Manhattan 2060 - Meltdown - Dan Adams - E-Book

Manhattan 2060 - Meltdown E-Book

Dan Adams

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Beschreibung

New York in naher Zukunft: In den Straßen tobt ein Krieg zwischen rivalisierenden Drogen-Gangs. Mike Quillan vom Department of Special Operations versucht mit seinem neuen Partner Cole Scott die eskalierende Gewalt einzudämmen. Währenddessen ermittelt Captain Kirkland undercover gegen den mächtigen Konzern Tribeca. Doch sein eigener Vorgesetzter legt ihm Steine in den Weg. Nach und nach stoßen die Cops vom D.S.O. auf einen skrupellosen Plan, der viele Leben kosten wird. Während New York im Chaos versinkt, müssen die Polizisten sich auf ihre eigenen Fähigkeiten und ihre wenigen Verbündeten verlassen, um die Wahrheit ans Licht zu bringen und die Gerechtigkeit wiederherzustellen.

Über diese Folge:

Eine Schießerei vor einem Waschsalon mit automatischen Waffen und mehreren Toten - die neuesten Opfer im grassierenden Drogenkrieg. Das D.S.O. geht den Spuren nach, um weiteres Blutvergießen zu verhindern. Doch Captain Kirkland ist abgelenkt, denn er hat noch eine alte Rechnung zu begleichen. Das D.S.O. könnte an seiner Fehde zerbrechen ...

Tauche ein in spannende Cyberpunk-Action von Dan Adams! Alle Bände der D.S.O. Cops:

Manhattan 2058
Manhattan 2059 - Eternity
Manhattan 2060 - Meltdown (1)
Manhattan 2060 - Infiltration (2)
Manhattan 2060 - Masterplan (3)



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Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Über diese Folge

Manhattan 2060

Titel

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

In der nächsten Folge

Über den Autor

Impressum

 

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Über diese Folge

Einen Schießerei vor einem Waschsalon mit automatischen Waffen und mehreren Toten – die neuesten Opfer im grassierenden Drogenkrieg. Das D.S.O. geht den Spuren nach, um weiteres Blutvergießen zu verhindern. Doch Captain Kirkland ist abgelenkt, denn er hat noch eine alte Rechnung zu begleichen. Das D.S.O. könnte an seiner Fehde zerbrechen …

Manhattan 2060

New York in naher Zukunft: In den Straßen tobt ein Krieg zwischen rivalisierenden Drogen-Gangs. Mike Quillan vom Department of Special Operations versucht mit seinem neuen Partner Cole Scott die eskalierende Gewalt einzudämmen. Währenddessen ermittelt Captain Kirkland undercover gegen den mächtigen Konzern Tribeca. Doch sein eigener Vorgesetzter legt ihm Steine in den Weg. Nach und nach stoßen die Cops vom D.S.O. auf einen skrupellosen Plan, der viele Leben kosten wird. Während New York im Chaos versinkt, müssen die Polizisten sich auf ihre eigenen Fähigkeiten und ihre wenigen Verbündeten verlassen, um die Wahrheit ans Licht zu bringen und die Gerechtigkeit wiederherzustellen.

DAN ADAMS

TEIL 1MELTDOWN

Prolog

Juli 2059

Liberty hatte beschlossen, New York zu verlassen. Sie würde niemandem etwas sagen, nicht einmal Mike. Sie wollte keine Abschiedsszene, bei der sie sich in die Augen sahen und hilflos nach Worten suchten. Einfach verschwinden, das war es, was sie wollte. Er würde es verstehen … irgendwann.

Diese Stadt, die ihr auf eine verdrehte Weise Geborgenheit gegeben hatte, war ihr fremd geworden.

In der Nacht hatte sie nicht schlafen können und die wache Zeit genutzt, um ihre Tasche zu packen. Sie würde irgendwo neu anfangen, und dazu brauchte sie nicht viel.

Wo immer dieser Ort auch lag. Noch wusste sie es nicht. Sie hatte weder ein Ziel noch einen Plan, der weiter als bis zur Stadtgrenze reichte.

Sie nahm die Comwatch vom Arm, entfernte den Trackingchip, mit dem sie geortet werden konnte, und legte ihn neben die Nachricht, die sie für Mike geschrieben hatte. Er wollte heute vorbeikommen, etwas kochen, quatschen, aber dann wäre sie schon nicht mehr da.

Sie schlüpfte in die schwarze Lederjacke, warf sich die Tasche über die Schulter und nahm den Motorradhelm vom Regal über der Tür. Dort lag er bereits seit einer halben Ewigkeit und hatte Staub angesetzt. Sie wischte mit dem Ärmel darüber.

Ihr Gesicht spiegelte sich in dem versilberten Visier. Ihre Augen strahlten noch immer in dem gleichen Feuer, aber da war auch ein Schatten, der sie seit dem Tod ihres Bruders nicht mehr losließ. Ihre Haut war so blass wie ihre Lippen.

Mit einem Schnaufen wandte sie sich von ihrem Spiegelbild ab und verließ die Wohnung. Die Keycard zur Tür versteckte sie in einem losen Wandpaneel. Für Mike. Er kannte das und würde sie finden, wenn sie auf sein Klopfen nicht reagierte.

Sie stieg die Treppe hinunter und drehte sich nicht einmal um, als sie das Haus verließ und den Straßen bis zum Grand Brooklyn Terminal folgte.

Der große Platz galt als Knotenpunkt für die High Speed Railway, die Underground Express und die Busterminals der Greyhound Overland, die früher bis an die Westküste fuhren, bevor die Grenzen geschlossen wurden.

Ein paar gelbe E-Cab-Taxis standen ebenfalls dort und warteten auf Kundschaft. Es gab keinen menschlichen Fahrer, nur eine künstliche Intelligenz, die das Cab autonom durch den chaotischen New Yorker Verkehr steuerte.

Liberty vermisste ihr Air C, aber das gehörte dem Departement of Special Operations, und sie hatte es nach ihrer Kündigung abgeben müssen.

Sie überquerte den Platz und ging zu den Taxis. Weißer Dampf hüllte sie ein, der aus den Belüftungsschächten der Underground aufstieg. Der Regen der letzten Nacht hatte Pfützen in dem rissigen Asphalt zurückgelassen. Überall auf dem Platz hingen Monitore, die in den frühen Morgen strahlten. Werbung und Fahrpläne wechselten sich darauf ab.

Die große Uhr über dem Platz verriet, dass es kurz nach sieben in der Früh war.

Liberty suchte sich ein Taxi und stieg ein.

Im Inneren stank es nach kaltem Rauch, obwohl das Qualmen in den Cabs verboten war.

»Die Elavita E-Cab Company wünscht Ihnen einen guten Morgen«, ertönte eine künstliche Stimme, kaum dass Liberty die Tür geschlossen hatte.

»Bitte nennen Sie Ihr Ziel.«

»Jarden Drive 44.«

»Sehr gern, Madam. Für die berechnete Strecke erlaubt sich die Elavita E-Cab Company acht Dollar und vierundvierzig Cent zu berechnen«, sagte die Blechstimme. Ein Scanner fuhr neben Liberty aus dem Sitz, auf den sie die Hand mit der Comwatch legte. Sekunden später ertönte ein Piepton.

»Transaktion abgeschlossen. Vielen Dank, Madam!«

Das E-Cab rollte los.

»Wünschen sie Konversation? Ich habe verschiedene Sprachparameter. Wir könnten …«

»Nein danke. Keine Konversation.«

Die KI verstummte. Nur das Surren des Elektroaggregats und das Geräusch der Räder auf der Straße waren zu hören.

Liberty sah aus dem Fenster, Häuser, Lichter und Menschen verschmolzen zu schattenhaften Schemen, die mehr und mehr verblassten. Wieso konnte es mit ihren Erinnerungen nicht genauso einfach sein, fragte sie sich.

Das E-Cab brachte sie nach Norden. Die Fahrt dauerte nicht lange und endete vor einer Werkstatt in einer heruntergekommenen Gegend von Brooklyn.

Liberty nahm Tasche und Helm, stieg aus und sah sich um. Obwohl sie seit einer Ewigkeit nicht mehr hier gewesen war, hatte sich doch kaum etwas verändert.

Die KI wünschte ihr noch einen guten Tag und fuhr davon.

Liberty überquerte die Straße und schritt auf das rostige Schiebetor zu, auf das ein Skelettbiker mit seinem Motorrad gesprüht worden war. Darüber stand in gezackten Buchstaben: Gigs Custom Bikes.

Liberty trat vor die Kamera, die an der Mauer über dem Tor hing, schaute in die Linse und drückte den unübersehbaren roten Schalter neben der Sprechanlage. Nichts passierte.

Sie wartete, wurde ungeduldig und drückte den Schalter ein zweites Mal.

Endlich wurde das Tor entriegelt und glitt so weit auf, dass sie hindurchschlüpfen konnte.

Sie betrat einen Innenhof, Flutlichter sprangen an, die ihn in kaltes Licht tauchten.

Ausgeschlachtete Schrottautos, Air Cs und die blanken Rahmen auseinandermontierter Motorräder standen in Reihen sortiert herum und warfen lange Schatten.

Der süßliche Geruch von Kühlflüssigkeit hing an ihnen und mischte sich mit dem Gestank von Hundescheiße, die überall herumlag.

Der dazugehörige Hund sprang gleich aus einem der Wracks, das ihm als Schlafplatz diente, stellte sich vor Liberty, sträubte das Fell und fletschte die Zähne.

»Triggles. Aus! Komm her!« Die Stimme eines Mannes, verkatert, verschlafen und schlecht gelaunt.

Der Hund gehorchte und lief zu seinem Herrn, der mit verschränkten Armen am Türrahmen zu seiner Werkstatt lehnte. Er war klein, dick und kahlköpfig. Der graue Bart reichte ihm bis zum Bauchnabel. Außer Flip Flops, Boxershorts und einem blauen Bademantel, der offen an ihm herunterbaumelte, trug er nichts. Seine künstlichen Augen glühten in einem unnatürlichen Grün. Die waren neu, zumindest kannte Liberty sie nicht. »Hi, Gigs«, sagte sie.

»Da hol mich doch der Teufel. Jane Capriso. Das ist ja eine Überraschung«, erwiderte er, »schön dich zu sehen.« Er ging ins Haus zurück und ließ die Tür als stumme Einladung offen stehen.

Liberty zögerte, ehe sie beschloss, ihm zu folgen.

Gigs hatte eine Lampe eingeschaltet und machte Kaffee. Dabei stopfte er sich die Reste eines Sandwichs in den Mund, das schon lange nicht mehr genießbar aussah. »Hab nicht geglaubt, dass du dich noch mal herverirrst«, nuschelte er.

Unschlüssig und stumm stand Liberty in der Tür.

»Na komm schon rein und nimm dir ’nen Stuhl.«

Sie schloss die Tür, legte ihren Kram ab und setzte sich.

»Wie geht’s dir?«, fragte er.

»Ganz okay, schätze ich. Und dir?« Sie fragte, ohne wirkliches Interesse an seiner Antwort zu haben.

»Ich schlag mich so durch. Wie sieht’s aus? Kaffee? Oder ’n Happen zu essen?« Seine Hände begannen zu zittern.

Liberty schüttelte den Kopf. »Ich will unser Bike holen. Hast du’s noch?«

Er stutzte, bevor er sich ihr gegenübersetzte. »Hab mir schon gedacht, dass du deswegen gekommen bist.«

»Gibt keinen anderen Grund. Also, hast du es noch?«

»Klar hab ich’s noch.« Er deutete mit dem Daumen hinter sich auf eine Metalltür. »Steht in der Halle. Ich hätt’s verkaufen können, wollt ich aber nicht.«

»Fährt es?«

»Willst du mich beleidigen? Klar fährt es.«

»Mehr wollte ich nicht wissen.« Sie wollte aufstehen.

»Du hast Warrens Helm mitgebracht«, sagte Gigs schnell und lachte dann. »Scheiße! Ich erinnere mich noch an den Tag, als ich ihm das Ding geschenkt hab. Sein Kopf war so winzig in dem Helm. Aber er war auch so stolz drauf. Weißt du noch, wie er damit rumgerannt ist und …«

»Er ist tot«, schnitt ihm Liberty kalt das Wort ab.

»Oh! Das … das tut mir leid. Was ist … passiert?«

»Ich habe ihn erschossen. Er war ein Ghul.«

»Oh!«

»Das wäre alles nicht passiert, wenn du uns damals nicht … ach scheiße … ist jetzt auch egal.«

»Wenn ich was nicht? Sag schon.« Gigs starrte sie an. »Du willst mir Vorwürfe machen. Okay! Raus damit.«

»Fuck! Das ändert gar nichts!«

»Dir geht’s dann vielleicht besser.«

»Bestimmt nicht.«

Sie schwiegen, bis Gigs das Wort ergriff. »Ich hab damals Scheiße gebaut, zugegeben, aber ich hatte gute Gründe.«

»Spar’s dir. Ich will davon nichts hören.« Liberty hätte heulen können, was sie nur umso mehr in Wut versetzte. Sie packte ihre Sachen und stand auf.

»Im Heim wart ihr sicher.«

Jetzt lachte sie höhnisch. »Du hast doch keine Ahnung. Das Heim war die Hölle. Warren ist daran kaputtgegangen. Er hat dich geliebt und dir vertraut, und das hab ich auch. Und du hast uns einfach weggegeben.«

Sie gab der Metalltür zur Werkstatthalle einen Stoß und trat hindurch.

Das Deckenlicht sprang an. Neonlampen beleuchteten ein Chaos aus Hebebühnen, Flaschenzügen, Werkzeugblocks und Ersatzteilen, die um die halb zusammengebauten Rahmen zweier Custom Bikes herumlagen. Eine davon war eine modifizierte Razor Spike, eine der Rennmaschinen, mit denen sich die Street Kids in den Straßen von New York Rennen lieferten.

Die andere war eine von Gigs Eigenbauten. Eine Cruiser-Maschine, breit und bequem, eine, wie sie die Overland Riders fuhren, die ein Nomadenleben auf der Straße führten.

Liberty ließ den Blick schweifen. Das Bike, das sie suchte, stand in der hintersten Ecke, versteckt unter einer verstaubten Plastikplane.

»Sie hätten euch was angetan.« Gigs war hinter ihr aufgetaucht.

»Wer?« Liberty sah ihn an.

Er ging an ihr vorbei und lehnte sich gegen eine der verbeulten Werkbänke. »Die Ginko Boys. Das war ’ne durchgeknallte Streetgang … damals. Ich sollte ihre Bikes modifizieren. Sie wollten dafür natürlich nichts zahlen. Ich hab’s gemacht, aber nur billigen Kram eingebaut. Ich hab den Wichsern den Mittelfinger gezeigt, sozusagen, obwohl ich ahnte, dass das nach hinten losgehen konnte. Ich wollte nicht, dass ihr was abbekommt, darum hab ich euch ins Heim zurückgebracht. Da konnte euch nichts passieren.« Er hob die Hand, als Liberty was sagen wollte. »Ich bin noch nicht fertig.« Er holte tief Luft. »Sie kamen zurück. Ihr Boss war draufgegangen, weil seine Maschine verreckt ist. Natürlich haben sie mir die Schuld gegeben … und sich an mir gerächt.« Er zeigte auf seine künstlichen Augen. »Die haben sie mir mit dem Lötkolben aus dem Kopf gebrannt. Dann haben sie mir die Finger gebrochen und mit Eisenstangen auf mich eingeprügelt. Ich hatte kaum noch ’nen heilen Knochen im Leib.« Mit einem Kopfnicken wies er auf einen der Flaschenzüge. »Da haben sie mich aufgehängt. Ich wär draufgegangen. Hätte sicher nicht mehr lange gedauert. Aber Jock hat mich noch rechtzeitig gefunden. Erinnerst du dich an Jock?«

Liberty schüttelte den Kopf.

»Ist inzwischen auch tot. Er hat mir’s Leben gerettet.«

Er streckte die Hände aus, wieder zitterten sie. »Da, es passiert schon wieder. Künstliche Gelenke. Die Servos sind hinüber.« Er bewegte die Finger, was ein leises Surren hören ließ. »Es hat ein Jahr gedauert, bis ich wieder einigermaßen okay war.«

»Warum hast du uns nie gesagt, was los ist?«

»Ich hatte Angst um euch. Diese Wichser sollten nicht erfahren, dass es euch gibt. Ich wollte euch raushalten. Wer weiß, was sie euch angetan hätten.«

Liberty senkte den Kopf und konzentrierte sich auf den angetrockneten Ölfleck auf dem Boden vor ihr. »Okay. Versteh ich sogar. Aber was ist mit später? Als Gras über die Sache gewachsen war? Was war da? Wieso bist du dann nicht gekommen? Wir haben gewartet, Gigs. Warren hat jeden Tag am Fenster gestanden und gefragt, wann du kommst. Verstehst du, jeden beschissenen Tag.«

»Jane, ich … ich hab’s versucht, wirklich. Das musst du mir glauben. Aber ich hab’s nicht hingekriegt. Ich bin auf halber Strecke immer umgedreht. Ich war ein Feigling.«

»War sicher besser so«, erwiderte Liberty sarkastisch. Sie versuchte sich einzureden, dass es inzwischen ohne Bedeutung war. Nichts, was geschehen war, würde sich noch ändern lassen. Mit einem Mal hatte sie es eilig. Sie durchquerte die Halle und ging zu der verstaubten Plastikplane, die sie mit einem Ruck beiseitezog. Der Staub tanzte in einer Wolke, die in der Deckenbeleuchtung funkelte.

Unter der Plane stand eine rot lackierte Maschine. Die Erinnerungen trafen sie heftiger als erwartet und waren für sie wie eine Zeitreise. Sie sah sich und Warren, ölverschmiert, rumalbernd, wie sie mit Gigs Hilfe aus einem Haufen von Metallteilen ein Motorrad zusammenschraubten. Sie glaubte sogar wieder die Musik zu hören, die damals aus dem uralten Radio schepperte, und sie musste lächeln. Aber dann sah sie wieder Warrens Gesicht, seine Augen in dem Moment, als er sterbend in ihren Armen lag. Sie hatte geschossen. Ihre Kugel hatte ihn getötet. Das würde sie nie vergessen können.

Sie spürte Tränen auf ihren Wangen, als ihre Finger über das kalte Metall des Lenkers strichen.

»Wir hatten viel Spaß, als wir daran gearbeitet haben, oder?«

Liberty wischte die Tränen fort. »Ja, den hatten wir. Du … hast uns viel beigebracht.«

»Wie sieht’s aus? Sollen wir sie starten?«

Sie nickte.

Die Maschine war ein Zusammenbau verschiedenster Teile. Was nicht passte, hatte Gigs passend gemacht, oder er hatte Liberty und Warren Tipps gegeben, wie sie es selbst hinkriegen konnten.

Das Bike war keine Schönheit, ohne Verkleidung sah es aus, als hätte man sein Innerstes nach außen gekehrt. Aber es war ihr Motorrad.

Sie schwang sich in den Sattel. Warren hatte der Maschine einen Namen gegeben, den er mit krakeliger Kinderschrift auf dem Tank verewigt hatte. Taitan. Weil er fand, dass sie wie ein Riese aussah. Nur hatte er das Wort falsch geschrieben. Damals war sie darüber ziemlich sauer gewesen. Jetzt machte es die Maschine zu etwas Einzigartigem.

»Träumst du? Mach sie an, na los! Lass sie schnurren.« Gigs klatschte vor Aufregung in die Hände.

Liberty legte die Hände an die Kontrollen. Statt Gashebel gab es berührungsempfindliche Tasten für Gas und Bremse. Ein schlichter Button startete das Aggregat. Die Bordelektronik zeichnete ein Hologramm in die kleine Windschutzscheibe. Ein Zittern durchlief das Motorrad, begleitet von einem hellen Pfeifen, das zu einem tief tönenden Brummen wurde.

Gigs war in seinem Element, er strahlte über das ganze Gesicht.

Liberty fixierte ihn, während er stolz das Bike in Augenschein nahm. Sie hatte ihn gemocht. Den einzigen Verwandten, von dem sie gewusst hatte. Aber eine lang empfundene Enttäuschung konnte das Gefühl der Abneigung nicht wieder wettmachen. Ganz gleich, wie gut seine Gründe auch gewesen sein mochten.

»Ich verschwinde«, sagte sie, und sein Lächeln verschwand.

»Wohin willst du?«

»Keine Ahnung. Mal sehen.«

»Kommst du zurück?«

»Weiß nicht.« Sie strich sich das azurblau gefärbte Haar in den Nacken und setzte den Helm auf. »Machst du das Tor auf?«

»Klar.« Er kniff die Lippen zusammen. »Lass mal wieder von dir hören, okay?«

»Sicher.« Sie hatte es nicht vor.

Gigs ging hinüber zum Rolltor und zog es an der rostigen Kette nach oben.

Liberty gab etwas Gas und rollte den schmalen Weg entlang, der sich zwischen all den herumliegenden Teilen hindurchschlängelte.

Gigs sah ihr erwartungsvoll entgegen. Sie ahnte, was er wollte. Ein freundliches Wort, vielleicht Vergebung, irgendwas zum Abschied. Aber selbst wenn sie es gewollt hätte, außer einem Blick, als sie an ihm vorbeirollte, konnte sie ihm nichts geben.

Sie durchquerte den Innenhof und wartete, bis Gigs das Außentor öffnete.

Als sie hindurchrollte, ließ sie den Motor aufheulen, bog auf den Jarden Drive ein und beschleunigte nach Nordwesten.

Inzwischen war es hell geworden. Ein neuer Tag. Der Beginn eines neuen Lebens weit weg von New York. Darauf hoffte sie.

Kapitel 1

Januar 2060

Hunter Parks war tot. Der Boss des Tribeca-Syndikats hatte sich lange gegen den Krebs gewehrt, doch es war der Tod, der am Ende immer gewann.

Es gab keine Trauerfeier, keine Reden, was für ein großer Mann er gewesen sei, keine Blumen und keine Gäste, die mit betretenen Gesichtern Anteilnahme heuchelten. Nur eine Frau war an diesem verregneten Dienstag zum Bayonne Cemetery gekommen. Hier fanden die Reichen, Mächtigen und Erfolgreichen ihre letzte Ruhe. Nicht viele konnten sich die exklusiven Urnengräber leisten, die in einer Gruft unterhalb der marmorgefassten Trauerhalle ihren Platz hatten.

Der Sarg mit Hunter Parks’ sterblichen Überresten war während einer schlichten Zeremonie eingeäschert worden.

Nun brachte ein Bediensteter des Friedhofs die Urne aus schwarz lackiertem Holz, verziert mit der vergoldeten Unterschrift des Verstorbenen. Der Mann, der einen schwarzen Anzug trug, durchquerte die Trauerhalle und blieb vor der Frau stehen, die in der ersten Reihe saß und das Gesicht hinter einem schwarzen Schleier verbarg.

»Mein herzlichstes Beileid zu Ihrem Verlust«, sagte er, woraufhin sie kaum merklich nickte.

»Es ist alles bereitet, wünschen Sie, dass ich Sie begleite?«

Sie stand auf. »Nein … danke. Das ist nicht nötig.«

Er übergab ihr die Urne und verwies auf eine dezente Leuchtmarkierung im Boden, die an das Flackern kleiner Kerzen erinnerte. »Das Licht wird Sie zur vorbereiteten Ruhestätte führen. Nehmen Sie sich so viel Zeit, wie Sie brauchen.« Damit deutete er eine Verbeugung an und verabschiedete sich.

Als er fort war, sah die Frau auf die Urne. »Du wirst mir fehlen, Daddy.«

Die Frau war Gladis Parks. Hunter Parks’ Tochter und seine einzige noch lebende Verwandte, obwohl sie für die Öffentlichkeit gestorben war. Erschossen von ein paar Mudheads vor Jimmy D’s Nightclub. Ihre Kopie, ihr Skin war für sie gestorben und hatte ihr damit das Leben gerettet.

Um die Geschäfte ihres Vaters fortführen zu können, musste sie zu jemand anders werden. Nun hieß sie Nadine Usher und kam aus der Tribeca-Niederlassung in London. Nicht verheiratet, keine Kinder, perfekt angepasster Background. Nichts an ihrem Äußeren erinnerte mehr an Gladis Parks. Daddy hatte vor seinem Tod für alles gesorgt.

Ihr Gesicht spiegelte sich in der glatten Urne. Sie hatte sich immer noch nicht an ihr neues Aussehen gewöhnt. Das schwarze Haar, die ausgeprägten Wangenknochen und die schmaleren Lippen. Die Chirurgen hatten die Augenbrauen angehoben und die Ohren verkleinert. Eine Fremde, das war sie für sich selbst. Es brauchte Zeit, in die neue Rolle hineinzufinden. Sie verbat sich die Tränen und folgte mit der Urne im Arm dem Lichtband bis zu einer Rolltreppe, die zur Gruft hinunterfuhr. Chorale Gesänge begleiteten sie in die Tiefe.

An den Wänden leuchteten Sätze mit mehr oder weniger philosophischem Inhalt, die einige der hier Bestatteten der Nachwelt hinterlassen hatten.

Nadine achtete nicht darauf, sie hing ihren Gedanken nach und fragte sich, ob sie den Herausforderungen gewachsen wäre, die ihr Vater mit seiner abwägenden Gelassenheit erledigt hatte. Du bist mein kluges Mädchen. Du schaffst das. Seine letzten Worte hallten in ihr nach. Sie hatte viel von ihm gelernt. Wenn es sein musste, ging sie auch über Leichen. Ihr verräterischer Bruder kam ihr in den Sinn. Er hatte versucht, sie zu töten, aber sie war ihm zuvorgekommen. Für ihn empfand sie gar nichts, als hätte er nie existiert.

Tatsächlich lag ihre Sorge nicht darin, ein Unternehmen wie Tribeca zu führen. Vielmehr dachte sie an Mr K, den Geschäftspartner ihres Vaters, der nun ihr Partner geworden war. Sie kannte nur seine Stimme, war ihm noch nie persönlich begegnet, trotzdem hielt sie ihn für den Teufel.

Die Rolltreppe erreichte die Gruft, die sich kilometerlang erstreckte und in zahlreiche Abzweigungen aufteilte. Viersitzige E-Cars standen bereit, um die Besucher zu ihrem Ziel zu bringen.

Hunter Parks’ letzte Ruhestätte lag in Gang vierzehn, abseits der Hauptwege. Ein zwanzig mal zwanzig Zentimeter großes Loch in einer Wand aus Marmor. Eine bescheidene Ruhestätte, und sein letzter Wunsch, den sie ihm erfüllt hatte.

Nadine stellte die Urne hinein, drehte die Unterschrift der Öffnung entgegen und betätigte den kleinen Schalter im Rahmen des Urnengrabs.

Eine Platte aus weißem Marmor versiegelte es. Darauf standen der Name, Geburts- und Sterbedaten. Nicht mehr. Wenn ein Mann es zu Lebzeiten nicht schafft, dass man sich an ihn erinnert, ist es im Tod auch zu spät dafür, hatte er irgendwann mal zu ihr gesagt.

Sie vermisste ihn, aber weinen konnte sie nicht.

Nach einer halben Stunde verließ sie die Gruft und trat aus der großen Halle ins Freie. Der erste Schritt in den kalten Nieselregen hinaus erschien ihr wie eine Befreiung, in der sie durchatmen konnte. Sie schloss den Mantel, blinzelte in die Wolken und stieg die Stufen zum Parkplatz hinunter, auf dem ihr Air C parkte.

Sie hatte es fast erreicht, da trat ein Mann aus dem Schatten der umgebenden Alkoven und kam auf sie zu. Er war groß und von erschreckend skelettartiger Statur.

Ihre Hand glitt in die rechte Manteltasche. Seit dem Attentat auf ihren Skin und dem Mordversuch ihres Bruders trug sie immer eine kleine Pistole bei sich. Ohne sie hervorzuholen, zielte sie auf den Mann, der einen Meter von ihr entfernt stehen blieb.

»Miss Usher.«

Sie kannte ihn nicht.

Er zog die Handschuhe aus und gab ihr die Hand. »Mr K spricht Ihnen sein Beileid aus.«

»Danke.« Nadine schaute zu ihm hoch, denn er war zwei Köpfe größer als sie und erinnerte in seiner Haltung an eine Gottesanbeterin. »Und Sie sind?«

»Carter Harris. Ich vertrete Mr Ks Belange.«

»Sie sind sein Anwalt?«

Die Vermutung schien ihn zu belustigen, denn er lächelte kurz. »Nein, ich bin vielmehr sein … Sekretär.« Das Wort schien ihm zu gefallen, denn er ließ sich Zeit damit, es auszusprechen.

»Dann danke ich Ihnen, dass Sie den weiten Weg auf sich genommen haben. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden.« Sie wollte weiter, doch Harris verstellte ihr den Weg. »Wir müssen über Tribecas Zukunft reden.«

»Dann machen Sie einen Termin aus, und wir reden in meinem Büro.« Sie nutzte die Fernbedienung und öffnete die Fahrertür.

»Miss Usher. Mr K drängt darauf, einige Punkte unserer Zusammenarbeit in aller Deutlichkeit anzusprechen.«

»Schön.« In einer Mischung aus wachsendem Zorn und Ungeduld verschränkte sie die Arme vor der Brust. »Sagen Sie, was Sie zu sagen haben, und dann lassen Sie mich in Ruhe.«

Harris machte sich noch ein Stück größer. »Ihr Vater ist Mr K gegenüber Verpflichtungen eingegangen. Verpflichtungen, die mit seinem Tod nun Sie übernehmen.« Der Regen rann aus seinem schütteren Haar, floss an den Augenbrauen entlang und hinunter zu den Falten in seinen Mundwinkeln. »Mr K war über die vergangenen Ereignisse alles andere als erfreut. Ihr Vater hat Fehlentscheidungen getroffen, die Eternity in seiner Entwicklung zurückgeworfen haben. Ganz davon zu schweigen, dass es viel Geld gekostet hat. Das wird nicht noch einmal geschehen, Miss Usher.«

Ohne es zu wollen, war sie einen Schritt vor ihm zurückgewichen. »Was soll das bedeuten?«, fragte sie.

»Das bedeutet, Entscheidungen, die Eternity betreffen, werden von heute an nur noch von Mr K persönlich getroffen. Sie sind darin nicht mehr involviert.«

»Und was soll ich stattdessen tun? Nett aussehen und in die Kameras der Paparazzi lächeln?«, fragte sie bissig.

»Tribeca ist weit aufgestellt. Sie werden sicher etwas finden, womit Sie sich sinnvoll beschäftigen können.«

»War es das?«

»Nein. Tribeca ist in zahlreiche illegale Geschäfte verstrickt. Das wird aufhören. Diese Partnerschaften und Verbindungen sind schädlich. Nichts darf den Erfolg von Eternity gefährden.«

»Was nehmen Sie sich eigentlich …«

»Ich bin noch nicht fertig«, fuhr er ihr über den Mund, bevor er sich ihr entgegenbeugte und flüsterte: »Zudem werden Sie die Aktivitäten gegen das D.S.O. einstellen. Wir wissen von den Attentätern, die Ihr Vater anheuern wollte, um Captain Kirkland und sein Team zu eliminieren. Mr K hat beschlossen, den Befehl auf Weiteres zu widerrufen. Unternehmungen in dieser Angelegenheit könnten ungewünschte Nachforschungen nach sich ziehen.«

»Dazu hatte er kein Recht. Mein Vater …«

»Ihr Vater lag im Sterben. Er konnte nicht mehr klar denken. Daher wurden die Prioritäten anders verteilt. Der Schutz unserer Investition und der benötigten Infrastruktur steht an erster Stelle. Aber ich kann Ihnen versichern, dass wir wachsam sind und entsprechende Maßnahmen ergreifen, falls es erforderlich werden sollte.«

»K kann nicht einfach über meinen Kopf hinweg Entscheidungen treffen.«

»Da irren Sie sich, Miss Usher. Er hat es bereits getan, und im Wesen unserer Kooperation möchte ich Sie bitten, diesen Umstand zu akzeptieren.«

»Sonst passiert was?«

Harris seufzte. »Es gibt keinen Grund für Ihren Unmut.«

»Verzeihen Sie, wenn ich das anders sehe.«

»Sehen Sie es als temporäres Agreement an. Wenn sich Eternity in unserem Sinne entwickelt, werden Sie in wenigen Jahren die alleinige Führung über Tribeca zurückerhalten. Ich bitte Sie also lediglich um etwas Geduld und Ihre Kooperation.«

»Zum Teufel mit Ihnen. Es ist meine Firma, mein Erbe. Ich will gefragt werden, wenn etwas entschieden werden muss.«

Harris nickte, als würde er vor einem starrköpfigen Kind kapitulieren. Statt die Diskussion fortzusetzen, gab er ihr einen Datastick.

»Was ist das?«, fragte sie.

»Das ist die Kopie eines Vertrags, den Ihr Vater kurz vor seinem Tod unterschrieben hat. Darin werden Sie als seine Nachfolgerin bestimmt. Mr K war damit einverstanden, unter der Voraussetzung, dass Sie in vollem Umfang kooperieren.«

»Und wenn ich das nicht tue?«

»Dann, Miss Usher, haben wir das Recht, Sie durch jemanden zu ersetzen, der es tut.«

»Sie können mich nicht aus meiner eigenen Firma drängen.«

»Alles ist möglich, Miss Usher.«

»Drohen Sie mir?«

»Ich zeige lediglich … Optionen auf.«

»Optionen.« Sie lachte verächtlich. »Ich habe verstanden. Und jetzt lassen Sie mich einsteigen, oder brauche ich dazu auch Mr Ks Erlaubnis?«

Harris trat beiseite. Bevor sie die Tür schließen konnte, sagte er: »Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit.«

»Was?«, fragte sie ungläubig.

»Ein unbedeutendes Detail. Mr K hat mich Ihnen zugeteilt. Ich werde Sie von nun an in Ihrer Arbeit unterstützen.«

»Überwachen, meinen Sie wohl.«

»Unterstützen«, beharrte er.

Damit trat er vom Air C zurück. »Wir sehen uns morgen.«

Nadine war wie in Trance, unfähig zu antworten. Das Air C zu beschleunigen und davonzufliegen geschah aus oft getaner Routine.

Während sie aus dem Cockpitfenster schaute, strich sie sich mit der Hand über den Hals, als läge dort ein Seil, das ihr die Kehle zuschnürte.

Juli 2060Heute