Manhattan 2060 - Masterplan - Dan Adams - E-Book

Manhattan 2060 - Masterplan E-Book

Dan Adams

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Beschreibung

Der Tribeca-Konzern ist in Aufruhr: Nadine Usher wird wegen Mordes an einem Untergebenen gesucht. Harris, der Stellvertreter des ominösen Mr. K, sieht sich zu drastischen Maßnahmen gezwungen, um Captain Kirkland von weiteren Nachforschungen abzuhalten. Mike, Liberty und die Cops vom D.S.O. kämpfen an zu vielen Fronten - da offenbart Mr. K seinen Plan für eine neue Weltordnung ...

Über Manhattan 2060:

New York in naher Zukunft: In den Straßen tobt ein Krieg zwischen rivalisierenden Drogen-Gangs. Mike Quillan vom Department of Special Operations versucht mit seinem neuen Partner Cole Scott die eskalierende Gewalt einzudämmen. Währenddessen ermittelt Captain Kirkland undercover gegen den mächtigen Konzern Tribeca. Doch sein eigener Vorgesetzter legt ihm Steine in den Weg. Nach und nach stoßen die Cops vom D.S.O. auf einen skrupellosen Plan, der viele Leben kosten wird. Während New York im Chaos versinkt, müssen die Polizisten sich auf ihre eigenen Fähigkeiten und ihre wenigen Verbündeten verlassen, um die Wahrheit ans Licht zu bringen und die Gerechtigkeit wiederherzustellen.

Tauche ein in spannende Cyberpunk-Action von Dan Adams! Alle Bände der D.S.O. Cops:

Manhattan 2058
Manhattan 2059 - Eternity
Manhattan 2060 - Meltdown (1)
Manhattan 2060 - Infiltration (2)
Manhattan 2060 - Masterplan (3)

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!

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Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Über diese Folge

Manhattan 2060

Titel

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Epilog

Über den Autor

Impressum

 

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Über diese Folge

Der Tribeca-Konzern ist in Aufruhr: Nadine Usher wird wegen Mordes an einem Untergebenen gesucht. Harris, der Stellvertreter des ominösen Mr. K, sieht sich zu drastischen Maßnahmen gezwungen, um Captain Kirkland von weiteren Nachforschungen abzuhalten. Mike, Liberty und die Cops vom D.S.O. kämpfen an zu vielen Fronten – da offenbart Mr. K seinen Plan für eine neue Weltordnung …

Manhattan 2060

New York in naher Zukunft: In den Straßen tobt ein Krieg zwischen rivalisierenden Drogen-Gangs. Mike Quillan vom Department of Special Operations versucht mit seinem neuen Partner Cole Scott die eskalierende Gewalt einzudämmen. Währenddessen ermittelt Captain Kirkland undercover gegen den mächtigen Konzern Tribeca. Doch sein eigener Vorgesetzter legt ihm Steine in den Weg. Nach und nach stoßen die Cops vom D.S.O. auf einen skrupellosen Plan, der viele Leben kosten wird. Während New York im Chaos versinkt, müssen die Polizisten sich auf ihre eigenen Fähigkeiten und ihre wenigen Verbündeten verlassen, um die Wahrheit ans Licht zu bringen und die Gerechtigkeit wiederherzustellen.

DAN ADAMS

TEIL 3MASTERPLAN

Kapitel 1

Quillan überprüfte seine Kampfmontur. Die schwarze Schutzweste saß wie immer etwas zu eng, der Gurt des Schnellfeuergewehrs drückte auf seine Schulter, und der Helm roch nach Desinfektionsmittel.

Er drängte sich mit den anderen zusammen in den engen Laderaum des Fat Frog. Don Bartusiak hatte das Cockpit übernommen.

Cole saß Quillan gegenüber und schaute immer wieder ungläubig auf das Abzeichen an seinem Ärmel. Kurz bevor sie in die Bunker unterhalb Manhattans ausrückten, hatte Astrapovic ihn überraschend zum Sergeant befördert. Die Zeremonie war so schnell wie formlos zwischen Einsatzbesprechung und Aufbruch über die Bühne gegangen.

»Muss ich jetzt Sir zu dir sagen?«, fragte Quillan, was Cole mit einem Grinsen erwiderte. »Natürlich.«

Sie lachten. »Du hast es dir echt verdient. Das war längst überfällig.« Dann fragte er: »Wie hast du Bruninger eigentlich davon überzeugt, dass ich wieder fit bin? Ich dachte, ich sollte ausschlafen.«

»Beschwerst du dich etwa?«

»Na ja. Ein bisschen vielleicht. Nach dem, was mit Kendra abgegangen ist, hätte ich mich darüber gefreut, wenn mal keiner auf mich schießt.«

»Ich hab für dich gebürgt und ihr das Versprechen gegeben, dass ich ein Auge auf dich haben werde. Also bleib am Ball, und die Sache wird wie am Schnürchen laufen.«

»Ich war einfach nur müde. Als es drauf ankam, hab ich doch funktioniert, oder nicht? Frag Kendra.«

»Läuft da eigentlich was?«

»Nein, gar nichts.«

»Du warst übrigens ganz schön frostig zu Liberty. Sie hat sich entschuldigt. Was willst du denn noch?«

»Sie soll mich nur in Ruhe lassen. Die Sache mit ihr ist aus und vorbei.«

»Ach ja? Sag das mal deinem Gesicht.«

Quillan winkte ab. »Das mit uns hätte nicht geklappt.«

»Red’s dir nur ein. Aber ich hab Augen im Kopf, und ich kann ganz genau sehen, dass du sie immer noch magst.«

Quillan hatte keine Lust, weiter über sein Privatleben zu reden. Er lehnte sich zurück, verschränkte die Arme und machte die Augen zu. Die Ausgangssituation für ihren heutigen Einsatz gefiel ihm persönlich nicht. Dass sie ausgerechnet im Cascada abgesetzt würden, sorgte bei ihm für ein mulmiges Gefühl und schlechte Erinnerungen.

Im Cascada hatte er seinen ersten richtigen Einsatz für das D.S.O. gehabt und sich im Kampf gegen die Ghule gleich eine Kugel und einen Rüffel von Liberty eingefangen.

Zwei Jahre war das schon her, ihm kam es wie gestern vor.

»Befinden uns im Landeanflug aufs Ziel. SWAT-Einheiten Alpha und Delta melden Annäherung an ihre Eintrittspunkte. Ankunft in vier beziehungsweise sechs Minuten.«

»Verstanden«, antwortete Astrapovic. »Alle für den Ausstieg bereit machen.«

Die Außenkameras, die mit einem Holoprojektor verbunden waren, zeigten die verwitterte Fassade des Cascada.

»Detective Halskjard! Helm aufsetzen. Taktikdisplay einschalten«, befahl Astrapovic. »Sergeant Scott. Kontaktieren Sie Mr Skeeter. Sagen Sie ihm, dass wir kommen.«

Cole wählte die Nummer des Undergrounders, der sich sogleich meldete. Sie sprachen kurz miteinander. Quillan hörte nur mit einem Ohr hin, wobei er den Kinnriemen seines Helms schloss und das kugelsichere Visier herunterklappte, das sein Gesicht bis zum Kinn bedeckte.

»Skeeter wartet in der untersten Parkebene auf uns«, sagte Cole, nachdem er das Gespräch beendet hatte.

Astrapovic nickte bestätigend.

Mit dem Zischen der Hydraulik fuhren die Landestützen aus, und Don Bartusiak setzte den Fat Frog auf dem Platz vor dem Haupteingang auf.

Überall standen Schrottautos. Zerfetzte Plastiktüten wurden durch den Abgasstrahl der Turbinen in der Luft herumgewirbelt, bevor sie langsam wieder zu Boden sanken.

Die Seitentüren öffneten sich. Bugbear und Serafine Hosh waren die Ersten, die mit angelegtem Gewehr die Umgebung sicherten, bevor sich die gesamte Gruppe auf den Weg zum Haupteingang machte.

Die unterste Front des Hotels besaß weder Fenster noch Türen. Was an Glas übrig geblieben war, ragte spitz aus den Rahmen heraus.

Mit eingeschalteten Taschenlampen, die durch Magnete unter den Läufen ihrer Gewehre hafteten, leuchtete das Team ins Innere des Gebäudes. Für einen Augenblick sahen sie huschende Schatten, die gleich in dunkle Gänge abbogen oder in ebenso dunklen Räumen verschwanden. Das Hotel glich einer verfallenen Ruine, doch unbewohnt war sie weder damals gewesen noch heute. Nichts, was er sah, erinnerte Quillan an seinen ersten Besuch hier. Nur der verwitterte und von grauem Dreck überzogene Schriftzug über dem Eingang verwies darauf, dass es sich wirklich um das Cascada handelte.

Sie durchquerten die Lobby und betraten den mit Schutt und Abfall überladenen Innenhof, in dessen Mitte der Treppenabstieg in die unteren Parkebenen lag.

Von dem Glasdach, das den Innenhof einst überspannt hatte, war nur ein rostiges Eisengerüst übrig geblieben. Den Fliesenboden durchzogen Risse, in denen sich Schmutz und stinkendes Brackwasser gesammelt hatten.

Das Tageslicht an diesem späten Nachmittag war grau und reichte kaum bis zum Boden. Die Strahlen der Taschenlampen mussten für Helligkeit sorgen. Hin und wieder sahen sie jemanden, der gleich davonhuschte und sich versteckte – wie eine Ratte, die nur die Dunkelheit schätzte.

Astrapovic trug einen Signalverstärker, den sie nun einschaltete. In dem weitläufigen Bunkersystem war eine fehlerfreie Übertragung kaum möglich. Der Verstärker reduzierte das Risiko, die Verbindung gänzlich zu verlieren, auf ein Minimum.

Gleichzeitig schaltete sie das Taktikdisplay ein, das sie sich auf den linken Unterarm geschnallt hatte. Ein rotes Licht begann zu blinken. Quillan und die anderen sahen es in der Holodarstellung in den Helmvisieren.

»Don. Kommt das Positionssignal bei Ihnen an?«, fragte Astrapovic.

»Klar und deutlich, Lieutenant.«

»Gut, geben Sie es an Team Alpha und Delta weiter. Sie sollen sich in Bereitschaft halten. Wir gehen jetzt rein und erkunden alles. Ich melde mich wieder. Astrapovic – Ende. Gut. Gehen wir.« Astrapovic übernahm die Führung und setzte als Erste einen Fuß auf die schmale Wendeltreppe, die in die untersten Etagen des Parkhauses hinabführte.

Je tiefer sie kamen, desto dunkler wurde es. Die Wände waren feucht, die Treppe mit Rost und Grünspan überzogen, der jeden Schritt zu einem Abenteuer machte.

Es stank derart nach Kot und Urin, dass selbst der hartgesottene Bugbear angewidert die Nase krauszog und noch etwas heftiger auf seiner Zigarre kaute, als er es üblicherweise tat.

Nach ein paar Minuten erreichten sie die tiefste Parkebene. Früher – Ghulterritorium. Jetzt nur noch Lebensraum für Spinnen und katzengroße Ratten. Fiepend suchten sie das Weite, als Bugbear zwei Leuchtgranaten zündete.

Sie verschafften sich einen Überblick und entdeckten inmitten der zahlreichen Autowracks auch drei Fahrzeuge, die ihnen als durchaus fahrtüchtig erschienen.

Die Gruppe wich vom Weg ab, den ihnen das Helmdisplay anzeigte, um die beiden Autos und den Transporter genauer in Augenschein zu nehmen.

»Das sind Kurierfahrzeuge … für den Drogentransport«, rief Skeeter, der hinter einer der Säulen hervortrat. Gleich drei Gewehrläufe richteten sich auf ihn, was ihn dazu brachte, hastig die Hände über den Kopf zu nehmen.

»Immer mit der Ruhe. Das ist Skeeter«, sagte Cole und ging zu ihm. »Schön, dass Sie da sind. Nehmen Sie die Hände ruhig wieder runter.« Er wies nach hinten und stellte die anderen vor. »Mike kennen Sie ja schon, das da sind Bugbear, Serafine und Lieutenant Astrapovic. Sie leitet den Einsatz.«

Skeeter salutierte, indem er sich an die Stirn tippte. »Heyoh, Freunde. Wie sieht’s aus? Sollen wir los?«

»Immer langsam«, antwortete Astrapovic, »zuerst machen wir die Fahrzeuge unbrauchbar.« Sie zückte ihr Kampfmesser und zerstach die Reifen des Transporters. Serafine und Bugbear kümmerten sich um die Autos. Dann ging es weiter.

Sie folgten Skeeter zu einem rostigen Gitter, das den Zugang zum Entlüftungssystem versperrte. Die dazugehörigen Pumpen arbeiteten schon lange nicht mehr, dementsprechend faulig und abgestanden roch die Luft.

»Ist ’n alter Ghultunnel. Ist aber schon lange safe. Ich geh hier oft rein.«

Er stellte sich neben das Gitter wie ein Türsteher vor einem Nachtclub und winkte Bugbear heran. »Du siehst kräftig aus. Kannst du das mal wegräumen?«

»Wieso machst du das nicht selbst?«, knurrte der Norweger.

»Hab mir den Rücken gezerrt.« Skeeter lehnte sich gegen die Wand und wartete ab.

Erst jetzt bemerkte Quillan, dass Skeeter eine graue, oft ausgebesserte Gummihose mit integrierten Stiefeln trug, die ihm bis zur Brust reichte. Am breiten Gürtel baumelte ein aufgerolltes Seil neben einer Pistole. Auf dem Rücken trug er einen Rucksack, der dem Anschein nach nicht allzu viel wog. An verschiedenen Karabinerhaken hingen ein Handscheinwerfer und ein halbes Dutzend leerer Beutel. Platz für Beute, mutmaßte Quillan. Seinen Kopf schützte Skeeter mit einem alten Militärhelm, an dem er links und rechts je eine Lampe angeschraubt hatte.

Inzwischen hatte Bugbear das Gitter mit einer Leichtigkeit aus der Verankerung gehoben, als bestünde es für ihn aus Papier. Dahinter lag ein niedriger Tunnel, zu niedrig, um aufrecht darin stehen zu können. »Ich geh mal vor. Danke, Großer«, sagte Skeeter und klopfte Bugbear auf die Schulter, bevor er eine der Helmlampen einschaltete und voranging.

»Gibt es hier wirklich keine Ghule mehr?«, fragte Serafine, der es nicht gelang, ihre Anspannung zu verbergen.

»Man soll nie nie sagen, aber ich habe schon seit Monaten keine mehr gesehen.«

»Und wenn schon? Wenn wir doch welchen begegnen, treten wir ihnen in den Arsch«, erwiderte Bugbear mit breitem Grinsen. Offenbar erfreute ihn die Möglichkeit, dass Serafine recht haben könnte. Quillan schüttelte verständnislos den Kopf und stellte sich die Frage, was im Leben des Norwegers falsch gelaufen war, dass er bei so was Spaß hatte.

Der Kanal teilte sich nach wenigen Metern bereits dreiteilig auf. Skeeter wählte den Weg geradeaus, der wiederum nach vierzig Metern in einem hohen Schacht endete. Weit über ihnen klapperten die Blätter eines riesigen Ventilators, der früher Teil des Belüftungssystems gewesen war. Nun diente er Tauben als Nistplatz.

Der Tunnel führte weiter in die Dunkelheit hinein, bis Skeeter vor einer Leiter anhielt, durch die man zu einem Entlüftungsschacht gelangte. »Wir gehen da rauf, das ist zwar unbequem und ein Umweg, aber viel sicherer.«

Einer nach dem anderen stiegen sie die Leiter hinauf.

»Könnte ein bisschen eng werden«, warnte Skeeter, und tatsächlich war der Schacht noch etwas niedriger und schmaler, sodass sie gebückt gehen mussten und Bugbear kaum hineinpasste.

Gelegentlich drang ein nicht zu definierendes Geräusch aus dem Schachtlabyrinth zu ihnen, was Skeeter aber nur ein müdes Schulterzucken entlockte. »Das ist der Untergrund. Hier hört man schon mal Dinge, die man an der Oberfläche nicht hört«, erklärte er und ging weiter.

Nach einer Weile, in der sie geradeaus, links und rechts gegangen, Leitern hinauf- und wieder hinabgestiegen waren, kamen sie in einen Bereich der Bunkeranlage, der durch Explosionen zum Einsturz gebracht worden war.

Riesige Betonbrocken lagen wie Dominosteine übereinander. Zerrissene Kabel, zerbrochene Abwasserrohre und verbogene Stahlarmierungen ragten daraus hervor oder hingen von den Decken herab. Beständig tropfendes Wasser hatte den Kalk aus dem Beton gewaschen und Stalagmiten und Stalaktiten gebildet, die Skeeter mit dem Licht seiner Helmlampen zum Funkeln brachte. Dabei wies er auf ein großes Tor, das halb unter Schutt begraben lag.

»Dahinter hat man die Vergessenen eingesperrt«, flüsterte er den anderen fast ehrfürchtig zu.

»Sagen Sie uns nicht, dass wir da langmüssen.« Cole packte ihn am Arm und wies auf das Tor.

»Keine Sorge. Das ist ein Ort, da gehe selbst ich nicht hin. Nein, nein. Wir müssen da lang.«

Er wies auf ein unscheinbares Loch, das die Explosion in eine der Wände gerissen hatte. Um dorthin zu gelangen, mussten sie klettern.

»Wo sind wir hier?«, fragte Serafine, die ihr Gewehr gegen die Pistole getauscht hatte und ängstlich den Blick schweifen ließ.

»Das ist der älteste Teil der Central-Park-Bunker. Die anderen wurden darübergebaut. Ein Stück hinter dem Tor beginnt die Mauer. Das sind längst vergessene Wege. Die kennt kaum noch einer. Nur Ghule und Undergrounder.« Er grinste. »Wir sind wie Mäuse. Keiner wird ahnen, dass wir kommen.«

»Gibt’s irgendwelche Sicherheitssysteme? Fallen? Wachen?«, fragte Quillan.

»Beim letzten Mal nicht. Darum ja auch der kleine Umweg.«

»Kleiner Umweg? Wir sind schon seit zwei Stunden hier unten«, beschwerte sich Serafine.

»Angst im Dunkeln?«, fragte Skeeter.

»Leck mich!«

»Genug. Wie weit ist es noch?« Astrapovic leuchtete auf den Durchbruch in der Wand, der in zwei Metern Höhe lag.

»Zwanzig Minuten, höchstens.«

»Wäre es dann nicht an der Zeit, die Verstärkung zu rufen und hier auf sie warten?«, schlug Serafine vor.

Astrapovic stimmte zu und rief über die Comverbindung nach Bartusiak. Die Leitung blieb stumm. Sie versuchte es erneut – wieder nur Rauschen. Auch ihr Taktikdisplay hatte die Verbindung zur Basis verloren. Aufgezeichnete Daten und Wegmarkierungen wurden nicht übertragen. Sie versuchte es von einer anderen, höher gelegenen Stelle aus erneut. »Die Verbindung ist tot.«

»Was machen wir denn jetzt? Gehen wir weiter oder kehren wir um?« Quillan hatte sich auf einen der Brocken gesetzt und den Helm abgenommen. Neben der belastenden Stille herrschte hier unten auch eine erdrückende Hitze.

»Lieutenant, wir sollten uns die Kerle schnappen. Wir haben genug Munition dabei, um denen richtig die Hölle heißzumachen, sollte es drauf ankommen.«

»Passiert zwar nicht oft, aber ich sehe das wie Buggy«, sagte Cole, »die sind hier, wir sind hier, bringen wir es zu Ende.«

Skeeter wich zurück und hob abwehrend die Hände. »Nur um eins klarzustellen. Ich bring euch hin und wieder zurück. Wenn ihr rumballern wollt, halte ich mich raus.«

»Mehr verlangt auch niemand von Ihnen«, sagte Astrapovic. »Gehen wir weiter. Augen offen halten. Mr Skeeter! Sie gehen voran.«

»Skeeter oder Skeet, kein Mister, okay?«, stellte er klar, um dann auf das Loch in der Wand zu weisen. »Da geht’s lang. Passt aber auf. Da oben geht es in einen Wartungsschacht. Ist eng. Wir werden also kriechen müssen.«

»Scheiße! Was auch sonst? Wenn wir hier fertig sind, brauch ich ’ne Massage.« Bugbear wog den Kopf nach links und rechts und ließ die Wirbel knacken.

In einem Mauerriss unterhalb des Durchbruchs steckte ein Metallfragment, das Skeeter dort bereits vor längerer Zeit als Tritthilfe angebracht hatte.

In dem Wartungsschacht lagen Betonstaub und Rattenkot, den sie beim Kriechen aufwirbelten, was Quillan in der Nase kitzelte. Er musste sich zusammenreißen, um sich nicht zu ekeln oder niesen zu müssen. Der Staub klebte in seinem verschwitzten Gesicht. Es juckte ihn am ganzen Körper. Er hasste es und fragte sich, wie jemand wie Skeeter das Leben hier unten mögen konnte.

»Schh!«, kam es von vorn, und alle verharrten in der Bewegung.

Es wurde geflüstert. Zu leise, Quillan konnte nichts verstehen. Ihm blieb nichts anders übrig, als dazuliegen, abzuwarten und Cole auf den Hintern zu schauen.

Plötzlich war das leise Sirren eines Mulitools zu hören. Eine Schraube rollte klimpernd zu Boden, dann eine zweite, dritte, vierte.

Quillan spähte an Coles Hintern vorbei nach vorn und sah zu, wie Skeeter ein schmales Gitter beiseiteschob und aus dem Wartungsschacht hinauskroch.

Sie kamen in einen Tunnel, breit genug, um ihn mit einem Lastwagen durchfahren zu können.

An den Wänden stand in riesigen Buchstaben Sektor D. Zutritt nur für Personal mit Freigabe Rot.

An der Decke verliefen Reihen von nutzlos gewordenen Neonlichtern. Das Ende des Tunnels war weder in die eine noch die andere Richtung zu sehen.

Skeeter kramte einen alten Bauplan aus seinem Rucksack, den er auf dem Boden ausbreitete. Er beschwerte die Ecken, da ein leichter, aber beständiger Wind wehte, dessen Ursprung sie nicht ausmachen konnten.

Im Licht seiner Helmlampe tippte er auf die eingezeichneten Kreise, die von unten nach oben mit D, C, B und A gekennzeichnet waren und wie die Schichten einer Torte übereinanderlagen. In der Bunkermitte gab es einen Lastenaufzug, der die einzelnen Ebenen miteinander verband. Daneben verlief ein Treppenhaus, das den gleichen Zweck erfüllte.

»Wir sind jetzt hier«, erklärte Skeeter, zeigte auf Ebene D und einen Tunnel, der im Kreis um die Bunkeranlage herumführte.

Zu den anderen Etagen gab es Auf- und Abfahrten.

Oberhalb von Sektor A wies eine rote Markierung auf die Ausfahrt aus dem Bunkerkomplex.

»Existiert die noch?«, wollte Quillan wissen.

»Nein, die wurde gesprengt und zugeschüttet. Da steht jetzt ein Teil der Mauer drauf.«

»Ist ja faszinierend.« Cole klang ungeduldig. »Sagen Sie uns lieber, wo wir langmüssen.«

Sie bildeten eine V-Formation mit Skeeter und Astrapovic an der Spitze. Der Undergrounder führte sie an abgestellten Trucks vorbei, deren platte Reifen und allgegenwärtiger Staub darauf schließen ließen, dass sie schon seit Jahrzehnten hier unten standen.

Gleich dahinter lag ein offenes Tor, das in eine Wartungshalle mit Gruben und Hebebühnen führte.

Rechts stand eine große Betankungsanlage, deren Tanks im Boden eingelassen worden waren. Nur die Einfüllstutzen ragten daraus hervor.

»Voilà. Da wären wir«, sagte Skeeter. Geradeaus gab es ein geschlossenes Rolltor, auf das er nun zeigte. »Da ist der Hintereingang. Ihr müsst rauf auf Ebene C. Ich bleibe und werde euch von hier aus unterstützen.« Er nahm den Rucksack ab, setzte sich auf einen Drehstuhl, der vor einer Monitorwand stand, und öffnete die Verschlüsse.

Cole baute sich vor ihm auf. »Ich hab die Holos gesehen. Sie waren doch viel näher dran. Von wo aus haben Sie die aufgenommen?«

»Von hier aus.« Er wippte auf dem Stuhl. »Damit.« Skeeter hatte gefunden, nach was er gesucht hatte. In seiner Hand hielt er eine Drohne in Form einer Krabbe, nicht größer als eine Zigarettenschachtel.

Vorn, über zwei kurzen Armen, die in spitzen Klauen endeten, saß eine 360-Grad-Kamera.

Skeeter drückte einen Button. Das Kameraauge begann grün zu leuchten. Die sechs Beinchen, auf denen sich die Drohne fortbewegte, klappten aus dem gedrungenen Unterleib. Mit einer Fernbedienung setzte er sie in Bewegung und steuerte sie auf einen Belüftungsschacht in drei Metern Höhe zu. Die glatten Wände bereiteten ihr dabei keine Probleme. »Gutes Teil. Die benutz ich immer, wenn ich ein Areal nicht kenne und mich erst mal umsehen will.«

»Dann waren Sie gar nicht selbst da?«

»Nein, wozu auch? Sah mir zu gefährlich aus. Zu viele Leute mit Knarren. Jetzt guck nich’ so, Kumpel. Ich bin kein Held, und ich bin nur so weit mutig, wie es nötig ist. Ich will nur meine Ruhe haben und am Leben bleiben, das ist alles.« Während er redete, hatte er einen Datadice aktiviert, den er mit der Crab verband, die gerade durch die Lamellen in den Belüftungsschacht kletterte. Das Bild, das das Kameraauge auf dem Monitor präsentierte, war ein wenig verrauscht und durch den Restlichtverstärker ziemlich körnig. »Also, was ist jetzt? Wollt ihr euch das jetzt ansehen, oder sollen wir lieber wieder umkehren?«

»Wir gehen weiter.«

»Hervorragend. Das nenne ich Entschlossenheit, Lieutenant. Hier, Ohrhörer, damit wir in Verbindung bleiben können. Ihr müsst zur Mitte der Anlage. Entweder ihr klettert da den Wartungsschacht am Aufzug hoch, oder ihr versucht euer Glück über das Treppenhaus. Ich sag’s euch gleich, ich hab keine Ahnung, was euch da erwartet.«

»Finden wir schon raus«, meinte Cole naserümpfend.

*

Gemeinsam mit den anderen machte er sich am Rolltor zu schaffen, das nach kurzem Widerstand nachgab und sich hochschieben ließ.

Der Bereich dahinter lag im Dornröschenschlaf. Schmale Schlafkabinen reihten sich Tür an Tür aneinander. Jede enthielt zwei Etagenbetten mit zusammengerollten Matratzen, die noch in Plastikfolie eingeschweißt waren. An den grau gestrichenen Wänden leiteten Wegweiser zu weiteren Unterkünften, zu den Duschen, zum Speisesaal, zur Krankenstation und zu den Aufzügen in der Mitte. Wie die Speichen eines Rades liefen alle Korridore darauf zu.

Sie folgten einem der Gänge und betraten ein großes Foyer mit künstlichen Pflanzen und farbenfrohen Wandgemälden. Die Monitore über den Infopoints waren vom Staub matt geworden.

In Parknischen, neben nie geöffneten Kiosken, standen schmale E-Cabs, die in der Ebene den Transport sicherstellen sollten. Ihre ausgelaufenen Batterien hatten das Metall verfärbt und rostig werden lassen.

In der Mitte des Foyers erhob sich eine Säule mit zehn Metern Durchmesser, in der sich Aufzugskabinen befanden.

Auf der Rückseite führte eine Tür ins Treppenhaus, eine andere in den Wartungsschacht für die Aufzüge.

Beide waren unverschlossen.

»Wir teilen uns auf. Sergeant. Sie und Detective Quillan gehen durch den Schacht. Wir anderen nehmen die Treppe. Mr Skeeter – können Sie mich hören?«

»Nur Skeeter … bitte.«

»Wir sind am Aufzug. Können Sie uns was sagen?«

»Meine Crabb hat noch keine gute Position, aber da ist was los. Ich habe einen Blick auf einen Lagerraum erhaschen können. Die verladen Kisten und bringen sie weg.«

»Konnten Sie sehen, was da drin ist?«

»Nein, sind verschlossen.«

»Haben Sie Sicht auf die Gänge rund um den Aufzug?«

»Leider auch nicht. Ihr müsst vorsichtig sein.«

Astrapovic nickte allen zu. Sie öffneten die Türen und schlüpften hindurch.

Quillan beleuchtete den Aufzugschacht von unten nach oben, aber es gab nichts zu sehen außer einem Stahlgerüst, das über Leitern nach oben führte.

»Na, komm schon.« Cole hängte sich das Gewehr über die Schulter und machte sich an den Aufstieg. »Hab ich dir eigentlich schon mal gesagt, das ich Höhe nicht ausstehen kann?«, fragte er, nachdem er ein paar Meter zurückgelegt hatte.

»Nein, hast du nicht, aber ich vertrau mal darauf, dass du nicht auf mich drauffallen wirst.«

Die nächste Tür kam in Sicht, Sektor C stand darauf.

»Leise jetzt«, flüsterte Cole, trat auf die Plattform, die Leiter und Ausgang miteinander verband, nahm den Helm ab und lauschte an der Tür.

Er zog die Pistole und schraubte den Schalldämpfer auf den Lauf.

Quillan kam neben ihn und lauschte mit. Da waren gedämpfte Stimmen zu hören. Was sie sagten, konnten sie nicht verstehen.

»Auf Drei.« Cole hob den Zeigefinger, Mittelfinger, Ringfinger und öffnete die Tür. Mit der Pistole im Anschlag zielte er in den Korridor, aber da war niemand zu sehen. Die Stimmen entpuppten sich als Gesang, der aus einer Audiostation kam, die in einem der benachbarten Räume stehen musste.

Sie sicherten den Korridor in beide Richtungen, bis die anderen ihres Teams zu ihnen stießen.

Anders als in der unteren Etage gab es hier ein paar funktionierende Neonlampen. In der Luft lag ein dumpfes statisches Brummen. Generatoren, mutmaßte Quillan, die für Strom und Frischluftzufuhr sorgten.

Auch Astrapovic hörte die Musik und wies nun wortlos auf eine Tür in einem der Korridore. Dann zeigte sie auf Bugbear und Quillan, bevor sie den Zeigefinger auf die Lippen legte.

Leise sein. Quillan tauschte das Gewehr gegen seine Kashima, die er mit Schockblockermunition geladen hatte, und folgte Bugbear, der seinen massigen Körper durch den engen Korridor schob. Gleich darauf erreichten sie die angelehnte Tür, hinter der jemand den Refrain des Textes mitsummte.

Bugbear beendete das Ganze in einem kurzen Tumult, dem ein dumpfer Schlag folgte. Es hatte nur wenige Sekunden gedauert. Für Quillan gab es nichts zu tun. Bugbear hockte auf dem Rücken des Mannes, presste ihm das Knie in den Nacken und fesselte ihm die Hände mit Kabelbinder.

Der Raum enthielt nur einen Tisch, auf dem Pokerkarten und Bargeld lagen. Um ihn herum standen vier billige Plastikstühle. Rechts an der Wand, neben einer weiteren Tür, hing ein Monitor, der mit einer Überwachungskamera gekoppelt war. Sie zeigte einen zweiten Raum voller Technik und einen Mann, der verzweifelt die Faust gegen die Tür hämmerte. Quillan erschrak und riss die Waffe hoch. Der Mann war gleich hinter der Tür nebenan. »Hallo!«, sagte er vorsichtig und trat näher.

Schweigen. Dann erklang eine Stimme: »Was Hallo? Macht euch das Spaß? Wollt ihr mich verhungern lassen?«

»Kommen Sie raus!«

Wieder zunächst Schweigen. Schließlich: »Willst du mich verarschen? Ihr habt mich doch hier eingesperrt.«

Erst jetzt bemerkte Quillan die Klappe im oberen Teil der Tür und die darunter befindliche Luke. Eine Gefängniszelle.

Quillan zielte weiter mit der Waffe, als er die mechanische Verriegelung öffnete und die Tür aufriss.

Vor ihm stand ein junger Mann in abgewetzter Kleidung mit müden Augen, ungekämmt und unrasiert. An ihm hing ein unangenehmer Schweißgeruch, den auch der Raum ausdünstete, in dem er offenbar nicht nur arbeitete, sondern auch schlief, wie eine Pritsche in der Ecke verriet.

»Oh Gott!« Er nahm die Arme hoch, als er in den Lauf von Quillans Waffe schaute. »Nicht schießen … ich mach doch, was Sie wollen«, stotterte er.

»Was? Nein.« Hastig nahm Quillan die Kashima runter.

Der Mann musterte ihn. »Sie gehören nicht zu denen.«

»Zu den Guardians? Nein.«

»Guardians, ph! Wichser sind das!«

»Wir sind vom D.S.O.«

»Cops. Gott sei Dank! Dann hat es ja funktioniert.«

Quillan klappte das Helmvisier hoch und sah ihn fragend an. »Was hat funktioniert?«

»Mein Hilferuf. Sie haben ihn bekommen.«

»Ich weiß ehrlich nicht, was Sie meinen.«

»Mein Kleeblatt. Meine Signatur. Ich habe einen Code darin versteckt. Mit meinen Koordinaten. Ich hatte gehofft, dass ihn jemand findet, der ihn lesen kann, und mich dann hier rausholt. Und jetzt sind Sie da. Sie haben’s geschafft.«

Quillan verriet ihm nicht, dass sie zwar das Kleeblatt, aber nicht den Code darin gefunden hatten. Er hielt es nicht für wichtig, die Wahrheit zu sagen, er war einfach nur froh, auf den Mann gestoßen zu sein, von dem Cole gehofft hatte, ihn hier zu finden. Der junge Mann deutete sein Schweigen falsch. In Panik fasste er nach Quillans Arm. »Ihr bringt mich doch hier raus, oder? Bitte, ich geh drauf, wenn ihr mir nicht helft.«

Quillan löste die Hand von seinem Arm. »Machen Sie sich keine Sorgen. Wir werden Sie nicht hierlassen. Jetzt kommen Sie erst mal raus da.«

»Haben Sie was zu essen?«

»Nährstoffriegel.«

»Kann ich den haben?«

»Klar.« Quillan durchsuchte seine Taschen, er fand zwei und gab ihm beide. »Wie heißen Sie?«

»Liam … Liam Banhannon.«

»Warum haben die Sie eingesperrt?«

»Weil ich ein Genie bin und nie freiwillig geholfen hätte.«

»Ein Genie? Sie sind ja ziemlich von sich überzeugt.«

Während Liam die Nährstoffriegel verputzte, als wäre es das Köstlichste auf der Welt, schaute sich Quillan in dessen Gefängnis um. Zahlreiche Computermonitore und Holoprojektionen, die Datensätze und endlose Algorithmen zeigten, füllten den kleinen Raum. Verschiedene Simulationen liefen auf separierten Systemen. Quillan erkannte keinen Sinn darin, aber er hatte so eine Ahnung, was es bedeuten könnte. »Cole! Komm mal her. Ich glaube, das hier ist was für dich!«

»Was ist denn?« Cole kam um die Ecke. »Wir haben keine Zeit zum Quatschen.«

»Den Moment sollten wir uns nehmen. Das ist Liam. Du meintest doch, die Guardians hätten einen Programmierer, der uns bei der Datenfestung nützlich sein könnte. Ich denke, Liam ist unser Mann.«

Quillan trat beiseite und machte seinem Partner Platz, der sich in dem Raum ganz genau umsah und dabei große Augen bekam. Auf einem der Monitore hatte er etwas entdeckt, was seine Aufmerksamkeit fesselte.

»Was hast du hier gemacht?«, fragte er an Liam gewandt.

»Programmiert.«

»Auch Sabotageprogramme?« Cole zeigte auf den Monitor. »Das sind doch Virencodes, oder irre ich mich?«

»Das stimmt. Hab ich gemacht. Die haben mir gedroht, mir die Zehen abzuschneiden, wenn ich es nicht tun würde.«

»Wozu brauchten die Guardians das Zeug?«

»Für den Tag der Neuerung. So haben sie es genannt.«

»Tag der Neuerung. Klingt ja interessant«, sagte Quillan. »Was bedeutet das?«

Liam blies die Backen auf. »An dem Tag würden die Feinde der Nation besiegt sein. Und man würde Teil von etwas Neuem und Reinem werden. Der Schmutz in den Straßen würde fortgewaschen. Bla, bla, bla.«

»Junge, ich wusste ja, dass die nicht ganz sauber ticken, aber dass so viele Schrauben locker sind, hätte ich auch nicht gedacht.« Cole stützte sich am Pokertisch ab. »Warst du in der Cyber Unit?«

»Ja, aber nicht lange. Ich hab für Krieg nichts übrig.«

»Aber du kannst Angriffssoftware programmieren. Eine, die sich im Ghostweb behaupten könnte. Gib mir ’ne ehrliche Antwort.«

»Das kann ich.«

Cole grinste zufrieden und schnippte mit den Fingern. »Dann hat mein Partner recht. Du bist genau der, den wir brauchen.« Er zeigte in den Raum. »Pack ein, was du brauchst, danach versteckst du dich, bis wir dich holen kommen.«

»Aber ihr habt mich doch gefunden. Wir können gleich abhauen.«

»Wir sind nicht nur wegen dir hier, Prinzessin. Weißt du was von einem Drogenlabor?«

»Nein. Seit ich hier unten bin, lassen die mich nur raus, wenn ich aufs Klo muss. Ich weiß nicht mal, wo ich hier überhaupt bin.«

»In einem Bunker unterhalb von Manhattan«, erklärte Cole.

Auf Liams blasser Haut zeigten sich rote Flecken. »Ich muss raus hier. Ich will hier nicht sterben.«

»Das wirst du auch nicht. Wir passen auf dich auf. Aber als Gegenleistung musst du uns helfen. Okay?«

»Wenn ich duschen kann und was Ordentliches zu essen kriege, bin ich dabei. Versprochen.«

»Das kriegen wir hin.« Cole klopfte ihm auf die Schulter, als Astrapovic hereinkam. »Werden Sie hier fertig.« Sie zeigte auf die bewusstlose Wache. »Schaffen Sie den Mann in einen leeren Raum, und sorgen Sie dafür, dass er uns keine Schwierigkeiten macht.«

Bugbear warf sich den Mann mit Leichtigkeit über die Schulter und verfrachtete ihn in einen ungenutzten Raum. Dort knebelte er ihn und fesselte ihn an ein paar Rohre.

Cole kümmerte sich derweil um den aufgeregten Liam, den er zum Treppenhaus brachte. »Geh runter, hier hast du eine Taschenlampe. Der Weg ist frei. Da unten ist einer von uns. Skeeter. Geh zu ihm und bleib bei ihm. Wenn es Schwierigkeiten geben sollte, haust du mit ihm ab. Hier ist meine Nummer. Nur zur Sicherheit. Ich verlass mich auf dich.« Für Widerspruch ließ Cole ihm keine Gelegenheit. Es wurde Zeit, die Bunkeranlage weiter zu durchsuchen. Die Etage entsprach dem Grundriss der anderen Sektoren, was ihnen die Orientierung erleichterte.

Ein Stück weiter bemerkten sie einen süßlichen Geruch.

»Riecht nach Rose«, meinte Serafine, die mit dem Lieutenant die Spitze übernommen hatte. »Bleeding Bells.« Sie zeigte nach rechts. Ein Wegweiser an der Wand verriet, dass dort die Krankenstation lag.

»Vorwärts«, sagte Astrapovic. Sie rückten weiter vor und näherten sich einer Doppeltür aus Milchglas. Cole bildete die Nachhut und sicherte nach hinten, während Astrapovic vorn die Tür öffnete. Sie gelangten in einen Raum mit vier Türen und roten Plastikstühlen an den Wänden. In der Mitte stand ein Tresen für die Patientenaufnahme. Ein Wartezimmer.

Der Geruch von Rosen und Chemikalien war hier so intensiv, dass Quillan gleich Kopfschmerzen davon bekam.

Die Gruppe teilte sich auf. Die Männer und Frauen postierten sich neben den Türen, um sie dann gleichzeitig zu öffnen und mit schussbereiten Waffen hineinzustürmen.

»Sicher!«, riefen Cole und Quillan.

»Sicher«, kam auch von Astrapovic, Bugbear und Serafine.

Die beiden größten Räume, das Labor und ein Operationssaal wurden zur Drogenproduktion genutzt. Die anderen beiden standen leer.