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Erzählung Das Wichtigste für ein Kind ist das Personal. Nach dem allgemeinen Verständnis Vater + Mutter. Sie sollen sich bemühen um Nahrung, Pflege und ein gewisses Maß an Unterhaltung. Wobei die Ansprüche des Kindes anders sind, als die des Personals untereinander. Die Auswahlkriterien sind viel einseitiger als die eines Kindes. Was einem manchmal so als Zweit-, Zusatz- und Ersatzmutter angeboten wird, ist Testosteron bestimmt und nicht von den Bedürfnissen eines Kindes. Meine 23 Mütter sind Geschichten von Eheschließungen, Ehescheidungen, Zwischenlösungen und Patchworkfamilien. Vom Hans Jakob Neuhauser - dem großen Didi – und von mir, dem kleinen Didi. Und von den Müttern, die alle mein Bestes wollten, aber eigentlich das Beste meines Vaters, seinen Didi.
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Seitenzahl: 252
Veröffentlichungsjahr: 2015
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MEINE 23 MÜTTER
1. DIE ERSTMUTTER
2. IN EINE FAMILIE HINEINGEBOREN
3. WIE EINE ZWEITE MAMA
4. BIS GUNDULA KAM
5. PARKBEKANNTSCHAFT
6. ALS BURGEL GING
7. DER MANN DER ERSTMUTTER
8. DIE FREUDEN DER CLARIBEL
9. DIE ZUSATZMUTTER
10. VERZWICKTE VERWANDTSCHAFTSVERHÄLTNISSE
11. Emelys Familienglück
12. HANNAS SPRACHLOSIGKEIT
13. DIE TRAUMFRAU
14. DIE KAHLE SCHWESTER
15. DIE BEQUEMLICHKEIT DER HAUSHALTE
16. MUTTERGEFÜHLE
17. VON DER VERLASSENHEIT DES SEINS
18. MUTTERS HÄNDE
19. DIE SUPPEN-FRAU
20. MAS GENÜSSE
21. KAMMERMUSIK
22. CELLO ODER KLAVIER
23. Nocturne
24. INSCHALLAH
25. Die sumerische Geliebte
26. EINE ART VON ERHOLUNG
27. EIN KRAKENLEBEN
28. AMARA UND IHRE SPATZELN
29. DIE ANTIKE LEBT
30. DER VERLUST
31. DIE ZEITEN DES VERLASSENSEINS
32. DIE WITWE
33. DIE FAHLGRAUE BEGEGNUNG
34. Die indische Mama
35. DIE ILLUSTRIERTE FRAU
36. DIE SCHATZI-MAMMI
37. SCHATZIS GEHEIMER NAME
38. SCHATZIS MÄDCHENPARTIE
39. DAS MUTTERTIER
40. DER MOND ALS WEIHNACHTSSTERN
41. DIE VOLLMUTTER
Der Künstler
kult[ur]geschichten
Bücher zur Kunst
Das Wichtigste für ein Kind ist das Personal.
Nach dem allgemeinen Verständnis Vater + Mutter. Sie sollen sich um Nahrung, Pflege und ein gewisses Maß an Unterhaltung bemühen.
Wobei die Ansprüche des Kindes an sein Personal anders sind, als die des Personals untereinander. Die Auswahlkriterien sind viel einseitiger als die eines Kindes.
Was einem manchmal so als Zweit-, Zusatz- und Ersatzmutter angeboten wird, ist Testosteron bestimmt und nicht von den Bedürfnissen eines Kindes.
Eine einzelne Mutter kann das nie bieten, was so vier, fünf Frauen können. Obwohl ich mir ja immer die Stabilität der Monogamie wünschte. Aber dazu war der Herr Neuhauser nicht geschaffen.
Meine 23 Mütter, sind Geschichten von Eheschließungen, Ehescheidungen, Zwischenlösungen und Patchworkfamilien.
Die Geschichten sind Berichte von der Suche in der Tradition des Don Giovanni und des Giacomo Casanova, von Johann Jakob Neuhauser, den die Frauen den großen Didi nennen und die Geschichte von mir, den sie Hans Dietrich Kevin nennen wollen, der aber seit dem Beginn seiner Existenz weiß, dass er der kleine Didi ist.
Und es sind die Geschichten von den Müttern, die alle mein Bestes wollten, aber eigentlich das Beste meines Vaters wollen, seinen Didi.
Meine Zeugung erfolgte nach dem gebräuchlichen Vater + Mutter + bald Kind Schema.
Soweit ich es erkennen konnte, hielten sich die beiden dabei streng an die anatomische Zeichnung des Coitus bei Leonardo da Vinci. Daraus schloss ich, dass es sich um sehr gebildete Leute handeln müsse. Man weiß ja in der ersten Lebensphase nicht sehr viel über die Beteiligten und muss aus kaum wahrnehmbaren Äußerlichkeiten auf das Ganze schließen.
In dem kleinen Genpaket, das ich als Spermium war, befand sich das gesamte Wissen aller Zeiten. Ich hab es im Trubel der folgenden Ereignisse wahrscheinlich vergessen, denn sobald sich Finger ausgebildet hatten und so auch blieben, musste ich wie alle anderen das Wissen des Internets nutzen. Das ist sehr viel, aber lange nicht das, was in den Genen gespeichert ist. Aber jetzt, in dem Moment der bemühten Anstrengungen der Zeugung, da wusste ich es noch und das ganze sich so dahin schlängelnden Gezeugs neben mir, wusste es wahrscheinlich auch: Die zwei wissen wie es geht.
Wir waren fast 40 Millionen in ca. 2 cm3 Ejakulat. Das drängelt und wimmelt ganz schön, wenn durch koordinierte Kontraktionen des Nebenhodengangs, des Samenleiters, der Samenblase, Prostata und Harnröhre, angetrieben von der Beckenbodenmuskulatur, das Sperma schubweise vorangetrieben wird.
Nur ich war schneller. Nicht so schnell wie die, die später Mädchen wurden, aber schnell genug und sehr überlegt ging ich es an und kam als Einziger ans Ziel meiner Bestimmung und so an den Anfang meines restlichen Lebens.
Wie in der Zeichnung des Leonardo, standen meine künftigen Ersteltern in eine Ecke gepresst. Sie hatte ein Bein angehoben und er schob sein Zeugungsorgan in sie hinein. Damit umging er die langwierige, jede Spontanität brutal abbrechende Suche nach einem romantischen, kuscheligen, womöglich auch noch teuren Quartier. Er hatte ja nicht die Absicht die ganze Nacht mit der Braut zu verbringen, vor allem, da er ja schon einmal mit ihr verheiratet gewesen war. Und das kinderlos und auch freudlos am Ende von dem, was man so eine Beziehung nennt. Aber jetzt, da bei der Party, hatte sie ihn wieder auf höchst angenehme Weise angeregt.
Ihren Busen, der sich unter dem kleinen Schwarzen wölbte, kannte er, er spürte ihn als haptische Erinnerung noch immer in seiner Handfläche. Ihr Lachen war spontaner, ungekünstelter und leichter, als er es in seiner letzten Zeit mit ihr erlebt hatte. Ihr Duft war genau das, wonach sein Organismus verlangte. Er war nicht zum Aufriss hergekommen, aber wenn er dazu Lust hatte, dann jetzt und das mit ihr.
Er wusste es nicht, aber die nachfolgende Reproduktion wurde vom Sexualzentrum in seinem Zwischenhirn ausgelöst. Deren Nervenimpulse wirken auf sympathische Nervenzellen im Lendenteil des Rückenmarks, das Ejakulationszentrum, deren Nervenfasern über den Nervus hypogastricus und Plexus pelvinus die Kontraktionen der Genitalgänge und zugehörender Organe, wie beispielsweise Samenleiter, Samenblase und Prostata auslösen.
Er hatte unbändige Lust auf eine Frau und ließ sie seine Kraft spüren; und sie hatte Lust auf den Mann, der ihr bei ihrem Zusammenleben so unerträglich und langweilig geworden war. Groß und breitschultrig stand er vor und in ihr, genau in der Größe zu ihr passend. Aber sonst hatte es früher nicht gepasst. Deshalb war es zwischen ihnen aus gewesen.
Aber jetzt dachte sie nicht an ihre vergangene Scheidung, sondern an die Gegenwart ihres gierigen, lustvollen Beisammenseins. Sie war auf Touren gekommen, wie er es früher immer gern gehabt hätte, aber jetzt, da in der Garderobe, zwischen den Wintermänteln und fast eingehüllt in einen Pelzmantel, in dieser animalischen Spontanität, mit den heruntergelassenen Hosen, da wollte sie ihn und das ganz. Es war nicht die Person ihres ehemaligen Mannes, den sie wollte, sondern ihn, den Mann im Manne und so stöhnte sie, komm schon Didi, bleib Didi, stoß zu Didi, gib‘s mir Didi, noch nicht, jetzt, jetzt.
Und seine Ejakulation ergoss sich in sie in einem Moment des Höhepunkts, den sie vorher nie mit ihm erlebt hatte. Didi du bist wirklich gut.
Es war erstaunlich, dass sie sich in diesem Moment der Sinnlichkeit, an kaum etwas in ihrer Ehe erinnerte, aber an Didi und das Gefühl, wenn er in sie eindrang, in ihr war, sie ihre Vaginalmuskeln anspannte und wieder losließ und Didi zu voller Leistung brachte. Kein Mensch nennt das Zeugungsorgan und wenn es auch nur als Lustorgan benutzt wird Penis, sie nannte ihn Didi. Immer schon, wieder vergessen, ungenannt in der letzten Zeit des gemeinsamen Haushalts. Und jetzt stieg es aus ihrem Unterbewusstsein wieder auf.
Und ich,nur aus einem ovalen Kopf mit der Erbmasse, einem kurzen Halsstück, einem Mittelstück mit den Mitochondrien, die als mein Motor zur Energiegewinnung dienten und die wie bei jedem anständigen Verkehrsmittel für die Fortbewegung sorgen. Und einem Schwanzstück, das durch peitschenförmige Bewegungen für meine Wanderung zur Eizelle sorgt.
Diese Eizelle zu finden ist reine Kopfarbeit. Denn ich rieche den Maiglöckchenduft der empfangsbereiten mütterlichen Eizelle und die spitze Kappe des Akrosoms ist voller Enzyme, die bei der Befruchtung die Ei-Membran auflösen und damit erst ermöglichen, dass ich mich mit ihr vereinige.
Ich spürte in diesem Moment, dass meine Mutter - von der ich nicht ahnte, dass sie nur meine Erstmutter sein würde - dass sie nach mir rief. Ihr inbrünstiges Didi-Gestöhne rief meinen Namen. Und deshalb siegte ich über alle anderen Spermien, die im sauren Milieu der Scheide umkamen und durch die Chemotaxis verschiedenster Stoffe meiner zukünftigen Mutter fehl geleitet wurden. Ich hatte es erreicht:
Hallo Mutter, hier bin ich.
Didi Neuhauser war zufrieden mit seiner Familie, in die er da hinein geboren wurde. Es war eine ganz normale Vater + Mutter + Kind Beziehung, auch wenn es noch nicht so weit war.
Die Eltern hatten jung geheiratet, die Verwandten fanden: viel zu jung. Aber heute werden die Jungen ja viel früher geschlechtsreif, sagte der Onkel – oder war es der Großvater? Und die Großmutter fand, auch da muss man seine Gelüste und Triebe unter Kontrolle halten und kann nicht gleich jedes Fräulein zur Frau machen.
Sie meinte damit: zur Ehefrau machen.
Der biologische Vorgang der Metamorphose vom Fräulein zur Frau, war ja meist schon in vorehelichen Beziehungen erfolgt. Großmutter ahnte es, wagte aber nicht es sich vorzustellen.
„Wollt ihr Kinder haben?“
„Schon, aber erst später. Ich bin mitten im Aufbau meiner Karriere“ sagte Johann Jakob.
„Und ich muss schauen, dass ich mich in den Betrieb so stark integriere, dass ich durch eine Schwangerschaft nicht ins Abseits komme. Ich muss so unentbehrlich werden, dass ich die kurze Zeit nach der Geburt von zu Hause aus arbeiten kann“ sagte Margit.
„Und ein bisschen was vom Leben, wollen wir ja auch noch haben“ sagten sie verständnisinnig.
Und der Großvater, oder war es der Onkel, ich war ja nicht dabei, ächzte: „Hörner abstoßen, was? He, he.“
„Sitten sind das“ murmelte die Großmutter. „Aber wenn ihr Hilfe braucht, kann ich ja einspringen.“ Und zu Margit, meiner künftigen Erstmutter, die nicht ahnte, dass sie das werden wird, flüsterte sie: „Und wenn du Frauenprobleme hast, komm nur.“
Margit bekam bald Frauenprobleme.
Nämlich die einer Scheidung. Sie wollte nicht dulden, dass, nur weil sie in der Firma mehr zu tun hatte, er auf die Piste ging und sich mit irgendwelchen Schlampen austobte. Er sah gut aus, und lüsterne Weiber kennen keinen Genierer und wenn er noch so verheiratet ist, wenn da so ein schwellendes Mannsglied sich beim Tanz an sie drückt. Und das in der Disco, wo jeder für sich alleine tanzt. Aber manchmal wird es doch eng, wenn sie will und er kann.
Dass er mit anderen das tut, das will wiederum Margit nicht und teilen kann sie schon gar nicht.
Er nahm es leicht, dachte sich, wozu den Ärger mit der angeheirateten Tussi, das was ich will, kann ich ohne Trauschein jederzeit haben. Und so trennten sie sich. Beide hatten ihr Einkommen, Kinder gab es keine, Alimentation war also nicht notwendig, so erfolgte die Trennung ohne großen behördlichen Aufwand, gegen geringe Gebühr. Aber einen Knick im Bewusstsein gab es schon.
Bei ihm entstand ein Hochgefühl der Freiheit, des bindungslosen Daseins. Ein freier Mann und eine freie Welt, das passt schon sehr gut, aber hallo, hervorragend zusammen. Er fühlte sich in seiner Männlichkeit und seiner Persönlichkeit mit jeder neuen Beziehung bestätigt.
Das sollte ihm bleiben, dass er diese Bestätigung für sein Wohlbefinden braucht.
Bei ihr gab’s den Knick in der ganz anderen Richtung. Eigentlich war sie verlassen worden, auch wenn sie seine Untreue als außerordentliche Verletzung empfunden hatte und sie ihm den Weisel gegeben hatte. Aber sie suchte die Ursache bei sich. Sie war nicht attraktiv genug, nicht partnerschaftlich genug, nicht erotisch erregend genug. Sie war nicht genug für einen Mann. Nicht genug für diesen Mann, nicht genug für die Welt. Sie war ein weibliches Nichts.
Und die Großmutter ergriff die Initiative. „Ihr habt zu jung geheiratet, viel zu jung. Aber jetzt bist du alt genug für diese Welt, nicht mehr Fräulein sondern Frau. Du musst deine Gelüste und Triebe nicht unterdrücken, du musst sie nur kontrolliert einsetzen. Geh zum Coiffeur, lass dir die Locken ondulieren, leg das Minimum an Schminke auf, das eine Frau braucht und ab in die Tanzschule, oder wo ihr jungen Leute hingeht.“
Und so kam es zur Wiederbegegnung der zwei, die wieder der gegenseitigen Anziehung erlagen. Spontan, also muss es echtes Gefühl sein, und in einer Intensität, wie sie es in ihrer Ehe nicht erlebt hatten. Die Folgen dieser Aufforderung können als bekannt vorausgesetzt werden. Das Erlebnis bei der Party in der Garderobenecke wuchs ja in ihr.
Es folgten Tage, ich war bereits an meinem biologischen Ziel und hatte es mir bequem gemacht, ohne dass irgendjemand von den Beteiligten es bemerkt hätte. Sie waren in jeder freien Minute beisammen, und das waren mehr Minuten, Stunden, Halbtage, als sie während ihrer vertraglich abgesicherten früheren Ehezeit verbracht hatten.
Und sie beschlossen, wieder zu heiraten.
Also wuchs ich ehelich heran. Dass ich heran wuchs, merkten meine Ersteltern, in zweiter Ehe elterlich verbunden, erst nach einiger Zeit.
Als sie Gewissheit hatten, gab es keine Alternative mehr, also gewöhnten sie sich an mich, ohne sich in ihrem gemeinschaftlichen reproduktiven Treiben einzuschränken. Aber ich saß fest und ließ keinen herein. Und dass mich meine Mutter liebte, das merkte ich an ihrem oftmaligen verlangenden rufen und stöhnen nach ihrem Didi.
Es ist schön, wenn man so erwartet und erwünscht ist.
Als die medizinischen Belege für meine Existenz vorlagen, gab es eine kurze Auseinandersetzung, ob sie das den absichtlich gemacht hätte und nur um ihn zu ärgern. Und sie bestand darauf, dass es ja ein Produkt ihrer beiderseitigen biologischen Zuneigung sei. Aber er war erst wieder zufrieden, als ich da war und er wegen seiner großen reproduktiven Leistung, und weil ich so ein kräftiger Knabe bin, und weil ich doch ihm so ähnlich sehe, und weil er doch ein echter Neuhauser sei, und ich natürlich auch, gelobt wurde. Er fand, dass er zu Besserem fähig sei, als zu so einem Schrumpelding, wie ich es in meiner Nachentbindungsphase war. Aber wenn man nicht alles selber macht…
Für meine Bequemlichkeit war gesorgt, die Ernährung war ausgewogen und auf mein Wachstum abgestimmt. Erst wurde ich gestillt, was ich sehr genoss, vor allem wegen der Darreichungsform. Dann entzog man mir die Mutterbrust, weil irgendwelche Zeitungsartikel schrieben, dass dadurch die Attraktivität der Brüste Schaden nehme, sie schlaff und für Herren unansehnlich würden. Ich konnte das nicht abschätzen, dazu fehlte mir die Lebenserfahrung, aber da auch mein Vater der Meinung war, meine Mutter solle sich wieder mehr um seine Bedürfnisse kümmern, als um die Ernährung des Kindes, wurde umgestellt. Es kam zu einem Kampf um die Mutterbrust. Ernährungsfragen wurden gegen Genusswünsche ausgespielt.
Aber die Industrie kam meiner Neigung zur Abwechslung sehr entgegen und entschied letztlich für die Ersatznahrung.
Ich erhielt ein industrielles Milchprodukt, das so angereichert ist, dass es jede Muttermilch um Längen überholte. Sie reduziert das Risiko von Allergien bei Veranlagung in der Familie, hilft bei Blähungen, Krämpfen und Verstopfung und eine andere Variante davon reduziert Aufstoßen und Spucken. Nur die Verpackung, musste Didi sich eingestehen, war weder so hautwarm, noch so haptisch angenehm. Pappkarton kann sich gegen schwellende Brüste nicht wirklich behaupten. Als dann die Phase der Milchbreie, Hirse-Reis, Apfel-Grieß, Weizen-Hirse-Hafer einsetzte, beschloss ich dringender nach echter Menschennahrung zu verlangen.
Meine Erstmutter und auch der Erstvater hatten dafür Verständnis, so bekam ich das, was auch sie aßen, in kleinen Portionen auf Plastiktellern mit lustigen Figuren, die dann, wenn Didi brav gegessen hatte, unter dem Gulasch oder dem Rostbraten –in kleine Happen geschnitten – oder dem Schnitzel mit Erdäpfel-Vogerlsalat hervor lugten. Mir war das egal, aber kindischen Eltern macht so etwas Vergnügen. Ich war da ganz tolerant.
Die Namenswahl bot den Ansatz zu Konflikten. Sie wollte etwas modisches, seine Familie etwas in der Tradition der männlichen Vorfahren. Man entschied sich für Hans Dietrich Kevin was im Zusammenhang mit Neuhauser ganz klangvoll war. Über den Rufnamen würde die Zukunft entscheiden.
Didi wusste, er würde Didi heißen. Er, also ich, würde Didi gerufen, so wie schon bisher, seit dem ersten Moment meiner Existenz, meiner Zeugung.
Noch konnte ich mich nicht wehren, aber ein Menschenrecht ist das auf den eigenen Namen. Diese Erkenntnis verdanke ich der Frauenbewegung, die dafür sorgte, dass jede Frau wählen kann zwischen dem eigenen Namen, dem des angetrauten oder einer Mischung aus beiden. Künstlerinnen konnten sogar einen für sich erfinden. Es ist fraglich ob die Norma Jean Mortenson ein Sexsymbol hätte werden können, wie sie es als Marilyn Monroe, kurz MM, geworden ist.
Oder Schriftsteller und Politiker. Die suchten sich einen Nome de guerre, einen Kriegsnamen. Wer will schon Wissarionowitsch Dschugaschwili heißen, wenn er sich Josef Stalin nennen kann. Man konnte zur Frau Broz sagen, wie geht’s denn ihrem Sohn? Außer für die Mutter war es wahrscheinlich nicht wichtig, wie es dem Herrn Broz geht. Aber wie es Tito geht, das konnte Politik machen und entscheidet über die Geschichte der Welt. Oder Maria Magdalena von Losch, das ist nicht übel, aber Marlene Dietrich das ist Legende, Hollywood und Kintopträume. Und irgendwann entschied sich für den kleinen Billy, der im Taufschein William Jefferson Blythe heißt, dass er den Nachnamen seines neuen Vaters annehmen muss und ab da hieß er Bill Clinton. Bis er auch auf Zeit diesen Namen verlor und nur mehr Mr. President genannt wurde, sogar von den Praktikantinnen die ihm nahe waren. Nur ich, ich musste mich erst durchsetzen, sprechen lernen, bis man mich endlich mit meinem richtigen Namen ‚Didi‘ nannte, den ich schon bei meiner Zeugung bekommen hatte.
„Wir sollten die Arbeit mit dem Kind aufteilen. Du kommst überhaupt nicht zur Ruhe, hast keine Zeit für mich, vom Didi will ich gar nicht reden. Und deinen Beruf nimmst du auch nicht für voll“ meinte mein Erzeuger.
„Willst du an drei Tagen in der Woche Kind versorgen, sauber machen, einkaufen gehen, zum Kinderarzt und in die Schwangerschafts-Nachversorgung?“
„Das gerade nicht. Wobei, ich könnt mich ja mit deinen Freundinnen mit dem Kinderwagen im Park treffen. Das klingt gar nicht so unerfreulich.
Nein, ich dachte mehr an eine kleine pummelige, pickelige Studentin, die bei ihrem ersten Auslandsaufenthalt neben dem Sprachstudium als Au-pair arbeitet.“
„Klein, pummelig, pickelig? Mein lieber Mann. Ich weiß nicht, wie sehr ich dir trauen kann, bei einer zweiten Frau im Haus.“
„Du kannst nie vergessen, was? Nur weil ich in unserer ersten Ehe einmal schwach geworden bin bei einer Anderen?“
„Bei einer Anderen? Bei allen, die auch nur entfernt einen Eisprung haben können oder einmal haben konnten. Da warst du auch zu älteren Damen sehr hilfsbereit.
Der Johannes Heesters hat über 100 Jahre alt werden müssen, um als Danilo alle Frauen, ob blond, ob braun, abzuschleppen. Das schaffst du in deiner treuesten, enthaltsamsten Zeit in zwei Monaten.“
Aber sie entschieden sich dann doch für eine Hilfe im Haus, was bei dem anspruchsvollen Säugling, also mir, wirklich nicht schaden kann.
„Aber mir kommt keine Amerikanerin ins Haus. Die kommen nur nach Europa, weil sie hier ohne BH gehen können. Und keine Französin, die sind alle viel zu arrogant und wollen nur französisch sprechen. Japanerin? Weiß ich nicht. Was weißt du von japanischen Aupairs? Auch nichts? Sind dir wohl zu dünnbrüstig und krummbeinig!“
Zaghafter Versuch seinerseits: „Und was ist mit einem Ostkind? Polin, Russin, Ukrainerin?“
„Ich weiß nicht. Die haben alle einen furchtbaren Akzent. Und dann lernt Kevin womöglich seine ersten Worte mit kyrillischem Zungenschlag.
Andererseits, die sind anspruchslos und wenn sie wie die Babuschkas aussehen, auch präventiv nicht dein Typ.“
So kam das Au-Pair Mädchen Jana aus der Ukraine, in mein Leben. Wenn meine Mutter mit Babuschka das Modell der hölzernen bunt bemalten, ineinander geschachtelten, eiförmigen russische Puppe gemeint hat, irrte sie. Die heißen nämlich Matrjoschka. Babuschka ist die Verkleinerungsform von Baba, und das bedeutet wörtlich übersetzt ‚Weib‘.
Und das war sie!
Die haben dort eine neue Züchtung seit dem Niedergang des Kommunismus, mehr Modell Barbie als Babuschka und das in der kalifornischen Baywatch-Ausführung.
„Ich bin Jana.“
Die Meinung meiner Ersteltern zu ihr war sehr gespalten, geradezu gegensätzlich. Meine Erstmutter lehnte sie ab, vom ersten Augenblick an hasste sie die Tschuschin. Und mein Vater spürte vom ersten Augenblick an das Gegenteil in den Drüsen: sie lieben. Nicht seelisch, nur körperlich.
Mich liebte Jana vom ersten Augenblick an. „Ich will sein wie deine zweite Mama. Ich werde dich ganz lieb haben“ versprach sie in mein Gitterbett und ich fand, dass es gut war.
Und zu meinen Ersteltern sagte sie: „Der Kleine ist doch soooo lieb.“ Und zu mir „Didididi, ich könnte dich immer nur nudeln.“
Sie hatte mich erkannt.
„Erstens heißt das knuddeln, und zweitens dafür haben wir sie nicht aufgenommen. Geknuddelt wird hier nichts und niemand.“ Und dabei sah meine Erstmutter mit dem vorwurfsvollen Verdachtsblick von ihr auf meinen Vater. „Verstanden?“ Das hatte nichts mit fremdsprachiger Verständnislosigkeit zu tun und war vor allem an ihn gerichtet.
Dann besprachen sie den Arbeitsablauf.
Vormittags, wenn meine Mutter im Büro war, aufräumen, allgemeine Kinderpflege von füttern bis wickeln. Bei Schönwetter eine Stunde in den Park gehen. Nicht ansprechen lassen, immer schön auf den Hauptwegen bleiben. Eventuell Einkäufe lt. Liste im Supermarkt erledigen.
Mittags Kevin versorgen, für den Mittagsschlaf bereit machen und einen kleinen Imbiss – Salat, Hüttenkäse, etwas leicht ohne Fett gebratenen Fisch – vorbereiten. Meine Mutter musste Abbauen, was sie mir an Körperfülle verdankt.
„Nachmittags haben sie ja Sprachkurs, obzwar, sie sprechen schon sehr gut Deutsch, wozu die Schule? Ah wegen der Aufenthaltsbewilligung.“
Abends das Baby versorgen. „Sie bekommen einen eigenen Fernseher ins Zimmer. Das ist gut, gell, das haben sie bei sich zuhause in der Tschuscherei nicht, so einen Komfort.“
„Sie können sich auch frei nehmen, abends.“ Sagte mein Vater sanft lächelnd, so gewinnend, wie nur er es konnte. Und er verströmte jede Menge Testosterone.
„Aber nur, wenn wir zu Hause sind, das wird aber nicht so oft vorkommen. Wir haben Verpflichtungen, gesellschaftliche, verstehen sie?“
„Sehrrr gut. Danke höflich. Mir ist Nachmittagsfreizeit auch genehmer. Wenn es recht ist.“
Dann sprachen sie noch über das Taschengeld und sie sagte, dass sie es nach Hause schicken will, für die Ausbildung ihrer Geschwister. Das rührte meinen Vater so sehr, dass er es sofort verdoppelt.
Jana räumte ihr Zimmer ein. Meine Erstmutter staunte nicht schlecht darüber, was man so an der Ostgrenze der Zivilisation trägt. Feinstes für drunter von Chantal über Passionata bis Agent provocateur. Hochexklusive Dessous und erotische Unterwäsche, Bustiers, Strapse, Korsagen, Wonderbra, wie sie selbst es noch nie gesehen hatte. Und alles so dünn und klein, dass es in dem nicht sehr großen Koffer Platz fand, neben einigen ganz exquisiten Überdrüber-Sachen.
„Mein lieber Schwan! So etwas trägt man bei Ihnen in der nachkommunistischen Wüste?“
„Nein, gar nicht, deshalb haben meine Freundinnen, die vorher schon Au-Pair waren, mir das alles auch geliehen für die Reise. Sie sagten, das ist westlicher Standard. Sie haben es auch geschenkt bekommen. Die Menschen sind sehr freundlich hier. Danke schön, vielmals, dass ich hier sein darf.“
Von mir kriegt sie so etwas nicht, dachte meine Erstmutter und voller Bitterkeit setzte sie zu sich gesprochen noch hinzu: In meinen abgelegten Sachen könnte sie als Fetzenkönigin gehen, vom Stillbüstenhalter ganz zu schweigen. Und sie beschloss, sich auch besseres Zeugs für unten drunter zu kaufen.
Sie erzählte meinem Vater in groben Andeutungen von dem, was Jana da auspackte. Und bedeute ihm, das sägezahnige Brotmesser drohend gezückt, gefälligst seine Augen und Hände von der Importwäsche und dem was da drinnen sein könnte, zu lassen.
Beim ersten Abendessen versuchte er mit dem Alltagsröntgenblick zu erkunden, was Jana unter ihrem Hauskleid trug, dass ihr meine Mutter verpasst hatte.
„Ich kann ihnen gern etwas von der Stadt zeigen,“ sagte er in seiner freundlichen, zuvorkommenden Art Fremden gegenüber.“
„Du zeigst ihr nichts, und sie zeigt dir nichts.“ Und damit drohte sie mit dem kleinen Tafelmesser genau so eindringlich wie zuvor mit dem Brotmesser.
„Aber wenn sie doch niemanden kennt hier.“
„Du wirst mich kennen lernen.“ Auch ein Dessertlöffel kann sehr bedrohlich wirken.
„Oh das ist sehr freundlich“ Jana lächelt ganz sanft, als hätte sie die kastrative Spannung nicht gespürt, die da aufkam. „Ich hab viele Adressen von meinen Freundinnen bekommen aus ihrer Au-pair-Zeit. Die werde ich betelefonieren. Danke schön, vielmals.“
Ich genoss Janas Aufmerksamkeiten und bemühte mich, ihr das Leben so angenehm wie möglich zu machen. Ich lachte glücklich, wenn sie mich beschmuste. Mein Vater wollte das auch, aber sie hielt ihn auf freundlichen Abstand. „Sie müssen wissen, es ist eine strenge Regel, nie mit einem Hausvater ein zu nahes Verhältnis zuzulassen. Das ist schlecht für das familiäre Miteinander. Sie verstehen?“
Und sie lächelte so warm, dass seine Drüsen auf Hochtouren arbeiteten.
„Gilt das auch für andere Männer, oder die Freunde der Familie?“
„Oh nein! Wenn die zu einem einfachen Mädchen nett sind, kann man das zulassen, das ist ja nichts Unanständiges.“
Das war der Moment, wo mein Vater beschloss in seinem Bekanntenkreis dafür zu werben, auch ein Au-pair-Mädchen aus der Ukraine aufzunehmen. Die sind so freundlich und gefällig.
Und dabei blieb es unter den aufmerksamen Kontrollblicken meiner Erstmutter. Janas Zimmer war Off-Limits, das Bad ebenso, Jana ging im Haus immer in züchtigem Hauskleid und schlief im übergroßen Flanellpyjama, den Mutter ihr besorgt hatte. Und wenn sie mit dem Kinderwagen ausfuhr, dann im dezenten Trenchcoat oder Straßenkleid.
Abends ging sie selten aus, dafür nutzte sie die Tagesfreizeit, wann immer ihr dies möglich war. Die meisten der Adressen in ihrem Reisebüchlein waren vor allem daran interessiert, sich tagsüber mit ihr zu treffen.
Und die Geldgeschenke, die sie so von freundlichen Menschen bekam, zusammen mit dem Taschengeld überwies sie in die Ukraine. Ihre Familie bekam einen Teil, ihre Freundinnen, die ihr die Adressen und Ausstattung mitgegeben hatte und die Vermittlungsstelle in der Ukraine.
Sie war sehr erfolgreich. Aber im Haus war sie die sittsamste und keuscheste weibliche Person. Ich fand, sie riecht immer sehr gut und sie fühlt sich noch besser an.
Von ihr wurden meine sehr frühkindlichen Empfindungen geprägt, meine Drüsen entwickelten sich durch sie vielfältig und ich lernte durch sie etwas fürs Leben. Man kann sich an eine Zweitmama schon sehr gewöhnen. Und das besondere an ihr - und der Unterschied zu allen künftigen Müttern die mein Vater so anschleppte - war, dass sie die einzige Frau war, die mein Vater auch nicht im übertragenen Sinn zu einer meiner 23 Mütter gemacht hatte. Ich war in meiner ersten Mutter und er in allen weiteren, nur nie in meiner Zweitmama.
Probleme gab es, als der Erstvater immer seltener zum Abendessen kam, weil er im Interesse der Karriere furchtbar viel arbeiten musste.
Die Karriere hieß Gundula, war blond, langbeinig, kurzrockig und seine Bürobeziehung. So lange sich seine erektive Gliederdystonie nur in Bewegungsstörungen und Verkrampfungen und Fehlhaltung seiner Schwellkörper im Büro abspielte, war es ja nicht weiter störend für den Familienbetrieb.
Sie, die Bürobeziehung, wollte wiederum im Büro nicht ihre Position als Chefsekretärin durch seine, von ihr durchaus genossenen Emotionalattacken gefährden. Also suchten sie für den Emotionalstoß-Abbau Orte auf, die ihnen als unverdächtig und geheim erschienen, die aber Mitarbeiter des Hauses durchaus auch aus den gleichen Gründen kannten und nutzten. Am praktischsten erschien ihnen der Waschraum. Zwar konnten sie die Tür im Zweikampf blockieren, allein das Gerumpel, Gepumpel und Gehampel erzeugte doch verräterische Geräusche. Es hatte aber den Vorteil, dass sie ihre Kleider und Frisur danach wieder aufs schicklichste ordnen konnte. Den Abstellraum dafür zu nutzen erschien beiden eher unwürdig. Zwischen Kübeln, Reinigungsmaterial und feucht riechendem Mopp war es zwar eine Möglichkeit die momentane Lüsternheit zu erfüllen, aber nicht lustig im Sinne von Lust.
Jetzt rächte sich, dass er aus Gründen der forcierten Männlichkeit einen schicken Oldtimer fuhr. Der MG B, Bj. 62, 95 PS, 4-Zylinder-Motor, machte zwar Eindruck bei seinen Kunden und bei Bräuten, war aber für die biologisch bedingte Zweisamkeit völlig ungeeignet. Er bedauerte, dass er sich nicht für einen 60er-Jahre Amerikaner entschieden hatte – aus Sparsamkeitsgründen. Aber es wäre doch ein bequemeres Schlafzimmer zwischen den Tankstellen gewesen, als der kleine Roadster. Als er in den unbequemsten möglichen Lagen versuchte ihre Wünsche und sich zu befriedigen, überlegte er im Handgemenge, ob er nicht unter dem Vorwand, dass das Baby nach einer Familienkutsche verlange, seiner Frau einen Citroen Espace oder einen Chrysler Voyager einreden solle.
Gundula war da weniger für eine spätere Anschaffung, sondern praktisch, wie sie als Assistentin des GF organisiert war, empfahl sie den nächsten Abend bei ihr zu genießen. Er war froh, dass sie nicht einen Hotelbesuch vorschlug, denn das wäre entweder zu billig in einer Absteige gewesen oder zu aufwändig in der Anonymität eines Großhotels.
Sie lebte in einer schicken Neubauwohnung, die ihr ein früherer Prokurist angemietet hatte. Als er seine Kraft und auch den Job im Betrieb verloren hatte, übernahm sie die Mietkosten selbst. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Er gab ihr nach dem Büro eine Stunde Vorsprung, die er nutzte, um zu Hause zu duschen und seinen Rasierwasser-Charme zu erneuern.
„Schatz, das Verkaufsgespräch wird heute länger dauern.“ Und ab und weg war er, bevor sich seine Frau für Details interessierte, die sie nichts angingen und er im Moment der vorauseilenden Erregung auch gar nicht fantasievoll genug beantworten hätte können.
Kavalier der er sein wollte, kaufte er am Bahnhof im vorüberfahren noch Blumen. Aber unerfahren wie er war, waren es die falschen für eine Frau wie Gudrun. Sie ist mehr der Bonsai oder Zimmerkalla Zantedeschia aethiopica-Typ.
Mensch, hat die Stil!
Das Appartement war von Designerqualität und gestylter Ordnung. Hätte sie die Blumen nicht in der ansonsten unbenutzten Küche im Abwaschbecken platziert, wäre der Gesamteindruck im Arsch gewesen, wie er sich eingestand.
Sie hatte zwei Gläser und eine Flasche Prosecco auf dem Tisch vor der Couch aufgebaut. Das Sitzmöbel selbst, war vom Einrichter mit Sachkenntnis für den Zweck ausgewählt, für den der Prokurist sie bestellt hatte.
Alles andere, als übereinander herzufallen wäre hier unmöglich und unbequem gewesen. Man konnte nicht wirklich darauf sitzen, aber sehr angenehm auf-, neben- und ineinander verschränkt liegen. Zeit zu haben und nicht auf verdächtige Bürogeräusche und Bewegungen achten zu müssen, brachte seine Hormone zu Höchstleistungen. Gundula kam und genoss es, und sie kam noch einmal und fand, er sei viel besser als in der Abstellkammer. Und sie sagte es ihm auch und er fand, dann müsse man es wiederholen. Und das taten sie an diesem Abend und einige Wochen lang immer wieder.
Danach ging er immer in ein verrauchtes Lokal, trank ein Bier für die eigene Atemluft und atmete die Raumluft als Sekundärraucher ein, bis er und die Wäsche neutral geräuchert waren. Das verhinderte unbequeme Fragen nach seinen abendlichen Aktivitäten.
Bei einem dieser nachträglichen Biere in der Räucherkammer des Wirtshauses überlegte er, dass er seinem freudlosen Eheleben ein Ende bereiten werde, um sich mit Gundula nicht nur zeitweilig und kurzweilig, sondern für immer zu verbinden. Er würde sich scheiden lassen und sich ehelich zu ihr gesellen. Und er beschloss, dies seiner Nochehefrau möglichst schonend, aber sofort und in aller Klarheit mitzuteilen. Sie wusste ja, wie sie mit einer Scheidung von ihm umzugehen hat. Es war ja nicht das erste Mal.
Er kam heim, meine Erstmutter erwartete ihn mit der Frage „Na, wie war’s?“