Mein Weg: Der Weg der weißen Wolke - Osho - E-Book

Mein Weg: Der Weg der weißen Wolke E-Book

OSHO

0,0
12,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Osho Klassiker der ersten Stunde - Zeitlos und erfrischend konkret "Mein Weg, der Weg der weißen Wolke" ist weltweit eines der bekanntesten und beliebtesten Bücher Oshos und das erste Buch von ihm, das ins Deutsche übersetzt wurde. Anhand von persönlichen, gesellschaftlichen und spirituellen Themen stellt er einerseits seine revolutionäre Vision dar und gibt andererseits ganz praktische Anregungen für den modernen Menschen. Seine Erkenntnisse über Glück und Unglück, Beziehungen und Alleinsein, Ego und Bewusstheit, Energie und Sex, Liebe und Gebet, Logik und Verrücktheit, Meditation und Erleuchtung sollen den Leser inspirieren, weiter zu forschen. "Man kann nicht nach dem Weg fragen, man muss ihn gehen. Der Weg entsteht durch dein Gehen, entsteht durch dich, du schaffst ihn und du gehst ihn, und je weiter du gehst, desto mehr schaffst du ihn. Und vergiss nicht, dass er auch mit dir verschwindet, und so kann kein anderer ihn begehen."

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 415

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Dieses Buch ist ein Transkript aus einer Original-Vortragsserie, die Osho vor einer internationalen Zuhörerschaf gehalten hat. Die Vorträge sind unter dem englischen Original-Titel My Way: The Way of the White Clouds publiziert worden. Alle Diskurse Oshos sind als vollständige Bücher publiziert worden und auch als Audios und/oder Videos erhältlich. Audios und das vollständige Text-Archiv finden sie unter der online-Bibliothek „Osho Library“ bei: www.osho.com

Titel der Originalausgabe:

My Way: The Way of the White Clouds

Ebookauflage 2019

Umschlaggestaltung: Silke Bunda Watermeier, www.watermeier.net

Übersetzung: Hari Chetana

Copyright© 1974, 2009, Osho International Foundation, Zürich, Schweiz

Copyright© 2011, Innenwelt Verlag GmbH, Köln

OSHO® ist eine registrierte Handelsmarke der Osho International Foundation, www.osho.com/trademarks

Alle Rechte vorbehalten

Nachdruck und fotomechanische Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlags

www.innenwelt-verlag.de

eISBN 978-3-947508-31-0

OSHO

MEIN WEG:

DER WEGDERWEISSENWOLKE

Fragen und Antworten zur spirituellen Suche

INHALT

1. Der Weg der weißen Wolke

2. Das Mysterium hinter dem Verstand

3. Unglücklich oder glücklich sein …

4. Alle Hoffnungen sind falsch

5. Das Ego fallenlassen

6. Unterdrücken, ausdrücken, transformieren

7. Das Mysterium der Beziehungen

8. Nur die reife Frucht fällt vom Baum

9. Die Existenz ist immer widersprüchlich

10. Du bist auf dem Weg

11. Du bist das Zentrum

12. Sei bei allem, was du tust, total

13. Gott ist auf der Suche nach dir

14. Jeder ist einzigartig, jeder ist anders

15. Zeige dich durch dein Sein

1. Kapitel

DER WEG DER WEISSEN WOLKE

Warum nennt man deinen Weg „den Weg der weißen Wolke?“

KURZ BEVOR BUDDHA STARB, KAM JEMAND ZU IHM UND FRAGTE, OB man nach dem Tode weiterlebt oder einfach ins Nichts verschwindet. Das ist keine neue Frage. Es ist eine der ältesten, oft gefragt und wiederholt.

Man erzählt, dass Buddha sagte: Einfach wie weiße Wolken verschwinden. Heute Morgen waren weiße Wolken am Himmel. Jetzt sind sie verschwunden. Wohin sind sie gegangen? Woher sind sie gekommen? Wie formen sie sich und wie lösen sie sich wieder auf?

Eine weiße Wolke ist ein Mysterium. Ihr Kommen und Gehen, ihr ganzes Wesen. Das ist der erste Grund, warum ich meinen Weg „den Weg der weißen Wolke“ nenne. Aber es gibt viele Gründe, und es ist gut, darüber nachzudenken und zu meditieren. Eine weiße Wolke existiert völlig ohne Wurzeln, sie ist ein wurzelloses Ding und hat keine Heimat – oder ist im Nichts beheimatet. Und doch existiert sie. So ist das ganze Weltall, wie eine weiße Wolke, ohne jede Ursache, letztlich ohne Ursache. Es existiert. Es existiert als ein Mysterium.

Eine weiße Wolke geht keinen eigenen Weg. Sie treibt dahin. Sie hat kein Ziel, kein Schicksal zu erfüllen, kein Ende. Man kann eine weiße Wolke nicht enttäuschen, denn wo immer sie ankommt, ist das Ziel. Wenn man ein Ziel hat, wird man zwangsläufig irgendwann enttäuscht. Je mehr zweckgerichtet der Verstand ist, desto mehr Angst, Frustration und Enttäuschung sind die Folge.

Wenn man einmal ein Ziel hat, strebt man in eine festgesetzte Richtung. Aber die gesamte Existenz existiert ohne Richtung. Das Weltall geht nirgendwohin und verfolgt keine Absichten und Ziele. Wenn man eine Absicht hat, ist man gegen das All und wird enttäuscht. Du kannst nicht gegen das Ganze kämpfen. Dein Dasein ist so winzig, du kannst nicht gewinnen. Du kannst es nicht erobern, nicht besiegen. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, dass ein einzelnes Individuum das All erobert. Und wenn das All absichtslos ist und ohne letzten Grund, und du hast irgendwelche Absichten, wirst du letzten Endes besiegt.

Eine weiße Wolke zieht dahin, wo immer der Wind hinweht, sie widerstrebt nicht, sie kämpft nicht. Eine weiße Wolke ist kein Eroberer, und doch schwebt sie über allem. Man kann sie nicht erobern, nicht besiegen – sie hat keinen Verstand, der erobert oder besiegt werden könnte. Wenn man sich einmal ein Ziel gesetzt hat, eine Absicht, Richtung, Bedeutung, wenn man so verrückt ist, irgendetwas erreichen zu wollen, schafft man Konflikte und wird am Ende besiegt. Das steht fest. Unsere Niederlage liegt in der Natur der gesamten Existenz. Eine Wolke will nirgendwohin. Sie treibt – treibt so entlang. Ihr gehören alle Richtungen, alle Dimensionen. Sie lehnt nichts ab. Alles ist, existiert, und wird vollkommen akzeptiert.

Darum nenne ich meinen Weg, den Weg der weißen Wolke. Weiße Wolken haben keinen eigenen Weg – sie ziehen dahin. Ein Weg hat ein Ziel, der Weg der weißen Wolken ist der weglose Weg, der pfadlose Pfad. Ohne festgesetzte Meinung gehen, ohne jeden Verstand. Und das muss genau verstanden werden, weil eine Absicht haben gleichbedeutend ist mit „im Verstand sein“. Man kann sich nicht vorstellen, wie man ohne jede Absicht leben soll, weil der Verstand nicht ohne Absicht leben kann. Und die Leute sind so verrückt, dass sie sogar zu mir kommen und fragen: Was für einen Zweck hat Meditation?

Meditation kann keinen Zweck, keine Absicht haben, denn Meditation ist ein Zustand von Nicht-Intellekt, einfach da sein, wo man ist, ohne Zeit und Raum. Einfach sein ist das Ziel. Das Ziel ist hier und jetzt. Wenn das Ziel woanders liegt, geht der Verstand auf die Reise. Dann fängt er an zu denken, und beginnt eine Folge von Gedanken. Wenn es Zukunft gibt, kann der Verstand fließen, kann seinen Weg gehen und hat Raum, sich mit Gedanken irgendwo hinzubewegen. Mit Ziel und Zweck kommt die Zukunft ins Spiel. Mit der Zukunft kommt die Zeit.

Eine weiße Wolke schwebt in der Luft, zeitlos, denn sie kennt keinen Intellekt und keine Zukunft. Sie existiert im Hier und Jetzt. Jeder Moment ist völlige Ewigkeit. Aber der Verstand kann ohne Zweck und Ziel nicht leben, darum schafft er immer neue Ziele. Wenn die sogenannten weltlichen Ziele nicht mehr locken, beginnt der Intellekt, sich religiöse Ziele zu stecken, überweltliche Ziele. Wenn das Geld nicht mehr lockt, dann lockt die Meditation. Wenn die sogenannte Wettbewerbswelt, die Politik, langweilig geworden ist, kommt eine neue Welt mit neuem Wettbewerb, dann wird die Religion zum neuen Ziel. Der Intellekt lechzt immer nach Bedeutung, nach einer Absicht, nach einem Ziel. Und für mich ist nur ein absichtsloser Verstand wirklich religiös. Aber das heißt, dass der Verstand nicht mehr Verstand genannt werden kann.

Die Tibeter haben eine Meditation, bei der die Mönche ganz allein auf einem Berg sitzen und über weiße Wolken meditieren, die am Himmel vorüberziehen. Sie betrachten sie unverwandt und verschmelzen allmählich mit den weißen Wolken. Da sitzen sie auf den Bergen wie weiße Wolken, ohne Gedanken und sind einfach nur da. Kein Widerstand, kein Kampf, nichts zu erreichen, nichts zu verlieren. Nur das reine Sein genießend, die Stimmung feiernd, die Ekstase, die Seligkeit … Darum nenne ich meinen Weg, den Weg der weißen Wolke. Und ich möchte, dass auch ihr weiße Wolken werdet, und nur so über den Himmel dahinzieht. Nicht zu einem bestimmten Punkt wollen, nur so dahinziehen, wo immer der Wind hinweht …

Wo immer du bist, ist das Ziel. Ein Ziel ist nicht das Ende einer Folge, jeder einzelne Moment ist das Ziel. Hier und jetzt seid ihr Siddhas, Erleuchtete für mich. Hier habt ihr alles erreicht! Ihr habt es erreicht! Hier seid ihr nun, so vollkommen wie ihr nur sein könnt. Genau wie Buddha oder Mahavir oder Krishna.

Es gibt nichts anderes zu erreichen! Jetzt, in diesem Augenblick, ist alles da. Aber ihr wisst es nicht, und ihr merkt es nicht, weil eure Gedanken in die Zukunft gehen. Ihr seid nicht hier, ihr seid nicht wach und merkt nicht, was jetzt, in diesem Augenblick mit euch geschieht. Und das war schon immer so. Millionen Leben lang. Ihr wart in jedem Moment erleuchtet und niemals etwas anderes.

Man kann eigentlich nicht daran vorbeigehen, es liegt in der urtümlichen Natur der Dinge. Man kann diese Tatsache eigentlich nicht verfehlen. Aber ihr seid nicht aufmerksam und könnt es nicht erkennen, weil ihr irgendwo ein Ziel habt. Auf diese Weise wird eine Barriere errichtet und das, was ist, wird verpasst. Wenn das einmal klar offenbart ist, wenn das erkannt wird, ist das größte Mysterium des Seins offenbart: dass jeder vollkommen ist. Das meinen wir, wenn wir sagen, jeder ist Brahman.

Jeder ist die höchste Seele, das Göttliche. Das meinen wir, wenn wir sagen Tat twam asi, du bist das. Nicht, dass man es erst werden muss, denn wenn man etwas werden muss, ist man es nicht. Und wenn man etwas nicht ist, wie kann man es werden? Das Samenkorn wird ein Baum, weil der Same es schon ist. Ein Stein kann kein Baum werden. Der Same offenbart sich in einem Moment als Same und im nächsten als Baum.

Es geht nicht um Werden, es geht um eine Einsicht. Und wenn man tief genug hineinsieht, ist der Same schon in diesem Moment ein Baum.

Tibetanische Meister, Zen-Meister und Sufi-Derwische haben viel über die weißen Wolken gesprochen. Die weißen Wolken haben schon viele Seelen berührt. Es gibt ein Einverständnis mit den weißen Wolken, wie es scheint. Wenn man darüber meditiert, werden einem viele Dinge aufgetan.

Das Leben sollte nicht als Problem betrachtet werden. Wenn man damit einmal anfängt, ist man verloren. Wenn du denkst, dass das Leben ein Problem ist, gibt es keine Lösung. Das ist die Art der Philosophie, und darum geht in der Philosophie alles schief. Es gibt keine richtigen Philosophien. Das ist unmöglich. Alle Philosophien sind falsch, weil die Philosophie schon mit dem ersten Schritt in eine falsche Richtung geht, im Denken, dass das Leben ein Problem ist. Und es gibt natürlich keine Lösung. Das Leben ist kein Problem, das Leben ist ein Mysterium. So versteht es die Religion.

Weiße Wolken sind mysteriös, sie tauchen plötzlich auf und vergehen wieder. Habt ihr jemals daran gedacht, dass Wolken keinen Namen und keine Form haben? Ihre Form bleibt keine Minute gleich. Sie verändern sich und sind wie ein strömender Fluss. Man kann eine Form hineinsehen, wenn man will, aber das ist dann deine Projektion. Eine Wolke hat keine Form, sie ist formlos, eine Kontinuität im Werden, ein Dahinfließen. Und so ist das ganze Leben, alle Formen sind Projektionen. In diesem Leben nennst du dich einen Mann, und nur ein Leben vorher kannst du eine Frau gewesen sein. In diesem Leben bist du weiß, im nächsten kannst du schwarz sein. Jetzt, in dieser Minute, bist du intelligent und in der nächsten benimmst du dich dumm.

In diesem Augenblick bist du still, und im nächsten wirst du gereizt, feurig, böse. Habt ihr eine Form – oder verändert ihr euch ständig? Ihr seid ein Fluss, eine Wolke. Habt ihr einen Namen, eine Identität? Könnt ihr euch wirklich dies oder jenes nennen? In dem Moment, in dem man feststellt, dass man das eine ist, wird einem auch klar, dass man ebenso das Gegenteil ist.

Du sagst zu jemandem: „Ich liebe dich“ — und im gleichen Moment ist auch Hass da. Du nennst jemanden einen Freund, und gleichzeitig lacht dein innerer Feind und wartet auf seine Stunde. Manchmal fühlst du, dass du glücklich bist, und schon ist das Glück wieder verschwunden, und du wirst unglücklich.

Ihr habt keine Identität. Wenn man das einsieht, wird man eine weiße Wolke, ohne Form und ohne Namen. Und dann beginnt das Fließen. Für mich ist das Dasein einer weißen Wolke wie das Leben eines Sannyasins, eines Menschen, der verzichtet hat.

Das Leben eines weltlichen Menschen läuft in festgelegten Bahnen der Gewohnheit. Alles ist tot und folgt einem bestimmten Muster. Es hat einen Namen und eine Form und rollt auf bestimmten Gleisen ab, wie ein Zug. Züge fahren auf ihren Schienen und haben ein Ziel, sie müssen irgendwo ankommen …

Aber ein Sannyasin zieht dahin, wie eine weiße Wolke in der Luft, keine Schienen zwingen ihn, keine Richtungen, keine Identität. Er ist ein Niemand. Er lebt das Leben eines Nicht-Seienden, er lebt, als gäbe es ihn nicht. Wenn ihr ein Leben führen könnt, als wäret ihr nicht, dann seid ihr auf meinem Weg.

Je mehr du du bist, desto kränker bist du, und je weniger du du bist, desto gesünder wirst du. Je weniger du du bist, desto leichter kannst du schweben, desto göttlicher und seliger bist du.

Wenn ich sage, dass das Leben kein Problem ist, sondern ein Mysterium, dann meine ich, dass es keine Lösung gibt, man kann es nur sein. Ein Problem muss intellektuell gelöst werden, und selbst wenn man es gelöst hat, ist nichts erreicht. Du hast ein bisschen mehr Wissen angesammelt, aber keine Ekstase. Ein Mysterium ist etwas, das man werden kann, du kannst einswerden, verschmelzen mit dem Wunder. Dann fühlst du die Ekstase, die Seligkeit. Dann kann das Höchste geschehen, das höchste Glück.

Religiosität versteht das Leben als ein Wunder. Was kann man im Angesicht eines Wunders unternehmen? Hm? Man kann überhaupt nichts tun. Du kannst nur dich selbst ändern, mysteriöser, wunderbarer werden, dann kann ein Gleiches dem Gleichen begegnen. Erkenne das Wunderbare in diesem Leben, wo immer du es siehst. In den weißen Wolken, in den Sternen, in der Nacht, in den Blüten, und im Strömen eines Flusses.

Wo du auch hinschaust, sieh das Wunderbare, und wo du es findest, meditiere darüber. Meditation bedeutet: Auflösung im Angesicht des Mysteriums, sich vollkommen in das Wunder hinein verlieren, im Wunder vergehen. Du sollst nicht mehr vorhanden sein, nur das Wunder ist in seiner Totalität, und du bist darin aufgegangen. Und plötzlich öffnet sich eine neue Tür: Eine neuartige Wahrnehmung ist in dir, plötzlich ist die materielle Welt mit all ihren Trennungen und Verschiedenheiten verschwunden, und eine vollkommen neue Welt des Einsseins öffnet sich. Alles wird grenzenlos, alles ist darin enthalten, ungetrennt, eins. Aber das ist nur möglich, wenn du etwas in dir selbst veränderst. Wenn du ein Problem hast, musst du etwas mit dem Problem tun, du musst einen Schlüssel finden, einen Weg zur Lösung, du musst daran arbeiten und herumdoktern und etwas Gezieltes unternehmen.

Wenn du aber einem Mysterium begegnest, musst du an dir selbst arbeiten, nicht am Mysterium. Wir sind hilflos vor einem Wunder, darum verwandeln wir jedes Wunder in ein Problem. Mit Problemen sind wir Herr der Lage und fühlen uns in Kontrolle.

Mit Wundern sind wir impotent, wir können nichts tun, wir sehen dem Tod ins Auge und können nichts mehr manipulieren. Darum wird Ekstase immer unmöglicher, je mehr der menschliche Intellekt mit seiner Logik und Mathematik in Kontrolle ist. Die Poesie, die Romantik geht verloren. Das Leben wird sachlich, nicht mehr symbolisch. Es ist ein Symbol, wenn ich sage, dass mein Weg, der Weg der weißen Wolke ist.

Die weiße Wolke ist keine Tatsache, sie ist ein poetisches Bild, ein Hinweis auf das tiefste Einswerden mit dem Wunderbaren, mit dem Mysterium.

Welche Beziehung hast du zu den weißen Wolken?

ICH BIN EINE WEISSE WOLKE. Es gibt keine Beziehung, und es kann keine geben. Eine Beziehung ist nur zwischen zweien möglich, wenn also eine Trennung da ist. Aber dann ist eine Beziehung in Wirklichkeit keine Beziehung, sondern existiert nur durch die Trennung. Ich bin eine weiße Wolke. Man kann keine Beziehung zu einer weißen Wolke haben, man kann nur eins mit ihr werden und ihr erlauben, eins mit sich zu werden, aber eine Beziehung ist nicht möglich. In einer Beziehung bleibst du getrennt und versuchst, die Dinge zu beeinflussen und zu manipulieren.

Es ist ein großes Elend im menschlichen Leben, dass wir selbst in der Liebe Beziehungen herstellen und darüber die Liebe versäumen. Liebe sollte keine Beziehung sein, man soll mit dem anderen eins werden, lass den Geliebten zu dir selbst werden. Es soll eine Verschmelzung stattfinden, nur dann hört der Streit auf. Sonst wird die Liebe zum Kampf. Wenn du du bleibst, versuchst du zu manipulieren, du willst den anderen besitzen, du möchtest der Herr im Haus sein und wirst den anderen ausnutzen. Dann wird der Partner als ein Mittel zum Zweck benutzt.

Mit den weißen Wolken kann man das nicht machen. Man kann sie nicht zu Hausfrauen und Ehemännern machen. Man kann sie nicht an sich binden oder zu einer Gemeinschaft überreden. Sie erlauben es nicht, sie hören nicht auf dich. Sie haben genug davon, darum sind sie weiße Wolken geworden. Man kann eins mit ihnen werden, ihre Herzen sind offen.

Aber der menschliche Verstand kann sich nichts jenseits menschlicher Gemeinschaft vorstellen, weil wir uns nicht vorstellen können, dass wir nicht als getrennte Wesen existieren. Wir fühlen, dass wir sind; so sehr wir es auch verbergen, tief drinnen ist das Ichgefühl. Im tiefsten Innern sitzt das Ego und manipuliert. Mit eurem Ego könnt ihr eine weiße Wolke betrachten und anfangen, darüber nachzudenken, aber das Mysterium wird nicht offenbart, die Tür bleibt verschlossen. Ihr bleibt im Dunkeln. Wenn das Ego verschwindet, seid ihr weiße Wolken geworden.

In der Zen-Tradition gibt es eine der ältesten Arten von Malereien. Ein Zen-Meister hatte einmal einen Schüler, der die Malerei erlernen wollte, und natürlich durch die Malerei Meditation. Der Schüler hatte eine Vorliebe für Bambus. Man berichtet sich, dass der Meister zum Schüler sagte: „Dabei kommt nichts heraus, wenn du nicht selbst zum Bambus wirst!“ Und dabei war der Schüler so gut, dass er selbst in dunkler Nacht mit geschlossenen Augen den perfektesten, lebendigsten Bambus zeichnen konnte!

Aber der Meister war nie zufrieden und sagte immer: „Nein, wie kannst du jemals Bambus zeichnen, wenn du nicht selbst zum Bambus geworden bist? Du bleibst getrennt, du bist ein Zuschauer. Mag sein, dass du den Bambus von außen kennst, aber das ist nur die Oberfläche, nicht die Seele des Bambus. Wie kannst du den Bambus von innen kennen, wenn du nicht selbst zum Bambus wirst?“ Zehn Jahre lang bemühte sich der Schüler, aber der Meister war nie zufrieden. Dann verschwand der Schüler eines Tages im Bambuswald. Drei Jahre hörte man nichts von ihm, und dann kam eine Nachricht: Nun zeichnet er nicht mehr. Er lebt mit dem Bambus, der Wind weht und der Bambus wiegt sich, und der Schüler wiegt sich im Wind. Der Meister ging hin, um es selbst zu sehen, und wirklich, der Schüler war zum Bambus geworden!

Der Meister sagte: „Jetzt vergiss alles über dich und den Bambus.“

Da sagte der Schüler: „Aber du hast mir doch gesagt, ich soll ein Bambus werden und nun bin ich es!“

„Vergiss auch das“, sagte der Meister, „denn das ist nun das einzige Hindernis. Tief innen irgendwo bist du immer noch getrennt, du erinnerst dich daran, dass du ein Bambus geworden bist. Du bist immer noch kein vollkommener Bambus, denn ein Bambus kann sich nicht erinnern. Also vergiss es!“

Zehn Jahre lang sprach niemand über Bambus.

Dann eines Tages rief der Meister den Schüler zu sich und sagte: „So, jetzt kannst du zeichnen.“

Erst werde zum Bambus, dann vergiss den Bambus, werde ein so vollkommener Zeichner, dass das Zeichnen nicht mehr Zeichnen ist, sondern ein Wachstum. Und so stehe ich in keiner Beziehung zu den weißen Wolken, ich bin eine weiße Wolke.

Und ich möchte, dass auch ihr weiße Wolken werdet, dass ihr nicht nur eine Beziehung zu ihnen habt. Genug der Beziehungen, ihr habt genug gelitten. Viele, viele Leben lang wart ihr mit diesem oder jenem in Beziehung, ihr habt genug gelitten, mehr als genug. Mehr als ihr verdient habt. All das Leiden ist geschehen, weil ihr falsche Vorstellungen von Beziehungen habt. Die falsche Vorstellung ist, dass ihr meint, ihr müsst erst ihr selbst sein, und dann Beziehungen anknüpfen. Dieses Konzept schafft Reibung, Konflikte, Gewalttätigkeit und Aggression. Die Hölle folgt.

Sartre sagt an einer Stelle: „Der andere ist die Hölle.“ Der andere ist der andere, weil ihr ein Ego habt! Wenn ihr als Ego nicht mehr vorhanden seid, ist der andere auch nicht mehr da. Wann immer dies geschieht, zwischen einem Menschen und einem Baum, zwischen einer Wolke und einem Menschen oder einer Frau und einem Mann, immer wenn ihr nicht seid, verschwindet die Hölle. Plötzlich ist man wie verwandelt, auf einmal ist man ins Paradies zurückgekehrt.

Die alte Geschichte aus der Bibel ist sehr schön, die Geschichte, dass Adam und Eva aus dem Garten Eden vertrieben wurden, weil sie die verbotene Frucht aßen. Die Frucht vom Baum der Erkenntnis. Das ist eine der schönsten Parabeln, die jemals erfunden wurde. Warum war die Frucht vom Baum der Erkenntnis verboten? Weil in dem Moment, in dem man etwas weiß, das Ego auftaucht. In dem Moment, in dem du weißt, dass du bist, bist du vertrieben worden. Das ist die Erbsünde. Niemand hat Adam und Eva persönlich aus dem Himmel vertrieben. Als ihnen klar wurde, dass sie waren, verschwand der Garten Eden, denn Augen, voll mit dem Gefühl des Ich, können den Garten nicht sehen. Sie sind nicht vertrieben worden, der Garten ist hier, jetzt. Er ist gleich hier an deiner Seite, er ist dir immer gefolgt, wohin du auch gegangen bist, aber du kannst ihn nicht sehen. Wenn das Ego verschwindet, bist du wieder im Garten Eden. Der Garten ist offenbart: du warst niemals draußen.

Versucht es einmal! Sitzt unter einem Baum und vergesst euch selbst, lasst nur den Baum da sein. Das war es, was mit Buddha geschah unter dem Bodhibaum. Er war nicht und in diesem Moment geschah es, nur der Bodhibaum war. Vielleicht wisst ihr nicht, dass bis fünfhundert Jahre nach Buddhas Tod keine Statue und kein Bildnis von Buddha gemacht wurde. Fünfhundert Jahre lang … Nur ein Bild des Bodhibaumes hing in den Tempeln. Das war wundervoll. In dem Augenblick, in dem Gautam Siddharta zum Buddha wurde, war er nicht. Nur der Baum war, das Ego war verschwunden. Nur der Baum allein war. Finde Augenblicke, in denen auch du nicht bist, denn das sind die Momente, in denen du zum ersten Mal wirklich bist.

Ich bin also eine weiße Wolke, und die ganze Anstrengung ist, euch auch zu weißen Wolken zu machen, die über den Himmel ziehen, von nirgendwo kommen, nirgendwo hingehen. Einfach da sein, jetzt, in diesem Augenblick – vollkommen, perfekt. Ich lehre euch keine Ideale, keine Künste, ich sage nicht, werdet dies oder das. Meine ganze Lehre ist einfach diese: Was auch immer du bist, akzeptiere es total, nimm es völlig an, sodass nichts übrig bleibt, was erreicht werden müsste. Und ihr werdet weiße Wolken sein.

Ist es wahr, dass wir, um wirklich frei zu sein, und total in diesem Moment zu leben und eine weiße Wolke zu werden, erst alle unsere Träume und Fantasien ausleben müssen?

ES IST KEINE FRAGE, ob ihr erst alle Träume und Fantasien ausleben müsst. Ihr lebt in ihnen. Ihr seid schon drin. Es gibt keine Wahl, ihr könnt nicht entscheiden. Könnt ihr wählen? Könnt ihr eure Träume fallenlassen? Eure Fantasien? Wenn man versucht, aus einem Traum herauszukommen, wird sofort ein neuer Traum daraus. Wenn ihr eure Fantasievorstellungen ändern wollt, verändern sie sich in eine andere Art von Vorstellung, aber es bleiben immer Vorstellungen und Träume. Was soll man nun machen? Akzeptiert sie! Warum dagegen sein? Dieser Baum hat rote Blüten, ein anderer Baum hat gelbe Blüten … Das ist doch in Ordnung! Du hast deine gelben Träume, ein anderer hat seine roten oder blauen Träume, es bleibt sich gleich.

Warum kämpfen, warum etwas ändern wollen? Wenn du versuchst, etwas daran zu ändern, heißt das, dass du zu sehr an sie glaubst. Du merkst es nicht, dass es nur Träume sind. Du denkst, es sei Wirklichkeit, und sie zu ändern sei von Bedeutung. Wenn Träume bloß Träume sind, warum könnt ihr sie dann nicht einfach als solche nehmen?

Wenn sie akzeptiert werden, verschwinden sie. Das ist das Geheimnis. In dem Moment, in dem sie akzeptiert werden, verschwinden sie, denn der träumende Verstand existiert nur durch die Ablehnung. Das ganze Phänomen des träumenden Verstandes ist Ablehnung. Ihr habt so vieles abgelehnt, deshalb taucht es dann in euren Träumen wieder auf. Ein Beispiel: Du gehst auf der Straße und siehst eine schöne Frau oder einen schönen Mann, und Begehren steigt in dir auf. Aber dann unterdrückst du den Wunsch und verurteilst dein Begehren.

Die gesamte Tradition, die Kultur, die Gesellschaft, die Moral, alle sagen, dass Begierde schlecht ist. Du darfst eine schöne Blume anschauen, nichts Böses ist dabei, aber wenn du ein schönes Gesicht anschaust, ist sofort etwas Schlechtes daran, darum lehnst du es ab. Jetzt wird dieses Gesicht zu einem Traum.

Das Abgelehnte wird zum Traum. Jetzt taucht dieses Gesicht in der Nacht auf und verfolgt dich. Unterdrückte Begierden werden zu Träumen und Fantasien. Wie fabriziert man einen Traum? Das Geheimnis ist Unterdrückung. Je mehr man unterdrückt, desto mehr Träume hat man. Menschen, die in die Einsamkeit fliehen und das Leben ablehnen, sind voll von Träumen. Und ihre Träume werden so realistisch, so eindrucksstark, dass sie nicht mehr zwischen Traum und Wirklichkeit unterscheiden können.

Unterdrücke nichts, sonst schaffst du dir immer neue Träume. Akzeptiere alles! Was auch immer geschieht, akzeptiere es als Teil deines Traumes. Verurteile es nicht. In dem Augenblick, in dem du alles annimmst, lösen sich die Träume auf. Ein Mensch, der das Leben völlig akzeptiert, wird traumlos, weil die gesamte Grundlage für Träume zerstört ist. Das war das eine, und das andere ist, dass alles natürlich ist. Alles, sage ich. Nicht nur die Bäume, nicht nur die Wolken, das Ganze. Was auch immer geschieht, es geschieht aus der Natur. Es gibt nichts Unnatürliches, das kann es nicht geben. Wie könnte es sonst passiert sein?

Alles ist natürlich. Darum macht keine Trennung zwischen natürlich und unnatürlich. Alles, was es gibt, ist natürlich. Aber der Verstand lebt von Unterschieden und Trennungen. Erlaubt keine Trennungen, akzeptiert alles, was es gibt, und akzeptiert es ohne jede Analyse. Ob du auf dem Marktplatz stehst oder in den Bergen, du bist in der gleichen Natur. An einem Ort ist die Natur Hügel und Bäume, und am anderen Ort ist die Natur die Läden auf der Straße.

Wenn du einmal das Geheimnis des völligen Akzeptierens kennst, dann ist selbst der Marktplatz schön. Die Lebendigkeit, die Geschäftigkeit, der herrliche Wahnsinn ringsumher – das hat seine eigene Schönheit. Und wenn es keine Marktplätze gäbe, dann wären die Berge nicht so still und schön, das darf man nicht vergessen. Durch diesen Kontrast gibt die Großstadt den Bergen ihre Stille. Egal wo ihr seid, auf dem Marktplatz oder unter einem Baum in Meditation, betrachtet es als einen Baum, macht keine Trennung. Einfach in den Straßen zu tanzen und zu singen, meinetwegen Hare Krishna, Hare Ram, kann ein Genuss sein. Es kann ein Erblühen in euch sein.

In den Tagen, als Mahaprabhu Chaitanya durch die Dörfer Bengalens tanzte und Hare Krishna, Hare Rama sang, war das der Ausdruck seines inneren Erblühens, eines der schönsten Dinge, die jemals vorgekommen sind. Nicht nur ein Buddha unter dem Bodhibaum in Meditation ist schön, ein singender, tanzender Chaitanya ist das Gleiche, nur das andere Extrem. Man kann unter einem Baum sitzen und sein Ich so völlig vergessen, dass man als Ego verschwunden ist. Man kann auf den Straßen singen und tanzen und sich dabei so völlig hineingeben, dass man verschwindet.

Das Geheimnis ist die völlige Versunkenheit, egal wo und wie. Es passiert verschiedenen Leuten auf verschiedene Weise. Man kann sich Buddha nicht tanzend vorstellen. Er war nicht der Typ dafür. Aber du kannst ein Sing- und Tanztyp sein, also tu dir keinen Zwang an und versuche nicht krampfhaft unter einem Baum zu sitzen.

Wenn man sich zur Ruhe zwingt ist man gewalttätig, und man wird nicht wie ein Buddha aussehen. Es wär Selbstquälerei. Manche sind wie Chaitanya oder Meera.

Ihr müsst herausfinden, wohin eure Wolke zieht und ihr jede Freiheit einräumen. Wo immer sie hinzieht, kämpft nicht, lasst euch tragen, sie wird zum göttlichen Ursprung gelangen. Fließt mit dem Fluss. Tanzen ist eine gute Sache, aber man muss sich ganz hineingeben. Darum geht es! Lehne nichts ab, Ablehnung ist Unglauben. Nimm alles total an, totales Akzeptieren ist Beten.

Genug für heute.

2. Kapitel

DAS MYSTERIUM HINTER DEM VERSTAND

Wie kommt es, dass wir das Glück haben, dich bei uns zu haben? Warum bist du bei uns?

„WARUM“ KANN MAN NIE BEANTWORTEN. Dem Verstand kommt es so vor, als könnte jede Frage mit warum beantwortet werden. Aber das ist eine dieser trügerischen Annahmen. Kein Warum ist jemals beantwortet worden oder könnte jemals beantwortet werden. Die gesamte Existenz ist, da gibt es kein Warum. Wenn man hartnäckig fragt, kann man eine Antwort fabrizieren, aber diese Antwort ist dann hergestellt, es ist keine richtige Antwort. Fragen als solches ist grundsätzlich absurd. Die Bäume sind, man kann nicht fragen warum. Der Himmel ist, man kann nicht fragen warum. Die gesamte Existenz existiert. Flüsse fließen, Wolken ziehen, man kann nicht fragen: „Warum?“

Aber der Verstand fragt warum. Ich weiß, der Verstand ist neugierig. Der Verstand will bei allem das Warum wissen, aber das ist eine Krankheit, die nicht geheilt werden kann, denn wenn ein Warum beantwortet wurde, taucht dahinter sofort ein neues auf. Jede Antwort gebiert nur neue Fragen, und der Verstand bleibt solange unbefriedigt, bis die letztmögliche Antwort gegeben worden ist. Und mit letztmöglicher Antwort meine ich eine Antwort, auf die kein Warum mehr folgen kann. Aber so ein Stadium gibt es eben nicht. Was auch immer gesagt wird, Warum kann immer wieder gefragt werden …

Das ist die ganze absurde Anstrengung der Philosophien. Man hat darüber nachgedacht, warum diese Welt existiert, und dann eine Theorie aufgestellt. Man dachte, dass Gott die Welt geschaffen hat, aber warum hat er sie geschaffen? Jetzt kommen immer neue Theorien ins Spiel und am Ende: Warum ist Gott?

Darum muss man diese Eigenschaft des Verstandes, immer warum zu fragen, von Anfang an kennen. So wie die Blätter aus den Bäumen wachsen, so wächst das Warum aus dem Verstand, und wenn man eines beschneidet, wachsen gleich eine Menge nach. Man kann viele Antworten sammeln, aber die eine Antwort kann nicht gegeben werden. Und wenn die richtige Antwort nicht gegeben wird, läuft der Verstand immer weiter in seiner rastlosen Suche.

Das ist das erste, das ich euch sagen möchte: Beharrt nicht auf euren Warums. Warum bohren wir immer wieder, warum wollen wir die Gründe wissen? Warum wollen wir tief in die Dinge eindringen und zu ihrem Urgrund vorstoßen? Warum? Weil man sich als Herr der Lage fühlt, wenn man für jedes Warum eine Antwort weiß. Dann kann man die Dinge manipulieren, dann gibt es keine Mysterien mehr, es gibt keine Ehrfurcht und keine Wunder mehr, man weiß alles – und hat das Wunder getötet. Der Verstand ist ein Mörder, er bringt alle Mysterien um. Der Verstand fühlt sich wohl bei leblosen Dingen. Mit irgendetwas Lebendigem fühlt er sich bedrängt, weil er nicht ganz Herr der Lage sein kann.

Das Lebendige ist immer unberechenbar. Die Zukunft eines lebenden Organismus kann nicht festgelegt werden, und wir wissen nicht, wo es hinführt, was geschehen könnte. Mit einem toten Gegenstand ist alles todsicher und festgesetzt. Man braucht sich keine Sorgen zu machen. Man lebt in Gewissheit. Alles zur Gewissheit zu machen ist der tiefe Trieb des Verstandes – weil der Verstand Angst vor dem Leben hat. Der Verstand schafft die Wissenschaften, um jeden lebendigen Keim abzutöten. Der Intellekt versucht Erklärungen zu finden, denn wenn man etwas erklären kann, ist das Mysterium aufgelöst. Ihr fragt warum und bekommt eine Antwort, dann ist der Verstand zufrieden. Aber was habt ihr damit erreicht? Ihr habt überhaupt nichts erreicht, ihr habt etwas verloren – das Mysterium.

Mysterien geben euch ein unbehagliches Gefühl, da ist etwas, das größer ist als ihr; etwas, was ihr nicht beeinflussen könnt, etwas, das ihr nicht wie einen Gegenstand benutzen könnt. Etwas Überwältigendes, Umwerfendes, etwas, dem ihr nackt und hilflos gegenübersteht, etwas, vor dem man ganz einfach verschwindet. Mysterien geben uns ein Gefühl des Todes, darum wird so viel warum, warum gefragt. Aber glaubt nicht, dass ich eure Frage vermeide; ich weiche nicht aus. Ich erzähle euch etwas über den Mechanismus des Verstandes und warum er fragt. Wenn du dir das Gefühl des Mysteriums bewahren kannst, will ich antworten.

Wenn das Gefühl des Wunderbaren, Rätselhaften bewahrt bleibt, ist eine Antwort ungefährlich, sogar nützlich. Dann wird euch jede Antwort in ein tieferes Mysterium führen. Dann wird das Ganze qualitativ völlig verschieden. Dann fragt ihr nicht, um eine Erklärung zu bekommen, ihr fragt, um tiefer in das Mysterium einzudringen. Es ist keine intellektuelle Neugierde, sondern eine Suche. Eine Suche nach dem tiefsten Wesen der Dinge. Seht ihr den Unterschied? Wenn ihr nach Erklärungen verlangt, bin ich der Letzte, der diese Wünsche erfüllt. Damit würde ich alles um euch herum abtöten, damit kann euch nicht geholfen werden.

Die Theologen haben selbst Gott in ein totes Ding verwandelt. Sie haben ihn zu Tode erklärt. Sie haben zu viele Fragen über Gott beantwortet. Darum ist Gott tot. Die Menschheit hat ihn nicht umgebracht, die Priester haben ihn umgebracht. Sie haben Gott so völlig rationalisiert, dass kein Mysterium mehr übrig blieb. Und was ist Gott, wenn kein Mysterium in ihm ist? Wenn Gott nur eine Theorie ist, kann man ihn analysieren, wenn er Glaube ist, kann man ihn annehmen oder ablehnen. Dann ist man selbst der Größere, und Gott ist bloß ein Teil des Mobiliars im Kopf. Ein totes Ding. Wenn ich zu euch spreche, denkt immer daran: Was auch immer ich sage, es soll eure Suche nicht abtöten, es ist nicht, um irgendetwas zu erklären. Es liegt nicht in meinem Interesse, euch Antworten zu geben. Im Gegenteil: Ich möchte eure Suche tiefer und gezielter ins Mysterium führen. Meine Antworten bringen euch tiefere Fragen, und dann kommt die Stunde, in der alle Fragen von euch abfallen. Nicht, weil endlich alle Antworten gegeben worden sind, sondern weil jede Antwort sinnlos ist.

Dann ist das Mysterium vollkommen, dann ist es überall, außen und innen, dann bist du ein Teil davon und schwimmst darin. Dann bist auch du ein mysteriöses Wesen geworden. Nur dann sind die Türen offen.

Jetzt will ich euch sagen, warum ich bei euch bin und warum ihr bei mir seid. Das erste: Ihr seid nicht nur jetzt bei mir, ihr wart auch schon früher bei mir. Das Leben ist eine ineinander greifende Kette, ein flussähnliches Fließen. Wir trennen das Leben in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, aber diese Trennung ist nur eine zweckdienliche Einrichtung. Das Leben ist nicht getrennt. Der Fluss des Lebens ist all-zeitlich, gleich-zeitig. Der Ganges an seiner Quelle, der Ganges, der durch die Berge fließt, durch den Himalaja, der Ganges in den Ebenen, der Ganges, wenn er sich in den Ozean ergießt, ist eins. Er ist gleichzeitig – ein Fluss. Ursprung und Ende sind nicht getrennt. Er ist ein Fluss, ein Fließen. Er ist weder Vergangenheit noch Zukunft, sondern ewige Gegenwart. Das muss man ganz tief verstehen: Ihr wart mit mir zusammen, und ihr seid mit mir zusammen. Es ist keine Frage der Vergangenheit. Wenn du ganz still sein kannst und den Verstand beiseite lassen kannst, wenn du eine weiße Wolke werden kannst, die über den Hügeln schwebt, nicht denkst, nur bist, dann wirst du es fühlen. Ihr wart bei mir, und ihr seid bei mir, und ihr werdet bei mir sein. Dieses Bei-mir-sein ist keine Angelegenheit der Zeit.

Jemand fragte Jesus: „Du sprichst über Abraham, aber woher weißt du denn über Abraham Bescheid? Eine lange Zeitspanne liegt zwischen den Leben von Abraham und Jesus. Tausende von Jahren.“

Und Jesus sprach ungeheuer mysteriöse Worte, das rätselhafteste, was er jemals gesagt hat. Er sagte: „Bevor Abraham war, war ich.“

Das Leben ist ewige Gegenwart. Wir waren hier und jetzt, ewig! Immer in verschiedenen Formen, selbstverständlich, in unterschiedlichen Gestalten, in verschiedenen Situationen. Aber immer waren wir hier, zu jeder Zeit, immer. Individuen sind Fiktionen, das Leben ist nicht aufgeteilt. Wir sind nicht wie Inseln, wir sind eins. Diese Einheit muss man fühlen. Und wenn du diese Einheit einmal fühlst, gibt es keine Zeit und keinen Raum mehr.

Auf einmal bist du jenseits von Zeit und Raum. Beides verschwindet und dann bist du. Nur du bist.

Jemand fragte Buddha: „Wer bist du?“

Buddha sagte: „Ich gehöre zu keiner Klasse, ich bin nur einfach da. Ich bin, aber ich gehöre zu keiner Kategorie.“

Jetzt, sofort, könnt ihr den tiefen Einblick haben!

Wenn man nicht denkt: Wer bin ich? – Wo ist dann die Zeit? Hm? Gibt es eine Vergangenheit? Gibt es eine Zukunft? Nein! Dann wird dieser Augenblick zur Ewigkeit. Der ganze Ablauf der Zeit ist nur ein weitreichendes Jetzt. Der gesamte Raum dehnt sich genau hier in alle Richtungen aus.

Wenn man also fragt: Warum bist du hier, oder, warum bin ich hier, dann ist die Antwort: weil es das einzige Sein ist, das es gibt. Ich kann nirgendwo anders sein, und ihr könnt nirgendwo anders sein. Auf diese Weise sind wir verbunden. Du magst es jetzt noch nicht verstehen, die Verbindungen sind nicht so klar für dich, weil dein eigenes Unterbewusstsein nicht klar für dich ist, weil du dich selbst in deiner Totalität nicht kennst. Du kennst vielleicht ein Zehntel deines Wesens, neun Zehntel liegen im Dunkeln. Du bist wie ein Wald mit einer kleinen Lichtung. Ein paar Bäume sind gefällt worden, und du hast dir einen kleinen Platz zum Leben freigeräumt. Aber jenseits der kleinen Lichtung ist dunkler Wald. Du kennst seine Grenzen nicht und fürchtest dich vor der Dunkelheit und den wilden Tieren und kommst nie aus deiner Lichtung heraus. Aber deine kleine Lichtung ist ein Teil des dunklen Waldes, du kennst nur einen Teil deines Wesens.

Ich sehe dich in deiner Gesamtheit, den ganzen Wald. Und wenn ich einmal eine Person in ihrer Gesamtheit sehe, dann sind alle anderen Personen darin enthalten, denn dieser Wald ist nicht getrennt. In der Dunkelheit verschwinden die Grenzen, treffen sich und werden eins. Ihr seid hier … Wenn ich meine Aufmerksamkeit nur auf ein einzelnes Individuum richte, verkleinere ich den Strahl meines Bewusstseins. Aber selbst wenn ich mich völlig auf einen Teil konzentriere, betrachte ich euch einfach, ohne euch zu sehen; einfach betrachten, dann seid ihr nicht mehr da.

Eure Grenzen verschmelzen mit denen eines jeden anderen. Und das ist nicht nur so zwischen Menschen, das ist so zwischen Menschen und Bäumen und Steinen, mit der Luft, mit allem. Grenzen sind Einbildungen. Darum bestehen auch Personen nur aus Einbildungen.

Ich bin hier, weil ich nirgendwo sonst sein kann. Das Leben wollte es so. Ihr seid hier, weil ihr nirgendwo sonst sein könnt, so wollte es das Leben für euch. Aber es ist schwierig, dies hinzunehmen – warum ist es so schwer, das hinzunehmen? Weil man es nicht ändern kann, und weil dann das Leben größer ist als man selbst. Wenn ich sage, dass ihr hier seid, weil ihr großartige Wahrheitssucher seid, dann fühlt ihr euch geschmeichelt. Wenn ihr hier seid, weil ihr große Suchende seid, ist das Ego mit Zufriedenheit erfüllt. Dann kannst du jederzeit gehen, wenn du willst. Dann bist du derjenige, der bestimmt. Du hast das Leben unter Kontrolle und wirst nicht vom Leben kontrolliert. Aber das sage ich nicht, ich sage, dass ihr hier seid, weil es das Leben so gewollt hat. Ihr könntet es nicht bestimmen, es ist nicht eure Wahl. Selbst wenn du von hier fortgehst, ist es nicht deine Wahl.

Wieder ist es das Leben, das es so gewollt hat. Wenn du entscheidest, hierzubleiben, dann ist auch das nicht deine Wahl. Es gibt keine Wahl. Eine Wahl ist nur möglich, wenn das Ego vorhanden ist. Wenn das Ego nicht gefüttert wird, fühlt man sich unzufrieden, ungemütlich. Darum gibt es zwei Wege zur Zufriedenheit, der erste ist, das Ego zu päppeln, der andere ist, es einfach völlig fallen zu lassen. Und vergesst nicht, dass der erste Weg nur zeitweise wirkt.

Je mehr man das Ego aufpäppelt, desto mehr verlangt es, und seine Forderungen kennen keine Grenzen. Darum sage ich euch, dass das Leben es so gewollt hat, dass ich hier bin und ihr auch. So ist es schon viele Male gewesen, und so wird es auch weitergehen. Wenn ihr das verstehen könnt, wird vieles sofort möglich. Wenn ihr das erkennt werdet ihr offener, weniger verschlossen, verwundbarer, empfänglicher. Dann habt ihr keine Angst. Dann kann das Leben durch euch hindurchströmen, dann ist das Leben wie ein Windhauch, und ihr seid ein leerer Raum.

Das Leben kommt und geht, und ihr erlaubt es. Alles zu erlauben ist das Geheimnis. Das Geheimnis der Geheimnisse.

Darum bestehe ich darauf, dass ihr nicht aus eigener, freier Wahl hier seid. Ich bin auch nicht hier aus meiner eigenen Wahl; soweit es mich betrifft, gibt es keine Wahl, denn ich bin nicht. Was euch betrifft, so mögt ihr euch in der Illusion befinden, dass ihr hier seid, weil ihr es so gewollt habt, aber das entspricht nicht den Tatsachen. Ich werde eure Egos nicht füttern, denn sie müssen zerstört werden. Die ganze Anstrengung geschieht, um euch zu vernichten. Wenn eure Grenzen vernichtet sind, seid ihr grenzenlos.

Jetzt, sofort, in diesem Moment kann das geschehen! Es gibt keinen Hinderungsgrund – nur euer Festhalten. Viele Leute kommen zu mir und fragen: „War ich früher schon bei dir?“ Wenn ich ja sage, freuen sie sich. Wenn ich nein sage, fühlen sie sich weggestoßen und deprimiert. Warum ist das so? Wir leben in Einbildungen. Ihr seid jetzt hier bei mir, das scheint nicht so wichtig zu sein; es scheint viel aufregender zu sein, dass ihr in der Vergangenheit mit mir zusammen wart. Und ihr verpasst den jetzigen Moment, in dem ihr wirklich bei mir sein könntet. Mit mir zusammen zu sein, ist keine Sache des Körpers. Du kannst an meiner Seite sitzen und doch nicht bei mir sein. Du kannst dich für viele Jahre an mich klammern und trotzdem keine einzige Minute bei mir sein. Denn bei mir sein heißt, dass du nicht bist.

Ich bin nicht, und wenn du auch nur eine einzige Sekunde nicht bist werden wir uns begegnen, zwei Leeren können sich begegnen. Vergiss das nie: Nur zwei Leeren können sich treffen, keine andere Begegnung ist möglich. Wo immer eine Begegnung stattfindet, zwei Leeren.

Das Ego ist hart, zu festgefügt, um in einer Begegnung zu verschmelzen. Man kann streiten, aufeinanderprallen, aber nicht sich begegnen. Man kann sich einbilden, dass dieses Aufeinanderprallen zweier Egos eine Begegnung ist. Ja, es ist eine gewisse Art von Begegnung. Man kommt zusammen, aber man kommt nie wirklich zusammen. Man trifft sich, aber man begegnet sich nicht wirklich. Ihr berührt einander und bleibt doch unberührt. Euer inneres Nicht-Sein bleibt ein jungfräuliches Land, bis dahin dringt ihr nicht vor. Nur wenn kein Selbst da ist, hat man den Zustand erreicht, den Buddha Anata – kein Selbst – nennt. Buddha ist völlig missverstanden worden.

In Indien redeten die Leute von Atma – das Selbst, das höhere Selbst. Alle waren auf der Suche nach dem höheren Selbst und wie man das letzte Selbst werden könne. Und dann kam Buddha und sagte: „Es gibt kein Selbst, das man erreichen kann, im Gegenteil, ihr müsst zum Nicht-Selbst gelangen!“ Das konnten die Inder nicht hinnehmen. Man hat Buddha aus diesem Land verjagt. Er wurde nirgends akzeptiert.

Ein Buddha wird überall vertrieben, wo er auch hingeht, weil er uns so tief trifft, dass wir es einfach nicht ertragen können. Er behauptet, dass wir nicht sind. Wenn kein Ego da ist, wenn ihr kein Ich-Gefühl habt, wenn ihr nicht über euch selbst nachdenkt, wenn kein Selbst da ist, wenn ihr leer seid, wenn nur ein Vakuum existiert, dann ist eine Begegnung möglich. Jeder, der fähig ist, leer zu sein, wird eins werden. Und dies ist der einzige Weg, eins zu werden mit dem All. Man kann es Liebe nennen oder Beten. Man kann es Meditation nennen – was ihr wollt.

Ihr seid hier, weil das Leben so geschehen ist. Ich bin hier, weil das Leben so geschehen ist. Diese Möglichkeit, nah bei mir zu sein, kann benutzt werden, kann diskutiert werden oder auch völlig verpasst werden. Wenn du sie verpasst, dann ist es nicht das erste Mal. Du warst schon viele Male bei mir, obwohl es vielleicht nicht genau ich war, der ich jetzt bin.

Viele Male warst du bei einem Buddha, und das bedeutet, bei mir. Viele Male warst du bei einem Jaina, bei Mahavir, und das bedeutet, bei mir. Du warst bei Jesus oder Moses oder Laotse, das heißt, du warst bei mir. Einen Laotse oder Buddha kann man nicht definieren, weil es Leeren sind, und zwei Leeren haben keine unterschiedlichen Eigenschaften. Du magst bei Laotse gewesen sein, und ich sage, du warst bei mir, denn es gibt keinen Unterschied. Ein Laotse ist ein Nichts. Zwei Nichts sind gleich, da gibt es keinen Unterschied. Aber ihr habt es verpasst, viele Male seid ihr daran vorbeigegangen, und ihr könnt es wieder verpassen. Vergesst nicht, dass ihr sehr clever und weise seid und alles schön ausgerechnet habt. Selbst wenn ihr an den Tatsachen vorbeigeht, tut ihr das auf sehr clevere Weise. Ihr rationalisiert es dann. Ihr sagt, dass da nichts zu gewinnen war, und findet Gründe, die Tatsachen zu verbergen.

Wenn ihr der Möglichkeit des Verfehlens gewahr werdet, ist eine Begegnung sofort möglich. Ich sage sofort – nicht nötig, es hinauszuschieben. Es ist bedeutsam, dass das Leben es so gewollt hat, dass ihr hier seid. Für Millionen Leute hat es das Leben nicht so gewollt. Ihr habt Glück, aber macht daraus kein Ego-Futter. Wenn euer Ego sich etwas darauf einbildet, und dadurch stärker wird, habt ihr einen unendlichen Schatz versäumt. Ihr seid gut dran, aber alle Möglichkeiten bleiben offen. Ihr könnt hineinwachsen oder abfallen. Diese Anziehung ist selten – aus verschiedenen Gründen.

Zum ersten: Es ist schwer, zu einem Menschen hingezogen zu sein, der völlig leer ist, sehr schwer, denn Leere hat keine starke magnetische Kraft. Man fühlt sich zu jemandem hingezogen, der irgendetwas hat. Warum sind wir angezogen von einem, der etwas zu bieten hat? – weil wir Wünsche haben. Wir wollen auch etwas zu bieten haben. Ihr seid angezogen von Politikern, die Macht haben, weil ihr machtgierig seid. Ihr wollt Macht. Darum wird jeder, der das hat, was ihr wollt, euer Idol, euer Held. Ihr seid hingezogen zu reichen Leuten, weil ihr arm seid. Tief im Innern begehrt ihr den Reichtum, darum wird der, der ihn hat, für euch zum Idol.

Warum sollte man sich zu jemandem hingezogen fühlen, der nichts hat? Da habt ihr Glück gehabt, es ist eine seltene Möglichkeit. Manchmal spielt das Leben so, dass ihr hingezogen seid zu einem, der nichts hat, der leer ist. Bei ihm könnt ihr nichts gewinnen, im Gegenteil, alles muss verloren werden. Es ist ein Glücksspiel. Ihr seid Glücksritter, deshalb seid ihr hier. Wenn ihr aber nicht alles aufs Spiel setzt, verpasst ihr die Chance. Dieses Glücksspiel kann nicht halbherzig gespielt werden, halbe Herzen werden nicht zugelassen. Das ist die Regel dieses Spiels.

Also haltet nichts zurück und investiert alles, was ihr habt. Natürlich ist ein Risiko dabei, und es ist gefährlich. Darum sage ich, dass es selten vorkommt, dass man sich zu einem Buddha oder Jesus hingezogen fühlt. Es sind immer nur sehr wenige Leute. Ihr wisst ja, dass Jesus nur zwölf Schüler hatte, sehr wenige. Und es waren einfache Leute, Fischer, Holzfäller, Bauern, ganz gewöhnliche Leute. Warum fühlten sich diese gewöhnlichen Leute zu Buddha oder Jesus hingezogen? Wirklich gewöhnlich zu sein, ist etwas ganz Außergewöhnliches, weil die Leute normalerweise auf einem Ego-Trip sind und hinter Reichtum, Macht und Ansehen herjagen. Ein Bauer, ein Fischer, ein Holzfäller, unbedeutende Leute, absolut gewöhnlich, die nicht hinter irgendwelchen Errungenschaften herlaufen, fühlen sich zu Jesus hingezogen. Wirklich gewöhnlich zu sein, ist selten; ganz und gar normal zu sein, ist wirklich etwas Außergewöhnliches!

Zen-Meister haben immer gesagt: „Werdet gewöhnlich, und dann werdet ihr außergewöhnlich sein.“ Jeder einfache Mensch versucht doch irgendwie, außergewöhnlich zu sein, aber das ist wiederum eine ganz gewöhnliche Sache. Bleibt doch einfach normal! Das heißt, dass man hinter nichts her ist, nichts erreichen will, in keinster Weise zweckorientiert ist, man lebt einfach von Moment zu Moment, schwebend. Das meinte ich, als ich sagte, „wie eine weiße Wolke schweben.“

Euer hier sein, ist etwas Besonderes, auch aus anderen Gründen. Der menschliche Verstand hat immer Angst vor dem Tod… Er klammert sich an das Leben. Er giert ständig nach Leben. Selbst im größten Elend klammert er sich ans Leben. Da ist eine große Todesangst, und wenn einer zu mir kommt, dann kommt er, um zu sterben, um sich aufzulösen. Ich werde wie ein Abgrund für ihn sein, ein bodenloser Abgrund, in den er fällt und fällt und fällt und nirgends ankommt. Wenn du in mich hineinsiehst, wird dir schwindelig. Wenn du in meine Augen schaust, blickst du in einen Abgrund, und die Todesangst packt dich – und dann das Fallen und Fallen. Denkt euch ein Blatt, das in einen Abgrund fällt, in einen unendlichen Abgrund ohne jeden Boden, sodass es niemals irgendwo ankommen kann, es kann nur verschwinden; fallen, fallen, fallen, und verschwinden.

Die spirituelle Reise hat einen Anfang, aber kein Ende. Du kommst zu mir, du fällst in mich hinein und versinkst in mir – und erreichst nirgends ein Ziel. Aber dieses Versinken ist ein Genuss, eine unvergleichliche Wonne. Es gibt kein größeres Entzücken, als das Entzücken des völligen Vergehens.

Wie ein Tautropfen vergeht, wenn am Morgen die Sonne aufgeht … Wie die Flamme einer Erdlampe in der Nacht, der Wind kommt, und die Flamme erlischt, und nur die Dunkelheit bleibt. Die Flamme verschwindet, man kann sie nirgends mehr finden. Genauso verschwindet ihr. Es ist selten, dass man den Selbstmord sucht, und das, was ich meine, ist wirklicher Selbstmord. Den Körper kann man jederzeit töten, aber nicht das Selbst. Hier aber seid ihr zum letzten Selbstmord bereit: das Selbst zu töten. Aber nun denkt nicht, dass diese Dinge Erklärungen seien, es sind keine. Ich bin immer gegen Erklärungen. Wenn es euch mysteriöser macht, weniger festlegt, dann ist es gut. Wenn sich der Verstand im Rauch auflöst, und ihr nicht mehr wisst, was was ist, das ist der beste Zustand.

So wie alle Wolken werden weiße Wolken vom Wind getrieben. Wo treibt der Wind gegenwärtig hin? Bietet unser Zeitalter besondere Möglichkeiten?

WEISSE WOLKEN WERDEN NICHT IN DIESEM SINN GETRIEBEN.