Mein Leben unter Alkoholikern - Sucht, Drama, Suizid, Depression, uneheliches Kind, Versagensängste, Druck, Fassade, Therapie, Autismus, Scheidung, Reha, Trauma, Krieg, Familie, Gesprächsgruppen - Rolf Horst - E-Book

Mein Leben unter Alkoholikern - Sucht, Drama, Suizid, Depression, uneheliches Kind, Versagensängste, Druck, Fassade, Therapie, Autismus, Scheidung, Reha, Trauma, Krieg, Familie, Gesprächsgruppen E-Book

Rolf Horst

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Beschreibung

Es geht um einen Menschen, der in eine Familie von suchtkranken Menschen hineingeboren wird. Er ist nicht gewollt, aber die Abtreibung klappt nicht. In seinem familiären Umfeld gibt es Scheidungen, uneheliche Kinder, Alkoholiker, Suizide, Depressionen, Angst und vieles mehr.

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Seitenzahl: 71

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Rolf Horst

Mein Leben unter Alkoholikern

 

 

 

Unsere Nachbarin musste ins Krankenhaus wegen des Verdachts auf eine Hirnhautentzündung und bat uns, ob wir auf ihren Hund aufpassen könnten. Da wir eine Katze und eine Hündin haben, konnte Wusel nicht mit in unsere Wohnung. Also morgens um sechs Uhr eine Runde mit unserer Hündin anschließend eine mit Wusel. Insgesamt machten wir fünf Gassirunden mit dem älteren Hund.

Das wäre sicherlich über einen längeren Zeitraum gutgegangen, wenn Wusel nicht immer ihr großes Geschäft – leider oft mit Durchfall – in der Wohnung ihres Frauchens erledigt hätte.

Den ersten Morgen habe ich noch irgendwie verkraftet und den Dreck, trotz Würgereiz, mit feuchten Wischtüchern entfernt. Am zweiten Tag habe ich mich beinahe selbst in der Wohnung übergeben. Ich bekam Kopfschmerzen – unglücklicherweise habe ich erst sehr spät gemerkt, dass es sich um einen Migräneanfall handelte. Am dritten Tag kamen mir die Erinnerungen an meine Kindheit gleich mit hoch. Wie war das doch gleich? Meine Mutter war in der Nachbarschaft zu Besuch. Mein Vater lag betrunken in seinem Bett und hat sich übergeben. Ich als zwölf- bis dreizehnjähriger Junge habe ihn saubergemacht und gewaschen. Dabei hätte ich mich am liebsten selbst übergeben. Und genau dieses Gefühl wurde durch Wusel wieder wachgerüttelt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Rolf Horst

 

 

 

 

 

Mein Leben

unter

Alkoholikern

 

 

 

 

 

 

Biografische Erzählung

 

 

 

 

 

 

 

Der Autor: Rolf Horst wurde 1960 in Bremen geboren. Er lebt mit seiner Ehefrau einer Hündin und der Katze, die beide aus dem Tierschutz kommen, nahe einer norddeutschen Kleinstadt. Nieke Horst, heute 60, ist Asperger Autistin, studierte Germanistik, Französisch, Erwachsenenpädagogik und Sport, übte viele Jahre japanisches Rinzai-Zen nebst Klosteraufenthalt in Japan und entwickelte daraus mit ihrem Mann ihre Lebensform der Stille, Schlichtheit und Struktur, die es ihr möglich macht, am Rande einer gehetzten, ignoranten NT-Gesellschaft zufrieden zu leben.

 

 

© 2025 Rolf Horst

ISBN Softcover:       978-3-384-38313-6ISBN Hardcover:       978-3-384-38314-3ISBN E-Book:       978-3-384-38315-0 

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Germany.

 

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland.

 

Kontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung:

[email protected]

Vorwort

 

Ich habe sehr lange überlegt, ob ich ein weiteres Buch über die Probleme und Erlebnisse in einer Familie schreibe, in der – auch im Umfeld – AlkoholikerInnen, Co-Abhängigkeiten, Ehescheidungen, uneheliche Kinder und Suizide extrem verbreitet sind. In meinem ersten Buch zu diesem Thema „Vererbtes Trauma – Gelebte Sucht“ habe ich einen Teil meiner Lebensgeschichte bereits erzählt.

In dem vorliegenden Buch berichte ich, wenn auch nicht in chronologischer Reihenfolge, detaillierter über die Erlebnisse mit meinen suchtkranken Eltern, Geschwistern, Verwandten und meiner ersten Ehefrau. Einen Teil widme ich meiner Zeit in einer Selbsthilfegruppe, in der auch Angehörige willkommen waren. Ich erzähle von meiner Aufnahme, der Neugründung einer Gemeinschaft und meinem Austritt. Ich berichte von meinen unterschiedlichen Psychotherapien und wer oder was mir dabei geholfen hat, meinen Weg wieder oder besser überhaupt erst zu finden.

 

Danken möchte ich an dieser Stelle meiner Frau Nieke, die seit über zwanzig Jahren immer für mich da ist.

Sucht? Alkoholiker, Säufer oder Trinker? Davon waren nach Ansicht meiner Familie nur die »Penner« vom Bahnhof betroffen, aber doch nicht unser Vater.

 

Sucht ist ein schleichender Prozess, der meistens vom persönlichen Umfeld gar nicht wahrgenommen wird und die betroffene Person weiß ohnehin nicht, was man ihr vorwirft. AlkoholikerIn, ich? Ich brauche das nicht und kann jederzeit aufhören mit dem Trinken!

 

Von der Suchterkrankung eines Menschen sind viele andere betroffen: PartnerIn, Kinder, Freunde, Verwandte, Nachbarn, Arbeitgeber, Krankenkassen, Kliniken, die Gesellschaft.

 

Gerade die Familienmitglieder sind es, die sich meistens ganz auf die Befindlichkeit des/der Alkoholkranken einstellen – Co-Abhängigkeit nennt man das.

Als Sohn von Alkoholiker-Eltern habe ich das erst bei meiner eigenen Auseinandersetzung mit der Sucht begriffen – ich selbst habe keinerlei Disposition zu Suchtmitteln, das hat mir mein erster Psychotherapeut bestätigt. Da war ich schon einige Jahre mit einer nassen Alkoholikerin verheiratet.

 

In meinem Elternhaus war Alkohol immer präsent. Egal ob in flüssiger Form auf dem Tisch oder schon als Ersatz für Hirnflüssigkeit im Kopf. Alkohol beeinflusste alles und jeden. Auch mich als Kind, nur habe ich das damals nicht gemerkt. Wie auch? Es haben doch alle Erwachsenen mitgemacht und von daher war es für mich völlig normal. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es in irgendeiner Familie anders gewesen war.

 

Bier gehörte zum Alltag. Es stand ständig irgendwo eine Flasche oder ein volles Glas davon in der Wohnung herum. Und Bier war schließlich kein Alkohol – so dachte man in den siebziger Jahren und leider teilweise heute noch. Für meine Eltern war es auch normal, am Wochenende Weinbrand in ihren Frühstückskaffee zu gießen. Wenn ich noch welche hätte, würden sich bei dem Gedanken daran jetzt bei mir die Nackenhaare sträuben, wie Sie das in meiner Kindheit getan haben.

 

Mein Vater fuhr Lastkraftwagen und war in ganz Nordwestdeutschland unterwegs. Er trank auch während der Arbeitszeit. Immer wenn er Pause machte, dann aß er eine Kleinigkeit und trank dazu sein Bierchen.

 

Zum Wochenende musste dann eine Kiste geholt werden und die hielt meist nicht lange. Freitagsabends war Kartenabend, da spielten meine Eltern mit einem Nachbarehepaar abwechselnd bei uns und bei denen. Natürlich immer mit Bier und oft genug auch mit einem »Klaren« dazu. Es gab immer einen Anlass – aber eigentlich brauchte es den gar nicht –, um eine Flasche aus dem Keller oder aus dem Kühlschrank zu holen.

 

Und oft genug vertrug sich sein Bier nicht mit dem ohnehin wenigen Essen, das er zu sich nahm. Man hatte meinem Vater irgendwann wegen seiner Magengeschwüre zwei Drittel des Magens entfernt, und das führte zu einer erschwerten Aufnahme und Verarbeitung der festen Nahrung. Da kann man dann schon mal mit einem Bier nachspülen, wenn es denn nur bei einem Bier bliebe. Aber im Laufe eines Abends wurde daraus leicht ein Sechserträger oder mehr.

 

Und je mehr mein Vater getrunken hatte, desto mehr überschätzte er sich, was sein Wissen, seine Kraft und sein Durchhalte- beziehungsweise Stehvermögen betrifft.

 

Er war Jahrgang 1925 und im Jahr 1945, also mit Ende des Zweiten Weltkrieges, da war bei ihm ein »Schott« zugefallen.

 

Für alles Neue war er nicht mehr zugänglich und die »Posttraumatische Belastungsstörung« als anerkanntes Krankheitsbild gab es damals noch nicht. Die Bundeswehr forscht erst seit den 1990er Jahren dazu. Wie also mit dem erlebten Trauma umgehen? Was tun, wenn die Erinnerungen und die schrecklichen Bilder wiederkommen? Wegtrinken, so viel saufen, bis im Kopf alles verschwimmt und die Vergangenheit nur noch im Nebel herum wabert. Aber was war das für eine Zukunft? Darum hat sich nie jemand Gedanken gemacht.

 

Ab und zu betrunken, na und, das passiert doch in jeder Familie, und deshalb ist man noch lange kein Alkoholiker. Er ist ja schließlich kein Penner vom Bahnhof. Solche Antworten bekam ich sowohl von meinen Eltern als auch von meinen Geschwistern, wenn ich es wieder einmal gewagt hatte, über diese unsäglichen Zustände in unserer Familie zu sprechen.

 

Wenn der Vater betrunken war, dann erzählte er immer dieselben Kriegsgeschichten. Ansonsten waren weder seine Erlebnisse noch die meiner Mutter, die mit ihrer Mutter und ihrem Halbbruder aus Schlesien flüchten musste, Thema bei uns zu Hause.

 

Wenn der Halbbruder meiner Mutter mit seiner Familie zu Besuch kam, dann ging es immer hoch her. Er trank auch immer mehr, als er vertragen konnte, und dann versuchte er mit seinem vom Alkohol vernebelten Hirn, immer mit uns Kindern zu spielen. Da dauerte es nicht lange und es gab, meistens bei seinem Sohn und später auch bei seiner Tochter, Tränen und Geschrei.

Wenn er betrunken war, dann hat es immer übertrieben. Und er war oft betrunken. Egal ob bei Oma, bei sich zu Hause, bei meinen Eltern oder im Biergarten beim Stiefeltrinken. Obwohl er mein Patenonkel war, wusste ich nichts über ihn. Nicht, was er arbeitete, nicht, was ihn beschäftigte.

 

Aber er litt, genauso wie mein Vater und meine Mutter. Sie alle hatten ihr Kriegstrauma, egal ob sie selbst an der Front waren oder auf der Flucht aus ihrer Heimat. Er war jedenfalls der Erste, der seinem Leben durch einen Selbstmord ein Ende setzte.