Mecklenburg. Wege eines Landes - Renate Krüger - E-Book

Mecklenburg. Wege eines Landes E-Book

Renate Krüger

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Beschreibung

Über 1000 Jahre Geschichte Mecklenburgs von der Ersterwähnung der Burg Mecklenburg (Michelenburg) in einer Urkunde König Ottos III. im Jahre 995 bis zur Gegenwart: Die Autorin beschreibt die wichtigsten politischen Ereignisse, Stärken und Schwächen der Herrscher, Kirchengeschichte, Kultur, Sprache, … kurz, präzise und sehr interessant. Einen breiten Raum nimmt die Identitätsfindung ein: Worin unterscheidet sich der Mecklenburger von anderen Deutschen, was macht ihn so liebenswert? INHALT: Annäherungen an ein Land Vom Holztempel zur Backsteingotik Ein Staat entsteht Die Kultur der Hanse Die Stände Das geistige Leben Die Reformation Bildung und Missingsch Der Dreißigjährige Krieg und seine Folgen Das 18.Jahrhundert Die Verfassung des Landes Herzog Friedrich der Fromme Das Mecklenburg-Bild bei Johann Christian Friedrich Wundemann Auf dem Weg in die Neuzeit Fritz Reuter Fürstlicher Anspruch und bürgerlicher Fleiß Soziale Probleme Landeskirchlicher Aufbruch Sammler, Forscher und Maler auf Spurensuche Von der Monarchie zur Republik Die Diktatur des Nationalsozialismus Mecklenburg als sowjetische Besatzungszone Die drei Nordbezirke Vom regionalen Aufbruch zu neuem Föderalismus Zeittafel

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Impressum

Renate Krüger

Mecklenburg. Wege eines Landes

ISBN 978-3-95655-591-6 (E-Book)

Gestaltung des Titelbildes: Ernst Franta

Das Buch erschien erstmals 2007 im Godewind-Verlag, Wismar.

© 2015 EDITION digital® Pekrul & Sohn GbR Godern Alte Dorfstraße 2 b 19065 Pinnow Tel.: 03860-505788 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.ddrautoren.de

Annäherungen an ein Land

An Darstellungen mecklenburgischer Kultur und Geschichte fehlt es nicht, wohl aber an Nachdenklichkeiten darüber, was und wie denn nun wohl das Mecklenburgische sei. Mecklenburg - das klingt für die einen wie Ultima Thule, der letzte bewohnte Ort kurz vor dem ewigen Eis, für die anderen nach Sommer, Sonne, weiten Feldern und Weideflächen, nach Backsteinrot, Baumgrün, Himmels- und Wasserblau.

Mecklenburg gilt vielerorts als Inbegriff nördlicher Gemüthaftigkeit oder sogar Gemütlichkeit, als Land, das einen Fritz Reuter mit seinen unvergleichlichen Figuren hervorgebracht hat, als Land, in dem sich Humor wirklich daran beweist, dass man trotzdem lacht. Die Mecklenburger hatten und haben viele Möglichkeiten zu solchen Übungen. Mecklenburg ist aber auch ein Land, das häufig unter der Walze war, dessen Bewohner mehr Geschichte erlitten, als selbst gestaltet haben. Für viele Zeitgenossen jedoch ist Mecklenburg nach wie vor ein weißer Fleck auf der Landkarte, daher sollte jeder Impuls zum Entdecken, Erleben und Erfahren aufgegriffen und gefördert werden.

Dass es Mecklenburg gibt, ist unbestritten, wie es dazu kam, kann man rekonstruieren, aber was es mit Mecklenburg und den Mecklenburgern auf sich hat, entzieht sich schneller und hochglanzstrotzender Darstellung. Mecklenburgs Grenzen haben sich durch Jahrhunderte nur wenig verändert. Daher decken sich Kulturlandschaft und Landesgrenzen in einem hohen Maße und haben in der Neuzeit zu einem stabilen Identitätsbewusstsein geführt. Identität wird sichtbar, wenn man den Menschen in seinem kulturellen Kontext betrachtet, das heißt, im Zusammenhang seiner Sprache, seiner Geschichte und in den Grundhaltungen der Entscheidungen des eigenen Lebens, der Geburt, der Ausdrucksformen der Liebe und des Todes. Die Kulturen der einzelnen Nationen sind verschiedene Weisen, sich der Frage nach dem Sinn der eigenen Existenz zu stellen.

Das Bewusstsein mecklenburgischer Identität entstand in mehreren Stufen. Sie bedeutete nicht zu allen Zeiten dasselbe. Ihr Inhalt war nicht immer gleich dicht oder gar selbstverständlich. Seit der Zeit der Auseinandersetzung der nach Mecklenburg einwandernden Kolonisatoren und Siedler mit den landsässigen Slawen bis weit ins 18. Jahrhundert spielte die Frage, ob Freund oder Feind die alles entscheidende Rolle. Zum Begriffsfeld „Freund" gehörte alles Bekannte, Vertraute, Gewohnte, zum Begriffsfeld „Feind" alles Fremde, Unbekannte, Ungewohnte. Die Auffächerung und Verfeinerung, die Differenzierung hielt bis zu den napoleonischen Kriegen an.

Identität ist nichts Homogenes, Unwandelbares, sondern ein Komplex in vielen Formen und in ständiger Veränderung. Der Monarch zum Beispiel, auch der mecklenburgische Landesfürst, sprach im Pluralis majestatis. WIR Herzog von Gottes Gnaden... Alle anderen waren in dieses WIR eingeschlossen. Die Untertanen waren ein Teil dieses WIR, und der Untertan sprach dann logischerweise vom SIE als der 3. Person im Plural, wenn er den Fürsten meinte. Daraus wurde später die Höflichkeitsanrede „Sie“. Es dauerte lange, ehe der Bürger oder gar der Landbewohner ICH sagen konnte und sich mit sich selbst und mit anderen identisch fühlte.

Für den Landesherren, bzw. die Landesteilherren bestand die Identität der Mecklenburger darin, dass sie auf seinen Schutz angewiesen und ihm somit untertan waren. In dieser Beziehung sah sich der „Landesvater" gegenüber den „Landeskindern". Die Gewährung dieses Schutzes - so zuverlässig oder unzuverlässig er auch immer sein mochte - fasste man auch in die Begriffe der fürstlichen Huld und Gnade. Ein „gutes" Landeskind durfte auf die Huld und Gnade eines „guten" Landesvaters hoffen und mit ihr rechnen. Auch im Bemühen um eine „gute" Landeskindschaft entstand Identität.

Dieses Modell wurde in weit stärkerem Maße auch auf die kleineren Verhältnisse, auf die Gutsherrschaften, übertragen. Die Leibeigenschaft, die ja nichts anderes bedeutet, als dass der Gutsuntertan zum persönlichen Eigentum des „Herrn" gehörte, der ihm somit Unterhalt und Schutz schuldete, jedoch viel öfter Willkür und Ausbeutung an den Tag legte, ist ein unverwechselbares Element mecklenburgischer Identität von stark prägender Langzeitwirkung.

Innerhalb dieses Systems entwickelten sich Wappen und Hoheitssymbole zu Identitätszeichen mit Signalwirkung. Sie sind ein Erscheinungsbild von Gruppenbewusstsein in der Öffentlichkeit. Ein solches Zeichen führen zu dürfen, galt als gesellschaftlicher Gipfel.

Als identitätsstiftendes Element taucht heute immer wieder das symbolische Bild der Wurzeln auf. Das, was aus einer Wurzel wächst, muss nach biologischen Gesetzen identisch sein. Bei der Suche nach Identität spielt daher die Fahndung nach den Wurzeln eine wichtige Rolle. Und da die Wurzeln ja meist unterhalb der Erdoberfläche liegen, nahm das Graben, das Ausgraben, einen immer wichtigeren Rang ein. Die Archäologie, die Wissenschaft von den Altertümern, blieb nicht auf die Stätten des klassischen Altertums beschränkt, sondern nahm sich - in Mecklenburg spätestens seit Lisch - auch der Vergangenheit des eigenen Landes an.

Der Begriff Land hat eine stärker identitätsstiftende Wirkung als der Begriff des Staates. Die äußere, die territoriale Gestalt des mecklenburgischen Staates war zwar schon früh ausgeprägt, die innere Gestalt aber, Identität und Selbstverständnis, erreichte erst spät und nur bedingt Geschlossenheit und Darstellungsfähigkeit. Mecklenburg war immer auf der Suche nach sich selbst, wurde immer wieder in seiner Entwicklung gestört, musste sich immer wieder zu neuem Aufbruch mühsam durchringen. Kriege, Landesteilungen, Verlust der Souveränität, Aufteilung in Bezirke und Kleinkreise, Neubeginn als Mecklenburg-Vorpommern, Kreisgebietsreform - alle diese Stationen und Abschnitte haben Prägungen und Spuren hinterlassen, bezeichnen Stagnationen und Impulse.

Die Geschichte Mecklenburgs hat viele Schichten, helle und dunkle, fruchtbare, geglückte und misslungene. Lernen kann man aus jeder dieser Schichten, vorausgesetzt, man kennt sie ... Je mehr Geschichtswissen, desto mehr Geschichtsbewusstsein, desto mehr Identität.

Mecklenburg-Vorpommern ist als neues Bundesland der Bundesrepublik Deutschland inzwischen zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Aber die Verbindung von Mecklenburg und Vorpommern ist ganz und gar nicht selbstverständlich.

Mecklenburg und Vorpommern weisen zwar geografisch, siedlungsgeschichtlich und kulturell zahlreiche Gemeinsamkeiten auf, eine verwaltungsmäßige Einheit entstand jedoch infolge der Eingliederung Hinterpommerns und Stettins in das polnische Staatsgebiet erst nach einem weiten und oftmals schmerzlichen Weg als Folge des Zweiten Weltkrieges.

Die Vergangenheit, die über das persönliche Erinnerungsvermögen des Einzelnen hinausgeht, erkennt man nur an ihren überlieferten Sachzeugnissen, an den Spuren. Spurensuche ist Anliegen und Auftrag der unterschiedlichsten historischen Disziplinen, der Archäologen und Denkmalpfleger, der Archivare und Sprachwissenschaftler, der Museumsmitarbeiter und Publizisten. Im allgemeinen werden die Spuren umso spärlicher, je weiter die historischen Epochen zurückliegen, doch es gibt auch Zeitabschnitte, die nahe an der Gegenwart sind und an die kaum noch Spuren erinnern. Es gibt dominante Spuren, und es gibt sehr verborgene, verwischte Spuren. Es gibt gewaltsam eingegrabene und gewaltsam ausgelöschte Spuren.

Besondere Anliegen dieser Publikation sind die Integration, die Veränderung, die Darstellung der verwandelnden Elemente, der Fermente, der Katalysatoren und Indikatoren, auch die Analyse des Unverdaulichen, Schädlichen. Die Geschichte des Veränderlichen und die Frage nach dem Bleibenden.

Vom Holztempel zur Backsteingotik

Undurchdringliches Dunkel liegt über der allmählichen slawischen Besiedlung des Gebietes, aus dem sich Mecklenburg entwickelte, heutigen Denkgewohnheiten und -möglichkeiten nur schwer zugänglich. Die Gestalt der slawischen Stammesverbände wird erst erkennbar, als sie bereits voll ausgeprägt war und im Begriff stand, sich weiter auszudifferenzieren.

Vor den Slawen hatten Germanen die südlichen Ostseeländer bewohnt und unübersehbare, eindrucksvolle Lebens-Zeichen, die Großsteingräber, aufgerichtet, vom Volksmund heute noch unwissenschaftlich aber ehrfurchtsvoll als Hünengräber bezeichnet, wie man sie bei Groß Stieten, Naschendorf oder Boitin - Orte im Landkreis Nordwestmecklenburg - findet. Die Nachfahren der hier bestatteten Toten hatten das Land verlassen, und die Gründe, die dazu führten, sind nicht einmal in Mythologie oder Sagenwelt eingeflossen.

Und doch – in unseren Tagen stieß man auf Zeugnisse bronzezeitlichen Lebens und Kämpfens … Als die Griechen sich aufmachten, um Troja zu erobern, um 1300 v.Chr., fand an der Tollense etwa 30 Kilometer südlich von Greifswald eine große Schlacht statt, vielleicht die größte im bronzezeitlichen Nordeuropa. Archäologen fanden bis jetzt Überreste von 124 Menschen mit unübersehbaren Kampfspuren. Weitere Funde werden erwartet, man nimmt an, dass in dieser Schlacht über 1000 Menschen den Tod fanden. Wer waren sie? Wofür kämpften sie? Wo blieben die Überlebenden?

Die Slawen hatten ein Vakuum aufgefüllt, das von den Germanen verlassene Land in Besitz genommen und erweckten den Eindruck und Anschein, als seien sie hier immer zu Hause gewesen, als sei ihnen dieses Land mit seinen unzugänglichen Sumpf- und Seengebieten und seinen schwer durchdringbaren Waldflächen, in denen Eichenwälder dominierten, so recht auf den Leib geschneidert. Auf keinem Schriftdokument ist diese Landnahme festgehalten, Führerpersönlichkeiten sind in der Frühzeit nicht erkennbar. Die slawischen Stämme verfügten nicht über eine Schrift und konnten daher keine Selbstdarstellung überliefern. So geschehen im 6. nachchristlichen Jahrhundert, zu dessen Merkmalen die Wanderungen ganzer Völker gehörten, in dem viele spätere europäische Staaten ihre frühe Kindheit durchlebten, während andere von der Bühne der Weltgeschichte verschwanden.

Langsam, gleichsam widerstrebend, entwickelte sich ein genaueres Bild von den slawischen Bewohnern des Ostseebereiches. Sie geben sich zu erkennen, unterscheiden sich voneinander, bleiben nicht die Slawen schlechthin, haben sich bereits Gruppennamen gegeben. Eine erste Grenze zieht sich durch das spätere Land Mecklenburg in Nord-Süd-Richtung und markiert Stammeszugehörigkeit zu den Obotriten im Westen und zu den Wilzen im Osten. Innerhalb dieser Gruppierungen differenzieren sich kleinere Stammeseinheiten heraus: bei den Obotriten die Rereger um Wismar und Schwerin, die Warnaben an der oberen Warnow und die Polaben an der Elbe um Lauenburg, Boizenburg und Ratzeburg. Die Wilzen gliedern sich in die Stämme der Kessiner, der Circipaner, Tollenser und Redarier, auf die Namensprägungen zurückgehen, die bis zum heutigen Tage wirksam geblieben sind.

Viele Wurzeln und Impulse der slawischen Stämme liegen im Bereich des Mythischen, aus dem auch der Rinderkopf als Symbol und Wappenzeichen herauswuchs. Es ist der Auerochs, das Ur, ein ausgestorbenes europäisches Wildrind, dessen numinose Kräfte die Urvölker als Machtzuwachs für sich in Anspruch nahmen und in einem Feldzeichen demonstrierten.

Das Auerochsenhaupt mit der später hinzugefügten so genannten wendischen Krone ist Selbstdarstellung, Wunschtraum, auch nostalgische Verklärung. Das bezwungene und unterworfene, dienstbar gemachte Tier ist als Symbol der Stärke und der Starken, Abschreckung im Machtkampf, fast eine Parallele zur Wirkung der Gorgo Medusa aus der griechischen Mythologie, deren Anblick erstarren ließ und tötete.

Unter diesem Zeichen entwickelte sich auch die Nachbarschaft der Slawenstämme, insbesondere der Obotriten, zu den Dänen im Norden und den Sachsen im Westen. Von den Sachsen wurden die Obotriten vor allem als unberechenbare gefürchtete Räuber erlebt, die in wohl organisierten Zügen ins Nachbarland einfielen und mit reicher Beute wieder in ihre unzugänglichen Seengebiete zurückkehrten, Verwüstung und Zerstörung hinterlassend.

Gegen Ende des 8. Jahrhunderts treten die Obotriten in neue geschichtliche Zusammenhänge ein. Zum ersten Mal wird ein Fürst namentlich genannt, Witzan, der ein Bündnis mit Karl dem Großen einging, nachdem die Sachsen gewaltsam ins Frankenreich eingegliedert worden waren. Der Frankenkönig und spätere Kaiser brauchte die Hilfe der Obotriten gegen die Bedrohung durch die unterworfenen Sachsen und die Dänen, die seinem Reich gleichfalls feindselig gegenüberstanden. Aus dieser Konstellation entstand eine lang anhaltende und folgenschwere blutige Feindschaft zwischen Obotriten und Dänen.

Der Sitz des Obotritenfürsten in Mecklenburg, 6 km südlich von Wismar gelegen, gab dem Land den Namen und wurde zu einem festen historischen Punkt. Die „Michelenburg" wurde erstmals 995 erwähnt, als Kaiser Otto III. (996-1002) hier eine Urkunde ausstellen ließ. Solche Burgen dienten in Kriegszeiten als Zufluchtsstätten für die Dorfbevölkerung der Umgebung. An schwer zugänglichen Stellen errichtet, in einem Sumpfgebiet, auf einer Insel, boten die Burgen Schutz für Mensch und Vieh und waren darüber hinaus sicherer und zugleich repräsentativer Wohnsitz für das Stammes- oder Sippenoberhaupt und den Kosmos der Stammesgottheiten. Die Gesamtheit der obotritischen und wilzischen Burgen ergab ein gestaffeltes System mit den klar unterschiedenen Funktionen von Hauptburg, Nebenburgen und Verteidigungslinien bildenden Grenzburgen, das in dieser klaren Ausprägung einen längeren Entwicklungsprozess voraussetzt. Die wichtigsten Burgen sind mit ihren Namen überliefert: Schwerin, Wiligrad (auch Weligrad genannt, das spätere Mecklenburg), Dobin und Ilow bei den Obotriten, Werle bei den Kessinern, Stargard und Rethra bei den Redariern.

Über Anlage und Bau solcher Burgen hat ein jüdischer Reisender um 973 berichtet. Ibrahim ibn Jacub, vermutlich ein Arzt, bereiste im Gefolge des Kalifen von Cordoba im seinerzeit islamischen Spanien die slawischen Länder an der Ostsee und in Böhmen. Seine Berichte sind in einer Abschrift aus der Mitte des 11.Jahrhunderts erhalten und stellen wohl die älteste schriftliche Quelle über das Leben der Ostseeslawen dar, wohltuend sachlich und ohne Vorurteile. In späterer Zeit waren die schriftlosen Slawen Darstellungsobjekt von Berichterstattern, von denen sie meist als Gegner angesehen wurden.

Der Burgenbau scheint Ibrahim ibn Jacub ganz besonders interessiert zu haben. Aus seinen Beschreibungen spricht auch Bewunderung für diese Art des Bauens und die Funktionstüchtigkeit der Bauwerke. Zunächst suchte man sorgfältig nach einem Bauplatz, der bestimmten Normen und Anforderungen entsprechen musste. Ein Wiesenboden sollte es sein, der Nahrung für das Vieh bot. Wasser musste desgleichen für Mensch und Tier verfügbar sein, und es hatte auch der Verteidigung zu dienen. Unabdingbar war das Vorhandensein von schilfbewachsenen morastigen Uferzonen als Rückzugsgebiet und Versteck. Solche Gegebenheiten finden sich in Mecklenburg häufig.

Spätere Berichterstatter sind meist Geistliche, die ihr Material oft nur aus zweiter Hand erhielten und unter eingeschränkten Blickwinkeln verarbeiteten: die Überlegenheit des christlichen Glaubens, die primitive Wildheit der slawischen Stämme und eine gewisse attraktive Exotik. Es bedarf daher nicht nur sprachlicher Übersetzerkünste, um ein zutreffendes Bild slawischen Lebens entstehen zu lassen.

Die Obotriten errichteten im Westen Mecklenburgs eine territoriale Herrschaft, die weit in die Siedlungsgebiete der Liutizen hineinreichte. Nach deren Unterwerfung der Sachsen 789 drang das fränkische Heer tief in slawische Gebiete bis zur Peene vor. Mit solchen Zügen wollten die deutschen Kaiser in erster Linie die Ostgrenze des Reiches schützen.

Vorübergehend unterwarf Otto der Große die Obotriten und setzte einen Markgrafen für Ostholstein, Mecklenburg und Vorpommern ein. Im großen Slawenaufstand 983 ging die Markgrafschaft wieder verloren. Der Limes Saxonicus, der sächsische Grenzwall, kennzeichnete in der Folgezeit von Boizenburg an der Elbe bis zur Kieler Bucht die Abgrenzung gegen die Slawen, die von den Deutschen als Wenden bezeichnet wurden.

Die Anbindung des Obotritenlandes an den fränkisch-sächsischen Machtbereich blieb bis ins 10. Jahrhundert hinein recht lose. Auch die Errichtung des Erzbistums Hamburg im Jahre 831 als christlicher Brückenkopf zum Osten führte zunächst nicht zu neuer Dynamik an der sächsisch-slawischen, christlich-heidnischen Nahtstelle. Erst als Kaiser Otto an den Grenzen der Slawenländer die Markgrafen Gero und Hermann Billung zur allmählichen Unterwerfung einsetzte, wurde auch der Druck auf die Obotriten stärker, zugleich jedoch der Gegendruck und Widerstand.

Die Spuren der materiellen Kultur der Slawen sind spärlich, vor allem deshalb, weil die einstigen Bewohner Mecklenburgs ihre Bauten aus dem vergänglichen Material Holz errichteten, da das Land über behaubaren Stein nicht verfügte und Ziegelsteine noch unbekannt waren. Dennoch - die archäologischen Grabungen insbesondere nach dem 2. Weltkrieg, die vor allem mit dem Namen Ewald Schuldt (1914-1987) verbunden sind, brachten auch zahlreiche hölzerne Bauelemente ans Tageslicht und ermöglichten die Rekonstruktion von Siedlungen und Kultbauten. Ein besonders aufschlussreiches Beispiel befindet sich auf dem Gelände des archäologischen Freilichtmuseums in Groß Raden bei Sternberg.

Das Festigen und Ausfächern der inneren Verhältnisse, die Abstufungen von Macht und Gehorsam, die sich wandelnden Beziehungen von Mächtigen und Gehorchenden führten allmählich zu Veränderungen. Aus dem Dorfältesten wurde der Gutsherr. Manche dieser Herren brachten mehrere, ja viele Ansiedlungen in ihren Machtbereich und gewannen die Stellung von Gaufürsten, die bald untereinander um noch mehr Machtbefugnisse kämpften. Dabei wurde das Interesse an auswärtigen Bündnispartnern immer größer.

Neben den Fürsten und dem Adel nahmen die Priester eine herausragende Stellung ein. Man erkannte sie daran, dass sie Haupthaar und Bart nicht schoren. Die Religion hatte einen hohen Stellenwert. Hiervon zeugen die Tempelburgen in Arkona auf Rügen, in Rethra oder auf Swante Wustrow, der heiligen Insel. Die Religion der Slawen diente vor allem dem Schutz der Identität, der althergebrachten Lebensweise und Vorstellungswelt. Gute und böse Kräfte offenbaren sich kämpfend in der Natur, zeigen sich als Belebung und Zerstörung. Ihre Verkörperung finden sie als gute, lichterfüllte Gottheit, oder in einem finsteren, lichtlosen göttlichen Wesen, das sich meist als mächtiger erweist als das Lichtwesen und Furcht und Schrecken verbreitet. Hoffnung auf den Sieg des Guten, des Besseren wird nicht ausgeprägt. Entwicklung und Veränderung werden nicht zu Bewusstseinsinhalten.

Die Suche nach den Spuren der slawischen Götterwelt ist mühsam und vom Rankenwerk der Legenden umgeben. Sie war immer wieder Gegenstand eines besonderen literarischen Interesses. Auch Theodor Fontane wandte sich in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ diesen Spuren zu, verfolgte sie bis Pommern und Mecklenburg und setzte sie in Kontrast zum griechisch römischen Götterhimmel, der allein den klassischen Bildungskanon bestimmte.

Zu den mächtigsten Göttern der Ostseeslawen wurden Radegast und Swantewit. Radegast war ursprünglich nur Stammesgott der Redarier, Swantewit Stammesgott der Ranen, der Bewohner von Rügen. Mittelpunkte dieser Götterkulte waren das Radegast-Heiligtum von Rethra, das man auf einer Insel im Tollensesee vermutet, und das Heiligtum in Arkona. Da diese Heiligtümer naturgemäß das besondere Interesse der frühen christlichen Missionare fanden, wurden Eindrücke und Vorstellungen dieser Welt festgehalten und überliefert, wenn auch meist aus dem Blickwinkel der Konfrontation.

Sitz des Radegast war eine besonders starke Burg, geschützt durch Wasser und Sümpfe, im Wald völlig versteckt, erreichbar nur für Eingeweihte. Nur kultisch Befugte durften die hölzerne Brücke zum Heiligtum, das noch zusätzlich von einer dreieckigen Burg abgeschirmt wurde, passieren, sei es mit Opfern als Ausdruck der Devotion oder mit persönlichen Fragen und dem Versprechen absoluter Unterwerfung unter die orakelhafte Antwort.

Die Außenwände des Tempels waren mit holzgeschnitzten Götterbildern bedeckt, nicht als Schmuck, sondern zur Abwehr feindlicher Kräfte, die keinen Zugang zum goldenen Bild des Radegast finden sollten. Seine Skulptur war nach Art eines Pantheons von vielen Götterbildern umgeben. Radegast kann als die eigentliche Verkörperung des siegreichen Lichtgottes gelten, des Garanten für die Einheit der slawischen Stämme, die sein Bild auf Kriegsfahnen und Schilden dem Heer vorantragen ließen. Eine Darstellung von Georg Spalatin aus der Sachsenchronik (1510) zeigt Radegast mit einem Auerochsenkopf aus seinem Wappenschild. Das legt die Vermutung nahe, dass das mecklenburgische Wappentier in einer besonderen Beziehung zum Gott Radegast steht.

Kultisches Attribut des Radegast war ein lebendes weißes Pferd, das ständig im Heiligtum gehalten wurde und als Orakel den Willen des Gottes kundtat, dem sich die Menschen bedingungslos unterwarfen. Auch ein mit Met gefülltes Trinkhorn wurde als Orakelwerkzeug benutzt. Das von Saxo Grammaticus (dänischer Geschichtsschreiber, geb. um 1150, gest. 1216) als riesig geschilderte hölzerne Standbild des Swantewit im Arkona-Heiligtum hatte vier Köpfe, die in die vier Himmelsrichtungen gewandt waren und somit absolute Machtfülle und auch kosmische Vorstellungen symbolisierten. Der Name des Swantewit war so tief ins Bewusstsein der Ostseeslawen eingeprägt, dass kluge christliche Missionare sich später dazu entschlossen, ihn als Sanctus Vitus, einen altchristlichen römischen Märtyrer, weiterleben zu lassen.

Aus der von den Slawenmissionaren besonders gefürchteten polabischen Fruchtbarkeitsgöttin Siwa aber wurde die „Böse Sieben", vor der man sich besonders in acht nehmen sollte.

In Rethra und Arkona wurde die Identität der Ostseeslawen am sorgfältigsten und längsten bewahrt, gehütet und verteidigt. Hier hielt sich der Widerstand gegen das lebhaft vordrängende Christentum am hartnäckigsten, geschürt und belebt von einer mächtigen, einflussreichen Priesterschaft.

Mecklenburg erhielt wesentliche Prägungen auch durch christliche Vorstellungen. Die Christianisierung des Landes dauerte allerdings mehrere Jahrhunderte. Der aus Frankreich stammende Mönch und Bischof Ansgar steht den christlichen Wurzeln dieses Gebietes am nächsten. Er war Erzbischof von Hamburg-Bremen in den Tagen Karls des Großen. In seinem Bistum gab es nur vier Taufkirchen. Auch die ferneren Völker, die Jüten und Schweden und die Ostseeslawen waren ihm anvertraut. Mit der Mission bei den Obotriten hatte er keinen Erfolg. Seine Bemühungen wurden erst nach fast 200 Jahren durch den christlichen Slawenfürsten Gottschalk fortgesetzt, der seine Erziehung im Michaeliskloster zu Lüneburg erhalten hatte. Nach blutigen Sippenfehden schloss er sich als Wiking, als landsuchender Seebewohner, dem Dänenkönig Knut an, als dessen Schwiegersohn er um 1043 in das Land südlich der Ostsee zurückkehrte und die Stämme der Obotriten, der Wagrier und Polaben einte. Unter seinem Schutz wurden die Bistümer Ratzeburg und Mecklenburg gegründet.

Im Jahre 1066 erhoben sich jedoch die Slawen gegen die Macht des Kaisers und den Einfluss seiner Vasallen, und im Verlauf der Schlacht bei Lenzen fand Gottschalk mit vielen anderen den Tod. Mit vielen anderen wurde auch Ansverus, der Abt des Benediktinerklosters St. Georg in Ratzeburg, getötet. Die christliche Saat schien erstickt zu sein.

Eine nachhaltige christliche Missionierung der slawischen Stämme erfolgte erst in der Mitte des 12.Jahrhunderts unter dem Schutz Heinrichs des Löwen, des dänischen Königs Waldemars I. und des Polenkönigs Boleslaw III. Im Westen Mecklenburgs war seit dem 11.Jahrhundert das Herrschergeschlecht der Obotriten durch Lehnsverträge an das Herzogtum Sachsen gebunden. Der Obotritenfürst Niklot widerstand dem Kreuzzug, zu dem 1147 Bernhard von Clairvaux (Zisterzienser, Kreuzzugsprediger und Mystiker, 1090-1153) die sächsischen Bischöfe, Fürsten und alle Gläubigen gegen die heidnischen Wenden aufgerufen hatten. Erst als 1151 Adolf von Holstein dem Slawenfürsten Niklot gegen wilzische Stämme half, trat jener der Christianisierung nicht mehr entgegen, die danach vor allem durch den Zisterziensermönch Berno eifrig betrieben wurde.

Außer bei den Pruzzen (baltischer Volksstamm zwischen Weichsel und Minge) ist wohl in keiner deutschen Region bei der Einführung des Christentums so viel Blut geflossen wie in Mecklenburg. Die ersten Chronisten, Thietmar von Merseburg und Helmold von Bosau, geben davon anschauliche Berichte, sparen aber auch nicht mit Kritik an der Macht- und Habgier der Sachsen. Auch der Dänenkönig Sven Astridson ist der Meinung, dass die Slawenvölker längst bekehrt worden wären, wenn nicht die Habsucht der Sachsen ein unüberwindliches Hindernis gebildet hätte, „denn diesen steht der Sinn mehr nach Steuern, als nach Bekehrung der Heiden.“

Helmold überliefert die Worte, die im Jahre 1142 Pribislaw, Fürst der Wagrier und Polaben, vor seiner Taufe an den Lübecker Bischof Gerold richtete: „Unsere Fürsten - die sächsischen Herzöge und Grafen - verfahren mit solcher Strenge gegen uns, daß wegen des großen Druckes der Abgaben und der Knechtschaft der Tod uns lieber ist als das Leben... Wie soll es uns dabei noch möglich sein, für diesen neuen Glauben Kirchen zu bauen? Wozu uns taufen lassen, da wir täglich an Flucht denken müssen? Ach, wenn es nur einen Ort gäbe, wohin wir fliehen könnten! Aber wenn wir über die Trave gehen, so ist dort dasselbe Unheil, und kommen wir an die Peene, so ist es dort um nichts anders. Was bleibt uns also übrig, als das feste Land ganz zu verlassen und aufs Meer zu fahren? Oder welche Schuld trifft uns, wenn wir, aus dem Vaterland vertrieben, das Meer unsicher machen und von den Dänen oder den Kaufleuten, welche dasselbe befahren, unsern Lebensunterhalt entnehmen? Werden nicht die Fürsten, die uns dazu treiben, daran Schuld sein?“

Dem tatenfreudigen und machtbewussten Sachsenherzog Heinrich dem Löwen trat eine weitere Gründergestalt an die Seite, nicht nur klug, sondern auch weise, auf Vermittlung und Ausgleich gerichtet und von erstaunlichem historischen Weitblick: Berno, der Zisterziensermönch aus dem Weserkloster Amelungsborn, zu dessen Gründungskonvent er möglicherweise gehörte. Er stammte aus vornehmem Geschlecht und schloss sich der neuen Lebensweise des Bernhard von Clairvaux mit ihren urchristlichen Idealen an. Die Zisterzienser zeichneten sich durch straffe Ordnungen mit der Tendenz zur Zentralisation aus. Sie wollten in äußerster Armut, Einfachheit und Demut leben und ihren Unterhalt mit harter Handarbeit erwerben. Ein Ideal, eine Regel und gleiche Sitten sollten für alle gelten. Ganze Familien von Klöstern entstanden.

Berno fühlte sich aus innerem Antrieb zur Wendenmission berufen, durfte jedoch nur mit Zustimmung des Papstes sein Kloster verlassen und kam zwischen 1154 und 1157 aus persönlicher Entscheidung auf eigenes Risiko nach Mecklenburg. Ausgangspunkt seiner Arbeit war Schwerin, wo sich eine der Hauptburgen Niklots befand. Es kam zur Gründung einer kleinen Christengemeinde, die wohl vor allem aus deutschen Kaufleuten bestand.

Es gelang Berno nur zum Teil, vom Einfluss und Anspruch der Mächtigen frei zu bleiben. Er war Zeuge, wie die alte Mecklenburg durch einen Slawenaufstand zerstört wurde. Als er für die Getöteten unter freiem Himmel einen Gedenkgottesdienst hielt, wäre er um ein Haar einem gegnerischen Anschlag zum Opfer gefallen. Er war dabei, als Heinrich der Löwe 1168 auf Rügen landete, um die Insel in seinen Besitz zu bringen. Es muss ihm schwer genug geworden sein, zu den Eroberern gezählt zu werden.

In einer hellen Juninacht wurde die slawische Tempelburg Arkona erobert, nachdem sie lange belagert worden war. Das große Holzbild des Slawengottes Swantewit fiel und verbrannte unter dem Triumphgeschrei der Sieger in den Flammen der Lagerfeuer. Aus dem Holz, das man für die Belagerungstürme herbeigeschafft worden war, baute Berno mit seinen Leuten eine schlichte Kirche. Viele Bewohner Rügens ließen sich taufen. Um es den Neugetauften leichter zu machen, setzte man an die Stelle des Swantewit den römischen Heiligen Sanctus Vitus, der zum Landespatron wurde. Weil die Slawen ihrem Hauptgott Hühner opferten, stellte man Vitus auf Bildern fortan mit einem Hahn auf dem Arm dar.

Heinrich dem Löwen gelang es nicht, sich zum Rügenfürsten zu machen, den Gewinn aus dem Feldzug steckten die Dänen ein. Dem Sachsenherzog blieb nichts anderes übrig, als Schwerin zum Bollwerk seiner Macht auszubauen und seinen Einfluss auch auf die Kirche auszudehnen. Er setzte Berno zum ersten Bischof von Schwerin ein und ließ ihn 1171 den ersten Vorgängerbau des heutigen hochgotischen Domes weihen. Im gleichen Jahr siedelte Berno zwölf Zisterziensermönche aus seinem Heimatkloster Amelungsborn in Althof nahe Doberan an, wo sie bereits nach acht Jahren einem Slawenaufstand zum Opfer fielen. Doch schon 1186 wurde der Zisterzienserkonvent in Doberan neu begründet und zu einem der wichtigsten Zentren in dem sich zum Christentum wandelnden Land.

Die Mönche siedelten sich nicht unmittelbar am Meer an. Sie brachten sich vor ihm in Sicherheit. Doch auch aus dieser Distanz noch konnten sie das Meer als etwas Feindliches, Gestaltloses und Ungeformtes erfahren. In der Gründungssage wird berichtet, dass ein Schwan den Ort für den Bau des Klosters zeigte. Seinen Ruf deutete man als dobr - dobr - gut – gut ... Das Vertrauen auf ihn war stärker als die Angst vor der Wildnis. Alte Urkunden nennen das Klostergebiet eine Gegend des Schreckens und der öden Einsamkeit.

Das Bewusstsein solcher Anfangssituation jedoch erfüllte die Gründermönche mit großer Energie. Sie fanden keine fertige Welt vor, sondern sahen sich zu eigenen prägenden Maßstäben herausgefordert.

Sie ordneten ihr Tun einer Idee unter und warben für diese Idee. Sie rodeten und schufteten, sie ertranken in Sümpfen oder wurden von Bäumen erschlagen. Sie brannten Ziegel, pflanzten Kohl und Getreide, zogen und schlachteten Kühe und Schweine. Sie planten und gaben Pläne an die nächste Generation weiter. Niemand von ihnen erlebte den Prozess des Kloster- und Münsterbaus von Anfang bis zur Vollendung.

Viele Geschichtsschreiber haben versucht, ihren Lesern das Leben der ersten Doberaner Mönche eindringlich nahe zu bringen. Aus rohen Stämmen die Häuser gezimmert, einen Raum zum Beten, einen zum Schlafen, einen für die kärglichen fleischlosen Mahlzeiten, einen weiteren zur Beherbergung von Gästen, alles von einem Plankenzaun umgeben. Morgens um drei schlug der Prior an das Klappbrett, und die Mönche begaben sich zum ersten Stundengebet in den Betsaal. Nach dem zweiten Stundengebet um sechs versammelte man sich zum Kapitel, bestehend aus einer Weisung des Abtes, der Verlesung der Ordensregeln, der Rügen und Strafen. Am Freitag peitschten sich die Mönche den Rücken im Gedenken an die Geißelung Christi. Die Ordensregeln erlaubten nur zwei Mahlzeiten am Tag und einen Trunk am Abend. Sie gestatteten auch keine Unterhaltung, nur Gespräche, die zur Arbeit und zur Unterweisung unentbehrlich waren. Das Wort Ora et labora! - Bete und arbeite! stand über allem. Ora: das war Stundengebet und Messfeier und jede Art geistiger Betätigung. Labora: das war die Entwässerung der sumpfigen Niederungen und ihre Umgestaltung zu saftigem Weideland, vor allem aber die Verwandlung des Waldes in Ackerland. Und dann wurde gesät und geerntet und wieder gesät.