Marc und der Mars - Axel Hahlweg - E-Book

Marc und der Mars E-Book

Axel Hahlweg

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Beschreibung

Alarm im Kontrollzentrum: Die Internationale Marsstation sendet keine Lebenszeichen mehr! Was ist wohl passiert auf dem roten Planeten? Weltraumfahrer Marc geht mit einer Spezial-Mannschaft auf geheime Mission ins Unbekannte. Der Flug erweist sich als viel gefährlicher als ursprünglich angenommen. Sabotiert etwas - oder jemand - die Mission? Marc und seine Raumfahrer müssen den Mars erreichen, um sich und die internationale Marsstation zu retten. Werden sie ihre Mission erfolgreich beenden? Spannende Unterhaltung und viel Wissenswertes über unseren Nachbarplaneten. Für junge Leser ab 10 Jahren.

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EPUB
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Seitenzahl: 180

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Axel Hahlweg

Marc und der Mars

Ein neues Weltraumabenteuer

Copyright: © 2019 Axel Hahlweg

Lektorat: Nils Erich

Umschlag & Satz: Erik Kinting

www.buchlektorat.net

Verlag und Druck:

tredition GmbH

Halenreie 40-44

22359 Hamburg

978-3-7482-6307-4 (Paperback)

978-3-7482-6308-1 (Hardcover)

978-3-7482-6309-8 (e-Book)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Kapitel 1: ESA-Zentrum Oberpfaffenhofen / Deutschland

Kapitel 2: ESA-Zentrale Paris / Frankreich

Kapitel 3: Chamonix, Frankreich

Kapitel 3: Swjosdny Gorodok, Russland

Kapitel 4: Kosmodrom Baikonur, Kasachstan

Kapitel 5: Kosmodrom Baikonur, Kasachstan

Kapitel 6: Niedrige Erdumlaufbahn

Kapitel 7: Hohe Erdumlaufbahn

Kapitel 8: Auf dem Weg zu Mars Relais

Kapitel 9: Mars Relais 1

Kapitel 10: Absetzpunkt russischer Satellit

Kapitel 11: Auf dem Weg zum Mars

Kapitel 12: Marsumlaufbahn

Kapitel 13: Marsoberfläche

Kapitel 14: Mars, Phlegra Montes, Südseite

Kapitel 15: Mars, Phlegra Montes, Landestelle Ares

Kapitel 16: Mars, Phlegra Montes

Kapitel 17: Mars, Phlegra Montes, Landestelle Ares

Kapitel 18: Mars, Phlegra Montes

Kapitel 19: Mars, Phlegra Montes, Landestelle Ares

Kapitel 20: Ares, Landeplatz Marsstation

Kapitel 21: Ares, Landeplatz Marsstation

Kapitel 22: Marsstation

Kapitel 23: Marsstation

Kapitel 24: Marsstation

Kapitel 25: Marsumlaufbahn

Kapitel 26: ESA-Raumfahrtzentrum Oberpfaffenhofen / Deutschland

Epilog

Anhang / Begriffsklärung

Vorwort

Lieber Leser,

Du hältst hier meine Geschichte Marc und der Mars in Deinen Händen. Vielleicht kennst Du bereits die Abenteuer meines Buches Marc und der Weltraum. Ein bisschen unterscheidet sich dieses Buch von dem davor. Außerdem findest Du hier nicht mehrere kleine, sondern eine einzige Geschichte, die dafür aber länger ist. Zum anderen ist die Thematik der Geschichte nicht immer ganz einfach. Das Buch ist für Leser geschrieben, die (auch) Spaß am Nachdenken haben. Unter anderem geht es um das Thema Computer. Du musst aber kein Computerexperte sein, um die Geschichte zu verstehen. Damit Du den Faden nicht verlierst, habe ich den Text um ein paar Skizzen ergänzt.

Wie auch im vorigen Buch gibt es am Ende einen Nachschlageteil, um herauszufinden, welche Himmelskörper, Erfindungen und andere Begriffe es wirklich gibt und was lediglich ausgedacht war, um eine packende Geschichte zu erzählen.

Und nun wünsche ich Dir viel Spaß bei Marc und der Mars!

Dein Axel

ESA-Zentrum Oberpfaffenhofen / Deutschland

Freitag, 20. April, 16:04 Uhr

Robert Walter saß auf seinem Schreibtischstuhl und schaute auf den Monitor. Alle Werte sahen normal aus. Die Woche war anstrengend gewesen, und Robert freute sich schon auf Samstag und Sonntag, denn da wollte er mit seiner Familie noch einmal zum Skifahren in die Alpen. Sie hatten eine Übernachtung gebucht, und Robert war gespannt, wie es seinen Kindern gefallen würde.

Dann aber wanderten seine Gedanken zu ›seinen‹ Jungs oben auf dem Mars. Wie deren Wochenende wohl aussehen würde? Skifahren stand bei ihnen jedenfalls nicht auf dem Programm! Der Grund, warum Robert so oft an ›seine Jungs auf dem Mars‹ dachte, hatte mit seiner Arbeit zu tun, denn immerhin saß er direkt am Datenstrom, welcher beständig zwischen der bemannten Marsstation und der Erde ausgetauscht wurde. Er bestand aus den ganzen automatischen Signalen der Messsonden, den Betriebsdaten der Station wie Temperatur, Luftzusammensetzung und so weiter und schließlich der gesamten Post der Mitarbeiter, hauptsächlich EMails und Videos. Die Marsstation gab es jetzt schon seit mehreren Jahren. Robert war dafür zuständig, dass die Daten zwischen Mars und Erde zuverlässig ausgetauscht wurden und den richtigen Empfänger erreichten.

Und das läuft ein bisschen anders als bei uns auf der Erde. Weil der Mars so weit weg ist, sind normale Unterhaltungen – also so etwas wie Telefongespräche oder Videokonferenzen – nicht möglich. Das Funksignal benötigt von der Erde bis zum Mars zwischen 15 und 40 Minuten. Das hängt von der Position der beiden Himmelskörper zueinander ab. Mars und Erde umkreisen ja beide die Sonne: die Erde in einem Abstand von etwa 150 Millionen und der Mars mit etwa 210 Millionen Kilometern. Wenn die Planeten auf der gleichen Seite der Sonne stehen, sind Erde und Mars ›nur‹ 60 Millionen Kilometer voneinander entfernt. Wenn jemand auf der Erde eine Frage stellt, kommt diese nach 4 Minuten auf dem Mars an. Nach weiteren 4 Minuten hat man dann die Antwort – zugegeben, keine besonders flüssige Unterhaltung!

Prinzipiell gab es zwei Wege, um per Funk zwischen Erde und Mars zu kommunizieren: über Normalfunk oder HVDT. Der Normalfunk war eine alte bewährte Technik, hatte aber den Nachteil, dass man damit nicht die Datenmengen transportieren konnte, die im Verkehr zwischen Mars und Erde anfielen. Deshalb benutzte man heutzutage eigentlich nur noch HVDT. Die Abkürzung bedeutete ›Hochvolumiger Datentransfer‹. Dieser lief auf einem speziellen Frequenzband und konnte genug Daten transportieren. Allerdings hatte auch HVDT einen Nachteil: die Reichweite war etwas beschränkt. Wenn Erde und Mars ungünstig zueinander standen, musste man einen Relais-Satelliten dazwischenschalten, der das Signal noch einmal verstärkte.

Dafür gab es zwei Satelliten, nämlich Mars Relais 1 und Mars Relais 2, oder kurz MR1 und MR2. Das Signal ging vom Raumfahrtzentrum in Oberpfaffenhofen erst einmal zum Deep Space Network in Canberra in Australien. Dort standen ein sehr starker Sender und eine riesige Satellitenschüssel mit einem sehr empfindlichen Empfänger. Canberra schickte die Sendedaten dann über MR1 oder MR2 zur Marsstation. Anders herum funktionierte es genauso.

Gerade jetzt standen die Planeten fast in der ungünstigsten Stellung: die Erde auf der einen Seite der Sonne und der Mars fast genau gegenüber. Deswegen musste man einen Umweg über einen Zusatzsatelliten nehmen, und zwar in diesem Fall über MR1. Man hätte auch MR2 benutzen können, aber MR2 stand von der Erde aus betrachtet dicht an der Sonne. Das war ungünstig, denn von der Sonne kamen Sonnenwinde, die die Funksignale störten. Man konnte das ausgleichen, indem man die Daten langsamer und damit störsicherer übertrug, der Nachteil dabei war allerdings, dass man mehr Zeit einplanen musste, um die ganzen Emails, Videos und anderen Daten auszutauschen.

Und die Sache mit dem Normalfunk – Robert mochte gar nicht daran denken. Irgendein Spezialist hatte vor einem halben Jahr am Funkgerät auf dem Mars herumgefummelt und es zerstört. Inzwischen hatte niemand es geschafft, es wieder in Betrieb zu nehmen. Somit gab es aktuell nur den Kommunikationskanal über HVDT.

Robert Walter schaute auf die Uhr: noch 48 Minuten bis zum Feierabend. Dann übernahm die Wochenendschicht seinen Arbeitsplatz. Robert guckte sich an, welche Daten noch vom Mars übermittelt werden sollten. Sie sahen ziemlich unspektakulär aus – wie meistens: noch 15 Minuten lang die Betriebsdaten der Station, dann ein Bericht der Wissenschaftlergruppe »Theta« mit dem Zusatzvermerk vertraulich (zwölf Minuten), schließlich ein Datenpaket von 30 Minuten Länge mit persönlichen Emails der Wissenschaftler an ihre Angehörigen daheim. Und danach … danach war es sowieso nicht mehr sein Problem, denn dann hatte er schon lange Wochenende.

Robert reckte sich. Der Rücken tat vom langen Sitzen weh, er musste mal aufs Klo, und außerdem wäre ein kleiner Kaffee nicht schlecht. Die Daten trudelten weiter wie gewohnt ein, es gab momentan keine Probleme. Robert stand auf, um seine Sachen zu erledigen.

Als er mit gefülltem Kaffeebecher zurück an seinem Arbeitsplatz erschien und auf den Monitor blickte, wusste er gleich, dass es Ärger gab. Statt der Liste der Datenpakete war ein rotes Fenster mit dem Text »N.C.« zu sehen. – »N.C.« das ist die englische Abkürzung für »No Connection« – keine Datenverbindung zwischen Erde und Mars. So ein Zusammenbruch der Datenverbindung kam vor, war aber wirklich selten. Im letzten Jahr hatte es so etwas einmal für drei Minuten gegeben. Die fehlenden Daten hatten nachgesendet werden müssen, und es war ein Riesenaufwand, angesichts der Verschiebungen alles neu zu koordinieren.

Robert unterdrückte einen Fluch und schaute erst einmal, wie lange die Daten schon weg waren: fünf Minuten! Das war wirklich ungewöhnlich lang, und noch immer war die Verbindung tot. Robert musste erst einmal herausbekommen, wo das Problem lag. Er griff zum Telefonhörer und rief seine Kollegen vom Deep Space Network in Canberra an. Dort meldete sich Joe, mit dem er schon öfter telefoniert und kleinere Schwierigkeiten behoben hatte.

Robert begann: »Hallo Joe, Robert hier am Apparat! Sag mal, ich kriege keine Daten mehr von MR1! Liegt das an Euch, oder ist MR1 das Problem oder der Sender auf dem Mars? … Ja gut, ich warte!« – Ungeduldig trommelte Robert mit den Fingern auf der Schreibtischplatte herum, während Joe in Australien das Problem untersuchte. Nach schier endloser Zeit kam eine Antwort. Ungläubig lauschte Robert den Worten aus dem Telefonhörer: »Was? Totalausfall sagst Du? … Bist du dir sicher? … Ist ja heftig! … Okay, dann schalte die Kommunikation sofort auf MR2 um!« – Robert legte den Hörer auf. MR1 war komplett ausgefallen. Das hatte es noch nie gegeben! Vielleicht hatte der Satellit ein technisches Problem. Er würde sich von allein in den Ruhezustand versetzen, neu starten und automatisch wieder mit Erde und Mars verbinden. Das konnte im Extremfall ein paar Stunden dauern. Die Datenrate bei MR2 war zwar nicht so berauschend, aber immerhin konnte man wieder zwischen Erde und Mars kommunizieren.

Robert starrte auf den Monitor und wartete darauf, dass das rote Fenster verschwand und stattdessen die Kommunikation über MR2 angezeigt würde. So langsam müssten die Jungs in Canberra die Umstellung hinbekommen haben, auch wenn sie nicht die Schnellsten sind, dachte er sich.

Das Telefon läutete. Mit einem unguten Gefühl nahm Robert das Gespräch entgegen. Joe war wieder am Apparat. – »Hallo Joe! Wann schaltet ihr denn endlich auf MR2 um? … Was? Auch MR2 ist tot? … Okay, ich gebe meinem Vorgesetzten Bescheid!«

Robert griff wieder zum Telefonhörer. Er musste seinen Chef anrufen und danach noch seine Ehefrau. Heute würde er nicht rechtzeitig nach Hause kommen.

ESA-Zentrale Paris / Frankreich

Freitag, 20. April, 22:30 Uhr

Die Frauen und Männer in der ESA-Zentrale sahen übernächtigt aus. Das waren sie auch. Eigentlich wollten schon alle im Wochenende sein. Stattdessen steckten sie seit über einer Stunde in einer Videokonferenz, es gab ein Problem mit der Funkverbindung zum Mars. Nun diskutierten sie, ohne voran zu kommen. Auf der Video-Leinwand sah man die Kollegen aus Oberpfaffenhofen, und es gab auch eine Verbindung zum Team in Canberra, den Spezialisten des Deep Space Network.

Die Abkürzung ESA steht für European Space Agency und ist die europäische Weltraumagentur. Sie wurde im Jahr 1975 gegründet. Vor drei Jahren wurde im Rahmen einer Weltraummission eine bemannte Station auf dem Mars errichtet. Seitdem lebten dort 35 Bewohner, die zumeist wissenschaftliche Versuche durchführten. Bislang war das Projekt ein Riesenerfolg. Der Zwischenfall mit der zusammengebrochenen Funkverbindung war das bislang schwierigste Problem. Auf einer Tafel im Kommandozentrum hatte jemand das Kommunikationsschema zwischen Erde und Mars aufgezeichnet.

In der Expertenrunde war eine hitzige Diskussion entbrannt. Der Vorsitzende hob die Hand und bat um Ruhe. »Hallo Kollegen, redet nicht alle durcheinander! Wir wollen noch einmal zusammentragen, was wir bisher wissen! Als erstes bitte ich unsere Experten aus Australien um ihren Report!« Die Australier sagten: »Soweit wir feststellen können, sind unsere Antennen vollkommen in Ordnung! Denn wir können alle anderen Weltraumsatelliten problemlos empfangen. Aber von MR1 und MR2 hören wir keinen Pieps! Wir haben auch einen Testbefehl von der Erde zu MR1 und MR2 gesandt. Wenn die Kommunikation der Satelliten ordnungsgemäß funktioniert, erhalten wir eine Antwort. Aber wir haben nichts empfangen, es ist so, als ob die Satelliten komplett zerstört wären.«

»Na, na, das Gerede von Zerstörung ist erst mal pure Spekulation«, mahnte der Vorsitzende. »Wenn es aber nur eine vorübergehende Störung ist, dann müssten sich die Satelliten doch irgendwann wieder von selber melden. Wie hoch ist denn die Chance, dass das passiert…?«

»Das können wir nicht sagen«, antworteten die Australier. »Wir wissen nicht, was überhaupt passiert sein kann. Wenn ein Sonnensturm oder Ähnliches die Satelliten getroffen haben sollte, könnten sie sich wieder erholen, aber wenn sie total kaputt sind, werden sie auf ewig stumm bleiben!«

»Ja, aber warum sind denn beide Mars-Relais-Satelliten gleichzeitig ausgefallen?« wollte einer aus der Runde in Paris wissen. Darauf gab es lange keine Antwort. Schließlich meinte ein Spezialist: »Es wäre rein theoretisch möglich, dass MR1 und MR2 genau gleichzeitig in einen Sonnensturm geraten und daher zeitgleich ausgefallen sind. Ehrlich gesagt glaube ich das nicht. Denn wir beobachten das Weltraumwetter ziemlich genau, und wir haben keine ungewöhnlichen Sonnenaktivitäten in der letzten Zeit festgestellt.«

Weil die Expertenrunde an dieser Stelle nicht weiterkam, wurde als nächstes das Team in Oberpfaffenhofen befragt. »Habt ihr noch etwas herausgefunden?« wollte der Leiter des Meetings wissen.

»Ja, und es wird euch wahrscheinlich nicht gefallen«, antwortete Robert Walter, der immer noch im Dienst war. »Wir haben die Datenpakete analysiert, die als letztes vom Mars über MR1 zu uns gekommen sind. Die letzte Sendung enthielt die Mars-Stationsdaten. Luftdruck, Temperatur und so weiter waren alle okay. Dann aber …«

»Ja, was dann?« fragte der Leiter ungeduldig.

»Dann wurde der normale Datenstrom durch mehrere Alarmmeldungen unterbrochen. Alle hatten den gleichen Fehlercode, und zwar 55.«

»Ja, nun, verdammt noch mal, was bedeutet das?« schnaubte der Leiter wütend. »Lassen Sie sich doch nicht alles aus der Nase ziehen!«

»55 bedeutet fatale Computerfehlfunktion«, erklärte Robert, »Der Code wird nur ausgegeben, wenn der Computer so stark beschädigt ist, dass er nur noch herunterfahren kann, beispielsweise wenn sein Speicher zerstört wurde oder Ähnliches. Vier Meldungen kamen von kleineren Unterrechnern in der Marsstation. Drei Meldungen kamen von den Hauptrechnern.«

»Und wie viele Hauptrechner hat die Marsstation?« wollte jemand anderes wissen. »Drei«, antwortete Robert, »Das heißt, irgendetwas Schlimmes ist mit der gesamten Computerhardware auf der Marsstation passiert. Nach diesen Fehlermeldungen kamen noch ein paar Bytes mit einem unentwirrbaren Code, wir sagen dazu Computergulasch, und dann brach, wie bekannt, die Kommunikation komplett zusammen.«

Nach dieser Information herrschte erst einmal entsetzte Stille. Dann fingen plötzlich alle wild durcheinander an zu reden und zu diskutieren.

»Ruhe! Ruhe, verdammt noch mal!« – Der Vorsitzende klingelte mit seiner Glocke, um sich Gehör zu verschaffen. Jetzt wurde konzentriert gearbeitet, und nach weiteren 30 Minuten Diskussion waren sich alle einig: Irgendetwas Schreckliches hatte die Marsstation heimgesucht und kurz darauf die beiden Marsrelais-Satelliten. Genaueres war nicht bekannt, und aktuell gab es von der Erde keine Möglichkeit, den Mars über Funk zu erreichen. Die große Frage war: wie ging es den Menschen auf dem Mars? Waren sie gesund, schwebten sie in Gefahr oder waren sie alle gar schon tot?

»Nehmen wir mal an, dieses Unglück hätte nur die Rechner der Marsstation betroffen, aber nicht die Gebäude und so weiter«, begann der Vorsitzende, »Was wären die aktuellen Auswirkungen auf die Marsstation und die Menschen dort?« – »Nun ja,« antwortete ein Spezialist, »zunächst einmal droht keine unmittelbare Gefahr. Die Station hat Luft, Wasser, Energie und Lebensmittel, und wenn man davon ausgeht, dass die Hülle der Station nicht beschädigt wurde, können die Menschen zunächst einmal halbwegs normal weiterleben. Andererseits werden fast alle Funktionen der Station von Computern gesteuert. Ich würde mal sagen, eine bis zwei Wochen könnten unsere Leute überleben, danach wird es allerdings kritisch!«

Der Vorsitzende überlegte eine Weile. Dann meinte er: »Wir müssen schnellstmöglich eine Mission zum Mars schicken, um vor Ort nachzuschauen, was da los ist. Wir sollten auch unbedingt eine Notfallausrüstung mitnehmen, das heißt, wir brauchen einen Frachter. Und vielleicht sollten wir einen Kommunikationssatelliten mitnehmen, der zumindest zeitweise unseren MR1 ersetzt, wenn der nicht repariert werden kann.«

»Die Russen wollen demnächst eine Weltraummission durchführen«, sagte einer der Teilnehmer, »Sie haben auch schon einen Kommunikationssatelliten fertiggestellt. Vielleicht leihen sie uns den aus. Wir könnten unsere Rettungsaktion mit den Russen gemeinsam durchführen. Aber so, wie sich die europäische und russische Regierung in der letzten Zeit gestritten haben, bezweifle ich, dass die Russen uns in dieser Angelegenheit helfen werden.« »Das mit den russischen Satelliten ist eine gute Idee«, lobte der Leiter des Meetings, »Und das mit den diplomatischen Schwierigkeiten zwischen Russland und Europa, das lassen Sie mal meine Sorge sein!«

Chamonix, Frankreich

Sonntag, 22. April, 16:30

Marc wanderte die letzten Kilometer den Bergpfad hinunter nach Chamonix. Heute war es eine lange Tour gewesen, aber sehr schön. Er hatte einen leichten Muskelkater und schon Appetit aufs Abendessen.

Marc war nicht allein. Neben ihm ging eine gut aussehende, sportliche Frau, deren blonde Haare unter der Mütze herausquollen. Ihr Name war Elena, und Marc hatte sie zufällig hier in seinem Urlaub in Chamonix kennengelernt. Marc wollte hier ein paar Bergwanderungen machen, und im Hotel bemerkte er sie beim Frühstück. Sie war anscheinend auch allein unterwegs, und irgendwann kamen sie ins Gespräch. Da beide die Gegend nicht kannten, verabredeten sie sich zu einer Wandertour. Das funktionierte wunderbar, und heute war schon das dritte Mal, dass sie gemeinsam unterwegs waren.

Elena kam aus Russland. Sie war in einem kleinen Dorf in der Nähe von Moskau geboren und aufgewachsen, nach der Schule hatte sie Biologie studiert. Nun lebte sie in St. Petersburg und promovierte dort – das heißt, sie wollte dort ihren Doktortitel erwerben. Die Universität in St. Petersburg hatte ein Austauschprogramm mit Frankreich, und so war Elena hierher gekommen. Marc fand Elena ganz nett. Um ehrlich zu sein – er fand sie wirklich unheimlich nett und attraktiv. Um ganz ehrlich zu sein, hatte er sich in Elena verliebt. Und eigentlich war alles ganz schön. Eigentlich. Leider gab es ein aber. Dieses aber befand sich in seiner Hosentasche und war ein schwarzes Handy. Um dieses aber zu erklären, müssen wir etwa sechs Monate zurückspringen …

Vor sechs Monaten befand sich Marc gerade in den Bürogebäuden seines Arbeitgebers, der Korona-Raumfluggesellschaft, als er überraschend zum Chef ins Konferenzzimmer gerufen wurde. Marc dachte sich nicht viel dabei, obwohl es schon ungewöhnlich war. Als er den Raum betrat, fand er außer seinem Chef auch Frau Dr. Elisabeth Schwan von der Regierung vor. Er kannte sie von einem früheren Flug mit einem Passagierraumschiff. Damals entging das Schiff dank Marcs entschlossenem Handeln knapp einer Katastrophe, und außerdem konnte Frau Schwan in einem persönlichen Gespräch mit dem Mondbürgermeister die so genannte Mondkrise entschärfen. Die Öffentlichkeit erfuhr allerdings nie etwas von dem gefährlichen Defekt auf dem Raumschiff und auch nichts von der diplomatischen Mission.

»Frau Dr. Schwan – Herr Marc Wagner«, stellte der Chef die beiden einander vor, »aber soweit ich weiß, kennen Sie sich ja bereits! Auf den Wunsch von Frau Dr. Schwan lasse ich Sie jetzt zu einer vertraulichen Unterredung allein!« Dann zog er sich zurück und schloss die Tür.

Marc runzelte die Stirn: was wollte Frau Schwan hier im Konferenzzimmer der Korona? Aber da kam sie schon auf ihn zu und reichte ihm freundlich die Hand: »Hallo Herr Wagner«, sagte sie, »schön, dass wir uns wiedersehen! Sie wundern sich wahrscheinlich, warum wir uns hier treffen. Damals auf unserem gemeinsamen Raumflug haben Sie in einer kritischen Situation einen kühlen Kopf bewiesen. Ich komme mit einem Angebot oder eher mit einer Bitte zu Ihnen: Wir benötigen immer wieder erfahrene Raumpiloten, die bereit sind, diplomatische Missionen auszuführen. Ich möchte Sie fragen, ob wir auf Sie zählen können, wenn solche Dienste notwendig sind.«

Marc fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen: Was bedeutete diplomatische Mission? Sollte er für einen Geheimdienst arbeiten? Marc räusperte sich und sagte: »Sehr geehrte Frau Ministerin, natürlich bin ich bereit zu helfen, wenn ich helfen kann. Aber um eins klarzustellen: Ich werde für niemanden spionieren, niemanden betrügen oder bedrohen und auch keine Gesetze brechen! Wenn Sie so eine Person brauchen, dann müssen Sie sich jemand anderen suchen!«

»Nein, nein, so etwas haben wir nicht im Sinn!« beschwichtigte Frau Schwan, »Es kann auch sein, dass Sie überhaupt nicht zum Einsatz kommen! Wenn Sie sich zur Zusammenarbeit bereit erklären, ist das einzige, um das ich Sie bitte, Verschwiegenheit gegenüber Dritten! Es kann sein, dass jemand Sie ausspionieren will. Dann müssen Sie wachsam sein! Aber ansonsten können Sie ihr Leben genauso wie bisher weiter führen.«

Um es kurz zu machen: Marc willigte ein, im Bedarfsfall so eine diplomatische Mission auszuführen. Nach 14 Tagen musste er sein Handy abgeben und erhielt dafür ein neues – das besagte schwarze Handy. Man konnte ganz normal damit telefonieren. Allerdings gab es einen zusätzlichen, speziellen Gesprächskanal, der verschlüsselt und abhörsicher war. »Sie brauchen nichts zu machen«, wurde ihm erklärt, »aber wenn Sie auf dem Spezialkanal angerufen werden, erscheint ein spezielles Schlüsselsymbol auf dem Display. Dann benötigen wir Ihre Hilfe!«

Das war die Geschichte um Marcs schwarzes Handy. Jetzt wanderte er die letzten Meter mit Elena zum Hotel. Elena war lieb und sympathisch – das stand außer Frage – aber was, wenn Elena eigentlich gar nicht promovierte, sondern ihn ausspionierte? Schließlich war er ja jetzt ein Diplomat … Ach Quatsch – das konnte gar nicht sein! Oder doch? Hatte Marc Elena zuerst angesprochen, oder war es umgekehrt? Marc konnte sich nicht mehr genau daran erinnern… Und außerdem meinte er mitbekommen zu haben, wie Elena ihn heute einige Male kühl und abschätzend beobachtet hatte. Aber vielleicht war alles nur Einbildung. Marc musste an die schlechten Beziehungen zu Russland denken, die schon Thema in den Nachrichten waren. Er fand das schade, denn mit russischen Raumfahrern hatte er sich immer gut verstanden. Hoffentlich entlud sich die Krise nicht in irgendwelchen militärischen Konflikten, bei denen Unschuldige zu Schaden kamen! »Marc, was ist denn los?« fragte Elena besorgt, »Du siehst ziemlich traurig aus! Hat Dir die Wanderung heute nicht gefallen?« – »Doch, doch«, beeilte sich Marc zu versichern, »Vielleicht ist es nur der Hunger!« Dann sprachen die beiden über andere Dinge und kamen bald auf ihr Lieblingsthema: die Besteigung des Montblanc. Marc und Elena waren beide ausgezeichnete Alpinisten, und beide träumten davon, den Montblanc zu bezwingen. Mit über 4800 Metern ist er der höchste Berg in den Alpen.