6,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 6,99 €
Du bist endlich am Ort deiner Bestimmung. Du wirst jetzt beweisen, dass du ihm würdig bist.
Cornwall, 1968. Der junge Aarin sehnt sich nach den Sternen. Er trainiert eisern, um irgendwann ins All fliegen zu können, doch sein Wunsch scheint unerfüllbar. Als die Maschinen ihn zu sich holen, kommt er seinem Ziel so nahe wie noch nie. Aarin schwört, seiner neuen Aufgabe gerecht zu werden, koste es, was es wolle – und besiegelt damit sein Schicksal.
Der zweite Teil der Maschinenmacht-Reihe erzählt die Geschichte von Aarin Cirrus und knüpft im Anschluss nahtlos an Band eins an. Im Kern der Maschine kommt es zum Wiedersehen mit alten Bekannten und schließlich zu einem lange erwarteten Showdown.
Eine Villain Origin Story in einem Genremix aus Science-Fiction, Thriller, Biopunk, Drama und Coming of Age.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2024
E. V. RING
Die Maschinenmacht-Reihe umfasst vier Bände. Davon bereits erschienen:
Maschinenmacht 1 – Cyan Zane Veil
Maschinenmacht 2 – Aarin Cirrus
E. V. Ring
Die Person hinter dem Pseudonym lebt in Wien, stimmt Klaviere, musiziert und schreibt seit der Kindheit Fiktion. Sie stand einst darstellend auf Musicalbühnen, ehe sie erkannte, dass ihre Liebe im Erschaffen von Geschichten und nicht in ihrer Verkörperung liegt. E. V. Rings Romandebüt Cyan Zane Veil, der Auftakt der Maschinenmacht-Reihe, wurde für den SERAPH 2023 nominiert und mit dem Selfpublishing-Buchpreis 2023/24 ausgezeichnet. Kontakt und Social-Media-Links: https://evring.carrd.co
Impressum
Maschinenmacht 2 – Aarin Cirrus
© 2024 E. V. Reisenhofer
Hütteldorfer Str. 130C/3/30 | 1140 Wien | Austria
https://evring.carrd.co
Covergestaltung: Nadine Wahl
unter der Verwendung von Bildmaterial von
Gregor Pfingstl (Coverartwork, Rendering: Christian Speiser)
und Adobe Stock
Lektorat: Marieke Kühne, textzucker e. U., Wien
Korrektorat: Tino Falke
Sensitivity Reading: skalabyrinth
Buchsatz: Catherine Strefford
ISBN Paperback (tredition): 978-3-384-05618-4 ISBN eBook (tolino media): 978-3-757-98280-5
Alle Rechte vorbehalten.
Für die Erstellung dieses Romans – Text wie Gestaltung – wurde keine generative KI verwendet.
FÜR CAY
Kernthemen
Streben nach Anerkennung; Sehnen nach physischer und psychischer Unverwundbarkeit; Überleben in Extremsituationen; Kommunikation; Zusammenhalt; Jugendliebe; Verlust; Trauma; Hoffnung und Enttäuschung; generationenübergreifende Konflikte; Grenzen und deren Überschreitung; Revolution; (internalisierter) Ableismus; Suizidalität und Vernichtungswunsch.
Darin enthalten (Kapitelangabe in Klammer)
Geburt (20)Gewalt, häuslich (1, erwähnt: 8)Gewalt, psychisch (27, 31, 35, 48, 49)Gewalt, physisch (1, 8, 27, 31, 32, 34, 48, 49, erwähnt: 33, 37, 42, 50)Kindstod, Fehlgeburt, Totgeburt im Rahmen künstlicher Erschaffung von Mensch und Tier (23)Koma (eingeleitet, künstlich: 27, 28, erwähnt: 9, 30)Körperflüssigkeiten (Blut: 2, 3, 20, 31, 32, 33, 35, 38, 43; Erbrechen: 2, 3, 19, 44)Künstliche Ernährung (2, erwähnt: 30)Künstliche Erschaffung von Menschen (23, erwähnt: 26, 49)Mord (24, 25, erwähnt: 28, 31, 32, 47)Nadeln/Blutabnahme/Injektionen (2, 3, 26, 27, 28, 42, erwähnt: 36)Sex (erwähnt: 4, 7, 49)Selbstverletzendes Verhalten (erwähnt: 1)Schwangerschaft (erwähnt: 7, 8, 9, 26, 49)Schwangerschaftsabbruch (versucht) durch Injektion (gewaltvoll, nicht die Entscheidung der schwangeren Person: 27, erwähnt: 28, 49)Substanzen (potenziell schädlich), Einnahme (17, 18, 19)Substanzen (potenziell schädlich), Verabreichung (18, 19, 22, 26, 27)Suizid (1 [versucht], 25 [versucht], 53)Suizidalität (1, 4, 19, 20, 25, 26, 28 und folgende)Tiere (fiktives Fluginsekt: 2, erwähnt: 6, 10, 11, 13, 15, 16; fiktive Wolfsart: 3, 16, 19, erwähnt: 17, 21, 23; Hund: 33)Tierangriff (fiktives Fluginsekt: 2, erwähnt: 6, 10)Tiertötung (3)Tod (20 [Mutter stirbt bei der Geburt]; erwähnt: 1, 6, 7, 13, 21, 25, 42)Verletzung (1 [Schnittverletzung erwähnt], 2 [gebrochene Nase, Verbrühungen/Verbrennungen, Schnitt- und Stichwunden], 3 [Verbrennungen], 15 [Verbrennung], erwähnt: 12 [Fleischwunde], 31 [Schnittwunde], 33 [Schnittwunde erwähnt, Hautverletzungen], 34 und folgende [Knochenbrüche, Hautverletzungen])Diese Auflistung wurde nach bestem Wissen und Gewissen erstellt, erhebt allerdings keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
»Achtunddreißig«, presste Aarin hervor, während er die Arme beugte und die letzten Liegestütze anzählte, »neununddreißig, vierzig.«
Mit einem Stoß schwang er sich von der Waagrechten zurück auf die Beine und lief los. Er sprintete durch das raschelnde Dickicht, umrundete Roche Rock so lange, bis seine Lunge stach und seine Muskeln brannten. Eine noch, rief er sich im Geiste selbst zu. Eine Runde mehr als gestern! Na los!
Über der Ruine türmten sich graue Regenwolken. Die ersten Tropfen landeten auf Aarins überhitzter Haut.
Noch zwanzig Meter, fünfzehn, zehn.
Aarin mobilisierte seine letzte Energie und sprintete über die imaginäre Ziellinie.
Geschafft.
Keuchend wurde er langsamer, taumelte noch ein paar Schritte und ließ sich dann erschöpft ins Gras fallen. Sein Puls raste, seine Muskeln zitterten, immer mehr Regentropfen fielen und kühlten seine Haut. Er wäre gern noch einen Moment liegen geblieben, doch dem Stand der Sonne nach zu urteilen musste es bereits nach drei Uhr nachmittags sein. Er hatte also noch knapp vier Stunden, ehe sein Ziehvater von der Arbeit kam – die wollte er nutzen.
Aarin rappelte sich ächzend auf und machte sich auf den Weg nach Hause.
***
»Aarin.« Maria lugte in den Raum, die Tür bloß einen Spalt breit geöffnet. Sie flüsterte, obwohl es keinen Grund dazu gab. Außer ihnen war niemand hier. »Dein Vater kommt gleich heim.«
Aarin löste den Blick nicht von dem Text, den er gerade studierte. Er lag auf dem Rücken, die Beine aufgestellt, die offene Zeitschrift über den Kopf gehalten. Seine Ziehmutter nahm er nur aus dem Augenwinkel wahr. Seine Konzentration galt Sterne und Weltraum, der Zeitschrift für Astronomie und Weltraumforschung, die sein Ziehvater wie vieles andere in seinem Büro verwahrte.
»Aarin«, wiederholte Maria, eindringlicher diesmal.
»Ja«, raunte er. »Ich habe dich gehört.«
»Leg die Zeitschrift weg und komm da raus.«
»Gleich.«
»Nicht gleich. Jetzt. Er kann jede Sekunde da sein.« Als Aarin nicht reagierte, zog sie sich mit einem Seufzen zurück. Kurz darauf hörte er sie die Holztreppe hinablaufen.
Aarin sprang auf die Beine, schlug die Zeitschrift zu und legte sie auf den Stapel mit den anderen Magazinen. Dann griff er stattdessen zu einem der Medizinbücher. Medizin interessierte ihn zwar weniger als Astronomie, aber wenn er Vaters Medizinbücher studierte, war der in der Regel versöhnlicher.
Karl war Arzt. Chirurg. Laut der Kollegschaft ein Meister seines Fachs. Als er Aarin zum ersten Mal dabei erwischt hatte, wie er in seinen Fachzeitschriften gewühlt hatte, hatte er erst gebrüllt, doch dann innegehalten und gefragt: »Was hast du gelesen?«
Acht Jahre alt war Aarin damals gewesen. Er hatte das Gelesene nicht verstanden, aber er hatte jeden Fachausdruck und dessen Beschreibung aus der Erinnerung rezitiert und Karl damit wohl nachhaltig beeindruckt. Seither war Karl der Überzeugung, einen Mediziner aus Aarin machen zu können, und nahm ihn auf Kongresse mit, sofern er nicht in die Schule musste. Er durfte zwar nicht an ihnen teilnehmen, saß aber dann in den Gängen oder Pausenräumen, wurde von Karl mit Büchern versorgt und wartete darauf, dass er mit der Kollegschaft bekannt gemacht wurde.
Karl liebte es, Aarin vorzuführen. Es sorgte stets für erstaunte Gesichter, wenn ein Kind in die Fachsimpelei miteinsteigen konnte.
Jetzt war Aarin zwölf. In seiner Zeit in diesem Haus hatte er viel gelernt. Dazu gehörte auch, dass er zwar studieren durfte, aber nicht in Karls Büro.
Mit einem Medizinwörterbuch unter dem Arm huschte er aus dem Raum. Im selben Moment hörte er, wie sich die Haustür öffnete und Maria Karl begrüßte. Für eine Flucht ins eigene Zimmer war es nun zu spät – seine Zimmertür war von unten zu sehen und wenn Aarin vom Büro aus darauf zulief, war klar, woher er kam –, also entschied er sich für die Flucht nach vorne.
»Hallo, Papa«, rief er und polterte die Stufen hinunter. »Ich habe –«
»Aarin!«
Karl strahlte, was Aarin stutzen ließ, aber dann sah er, dass sein Ziehvater nicht allein gekommen war. Neben ihm stand ein Mann mit breiten Schultern, hellbraunem, glatt rasiertem Gesicht, grauem Trenchcoat und schwarzem Hut, den er jetzt abnahm. Er war fast gleich groß wie Karl, wahrscheinlich auch ungefähr gleich alt. »Das ist Martin. Er wird mit uns zu Abend essen, weil ich ihm erzählt habe, wie sehr du dich für Medizin interessierst – und für Astronomie. Martin ist Flugmediziner und will sein Gebiet in die Weltraummedizin ausweiten.«
Aarin vergaß für einen Moment, dass er sich den dicken Wälzer unter den Arm geklemmt hatte, und zuckte zusammen, als der lautstark auf die Holztreppe fiel. Hastig lief er dem nach unten schlitternden Buch nach, erwischte es erst vor Martins Füßen und richtete sich rasch damit auf. »Hallo«, grüßte er heiser und starrte den Gast seines Vaters an.
Martin lachte herzlich. »Hallo. Deine Freizeitlektüre ist also ein Medizinwörterbuch?«
Jetzt hätte Aarin wesentlich lieber Sterne und Weltraum in der Hand gehalten, aufgeschlagen und bereit, Martin mit Fragen zu allem zu löchern, was er eben gelesen hatte. »Manchmal«, gab er stattdessen wenig schlagfertig zur Antwort.
»Aarin ist auf dem besten Weg, ein großartiger Mediziner zu werden«, erklärte Karl mit hörbarem Stolz. »So schnell, wie er lernt, werdet ihr vielleicht noch Kollegen.« Er zwinkerte Aarin verschwörerisch zu.
Träumte er? Hatte ihm sein Ziehvater gerade tatsächlich zu verstehen gegeben, dass er sich Aarin in der Weltraumforschung vorstellen konnte?
Aarin presste das Buch an sich, musste sich irgendwo festhalten. »Wenn ich die Ausbildung schaffe«, er sah zu Martin hoch, »kann ich dann auch irgendwann zum Mond fliegen?«
Er fragte, obwohl er es besser wusste. Er hätte vielleicht eine Gelegenheit abwarten sollen, in der Karl nicht zuhörte, aber er war viel zu aufgeregt, um nicht damit herauszuplatzen.
Diesmal war Karl es, der lachte, aber es war nicht herzlich. »Du mit deiner Träumerei. Kommt, das Essen ist fertig.«
Beim Essen erzählte Martin, welche Voraussetzungen Aarin erfüllen müsste, um am Raumfahrtprogramm teilnehmen zu können, doch Karl machte deutlich, dass er das nicht billigen würde. Das hielt Aarin nicht davon ab, Martin mit Fragen zu löchern – eine Chance wie diese würde er so bald nicht wieder bekommen.
Seine Fragen machten Karl wütend. Aarin merkte das, weil er gelernt hatte, die Anzeichen zu lesen. Je wütender Karl wurde, desto ruhiger wurde er, aber seine Anspannung war greifbar. Das war sie wohl auch für Maria, die nun tat, was sie in solchen Situationen immer tat: Sie versuchte andere Themen auf den Tisch zu bringen.
Doch Aarin ließ sich nicht ablenken. Nicht diesmal, wo es um seinen größten Traum ging.
Bei der Verabschiedung nahm Martin ihn kurz beiseite. »Es ist gut, dass du für deinen Traum kämpfen willst«, sagte er. »Aber lege dir eine Alternative zurecht. Die bemannte Raumfahrt steht in ihren Anfängen, was daraus wird und wie sie sich entwickelt, ist schwer zu sagen. Behalte das im Hinterkopf, wenn du über deine Zukunft entscheidest.«
Damit setzte er seinen Hut auf, verabschiedete sich und verließ das Haus. Aarin sah ihm nach, bis Karl die Tür schloss.
»Wenn ich gewusst hätte, dass du diese Flausen mit der Raumfahrt im Kopf hast, hätte ich Martin nicht eingeladen«, sagte er kühl.
»Was hast du denn gedacht, weshalb mich Astronomie so interessiert?«, konterte Aarin.
Er wusste, wie der Abend für ihn enden würde, noch bevor Karl den Gürtel aus der Hose zog und zum ersten Schlag ausholte.
***
Manchmal hatte er diese Träume.
Im ersten floh er vor etwas, das er nicht genau erkennen konnte. Es blieb ein konturloser schwarzer Schemen, von dem er nur wusste, dass er ihn töten würde, wenn er die Flucht nicht schaffte – und er schaffte sie nie. Im letzten Moment entschied er sich jedes Mal dafür, stehen zu bleiben und sich umzudrehen, um den Tod mit offenen Armen zu empfangen.
Im zweiten Traum durchlebte er einen gewöhnlichen Schultag, bis er sich beim Sport am Unterarm verletzte. Es war ein tiefer Schnitt, der sein Fleisch spaltete, doch statt den freigelegten Knochen zu sehen, sah er glänzendes Metall. Er erwachte jedes Mal mit der festen Überzeugung, unter der menschlichen Hülle eine Maschine zu sein, und es fühlte sich auf eine Weise real an, die ihn noch Stunden begleitete.
An solchen Tagen hatte er nicht selten Lust, sich selbst den Arm aufzuschlitzen, um endlich Klarheit zu haben. Um herauszufinden, ob er wirklich ein Mensch war oder seine Optik das nur vorgaukelte.
Getan hatte er es noch nie. Nicht weil er sich vor den Schmerzen fürchtete oder davor zu verbluten, sondern weil er die Enttäuschung nicht ertragen würde, Knochen statt Metall zu sehen.
Du bist feige, zischte seine innere Stimme dann jedes Mal und sie hatte recht.
Die Vorstellung, eine Maschine zu sein, war so groß, so tröstlich, so wärmend, dass er sich nicht selten in Tagträumen darin verlor. Sie war eng verschränkt mit seinem Wunsch, ins All zu fliegen, denn war er erst eine Maschine, würde ihn nichts mehr auf diesem Planeten halten.
Da war etwas in ihm und es war da, seit er denken konnte: eine Erinnerung, eine Emotion, eine Vorahnung, etwas, das er nicht zu fassen bekam und das zeitgleich so übermächtig war, dass es ihm die Gewissheit gab, anders zu sein. Nicht von dieser Welt.
Etwas Besonderes.
Seine innere Stimme lachte gehässig. Sie klang dabei ein wenig wie Karl.
Aarin seufzte und wälzte sich zur Seite. Sein Blick fiel aus dem Fenster. Das Mondlicht war schwach, die Sehnsucht dafür umso stärker. Die Sehnsucht nach Ausbruch, danach, eine unbekannte Bestimmung zu erfüllen, den Platz zu finden, an den er gehörte. Denn auch wenn seine Vergangenheit im Nebel lag, sah er seine Zukunft glasklar vor sich, und sie beinhaltete kein Medizinstudium.
Seine Zukunft lag in den Sternen. Er würde die Erde verlassen, was auch immer es kosten möge.
***
Es war Montag, der 21. Juli 1969, der alles änderte. In jener Nacht durfte er bis drei Uhr wach bleiben, um ein einzigartiges Ereignis zu verfolgen. Aarin klebte förmlich am Fernsehbildschirm, als die Bilder übertragen wurden und Neil Armstrongs Stimme zwischen Rauschen und Dröhnen zu hören war: »That’s one small step for man … one … giant leap for mankind.«
Der Moment war so gigantisch, so bestätigend, dass er am liebsten durch das TV-Gerät direkt auf den Mond gekrochen wäre. Sein Herz raste, seine Hand legte sich wie von selbst auf den Bildschirm. Diese Bilder, diese Tonspur, alles an dieser Übertragung fühlte sich so nach Zuhause an, dass ihm ein leises Stöhnen entkam.
Karl drehte den Fernseher ab.
Aarin fuhr herum. »Schalte ihn wieder ein!«
»Das reicht. Geh ins Bett.«
»Ins Bett?« Aarin blinzelte. »Da sind Menschen auf dem Mond gelandet, Papa. Ich kann doch jetzt nicht ins Bett gehen!«
»Du kannst und du wirst. Je länger du dir das ansiehst, desto eher glaubst du am Ende noch, die Raumfahrt wäre tatsächlich eine Option für dich.«
»Sie ist eine Option für mich! Ich trainiere jeden Tag. Ich studiere jeden Tag. Ich –«
»Du bist genau wie Tausende andere, die in dieses Programm wollen. Die trainieren alle und sind fähiger als du. Deine Zukunft liegt in der Medizin, da hast du Chancen. Da bist du den anderen überlegen.« Karl stand vom Sofa auf, die Fernbedienung in der Hand. »Und jetzt los, ab ins Bett.«
In diesem Moment starb etwas in Aarin.
Er sprang auf, stürmte aus dem Wohnzimmer, aus dem Flur, aus der Haustür, hinein in die Nacht. Er achtete nicht darauf, ob ihm jemand folgte, durchpflügte das Dickicht, das seine ungeschützten Unterarme aufkratzte. Er wünschte, die Kratzer würden tief genug reichen, um endlich sehen zu können, ob da Metall oder Knochen waren.
Seine Beine trugen ihn wie von selbst zu der Kapellenruine auf dem mondbeschienenen Felsen. Hier war er vor neun Jahren gefunden worden: in dem Dickicht vor Roche Rock, das er auf der Suche nach Nahrung durchkämmt hatte.
Im vergangenen Jahr waren immer mehr Erinnerungen an seine Kindheit zurückgekehrt, an seine Herkunft. Viel davon blieb vage, doch manches war klar. Dass seine frühe Kindheit keine Menschen beinhaltet hatte zum Beispiel. Dass er von Maschinen umgeben gewesen war und von Landschaften, die er seitdem nicht mehr gesehen hatte.
Das Sehnen danach, eine Maschine zu sein, war damit nur noch stärker geworden und die Träume intensiver. Jetzt, nach der Mondlandung der Apollo 11, schien ihm eine Rückkehr in ein Leben, wie Karl es sich für ihn vorstellte, absurd.
Nein: unmöglich.
Aarin hatte den Felsen erreicht. Steile Eisenleitern ermöglichten den Aufstieg; jeder Griff, jeder Tritt war in ihm verankert. Er erklomm die Ruine spielerisch, sein Körper kannte den Ablauf und brachte ihn sicher nach oben.
Die letzten Schritte zum höchsten Punkt führten über flachen Felsen zu dem, was von der Außenmauer der Kapelle übrig geblieben war. Aarin hob die Arme, ertastete die Mauerkante, spannte die Muskeln an und zog sich hoch.
Der Mauerrest war schmal und der Abgrund dahinter tief, jeder Tritt wollte gut überlegt sein. Der zunehmende Mond gab nur wenig Licht ab, doch Aarin war oft genug hier gewesen, um sich auf seine Erinnerung zu verlassen.
Schließlich fand er eine Stelle, die breit genug war, um sich bequem hinzusetzen, und ließ die Beine über die Kante baumeln. Die Mauer war noch immer warm, hatte die Hitze des Tages gespeichert. Er stützte sich mit den Händen darauf ab, suchte mit den Fersen nach Stellen, in denen er seine Füße einhaken konnte, und legte den Kopf in den Nacken.
Die Sehnsucht war übermächtig. Nach den Sternen. Nach seiner Bestimmung.
Nach seinem Zuhause.
Von einem Augenblick auf den anderen verpufften seine Emotionen. Als hätte sich in ihm ein Schalter umgelegt, wichen seine Sehnsucht, seine Zerrissenheit glasklarer Nüchternheit und seine innere Stimme flüsterte: Du wirst den Mond nie erreichen. Du wirst die Erde nie verlassen.
Du hast keine Bestimmung.
Aarin stand auf, drehte sich um, breitete die Arme aus und ließ sich nach hinten fallen. Und während ihm der Wind um die Ohren pfiff und die Schwerkraft ihn hinabzog, fixierte er den zunehmenden Mond, in Gedanken bei Neil Armstrong, der im Gegensatz zu ihm Geschichte geschrieben hatte.
Ein tiefes, dröhnendes Wummern drückte gegen sein Trommelfell, begleitet von einem eindringlichen Sirren und dem mächtigsten Kopfschmerz seines Lebens.
Aarin stöhnte. Er wollte sich winden, doch er konnte sich nicht bewegen. Er spürte seinen Körper nicht. Da war nur der Schmerz, der in seinem Kopf pulsierte und ihm das Gefühl gab, aus geschwollenem Gehirn zu bestehen.
Zahllose geschwungene Zeichen schwirrten blau glimmend durch die Dunkelheit hinter seinen geschlossenen Lidern. Sie formierten sich zu Wolken, zu Wirbelstürmen, zu ruhigen Seen und wilden Wellen. Aarin beobachtete sie. Sie beruhigten ihn, lenkten von den Schmerzen ab. Als er glaubte, selbst zu einem dieser Zeichen geworden zu sein, schreckte er aus seiner Trance.
Alles war grell und verschwommen.
Er blinzelte, bis seine Sicht klarer wurde und er das Licht ertrug. Dann sah er Metall. Wenige Schritte entfernt bildete es eine glänzende Wand, die aus kopfgroßen Fünfecken zusammengesetzt war. Das grelle Licht kam aus fingerbreiten Fugen, die die Metallteile miteinander verbanden. Die Wand war gekrümmt: Sie formte eine Kuppel, die vielleicht zwei Meter über seinem Kopf zusammenlief.
Erneut versuchte er sich zu bewegen, doch es endete gleich wie vorhin. Kurz wallte Panik in ihm auf, dann erkannte er in der gekrümmten Metallwand sein verzerrtes Spiegelbild. Er konnte sich darin nur schemenhaft sehen, aber was er sah, raubte ihm den Atem.
Er glänzte silbern. Sein Kopf, seine Arme, seine Beine, sein Rumpf. Er glänzte genauso wie die Metallwand vor ihm. Und er schwebte, aufrecht, einen halben Meter über dem Boden.
Aarin keuchte. Oh, bitte, flehte er in sich hinein. Bitte lass das echt sein.
Langsam erinnerte er sich: Er hatte sich von Roche Rock fallen lassen, war mit dem Hinterkopf aufgeschlagen. Es hatte geknackt. Er hatte gedacht: Mein Schädel ist eine aufgesprungene Eierschale. Dann war er weggetreten.
Vielleicht lag er im Koma und das hier war nur eine Fantasie seines traumatisierten Gehirns, aber er hoffte, dass er wirklich hier war. Das hier war der Ort seiner Träume und in der Spiegelung vor sich sah er, was er schon immer im Spiegel hatte sehen wollen: eine Maschine.
Er hörte geschäftiges Sirren um sich herum und vier aufeinanderfolgende Klickgeräusche über sich. Er sah in der Spiegelung unscharf mehrere mehrgliedrige Maschinenarme, die sich von seinem Rücken lösten. Daraufhin wurde er Kopf voran durch eine offene Luke in der Kuppeldecke in ein riesiges, unbeleuchtetes Rohr geflogen. Alles war so detailreich, so greifbar, dass er keine Zweifel mehr hatte.
Es ist echt.
Ich bin zurück.
Ich bin eine Maschine.
Die Maschinen aus seiner Kindheit hatten ihn vor Roche Rock aufgesammelt und repariert. Sie hatten gesehen, dass er sie brauchte, und ihn zurückgeholt.
Er war ihnen wichtig.
Er hatte noch nie das Gefühl erfahren, jemandem wichtig zu sein.
Ob ihn in Cornwall jemand vermisste? Er hatte keine engen Freunde, nur lose Schulbekanntschaften. Er hatte seine Freizeit lieber mit Training und Studieren verbracht. Er hätte es gemocht, seine Leidenschaften zu teilen, aber in seiner Klasse war niemand gewesen, der sich dafür begeistern konnte.
Maria vermisste ihn vielleicht. Aber vielleicht war sie genauso froh wie Karl, sich nicht mehr mit ihm herumschlagen zu müssen.
Wie gern würde er ihnen in seiner wahren Form einen Besuch abstatten und ihre erstaunten Gesichter sehen.
Das leise Sirren der Antriebe in seinem Rücken hallte von den Wänden des Rohrs wider. Ein blaues Leuchten begleitete ihn, das ihn seine direkte Umgebung sehen ließ. Das Rohr war aus dunklem Metall und matt, in seinen Wänden spiegelte er sich nicht wie in der Kuppel. Immer wieder gab es Abzweigungen.
Ein leises Klicken in der Ferne öffnete eine Luke, durch die er in eine weitere ausgeleuchtete Metallkuppel geflogen wurde. Sie war leer bis auf fünf Kleidungsstücke, die auf dem Boden lagen: zwei dunkelgraue Einteiler, ein Paar Handschuhe, ein Paar Stiefel und ein Paar Schienbeinschützer.
Er hatte das schon als Kleinkind getragen. Die Erinnerung blitzte auf und setzte ein weiteres Puzzleteil ins Bild. Er fragte sich nur, wozu er Kleidung noch brauchte, wenn er doch –
Der Druck auf seinem Kopf verschwand und Aarin fiel wie ein Sack Zement zu Boden. Neuer Schmerz schoss durch seinen Kopf, als seine Nase brach.
Nach dem ersten Schock kam das Unverständnis. Er war doch eine Maschine. Wie konnte er sich die Nase brechen? Wieso war er überhaupt gefallen? Und wieso kam er jetzt nicht mehr hoch?
Die Zeichen vor seinem inneren Auge gerieten in Aufruhr. Sie wirbelten umher, manche von ihnen glommen auf und flackerten, als wollten sie ihm etwas sagen. Das Atmen wurde immer schwieriger, er lag flach auf seinem Gesicht, seiner gebrochenen Nase. Wieso muss ich überhaupt noch atmen? Aarin röchelte.
Er hörte ein Sirren über sich, spürte wieder den Druck auf seinem Kopf und erhob sich endlich vom Boden. Erlöst schnappte er nach Luft.
Aarin parkte schwebend in einer aufrechten Position und versuchte die Verwirrung abzustreifen, als etwas von unten in sein Sichtfeld geschoben wurde.
Es waren Arme. Menschliche Arme. Umschlungen von feingliedrigen, flachen Metalltentakeln.
Seine Arme.
Sie waren nackt und trugen seine Narben. Ohne sie wäre es schwer geworden, sie als seine Arme zu identifizieren, denn sie bestanden nur noch aus Haut und Knochen. Von den Muskeln, die er bei seinem Training aufgebaut hatte, war nichts mehr übrig.
Sie sanken langsam wieder aus seinem Blickfeld, dafür erschienen Beine darin. Auch sie waren nackt, auch sie waren von Metall umschlungen und hatten alles an Muskelmasse verloren.
Aarin starrte entsetzt auf seine Oberschenkel.
Er war gar keine Maschine. Er wurde nur von einer gehalten, weil sein Körper zu schwach war.
Aber wie konnte das sein? Wie lange war er bewusstlos gewesen?
Er kippte erst in die Enttäuschung, dann in die Panik, doch dann zerrte ihn seine innere Stimme zurück.
Erinnere dich an deinen Traum. Dein Fleisch mag vielleicht organisch sein, aber dein Gerüst ist es bestimmt nicht. Du kommst von hier und dieser Ort ist nicht menschlich. Warum solltest du es dann sein? Du bist eine Maschine. Du musst nur herausfinden, warum sie dich nach menschlichem Vorbild konstruiert haben.
Er fragte sich, ob er genauso lange wie ein Mensch brauchen würde, um seine Muskeln wieder aufzubauen. Sechs Monate, erinnerte er sich an das, was er von seinem medizinischem Heimstudium wusste. Aber er war noch jung. Vielleicht würde ihm die Rehabilitation schneller gelingen.
Aarin schluckte das Blut, das ihm von der gebrochenen Nase in den Rachen rann. Ihm wurde übel. Er musste es schneller schaffen.
Er durfte die Maschinen nicht enttäuschen.
Noch während er das dachte, führte die Maschine, in der er hing – der Roboter mit den filigranen Tentakelgliedern –, seine Arme wieder nach vorne und beugte sie langsam. Dann führte er sie wieder zurück und tat dasselbe mit seinen Beinen. Er wiederholte das mehrmals und da verstand Aarin.
Er hilft mir. Die Geborgenheit war zurück und mit ihr die Dankbarkeit.
Aarin atmete durch und dachte an nichts anderes mehr als an den angestrebten Erfolg.
***
Das Schlimmste war die erste Zeit, in der das Gefühl in seinen Körper zurückkehrte. Alles schmerzte, stach und erwachte kribbelnd wieder zum Leben. Immerhin heilte seine Nase schnell.
Aarin schonte sich nicht. Er wollte seiner Bestimmung nachgehen. Zwar wusste er noch nicht, welche das war, aber er hatte eine auf seine Größe zugeschnittene Schutzmontur bekommen, also mussten die Maschinen eine Erwartung an ihn haben. Da er es allerdings noch nicht einmal schaffte, die Montur anzulegen, hatte er noch einen weiten Weg vor sich.
Aarin verbrachte die nächste Zeit in der leeren Kuppel. Er schlief in den Fängen des Roboters, denn so gut gehalten schmerzte es am wenigsten. Regelmäßig wurde er in den Raum geflogen, in dem er erwacht war, und jetzt, wo er wieder etwas spüren konnte, bekam er mit, was da passierte. Die Maschinenarme setzten ihm Nadeln in Muskeln und Venen. Manchmal stachen sie auch eine in seine Schläfe, woraufhin die Zeichen vor seinem inneren Auge heller leuchteten als sonst. Außerdem hatten sie ihm einen Zugang gelegt, über den er künstlich ernährt wurde – etwas, das bereits während seines Komas geschehen sein musste. Die Frage, weshalb er wie ein Mensch geschaffen worden war, wurde immer präsenter. Welchen Zweck sollte er in dieser Gestalt erfüllen?
Nach einer Zeit, die ihm wie eine Ewigkeit vorkam, schaffte er es endlich, die Schutzmontur anzulegen. Erst den Unteranzug – streichelweicher Stoff, der sich wie eine zweite Haut über seine schmiegte –, dann den robusteren Überanzug. Er fühlte sich an wie grobes Leder, war aber eindeutig aus Kunstgewebe. Dann zog er Stiefel, Schienbeinschoner und Handschuhe an. Er brauchte gefühlte Stunden dafür, war am Ende schweißgebadet und wütend. Er sollte nicht so lange für so eine einfache Aufgabe brauchen.
Mit zusammengepressten Lippen robbte er auf die Metallwand zu, in der er sich bislang immer nur aus der Ferne und in verzerrter Unschärfe gesehen hatte. Auch aus der Nähe eignete sich das glänzende Metall nicht als detailreicher Spiegel, aber er erkannte genug, um sich vor sich selbst zu erschrecken.
Seine Haare waren weiß.
Sie waren weiß.
Aarin starrte sein Spiegelbild an. Er hatte pechschwarze Haare gehabt, jetzt waren sie beinahe farblos und kürzer. Waren sie ihm ausgefallen und weiß nachgewachsen? Er lehnte sich weiter nach vorne, bis er fast mit der Nasenspitze an das Metall stieß. Seine Augen waren … blau?
Hatten die Maschinen sein Äußeres modifiziert? Aber warum? Wäre es nicht sinnvoller gewesen, ihn stattdessen leistungsfähiger zu machen?
Er betrachtete sein Gesicht, das eindeutig seines war und dennoch anders wirkte. Vielleicht lagt es daran, dass es schlanker war. Aarin zog den rechten Handschuh aus und tastete es ab: seine Wangen, seine Nase, seine Lippen. Er stutzte, als er etwas berührte, das ebenfalls neu war: einen Flaum auf seiner Oberlippe. Im ersten Moment freute er sich, denn er hatte den Bartwuchs nun schon länger herbeigesehnt, aber als er die neue Behaarung in der unscharfen Spiegelung betrachten wollte, sah er nichts. Vielleicht lag es daran, dass sie genauso weiß war wie sein Haupthaar und darum kaum zu sehen.
Wie lange habe ich geschlafen?
Der Roboter kam auf ihn zu und Aarin schlüpfte rasch wieder in den Handschuh, ehe er eingefangen wurde. Erst glaubte er, erneut in die Versorgungskuppel gebracht zu werden, doch diesmal bog der Roboter im Rohrsystem anders ab. Die Aufregung wuchs. Wohin flogen sie?
In der Ferne hörte er es klicken und wusste, dass sich eine neue Luke für ihn geöffnet hatte.
Tageslicht empfing ihn auf der anderen Seite – künstliches Tageslicht, erzeugt von leuchtenden Paneelen, die die Metallplatten der Kuppel ersetzten. Aarin roch die feuchtheiße Luft, ehe sie sich wie ein dünner Film auf sein Gesicht legte. Er sah die tiefgrünen Halme, die sich über den Erdboden erstreckten. Er hörte ein leises Glucksen, das eine kleine Quelle verriet, und Bäume mit schwarz glänzenden Stämmen und fünfeckigen dunkelblauen Blättern, die die Kuppel einsäumten. Sie war etwas größer als die, in der er bisher untergebracht gewesen war.
Und er kannte sie.
Es war eine der Landschaften aus seinen Träumen, seinen Kindheitserinnerungen und damit ein weiterer Ort, der ihn mit Geborgenheit flutete.
Der Roboter setzte ihn ab. Auf wackeligen Beinen machte Aarin ein paar Schritte, ehe er zu Boden sank, die Handschuhe abstreifte und die Halme berührte, die ihm im Stehen nicht ganz bis zum Knie reichten. Die Ränder der Halme waren so scharf, dass er die Schnitte erst gar nicht bemerkte. Genau wie in seiner Erinnerung.
Er sah hoch und sog die feuchte Luft tief in seine Lunge. Nach der trockenen sterilen Luft in den kahlen Metallkuppeln war sie eine Wohltat. Es war heißer, als es in Cornwall je gewesen war, und an der Grenze zum Unangenehmen, doch es kümmerte ihn nicht. Der Anzug kühlte ihn und für ihn zählte nur, dass er es einen Schritt weiter geschafft hatte.
Aarin rappelte sich auf. Jetzt, wo er das Wasser plätschern hörte, meldete sich der Durst.
Er wandte sich nach links und fand die Quelle nur wenige Meter weiter neben dem größten Baum. Er trank gierig, obwohl er es besser wusste, und würgte prompt die Hälfte wieder hoch, doch es war ihm egal. Er hatte das Wasser seiner Kindheit getrunken. Es gab nichts Besseres.
Mit neuer Energie trainierte Aarin weiter.
***
Je mehr Zeit er in der grünen Kuppel verbrachte, desto mehr Erinnerungen kamen hoch: an Pfade, die er gegangen war, weil ein fliegender Roboter ihn geführt hatte, und an Dinge, die er gelernt hatte, weil der Roboter sie ihm gezeigt hatte.
So war ihm als Kind zum Beispiel vorgeführt worden, wie er hier Nahrung finden konnte – manche Flechten und Wurzeln waren essbar, und es gab Würmer, die Aarin aber lieber mied – oder auch, wie er Wunden versorgen konnte. Die Stämme der Bäume waren mit einer schwarzen klebrigen Masse überzogen, die nicht nur kühlte, sondern auch eine Heilwirkung hatte. Dieses Wissen kam ihm jetzt gelegen, wenn er beim Training den schneidenden Halmen mit dem ungeschützten Gesicht mal wieder zu nahe kam.
Manchmal hatte er das Gefühl, eins mit den Bäumen zu werden, wenn er ihr Harz berührte. Er sah ihr Wurzelnetz vor sich, ähnlich blau glimmend wie die Zeichen vor seinem inneren Auge, nur pulsierender, lebendiger. Organischer.
Während er in den kahlen Metallkuppeln nicht mitbekommen hatte, wie viel Zeit verging, gab es hier Tag- und Nachtphasen, nach denen er sich richten konnte. So wusste er, dass achtundvierzig Tage vergingen, ehe die Maschinen ihm den Zugang für die künstliche Ernährung entfernten, und siebzig weitere, bis er zu seiner alten Stärke zurückgekehrt war. Zehn weitere Tage später zeigte er keine Erschöpfungserscheinungen mehr. Nach den Routineuntersuchungen brachte ihn der Roboter diesmal nicht zurück in diese Kuppel, sie flogen eine neue Route im Rohrsystem.
Aarin glühte vor Bereitschaft. Er ahnte, dass eine neue Phase eingeläutet worden war, und er brannte darauf, sie zu beginnen.
Er hatte nicht damit gerechnet, dass er wortwörtlich brennen würde.
Als er durch die nächste Luke kam, war da nichts außer weißem Dampf um ihn herum, der augenblicklich sein Gesicht verbrühte. Kurz brach Panik in ihm aus, doch das Vertrauen in die Maschinen war größer.
Sie glaubten an ihn. Würden sie das nicht tun, hätten sie ihn nicht gerettet, hätten ihn nicht aufgepäppelt, hätten nicht diese Geduld mit ihm gehabt, wie Karl sie nie mit ihm gehabt hatte. Und vielleicht hatten sie doch mehr an ihm modifiziert als nur sein Aussehen.
Du bist endlich hier, flüsterte seine innere Stimme schneidend. Du bist endlich am Ort deiner Bestimmung. Du wirst jetzt beweisen, dass du ihm würdig bist.
Aarin ballte entschlossen die Fäuste. Der Roboter setzte ihn ab und flog davon.
Das war neu. Er war bislang immer an seiner Seite gewesen.
Keine Panik.
Es war, als würde er flüssiges Feuer inhalieren. Aarin bemühte sich um Ruhe und atmete so flach wie möglich.
Er konnte durch den dichten Dampf keine zwei Schritte weit sehen. Was er aber sah, waren die dicken dunkelgrünen Blätter, die aus dem Boden wuchsen und ihm bis zur Hüfte ragten. Die Ähnlichkeit mit den Halmen der grünen Kuppel, die er bisher erkundet hatte, war unverkennbar, auch wenn sie doppelt so groß waren.
Hoffnung blitzte in ihm auf. Wenn es hier die Halme gab, dann gab es vielleicht auch die Bäume – und damit die kühlende, heilende Paste.
Aarin überlegte nicht weiter. Er hielt sich die behandschuhte Hand vor den Mund, um den Dampf nicht direkt einatmen zu müssen, und marschierte los.
Was er auf jeden Fall sagen konnte, auch ohne Sicht in die Ferne: Diese Kuppel war die größte, in die er bislang gebracht worden war. Er hatte seine Schritte nicht gezählt, aber er musste mittlerweile mehr als hundert gegangen sein, und damit war er noch bei jeder Kuppel an ihr Ende gestoßen.
Hier stieß er schließlich auf Bäume – oder besser: den Wald. Kaum hatte er ihn betreten, wurde es schlagartig kühler. Die Bäume fingen den Dampf zu großen Teilen ab und ließen wieder mehr Sicht in die Ferne zu. Aarin ließ erleichtert die Hand sinken und musterte seine neue Umgebung.
Die fünfeckigen Blätter waren so groß wie er, die Stämme so breit, dass er sie längst nicht mehr umfassen konnte, und die Wurzeln so dick wie sein Arm. Anders als in der grünen Kuppel ragten sie aus der Erde und hielten die Stämme in der Luft. Wenn er sich duckte, konnte er unter ihnen hindurchgehen.
Das alles war faszinierend, doch wichtig war für ihn gerade nur eines: Hatte die Baumpaste eine heilende Wirkung?
Aarin zog die Handschuhe ab, ließ sie fallen und legte die Hände auf den kühlen Stamm. Als dasselbe organische Wurzelnetz in hellem Blau vor seinem inneren Auge aufglomm, wie er es vom Berühren der Bäume in der anderen Kuppel kannte, hatte er keine Zweifel mehr.
Er schloss die Augen und legte vorsichtig die mit der Paste benetzten Hände aufs Gesicht. Schmerzblitze zuckten über seine Netzhaut und mischten sich zu den wirbelnden Zeichen, die wie aufgescheuchte Glühwürmchen herumtanzten. Die Kühlung war erlösend.
Eine Weile stand er so da und genoss die Erleichterung, als die Schmerzen nachließen. Dann nahm er die Hände wieder herunter, hob die Handschuhe auf und wanderte tiefer in den Wald. Während er marschierte, überlegte er, was der Zweck seiner Aussetzung hier sein könnte. Sein bisheriges Ziel war gewesen, sich wieder in Form zu bringen, Kraft zu erlangen, nach Möglichkeit mehr, als er einst gehabt hatte – am letzten Punkt musste er noch arbeiten. Aber das war ein Ziel, das er sich selbst gesetzt hatte. Welches Ziel hatten die Maschinen ihm gesetzt? Was erwarteten sie sich von ihm? Es musste einen Grund geben, dass sie ihn als menschliche Nachbildung in einem Raum einsperrten, der so lebensfeindlich war wie dieser. Wollten sie ihn testen? Wollten sie wissen, wie viel er imstande war auszuhalten?
Oder gab es eine bestimmte Aufgabe zu lösen?
Auf seinem Weg sah er sich immer wieder nach Auffälligkeiten um, nach Hinweisen, die auf eine solche Aufgabe schließen ließen. Doch er fand nichts. Stattdessen ließ seine Kraft nach, die Hitze setzte ihm zu und er sehnte sich nach der Quelle, die es hier nicht zu geben schien.
Das stete Tropfen um ihn herum ließ ihn schließlich innehalten. Er legte den Kopf in den Nacken und betrachtete die riesigen Blätter, die in einer Höhe wuchsen, die er auch mit ausgestreckter Hand und auf Zehenspitzen nicht erreichen konnte. Sie waren gewölbt und bildeten einen Trichter, in dem sich Wasser gesammelt haben musste. Immer wieder tropfte von den Blattspitzen etwas zu ihm herab. Aarin öffnete den Mund, fing damit einen Tropfen, einen zweiten. Doch das verstärkte seinen Durst nur, anstatt ihn zu löschen – er brauchte mehr.
Aarin legte die Handschuhe zur Seite, die er nicht mehr angezogen hatte, weil er mit der klebrigen Baumpaste auf seinen Handflächen nicht hineingekommen war. So fest er konnte, umklammerte er den Stamm, der auf seiner Brusthöhe begann, und zog sich hoch, während er mit den Füßen auf den Wurzeln nach Halt suchte. Alles drehte sich. Er wusste, dass der Schwindel von der Überanstrengung kam, aber er weigerte sich, eine Pause einzulegen. Im Kern war er eine Maschine, davon war er überzeugt. Er hielt mehr aus, als er sich zutraute.
Aarin biss die Zähne zusammen und stemmte sich mit den Füßen hoch, während er Arme und Oberkörper von der Baumpaste löste, um sie ein Stück weiter oben rasch wieder anzulegen. Ohne die klebrige Masse würde er keinen Zentimeter weit kommen, so aber schaffte er es bis zum nächstgelegenen Ast, auf den er sich schließlich mit letzter Kraft ziehen konnte.
Er schwitzte, er zitterte, er hasste die Schwäche seines Körpers. Wie sollte er so den Maschinen gerecht werden?
Vielleicht, indem du nicht herumsitzt und über dein Versagen lamentierst, sondern endlich tust, weshalb du hochgeklettert bist, ätzte seine innere Stimme.
Aarin legte sich bäuchlings auf den dicken Ast und robbte Stück für Stück vorwärts, bis er beim ersten Blatt angekommen war. Wie erwartet, war die Wölbung gefüllt. Er war sich bloß nicht sicher, ob es reines Wasser war, denn die Flüssigkeit lumineszierte in hellem Blau.
Aber er musste etwas trinken, also umklammerte er den Ast, auf dem er saß, mit den Beinen, schöpfte mit beiden Händen etwas von der Flüssigkeit und kostete.
Süß. Samtig. Himmlisch.
Die Zeichen leuchteten wieder auf und schossen greller denn je durch sein Sichtfeld. Aarin trank mehr. Während die Formationen vor seinem inneren Auge immer ausgelassener umherjagten, wurde alles weicher und angenehmer. Dass er vom Baum kippte, nahm er in einem Zustand wahr, in dem sein Körper ihm nicht mehr gehorchte. Dass er aufschlug, spürte er nur dumpf und er schlief noch im selben Moment ein.
***
Er erwachte mit einem gleißenden Schmerz in seinem Bauch.
Aarin fuhr in die Höhe und prallte mit der Stirn gegen etwas Hartes, Haariges, Leuchtendes. Japsend zuckte er zurück, schlug desorientiert um sich und erwischte das Ding mit dem Unterarm. Es blitzte und knisterte und noch während Aarin zu verstehen versuchte, wo er war und was geschah, fiel sein Blick auf eine handgroße Stechmücke, die ihren blau glühenden Rüssel in seinem Bauch versenkt hatte.
Aarin erstarrte. Die Mücke, die er fortgeschlagen hatte, kam zurück und ließ sich mit blitzenden Flügeln auf seiner Brust nieder. Für einen absurd langen Moment schien sie ihn im schwachen Licht der Dämmerung genauso zu mustern wie er sie. Dann stieß sie ihren strohhalmdicken Stechrüssel zwischen seine Rippen.
Aarin schrie.
Er packte ihren haarigen Körper und Blitze zuckten gleißend durch seine Hand, seine Brust, über seine Netzhaut. Er schleuderte das Vieh von sich und langte nach dem auf seinem Bauch. Noch während er dieses entfernte, kamen zwei weitere nach, dann noch eines und noch eines. Ein Stechrüssel nach dem anderen bohrte sich in sein Fleisch, zerriss dabei immer mehr des schützenden Anzugs und seiner Haut darunter. Er kam mit der Abwehr nicht hinterher, schlimmer noch: Er wurde langsamer.
Erneut verlor er das Gespür für seinen Körper, doch diesmal fühlte es sich gefährlich an.
Tödlich.
Als er diesen Gedanken hatte, brach die Vorstellung, Maschine unter der Menschengestalt zu sein. Sie hatte schon Risse bekommen, als er das Training gebraucht hatte, um sich wieder zu mobilisieren, aber hier und jetzt, den Blick auf seinen aufgestochenen Bauch gerichtet, war die Illusion endgültig dahin.
Es war kein Stück Metall zu sehen. Er war keine Maschine – er war ein Mensch. Die Maschinen hatten einen Menschen erschaffen und er fragte sich, warum. Als Maschine könnte er so viel mehr vollbringen. Er würde ihnen die Welt zu Füßen legen.
Tränen schossen ihm in die Augen, wütend blinzelte er sie fort.
Er wollte nicht sterben, nicht jetzt, wo er endlich den Weg seiner Bestimmung ging. Es durfte nicht so enden. Er musste entkommen! Doch sein Körper erschlaffte, fiel rücklings auf die weiche Erde.
Starr hing sein Blick in den Baumkronen, deren Blätter in der Abenddämmerung blau leuchteten. Die Mücken labten sich an ihm. Er spürte es nicht mehr und konnte sich nicht entscheiden, ob das gut oder schlecht war.
Da mischte sich ein tiefes Sirren zu dem der Mücken und der Roboter tauchte in seinem Blickfeld auf.
Aarin schluchzte. Nicht aus Erleichterung, gerettet zu werden, sondern weil er wusste: Er hatte versagt.
Zurück in der Versorgungskuppel nahmen ihn die Maschinenarme sofort in Beschlag und operierten ihn bei vollem Bewusstsein. Doch er spürte keine Schmerzen, irgendetwas betäubte sie und verlangsamte seine Gedanken.
»Ich kann es schaffen!«, rief Aarin ihnen schwerfällig zu. »Ich kann die Prüfung bestehen! Bitte, lasst es mich noch einmal versuchen!«
Seine Worte verhallten reaktionslos. Die Maschinenarme machten sich an ihm zu schaffen, als hätte er den Mund nie geöffnet. Konnten sie ihn überhaupt hören? Er hatte sich noch nie mit ihnen verständigt.
»Bitte«, flehte er weiter. »Sagt mir, was ich tun soll, und ich bereite mich darauf vor. Ich kann das!«
Nichts deutete darauf hin, dass sie ihn verstanden. Wie sollte er ihnen begreiflich machen, dass er gewillt war, weiterzumachen? Sie durften ihn nicht abschreiben. Dieser Ort war alles, was er hatte, alles, was ihm etwas bedeutete. Was, wenn sie ihn für ungenügend hielten und zurück nach Cornwall schickten?
»Nein«, krächzte er. »Bitte lasst mich hierbleiben!«
Sie reagierten auch darauf nicht, aber letzten Endes war es das, was Aarin beruhigte. Die ununterbrochene Arbeit an seinem offenen Bauchraum, das stete Sirren der Maschinenarme, die Tatsache, dass sie sich nicht beirren ließen, ihn wieder zusammenzuflicken.
Wenn sie ihn aufgeben würden, würden sie dann ihre Zeit mit ihm verschwenden?
Er wusste zwar noch immer nicht, weshalb sie ihn erschaffen hatten, aber er war der einzige Mensch an diesem Ort. Es musste etwas zu bedeuten haben. Er musste wertvoll für sie sein, trotz seiner Verletzlichkeit.
Langsam kehrte es wieder zurück, das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Es beruhigte ihn. Aarin schloss die Augen und ließ sich in das Delirium der Schmerzmittel fallen.
***
Kaum, dass sein Bauchraum vernarbt war, was erstaunlich schnell geschehen war, und er neue Injektionen bekommen hatte, flog ihn der Roboter wieder durch das Rohrsystem. Doch er nahm nicht den Weg zur Kuppel, in der Aarin versagt hatte, was ihm einen kurzen Stich versetzte – schließlich wollte er beweisen, dass er fähig war, den Gefahren zu trotzen.
Sie flogen länger, als sie je geflogen waren, dann hörte Aarin wieder das vertraute Klicken der Lukenöffnung. Füße voran, tauchte er in den neuen Raum ein und wappnete sich augenblicklich.
Es war Nacht in der Kuppel und schneidend kalt. Sein Körper dampfte, sein Gesicht vereiste, seine Bauchnarbe unter dem Anzug spannte. Der simulierte Mond im Kunsthimmel warf sein Licht auf Eisformationen, die bis zum weit entfernten Kuppelende reichten.
Der Roboter setzte ihn ab und verließ ihn. Aarin drehte sich im Kreis. Da war Eis, wohin er sah.
Setz dich in Bewegung. Sofort.
Aarin gehorchte seiner inneren Stimme, wild entschlossen, diesmal die Prüfung zu bestehen und hier zu überleben, ohne auf die Hilfe der Maschinen angewiesen zu sein.
Schnell fand er heraus, dass das nicht einfach werden würde. Hier herrschte durchgehend Nacht. Es gab kein wärmendes Licht, keine essbaren Pflanzen. Dunkel erinnerte er sich an einen Raum, in dem er als kleines Kind Ähnlichem ausgesetzt gewesen war, aber der hatte nicht zur Gänze aus Eis bestanden – und keine weißen Riesenwölfe mit Rundhörnern beherbergt.
Anfangs hatte er sich vor ihnen versteckt, doch nach einer grausam langen Weile, in der Hunger und Kälte drohten, ihm die restlichen Kräfte zu rauben, bewaffnete er sich mit einem abgebrochenen Eiszapfen und ging auf die Jagd.
Es endete beinahe tödlich für ihn, doch seine Entschlossenheit mobilisierte ungeahnte Kräfte. Er aß das Fleisch roh, denn er hatte nichts, womit er es garen konnte. Es hielt ihn am Leben, genau wie das Fell, das er dem Tier abgezogen, weich geklopft und um sich geschlungen hatte.
Durch die andauernde Nacht verlor er das Zeitgefühl. Immer wieder sah er hoch zur Mondsimulation, doch sie bewegte sich kaum und irgendwann fragte er sich, ob diese Prüfung überhaupt ein Ende hatte. War er vielleicht hier ausgesetzt worden, um zu bleiben? War das seine Bestimmung?
Doch dann hörte er das Sirren der Roboterantriebe und der Stolz wärmte ihn: Er hatte die Kuppel aus eigener Kraft überlebt. Wenn er jetzt abgeholt wurde, dann weil die Prüfung zu Ende war und nicht, weil er Hilfe brauchte.
Aarin ließ das Fell von seinen Schultern gleiten und öffnete die Arme, um sich einfangen zu lassen.
Auf dem Transport durch das Rohrsystem, das ihm auf einmal stickig und heiß vorkam, malte er sich aus, was nun geschehen würde. Er stellte sich vor, die Maschinen würden zusammenkommen und ihn in ihrer Mitte aufnehmen. Vielleicht würden sie jetzt auch mit ihm kommunizieren, weil er ihren Test bestanden und sich als würdig erwiesen hatte. Dann würde er endlich erfahren, was seine Bestimmung war.
Als ihn in der Versorgungskuppel wie immer die Maschinenarme empfingen, wartete er voller Vorfreude auf ein Zeichen der Anerkennung. Er bekam Infusionen und Blutabnahmen und mit jeder Minute, in der nichts Neues geschah, wuchs seine Enttäuschung. Doch dann folgte die Nadel in seine Schläfe und als sie erneut die Zeichen vor seinem inneren Auge zum Glühen brachte, erstrahlte mit ihnen ein neuer Hoffnungsschimmer: Was, wenn die Maschinen mit diesen Zeichen kommunizierten? Er hatte schon einmal gedacht, dass ihr Aufglühen und Herumrasen wirkte, als würden sie ihm etwas sagen wollen. Was, wenn es tatsächlich so war? Er musste sie entschlüsseln. Aber wie?
Die Nadeln verließen seinen Körper und die Zeichen beruhigten sich. Der Roboter hob mit ihm ab. Als er wieder in das Rohrsystem eintauchte und einen neuen Weg flog, hielt Aarin die Nervosität kaum noch aus. Wohin brachte er ihn?
Ein entferntes Klicken, das Öffnen einer Luke, Hitze, die zu ihm hochströmte, noch bevor er hindurchflog.
Mit voller Wucht war die Enttäuschung zurück: Sie steckten ihn in eine weitere Kuppel. War seine Testzeit noch nicht vorüber? Die künstliche Sonne, die ihm das Gesicht verbrannte, noch während er auf den roten Steinboden zuhielt, legte die Vermutung jedenfalls schmerzhaft nahe.
Er hatte nicht damit gerechnet, war nicht gewappnet. Wenn er nur die Zeichen verstehen würde, hätte er sich vorbereiten können, dann wüsste er, was die Maschinen von ihm erwarteten.
Der Roboter setzte ihn ab und flog wie schon die letzten beiden Male davon. Die Luft flirrte und Aarin spürte den brennheißen Stein sogar durch die Stiefelsohlen hindurch.
Ein Bild aus seiner Kindheit huschte an ihm vorüber. Er erinnerte sich an roten Steinboden, an dem er sich die Hände verbrannt hatte, weil er ihn ohne Handschuhe berührt hatte.
Wie viele dieser Kuppeln gab es noch? Aarin fand keine Antwort. Die Sonnensimulation grillte sein Gehirn und alle klaren Gedanken mit ihm. Er hob die Arme schützend über den Kopf und marschierte los.
Am Leben hielt ihn nur sein eiserner Wille und das Wissen, dass auch dieser Test ein Ende haben würde. Er visualisierte die Abholung, während er sich laut in Dauerschleife vorsagte: »Ich schaffe das. Ich bin auserwählt. Ich wurde dafür gemacht. Ich schaffe das. Ich bin auserwählt …«
Irgendwann versagte seine Stimme und er bewegte nur noch die Lippen. Er übergab sich mehrmals, vor Hitze, vor Anstrengung, vor Hunger und Durst. Er fand einen mickrigen Strauch, den er aus dem Spalt zog, in dem er wuchs, und kaute an dessen Wurzeln, während er sich voranschleppte. Schatten fand er erst, als er die Kuppelwand erreicht und zur Hälfte abgewandert war: hinter einem roten Felsen, der so geformt war, dass er Schutz vor der immer hoch stehenden Sonne bot. Er kauerte sich zusammen, um dahinter zu passen, und bewegte sich nicht fort, bis der Roboter ihn holte. Als es endlich so weit war, schaffte er es nicht einmal aufzustehen. Der Roboter musste ihn vom Boden aufsammeln.
Diesmal erschien ihm das Rohrsystem erlösend feucht und kalt. Aarin stöhnte, als die Dunkelheit ihn umfing und der Flugwind über sein verbranntes Gesicht strich.
Die Infusionen, die er in der Versorgungskuppel bekam, kühlten ihn von innen. Endlich konnte er wieder zusammenhängende Gedanken fassen und der erste, der ihm einschoss, war eine weitere Kindheitserinnerung. Es musste noch mindestens eine weitere Kuppel geben: eine mit grauem Steinboden.
Aarin entschied sich zu schlafen. Er würde nie wieder unvorbereitet sein und weil er die Zeichen noch immer nicht verstand, brauchte er all seine Energie, um das fehlende Wissen mit Kraft wettzumachen.
***
Aarin erwachte erst, als sich der Roboter erneut in Bewegung setzte. Schlagartig konzentriert, verfolgte er den Weg – es war wieder ein neuer.
Als er diesmal durch eine Luke abgesenkt wurde, wusste er sofort, dass das die Kuppel war, die zu ihrem wesentlich kleineren Pendant mit den grauen Felsen aus seiner Kindheitserinnerung gehörte.
Die Temperatur glich der an einem warmen Frühlingstag in Cornwall. Wohin er sah, erstreckte sich grauer Felsen, der an den Kuppelwänden nach oben wuchs. Vereinzelt sprossen dürre Beerensträucher aus dem aufgesprungenen Stein. Er hegte Zweifel, ob es eine gute Idee war, die Beeren zu sich zu nehmen, also tat er es nur in äußersten Notfällen. Dasselbe galt für das Wasser, das sich in kleinen Kratern sammelte. Er fragte sich, woher es wohl kam.
Hier fühlte er sich am wohlsten im Vergleich zu den bisherigen Kuppeln. Einzig die Luft schmeckte eigenartig und er merkte, dass sich nach einer Weile eine Müdigkeit einstellte, die nicht mehr verschwand. Seine Bewegungen wurden zäher, er schlief immer wieder sogar im Gehen ein und schreckte erst hoch, als er zu Boden fiel. Nachdem es hier keine Tiere zu geben schien und das Klima für ihn ebenfalls kein Problem darstellte, vermutete er die Gefahr in der Luft. Vielleicht war sie giftig.
Als der Himmel sich verdunkelte und ein Gewitter losbrach, befand sich Aarin in der Mitte der Kuppel. Er blieb stehen, legte den Kopf in den Nacken und öffnete den Mund. Der Regen schmeckte wesentlich besser als das abgestandene Wasser in den kleinen Kratern. Eine Weile stand er so da und trank. Dann bemerkte er, dass das Wasser wohl nirgends abfließen konnte, denn die Kuppel füllte sich damit – und das in einem Tempo, das ihn anspornte, sofort zur Kuppelwand aufzubrechen, um auf den höher gelegenen Felsen Schutz zu suchen.
Es war nicht das steigende Wasser an sich, das ihm Sorgen bereitete, es würde ihm nichts ausmachen zu schwimmen. Ihn beunruhigten die Blitze. Stiefel und Anzug hatten ihn bislang vor dem Strom im Wasser geschützt, doch das würde sich ändern, wenn er schwamm. Dann würde das Wasser über den Halskragen eindringen. Ganz abgesehen davon, dass er aktuell der höchste Punkt auf weiter Ebene war und ihn schon der nächste Blitz direkt treffen könnte.
Ein blaues Glimmen zu seiner Rechten ließ ihn zusammenzucken, doch es war keine Stechmücke – das Leuchten kam von großen Schnecken, die gemächlich unter Wasser in Richtung Kuppelwand krochen.
Das Schauspiel war so faszinierend, dass Aarin für einen Moment vergaß weiterzugehen. Der nächste Blitz riss ihn aus seinen Beobachtungen, denn er schlug keine zwanzig Meter neben ihm ein.
Sofort setzte sich Aarin wieder in Bewegung. Das Wasser reichte ihm mittlerweile bis zur Hüfte, der Marsch wurde immer anstrengender. Den letzten Kilometer musste er schwimmend hinter sich bringen und es grenzte an ein Wunder, dass er schadlos bei der Felswand ankam.
Trotz mehrmaligem Abrutschen schaffte er es schließlich bis zu einer hoch gelegenen Felsspalte, in der er Schutz fand.
Seine Testzeit endete, ehe es das Gewitter tat. Der Roboter holte ihn ab, als das Wasser bereits zwei Drittel der Kuppel füllte.
Auf dem Weg in die Versorgungskuppel kramte er in seinen Erinnerungen nach einer weiteren Landschaft seiner Kindheit, doch ihm fiel keine mehr ein. Das musste nichts bedeuten, aber vielleicht hatte er es endlich erreicht: das Ende seiner Prüfung.
Er war aufgeregt, nervös, überreizt und dennoch gewillt, jeden Test zu bestehen, den die Maschinen ihm auferlegen würden. Die Ungeduld in ihm gierte nach einem Ergebnis – nach der Belohnung.
Es folgten Blutabnahmen, Injektionen und die Nadel in seine Schläfe, die die Zeichen zum Glühen brachte. Am Ende der Untersuchung flog ihn der Roboter erneut durch das dunkle Rohrsystem.
Diesmal endete der Weg nicht in einer Kuppel, sondern in einem metallenen Zylinder. Er war gerade so groß, dass der Roboter mit ausgestreckten Tentakeln hineinpasste und sich an den Seiten verankern konnte. Die Luke über Aarins Kopf schloss sich und der Zylinder setzte sich in Bewegung. Als er nach einer rasanten Fahrt anhielt und Aarin den Raum in den Fängen des Roboters wieder verließ, verschlug es ihm den Atem.
Vor ihm erstreckte sich eine riesige Hohlkugel, ausgekleidet mit blauen Kristallen, in deren Mitte ein blau strahlender Lichtball schwebte. Sie steuerten direkt darauf zu.
Ozongeruch stieg ihm in die Nase und die Erinnerung brach klar durch den Schleier, der sich bislang über sie gelegt hatte. Das hier war das Letzte gewesen, das er als Kind gesehen hatte, ehe er im Dickicht von Roche Rock gelandet war.
»Nein!«, schrie er. »Ich will nicht zurück! Bitte! Was habe ich falsch gemacht?«
Die einzige Antwort waren die aufglühenden Zeichen vor seinem inneren Auge, dann flog der Roboter ihn in den Lichtball.
Das Nächste, was er wahrnahm, war ein brüllender Sturm.
Aarin schrie erschrocken auf. Ein Orkan raste in einer Geschwindigkeit über ihn hinweg, die seine ungeschützte Gesichtshaut aufrieb und das Atmen unmöglich machte. Ehe er sich wappnen konnte, setzte der Roboter ihn ab und ließ ihn los.
Aarin wurde sofort mitgerissen. Er schrammte über den mit flachen Blattgewächsen überwucherten Boden, die Gesicht und Anzug zerschnitten. Immer wieder überschlug er sich, suchte panisch nach Halt und bekam endlich eines der Gewächse zu fassen. Er klammerte sich fest, den Blick nach oben gewandt. Ein weißer Strich erstreckte sich über den eindeutig echten blauen Himmel.
Ehe er sich fragen konnte, wo er gelandet war, beschleunigte der Sturm. Aarin konnte sich nicht mehr halten und ließ japsend los. Der Roboter fing ihn ein und flog ihn in eine weitere Lichtkugel, die wie aus dem Nichts erschien.
Er hörte es knacken, dann wurde er in eisige Kälte getaucht. Jeder Atemzug schnitt von innen in seine Kehle. Geblendet vom Licht der Kugel versuchte er etwas zu erkennen, während ihn der Roboter erneut absetzte. Er spürte das Eis unter sich, bevor er es sah. Das Knacken kam davon – von der rauen Eislandschaft, die ihn zu allen Seiten umgab.
Aarin hob den Kopf. Er hatte nie etwas Schöneres gesehen und wenn er nun starb, dann hatte es sich allein dafür gelohnt.
Über den Horizont spannten sich strahlende Bögen. Dank Sterne und Weltraum wusste er, dass es sich um Planetenringe handeln musste. War es das, was er als weißen Strich am Himmel der Sturmlandschaft gesehen hatte?
Er war zwar davon ausgegangen, dass sich die Kuppeln, die er durchlaufen hatte, nicht auf der Erde befanden, aber mit eigenen Augen zu sehen, dass sein ältester Traum in Erfüllung gegangen war, füllte ihn mit unendlichem Glück. Er hatte es auf einen anderen Planeten geschafft, fernab der Erde und ihres Monds, der für ihn einst das größtmögliche Ziel dargestellt hatte.
Aarin hustete, spuckte Blut. Die Kälte verbrannte seine Schleimhäute, sein Gesicht, seine Gedanken. Der Roboter fing ihn ein, flog ihn in die nächste Lichtkugel – und setzte ihn unter sengender Sonne wieder aus.
Aarin keuchte, erst vor Überraschung, dann vor Schmerz. Er ging in die Knie, schaffte es nicht, den Kopf zu heben, um herauszufinden, ob auch dieser Himmel Ringe trug.
Die Hitze war unerträglich. Er kannte das annähernd aus der dritten Kuppel, aber da war es die Hitze einer künstlichen Sonne gewesen und wenn Aarin bislang die Intensität nicht hätte unterscheiden können – jetzt konnte er es.
Er verbrannte bei lebendigem Leib, sein Gesicht, seine Kopfhaut, die Knie und die Handflächen, mit denen er sich auf dem glühenden Steinboden abstützte. Anzug und Handschuhe boten keinen Schutz mehr. Wimmernd kauerte sich Aarin zusammen.
Als der Roboter ihn erneut einfing und in die Lichtkugel flog, ahnte er, was nun kommen würde: eine Landschaft, ähnlich zu der, die ihn in der letzten Kuppel erwartet hatte.
Er lag nicht falsch und doch weit daneben.
Der Roboter setzte ihn in einer zerklüfteten grauen Felslandschaft aus, die nichts mehr mit der friedlichsten aller Kuppellandschaften gemein hatte.
Blitze zuckten im Sekundentakt über das Land. Stürme wirbelten dunklen Steinstaub auf und bildeten Tornados, die ebenfalls Blitze erzeugten. Elektrizität lag in der Luft, die scharf schmeckte und Aarin rascher betäubte, als es die Luft in der letzten Kuppel gekonnt hatte.
Er sank zu Boden, hatte keine Kontrolle mehr über seinen Körper. Im Stein glühten blaue Adern, doch sein Blick hing im Himmel, der ihm die schönste Aussicht auf die Ringe bot, die er nur haben konnte: groß und weit und strahlend weiß erstreckten sie sich über ihm und erzählten ihm von den Wundern des Universums.
Aarin weinte, als der Roboter ihn einfing und in die Lichtkugel flog, ehe ein Blitz ihn erschlagen konnte.
Die Kuppeln waren offenbar eine Vorbereitung auf diesen Planeten gewesen und er hatte versagt. Er hatte es nicht geschafft, die Erwartungen der Maschinen zu erfüllen. Sie hatten ihm die Chance seines Lebens gegeben und er hatte sie vertan, hatte es keine Minute dort ausgehalten.
Der Roboter brachte ihn durch den ozongetränkten Lichtkugelraum und die verschlungenen Metallrohre zurück in die Versorgungskuppel.
Die Enttäuschung über sich selbst vernichtete ihn. Wenn er mehr Zeit hätte, wenn er in Kuppeln trainieren könnte, die ihn besser auf das vorbereiteten, was ihn draußen erwartete, dann konnte er es schaffen. Er konnte es schaffen!
Er wollte es in den Raum hineinschreien, doch seine Stimme versagte, versengt von der Hitze, zerschnitten von der Kälte.
Tränen bahnten sich ihren Weg. Aarins Geist war nicht bereit aufzugeben, doch sein Körper entschied, dass es an der Zeit war zu schlafen.
Etwas kitzelte ihn an der Nase.
Aarin nieste, öffnete verschlafen die Augen.
Da war Gras. Grünes, saftiges, weiches Gras, kein schneidendes. Da war warmer Sonnenschein und Sommerluft, die sanftes Bachplätschern zu ihm hintrug.
Nein. Panisch fuhr er in die Höhe. Nein! Ich will nicht zurück!
Als sein Blick auf den Lichtpaneelen landete, atmete er erleichtert durch. Er war in einer Kuppel, nicht in Cornwall.
Rasch sah er sich um. Diese Kuppel war genauso klein wie die, in der er die Zeit seiner Mobilisierung verbracht hatte, und mutete auch ähnlich an: kitschiger Kunsthimmel, Wasserplätschern und ein Klima, das für niemanden eine Herausforderung darstellte – schon gar nicht für ihn. Dass nicht einmal die Halme Verletzungen zufügen konnten, wandelte seine Erleichterung in Enttäuschung um.
Hatten sie ihn abgeschrieben? War das hier so etwas wie sein persönlicher Himmel – der Platz, an dem er sein Leben bis zum natürlichen Tod verbringen musste, aussortiert, weil er nicht fähig war, ihre Anforderungen zu erfüllen?
Er sollte froh sein. Dankbar, dass es hier schön war, dass sie ihn nicht verstießen, obwohl sie nach seinem Versagen allen Grund dazu hätten.
Doch er konnte nicht froh sein. Er konnte das hier nicht genießen, hatte keinen Grund dazu.
Aarin sprang auf, drehte sich suchend im Kreis, lief in die Richtung, aus der das Plätschern kam, und stieß auf ein Bächlein. Er folgte ihm in eine moosüberwucherte Höhle bis zu seiner Quelle, deren Wasser sich in einen seichten Teich ergoss, ehe es überlief und sich als Rinnsal seinen Weg durch die Kuppel bahnte.
Der perfekte Unterschlupf.
Es bescherte Aarin Magenkrämpfe.
Er wandte sich auf dem Absatz um und lief in die entgegengesetzte Richtung, bis er auf die Kuppelwand stieß. Doch auch dort: nichts als hohes Gras, Insektenzirpen, Weichheit, wohin man sah.
Das Paradies.
Aarin schrie. Aus Frust, aus Verzweiflung, aus Wut auf sich selbst. Hier gab es nicht einmal einen Abgrund, in den er sich stürzen konnte. Er musste sich beherrschen, um nicht mit den Fäusten gegen die Wand zu trommeln. Alles in ihm wollte ausbrechen, nein, einbrechen in die Kuppeln, in denen seine Leistung gemessen worden war.
Schwer atmend fixierte er die fließenden Zeichenketten vor seinem inneren Auge. Wenn er nur die Sprache der Maschinen sprechen würde. Wenn er nur fähig wäre, mit ihnen zu kommunizieren. Er könnte verhandeln, neue Chancen erbitten. So aber war er nichts weiter als ein kleiner Mensch, dem die große Welt verwehrt blieb.
Aarin zitterte, drehte sich von der Kuppelwand fort, der Landschaft zu und blickte in die Augen eines Mädchens, nur zwei Armlängen entfernt.
Erschrocken machte er einen Satz zurück und stieß dabei mit dem Rücken gegen die warme Kuppelwand. Das Mädchen legte den Kopf schief.
Rotblondes glattes Haar fiel über ihre schmalen Schultern, ihre flache Brust, hinab zu ihren Hüftknochen, die sich durch den dunkelgrauen Schutzanzug abzeichneten. Sommersprossen wuchsen über ihre muschelsandfarbenen Wangen, alte und frische Narben zogen sich über ihr Gesicht. Sie war gleich groß wie er, musste in etwa in seinem Alter sein, vielleicht auch älter.
Die Existenz dieses Mädchens, hier, mit ihm in dieser Kuppel, in der Welt der Maschinen, zersetzte rückstandslos das letzte Fragment seines bisherigen Glaubensbilds.
Er war nicht der Einzige.
Er war nichts Besonderes.
Du hast keine Bestimmung, hallte seine innere Stimme in ihm wider und er wünschte sich den Abgrund von Roche Rock herbei. Wie gern würde er sich jetzt einfach fallen lassen und hoffen, diesmal nicht mehr aufzuwachen.