wenn du fertig bist?

Lies dir deinen Brief laut vor. Oder flüsternd. Oder im Kopf, wenn du im Zug sitzt und ansonsten peinlich berührt wärst. Was zählt, ist, dass du ihn fühlst.

Wenn du weinst: gut. Wenn du wütend wirst – auch gut. Wenn du mitten im Lesen abbrechen willst und lieber die Spülmaschine ausräumst – dann geh kurz, aber komm zurück. Dieser Brief ist kein To-do. Er ist eine Tür.

Und vielleicht legst du ihn dann weg. Oder behältst ihn. Vielleicht liest du ihn morgen noch mal. Vielleicht auch erst in einem Jahr.

Aber wenn du ihn geschrieben hast, dann weißt du etwas, das du nicht mehr verlernst: Du bist nicht dein Schmerz. Du bist nicht dein Verhalten. Du bist der Mensch, der sich selbst vergeben kann. Und das ist der mutigste Schritt, den du gehen kannst.

Und wenn du bis hierhin gelesen hast …

… dann hast du jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder, du schreibst deinen eigenen Brief sofort – oder du gehst dir erst mal einen Kaffee holen und denkst: Puh, das war ganz schön viel Gefühl für einen Tag.

Beides ist okay. Wirklich.

Aber vielleicht, ganz vielleicht, spürst du ja schon, dass da was in dir angestoßen wurde.

Etwas, das nicht mehr zurück in die alte Schublade will.

Etwas, das gesehen werden will – von dir.

Und wenn du jetzt denkst: Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll – dann bist du exakt da, wo ich damals auch war. Glückwunsch! Das ist der perfekte Moment, um trotzdem anzufangen.

 

Ich hab, ehrlich gesagt, eine ganze Weile hin und her überlegt, ob ich den Brief, den ich mir geschrieben habe, überhaupt zeigen will. Nicht, weil er mir peinlich ist, sondern weil er mir heilig ist. Weil er so roh ist, so ehrlich, so persönlich. Weil ich beim Schreiben geweint habe. Und dann noch mal beim Vorlesen. Und weil ich dachte: Vielleicht ist das zu viel. Vielleicht ist das zu nackt. Vielleicht denkt jemand, ich hab sie nicht mehr alle. (Das denk ich übrigens regelmäßig über mich selbst. Hat mich aber noch nie davon abgehalten, weiterzumachen.)

Aber dann habe ich mich gefragt, warum ich dieses Buch schreibe. Und die Antwort war klar: weil ich glaube, dass echte Veränderung da beginnt, wo wir aufhören, uns zu verstecken. Weil ich glaube, dass wir uns nicht motivieren, indem wir uns vormachen, alles im Griff zu haben – sondern indem wir den Mut finden, uns so zu zeigen, wie wir wirklich fühlen.

Und deshalb zeige ich dir diesen Brief. Nicht als Vorlage. Nicht als Vorbild. Sondern als Zeichen, dass du nicht allein bist mit deinen Gedanken, deinen Mustern, deinen Kämpfen.

 

Liebes Ich,

 

es gibt so vieles, was ich dir sagen will. So vieles, was du hören musst. Ich weiß, wie lange du geglaubt hast, dass du ein hoffnungsloser Fall bist. Dass du versagt hast. Immer und immer wieder. Ich weiß, wie oft du dich nach einer Lösung gesehnt hast – nach einer Antwort, die endlich all das beendet, was du so sehr verabscheut hast. Diese Sucht. Diese Spirale. Dieses ewige Zuviel und Zuwenig, das dich innerlich zerrissen hat.

 

Ich weiß, dass du geglaubt hast, Essen wäre dein Feind. Weil es dich kontrolliert hat, weil es deine Gedanken und dein Leben bestimmt hat. Weil es Momente gab, in denen du nicht aufhören konntest, egal, wie sehr du es wolltest. Weil diese unstillbare Gier so viel stärker war. Stärker als du.

Ich erinnere mich, wie du dich im Supermarkt mit zitternden Händen durch die Regale getrieben hast. Immer den Blick am Boden, damit dir niemand in die leeren Augen schauen konnte, denn sie hätten dich verraten. Verraten, dass du wie eine Süchtige auf der Suche nach dem nächsten Schuss dein letztes Geld zusammengekratzt hast. Verraten, dass dein fröhliches Lächeln nur eine bröckelnde Fassade war. Eine Fassade, damit niemand sieht, wie verzweifelt du wirklich warst. Immer die Angst und Panik als hämmernder Schlag in der Brust, dass im nächsten Gang plötzlich ein Nachbar steht, ein bekanntes Gesicht, das dich entdeckt, das dich enttarnt, das dich erwischt. Und wie du bei jedem Becher Eis, jeder Tafel Schokolade, jedem Beutel Gebäck und jedem Pizzakarton, der in deinen Wagen gewandert ist, geschworen hast, dass es dieses Mal das letzte Mal sein würde – nur um später, mitten im Taumel eines Fressanfalls, zu spüren, dass du dich selbst erneut verraten hast.

 

Aber weißt du, was ich heute sehe, wenn ich auf all das zurückblicke? Kein Versagen. Keine Schwäche. Ich sehe ein Kind, das sich irgendwann zu verstecken begann. Einen Teenager, der lernte, dass Kontrolle nur dann existiert, wenn er sich selbst bestraft. Eine junge Frau, die versuchte, mit leerem Magen ein Stück Selbstwert zu finden. Und eine Erwachsene, die sich so oft geschworen hat, es endlich richtig zu machen, dass sie irgendwann nicht mehr wusste, was »richtig« eigentlich bedeutet.

Ich sehe einen Menschen, der alles getan hat, um zu über-leben.

Denn das war es doch, oder? Überleben. Essen war nie dein Feind. Essen war dein Rettungsboot. Dein Zufluchtsort. Dein sicherer Hafen in einer Welt, die sich viel zu oft zu rau, zu hart, zu schmerzhaft angefühlt hat. Essen war da, wenn Menschen nicht da waren. Essen war da, wenn Worte gefehlt haben. Essen hat dich gefüllt, wenn du dich innerlich leer gefühlt hast.

 

Und dann? Dann hast du gelernt, dich dafür zu hassen. Hast gelernt, dass Essen Sünde ist, dass Genuss gefährlich ist, dass Disziplin (s. Glossar) der einzige Weg sein kann. Und du hast dich so, so sehr angestrengt. Hast Kalorien gezählt und Diätpläne geschrieben, hast in deinem Kopf Listen geführt, was erlaubt ist und was nicht. Und du hast versagt. Immer wieder. Weil es unmöglich war, gegen etwas anzukämpfen, das die ganze Zeit dein Schutz vor der Welt gewesen ist.

Und heute ist der Tag, an dem ich dir vergebe.

Für jede Diät, die du begonnen und nicht durchgehalten hast. Für jede Nacht, in der du dir voller Schmerzen den runden Bauch gehalten hast und mit Tränen in den Augen geschworen hast, dass morgen alles anders wird – und für jeden Morgen, an dem du dich wieder nicht an dein Versprechen halten konntest. Für jedes Mal, das du in den Spiegel geschaut und gedacht hast: Ich bin ekelhaft. Ich bin nichts weiter als eine widerliche Masse Mensch. Für all die Male, in denen du dich weniger als wertvoll, weniger als liebenswert, weniger als unvergleichlich gefühlt hast. Ich vergebe dir für jede einzelne Kalorie, die du bereut hast. Für jedes Stück Kuchen, das du nicht genießen konntest. Für jedes Hungern, das du mit Stolz belohnt hast.

 

Ich vergebe dir für die Zeit, in der du dachtest, dass du erst dann liebenswert bist, wenn du weniger bist. Weniger Gewicht, weniger Platz, weniger Bedürfnisse.

 

Aber du warst nie zu viel. Du warst immer genau richtig.

 

Ich vergebe dir nicht nur für das, was war, sondern auch für das, was kommen mag. Für die Tage, an denen alte Muster sich anschleichen. Für Momente, in denen dein Kopf dir einreden will, dass du doch noch kämpfen musst. Für Augenblicke, in denen du zweifelst, ob du wirklich genug bist, so wie du bist. Ich werde dich immer daran erinnern, dass du nicht kämpfen musst. Dass du nicht perfekt sein musst. Dass Heilung kein gerader Weg ist, sondern ein Tanzen zwischen alten Wunden und neuen Möglichkeiten.

Und ich verspreche dir: Ich werde dich nie wieder hassen. Ich werde nie wieder gegen dich kämpfen. Ich werde nie wieder zulassen, dass dein Wert sich in einer Zahl widerspiegelt. Ich werde dir nie wieder den Genuss nehmen, weil du glaubst, dass du ihn dir erst verdienen musst.

Von heute an gibt es keine Feinde mehr. Kein Verbieten. Kein Kämpfen. Kein Ganz-oder-gar-nicht. Von heute an ist Essen nicht mehr der Preis, den du für dein Glück zahlen musst. Von heute an gibt es keinen Grund mehr, dich zu verstecken.

Ich will, dass du lebst. Ich will, dass du atmest, dass du lachst, dass du isst, dass du fühlst. Ich will, dass du spürst, dass du nicht erst werden musst, sondern dass du längst bist. Ich will, dass du dich selbst liebst, in all den Facetten, die dich ausmachen – in den starken genauso wie in den verletzlichen.

 

Du hast überlebt. Jetzt ist es Zeit, zu leben.

 

Und ich werde jeden einzelnen Schritt mit dir gehen. Ich bin an deiner Seite. Für immer.

 

In Liebe

dein Ich

Vor der Veränderung steht die Vorbereitung

mit Dirk Eilert

Ich könnte euch jetzt erzählen, wie ich mich vorbereitet habe, um diesen Moment – den einen, der alles verändert – zu erkennen und zu nutzen. Wie ich gelernt habe, meine Emotionen, die angenehmen ebenso wie die unangenehmen, nicht nur auszuhalten, sondern mit ihnen umzugehen. Sie nicht länger als Gegner zu sehen, die mich überrollen – sondern als innere Hinweise, die mir zeigen, worum es wirklich geht. Nicht gegen mich. Sondern für mich. Für meine Ziele. Für meine Klarheit. Für mein Leben. Aber ich würde dabei nur wiederholen, was ich von dem Menschen lernen durfte, der mir genau dieses Wissen mit konkreten Übungen beigebracht hat – mit einer Geduld, einer Tiefe und einer Überzeugung, wie ich sie selten erlebt habe. Meinem lieben Freund Dirk Eilert – dem Mann, der mich in der Eilert-Akademie in Berlin zum Mesource®-Resilienz- und -Selbstwertcoach ausgebildet hat. Und der nicht nur für mich, sondern für viele in Deutschland schlichtweg der Experte für Emotionen ist. Ein Mensch, der nicht nur erklärt, sondern verkörpert, wovon er spricht.

 

»Im Juli 2022 bin ich fast gestorben.«Dirk Eilert

Es war dieser eine Moment, der alles veränderte. Der mir eine neue Sicht auf dieses Leben schenkte – und mich gleichzeitig in dem bestärkte, was schon lange davor meine Passion war. Und was heute mehr denn je meine Mission ist.

Am 16. Juli 2022 wachte ich morgens auf. Es fühlte sich an wie ein ganz normaler Sommertag. Sonnenstrahlen kitzelten mein Gesicht, alles schien einfach. Wäre da nicht diese leichte Übelkeit gewesen. Dann ging alles sehr schnell. Als ich aus dem Bett aufstehen wollte, wurde mir schwarz vor Augen. Ich verlor das Bewusstsein, würgte Magensäure hoch und atmete sie unglücklicherweise wieder ein. Mein rechter Lungenflügel füllte sich komplett und wurde durch die Magensäure zerstört. Die Säure gelangte in meinen Blutkreislauf. Septischer Schock. Lebensgefahr.

Ich erinnere mich noch, als wäre es gestern gewesen. Wie ich mit dem Notarzt ins Krankenhaus gebracht wurde. Wie ich in der Notaufnahme lag und um jedes bisschen Leben kämpfte. Die Schmerzen waren überwältigend. Ich sah die ratlosen Gesichter der Ärztinnen und Ärzte. Bis einer von ihnen mir direkt in die Augen sah und sagte: »Herr Eilert, wir haben keine andere Möglichkeit. Wir müssen Sie intubieren und ins künstliche Koma versetzen.«

Ich nickte. Dann wurde es dunkel. Noch im gleichen Moment sah ich mich von oben. Ich lag auf dem Behandlungstisch. Und in genau diesem Augenblick verschwand jede Angst. Was blieb, war nur noch Neugier. Der Gedanke: Wow. Diese Erfahrung hast du auch noch nicht gemacht. Mal sehen, wann und wo du wieder aufwachst. Und ich meinte damit nicht zwangsläufig dieses Leben.

Fünf Tage später öffnete ich die Augen.

Das Erste, was ich sah: die liebevollen Augen meiner Frau. Das Zweite: der Arzt, der danebenstand. Er sagte: »Willkommen zurück. Heben Sie mal den Arm.«

Ich konnte nur meinen Finger bewegen.

Dann sagte er einen Satz, den ich nie vergessen werde: »Herr Eilert, auch wenn es jetzt hart ist: Sie sind nur aus einem Grund noch hier. Sie haben überlebt, weil Sie körperlich fit und emotional in Ihrer Mitte waren.«

 

Dieser Moment hat mir drei Lektionen geschenkt:

Erstens: Unser Leben ist endlich. Und ich empfinde eine tiefe Dankbarkeit, dass ich noch hier bin. Dass ich genau jetzt diese Zeilen schreiben darf.

Zweitens: Ich weiß jetzt, was Resilienz wirklich bedeutet. Resilienz heißt: Vorbereitung trifft auf Herausforderung. Es bedeutet, heute die Ressourcen zu entwickeln, die wir morgen brauchen.

Drittens: Der beste Moment, um sich um die eigenen Emotionen und die eigene Resilienz zu kümmern, ist jetzt.

 

Genau deshalb liegt mir meine Arbeit – als Forscher, Trainer und Speaker – so sehr am Herzen. Jeden Tag begleite ich Menschen dabei, ihre emotionale Kompetenz zu stärken: in der Eilert-Akademie, auf Bühnen, in Unternehmen und in der Forschung. Besonders berührt es mich, dass auch Jana mit diesem Buch genau dafür einsteht und dieses so wichtige Thema einer breiten Öffentlichkeit zugänglich macht. Unsere gemeinsame Vision: eine Gesellschaft, in der wir emotionale Intelligenz nicht nur als persönliche Fähigkeit begreifen, sondern als Grundlage dafür, Resilienz zu entwickeln, Stress gesünder zu bewältigen und unsere mentale Gesundheit sowie unser Wohlbefinden zu stärken – auf individueller und kollektiver Ebene.

Aber: Wenn wir beginnen, an uns zu arbeiten, heißt das Veränderung. Und Veränderung fällt uns oft schwer. Woran das liegt? Weil unser Gehirn Veränderung mit Unsicherheit verbindet. Und Unsicherheit aktiviert die Amygdala (s. Glossar), unser emotionales Frühwarnsystem.

Wenn wir unsere Muster im Denken, Fühlen oder Handeln verändern wollen, muss unser Gehirn sie in einen Bearbeitungsmodus schalten. Die synaptischen Verbindungen werden dann instabil. Diese Instabilität ist nötig, um einen neuen Gleichgewichtszustand zu finden.

Doch: Unser Gehirn erlaubt diese Instabilität nur, wenn wir uns sicher fühlen. Fehlt dieses Gefühl von Sicherheit, blockiert es die Veränderung. Und genau hier liegt die größte Hürde, wenn wir neue Wege im Umgang mit Stress oder mit als schwierig erlebten Emotionen suchen.

Was wir also brauchen, ist innere Sicherheit. Sicherheit, die nicht davon abhängt, ob das Außen gerade stabil ist – sondern die wir in uns selbst aufbauen können.

Genau dabei helfen die Techniken, die ich dir in diesem Kapitel vorstelle. Sie unterstützen dich dabei, deine emotionale Ressourcenbasis zu stärken und in stressigen Momenten Stabilität in dir selbst zu finden. So schaffst du die Voraussetzungen, um Veränderungen überhaupt erst zu ermöglichen.

In diesem Kapitel zeige ich dir zwei meiner wirkungsvollsten Techniken, die am aktuellen Stand der Forschung ausgerichtet sind:

ein tägliches Ritual, um deine emotionalen Ressourcen zu stärken.

Eine Technik, mit der du akuten emotionalen Stress regulieren kannst – und zwar ohne dass es jemand merkt.

Für mehr emotionale Stärke. Mehr Resilienz. Mehr Klarheit. Für dein Leben.

Das tägliche Mesource®-Meetup – dein emotionales Fitnessstudio

Emotionale Flexibilität und mentale Stärke entstehen nicht durch große Veränderungen über Nacht. Sie entwickeln sich durch kleine, regelmäßige Impulse – vergleichbar mit dem Training im Fitnessstudio. Genauso wie wir unsere körperliche Fitness durch Bewegung und gesunde Routinen stärken, können wir auch täglich unsere emotionale Fitness trainieren.

Das Mesource®-Meetup ist genau dafür gemacht: ein kurzes Abendritual, mit dem du sechs ganz besondere emotionale Ressourcen stärkst – ich nenne sie »emotionale Super-Ressourcen«. Unzählige Studien zeigen: Diese sechs angenehmen Emotionen wirken sich nicht nur auf unser subjektives Wohlbefinden aus. Sie beeinflussen auch deine kognitive Flexibilität, deine Fähigkeit zur Emotionsregulation, fördern nachweislich deine Stresselastizität, und sind sogar mit einem verringerten Risiko für Angststörungen, Depressionen und körperliche Erkrankungen verbunden.

Warum? Weil sie alle mit einer erhöhten Herzratenvariabilität (HRV) (s. Glossar) verbunden sind. Die HRV ist in der Wissenschaft ein zentraler Marker dafür, wie flexibel dein Nervensystem zwischen Aktivierung und Entspannung wechseln kann. Eine hohe HRV zeigt: Dein Organismus kann sich gut an wechselnde Anforderungen anpassen – eine entscheidende Voraussetzung, um in stressigen Situationen resilient zu reagieren.

 

Die sechs emotionalen Super-Ressourcen:

Stolz: stärkt dein Selbstwertgefühl und deine Motivation, Ziele zu verfolgen

Entspannung: beruhigt dein Stressnetzwerk und fördert Erholung

Dankbarkeit: unterstützt deine emotionale Balance und Verbundenheit

Ehrfurcht: erweitert deine Perspektive und reduziert Grübeln

Mitfreude: vertieft soziale Bindungen und stärkt Zugehörigkeit

Flow: fördert Leichtigkeit und das Aufgehen im Moment

 

Die sechs Aktivierungsfragen für dein Mesource®-Meetup:

Stelle dir abends die folgenden sechs Fragen. Nach jeder Antwort schließe die Augen und spüre für mindestens 15 Sekunden das jeweilige Gefühl in deinem Körper.

Stolz: Was habe ich heute durch mein Handeln erreicht, worauf ich stolz bin?

Entspannung: In welchem Moment konnte ich heute besonders gut entspannen?

Dankbarkeit: Wofür bin ich heute dankbar?

Ehrfurcht: Wo habe ich heute etwas erlebt, das mich positiv staunen oder Ehrfurcht empfinden ließ?

Mitfreude: Was war heute ein Moment der Mitfreude, in dem ich mich mit einem anderen Menschen bzw. einem anderen Lebewesen positiv verbunden gefühlt habe?

Flow: Wann bin ich heute in einer Tätigkeit ganz aufgegangen und habe alles um mich herum vergessen?

 

Wenn du magst, kannst du zusätzlich jeweils kurz die Körperhaltung einnehmen, die zu jeder Emotion passt. Auch das verstärkt die Wirkung.

Dieses Ritual trainiert deine emotionale Flexibilität. Es hilft dir, auch an fordernden Tagen angenehme emotionale Zustände bewusst zu aktivieren – eine Fähigkeit, die dir in herausfordernden Momenten den entscheidenden Unterschied ermöglicht.

Stress regulieren mit Resonanzatmung

Emotionale Fitness bedeutet aber nicht nur, angenehme Emotionen aktivieren zu können. Es bedeutet auch, in stressigen Momenten aktiv Einfluss auf deinen Körper und dein Nervensystem zu nehmen. Die wirkungsvollste Technik dafür ist die Resonanzatmung.

Sie nutzt einen faszinierenden physiologischen Mechanismus: Wenn du in einem bestimmten Rhythmus atmest – vier Sekunden ein und sechs Sekunden aus –, bringst du Herz und Gehirn in Einklang. Diese Atemfrequenz verstärkt deine Herzratenvariabilität (HRV) und aktiviert dein körpereigenes »Stressbremssystem«, den Parasympathikus. Gleichzeitig wird der präfrontale Cortex – also der Bereich in deinem Gehirn, der Emotionsregulation und rationales Denken ermöglicht – stimuliert.

 

Studien zeigen, dass die Resonanzatmung

die Emotionsregulation verbessert.

dabei hilft, schneller von Stress in einen ausbalancierten Zustand zu wechseln.

kognitive Kontrolle unterstützt und die Fähigkeit fördert, gelassen zu bleiben – selbst in schwierigen Situationen.

 

So geht’s:

Atme vier Sekunden ein (durch die Nase).

Atme dann sechs Sekunden aus (durch leicht gespitzte Lippen oder die Nase).

Achte auf sanfte Bauchatmung (Zwerchfellatmung).

Schon zwei bis fünf Minuten Resonanzatmung können spürbare Effekte haben.

Das Entscheidende: Diese Atemtechnik wirkt nicht nur top-down – also vom Gehirn ausgehend. Sie wirkt auch bottom-up: Deine Atmung sendet Signale an das Herz, das dann die Emotionsregulation im Gehirn unterstützt. Kurz gesagt: Du kannst durch deinen Atem dein Gehirn dabei unterstützen, besser mit Stress umzugehen.

Fazit: Emotionale Fitness für deinen Alltag

Das Mesource®-Meetup stärkt deine emotionale Ressourcenbasis. Die Resonanzatmung hilft dir, akuten Stress direkt zu regulieren. Gemeinsam bilden sie dein persönliches emotionales Fitnessstudio. Sie fördern nicht nur deine emotionale Flexibilität, sondern auch deine Fähigkeit, in entscheidenden Momenten resilient zu reagieren.

Denn emotionale Fitness ist mehr als ein tägliches Ritual. Sie ist deine Entscheidung, jeden Tag ein Stück mehr die Person zu werden, die auch in stürmischen Zeiten klarsieht, handlungsfähig bleibt und sich selbst vertrauen kann.

Du trainierst nicht nur für den Alltag. Du trainierst für deine innere Sicherheit, für deine innere Stärke, für die Momente, die wirklich zählen. Für dein Leben.

Leise, laut, erwartet oder völlig überraschend – wie sich der Jetzt-Moment zeigen kann

»Und dann war da dieses eine Jetzt.

Und das war lauter als alles,

was ich mir zuvor leise gedacht hatte.«

Wenn ich heute auf die unzähligen Gespräche zurückblicke, die ich in den letzten zehn Jahren führen durfte – mit Menschen, die mir auf Lesungen ihre Geschichte anvertraut haben, mit Coaches, die Tränenprotokolle in ihren Kalendern führen, mit Menschen, die auf Social Media schreiben: »Ich kann nicht fassen, dass ich dir das schreibe!«, oder mit Betroffenen, die in Selbsthilfegruppen plötzlich aufrecht sitzen, weil sie sich selbst wieder spüren –, dann gibt es eine Sache, die sich wie ein roter Faden durch all diese Geschichten zieht: Es gibt diesen Moment. Diesen einen stillen, manchmal auch ohrenbetäubend lauten Bruchteil einer Sekunde, in dem sich alles verändert. Kein Plan. Kein Neujahrsvorsatz. Kein sanftes Hineingleiten in eine neue Lebensphase. Sondern ein klares, kompromissloses Jetzt.

 

Eine Frau, die seit Jahren in einer Beziehung lebte, in der sie sich selbst verloren hatte, erzählte mir, dass sie morgens in der Küche stand, ein Glas Wasser in der Hand, und auf den Kühlschrank starrte. Sie sah den Einkaufszettel, die Urlaubspostkarte von Freunden, das Klassenfoto ihres Sohnes – und plötzlich wusste sie, dass sie gehen würde. Nicht später. Nicht, wenn das Kind größer wäre. Nicht, wenn sie genug Mut gesammelt hätte. Jetzt. Sie stellte das Glas ab, rief eine Freundin an und bat sie, ein Gästezimmer vorzubereiten.

 

In einer Coachingrunde sprach ein junger Mann davon, wie er nachts aufwachte – schweißgebadet, mit einem Satz in seinem Kopf: Wenn ich jetzt nichts ändere, werde ich in zehn Jahren genau hier liegen – nur leerer. Am nächsten Morgen kündigte er seinen Job. Nicht, weil er einen besseren hatte. Sondern weil er wusste, dass der Schmerz, zu bleiben, größer war als die Angst, zu gehen.

 

Diese Momente wirken von außen oft wie spontane Eingebungen. Wie ein plötzlicher Geistesblitz oder als hätte das Universum kurz das Megafon rausgeholt. Doch wer genau hinhört, merkt schnell: Diese Entscheidungen werden nicht plötzlich getroffen. Sie sind das Ergebnis eines inneren Dramas, das oft über Jahre still im Hintergrund lief. Innere Unzufriedenheit, emotionale Erschöpfung, ein nagendes Gefühl von So kann es nicht weitergehen. Und dann kommt dieser Punkt, an dem der innere Widerstand nicht mehr lauter ist als das, was unter der Oberfläche schon längst bereit ist. So, als hätte das eigene Leben höchstpersönlich einen Brief geschrieben. Handschriftlich. In Großbuchstaben. Mit nur einem Wort: JETZT.

Was mich daran so fasziniert, ist, dass all diese Menschen unabhängig voneinander beschreiben, wie sie diesen Moment körperlich gespürt haben: ein Kribbeln, eine Enge, ein Ziehen im Bauch, Tränen, Zittern, Gänsehaut. Ein junger Vater sagte mir: »Es war, als hätte jemand den Vorhang weggezogen. Plötzlich war alles klar. Ich war müde vom Warten auf Mut.«

 

Was diesen Jetzt-Moment so besonders macht, ist nicht, dass er existiert – sondern dass wir ihn erkennen. Dass wir ihn zulassen. Denn er unterscheidet sich von einem bloßen Wunsch oder einem halbherzigen Vorsatz genau dadurch: Man zweifelt nicht mehr. Man redet nicht mehr darüber. Man macht.

Und genau deshalb lohnt es sich, diesem Kapitel Raum zu geben: weil es nicht nur um den Moment selbst geht, sondern um die vielen stillen inneren Kämpfe davor. Um das zarte Pflänzchen Hoffnung, das im Verborgenen wächst, bis es eines Tages ruft: »Jetzt!«

Wenn Klarheit einschlägt wie ein Blitz

Eine Frau mittleren Alters erzählte mir, dass sie auf einer Parkbank saß, mit einem Coffee-to-go in der Hand und dem dröhnenden Lärm der U-Bahn im Hintergrund, als ihr klar wurde, dass sie ihre Firma verlassen musste. Sie hatte jahrelang durchgehalten, sich durch Meetings und Strategiepapiere gekämpft, nachts von Ex-Cellisten geträumt. Und dann: Ein wärmender Sonnenstrahl auf ihrer Schulter, das Lachen eines Kindes in der Ferne – und alles war klar. Sie beschrieb es, als wäre der Lärm in ihr verstummt. Kein inneres Für und Wider mehr, kein »Aber was, wenn …?« – nur noch diese stille Gewissheit, dass es vorbei war. Und dass es gut so war.