Meine Sprechstunde für Frauen, die mitten im Leben stehen - Christian Matthai - E-Book

Meine Sprechstunde für Frauen, die mitten im Leben stehen E-Book

Christian Matthai

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Beschreibung

Wie schön, wenn Ihnen ein Arzt gegenübersitzt, der keinen Chefsessel braucht – oder?! Statt einer Schnelldiagnose „von oben herab“ gibt es hier Aufklärung auf Augenhöhe: Der Gynäkologe, Ernährungs- und Sportmediziner Christian Matthai spricht aber nicht nur eine verständliche Sprache – er verbindet auch die unterschiedlichsten Heilmethoden zu den relevanten Gesundheitsthemen der Frau ab 40. Ob Ihnen Kopfschmerzen oder Schlafstörungen zu schaffen machen, ob sie abnehmen wollen, Probleme mit Haut und Haar haben, unter chronischer Erschöpfung oder Depressionen leiden – Dr. Matthai nimmt jedes Ihrer Anliegen ernst und gibt Ihnen ein gut sortiertes Bündel an Behandlungsmöglichkeiten in die Hand.

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Vorwort

LIEBE LESERIN,

um ans Ziel zu kommen, gibt es meist nicht nur einen Weg – das wissen und leben wir Tag für Tag und ganz selbstverständlich. Bei einem der wichtigsten Ziele, nämlich gesund zu werden und zu bleiben, scheint es aber oft, als würde der Wegweiser stets nur eine bestimmte Strecke vorschlagen. Zu viel Gewicht auf der Waage? Diät halten. Leben unter einer schwarzen Wolke? Antidepressiva schlucken. Migräne? Schmerzmittel einnehmen. PMS? Durchstehen.

Ja, sicher, wer übergewichtig ist und abnehmen will, muss die tägliche Kalorienzufuhr reduzieren, so viel steht fest, aber es gibt noch eine ganze Menge anderer Dinge, die man in dieser Angelegenheit bemühen kann. In eine Depression können viele Dinge führen – und viele Dinge wieder heraus, auch der Griff zu Psychopharmaka (aber eben nicht ausschließlich!). Gegen Migräne hilft mitunter ein Auffetten des Speiseplanes, mitunter die Pestwurz und die Tage vor den Tagen werden für manche Frau erträglicher, wenn sie sich z. B. mehr Magnesium gönnt oder die richtigen Hormone einnimmt (Sie müssen diese Zeit nicht einfach durchstehen!).

In meiner Praxis erlebe ich tagtäglich, wie unterschiedliche Mittel und Wege Heilung und Hilfe bringen – und so ist es mir ein besonderes Anliegen geworden, über die verschiedenen behandlungstechnischen Tellerränder zu blicken und im Sinne meiner Patientinnen das Beste aus allen Bereichen der Medizin einzusetzen.

In diesem Buch habe ich versucht, auch Ihnen, der Frau ab 40, ein Bündel an Möglichkeiten in die Hand zu geben, um die gesundheitlichen Herausforderungen dieses Lebensabschnittes bestens zu meistern. Finden Sie heraus, was Ihnen hilft!

Alles Gute,

IHR CHRISTIAN MATTHAI

Gewidmet meiner Frau Lisa sowie meinen Söhnen Levi und Luis.

Ich danke Euch von Herzen für Euer Verständnis, Eure Geduld und dafür, dass Ihr während meiner Arbeit an diesem Buch so viele Entbehrungen hingenommen habt.

Inhalt

Cover

Titel

Vorwort

Die Frau ab 40 – gelassen durch die nächsten Jahre

Ein gesundes Körpergewicht

Die schwierigen Tage vor den Tagen

Der hormonelle Wechsel

Die alternde Haut

Wenn das Haar streikt

Schilddrüsenunterfunktion und Morbus Hashimoto

Migräne

Chronische Erschöpfung

Schlaflos

Wenn die Seele erkrankt

Werden Sie eine gesunde Superagerin!

Vorlagen für Tagebücher

Über den Autor

Literatur

Impressum

Die Frau ab 40 – gelassen durch die nächsten Jahre

Sie stehen mitten im Leben, haben Ihren 40. Geburtstag hinter sich und stellen sich vielleicht die Frage, was sich in den nächsten Jahren auf körperlicher und damit verbunden auf psychischer Ebene für Sie verändern wird. Auch meine Patientinnen fragen mich oft, auf welche Einschnitte sie sich in diesem Lebensabschnitt einstellen müssen. Meine Antwort lautet dann stets: Es wird sich einiges tun, aber blicken Sie dieser neuen Lebensphase gelassen entgegen! Jede zweite Frau erlebt diese Zeit und im Speziellen die Wechseljahre symptomfrei – und sollten doch Beschwerden auftreten, suchen Sie sich Hilfe: Für jedes (Wechsel-)Problem gibt es eine Lösung.

Der hormonelle Wechsel und das Älterwerden sind eine vollkommen normale Sache und keine Krankheit.

MEINE BEHANDLUNGSANSÄTZE

Gesundheit ist und bleibt zuallererst immer eine Frage des Lebensstils – unter diesem Motto versuche ich meinen Patientinnen nahezubringen, wie viel sie vorsorglich selbst für sich tun können. Das gilt natürlich auch für jene Lebensphase, um die es in diesem Buch geht: Sie werden deshalb in den einzelnen Kapiteln viel darüber erfahren, was Sie durch Ihre Ernährung, Bewegung, Entspannung und dergleichen mehr für sich und Ihre Gesundheit, aber auch fürs „Jungbleiben“ tun können, denn eine adäquate Lebensweise ist auch die Anti-Aging-Maßnahme schlechthin.

Natürlich gibt es Situationen und Umstände, in denen der Griff zu Medikamenten das Richtige ist. Und gerade als Arzt bin ich sehr dankbar dafür, dass wir diese Möglichkeit haben. Dennoch ist es mir wichtig, nur dann Medikamente einzusetzen, wenn es wirklich notwendig ist – schließlich können diese die Leber und damit unseren Organismus belasten sowie oft unerwünschte Nebenwirkungen mit sich bringen.

In vielen Fällen helfen – neben den von mir so gerne und immer wieder propagierten Lebensstilmaßnahmen – auch schonende Mittel aus der Natur und das Ergänzen der Nahrung durch Vitalstoffe sowie, wenn es schon Medikamente sein müssen, die sanfteren Varianten, also etwa naturidente Hormone statt künstlicher.

MIKRONÄHRSTOFFE FÜR PRÄVENTION UND THERAPIE

Eine der Säulen meiner Behandlung ist die sogenannte orthomolekulare Medizin. Dieses Wissenschaftsgebiet rund um den Einsatz von Mikronährstoffen bietet mittlerweile zahlreiche gute Daten, die den komplementärmedizinischen Einsatz dieser Stoffe als sinnvoll erscheinen lassen. Zu den Mikronährstoffen zählen Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Pflanzenstoffe, Amino- und Fettsäuren und einige mehr (die Makronährstoffe heißen Eiweiß, Fette und Kohlenhydrate). Viele von ihnen sind an Stoffwechselwegen beteiligt, wirken als Cofaktoren im Rahmen enzymatischer Prozesse, sind Bausteine von Hormonen oder Bestandteil von komplexen immunologischen Vorgängen, die mit der Erhaltung unserer Gesundheit assoziiert sind. Eine ausreichende Versorgung mit Vitalstoffen stellt demnach die Grundvoraussetzung dar, um Krankheiten vorzubeugen bzw. physiologische Stoffwechselprozesse aufrechtzuerhalten. Selbst wenn es außer Frage steht, dass klassische Behandlungen oftmals die „First-Line-Therapie“ (also die erste Behandlungsstrategie nach einer Diagnose) darstellen, sollte der zusätzliche Einsatz von Mikronährstoffen zur Unterstützung von Heilungsprozessen keineswegs ausgeschlossen werden.

Häufig gelingt es sogar, Patientinnen durch die gezielte Gabe von Mikronährstoffen als Nahrungsergänzung die Einnahme von Medikamenten zu ersparen. An dieser Stelle möchte ich die Anwendung von D-Mannose (ein Mehrfachzucker in Granulatform) und Cranberryextrakt erwähnen. Beides kann einer Patientin mit beginnendem Harnwegsinfekt die Einnahme eines Antibiotikums ersparen.

ALTERNATIVMEDIZIN – SCHULMEDIZIN – KOMPLEMENTÄRMEDIZIN

Ich verfolge einen ganzheitlichen Behandlungsansatz. Bin ich deswegen ein Alternativmediziner? Nein, bin ich nicht. Ich habe meine Facharztausbildung an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde am AKH Wien absolviert, bin also auf jeden Fall einmal auch Schulmediziner. Im Laufe meiner Lehrjahre habe ich jedoch erkannt, dass sich der Blick über den Tellerrand immer lohnt – sowohl für mich als Arzt als auch für meine Patientinnen. Viele von ihnen begrüßen es, dass ich mich nicht nur mit der klassischen Gynäkologie beschäftige, sondern darüber hinaus mit den Themen Ernährung, Sport und Vitalstoffmedizin. Es ist mir ein Anliegen, die verschiedenen Welten der Medizin miteinander zu verbinden. In den Wurzeln komplementärmedizinischen Handelns steckt ja die Idee, zu ergänzen, wodurch die Schulmedizin unterstützt und manchmal sogar ersetzt werden kann. Ich habe diesen Weg für mich gewählt und empfinde ihn als den richtigen. Wenn ich mein Wissen an meine Patientinnen weitergeben und ihnen damit helfen kann, freut mich das umso mehr!

DAS ZIEL DER MIKRONÄHRSTOFFMEDIZIN

Bereits vor mehreren Jahrzehnten definierte der zweifache Nobelpreisträger Linus Pauling das Ziel der orthomolekularen Medizin als „die Erhaltung guter Gesundheit und Behandlung von Krankheiten durch die Veränderung der Konzentrationen von Substanzen im menschlichen Körper, die normalerweise im Körper vorhanden und für die Gesundheit erforderlich sind“.

Mangel trotz Überernährung

Es ist paradox: Trotz der globalen Überernährung besteht häufig ein Mangel an Mikronährstoffen. Ein Grund dafür kann eine einseitige Ernährung sein. Menschen, die sich vegan oder vegetarisch ernähren, haben beispielsweise ein erhöhtes Risiko für bestimmte Mangelerscheinungen, auch wenn sich der Verzicht auf oder zumindest die Reduktion des Konsums von tierischen Produkten (vor allem von Fleisch-und Wurstwaren) insgesamt als gesund und empfehlenswert erwiesen hat. Es ist aber in diesem Fall nicht nötig, die Ernährungsform zu wechseln. Wichtig ist lediglich, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln und bei Bedarf die bestehenden Mängel durch Nahrungsergänzungsmittel auszugleichen. Wer seine Spiegel messen lässt, weiß Bescheid.

Bei einer kurzfristigen, maximal zwei Monate dauernden Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ist man in den seltensten Fällen überversorgt. Möchte man ein Vitamin oder Ähnliches längerfristig einnehmen, sollte gemessen werden, um den Bedarf zu überprüfen. Eine Substanz, bei der ich dies auf jeden Fall machen würde, ist 5-HTP (5-Hydroxy-Tryptophan). Hier kann es theoretisch zu einem Serotoninsyndrom kommen – dieses entsteht, wenn man mit Serotonin überversorgt ist. Praktisch passiert das durch ein Nahrungsergänzungsmittel wie 5-HTP nie, gänzlich ausschließen kann man es aber nicht. In jedem Fall fände ich es am besten, wenn man sich vorab beraten lässt.

Bei der Einnahme von Pflanzen(-stoffen) wie Isoflavonen oder Ashwagandha beginnt man ohne vorherige Messung, da diese hier weder notwendig noch möglich ist.

KEY POINTS DER VITALSTOFFMEDIZIN

•Nur wer misst, kann Mangelzustände aufdecken und diese gezielt beheben.

•Beim Einsatz von Mikronährstoffen sollte immer zwischen präventiven und therapeutischen Dosen unterschieden werden.

•Durch den bedarfsgerechten Einsatz von Mikronährstoffen kann in vielen Fällen auf die Einnahme von Medikamenten verzichtet werden. Bei schwerwiegenden Erkrankungen soll die sinnvolle Einnahme von Medikamenten aber keinesfalls abgelehnt werden.

•Eine „Schritt für Schritt-Vorgangsweise“ (Nahrungsergänzungsmittel vor Medikament) ist für die meisten ein guter Weg.

KÜNSTLICHE VERSUS BIOIDENTE HORMONE

Mein therapeutischer Ansatz zur Behandlung von hormonellen Problemen umfasst klassische und bioidente Hormontherapien. Bei der klassischen Hormontherapie arbeitet man mit synthetischen Hormonen. Diese ähneln zwar unseren körpereigenen Hormonen, ihre chemische Struktur stimmt mit der menschlichen Hormonstruktur aber nicht überein (auch, wenn sie quasi „so tun, als ob“). Verabreicht werden künstliche Hormone als Verhütungspräparate, wie die Pille, die Hormonspirale oder die Drei-Monats-Spritze, oft kommen sie auch gegen Wechseljahrbeschwerden zum Einsatz.

Die bei der bioidenten oder natürlichen Hormontherapie verwendeten Substanzen sind in ihrer Struktur mit den menschlichen Hormonen identisch. Im Fall des bioidenten Progesterons beispielsweise wird dieses meist aus der Yamswurzel gewonnen. Im Grunde sind sie wie eine biologische Kopie, ein Schlüssel, der genau ins Schloss passt. Im Rahmen des hormonellen Wechsels bevorzuge ich persönlich den Einsatz bioidenter Hormone. Das ist aber Geschmackssache. Es gibt viele Gynäkologinnen und Gynäkologen, die auch im Wechsel synthetische Hormone verabreichen und damit gute Erfolge erzielen. Erfahrungsgemäß kann man jedoch sagen, dass was dem Körper bekannt und vertraut ist, in vielen Fällen auch besser vertragen wird. Es gibt aber Fälle (z. B. bei vorhandenen Eierstockzysten), in denen der Einsatz synthetischer Hormone zielführender ist.

Das Beste für jede Patientin

All diese Erkenntnisse motivieren mich jeden Tag aufs Neue, die richtige Therapie für jede Patientin mit Bedacht auszuwählen – entsprechend der Tatsache, dass wir alle Individuen sind, die auf Therapien unterschiedlich gut ansprechen und auch unerwünscht reagieren können.

GENDER-MEDIZIN UND GENDER-PHARMAKOLOGIE

•Expertinnen und Experten der Gender-Medizin erforschen, wie der Faktor Geschlecht auf die Entstehung und Behandlung von Krankheiten einwirkt. Auch wenn diesem Wissenschaftsgebiet erst seit Kurzem die notwendige Aufmerksamkeit geschenkt wird, weiß man inzwischen, dass das Immunsystem der Frau anders funktioniert als jenes des Mannes. Frauen sind anders krank als Männer, zeigen bei bestimmten Krankheiten ausgeprägtere Symptome oder erkranken öfter an Autoimmunerkrankungen wie Morbus Hashimoto. Bestimmte Krankheiten wie etwa Depressionen sind überproportional oft weiblich.

•Auch wenn das theoretische Wissen über die biologischen Unterschiede stetig zunimmt, so steckt das differenzierte Therapieren der Geschlechter nach wie vor in den Kinderschuhen. Die noch junge Gender-Pharmakologie konzentriert sich auf die für das jeweilige Geschlecht unterschiedlichen Wirkmechanismen, die Verstoffwechselung und die Verträglichkeit von Arzneimitteln. Aus den Untersuchungen der letzten Jahre weiß man, dass Frauen im Vergleich zu Männern mehr Medikamente verwenden, öfter unter Nebenwirkungen leiden und Arzneistoffe anders verstoffwechseln. Weil Frauen einen höheren Körperfettanteil haben, verweilen z. B. fettlösliche Arzneimittel länger im Körper. Das Ausschleusen aus dem Organismus verläuft bei Frauen generell langsamer als bei Männern und unterliegt zudem hormonellen Einflüssen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Acetylsalicylsäure (z. B. in Aspirin). Frauen verstoffwechseln diese etwa 30 bis 40 Prozent langsamer als Männer – wobei Frauen, die eine Antibabypille einnehmen, beinahe wieder die Eliminationskapazität von Männern aufweisen. Ein weiterer großer Unterschied zwischen den Geschlechtern liegt in der unterschiedlichen Ausstattung mit Andockstellen, über die diverse Botenstoffe ihre Wirkung entfalten.

Die meisten Frauen, die mit dem Wunsch, Gewicht zu verlieren, in meine Praxis kommen, wollen abnehmen, um wieder „Figur zeigen“ zu können. „Na ja“, werden Sie jetzt sagen, „was denn sonst?“ Nun, worauf ich hinauswill, ist Folgendes: Wir vergessen viel zu oft, dass es beim Thema Körpergewicht nicht nur ums Aussehen, sondern in starkem Maße um unsere Gesundheit geht. Schlanksein ist keinesfalls etwas, dass lediglich irgendwelchen ästhetischen Vorgaben genügen soll, es dient vielmehr dem Erhalt unserer Gesundheit. Denn eines ist gewiss: Man mag sich noch so ausgewogen ernähren, bringt man zu viele Kilos auf die Waage, lebt man ungesund.

Übergewicht: Wann ist es so weit?

Body-Mass-Index & Co

Das Körpergewicht geteilt durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat – so berechnet sich der Body-Mass-Index (BMI). Diese wohl bekannteste Kennziffer, um das Körpergewicht eines Menschen zu beurteilen, stellt allerdings nur einen groben Richtwert dar, lässt sie doch ein paar relevante Dinge vollkommen außer Acht: Alter und Geschlecht beispielsweise, aber auch die Zusammensetzung der Körpermasse, also wie sich Fett und Muskulatur verteilen. Sehr muskulöse Menschen können deshalb laut BMI fälschlicherweise als übergewichtig gelten.

Was aber ist Übergewicht? Wo beginnt es – und wo endet es und wird zur Fettsucht? Die Weltgesundheitsorganisation definiert Normalgewicht mit einem BMI von 18,5 bis 24,9 kg/ m2. Dazu eine kleine Beispielrechnung: Wenn Sie 1,70 Meter groß sind, bewegen Sie sich mit einem Gewicht zwischen etwas mehr als 53 und knapp 72 Kilo in diesem Normbereich. Als übergewichtig gelten Sie dann bis zu einem BMI von 30, ab da sind Sie adipös (in unserem Beispiel ab knapp 87 Kilo).

ADIPOSITAS UND GYNÄKOLOGISCHE TUMOREN

Es ist mir ein großes Anliegen, Ihnen vor Augen zu führen, dass Übergewicht und Fettleibigkeit – gerade in der Gynäkologie – wesentliche Risikofaktoren für die Entstehung von Krebserkrankungen darstellen. Schlank zu sein, verbunden mit regelmäßiger körperlicher Betätigung, ist die beste Grundlage der Krebsprävention. Denn ab einem Body-Mass-Index von über 30 steigt das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen signifikant:

•Nahezu 80 Prozent aller bösartigen Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut können mit Adipositas in Verbindung gebracht werden. Fettgewebe ist hormonell aktiv und so ist ein Überschuss daran häufig mit erhöhten Östrogenspiegeln verbunden. Das wiederum führt zu einem übermäßigen Stimulus an der Gebärmutterschleimhaut, was in krankhaften Wucherungen enden kann.

•Bei krankhaftem Übergewicht produziert der Körper nahezu immer unverhältnismäßig große Mengen Insulin – und Insulin ist ein wachstumsstimulierendes Hormon. Es begünstigt somit Zellwucherungen, die sich irgendwann zu – auch bösartigen – Tumoren formatieren können.

•Krankhaftes Übergewicht geht mit einer Erhöhung des relativen Brustkrebserkrankungsrisikos um 82 Prozent einher. Das entspricht einer Zunahme des relativen Risikos um zehn bis 32 Prozent pro 5 kg/m2 BMI-Anstieg!

•Zu guter Letzt wird auch das Rückfallrisiko bei bösartigen Erkrankungen durch Übergewicht und Fettleibigkeit signifikant erhöht.

Ein weiterer Messwert in Bezug auf das Körpergewicht heißt Waist-to-Height-Ratio (WHtR, Taille-zu-Größe-Verhältnis): Um diesen zu berechnen, dividiert man den Taillenumfang durch die Körpergröße. Im Gegensatz zum BMI wird hier auch die Fettverteilung berücksichtigt. Beim sogenannten „Apfeltyp“ sitzen die Fettpolster vor allem am Bauch, beim „Birnentyp“ an Gesäß und Oberschenkeln. Frauen sind vornehmlich den Birnentypen zuzuordnen – was von Vorteil ist, da der Apfeltyp mit einem höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes etc. rechnen muss.

Bis zum Alter von 40 Jahren sollte der WHtR-Wert unter 0,5 liegen, bis 50 Jahre unter 0,6, danach darf er etwas höher sein. Als Faustregel gilt: Der Taillenumfang darf die Hälfte der Körpergröße nicht überschreiten!

In einer Studie wurde verglichen, wie sich eine zentrale Adipositas („Apfeltyp“) im Gegensatz zu einer totalen Adipositas (in diesem Fall verteilt sich das Fett auf den gesamten Körper) auf die Anzahl der Lebensjahre auswirkt, die durch gesundheitliche Probleme verlorengeht („years of life lost“). Das Ergebnis war erschreckend: Bei einer 50-jährigen Frau mit einem BMI von über 40 – und das betrifft hierzulande immerhin drei Prozent der Frauen dieses Alters – mit einem Waist-to-Height-Ratio-Wert von 0,8 beträgt der Verlust beachtliche 8,2 Lebensjahre.

Was das Schlanksein schwer macht

Es gibt Menschen, die von Haus aus „gute Futterverwerter“ sind, bei ihnen sorgt also schon die Genetik dafür, dass sie leichter zunehmen. Auch andere Einflüsse, wie z. B. Stress oder hormonelle Störungen sowie die Einnahme von Medikamenten begünstigen eine Gewichtszunahme. Der Hauptgrund dafür ist jedoch, dass der Teller häufig zu viel enthält. Gerade ab 40 passiert das recht schnell – das heißt aber nicht, dass in dieser Lebensphase nichts gegen überzählige Kilos getan werden kann: Mit einer gezielten alters- und bedarfsgerechten Lebensstilmodifikation kommt frau auch schlank durch den Wechsel.

DER STOFFWECHSEL BREMST SICH EIN

Oft klagen Patientinnen in dieser Altersgruppe darüber, dass sie „gleich viel essen wie immer“ und dennoch an Gewicht zulegen oder das Abnehmen auf einmal viel langsamer vor sich geht als früher. Eine ganze Reihe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern hat sich mittlerweile des Themas angenommen, deshalb können Beobachtungen dieser Art auch gut belegt werden: So wurde bei einer Studie am University Hospital in Stockholm festgestellt, dass jene Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer, die ihre Kalorienaufnahme mit den Jahren nicht reduziert hatten, etwa 20 Prozent mehr Körpergewicht auf die Waage brachten. Gezeigt wurde auch, dass sich der Fettabbau mit zunehmendem Alter unabhängig von der Gewichtsentwicklung verlangsamt. Die „Moral von der Geschicht“ kann ich Ihnen leider nicht ersparen, auch wenn sie frustrierend sein mag: Will man nicht zunehmen, ist eine altersentsprechende Adaptation des Ernährungsverhaltens spätestens ab dem 40. Lebensjahr unabdingbar (der Energiebedarf nimmt bereits ab dem 25. Lebensjahr schleichend ab, ab dem 40. Lebensjahr wird das markant). Ja, der Kampf gegen die Kilos wird anstrengender – und irgendwann hat leider auch der Seniorenteller seine Berechtigung!

STRESS LASS NACH!

Bei Frauen, die meine Hilfe beim Abnehmen suchen, ist sehr oft auch chronischer Stress der Grund für Übergewicht und/oder Fehlernährung. Und diese Frauen sind leider in guter Gesellschaft: Bei etwa neunzig Prozent aller Menschen führt ein meist sehr belastendes Ungleichgewicht zwischen Beanspruchung und Entspannung zu einer gesteigerten Nahrungsaufnahme (und zu vermehrtem Alkoholkonsum). Stress fördert dabei nicht nur den Appetit, sondern auch den Wunsch nach Belohnung und Entschädigung für das, was man erdulden musste. Obendrein endet die zu hohe Ausschüttung des Stresshormons Cortisol in nachteiligen Stoffwechselveränderungen, die eine Gewichtszunahme zusätzlich begünstigen. Am Ende des Tages ist es also meist der Alltagsstress, der all das zunichtemacht, was man sich am Morgen noch fest vorgenommen hat.

AUS BRAUN WIRD WEISS

Wir kennen zwei Fettdepottypen, das weiße und das braune Fettgewebe. Braunes Fettgewebe verbrennt mehr Kalorien als weißes. Dies geschieht durch die Oxidation von Fettsäuren und die Wärmeproduktion (Thermogenese), für die das braune Fettgewebe verantwortlich ist.

Die Umwandlung von weißem in braunes Fettgewebe wird durch normal niedrige bis unterdrückte Spiegel des follikelstimulierenden Hormons (FSH) reguliert. Das FSH sorgt bei der Frau für das Heranreifen der Eizellen und die damit verbundene Östrogenproduktion. In den Wechseljahren verlieren die Eierstöcke sukzessive ihre Fähigkeit, Östrogen und Progesteron zu produzieren, was der Körper mit einer erhöhten Ausschüttung des FSH auszugleichen versucht.

Steigt im Rahmen des hormonellen Wechsels das FSH, verschiebt sich das Gleichgewicht zwischen braunem und weißem Fettgewebe zugunsten des weißen. Das führt zu einer Abnahme der Wärmeproduktion und damit verbunden zu einem geringeren Energiebedarf. Wer auf diese Veränderung nicht reagiert, nimmt zwangsläufig zu.

Wie eine Studie der Medizinischen Universität Wien, deren Ergebnisse im „Clinical Journal of Endocrinology & Metabolism“ publiziert wurden, zeigte, kann eine kurzzeitige, moderate Kältezufuhr Menschen mit braunem Fettgewebe helfen, 15 Prozent mehr an Kalorien zu verbrennen. Regelmäßige Wechselbäder oder der Sprung ins kalte Wasser nach einem Saunagang sind also durchaus geeignet, den Stoffwechsel anzuregen. Bedauerlicherweise sind diese Maßnahmen aber aus Mangel an braunem Fettgewebe irgendwann ungeeignet, das Abnehmen voranzutreiben. Ein kleiner Trost bleibt jedoch: Gesund sind sie trotzdem.

EIN NIEDRIGER SEROTONINSPIEGEL

Wer von Heißhungerattacken geplagt wird, weist oft zu niedrige Serotoninspiegel auf. Serotonin ist ein Hormon und Nervenbotenstoff und wirkt u. a. auch an der Regulation unseres Appetitverhaltens mit. Ein niedriger Serotoninspiegel geht mit einem gesteigerten Appetit auf Kohlenhydrate einher. Und wer zu große Mengen an Kohlenhydraten isst, nimmt oft rasch an Gewicht zu. Zudem führen niedrige Serotoninspiegel häufig zu Schlafproblemen (mehr dazu ab Seite 111) und Studien belegen, dass Menschen mit Schlafstörungen um durchschnittlich 20 Prozent mehr Kalorien zu sich nehmen.

HINWEISE AUS MÄUSEVERSUCHEN