Medea. Stimmen von Christa Wolf. Königs Erläuterungen. - Christa Wolf - E-Book

Medea. Stimmen von Christa Wolf. Königs Erläuterungen. E-Book

Christa Wolf

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Beschreibung

Königs Erläuterung zu Christa Wolf: Medea. Stimmen - Textanalyse und Interpretation mit ausführlicher Inhaltsangabe und Abituraufgaben. In einem Band bieten dir die neuen Königs Erläuterungen alles, was du zur Vorbereitung auf Referat, Klausur, Abitur oder Matura benötigst. Das spart dir lästiges Recherchieren und kostet weniger Zeit zur Vorbereitung. Alle wichtigen Infos zur Interpretation. - von der ausführlichen Inhaltsangabe über Aufbau, Personenkonstellation, Stil und Sprache bis zu Interpretationsansätzen - plus 4 Abituraufgaben mit Musterlösungen und 2 weitere zum kostenlosen Download . sowohl kurz als auch ausführlich. - Die Schnellübersicht fasst alle wesentlichen Infos zu Werk und Autor und Analyse zusammen. - Die Kapitelzusammenfassungen zeigen dir das Wichtigste eines Kapitels im Überblick - ideal auch zum Wiederholen. . und klar strukturiert. - Ein zweifarbiges Layout hilft dir Wesentliches einfacher und schneller zu erfassen. - Die Randspalte mit Schlüsselbegriffen ermöglichen dir eine bessere Orientierung. - Klar strukturierte Schaubilder verdeutlichen dir wichtige Sachverhalte auf einen Blick. . mit vielen zusätzlichen Infos zum kostenlosen Download.

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KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN

Band 415

Textanalyse und Interpretation zu

Christa Wolf

MEDEA. STIMMEN

Volker Krischel

Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen

Zitierte Ausgaben: Wolf, Christa: Medea. Stimmen. Roman. Frankfurt a. M.: suhrkamp taschenbuch, 2008.

Über den Autor dieser Erläuterung: Volker Krischel, geb. 1954, arbeitete nach dem Studium der Germanistik, Geschichte, Katholischen Theologie, Erziehungswissenschaften, Klassischen Archäologie, Kunstgeschichte und Geografie mehrere Jahre als Wissenschaftlicher Mitarbeiter – besonders im Bereich der Museumspädagogik – am Württembergischen Landesmuseum Stuttgart. Heute ist er als Oberstudienrat in Gerolstein, Eifel, tätig. Er hat mehrere Arbeiten zu Autoren der neueren deutschen Literatur sowie zur Museums- und Unterrichtsdidaktik veröffentlicht.

Hinweis: Die Rechtschreibung wurde der amtlichen Neuregelung angepasst. Zitate von Christa Wolf müssen auf Grund eines Einspruchs in der alten Rechtschreibung beibehalten werden.

Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52 a UrhG: Die öffentliche Zugänglichmachung eines für den Unterrichtsgebrauch an Schulen bestimmten Werkes ist stets nur mit Einwilligung des Berechtigten zulässig.

3. Auflage 2016

ISBN 978-3-8044-6936-5

© 2003, 2011 by C. Bange Verlag, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelbild: Maria Callas als Medea, Verfilmung IT/FR/BRD 1969 © Cinetext/Morgan

Hinweise zur Bedienung

Inhaltsverzeichnis Das Inhaltsverzeichnis ist vollständig mit dem Inhalt dieses Buches verknüpft. Tippen Sie auf einen Eintrag und Sie gelangen zum entsprechenden Inhalt.

Fußnoten Fußnoten sind im Text in eckigen Klammern mit fortlaufender Nummerierung angegeben. Tippen Sie auf eine Fußnote und Sie gelangen zum entsprechenden Fußnotentext. Tippen Sie im aufgerufenen Fußnotentext auf die Ziffer zu Beginn der Zeile, und Sie gelangen wieder zum Ursprung. Sie können auch die Rücksprungfunktion Ihres ePub-Readers verwenden (sofern verfügbar).

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INHALT

1. DAS WICHTIGSTE AUF EINEN BLICK – SCHNELLÜBERSICHT

2. CHRISTA WOLF: LEBEN UND WERK

2.1 Biografie

2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

Die gewaltlose Revolution in der DDR und die Wiedervereinigung

Die Ernüchterung nach der Wiedervereinigung

2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken

3. Textanalyse und -interpretation

3.1 Entstehung und Quellen

3.2 Inhaltsangabe

3.3 Aufbau

Romanaufbau und -struktur

Das „Gewebe“ der Stimmen

Chronologie und Örtlichkeiten

3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken

Medea

Lyssa

Jason

Glauke

Leukon

Akamas

Kreon

Turon

Agameda

Presbon

3.5 Sprachliche und sachliche Erläuterungen

3.6 Stil und Sprache

Flüssiger Sprachstil

Charakterisierung durch unterschiedliche sprachliche und stilistische Mittel

3.7 Interpretationsansätze

Medea – ein politischer Schlüsselroman

Medea – ein autobiografischer Schlüsselroman

Medea – ein feministischer Roman

Medea – ein Flüchtlingsroman

Medea – ein psychologischer Roman

4. Rezeptionsgeschichte

Medea als Wenderoman

Wolfs Neuinterpretation des Medea-Mythos

5. Materialien

Die Argonauten-Sage

Die Frau in der Antike

6. Prüfungsaufgaben

Aufgabe 1 *

Aufgabe 2 **

Aufgabe 3 **

Aufgabe 4 ***

LITERATUR

Zitierte Ausgabe

Erstausgabe

Sekundärliteratur

Rezensionen

Weiterführende Literatur

Internet-Adressen

1.Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

Damit sich der Leser in diesem Band schnell zurechtfindet und das für ihn Interessante gleich entdeckt, hier eine kurze Übersicht.

Das 2. Kapitel beschreibt Christa Wolfs Leben und stellt den zeitgeschichtlichen Hintergrund vor:

Christa Wolf wurde 1929 in Landsberg a. d. Warthe, dem heutigen polnischen Gorzów Wielkopolski, geboren und lebte bis zur Wiedervereinigung in der DDR.

Immer mehr Bürger der DDR wurden unzufrieden mit ihrem verknöcherten Funktionärsstaat.

Nach der gewaltlosen Revolution in der DDR und der Wiedervereinigung erfolgte bei Vielen die Ernüchterung.

Medeaerschien 1996. Neben dem erzählerischen Werk besteht Wolfs umfangreiches Gesamtwerk auch aus Essays, Tagebuchaufzeichnungen, Briefsammlungen, Aufsätzen, Reden und Gesprächen.

Das 3. Kapitel bietet eine Textanalyse und -interpretation.

Medea – Entstehung und Quellen:

In Medea verarbeitet Christa Wolf ihre Erfahrungen mit und in der DDR sowie ihre persönlichen Erlebnisse nach der Wiedervereinigung.

Inhalt:

Der eigentliche Roman umfasst (nach Vorbemerkung und Vorwort) 11 Monologe (Stimmen), denen jeweils ein Motto vorangestellt ist.

Das Geschehen kreist um die kolchische Königstochter Medea, die mit dem Argonauten Jason nach Korinth geflohen ist. Während Jason sich dort immer mehr vom korinthischen Königshof vereinnahmen lässt, behauptet sich Medea stolz und selbstbewusst. Sie zieht damit aber Hass und Neid auf sich und wird schließlich zum Sündenbock gemacht und aus Korinth verbannt.

Chronologie und Schauplätze:

Die Handlungszeit erstreckt sich über mehrere Jahre. Handlungsort ist Korinth und, nach Medeas Verbannung, die Wildnis außerhalb der Stadt.

Personen:

Die Hauptfiguren sind:

Medea

heil- und zauberkundig, selbstbewusst, selbstlos

Lyssa

aktiv, energisch

Jason

passiv, schwach, verantwortungslos

Glauke

vereinsamt, labil

Leukon

tolerant, passiv

Akamas

klug, skrupellos

Kreon

schwach, verantwortungslos

Agameda

neidisch, egoistisch

Presbon

eitel, dumm

Die Personen werden ausführlich und in ihrer Beziehung zueinander vorgestellt.

Stil und Sprache Wolfs:

Im Gegensatz zu Kassandra verzichtet Wolf in Medea auf eine antikisierende Schreibweise und gebundene Sprache. Ihre Sprache ist hier einfacher, aber trotzdem elegant und flüssig. Durch differenzierte sprachliche und stilistische Mittel versucht sie die Charaktere zu unterscheiden.

Fünf Interpretationsansätze werden vorgestellt:

Medea ist

ein politischer Schlüsselroman

ein autobiografischer Schlüsselroman

ein feministischer Roman

ein Flüchtlingsroman

ein psychologischer Roman

2.Christa Wolf: Leben und Werk

Christa Wolf * 1929 © ullstein bild – SIPA

2.1Biografie[1]

Jahr

Ort

Ereignis

Alter

1929

Landsberg a. d. Warthe (heute: Gorzów Wielkopolski/ Polen)

Christa Wolf wird als Tochter des Kaufmanns Otto Ihlenfeld am 18. März geboren.

1939–1945

Besuch der Oberschule

10–16

1945

Mecklenburg

Flucht und Übersiedlung nach Mecklenburg

16

1945–1946

Schwerin/ Gummelin

verschiedene Tätigkeiten, u. a. Schreibkraft beim Bürgermeister von Gummelin

16–17

1946

Schwerin

Besuch der Oberschule

17

1947

Bad Frankenhausen

Umzug, Besuch der Oberschule

18

1949

Abitur, Eintritt in die SED

20

1949–1953

Jena, Leipzig

Germanistikstudium bei Hans Mayer

20–24

1951

Heirat mit dem Germanisten und Essayisten Gerhard Wolf (geb. 1928), seither Zusammenarbeit u. a. an Anthologien und Filmprojekten

22

1952

Geburt der ersten Tochter Annette

23

1953

Abschluss des Germanistikstudiums mit einer Diplomarbeit über „Probleme des Realismus im Werk Hans Falladas“

24

1953–1959

Berlin

wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Deutschen Schriftstellerverband, Redakteurin der Zeitschrift „Neue Deutsche Literatur“, Cheflektorin des Verlages „Neues Leben“ in Berlin, Mitglied des Deutschen Schriftstellerverbandes

24–30

1955

erste von mehreren Reisen in die Sowjetunion, Mitglied des Vorstandes des Deutschen Schriftstellerverbandes

26

1956

Geburt der zweiten Tochter Katrin

27

1959–1962

Halle an der Saale

Umzug, praktische Tätigkeit in einer Waggonfabrik, Mitarbeiterin in „Zirkeln schreibender Arbeiter“, freie Mitarbeiterin des „Mitteldeutschen Verlages“ in Halle (Lektorin), Herausgeberin verschiedener Anthologien zeitgenössischer DDR- Literatur

30–33

1960

erste von mehreren Reisen in die BRD

31

1961

Buchveröffentlichung der Erzählung Moskauer Novelle, Kunstpreis der Stadt Halle

32

1962

Kleinmachnow bei Berlin

Umzug, freie Schriftstellerin

33

1963

erster großer Erfolg mit dem Roman Der geteilte Himmel, Heinrich-Mann-Preis der Akademie der Künste der DDR

34

1963–1967

Kandidatin des Zentralkomitees der SED vom VI.–VII. Parteitag der SED; nach einer kritischen Rede scheidet sie aus dem Gremium aus.

34–38

1964

DEFA-Verfilmung von Der geteilte Himmel (Regie: Konrad Wolf), Nationalpreis III. Klasse der Akademie der Künste der DDR, Rede auf der Zweiten Bitterfelder Konferenz

35

1965

Mitglied des PEN-Zentrums der DDR, Teilnahme am internationalen PEN-Kongress in Bud (Jugoslawien), Beitrag auf dem 11. Plenum der SED, Drehbuch zum Film Fräulein Schmetterling (gemeinsam mit Gerhard Wolf), der Film wurde nach dem Rohschnitt abgebrochen.

36

1967

Juninachmittag (Erzählung)

38

1968

„Etablierung im Literaturbetrieb“[2] mit der Erzählung Nachdenken über Christa T.

39

1969

Lesereise durch Schweden

40

1971

Lesen und Schreiben. Aufsätze und Betrachtungen. Polenreise

42

1972

Paris

Till Eulenspiegel. Erzählung für den Film (gemeinsam mit Gerhard Wolf), Ablehnung des Wilhelm-Raabe-Preises der Stadt Braunschweig, Aufenthalt in Paris

43

1973

Stockholm

Theodor-Fontane-Preis des Bezirks Potsdam, Teilnahme an der Tagung der PEN-Exekutive in Stockholm

44

1974

Unter den Linden. Drei unwahrscheinliche Geschichten, Mitglied der Akademie der Künste der DDR, Max-Kade-German-Writer-in-Residence am Ostberlin-College, USA

45

1975

DEFA-Film Till Eulenspiegel (Regie: Rainer Simon) nach Motiven der Filmerzählung (Mitarbeit am Drehbuch), Lesereise in die Schweiz

46

1976

Kindheitsmuster (Roman), Mitinitiatorin des Protestes gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann

47

1977

Bremen

Ausschluss aus dem Vorstand der Berliner Sektion des Schriftstellerverbandes der DDR, Literaturpreis der Freien Hansestadt Bremen

48

1979

Kein Ort. Nirgends (Erzählung), Fortgesetzter Versuch (Aufsätze, Gespräche, Essays), Herausgeberin der Schriften der Karoline von Günderrode

50

1980

Darmstadt

Lesen und Schreiben. Neue Sammlung, Gesammelte Erzählungen, Georg-Büchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Reise nach Griechenland, Geschlechtertausch (Erzählungen, zusammen mit Sarah Kirsch und Irmtraud Morgner)

51

1981

Berlin

Mitgliedschaft in der Akademie der Künste (Westberlin), Teilnahme an der „Berliner Begegnung zur Friedensförderung“

52

1982

Frankfurt

Poetikvorlesung an der Universität Frankfurt, Uraufführung von Till Eulenspiegel am Niedersächsischen Staatstheater Hannover (Regie: Jürgen Schwalbe), Hörspielfassung des WDR von Kein Ort. Nirgends, Teilnahme am Haager Treffen, Lesereise nach Frankreich

53

1983

Ohio/USA

Kassandra (Roman), Voraussetzungen einer Erzählung: Kassandra (Frankfurter Poetikvorlesungen), Franz-Nabel-Preis, Graz, Schiller-Gedächtnis-Preis des Landes Baden-Württemberg, Ehrendoktorwürde der Ohio-State-University, USA, Gastprofessur an der Ohio-State-University, Lesungen in Los Angeles, San Francisco und New York, Lesereise in die BRD

54

1984

Gedenkrede auf Franz Fühmann, Mitglied in der Europäischen Akademie der Künste und Wissenschaften, Paris, Lesereise in Österreich und Italien

55

1985

Hamburg

Ins Ungebundene geht meine Sehnsucht! Gesprächsraumromantik. Prosa, Essays (gemeinsam mit Gerhard Wolf), Honorary Fellow, Modern Language Association of America, Österreichischer Staatspreis für Europäische Literatur, Ehrendoktor der Universität Hamburg, Lesereise nach Frankreich

56

1986

Mitglied der Freien Akademie der Künste, Hamburg, Teilnahme am PEN-Kongress in Hamburg, Reise nach Griechenland und Spanien, Die Dimension des Autors 1959–1985, zwei Bände (Texte)

57

1987

Nationalpreis I. Klasse der DDR, Störfall. Nachrichten eines Tages (Erzählung), Weinpreis für Literatur, Geschwister-Scholl-Preis

58

1989

Austritt aus der SED, Sommerstück (Roman)

60

1990

Hildesheim

Was bleibt (Erzählung), nach Angriffen auf Wolf als „Verfechterin des Sozialismus“ und „Opponentin“ des SED-Staates[3] Rückzug aus der politischen Öffentlichkeit, Ehrendoktorwürde der Universität Hildesheim, Orden „Officier des arts et des lettres“, Premio Letterario Internazionale Mondello

61

1991

Honorary Member of the American Academy and Institute of Arts and Letters

62

1992–1993

Santa Monica/ USA

Stipendiatin des Getty-Centers, Santa Monica, USA

63–64

1993

Berlin

öffentliches Bekenntnis, zwischen 1959 und 1962 „Informelle Mitarbeiterin“ der Stasi gewesen zu sein, Akteneinsicht Christa Wolf (Veröffentlichung ihrer Stasi-Akten 1959–1962), Veröffentlichung von 42 Bänden ihrer eigenen Überwachung durch die Stasi von 1969–1989, Austritt aus der Akademie der Künste (Berlin)

64

1994

Auf dem Weg nach Tabou. Texte 1990–1994, Kindheitsmuster (Roman), Mitglied der Vereinigten Berlin-Brandenburgischen Akademie der Künste, Rahel-Varnhagen-von-Ense-Medaille (zusammen mit Gerhard Wolf)

65

1996

Medea. Stimmen (Roman)

67

1997

Prix Écureuil de Littérature Étrangère (zusammen mit dem Übersetzer Alain Lance), Aufführungen der Theaterfassung von Medea in Wien, Leipzig und München

68

1998

Mitleidend bleibt das ewige Herz doch fest (Rede/Essay zum 80. Geburtstag Heinrich Bölls)

69

1999

Hierzulande. Andernorts (Essays), Samuel-Bogumil-Linde-Literaturpreis, Elisabeth-Langgässer-Literaturpreis, Nelly-Sachs-Preis

70

2002

Aufführung von Medea in einer Fassung der Commedia Nova am „Theater hinter dem Vorhang“, Stade, Deutscher Bücherpreis für ihr Lebenswerk, Leibhaftig (Erzählung);

73

2003

Ein Tag im Jahr: 1960–2000

74

2005

Mit anderem Blick (Erzählungen), Hermann-Sinsheimer-Preis für Literatur und Publizistik

76

2008

Sommerstück, Die Lust, gekannt zu sein. Erzählungen 1960–1980

79

2010

Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud (Roman), Thomas-Mann-Preis, Uwe-Johnson-Preis für Stadt der Engel

81

2011

Berlin

Deutscher Hörbuchpreis Hörkules für Stadt der Engel

Christa Wolf stirbt am 1. Dezember nach schwerer Krankheit.

82

2.2Zeitgeschichtlicher Hintergrund

ZUSAMMENFASSUNG

Christa Wolfs Roman Medea. Stimmen kann nicht ohne den zeitgeschichtlichen Hintergrund verstanden werden:

Die Unzufriedenheit in der DDR

Die Ernüchterung nach der Wiedervereinigung

Die Kritik an Christa Wolfs Tätigkeit in der DDR

Die gewaltlose Revolution in der DDR und die Wiedervereinigung

1990 hatte sich die DDR mit der Bundesrepublik Deutschland wiedervereinigt. Der Wiedervereinigung war die gewaltlose Revolution in der DDR vorausgegangen. Viele DDR-Bürger, nicht zuletzt die, die an eine sozialistische Gesellschaftsordnung glaubten, waren mit der Staatsführung und ihrer verknöcherten Politik nicht mehr einverstanden gewesen. Anstelle einer sozialistisch-kommunistischen Gesellschaft mit gerechter Verteilung des Eigentums und gleichen Bürgern war ein Funktionärsstaat getreten, dessen Politik den Willen der Bürger überging und dessen Wirtschaft gerade mal die Grundbedürfnisse befriedigen konnte. Besonders der Staatsratsvorsitzende und Generalsekretär der SED, Erich Honecker, wollte seine Macht nicht aufgeben und blockierte jegliche Reform. So trafen sich die Bürger, die eine Veränderung bzw. eine Rückbesinnung auf die ursprünglichen politischen und gesellschaftlichen Werte/Wertvorstellungen wünschten, in den Kirchen, die ihnen Schutz sowie Unterstützung boten, und formierten sich dort zu Demonstrationszügen. Waren zuerst noch Forderungen wie „Wir sind das Volk“ zu hören, so änderte sich diese Forderung in „Wir sind ein Volk“ und schließlich in „Deutschland – einig Vaterland“, ein Zitat aus der verbotenen Strophe der Nationalhymne der DDR.

Viele Bürger, besonders auch die jüngeren, wollten keine Veränderung der inzwischen ungeliebten DDR mehr, sondern eine (Wieder-)Vereinigung mit der Bundesrepublik. Diese erschien vielen als das „Land ihrer Träume“, in dem es allen Menschen gut ging, in dem Wohlstand und Glück für alle herrschte. Die Bilder, die man im Westfernsehen sah, und die Besucher aus der Bundesrepublik schienen das zu bestätigen.

Die Ernüchterung nach der Wiedervereinigung

Jedoch nach der mit viel Einsatz und Emotionen erreichten Wiedervereinigung erfolgte für viele ehemalige DDR-Bürger die Ernüchterung. Die Bundesrepublik war nicht das „Wirtschaftswunderland“, als das man sie gesehen hatte. Viele ehemalige DDR-Betriebe konnten sich auf dem freien Weltmarkt nicht behaupten und mussten Konkurs anmelden. Viele Ostdeutsche wurden arbeitslos, eine Erfahrung, die es in der ehemaligen DDR so nicht gegeben hatte.

Folgende Zitate aus Aufsätzen ostdeutscher Schüler zum Thema „Ein Jahr Wiedervereinigung“ zeigen die Gefühle vieler ehemaliger DDR-Bürger:

„Am Anfang hat mir die Einheit gut gefallen. Aber da wusste ich noch nicht so viel über die alltäglichen Probleme.“ „Da haben wir nun die Deutsche Einheit und ein Jahr danach ist alles so anders, als wir uns das vorgestellt haben.“ „Das Ganze erinnert mich an ein unüberlegt angeschafftes Haustier, das zudem nicht ganz so zutraulich und pflegeleicht ist, wie vom Züchter versprochen.“[4]

Christa Wolf äußerte ihre Enttäuschung und ihre negativen Empfindungen noch krasser. In einem Brief an Wolfgang Thierse schrieb sie über „die westliche Abwehrhaltung bis hin zum Ekel vor uns“ oder über die früh wahrgenommene Tendenz der Bundesrepublik, „die DDR so unhistorisch wie möglich zum Phantom, ihre Bewohner zu Monster zu dämonisieren.“[5]

Zudem stieg in Deutschland mit dem Stagnieren der Wirtschaft die Fremdenfeindlichkeit. Eine Studie der Universität Marburg vom Sommer/Herbst 1992 zeigt dabei in erschreckender Weise, wie stark die Vorstellungen der Bevölkerung von der Wirklichkeit abwichen:

So glaubten die Deutschen z. B., dass 25 % aller Asylsuchenden nach Deutschland kämen. Tatsächlich waren es 1991 nur 1,4 % aller Flüchtlinge in der Welt, die nach Deutschland kamen. 70 % der Deutschen glaubten, dass Deutschland von den Ländern, die die meisten Flüchtlinge aufnehmen, auf Platz 1–3 läge, tatsächlich lag Deutschland 1991 auf Platz 23 aller Staaten.[6]

Aber auch die Gewalt gegen Ausländer und Minderheiten stieg enorm an. So stellte das BKA in den Zeiträumen

Januar bis April 1991: 130 Januar bis April 1992: 1081 Januar bis April 1993: 1658

fremdenfeindliche oder ausländerfeindliche Straftaten fest.

1992 kamen nach Angaben des Verfassungsschutzes in Deutschland bei Verbrechen mit rechtsradikalem Hintergrund 17 Menschen ums Leben.[7]

Hassvolle Anfeindungen, Unverständnis und Unkenntnis der Kultur und der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse „der Anderen“, auch der ehemaligen DDR, schlugen Christa Wolf selbst entgegen. Als 1990 ihre autobiografisch gefärbte Erzählung Was bleibt erschien, löste sie neben Würdigung vor allem „Verärgerung, ja helle Empörung“[8] aus. Bei vielen Kritikern stand dabei gar nicht mehr die Erzählung, sondern vielmehr die Autorin im Mittelpunkt ihrer Kritik, die oft die Grenze zwischen sachlicher Auseinandersetzung und persönlicher Beleidigung und Verletzung überschritt.[9]

Man interpretierte den 1979 entstandenen Text als Rechtfertigungsversuch Christa Wolfs. Sie, die in der DDR nur Privilegien genossen habe, versuche sich jetzt als Opfer des Systems darzustellen.