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Stimmt es wirklich, dass alle Frauen sich für zu dick halten, Männer polygam sind und der gleichzeitige Orgasmus am intensivsten ist? Wolfgang Hars hat sich auf die Wahrheitssuche begeben und all die hartnäckigen Vorurteile, Mythen und Legenden, die unsere Beziehungen zum jeweils anderen Geschlecht prägen, unter die Lupe genommen. Entstanden ist eine fundierte Faktensammlung, die spritzig und amüsant mit vollmundig vorgetragenen Klischees aufräumt. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)
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Seitenzahl: 179
Wolfgang Hars
Männer wollen nur das Eine und Frauen reden sowieso zu viel
Eine Faktensammlung
FISCHER E-Books
Die Idee zu diesem Buch entstand aus einer Wette. Zu fortgeschrittener Stunde und bei leicht erhöhtem Alkoholpegel kam ich mit einem guten Freund auf das Thema, das die Geschlechter – insbesondere den männlichen Teil – von jeher bewegt: den Orgasmus. Genauer gesagt auf den gleichzeitigen Höhepunkt von Mann und Frau. Wie wohl die meisten anderen auch, war ich der festen Überzeugung, dass der vollkommene Geschlechtsverkehr, wenn es denn so etwas überhaupt gibt, der ist, bei dem beide Partner gleichzeitig zum Orgasmus kommen. Der Freund war anderer Meinung, ohne das begründen zu können, er hatte nur irgendwo etwas Gegenteiliges gelesen.
Ich begab mich also auf die Suche, erforschte die einschlägige Fach- und Laienliteratur und musste mich belehren lassen: Zwar wurde der Mythos vom besonders erfüllenden Synchronhöhepunkt schon in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts von einem damals sehr einflussreichen holländischen Frauenarzt in die Welt gesetzt und geistert seitdem durch alle Medien und wahrscheinlich auch Schlafzimmer. Er hat nur einen kleinen Schönheitsfehler: Es ist nichts dran. Männer und Frauen ticken auch sexuell unterschiedlich. (Warum das so ist, können Sie auf Seite 155 nachlesen.)
Die Wette hatte ich verloren, dafür brachte mich eine Freundin, der ich davon berichtete, auf die Idee, all den Unfug und die Halbwahrheiten oder Vorurteile, die durch die Zeitschriften und Beziehungs- oder Kneipengespräche geistern, doch einmal näher auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu untersuchen. Vom Penisneid über den Unterschied von vaginalem und klitoralem Orgasmus bis zu den Frauen, die nicht einparken können.
Bei genauerer Prüfung sind diese Vorurteile übrigens alle falsch. Nur die Behauptung, Männer seien die besseren Einparker, hält auch einer wissenschaftlichen Überprüfung stand. Das so genannte starke Geschlecht hat nämlich einen eigenen Bereich im Gehirn, der ihm hilft, sein liebstes Kind ordnungsgemäß am Kantstein abzustellen. Auch wenn das in Frauenzeitschriften immer wieder bezweifelt wird, sind die wissenschaftlichen Studien hier eindeutig.
Sei es dem Mann gegönnt. Ansonsten ist nämlich wenig dran an dem Mythos der natürlichen Überlegenheit des Mannes. Weder sind die Männer das starke Geschlecht, noch war Gott ein Mann, noch wurde die Frau (Eva) aus der Rippe des Mannes (Adam) geschaffen. Und Männer haben zwar ein größeres Gehirn als Frauen, intelligenter sind sie deshalb aber nicht.
Interessant war, dass die meisten Vorurteile von Männern über Frauen sich unter die Kategorie »höher, größer, besser« einordnen lassen und als Rechtfertigung für eine angeblich natürliche Geschlechterordnung herhalten müssen. Eine Frau würde wohl nie ernsthaft auf den Gedanken kommen, dass ein Mann keine Seele besitze, was die katholische Kirche jahrhundertelang von den Frauen behauptete.
Frauen unterstellen Männern dagegen, dass sie nur an das Eine denken, es überall und jederzeit machen können und wollen. Und danach grundsätzlich einschlafen. Männer machen sich mehr Gedanken über die Größe ihres Geschlechtsorgans und die Auswirkung auf den anderen Teil der Menschheit, halten sich für die besseren Strategen und Geldanleger, sprechen der Frau die Fähigkeit zu logischem Denken ab und befürchten, dass es bei längerer Enthaltsamkeit zu einem Samenstau kommt.
Kurzum, es war längst überfällig, etwas Licht in den Geschlechterkampf zu bringen, der tagtäglich um uns herum tobt, und ein paar von den hartnäckigen Vorurteilen, Legenden und Mythen über den Mann und die Frau auf den Zahn zu fühlen. Was hiermit getan sei.
Meine Erkenntnisse verdanke ich der Gehirnforschung, der Evolutionsbiologie, der Psychologie, der Statistik und anderen als wissenschaftlich objektiv geltenden Disziplinen. Ab und zu habe ich einen Ausflug bis zu den großen Denkern der Antike gemacht und mich immer bemüht, möglichst objektiv zu bleiben. Falls mir das an der einen oder anderen Stelle nicht geglückt ist, bitte ich schon jetzt – bei Mann oder Frau – um Entschuldigung.
Stimmt. Die schönsten Klischees sind ja immer die, in denen es darum geht, was Männer alles besser können als Frauen. Noch schöner sind meistens die Begründungen, die dafür angeboten werden. Einige davon sind in diesem Buch versammelt, und die meisten stimmen nicht. An dem Vorurteil mit den Frauen, denen beim Einparken schon mal das Benzin ausgeht, ist aber etwas dran.
Schon die Zahlen belegen das eindeutig. Der Verband englischer Fahrschullehrer hat, um der Sache wissenschaftlich auf den Zahn zu klopfen, Beulen gezählt und dafür eine Million Pfund bezahlt. Heraus kam, dass 82 Prozent der Männer auf der Insel ihren Wagen exakt in eine Parklücke zwängen können. Davon 71 Prozent beim ersten Versuch. Englischen Frauen gelingt dies nur zu 23 (vorschriftsmäßig) und 22 Prozent (erster Versuch). In der ehemals britischen Kronkolonie Singapur liegt die Quote noch bei 66 Prozent männlichen Ersttätern, von den Frauen schafften nur 19 Prozent die Parklücke (12 Prozent mit dem ersten Anlauf).
Weltmeister im Einparken sind, wie nicht anders zu erwarten, die deutschen Männer. 88 Prozent von ihnen gelingt es, ihr liebstes Kind ordnungsgemäß am Kantstein abzustellen. Deutsche Frauen kommen nur auf schlappe 24 Prozent, trotz Frauenparkplätzen.
Über die Ursachen ist sich die Wissenschaft einig: Männer haben ein besseres räumliches Vorstellungsvermögen, was hauptsächlich an dem im Geschlechtervergleich größeren Gehirn liegt. Das macht den Mann allerdings nicht intelligenter, denn das größere Gehirn hat sich nach Meinung vieler Experten in der Steinzeit nur entwickelt, damit Männer größere Entfernungen zurücklegen und dabei Richtungen und Entfernungen besser einschätzen konnten. Was man boshaft auch so auslegen kann, dass Männer ihren großen Kopf nur zum Einparken haben (das ist natürlich lediglich ein böses Vorurteil).
Gerne wird ja auch behauptet, Männer hätten Benzin im Blut. Das konnte bisher nicht bewiesen werden, fest steht nur, dass sie mehr Testosteron zur Verfügung haben, was für die Autoliebhaber praktisch ist, denn dieses Hormon kurbelt das 3-D-Denken an. Der Körper einer Frau produziert täglich rund 0,2 Milligramm Testosteron, während die Tagesration bei Männern ungefähr dreißigmal höher liegt. Dieser Mengenunterschied begünstigt die räumliche Vorstellungskraft und vernachlässigt die verbalen Fähigkeiten. Testosteron kurbelt vor allem die rechte Gehirnhälfte an (räumliches Vorstellungsvermögen), vernachlässigt aber den linken Teil (Sprachzentrum). Männer können besser einparken, brauchen aber länger, um nach dem Weg zu fragen. Frauen können in der Parklücke gelegentlich auf Probleme oder andere Fahrzeuge stoßen – Männer, wenn sie erklären sollen, warum.
Wer trotzdem immer noch nicht überzeugt ist, den beeindruckt vielleicht eine Studie des englischen Professors Frank McKenna. Ebenfalls finanziert von den britischen Fahrschullehrern. Der Professor hat über Jahre hinweg Männer und Frauen an seinem »Digitalized Video System« getestet, ein eigens für diesen Zweck entwickeltes Computerprogramm, das bestimmte Verkehrssituationen simuliert. Ergebnis: Weibliche Autofahrer können Entfernungen schlechter einschätzen als männliche und haben daher Probleme mit den Lücken – etwa beim Einparken, der Bemessung des Abstands zum Vorderfahrzeug oder beim Linksabbiegen. Sie können die Abstände zwischen den entgegenkommenden Autos schlechter beurteilen als Männer.
Die Hormontheorie wird auch belegt durch die Ergebnisse einer Forschergruppe der Ruhr-Universität Bochum. Danach erzielen Frauen die besten Resultate beim Einparken während der Menstruation – also in der Zeit, in der sie am wenigsten Geschlechtshormone produzieren – und die schlechtesten Ergebnisse während des Eisprungs. Beim schwierigsten Test, dem so genannten Mental Rotation Test (MRT), erzielten bis auf eine Ausnahme alle Frauen am zweiten Tag ihrer Menstruation deutlich bessere Testergebnisse als in der Zyklusphase nach dem Eisprung, die sich durch die höchsten Hormonwerte auszeichnet.
Da wird doch mit Sicherheit bald irgendein Beamter auf die Idee kommen, neben den Frauenparkplätzen auch noch Parkplätze für Frauen innerhalb und außerhalb der gewissen Tage auszuschildern. Bloß mit dem Nachweis bei Missbrauch dürfte es schwierig werden.
Stimmt. Etwa die Hälfte aller Frauen hat Probleme damit, rechts und links auseinander zu halten. Männer haben diese Probleme nicht. Der Grund liegt paradoxerweise darin, dass Frauen im Gehirn besser verkabelt sind als Männer.
Viele Frauen können zum Beispiel nicht auf Anhieb sagen, welches ihre rechte und ihre linke Hand ist und müssen Gegenstände wie Ringe als Orientierungshilfe heranziehen. Die Frage nach dem Warum hat die Gehirnforschung beantwortet. Das menschliche Großhirn ist in zwei Hälften unterteilt, die linke und rechte Hemisphäre. Die linke Hemisphäre steuert die rechte Körperseite und die rechte Hemisphäre die linke Körperseite.
Das klingt nicht sonderlich spektakulär, ist aber der Grund für die häufige weibliche Orientierungslosigkeit. Bei Frauen sind nämlich stets beide Gehirnhälften aktiv, wie Messungen ergaben. Männer sind einfacher gestrickt (oder rationaler, je nach Standpunkt). Sie benutzen immer nur eine Hemisphäre zur Zeit.
Zwischen den beiden Gehirnhälften gibt es ein Leitungssystem, das der Mediziner Corpus callosum nennt, eine die beiden Hemisphären miteinander verbindende, streifenförmige Anordnung weißer Gehirnmasse. Die Funktion des Corpus callosum ist noch nicht bis ins Letzte geklärt. Fest steht aber, dass es bei Frauen besser funktioniert. Es versorgt die eine Hälfte mit den Informationen der anderen. Männer schalten, je nach Anforderung, von der linken auf die rechte Seite um. Wodurch es ihnen leichter als Frauen fällt, rechts und links auseinander zu halten.
Stimmt. Neben dem Einparken ist der korrekte Gebrauch von Straßenkarten sicher der häufigste Grund für Geschlechterzwist im Verkehr. Es ist wissenschaftlich belegt, dass Männer besser Karten lesen als Frauen, weil Extra-Hirnmasse ihnen bei der Orientierung hilft. Das war Machos schon lange klar, aber eine zusätzliche Gehirnmasse von durchschnittlich 117 Gramm ermöglicht es Männern offenbar tatsächlich, sich an unbekannten Orten besser zurechtzufinden als Frauen.
Der Ulmer Neurologe Matthias Ripee stellte männlichen und weiblichen Versuchspersonen die Aufgabe, den Weg aus einem virtuellen dreidimensionalen Labyrinth zu finden. Dabei beobachtete er mit Hilfe elektromagnetischer Messungen die Gehirntätigkeit. Männer brauchten durchschnittlich zwei Minuten 20 Sekunden, bis sie den Ausweg gefunden hatten, bei Frauen dauerte es drei Minuten 16 Sekunden. Die Messungen zeigten weiter, dass bei den Geschlechtern unterschiedliche Gehirnregionen bei der Wegsuche aktiv sind.
Männer und Frauen setzen unterschiedliche Strategien ein, um sich an unbekannten Orten zurechtzufinden. Männer können im Kopf eine zweidimensionale Karte in eine dreidimensionale umwandeln, Frauen brauchen dagegen eine dreidimensionale Perspektive, um ihren Weg zu finden, wie markante Landpunkte, Bäume oder Berge. Sie müssen die Karte hin und her drehen, weil es für sie absolut logisch ist, dass man eine Karte in die Richtung hält, in die man fährt. Männer benutzen eine Kombination von geometrischen Parametern wie Entfernungen oder Winkelbeziehungen zwischen auffälligen Orientierungspunkten.
Das räumliche Denken ist in der rechten vorderen Gehirnhälfte angesiedelt, und das ist eine der am stärksten ausgebildeten Bereiche des männlichen Gehirns, wie Gehirn-Scans ergeben haben. Bei Männern arbeitet vorwiegend der Hippocampus, eine Region, die besonders für diese Funktion zuständig ist. Bei Frauen reagierte hingegen hauptsächlich das rechte Stirnhirn. Dieser Teil des Gehirns gilt als Arbeitsgedächtnis. Frauen haben dagegen keinen speziellen Gehirnbereich für das räumliche Denken.
Allzu viel einbilden sollten sich Männer auf ihren überlegenen Orientierungssinn nicht, denn er hat sich, so die Evolutionsbiologen, aus dem gleichen Grund entwickelt wie bei den Wühlmäusen: Männer mussten früher ein größeres Territorium abdecken als Frauen. So konnten sie in Ruhe Mammuts und fremden Frauen nachstellen und fanden anschließend auch wieder den Weg ins Lager zurück.
Stimmt nicht. Es ist zwar unstrittig, dass Frauen insgesamt weniger verdienen als Männer, nicht richtig ist aber, dass Frauen für die gleiche Arbeit schlechter bezahlt werden. Die Gleichberechtigung hat hier schon einige Fortschritte gemacht. Denn bei der angeblichen schlechteren Bezahlung werden zwei Dinge durcheinander geworfen: Der Durchschnittsverdienst allgemein und das Gehalt, das bei gleicher Tätigkeit am Ende des Monats in der Lohntüte bleibt.
Der Statistik zufolge liegt der Bruttostundenlohn der Frauen in Deutschland bei 76,9 Prozent dessen der Männer, oder anders gesagt: Im Schnitt verdienen Frauen nur dreiviertel so viel wie Männer (in Ostdeutschland 89,9 Prozent). Diese Zahlen beziehen sich aber auf alle Frauen und den Durchschnittsverdienst insgesamt. Hausfrauen, Teilzeitkräfte und Jobsuchende mit einbezogen. Und deren Anteil liegt bei Frauen insgesamt deutlich höher als bei Männern.
Wie steht es aber um den Verdienst bei gleicher Arbeit und Qualifikation? Eine Institution, die allgemein als unbestechlich gilt, das Statistische Bundesamt in Bonn, hat diese Frage untersucht. Die Ergebnisse besagen, dass Frauen bei vergleichbarer Qualifikation, Tätigkeit und Berufserfahrung genauso viel oder wenig verdienen wie Männer. Der Abstand im Durchschnittseinkommen ergibt sich aus anderen Gründen: Frauen arbeiten öfter in Branchen mit einem niedrigeren Lohnniveau, sie besetzen häufiger Teilzeitstellen und können aufgrund von Babypausen meist weniger Berufsjahre vorweisen oder haben nach dem Wiedereinstieg schlechtere Beförderungschancen.
Mit anderen Worten: Frauen fallen in der Gehaltsskala zurück, sobald sie Kinder bekommen. Der geringere Durchschnittslohn spiegelt also nicht eine Ungleichbehandlung bei der Bezahlung wider, sondern vor allem die Schwierigkeit, Kind und Karriere zu vereinbaren.
Stimmt auch nicht. Rein statistisch leben Frauen in den westlichen Industrienationen zwar durchschnittlich sechs bis acht Jahre länger als Männer. Man kann daraus aber nicht automatisch folgern, dass Männer auch im Alter durchschnittlich sechs bis acht Jahre früher sterben als Frauen. Nicht berücksichtigt ist in dieser Rechnung nämlich, dass Männer bereits in jungen Jahren sehr viel häufiger sterben als Frauen. Wenn man diesen Umstand mit einrechnet, liegt im Alter die Lebenserwartung auf einem fast einheitlichen Niveau.
Die Tabellen des Statistischen Bundesamtes belegen, dass die Grundlagen für die unterschiedliche Lebensspanne bereits im jüngeren Lebensalter gesetzt werden. Unter Neugeborenen und in der frühen Kindheit kommen sehr viel mehr Jungen als Mädchen zu Tode, im frühen Erwachsenenalter gewinnen dann Unfälle als Todesursache bei Männern an Bedeutung. Zusammengenommen ist die Sterblichkeit von jungen Männern bis zum 25. Lebensjahr weitaus höher als die von jungen Frauen. Danach gleichen sich die Quoten an und im 70. Lebensjahr ist die unterschiedliche Lebenserwartung auf nur noch 2,5 Jahre geschrumpft.
Frauen leben also nicht wesentlich länger als Männer, und wenn trotzdem unter Senioren ein Frauenüberschuss besteht, dann weil die hohe männliche Sterblichkeitsquote in der Jugend die Statistik verfälscht.
Stimmt nicht. Zwar dauern die gewissen Tage der Frau und der Mondzyklus jeweils zwischen 28 und 30 Tage. Das ist aber auch schon der einzige gesicherte Zusammenhang.