Rogolf der Barde und die Liga der weißen Magiekundigen: Live-Rollenspiel, Barde, Magie, Hexen, Silberdolch, Armbrust, Pfeil + Bogen, Rügen, Externsteine, Harz, Walpurgisnacht, Lost Places, Magier - Rolf Horst - E-Book

Rogolf der Barde und die Liga der weißen Magiekundigen: Live-Rollenspiel, Barde, Magie, Hexen, Silberdolch, Armbrust, Pfeil + Bogen, Rügen, Externsteine, Harz, Walpurgisnacht, Lost Places, Magier E-Book

Rolf Horst

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Beschreibung

Es geht hier um einen Mann der durch einen Arbeitskollegen zum Live-Rollenspiel kommt. Da er selber nicht mit Waffen kämpfen will, wird aus ihm Rogolf der Barde. Er darf zum Beispiel Heilungslieder singen und erfährt als Nicht Spielender Charakter (NSC) immer ein paar mehr Einzelheiten zum Ablauf. Rogolf macht sich einen Spaß daraus, dass erlebte in seinen Liedern zu verarbeiten. Er inszeniert fast bei jeder Teilnahme seinen Tod geradezu theatralisch. Das kommt nicht überall gut an. Eines Tages wird er von Mandy - einer Rollenspielerin - verflucht und (im Spiel) getötet. Seit diesem Wochenende hat er eigenartige Träume und seine ganze "heile" Welt wird auf den Kopf gestellt. Mandy gehört zur Liga der weißen Magiekundigen, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, dass Böse in Form von Hexen, Dämonen und allerlei mehr Wesen zu bekämpfen. Und so gehört auch Rogolf bald zur Liga und muss, zusammen mit Mandy und vielen GefährtInnen, oft unter Einsatz des eigenen Lebens, den Kampf aufnehmen. Egal ob Mandy entführt wird und in Lebensgefahr schwebt, egal, ob er selbst verdächtigt wird und egal ob der Liga-Chef, der sogenannte hohe Magier bedroht wird, Rogolf findet eine Lösung.

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Seitenzahl: 342

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Rolf Horst

Rogolf der Barde unddie Liga der weißen Magiekundigen

Sonderausgabe Band 1 - 6 

 

Für alle die bisher noch keine Geschichte über Rogolf den Barden gelesen haben, sind hier alle bisher erschienen Abenteuer in einem Buch zusammengefasst.

Angefangen mit Band 1 – Noten des Todes – in dem Rogolf zum ersten Mal Bekanntschaft mit der Liga der weißen Magiekundigen macht. Es folgt »Rogolf unter Verdacht«. In diesem zweiten Band deutet alles darauf hin, dass Rogolf mit dem Bösen zusammenarbeitet.

Band 3 erzählt von den Erlebnissen rund um die »Walpurgisnacht« und im Band 4 »Heimspiel« werden Mandy und Rogolf zu einem Live-Rollenspiel eingeladen, bei dem sich auch das Böse einnistet. Erneut geht es für die Beiden und ihre Gefährten um Leben und Tod.

Im 5. Band versucht das Böse über einen Mittagessenlieferservice die Menschen zu manipulieren. Im bisher letzten Band gerät der hohe Magier in eine Falle und die gesamte Liga muss versuchen, sein Leben zu retten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Rolf Horst

 

 

 

 

 

 

Rogolf der Barde und

die Liga der weißen Magiekundigen

 

 

SonderausgabeBand 1 – 6

 

 

Fantasy

 

 

 

 

 

 

 

Der Autor: Rolf Horst wurde 1960 in Bremen geboren. Er lebt mit seiner Ehefrau einer Hündin und der Katze, die beide aus dem Tierschutz kommen, nahe einer norddeutschen Kleinstadt. Nieke Horst, heute 60, ist Asperger Autistin, studierte Germanistik, Französisch, Erwachsenenpädagogik und Sport, übte viele Jahre japanisches Rinzai-Zen nebst Klosteraufenthalt in Japan und entwickelte daraus mit ihrem Mann ihre Lebensform der Stille, Schlichtheit und Struktur, die es ihr möglich macht, am Rande einer gehetzten, ignoranten NT-Gesellschaft zufrieden zu leben.. Ihr Buch „Böse Essays“ ist im Januar 2024 bei tredition erschienen. Seit Kurzem ist ihr neues Buch „Gedanken einer alten Autistin“ bei tredition und im Buchhandel erhältlich. Zusätzlich hat sie ein Essay mit dem Titel: „Das Wesen der Sucht“ bei epubli veröffentlicht.

 

© 2024/2025 Rolf Horst

ISBN Softcover:       978-3-384-59313-9ISBN Hardcover:       978-3-384-59314-6ISBN E-Book:       978-3-384-59315-3Druck und Distribution im Auftrag des Autors:tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Germany.

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland.

Kontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung: [email protected]

Inhaltsverzeichnis

 

Noten des Todes      7

 

Rogolf unter Verdacht      117

 

Walpurgisnacht      183

 

Heimspiel      239

 

Ausgeliefert      303

 

Gefahr für den hohen Magier       371

Noten des Todes 

Seit seinem letzten Fantasy-Live-Rollenspiel war etwas anders und er wusste noch nicht genau was. Seine Figur des Barden war im Szenario ermordet worden und das Ritual, das die Magiekundigen ausgeführt hatten, um ihn wieder ins Leben zurückzuholen, war irgendwie merkwürdig verlaufen. Seit diesem Wochenende hatte er immer den selben Traum von einer Wohnung in einem ganz bestimmten Haus und die Mieterin war tot. Eine Stimme sagte ihm, das nur er helfen könnte. Und plötzlich passierten merkwürdige Dinge um ihn herum. Er bekam die Würde und Bürde des Lautenspielers übertragen und musste sich von da an mit den Mächten der Finsternis befassen. Auf Leben und Tod.

Vorwort

 

Fantasy Rollenspiele, darunter hatte ich mir lange Zeit nichts vorstellen können und doch, es gab sie. Ein früherer Kollege von Rogolf veranstaltete mit einigen Freund*innen solche Rollenspiele und nahm auch bundesweit daran teil. Rogolf konnte sich überhaupt nicht vorstellen, als Schwert schwingender Raufbold durch die Szenerie zu turnen. Also besann er sich auf das, was er konnte, Gitarre spielen und Lieder texten, so wurde aus ihm Rogolf Götz von Knochenheim, der Barde und Minnesänger. Oder kurz, Rogolf der Barde. Er begleitet mich mittlerweile seit über 30 Jahren. Seine Teilnahme an einigen Rollenspielen mit dieser Figur und seine Erzählungen darüber haben mich inspiriert, ein Fantasy-Buch zu schreiben, bei dem Rogolf auf eine harte Probe gestellt wird.

 

 

 

 

 

Der Barde bewegte sich auf die Schänke zu, er hatte Hunger und wollte noch eine Kleinigkeit essen. Im schummrigen Licht sah er drei Zwerge stehen und um ihre Beute feilschen. Direkt auf ihn zu kam diese junge Frau, deren Namen er nicht kannte. Er wusste nur, dass sie bei den letzten Rollenspielen immer für ein paar Taler Massagen angeboten hatte oder die Männer von ihrem Drei-Tage-Bart befreite. Und sie mochte ihn nicht. Sie hatte ihm schon ein paar Mal vorgeworfen, dass er sich immerzu theatralisch in Szene setze und dann auf spektakuläre Weise zu Tode käme.

 

Als sie auf seiner Höhe war, warf sie ihm einen eisigen Blick zu und zischte einen schaurigen Fluch in seine Richtung. Es lief ihm eiskalt den Rücken herunter, dann sah er ihr Rasiermesser aufblitzen und sie deutete einen Schnitt an seinem Hals entlang an und verschwand im Dunkel. Also kein Abendessen, er war gerade umgebracht worden. Rogolf schaute sich kurz um, in welche Richtung er umfallen solle.

Dann trat er plötzlich gegen die Umrandung der Sandkiste, stolperte und fiel zur Seite. „Um den Aufprall zu mindern, muss ich die Laute fallen lassen“, dachte er, aber da stieß er schon mit dem Kopf an den großen Stein neben der Sandkiste.

Die Zwerge hatten den Sturz mitbekommen und auch die Gestalt verschwinden sehen. Sie liefen sofort los um Beute zu machen. Wenn schon einmal einer von alleine umfällt, dann kann man ja wenigstens sehen, was für einen selbst dabei herausspringt. Als eine Zwergin allerdings Blut an ihren Händen bemerkte, war es mit der Ruhe vorbei.

Einer lief los, um Hilfe zu holen. Nachdem die kleine, blutende Platzwunde an seinem Kopf versorgt war, schilderte Rogolf kurz den Hergang und legte sich draußen vorder Schänke wieder hin, schließlich war er ja gemeuchelt worden. Nun musste man ein paar Magiekundige finden, die bereit waren ihn wieder ins Leben zurückzuholen, also ein entsprechendes Ritual durchzuführen.

Die Spielleitung fand sich zusammen und beriet kurz die neue Situation. Dann wurde der Schankwirt angewiesen, alles was er an Magier*innen, Heilkundigen, Kräuterfrauen und Hexen finden kann, aufzufordern in der Schänke zusammenzukommen. Was keiner wusste, auch die Frau, die Rogolf umgebracht und verflucht hatte, war unter diesen Magiekundigen. Nachdem alle ihre für das Ritual notwendigen Utensilien zusammengetragen hatten, traten sie vor die Schänke und bildeten einen Kreis um den Barden.

 

Er selbst hatte auch schon bei solchen Ritualen geholfen, er kannte Heilungslieder und unterstützte damit gerne die großen Magier*innen bei ihrer Arbeit. Aber jetzt galt das Ganze ihm, der „tot“ am Boden lag.

Als erstes fing sein Arbeitskollege an, der dieses Mal als weißer Magier teilnahm. Er stellte allerlei Räucherwerk auf und sprach merkwürdig klingende Worte, überall um Rogolf herum zischten Wunderkerzen und Sprühfeuerwerk.

 

Als dann diese Frau mit ihrem magischen Singsang begann, spürte er eine nie zuvor erlebte Energie in seinem Körper. Ihm wurde kalt, dann heiß, er hatte das Gefühl er würde schweben und dann fühlte sich sein Körper schwer wie Blei an. Das gesamte Ritual dauerte über eine Stunde bis alle ihre Heilungs- und Wiederbelebungsriten durchgeführt hatten.

 

Die Spielleitung bestätigte, das Rogolf erfolgreich wiederbelebt worden war. Einzige Auflage war, dass hatte sich seine „Mörderin“ ausgedacht, dass er sich nicht mehr genau an den Tathergang und den oder die Täter*in erinnern konnte.

 

In dieser Nacht hatte er zum ersten Mal diesen Traum von einer toten Frau in einer Wohnung und er kannte weder diese Frau noch die Wohnung. Er betrat das Haus und ging die Treppe hinauf, die Wohnungstür stand offen. Ein seltsames Gefühl beschlich ihn, als ob eine besondere Energie dort vorhanden war. Nachdem er vorsichtig einige Räume betreten hatte, fand er die Wohnungsinhaberin regungslos auf dem Boden liegend im Wohnzimmer.

 

Er nahm seinen Rucksack vonder Schulter, packte seine kleine Harfe aus und stellte verschiedene Räuchergefäße auf. Dann begann er ein Lied zu singen, der Text war auf Lateinisch, was er gar nicht konnte und doch, er sang dieses Lied und spielte dazu eine Melodie.

 

Nach etwa einer halben Stunde packte er alles wieder ein und verließ die Wohnung. Unten an der Haustür kam ihm ein Rettungssanitäter entgegen und fragte ihn, wo sich die Frau befindet. Rogolf erklärte ihm, welche Wohnung es war und verschwand.

Am nächsten Morgen wachte er mit so starken Kopfschmerzen auf, das er sich erst einmal übergeben musste. Da war wieder seine Migräne und er nahm seine Tabletten dagegen ein.

 

Die Zeit bis zum Mittag verging wie im Flug, alle waren mit Abbau- und Aufräumarbeiten beschäftigt. Rogolf nahm sich einen Kaffee und ging zu seinem Kollegen Hans. Er erzählte ihm von seinem Traum und Hans meinte, das mit dem Sturz auf den Stein und dem stundenlangen Ritual sei wohl doch etwas zuviel für ihn gewesen. Er riet ihm gleich nach Hause zu fahren und nicht noch bis zum Abend zu bleiben. Das tat Rogolf dann auch.

 

Zuhause angekommen räumte er nur kurz das Kostüm, die Instrumente und alle anderen Utensilien beiseite, ging duschen und verschwand im Bett. Er schlief sofort ganz tief ein und hatte denselben Traum wie in der Nacht zuvor, aber noch viel intensiver. Er wachte immer wieder schweißgebadet auf und hatte das Gefühl von tausenden Stimmen in seinem Kopf, die alle durcheinander redeten.

Am nächsten Morgen wachte er wieder mit diesen höllischen Kopfschmerzen auf und schon beim Einnehmen seiner Migränetablette dachte er an die mahnenden Worte seines Neurologen: „Egal wie oft sie Migräne haben, sie dürfen maximal 6 Tabletten im Monat nehmen!“

Er versuchte trotz der Kopfschmerzen eine Tasse Kaffee zu trinken, aber die kippte er schon nach dem ersten Schluck in die Spüle. Auch der Toast wollte ihm nicht so wirklich schmecken. Er duschte, zog sich Jeans und T-Shirt an und fuhr ins Büro.

 

Eine Stunde nachdem er die Tablette genommen hatte bekam er so ein Brausepulvergefühl, das den Nacken hochstieg und dann im Kopf so richtig los sprudelte, dann war die Migräne fürs erste vorbei. Hans holte sich gerade eine Tasse Kaffee aus der Kantine, die sich gleich neben ihrem Büro befand. Er sah Rudolf, so hieß Rogolf mit richtigem Namen, kopfschüttelnd an, drückte ihm seine Tasse in die Hand und holte sich eine neue. Im Büro und in seinem überschaubaren Freundeskreis nannten sie ihn alle nur Rudi.

 

Hans sagte zu Rudi, dass er erbärmlich aussähe und ob er nicht lieber nach Hause fahren wolle, was dieser aber verneinte. Da es an diesem Morgen noch ganz ruhig war und sich weder ein Kunde bei ihnen meldete, noch ein aktuelles Kundenproblem zu bearbeiten war, nahmRudolf sich die Samstagszeitung, die Hans mitgebracht hatte und schlug sie auf.

 

Interessanterweise direkt bei den Kleinanzeigen mit den Privatverkäufen. Eine Anzeige sprang ihm sofort ins Auge „Verkaufe sehr alte und gut erhaltene Laute, nur an besondere Menschen!“. Dann stand da noch die Telefonnummer.Rudi nahm den Hörer vom Telefonund wählte die angegebene Nummer.

 

Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang alt und es war nicht eindeutig herauszuhören, ob es ein Mann oder eine Frau war. Rudi fragte nach der Laute und die Stimme antwortete ihm, dass sie schon auf seinen Anruf gewartet hätte. Er war irritiert, wieso hatte dieser Mensch gerade auf ihn gewartet?

 

Da er sich das Instrument ansehen wollte vereinbarten sie noch für den selben Nachmittag einen Termin. Rudolf notierte sich die Anschrift und freute sich darüber, gleichzeitig spürte er eine innere Unruhe, die er sich nicht erklären konnte. Obwohl er gut sechzig Kilometer fahren musste, war er pünktlich an der angegebenen Adresse und total begeistert von diesem wunderschönen Instrument und seinem Klang, der etwas Mystisches hatte. Er hielt die Laute in der Hand und spielte wie von selbst die Melodie aus seinem Traum.

Auch sang er leise dazu diesen lateinischen Text, den er überhaupt nicht verstand. Die alte Dame, die ihn empfangen hatte, strahlte ihn an und meinte, dass sie Recht damit hatte, dass diese Laute nur auf ihn gewartet hat. Sie zeigte ihm ein Bild, auf dem Rogolf in seinem Kostüm zu sehen war, er hielt sich in der Schänke auf.

Aber was er noch sah, das verwunderte ihn sehr, denn rund um die Gestalt der Barden war ein heller, warmer Lichtschein zu sehen, anders als bei den weiteren Personen im Bild. Sie erklärte ihm, dass dies seine Aura sei und dadurch klar war, dass er für die Laute und die damit zusammenhängende Tätigkeit vorgesehen sei.

 

Sie sagte ihm auch, dass er das Instrument kostenlos übernehmen könne, denn er wisse ja, welche Bürde ihm damit übertragen werde und damit wären alle Kosten getilgt. Und so würde er sie auch eines Tages weitergeben. Rudi sah sie fragend an, aber sie erklärte ihm, dass er alle notwendigen Informationen rechtzeitig erhalten würde. Es sei eine Frage der Intuition, der er einfach vertrauen müsse. Sie lächelte ihn noch einmal an, dann steckte sie die Laute zurück in ihren Koffer und schenkte ihm noch eine Tasse Tee ein.

Ich habe mich damals auch erst einmal dagegen gewehrt, aber dann habe ich nach und nach alles verstanden und eine gewisse Routine entwickelt, obwohl es bei dieser Aufgabenstellung gar keine Routine gab.

 

Rudi wunderte sich und dachte dann an seinen wiederkehrenden Traum. Hatten die Frau und die Laute etwas damit zu tun? Und was war mit seiner „Mörderin“, konnte sie ihm weiterhelfen? Er setzte sich in seinen Firmenwagen und fuhr die Strecke zurück. Immer und immerwieder drehten sich die Gedanken in seinem Kopf, sah er die Bilder vom Mord an ihm, vom Ritual, spürte er die Energie und sah Szenen aus seinem Traum. Er war völlig durcheinander und hatte das Gefühl, hier falsch zu sein.

 

Zuhause angekommen bekam er kaum einen Bissen von seiner Pizza herunter, obwohl er großen Hunger hatte und auch der Früchtetee schmeckte ihm nicht.

Er versuchte so lange wie möglich aufzubleiben, denn er hatte Angst schlafen zu gehen und wieder diesen Traum zu haben. Irgendwann brannten seine Augen so sehr, dass er sich hinlegen musste und tatsächlich wachte er mitten in der Nacht schweißgebadet durch diesen Traum auf.

Diesmal waren ihm ein paar mehr Details aufgefallen. So konnte er den Straßennamen erkennen, in dem das Wohnhaus stand und auch dessen Hausnummer. In welchem Ort sich das Haus befindet, dass wusste er immer noch nicht. Diesmal befanden sich Menschen im Treppenhaus und obwohl dieses total verqualmt war, schien das niemand von ihnen zu merken, auch Rogolf bemerkten sie nicht.

 

Er schrieb diese Dinge auf, obwohl er sich nicht erklären konnte warum er dies tat. Aber vielleicht würde das alles einen Sinn ergeben, was hatte Olga ihm gesagt? Wer war jetzt Olga? Die alte Dame von der er die Laute hatte, aber woher wusste er, dass sie Olga hieß? Er sank total erschöpft aufs Kopfkissen zurück und schlief noch einmal ein.

 

Am nächsten Morgen im Büro sah er noch schlechter aus, meinte jedenfalls Hans und fragte ihn, was denn mit ihm los sei. Rudi erzählte ihm von dem immer wiederkehrenden Traum, den er seit dem Ritual am Wochenende habe.

 

Er fragte Hans, ob der ihm die Adresse von der Magierin geben könne oder wenigstens ihre Telefonnummer, da er unbedingt etwas mit ihr klären müsse. Als Hans ein wenig zögerlich mit der Antwort war, erzählte Rudi ihm, dass sie es war, die ihn an dem Abend umgebracht hätte, nachdem sie einen für ihn völlig unverständlichen Fluch oder etwas ähnliches ausgesprochen hatte.

 

Er sprach auch von der alten Frau, der Laute und diesen ganzen Informationen, die er selbst nicht einzuordnen wusste. Hans sah ihn fragend an und suchte dann in seinem Handy nach der Telefonnummer und gab sie Rudi. Er erzählte ihm auch, dass die junge Frau Mandy heiße und auch hier in der Stadt wohne.

 

Der Tag im Büro ging schnell vorüber, denn sie hatten reichlich Kundenprobleme zu lösen, machten nicht einmal eine richtige Mittagspause und tranken wieder viel zu viel Kaffee. Rudis Blutdruck meldete sich und auch sein Drehschwindel machte ihm mal wieder Probleme. Er nahm sich vor, seinen Kaffeekonsum noch weiter zu reduzieren und im Büro nur noch Tee zu trinken.

 

Am frühen Abend versuchte Rudi bei Mandy anzurufen, aber es meldete sich nur die Mailbox. Er hinterließ ihr eine Nachricht und bat siedarum, zurückzurufen. Tatsächlich klingelte gegen einundzwanzig Uhr sein Telefon und eine sehr angenehme warme und weiche Stimme fragte ihn, wie sie ihm helfen könne.

 

Rudierzählte ihr von seinem Traum, der Laute und demmerkwürdige Verhalten der Verkäuferin. Mandy schlug ihm vor, dass sie sich kurzfristig einmal treffen sollten, es wäre zu umständlich einen solchen komplexen Zusammenhang am Telefon zu erklären. Rudi war überrascht, dass Mandy so freundlich zu ihm war, das kannte er vom Live-Rollenspiel ganz anders. Sie bot an, ihn am nächsten Abend zu Hause aufzusuchen und Rudi war erleichtert, dass es so schnell klappen würde.

 

Die Nacht war schnell vorbei, denn er träumte erneut von diesem merkwürdigen Vorgang. Er ging ins Bad, wusch sich mit kaltem Wasser den Schweiß ab, zog sich etwas Frisches an und versuchte wieder einzuschlafen. Wenn nur diese Kopfschmerzen nicht wären.

 

Die Bürozeit wollte und wollte nicht enden, er hatte viel Zeit nachzudenken, Hans war auswärts bei einem Kunden und im Büro schwieg das Telefon fast den ganzen Tag. Er war froh, als endlich Feierabend war und er nach Hause fahren konnte.

 

Mandy klingelte schon vor der verabredeten Zeit bei ihm und Rudi war von ihrem Anblick angenehm überrascht. Er kannte sie nur in abgerissener Kleidung mit einem grünen Umhang. Sie bot für ein paar Taler Massagen und Rasuren an.. Nur mit ihm schimpfte sie jedes Mal wieder. Das war heute ganz anders, sie drückte ihn herzlich und dankte ihm noch einmal für die Einladung.

Die Beiden setzten sich in Rudis Wohnzimmer und er erzählte ihr noch einmal die Begebenheiten, die sich seit ihrem Mord an ihm als Barden ereignet hatten. Mandy wurde ernst, sie erklärte ihm, dass sie zu einer besonderen Gruppe von Menschen gehöre, die das dämonische Treiben auf der Erde bekämpfe.

Rudi runzelte die Stirn und musste erst einmal schlucken, dann fragte er, was das zu bedeuten habe. Mandy sah ihn an und sprach dann weiter. Sie berichtete, dass es tatsächlich dunkle Mächte gäbe, die viel Unheil über die Menschen brächten, aber keiner, der dies nicht einmal selbst erlebt habe, glaube wirklich daran. Aber es gebe immer wieder Personen, wie sie selbst oder Olga, die ihm die Laute überlassen hatte, die mit einer besonderen Aura versehen seien und die in der Lage waren, das Böse zu bekämpfen und manchmal auch zu besiegen.

 

Ihr wäre bei den Rollenspielen immer wieder seine Aura aufgefallen und letztendlich hatte sie Recht behalten, wie auf dem Foto, das Olga ihm gezeigt hatte, deutlich zu erkennen war. Er gehörte auch zu diesem auserwählten Kreis. Olga sei mittlerweile zu alt für diese gefährliche und schwierige Aufgabe, deshalb war es an der Zeit einen Nachfolger zu finden, und das sei er, Rogolf der Barde.

 

Rudi verstand immer noch nicht so ganz, was es mit der Laute und der damit verbundenen Aufgabe zu tun hatte. Mandy lächelte mild und erinnerte ihn an seinen Traum. Er wisse doch genau, worin seine Aufgabe bestünde. Immer wenn die Dämonen ein Menschen auslöschen wollen, ist es die Pflicht des Lautenträgers, dieses zu verhindern oder sogar rückgängig zu machen.

Durch den jeweiligen Traum bekomme er angezeigt, wo das nächste Opfer zu finden ist. Allerdings reiche die Laute und das Rituallied allein nicht aus, er müsse sich auch noch bestimmte Düfte zulegen, die er dann in Form von Räucherstäbchen oder als Kräuter in Räuchergefäßen während des Rituals abbrennt.

 

Sie gab ihm den Rat, in der nächsten Zeit alle Mittelaltermärkte oder sonstigen Veranstaltungen mit Bezug zum Mittelalter aufzusuchen um dort das Räucherwerk zu finden und sie bot sich an, ihn dahin zu begleiten. Es sei an der Zeit, dass er sich seiner Aufgabe stelle und aus den Noten des Todes wieder ein Lied des Lebens erklingen lasse.

 

Er versprach ihr, nach dieser Art von Veranstaltungen im Internet zu suchen und sie dann über die Termine zu informieren. Es war spät geworden und Mandy verabschiedete sich. Rudi saß total verwirrt und niedergeschlagen auf seinem Sofa und konnte keinen klaren Gedanken fassen. War er wach oder hatte er jetzt schon den zweiten Albtraum? Er versuchte im Netz etwas über dunkle Mächte, Dämonen und Menschen mit besonderer Aura zu finden,aber letztendlich landete er immer nur auf Webseiten die mit Pendeln und Kartenlegen Geld verdienen wollten, die Figuren aus Horrorfilmen nachstellten oder die selbst Fantasy-Rollenspieler waren.

Er gab schließlich entnervt auf und ging zu Bett. Da er die letzten Tage immer wieder an Tinnitus litt, steckte er sich seine Kopfhörer ins Ohr und stellte den MP3-Player an, so konnte er die Maschinenraumgeräusche mit seiner Lieblingsmusik aus den Siebzigern übertönen und einigermaßen schlafen.

 

Dieses Mal war sein Traum anders, er legte seine Laute und allerlei Zubehör in sein Auto und fuhr los. Er befand sich nach einer ganzen Weile des Fahrens auf Landstraßen plötzlich auf der Autobahn, konnte aber die blauen Hinweisschilder nicht erkennen und so wusste er nicht wohin er fuhr. Aber es handelte sich wieder um dieselbe Straße, dasselbe Haus, die Wohnung und auch um die Frau, die er retten sollte.

Diesmal wunderte er sich auch nicht mehr über den Rettungssanitäter, dem er jedes Mal im Traum unten an der Haustür begegnete, denn diesmal träumte er auch, dass er als Rogolf den Notruf tätigte.

 

Rudi hatte allerhand Termine für mittelalterliche Veranstaltungen gefunden und schickte die Liste per Mail an Mandy. Dann verabredeten sie sich zunächst für drei Termine, den ersten am Freitagnachmittag und je einen am folgenden Sonnabend und Sonntag.

Rudi holte Mandy bei ihrer Wohnung ab, sie trug ein aufwendiges Kostüm, das er bislang noch bei keinem Rollenspiel gesehen hatte. Er selbst hatte sein Bardenkostüm an, welches er für gewöhnlich trug.

 

Mandy fand es blöd, ihn Rudi zu nennen und so hatte sie aus seinem Rogolf ein Rogi gemacht. Sie fragte ihn während der Autofahrt, ob es Neuigkeiten aus seinem Traum gebe, was er verneinte. Sie fuhren gut zwei Stunden und nachdem sie erfolgreich einen Parkplatz gefunden hatten, machten sie sich auf den Weg zum Mittelaltermarkt in Bückeburg direkt im Schlosspark.

Aufgrund ihrer Kostüme brauchten sie nur einen ermäßigten Eintritt zu bezahlen und mischten sich gleich unters Volk. Es gab unterschiedliche Veranstaltungen, wie Ritterspiele, Reitturniere oder Bogenschießen für Jedermann, die Beiden interessierten sich aber hauptsächlich für den kleinen Marktplatz mit den verschiedenen Händlern.

 

Es gab Ständen an denen gegessen und getrunken werden konnte. Man hatte die Möglichkeit, Kostüme oder Zubehör, wie Methörner, Schwerter, Gürtel und Gewürze und Räucherwerk zu erstehen. Dieser Stand war für Mandy und Rogolf natürlich der interessanteste.

 

Sie blieben bestimmt eine Stunde dort, studierten den Geruch von allerlei Kräutern und Räucherstäbchen, bevor Rogolf einige Tüten und drei Räuchergefäße kaufte. Er lud Mandy zum Essen ein und die Zwei ließen sich ein paar gut gewürzte Steaks vom Holzkohlegrill schmecken. Dann machten sie sich wieder auf den Rückweg.Mandy fragte ihn, ob er noch Lust habe, mit zu ihr in die Wohnung zu kommen.

 

Natürlich wollte er das, zu groß war seine Neugier darauf, wie sie leben würde und was sie an Kostümen und Ausrüstungsgegenständen in Laufe der Jahre alles so zusammengetragen hatte. Es wurde noch eine lustige Stunde, aber dann fuhr Rogolf nach Hause, denn sie wollten ja am nächsten Tag das zweite Spektakel an diesem Wochenende aufsuchen.

 

Er wälzte sich im Bett unruhig hin und her, konnte nicht einschlafen und wenn doch, dann schreckte er nach ein paar Minuten wieder auf. Er spürte eine gewisse Angst davor zu versagen, wenn es auf ihn ankäme. Als er vor Mandys Haus anhielt, stand sie schon an der Straße, sah ihn erschrocken an und fragte, ob sie fahren solle. Rogolf fand das eine sehr gute Idee, drückte ihr den Autoschlüssel in die Hand und verschwand auf dem Beifahrersitz.

 

Mandy fragte sofort wieder nach dem Traum, aber es gab nichts Neues. Auch auf diesem mittelalterlichen Spektakel in der Nähe eines Klosters bei Nienburg wurden sie fündig und Rogolf kaufte weiteres Räucherwerk für seine Aufgaben ein. Mandy fand einen schönen Ledergürtel in den mehrere kleine Dolche eingearbeitet waren, angeblich benutzten Messerwerfer solche Gürtel samt Waffen.

 

Diesmal ließen sie sich mehr Zeit und genossen auch die Vorstellungen der Kämpfer und vor allem die Garde, die als eine Art mittelalterliche Polizei allerlei Schabernack mit dem Publikum trieben. Dabei nahmen sie sich ausschließlich dem nicht kostümierten Volk an.

 

Dieses Mal lud Mandy ihn zum Essen ein und da er am Nachmittag doch sehr viel erholter aussah, ließ sie ihn auch zurückfahren. An diesem Abend sortierten sie gemeinsam alles, was Rogolf in den zwei Tagen eingekauft hatte. Mandy hatte ihm eine Art Kosmetikkoffer mitgebracht und in diesem verstauten sie die ganzen Utensilien, so dass sie immer griffbereit waren.

Rogi stellte die Koffer mit der Laute und dem Zubehör in sein Gästezimmer, welches auch gleichzeitig Arbeits- und Ausrüstungszimmer war. Wenn es jetzt darauf ankäme, könnte er sofort loslegen.

 

Er brachte Mandy noch nach Hause und ging dann schlafen. Es wurde eine aufregende Nacht und er hatte nicht gedacht, dass er alle Dinge so schnell brauchen würde.

 

Rudis Handy klingelte und er sah, dass es Mandy war, die anrief. Es saß im Auto und benutzte seine Freisprecheinrichtung. Mandy fragte ihn erstaunt, wo er gerade stecke, da sie mit Brötchen vor seiner Wohnungstür stehen würde, weil sie doch zum Mittelalter Markt fahren wollten. Rudi antwortete ihr, dass er auf dem Weg nach Hamburg sei. In der letzten Nacht hätte sich der Traum komplett dargestellt und ihm wurde sowohl die Stadt, eben Hamburg, als auch die Uhrzeit angezeigt und da er auf gar keinen Fall zu spät kommen wollte, hätte er keine Zeit mehr gehabt, sie zu informieren.

Mandy wurde ernst und er musste ihr versprechen, gut auf sich aufzupassen und sie sofort anzurufen, egal wie das Ganze ausgehen würde. Das Versprechen gab er ihr gerne.

 

Da sein Firmenwagen mit einem Navigationsgerät ausgerüstet war, fand er sich in der ihm unbekannten Stadt relativ gut zurecht. Endlich kam er in die richtige Straße und sah auch schon von weitem den Wohnblock, den er aus seinem Traum kannte. Er suchte einen Parkplatz und kam zwei Häuserreihen vor dem angestrebten Einsatzort zum Stehen.

 

Er nahm seine beiden Koffer vom Rücksitz und lief los. Jetzt war er ganz Rogolf der Barde, ruhig und besonnen. Aus der Haustür kam eine schwarzgekleidete Person und schwebte beinahe in Richtung der Straße, in der Rogolf parkte. Als er selbst in diese Zuwegung einbog, merkte er eine Eiseskälte und es fröstelte ihn. Die Haustür konnte er von außen öffnen, ohne bei jemandem klingeln zu müssen.

 

Im Treppenhaus roch es nach Pech und Schwefel, Rogolf musste würgen, aber sich nicht übergeben. Er lief die Treppe hoch in den zweiten Stock und sah die offene Wohnungstür. Alles war wie in seinem Traum, nur hier roch es noch schlimmer als im Hausflur.

 

Er ging zielsicher durch die Räume und fand die Wohnungsinhaberin leblos auf dem Boden liegend. Sofort öffnete er den Kosmetikkoffer, nahm die drei Gefäße und einige Tüten Räucherwerk heraus und zündete eine Mixtur verschiedener Kräuter an.

 

Es breitete sich ein angenehmerer Duft aus. Er nahm seine Laute aus dem anderen Koffer und fing gleich an zu spielen und zu singen. Der Text war auf Lateinisch und beinhaltete Sätze wie, die dunklen Mächte sind zu schwach, um dich auszulöschen, wir weißen Magier sind stets wach, dein Leben dir zu retten.

Er spielte bestimmt eine halbe Stunde lang, dann öffnete er die Fenster, damit der reine Rauch und Duft, den bösen Qualm und Gestank nach draußen tragen konnte.

 

Rogolf packte seine Utensilien wieder ein, wählte die 112 und nannte Straße und Hausnummer, man bat ihn vor Ort zu bleiben, aber das konnte er natürlich nicht. Als er die Treppe wieder hinunter ging, traf er an der Haustür auf die Rettungssanitäter, denen er erklärte, wo sie die Frau finden würden. Dann entfernte er sich vom Haus und ging zu seinem Auto.

 

Er legte die beiden Koffer auf den Rücksitz und sah nun auch den Notarzt vorfahren. Er setzte sich hinter sein Lenkrad, nahm sein Handy und rief Mandy an, die ihn ganz angespannt fragte, ob er in Ordnung sei und wie alles abgelaufen ist. Rogolf antwortete ihr, dass es ihm gut gehe und die Frau überlebt hätte. Sie käme gerade, aufgestützt auf einen der Rettungssanitäter, aus dem Haus und wurde zum Krankenwagen gebracht.

 

Er selbst fühle sich wie nach einem Boxkampf, total erledigt. Mandy bat ihn darum, egal wie spät es werde, er solle auf jeden Fall noch bei ihr vorbeikommen. Das versprach er ihr. Rogolf beobachtete noch den Abtransport des Opfers, atmete dreimal tief durch, startete seinen Wagen und fuhr über die Landstraße nach Hause. Die Autobahn zu fahren war ihm nach diesem Einsatz zu stressig.

 

Es war schon dunkel, als er bei Mandy klingelte. Sie riss die Tür förmlich auf und fiel ihm um den Hals. Sie war froh darüber, dass er seinen ersten Einsatz als Barde des Lebens ohne Blessuren überstanden hatte. Mandy bat ihn hinein und dirigierte ihn dann in ein Zimmer, das er noch nicht kannte.

Hier stand eine richtige Massageliege. Sie gab ihm ein großes Handtuch und forderte ihn auf, seinen Oberkörper freizumachen und sich bäuchlings hinzulegen. Dann ölte sie sich die Hände ein und fing an seinen Schulter Nacken Bereich zu massieren.

Als sie auf seinen Rippen und der Wirbelsäule mit den Handkanten trommelte, war er vor lauter Erschöpfung schon eingeschlafen. Mandy deckte ihn mit einer Wolldecke zu, schaltete das Licht aus und ließ ihn schlafen.

 

Sie selbst machte es sich noch eine Weile im Wohnzimmer auf dem Sofa bequem. Irgendwann mitten in der Nacht wurde sie durch leise Schritte wach, sie lag immer noch auf der Couch, hatte es aber irgendwie vorm Einschlafen geschafft, das Licht auszuschalten. Rogolf stieß im Dunkeln mit dem Fuß gegen eine Türzarge und fluchte leise. Mandy schaltete die Salzlampe an und ein warmer, oranger Lichtschimmer durchflutete sanft den Raum.

 

Sie rief ihm zu, falls er die Toilette suchen sollte, dann wäre es von dort, wo er stehe die zweite Tür rechts. Rogolf kam zu ihr in das Wohnzimmer und setzte sich auf einen Sessel. Es war zwei Uhr morgens und sie bot ihm an, dass er sich auf das Sofa legen könne, das wäre sicherlich bequemer als die Massageliege.

 

Sie selbst würde dann in ihr Bett verschwinden. Rogolf lehnte freundlich ab. Er sagte ihr noch, dass er froh und dankbar sei, dass sie ihn mental so unterstützt habe und bedankte sich auch für die Massage, selbst wenn er dabei eingeschlafen sei. Da könne man mal sehen, wie entspannend so etwas ist. Aber jetzt müsse er nach Hause in seine eigenen vier Wände, damit er morgen für das Büro halbwegs fit sei.

 

Mandy sah ihn eine Weile schweigend an und sagte dann zu ihm, dass es hoffentlich nicht bis zu seinem nächsten Einsatz dauern würde, bis sie sich wiedersehen. Nicht, dass er sie falsch verstehe, aber sie fände, dass er und sie ein tolles Team wären und da es nur ganz seltensolche engen Seelenverwandtschaften gäbe, wollte sie auf ihn als Freund nicht mehr verzichten.

 

Sie betonte noch einmal: als Freund, nicht als Lebenspartner. Er sei ihr ein paar Jahre zu alt und sie würde ohnehin auf Frauen stehen. Rogolf nahm sie in den Arm und drückte sie ganz fest. Du kannst jederzeit zu mir kommen, auch wenn kein Schuh drückt. Und egal wie früh oder spät es ist. Mandy lächelte ihn an, und sagte, dass es umgekehrt genauso sei.Auf seiner beschlagenen Autoscheibe stand: Tu es ut bonum sicut mortuus – Du bist so gut wie tot!

 

Rogolf hatte sich zuhause einen starken Kaffee gekocht und war gar nicht mehr ins Bett gegangen. Trotzdem fühlte er sich ausgeruht, Mandys Massage hatte eine tolle Wirkung gehabt.

Nicht nur, dass er bei ihr entspannt eingeschlafen war, nein, er spürte keinerlei Verspannungen mehr. So gut hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt.

Als er fröhlich singend ins Büro kam sah Hans ihn fragend, nein, eher zweifelnd an. Letzte Woche noch auf allen Vieren unterwegs und jetzt mit einem mal himmelhoch jauchzend.

 

Rogolf erzählte ihm von seinem Wochenende mit Mandy, vor allem natürlich von den Besuchen auf den mittelalterlichen Veranstaltungen, die Lebensrettung als Barde behielt er für sich. Hans grinste ihn an, na, geht da was mit euch? Nein. Wir sind einfach sehr gute Freunde.

 

Im Büro war wieder einmal nicht viel los. Die Kunden waren mit ihren Gehaltsabrechnungen für diesen Monat durch. Anfragen mit Problemen oder Änderungen von Lohnarten, Auswertungen oder anderen lohnrelevanten Dingen waren entweder schon erledigt oder hatten Zeit.

Neue Kunden, bei denen das komplette Abrechnungsprogramm installiert und eingerichtet werden musste, gab es derzeit nicht. Also konnten Hans und er in Ruhe in ihren Testfirmen einiges ausprobieren, aufräumen und Kundenakten aktualisieren.

 

Auch zuhause hatte Rogolf nicht wirklich etwas zu tun. Natürlich wartete jeden Tag nach der Büro- noch die Hausarbeit auf ihn, aber das war Routine. Er aß viel Obst und Gemüse und verzichtete abends auf schwer verdauliches Essen.

Seinen Kaffeekonsum hatte er tatsächlich auch im Büro stark eingeschränkt und das machte sich auch bei seinem Blutdruck bemerkbar. Er telefonierte fast jeden Abend eine Stunde lang mit Mandy, die auch immer danach fragte, ob er schon einen neuen Traum habe. Aber das konnte er jedes Mal verneinen.

 

Allerdings erzählte er ihr von der Aufschrift auf seiner Frontscheibe, das hätte er besser nicht getan. Mandy machte sich große Sorgen und wollte gleich Kontakt zu einigen anderen Gruppenmitgliedern aufnehmen. Sie wollte in Erfahrung bringen, was es damit auf sich habe und ob jemand von ihnen schon einmal eine solche Warnung erhalten hat. Sie versprach sich sofort zu melden, wenn sie etwas Neues wusste.

 

Hans meldete sich am nächsten Tag krank und bat Rogolf einen Kundentermin für ihn wahrzunehmen. Dazu musste Rogolf etwa fünfzig Kilometer fahren. Beim Kunden wurde er freundlich begrüßt und bekam anstelle der obligatorischen Kanne Kaffee Früchtetee serviert. Sein Einsatz dauerte rund vier Stunden, die der Kunde bezahlen musste, war aber reine Routinearbeit. Dateigrößen überprüfen und gegebenenfalls reorganisieren, alte Arbeitsdateien löschen und die Firmen- und Personaldaten überprüfen. Ein paar Kostenstellen und Finanzbuchhaltungskonten einrichten und zuordnen, Tagesgeschäft also.

Auf der Rückfahrt telefonierte er mittels Freisprecheinrichtung mit Mandy und fragte, ob sie Lust hätte mit ihm Essen zu gehen, sie könne sich auch aussuchen wohin. Das ließ sie sich nicht zweimal sagen, bei ihr in der Nähe hatte vor ein paar Tagen ein indisches Restaurant neu eröffnet, das sie gerne ausprobieren wollte. Sie verabredeten sich für neunzehn Uhr und Mandy reservierte vorsorglich einen Tisch..

 

Rogolf holte sie ab und sie gingen das Stück Weg von ihrer Wohnung zum Restaurant zu Fuß. Die Speisekarte war sehr interessant, sie bestellten einen gemischten Vorspeisenteller und unterschiedliche Hauptmenüs, so konnten sie voneinander probieren. Während der Vorspeise erkundigte Rogolf sich nach ihren Anrufen bezüglich des lateinischen Satzes auf seiner Scheibe. War es Zufall oder tatsächlich eine Drohung?

 

Mandy machte ein ernstes Gesicht. Ja, es handelte sich tatsächlich um eine sehr gefährliche Drohung der dunklen Mächte. Olga hatte in ihrer Anfangszeit häufiger verschiedene Schriftzeichen erhalten, das ließ aber mit der Zeit nach, nachdem sie unzählige Male Menschenleben gerettet hatte.

Trotzdem, da waren sich alle einig, sollte er in der nächsten Zeit besonders gut aufpassen, denn er war ja noch ganz neu auf diesem Gebiet und jede Unachtsamkeit könnte ihn das Leben kosten.

 

Rogolf verschluckte sich prompt, natürlich an der scharfen Sauce und hustete los, bis Mandy ihm ein Glas Wasser gab. Es wurde dann trotzdem noch ein schöner Abend, nach dem köstlichen Hauptgang bekamen sie noch einen Nachtisch auf Kosten des Hauses.

 

Es war schon spät, als sie wieder vor Mandys Haustür standen, beide fröstelten ein wenig, nahmen sich in den Arm und verabschiedeten sich. Als Rogolf zu seinem Wagen kam las er schon von weitem:

 

Tibi parum temporis ad sinistram –

Dir bleibt nur noch wenig Zeit.

 

Rogolf wurde wütend und schrieb einen Satz darunter den er sich im Intenet übersetzen lassen hatte:

 

Homo cum psalterio te vincet –

Der Mann mit dem Instrument wird dich besiegen

 

Dann setzte er sich in sein Auto und fuhr nach Hause. Er konnte nicht einschlafen und sagte zu sich selbst, dass er nie wieder nach neunzehn Uhr Essen gehen würde. Tatsächlich lag ihm natürlich die Drohung schwer im Magen, aber das wollte er sich erst einmal nicht eingestehen.

 

Zum Glück war Hans wieder fit und bedankte sich bei Rogolf für den übernommenen Termin. Der Tag verlief so ruhig wie die in der vergangenen Woche, aber heute war Rogolf nicht traurig darüber.

In dieser Nacht hatte er seit zwei Wochen das erste Mal wieder einen Traum und dieses Mal bekam er alle Informationen auf einmal. Er schrieb eine SMS an seinen Kollegen Hans, dass er sich für den folgenden Tag krank melden müsse und anschließend informierte er Mandy über ihren Anrufbeantworter und fragte, ob sie ihn begleiten würde, um ihm zu helfen und ihn zu fahren.

 

Wenn das in Ordnung wäre, dann würde er sie um vier Uhr morgens abholen und sie solle sich mittelalterlich aber bequem kleiden.

 

Und ob das in Ordnung war, Mandy hatte sofort angerufen und war ganz aufgeregt. Die Details seines Traumes wollte er ihr dann auf der Fahrt erzählen, damit sie jetzt noch ein wenig schlafen könne. Ob er verrückt sei? An Schlaf sei doch jetzt sowieso nicht mehr zu denken.

 

Rogolf war pünktlich bei Mandy, die mit allerlei Ausrüstungsgegenständen bereits an der Straße stand. Sie hatte eine Leggings an und einen samtigen, braunen Überwurf als Oberteil. Rogolf erkannte sofort den Gürtel mit den Silberdolchen, den sie sich umgebunden hatte.

Nachdem sie alles im Kofferraum verstaut hatten, fragte sie ihn wohin sie fahren würden? Er antwortete ihr, dass sich das Ziel in der Nähe von Greifswald befände und sie gut vierhundert Kilometer vor sich hätten. Mandy suchte einen Radiosender mit guter Musik und möglichst keiner Werbung, drehte sich die Lehne ein wenig herunter und döste so vor sich hin.

 

Plötzlich schreckte sie hoch und fragte Rogolf, ob er ihr nicht endlich etwas Genaueres erzählen wolle. Das tat er dann auch. Es ging um eine Festveranstaltung in einem Kinderheim in der Umgebung von Greifswald. Die Kinder und ihre Betreuer*innen hatten alles für ein mittelalterliches Spektakel vorbereitet und geplant.

Ab dem späten Vormittag sollten die am Vortag aufgebauten Verkaufs-, Spiel- und Essbuden besetzt werden und ab 13 Uhr sollte der Festplatz für das zahlende Publikum geöffnet werden. Der Übergriff der dunklen Mächte sollte in der Zeit zwischen 10 und 11 Uhr stattfinden, sie bräuchten gut fünf Stunden Fahrzeit und könnten es schaffen, den Angriff auf die Kinder zu vereiteln.

Dazu sei aber einige Vorarbeit notwendig. Mandy wurde ganz aufgeregt, die wollen Kinder umbringen? Ja, und auch die Betreuer*innen. Es sollte ein trauriges und blutiges Fest werden, das niemand mehr vergessen würde. Aber deshalb waren die Beiden ja auf dem Weg dorthin. Rogolf hatte sich im Internet ein paar Hundert Räucherstäbchen mit Weihrauchduft bestellt und aus einigen Wurfkugeln gebastelt.

Dafür hatte er die Räucherstäbchen zerkleinert und alles in einer Schale aufgefangen, damit auch nicht ein Krümel verloren geht. Dann hat er flüssiges Wachs dazugetan und eine dünne Kordel soweit in die cremige Masse gedrückt, das noch zehn Zentimeter heraushingen. Dieganzen Zutaten hatte er dann zu einer Kugel gerollt und trocknen lassen, so konnte man sie anzünden und mit der Kordel wegwerfen ohne sie anzufassen.

 

Mandy fand die Idee witzig, das sollten wir unbedingt beim nächsten Rollenspiel anbringen, sagte sie zu Rogolf. Gegen viertel nach neun hielten sie vor dem großen Tor des Kinderheimes und gingen zunächst ohne weitere Ausrüstungsgegenstände auf das Gelände.

 

Sie folgten dem fröhlichen Kinderlärm und stießen auf eine kleine, verkleidete Gruppe samt Betreuerin. Als die Kinder Mandy und Rogolf in ihren Kostümen sahen, liefen sie laut lachend und freudestrahlend auf sie zu. Die Betreuerin war etwas irritiert und fragte, ob sie zu einer der Buden gehörten, was Mandy verneinte.

Sie erklärte, dass Rogolf ein echter Barde sei, der sich mit seinem Instrument zu lustigen Liedern begleitete und das sie die Kinder schon vorab mit allerlei Spielen, Feuer- und Räucherwerk auf den Nachmittag einstimmen wollten.

Es kamen noch mehr Kinder auf den Hof und auch die Erwachsenen waren begeistert von dieser anscheinend spontanen Idee. Als Rogolf und Mandy mit ihrer Ausrüstung auf den Hof zurückkamen, sahen sie mit Entsetzen, dass in einer großen Sandkiste drei Kinder lagen und die Betreuerin nicht mehr in der Lage war aufzustehen.

Sie sahen dann auch die vier schwarzen Todesgestalten, die um die Kinder herumstanden. Rogolf rief Mandy zu, dass sie die restlichen Kinder und Erwachsenen mit den Räucherstäbchen ausstatten solle und dass diese einen Kreis bilden, aus dem sich keiner mehr herausbewegen solle.