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Dieses Buch ist ein Grundlagenwerk für Hebammen, die sich und den von ihnen betreuten schwangeren Frauen Sinn und Bedeutung der manuellen Untersuchung erklären möchten. Das Motto des Buches ist: "sind so kluge Hände - können alles seh'n, haben endlich Bild und Sprache - um das Können zu versteh'n." Konzepte, Bilder, Tabellen und Anleitungen zeigen die Handlungsabfolgen einer Schwangeren-Untersuchung, deren Ziel eine objektive Diagnose ist. Basis der Erklärungen sind naturwissenschaftliche Erkenntnisse zu Richtungen und Messpunkten. Tasten ist nicht mehr allein Kunst, Intuition und jahrelange Erfahrung, sondern ein praktisch erlernbares Können, bei dem bekannte Handgriffe qualitativ weiterentwickelt und die neu entwickelten Techniken dann mit Blick auf das angestrebte Ergebnis "Menge des Fruchtwassers in Deziliter einschätzen" ausgeführt werden. Am Beispiel eines vermeintlich zu geringen Fruchtwasservolumens wird erklärt, wie eine aussagekräftige Tast-Diagnose hergestellt wird. Es wird gezeigt, wie die manuelle Diagnostik die Schwangerenbetreuung verbessert und das Vertrauen der Frauen in die Hebammenkompetenz stärkt. Hebammen, die Tasten mit den erklärten Techniken einüben, lernen, ihrer Fähigkeit manuell zu untersuchen, besser zu vertrauen, da sie Sonografie-Ergebnisse ungültig und gültig machen können, indem sie ihre ertasteten Befunde fachlich angemessen begründen. Hebammen, die diese Chance nutzen, können sich die Fähigkeiten der ergebnisorientierten Manualdiagnostik aneignen, um sich wettbewerbsstrategisch vorteilhafte Perspektiven am Markt zu eröffnen. Global erstmals ist die originäre Hebammendiagnostik so beschrieben, dass sich ihr Wert als ein für die Menschheit wertvolles Kulturgut zeigt.
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Seitenzahl: 370
Veröffentlichungsjahr: 2019
Danksagung
Ich danke meinen Hebammen Kolleginnen A. Z. und M. B. aus Freiburg/Breisgau für ihre Mitarbeit als Fotomodell und für die Erlaubnis die Bilder publizieren zu dürfen. Besonders danke ich meiner Tochter Inka Sara für das Fotografieren unter Anwendung des pädagogischen Verfahrens des Lauten Denkens.
©2019 2. vollst. überarbeitete und erweiterte Auflage Hähnlein, Kirstin Astrid Umschlaggestaltung, Illustration: Hähnlein, Kirstin Astrid
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
Impressum
978-3-7482-6556-6 (Paperback)
978-3-7482-6557-3 (Hardcover)
978-3-7482-6558-0 (e-Book)
Das Werk ist einschließlich alle seiner Teile urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne die Zustimmung der Autorin unzulässig und strafbar. Dies gilt auch für die elektronische und sonstige Vervielfältigung, die Übersetzung, die Verbreitung sowie die öffentliche Zugänglichmachung.
Inhaltsverzeichnis
1. Manualdiagnostik
1.1 Hebammenaufgabe und Verzichtsempfehlung
1.2 Hebammen sollen Berufspflicht mit Erfahrung erfüllen
1.3 Triade – Tasten, Befunden und Diagnosestellen
1.4 Berufliche Leistung basiert auf einer erklärten Methode
1.5 Die Gesetzmäßigkeiten der Methode Tasten sind zu belegen
1.6 Manualdiagnostik als professionelle Leistung definiert
1.6.1 Leistung – Modell von Prozeduren zum Tast-Vorgang
1.6.2 Leistung – kleinste Teilhandlung Kraft wirkt auf Fläche
1.6.3 Leistung – größte Teilhandlung geburtshilfliche Analyse
1.7 Manualdiagnostik beeinflusst die Hebammenkompetenz
1.8 Verhaltensmodifikation setzt verfügbare Grundlagen voraus
1.9 TaKE©-Studie – empirische Testung der Befunde Fruchtwasser
2. Lehren und Lernen managen
2.1 Ineffektive Imitationen und Zwei-Hand-Techniken tilgen
2.2 Effektive Lehr- und Lerntechniken und Arbeitsmaterial vorziehen
2.3 Selbstwirksamkeit und Kontrollüberzeugung fördern
2.4 Trainingsinhalte – zweckmäßig strukturieren
2.5 Arbeitsorganisation – Prozesse systematisch organisieren
3. Eine geburtshilfliche Untersuchung
3.1 Basis- und Ergänzungswissen – allgemeine Analyse ungeordnet
3.2 Basis- und Ergänzungswissen – spezifisches Assessment geordnet
3.3 Allgemeine geburtshilfliche Analyse
3.3.1 Mütterliches Abdomen
3.3.2 Mütterliche Gebärmutter
3.3.3 Intrauterine Umgebung
3.3.4 Fetus, individueller Kindskörper und Relation zum Fruchtwasser
3.4 Spezifische geburtshilfliche Analyse
3.4.1 Gebärmutter in Relation zum Abdomen
3.4.2 Fetus und Körperteile in Relation zur intrauterinen Umgebung
3.4.3 Umgebung in Relation zum mütterlichen Subjekt
3.4.4 Dynamische Formanpassung und Formübereinstimmung
3.5 Differenzierte geburtshilfliche Analyse
3.5.1 Vergleich, Einteilung und Modifikation
3.5.2 Kindskörper, Symmetrie und Asymmetrie
3.5.3 Relation
3.5.4 Proportion
3.6 Fehlervorbeugende geburtshilfliche Analyse
3.6.1 Umgebung und fetale Lage
3.6.2 Zurechtlegen
3.6.3 Präzision
3.6.4 Fetalanpassungen durch Haltungsänderung
3.6.5 Haltung und Fruchtwasservolumen
3.6.6 Plazentalokalisation
3.6.7 Synthese – geburtshilfliche Analyse beim Assessment
3.7 Axiome des Kriterienkonstruierens visualisiert
3.7.1 Separieren
3.7.2 Systematik
3.7.3 Suchen
3.7.4 Erkunden
3.7.5 Überstreichen
3.7.6 Zurechtlegen
3.7.7 Fruchtwasserdepot suchen
3.7.8 Fruchtwasserdepot erkunden
3.7.9 Plazenta aussparen
3.7.10 Kraft wirkt auf Fläche
3.8 Lehrmaterial zum Verstehen und Lernen der Technik
3.9 Ordnungssysteme einer geburtshilflichen Analyse
3.9.1 Faktor Schwierigkeitsgrad
3.9.2 Faktor Symptom zeitabhängig
3.9.3 Faktor Symptom zeitunabhängig
3.9.4 Faktor Diagnose und Betreuung
3.9.5 Faktor Diagnose und Berufsaufgaben
3.9.6 Faktor Diagnose und Akteure
3.9.7 Faktor Volumen, Relation und Proportion
3.9.8 Faktor Normales, Idiopathie und Anormales
4. Manualdiagnostik als geordnete Handlungsphase
4.1 Mit Indikation
4.2 Mit einem modifizierten Leopold-Handgriff
4.3 Mit Händen passiv berühren
4.4 Mit proaktiv-bewegten Händen
4.5 Mit Separieren
4.6 Mit Bewegungsmustern
4.7 Mit Überstreichen
4.8 Mit Drücken
4.9 Mit Niveauunterschieden
4.10 Mit Gegendruck
4.11 Mit Körperkontakt
4.12 Mit Schaukeln
4.13 Mit Suchen
4.14 Mit Systematik
4.15 Mit Erkunden
4.16 Mit Koordinieren
4.17 Mit Provozieren
4.18 Mit Misslingen
4.19 Mit Gelingen
4.20 Mit Geraden
4.21 Mit Klopfen
4.22 Mit Gravitation
4.23 Mit Zurechtlegen
4.24 Mit Anstrengung
4.25 Mit Richtungen (orthograd)
4.26 Mit Messpunkten
4.27 Mit Propositionen (kleinste sinngebende Einheiten)
4.28 Mit Interaktionen
4.28.1 Funktionelle Fetalbewegungen und Fließrichtungen nachmachen
4.28.2 Ein Interaktionsversuch ist Differentialdiagnostik
4.28.3 Indikation und Kontraindikation beachten
4.28.4 Die Autonomie Schwangerer bewahren
4.28.5 Interaktion als kulturübergreifende Kommunikation
4.29 Mit verbaler Sprache
4.30 Mit Prinzipien
5. Diagnosestellen als geordnete Handlungsphase
5.1 Objektivität planen, kontrollieren und steuern
5.2 Handlungsanleitung um Erfahrung in Leistung zu modifizieren
5.2.1 Algorithmus manuelle Diagnosestellung
5.2.2 Algorithmus manualdiagnostische Befunderhebung
5.3 Mit Fehlerantizipieren die Objektivität prüfen
5.4 Mit Checkliste trainieren
6. Fruchtwasservolumen bewerten
6.1 Funktion, Umgebung, Entwicklung und Verhalten (FUEV)
6.2 Mengenschwankung und Konsequenz
6.3 Versorgungsauftrag – Schwangerenbetreuung
6.4 Sonografische Bewertung
6.5 Taktil-kinästhetische Bewertung
6.6 Beobachterqualität mit Wahrnehmungsqualität kombinieren
6.7 Mutter-Kind-Einheiten systematisch bewerten
6.8 Mit einem Instrument Befunde beweisbar dokumentieren
7. Kommunikation als geordnete Handlungsphase
7.1 Als Standard manualdiagnostische Terminologie etablieren
7.2 Als Standard strukturiert argumentieren
7.3 Als Standard die Dokumentation als Nachweis nutzen
7.4 Als Standard Gesetzmäßigkeiten anführen
8. Synthese und weiterführende Überlegungen
8.1 Die Leistung Manualdiagnostik ist strukturiert
8.2 Die fehlenden Grundlagen sind entwickelt
8.3 Der Kardinalfehler ist beseitigt
8.4 Das Basis- und Ergänzungswissen sind definiert
8.5 Die Basis- und Ergänzungsfertigkeiten sind definiert
8.6 Die Strategien des Wissensmanagements sind umgesetzt
8.7 Für Evidenz wird Fruchtwasser quantitativ-messbar befundet
8.8 Als Leistungsstandard sind Hebammendiagnosen definiert
8.9 Die Wahlmöglichkeit Schwangere zu betreuen ist erweitert
8.10 Der taktil-kinästhetische Erkenntnisgewinn ist definiert
8.11 Der Goldstandard ist das situationsgerechte Assessment
8.12 Management- und Modifikationsstrategien sind umgesetzt
8.13 Empfehlung – originäre Hebammendiagnostik in der Zukunft
8.13.1 Intervention Praxis – Qualität, Prozess und Ergebnis verbessern
8.13.2 Intervention Praxis – Fähigkeit als Tatsache kommunizieren
8.13.3 Intervention Pädagogik – allgemeine Bedingungen ändern
8.13.4 Intervention Organisation – betriebliches Fehlermanagement
8.13.5 Intervention Forschung – Manualdiagnostik als Kultur bewahren
8.13.6 Beispiel für Studie – Prävention und Therapie Potential nutzen
9. Verzeichnisse
9.1 Literatur
9.2 Abbildungen
9.3 Tabellen
Vorwort zur ersten Auflage
Durch Tasten Befunde erheben, ist das denn noch zeitgemäß, heute, im Jahr 2018? Sollten wir denn als Hebammen nicht lieber endlich Befunde mit Ultraschall erheben dürfen? Warum sollten wir mühsam ein Handwerk erlernen, wenn doch der Ultraschall so einfach ähnliche Ergebnisse liefert? Wollen wir wirklich die Diagnosen bei normaler Schwangerschaft „aus den Händen geben“ und uns auf ärztliche Feststellungen verlassen? Warum überhaupt ein Lehrbuch über die manuelle Diagnostik? Kann denn nicht jede Hebamme durch Tasten Befunde erheben? Kennen denn nicht alle die Leopold-Handgriffe?
Kirstin A. Hähnlein liefert in ihrem Lehrbuch überzeugende Argumente, warum wir uns mit der Manualdiagnostik intensiver befassen sollten. Sie zeigt in nie zuvor beschriebener Weise auf, dass die Anwendung der Leopold-Handgriffe mit manueller Diagnostik wenig gemeinsam hat. Die Leopold-Handgriffe bringen Erkenntnisse, die nur einen sehr kleinen Teil der manuellen Diagnostik ausmachen. Manuelle Diagnostik ist messbar, vergleichbar und nachvollziehbar. Für die Einschätzung zur Gesundheit und von Risiken in der Schwangerschaft hat die Autorin das Instrument TaKE©ÄU entwickelt, die „Taktil-Kinästhetischen Erkenntnismöglichkeiten“ bei der äußeren Untersuchung der Schwangeren, also dem Wahrnehmen durch Berühren und Bewegen.
Das vorliegende Buch beschäftigt sich mit der Manualdiagnostik im Allgemeinen und, in seinem Hauptteil, mit dem spezifischen Einschätzen der Fruchtwassermenge im Besonderen. Das Erlernen des Ertastens eines Befundes ist keine Angelegenheit, die sich einem im schnellen Durchlesen oder nebenbei erschließt. Man muss sich intensiv mit den Ausführungen auseinandersetzen. Je ein Abschnitt verweilt bei einzelnen Aspekten, geht in die Tiefe, beschreibt bis ins Detail einzelne Handbewegungen und was zu erfühlen ist. Jedoch ist genau diese detaillierte Beschreibung die notwendige Grundlage für das „in Worte fassen“, was Hebammen ertasten können. Wer sich diese Mühe macht, erlernt ein Instrument, das seine beruflichen Fähigkeiten in seiner Kernkompetenz erweitert.
Das Buch möchte, Kapitel für Kapitel, zum Selbststudium anregen. Es gibt konkrete Anleitung für die Umsetzung. Die umfangreichen, von der Autorin erstellten Arbeitshilfen und Modelle, wie sie in Kapitel 3 beschrieben werden, schaffen die notwendigen Voraussetzungen.
Gerade Hebammenteams profitieren von der Anwendung der manuellen Diagnostik. Tastbefunde sollten so detailliert beschrieben werden können, dass sie für die Kollegin nachvollziehbar sind. Ohne das entsprechende Instrument ist dies jedoch kaum möglich. Das Assessment TaKE©ÄU und das Assessment Fruchtwasser sind also hilfreich für die Teamarbeit, indem eindeutig nachvollzogen werden kann, was die Kollegin festgestellt hat. Ein Team erleichtert darüber hinaus den Austausch über vorgefundene Tast-Ergebnisse und trägt dadurch zum Lernen und Üben bei.
Schwangerenvorsorge mit manueller Diagnostik ist das besondere Merkmal der Hebammenvorsorge. Hebammen machen durch Manualdiagnostik ihre Erkenntnisse transparent. Gleichzeitig wird dadurch die Zusammenarbeit mit dem Arzt auf Augenhöhe gefördert.
Manuelle Diagnostik hat auch rechtliches Gewicht. Gerade die Einschätzung der Fruchtwassermenge in den letzten Wochen, am oder über dem Termin, hat hohe Relevanz in der Beratung und Betreuung der Schwangeren. Die Dokumentation der äußeren Untersuchung ist unerlässlich und macht die Befunde nachvollziehbar. Nur dadurch kann die Hebamme belegen, dass sie sich ein eigenes Bild von der Situation gemacht hat.
In den Kreißsälen ist die manuelle Diagnostik weitgehend in den Hintergrund getreten durch das stete Vorhandensein von Ultraschall und CTG. Wird die Manualdiagnostik als Leistung definiert, könnte der notwendige Zeitaufwand und die damit verbundene Zuwendung zur Schwangeren auch dazu beitragen, dass eben nicht noch eine Frau mehr betreut werden muss, sondern dass mehr Hebammen eingesetzt werden und die Frau die Zuwendung und Achtsamkeit erfährt, die sie benötigt.
Manualdiagnostik ist gut für uns Hebammen, weil sie unsere spezifischen Fähigkeiten erweitert, nämlich das Hebammenhandwerk. Manuelle Diagnostik ist beste Hebammen-Handwerks-Kunst!
Dieses Buch ist ein Grundlagenwerk für die Berufsgruppe der Hebammen. Ich wünsche ihm, dass es seinen ihm gebührenden Platz einnehmen kann und die Manualdiagnostik sich weiterentwickeln kann.
Karlsruhe, im Mai 2018
Regine Knobloch, Hebamme und Sachverständige
2. Lehren und Lernen managen
2.1