Meine Woche mit Gott - Christiane Rösel - E-Book

Meine Woche mit Gott E-Book

Christiane Rösel

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Beschreibung

Zeit für mich – Zeit für Gott. Stille sein, beten, in der Bibel lesen, zur Ruhe kommen. Wie schön wäre das! Wohin aber mit dieser Sehnsucht mitten im turbulenten Alltag? Wie kann ich Gott erleben in einer ganz normalen Woche: Zwischen Wäschebergen und Supermarktkasse, auf dem Weg zur Arbeit, beim Mittagessen, den Hausaufgaben oder zwischen zwei Terminen? Meine Woche mit Gott: Das bedeutet ein Bibelabschnitt für eine Woche. Vielleicht lese ich ihn einmal, zweimal – oder auch jeden Tag. Zeit zu lesen, zu verweilen, zu verstehen. Dazu gibt es persönliche Auslegungen von verschiedenen Autorinnen mit Fragen und Impulsen für den Alltag. Mit der Bibel durchs Kirchenjahr: Als roter Faden orientiert sich die Auswahl der Bibeltexte am Kirchenjahr. Sie beginnen am 1. Advent und enden mit dem Ewigkeitssonntag. Das Kirchenjahr ist wie ein Weg Gottes mit uns Menschen. Es ist offen für unsere Fragen und Lebensthemen: Sehnsucht und Erwartung, Hoffnung und Zweifel, Vergebung und Neubeginn. Zu diesen Texten des Kirchenjahres gibt es einige ausgewählte inhaltliche Schwerpunkte (Am Anfang. Das Vaterunser. Das Buch Ruth …) Ergänzt werden die Lesungen durch Artikel, die die Spiritualität des Kirchenjahres beschreiben.

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Christiane Rösel (Hrsg.)

MeineWoche mit Gott

MIT DER BIBEL DURCHS KIRCHENJAHR

www.bibellesebund.net

Impressum

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

2. Auflage

© 2016 Bibellesebund Verlag, Marienheide

© 2022 der E-Book-Ausgabe

Bibellesebund Verlag, Marienheide

https://www.bibellesebund.de/

Autor: Christiane Rösel (Hrsg.)

Titelfotos: Tasse © eternaldreative – iStock.com, Kerze © sarsmis – stock.adobe.com, Kreuz © duckycards – iStock.com, Körner © Printemps – stock.adobe.com

Titelgestaltung: Gisela Auth

Layout des E-Books: Inge Neuhaus

Printausgabe: ISBN 978-3-95568-191-3

E-Book: ISBN 978-3-95568-484-6

Alle Bibelverse, wenn nicht anders vermerkt

Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe,

© 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Gute Nachricht Bibel, durchgesehene Ausgabe,

© Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

BasisBibel. Das Neue Testament und die Psalmen

© 2012 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Neue Genfer Übersetzung. Neues Testament, Psalmen und Sprüche,

© 2015 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Abkürzungen der Bibel-Übersetzungen

LUT=Lutherübersetzung

GNB=Gute Nachricht Bibel

NGÜ=Neue Genfer Übersetzung

Hinweise des Verlags

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des Textes und der Bilder kommen.

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https://ebooks.bibellesebund.de/

Inhalt

Titel

Impressum

Vorwort

Artikel: Das Kirchenjahr – mein Kirchenjahr … eine persönliche Entdeckungsreise

1. Sonntag im Advent

2. Sonntag im Advent

3. Sonntag im Advent

4. Sonntag im Advent

Christvesper

1. + 2. Weihnachtstag

1. Sonntag nach dem Christfest

Artikel: Zwischen den Jahren

Silvester

Neujahr

Epiphanias | Fest der Erscheinung des Herrn

1. Sonntag nach Epiphanias

2. Sonntag nach Epiphanias

3. Sonntag nach Epiphanias (der Heiden Heiland)

Letzter Sonntag nach Epiphanias (Bibelsonntag)

5. Sonntag vor der Passionszeit

4. Sonntag vor der Passionszeit

3. Sonntag vor der Passionszeit | 70 Tage vor Ostern, Septuagesimae (Lohn und Gnade)

2. Sonntag vor der Passionszeit | 60 Tage vor Ostern, Sexagesimae (Der vierfache Acker)

Sonntag vor der Passionszeit | Estomihi (Der Weg zum Kreuz)

Artikel: Fasten – ein Fest für Leib und Seele!

Aschermittwoch

1. Sonntag der Passionszeit | Invokavit (Versuchung)

2. Sonntag der Passionszeit | Reminiszere (Gott und Mensch)

3. Sonntag der Passionszeit | Okuli (Bereit zum Verzicht)

Artikel: Quasimodo – Wie bitte, was? Die Sonntage im Kirchenjahr

4. Sonntag der Passionszeit | Lätare (Für euch dahingegeben)

5. Sonntag der Passionszeit | Judika (Das Lamm Gottes)

6. Sonntag der Passionszeit | Palmsonntag (Einzug des Königs)

Artikel: Die Karwoche

Gründonnerstag

Karfreitag

Karsamstag

Osternacht

Ostersonntag (Tag der Auferstehung des Herrn)

Ostermontag

1. Sonntag nach Ostern | Quasimodogeniti (Die neue Geburt)

2. Sonntag nach Ostern | Misericordias Domini (Der gute Hirte)

Artikel: Wir feiern ein Fest!

3. Sonntag nach Ostern | Jubilate (Die neue Schöpfung)

4. Sonntag nach Ostern | Kantate (Singet)

5. Sonntag nach Ostern | Rogate (Betet!)

Christi Himmelfahrt

6. Sonntag nach Ostern | Exaudi (Die wartende Gemeinde)

Artikel: Pfingsten – Geburtstag der Kirche

Pfingstsonntag | Tag der Ausgießung des Heiligen Geistes (Geburtstag der Kirche)

Pfingstmontag

Trinitatis | Tag der Heiligen Dreifaltigkeit

Schwerpunkt: Aller Anfang – Die Urgeschichte

1. Sonntag nach Trinitatis

2. Sonntag nach Trinitatis

3. Sonntag nach Trinitatis

4. Sonntag nach Trinitatis

Schwerpunkt: Das kleinste Schlachtfeld der Geschichte – Die Josefsgeschichte

5. Sonntag nach Trinitatis

6. Sonntag nach Trinitatis

7. Sonntag nach Trinitatis

8. Sonntag nach Trinitatis

9. Sonntag nach Trinitatis

Artikel: Alltagsspiritualität – Exerzitien im Alltag

Schwerpunkt: Das Vaterunser-Gebet

10. Sonntag nach Trinitatis (Das Vaterunser I)

11. Sonntag nach Trinitatis (Das Vaterunser II)

12. Sonntag nach Trinitatis (Abraham – Wege und Umwege des Glaubens)

13. Sonntag nach Trinitatis

Schwerpunkt: Ende und Neuanfang – Das Buch Rut

14. Sonntag nach Trinitatis

15. Sonntag nach Trinitatis

16. Sonntag nach Trinitatis

17. Sonntag nach Trinitatis

Artikel: Erntedank – Lebensdank

Erntedankfest

Schwerpunkt: Arbeit – Verantwortung und Verheißung

19. Sonntag nach Trinitatis

20. Sonntag nach Trinitatis

21. Sonntag nach Trinitatis

Artikel: Reformation – oder: Was bedeutet die Entdeckung Luthers heute?

Reformationstag in Wittenberg

Schwerpunkt: Die Liebe bleibt!

22. Sonntag nach Trinitatis

23. Sonntag nach Trinitatis

24. Sonntag nach Trinitatis

Artikel: Die Farben der Feste

Drittletzter Sonntag im Kirchenjahr

Vorletzter Sonntag im Kirchenjahr

Buß- und Bettag

Letzter Sonntag des Kirchenjahres | Ewigkeitssonntag

Die Autorinnen

Vorwort

Meine Woche mit GottMit der Bibel durchs Kirchenjahr

„Was für eine tolle Idee“, meinte eine Frau zu mir, als ich dieses Buch plante. „Echt, nach so etwas suche ich schon lange.“ Eine Woche lang Zeit zu haben für einen Bibeltext. Mit diesem Text unterwegs zu sein. Zeit für mich – Zeit für Gott. Stille sein, beten, lesen, zur Ruhe kommen. Wie schön wäre das! Wohin aber mit dieser Sehnsucht mitten im turbulenten Alltag? Wie kann ich Gott erleben in einer ganz normalen Woche: zwischen Wäschebergen und Supermarktkasse, auf dem Weg zur Arbeit, beim Mittagessen, bei den Hausaufgaben oder zwischen zwei Terminen?

Meine Woche mit Gott: eine andere Art des Bibellesens. Es bedeutet: ein Bibelabschnitt für eine Woche. Vielleicht lese ich ihn einmal, zweimal – oder auch jeden Tag. Zeit zu lesen, zu verweilen, zu verstehen. Dazu gibt es persönliche Auslegungen von verschiedenen Autorinnen mit Fragen und Impulsen für den Alltag.

Mit der Bibel durchs Kirchenjahr: Die Auswahl der Bibeltexte orientiert sich am Kirchenjahr als rotem Faden. Es beginnt am 1. Advent und endet mit dem Ewigkeitssonntag. Die Bibeltexte sind zum größten Teil die für den entsprechenden Sonntag vorgeschlagenen Predigttexte. Das Kirchenjahr ist wie ein Weg Gottes mit uns Menschen. Es ist offen für meine Fragen und Lebensthemen: Sehnsucht und Erwartung, Hoffnung und Zweifel, Vergebung und Neubeginn. Zu diesen Texten des Kirchenjahres gibt es einige ausgewählte inhaltliche Schwerpunkte (Am Anfang. Das Vaterunser. Das Buch Rut …).

Die Auswahl der Bibeltexte anhand des Kirchenjahres und die Texte der Schwerpunkte behandeln wesentliche Fragen unseres Glaubens: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Wie kann ich jetzt und heute Gott vertrauen und mit ihm mein Leben und meinen Glauben gestalten? Ergänzt werden die Wochenbeiträge durch Artikel, die Impulse zur Spiritualität des Kirchenjahres geben.

„Ich lese die Bibel – die Bibel liest mich!“, diesen Satz habe ich vor Kurzem entdeckt. Seitdem lässt er mich nicht mehr los. Bibellesen ist ein Dialog, da geschieht etwas. Ich komme ich Bewegung. Und je mehr ich mich auf die Suche mache – um das Überraschende im Vertrauten zu entdecken –, desto mehr kann ich erleben. Dabei ist es nicht einfach verfügbar. Aber auf den Weg machen möchte ich mich. Es ausprobieren. Vielleicht mit dem Leitwort von Scripture Union (des Internationalen Bibellesebundes): „Dein Wort ist eine Leuchte für meinen Fuß und ein helles Licht für meinen Lebensweg!“ (Psalm 119,105).

Haben Sie selbst Lust, es auszuprobieren? Dann wünsche ich Ihnen, gemeinsam mit allen Autorinnen, eine spannende Entdeckungsreise.

Sommer 2016

© Konstantin Yuganov – Fotolia

Das Kirchenjahr – mein Kirchenjahreine persönliche Entdeckungsreise

Von Christiane Rösel

© Christian Schwier – Fotolia.com

„Sag mal, würde dir etwas fehlen, wenn es das Kirchenjahr nicht geben würde?“, fragte ich meine Freundin vor Kurzem. „Nein, eigentlich nicht. Na ja, Weihnachten und Ostern – aber sonst?“ Was würden Sie darauf antworten? Spielt das Kirchenjahr für Sie eine Rolle? Hat es vielleicht sogar eine spirituelle Bedeutung und damit auch etwas mit Ihrem Glauben und wie Sie ihn leben zu tun?

Wieder feiern lernen

Ohne das Kirchenjahr wäre jeder Sonntag gleich. Wir würden lediglich Sonntag und Alltag, Arbeit und Urlaub unterscheiden. Das Kirchenjahr unterbricht diesen Ablauf mit einem Zyklus von ganz verschiedenen Festen. Und wir feiern nicht irgendetwas, sondern bei jedem Fest erinnern wir uns an einen speziellen Aspekt im Leben Jesu. Das Kirchenjahr ist also gewissermaßen ein Gang durch die Geschichte Gottes mit uns Menschen. Feste hatten schon zur Zeit des Alten und Neuen Testaments ihren Platz – geplant und ungeplant wurde gefeiert. In der Geschichte vom verlorenen Sohn in Lukas 15 steht: „Wir wollen ein Fest feiern und uns freuen!“ Der Sohn findet zurück zum Vater. Und der lädt nicht zu einer Bibelstunde ein, sondern sie machen sich schick, tischen kräftig auf und feiern ein Fest.

Genauso gehörten regelmäßige Feste im Volk Israel zum Jahresablauf. Mit dem Passafest (5. Mose 16,1) erinnern sich die Israeliten z.B. an den Auszug aus Ägypten. Sie haben gefeiert und sich erinnert. Feiern und erinnern – genau wie im Kirchenjahr heute.

Ich gebe zu, dass es Feste gibt, die mir näher liegen und auf die ich mich richtig freue. Dazu gehört besonders die Adventszeit. Hier liegt etwas in der Luft, das mich einlädt, meinen Glauben wirklich zu feiern. Ohne „Wie soll ich dich empfangen“ und „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“ wäre mein Glaube nicht das, was er ist. Und so packen wir alle Jahre wieder unsere inzwischen schon zerfledderten Weihnachtsliederbücher aus und singen. „Wenn ich nach Hause komme, habt ihr dann auch Lust zu singen?“, meinte unser Sohn, als er vom Studienort zu Besuch kam. Eine schöne Tradition, die wir zwar ein bisschen durch die Teenagerjahre retten mussten, die uns heute aber gemeinsam Spaß macht. Und Heiligabend ohne Lukas 2 wäre einfach auch nicht Heiligabend. Genauso wenig kann ich mir Karfreitag ohne „Nun gehören unsere Herzen ganz dem Mann von Golgatha“ vorstellen. Aber das sind Teile des Kirchenjahres, die mich eigentlich schon lange begleiten. Dazu kam in den letzten Jahren eine Entdeckung, die man unter dem Motto „Der Festkreis als Lebenshilfe“ zusammenfassen könnte. Was verbirgt sich dahinter?

Der Festkreis als Lebenshilfe?

Das Kirchenjahr thematisiert alle Glaubenswahrheiten – und das jedes Jahr neu. Natürlich gibt es ermutigende Themen und solche, die mich herausfordern, denen ich in einem ersten Impuls eher ausweichen würde: Karfreitag auszuhalten und nicht schon gedanklich beim Osterfest zu landen, ist nicht so leicht. Den Buß- und Bettag und den Ewigkeitssonntag würde ich selbst wohl auch nicht wählen. Und doch – auch diese Themen gehören zu unserem Leben dazu, und im Kirchenjahr haben sie ihren Platz.

Jeder Aspekt meines Lebens, alle fröhlichen und schweren Erfahrungen, alles ist in diesem Kreis aufgenommen. Der Festkreis als Lebenshilfe lässt nichts Wesentliches aus. Mir hat diese Entdeckung geholfen, Bibeltexte und Lieder neu und stärker wahrzunehmen, die sich mit den Festen im Kirchenjahr beschäftigen. Aber in einem zweiten Schritt auch zu fragen: Welche Lebensfragen und Themen verbinden sich noch mit diesen Festen? Wo kann es mir helfen, mich ihnen auch einmal neu zu stellen?

Einige Gedanken dazu:

Advent: Sehnsucht, Erwartung

Weihnachten: Geburt und Neugeburt

Fastenzeit: Klärungszeit, inneren Halt finden, Genießen und Verzichten

Palmsonntag: Begeisterung und Jubel

Gründonnerstag: Enttäuschung, Abschied, Unverstandensein

Karfreitag: Verlassenheit, Schmerz, Verzweiflung

Ostern: Hoffnung, Zweifel, Durchbruch

Himmelfahrt: Trennung, Lösung, Verantwortung

Pfingsten: Begeisterung, Mut, Bewegung

Erntedank: Dank, Freude, Genießen

Reformation: Widerspruch, Kritik, Aufstand

Buß- und Bettag: Schuld, Vergebung, Neubeginn

Ewigkeitssonntag: Verlust, Abschied, Hoffnung

Diese Beobachtung hat mir geholfen, das Kirchenjahr wirklich auch als eine Chance wahrzunehmen, mir Fragen zu stellen, die ich so nicht aussuchen würde. Und doch merke ich, dass mir zum Beispiel eine vorgegebene Klärungszeit in der Fastenzeit jedes Jahr wieder guttut. Mich freiwillig und so ganz aus mir selbst heraus dazu zu motivieren, diese Kraftanstrengung wäre manchmal vermutlich zu viel. Aber es wahrzunehmen, wenn es kommt, das geht.

Lebens-Übungs-Weg

So ist das Kirchenjahr für mich zu einer Art Lebens-Übungs-Weg geworden. Jedes Jahr komme ich an derselben Stelle vorbei, aber jedes Mal ist es neben manchem Vertrauten auch ein bisschen anders. Diese Mischung aus bekannt und doch neu hilft mir zur Veränderung. Nein, es ist keine grundlegende Rundum-Erneuerung, und doch sind es manche Einsichten, die mir helfen und auch etwas verändern. So habe ich das Erntedankfest noch einmal neu für mich entdeckt. Ich bin keine fleißige Hobbygärtnerin, ziehe keinen eigenen Salat, und Tomaten kaufe ich auf dem Wochenmarkt. Trotzdem gibt es doch so etwas wie Saat und Ernte in meinem Leben: Was ist geworden? Worauf kann ich dankbar zurückschauen? Erntedank heißt für mich auch so viel wie Arbeitsdank und Lebensdank. Wenn ich Bilanz ziehe, die Spreu vom Weizen trenne, wird mir doch deutlich, wie sehr und wofür ich dankbar bin: Menschen, mit denen ich mein Leben teile; ein schönes Zuhause; eine Arbeit, die mir Freude macht – zumindest meistens, und ja, auch immer mehr als genug zu essen. Und wenn wir dann im Gottesdienst singen: „Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn, drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn!“ – dann merke ich, wie vieles in meinem Herzen mitklingt und wofür ich dankbar bin … und das aus guter Gewohnheit gerne auch jedes Jahr wieder neu.

So ist das Kirchenjahr für mich mehr als eine Reihe erwarteter und zugemuteter Feste. Es ist wirklich zu einem Glaubensweg geworden. Ein Weg, auf dem Gott etwas verändert in meinem Herzen. Wenn Gott zu Abraham in 1. Mose 17,1 sagt: „Wandle vor mir und sei ganz!“, dann spiegelt dieser Vers etwas davon wider, was hier passiert. Ich bin unterwegs, aber ich bleibe nicht dieselbe. Im Gehen wandelt, verwandelt sich etwas auf diesem Weg durch ganz unterschiedliche Erfahrungen. Licht und Schatten – beides gehört dazu. Und beides spiegelt sich auch im Kirchenjahr wider. Diese realistische Perspektive ist es auch, die ich so ermutigend finde. Jochen Klepper, dessen Texte mich immer wieder trösten und ermutigen, hat das Kirchenjahr einmal als eines der größten Kunstwerke der Menschen bezeichnet: „… Gott hat sich dazu bekannt und gewährt es Jahr für Jahr; schenkt es in immer neuem Licht, als begegnet es einem zum ersten Mal.“

Impuls

Welches Fest im Kirchenjahr mögen Sie am liebsten? Woran liegt das wohl? Wo hat sich ein Fest im Laufe Ihres Lebens verändert? Was feiern Sie heute anders? Gibt es ein Fest, dem Sie bisher am liebsten ausgewichen sind?

Jedes Jahr – jedes Kirchenjahr – holt uns etwas wieder.

Das Warten auf Gottes Kommen,

das Staunen über Gottes Ankunft im Stall,

das Entsetzen über seinen passiven Widerstand am Kreuz,

die Freude über seinen Sieg über den Tod zu Ostern,

die Begeisterung über die Mobilisierung seiner Nachfolger zu Pfingsten:

Wir können uns das alles wiederholen.

Denn ewiges Wiederholen kann auch heißen:

Ewiges wieder-holen.

Christina Brudereck

Bibellesen – leben aus der Quelle

© АленаОзерова – Fotolia.com

Einstimmen

Ich komme zur Ruhe und mache mir bewusst: Gott ist da. Ich bin da. Mit allem, was ich bin, darf ich vor ihm sein.

Eintauchen

In einer offenen Haltung lese ich den Bibeltext. Ich lese mehrmals, langsam, vielleicht auch laut, und lasse ihn auf mich wirken. Vielleicht schaue ich ihn mir auch in verschiedenen Übersetzungen an.

Einlassen

Ich nehme mir Zeit, den Text zu bedenken und ihm nachzuspüren:

Welche Gedanken und Gefühle löst er in mir aus?

Welcher Satz, welches Wort fesselt meine Aufmerksamkeit?

Welche Bilder kommen in mir auf?

Welche Fragen habe ich?

Was berührt mein Herz?

Wie möchte ich darauf reagieren?

Entfalten

Was hat Gott mir gezeigt? Welchen Impuls nehme ich mit in meinen Alltag?

Gott, du selbst bist die Quelle,

die uns Leben schenkt.

Deine Liebe ist die Sonne,

von der wir leben.

Psalm 36,10

Morgen

Im Rücken die Nacht

weitet der Tag sich

vor mir

Du reibst mir

den Schlaf aus den Augen

Dein Lächeln

erhellt mein Gesicht

und vor allem Schaffen

und in allem Tun

darf ich einfach sein:

nahe bei Dir

Mittag

Mittagsmomente

im Zenit dieses Tages

Zeit für die Frage

wohin mich treibt

was ich treibe

Ich schieb meine Hand

in die Deine

und such Deinen Blick:

Zeig mir Dein Ziel

Abend

Am Ende des Tages

lasse ich alles Tun

lege Leichtes und Schweres

Dir in die Arme

Erschaffen

Misslingen

und auch

was noch fehlt

Du schließt den Kreis

sagst:

Es ist gut

© Texte, Skulpturen und Fotos: Cornelia Grzywa (www.grzywa.de)

1. Sonntag im Advent

Macht die Türen auf, macht die Herzen weit

Psalm 24

„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit!“ Dieses vertraute Adventslied singe und liebe ich, seit ich Kind war, auch wenn ich lange nicht verstanden habe, was es bedeutet. Der Bezug zu Psalm 24,4-7 liegt nahe. Der Liederdichter hat aber weitere Bibelverse und theologische Einsichten in diesem Lied zum Ausdruck gebracht. Der Psalm und dieses Lied gehören einfach zusammen. Im Mittelpunkt steht Vers 7:

Macht die Tore weit unddie Türen in der Welt hoch,dass der König der Ehre einziehe!

Advent bedeutet: Ich mache mich bereit, Jesus zu empfangen! Manchmal ist das aber gar nicht so leicht. Es passiert auch nicht einfach von selbst. Vielleicht bedeutet es, etwas wegzuräumen. Einen Raum zu schaffen, damit er kommen kann. Momente in meinem Alltag, in denen ich Zeit habe, ihm zu begegnen. Jesus mein Herz hinzuhalten. Oft bete ich dann mit Worten aus diesem Lied:

Komm, o mein Heiland, Jesu Christ,

meins Herzens Tür dir offen ist.

Ach zieh mit deiner Gnade ein;

dein Freundlichkeit auch uns erschein.

Dein Heilger Geist uns führ und leit

den Weg zur ewgen Seligkeit.

Dem Namen dein, o Herr,

sei ewig Preis und Ehr.

Georg Weissel

„Komm, o mein Heiland, Jesu Christ!“ Komm doch jetzt, mitten in mein volles Leben. Bei dir möchte ich ausruhen, auf dich will ich hören. Bitte sprich doch zu mir. Meine Tür ist offen. Herzlich Willkommen! – Nicht immer wird es sofort ruhig. Stille kann ich nicht befehlen. Aber ich möchte sie suchen – heute und immer wieder in diesen Tagen. Mich freuen, wenn es gelingt – aber geduldig und barmherzig sein, wenn es noch nicht so klappt. Mir Zeit nehmen für Gott – und für mich.

Christiane Rösel

Impuls

Vielleicht haben Sie an diesem Adventssonntag Zeit,

dieses Lied noch einmal in Ruhe zu lesen oder es sogar zu singen?

Gibt es eine Strophe, die Sie besonders anspricht?

Welchen Zuspruch Gottes nehmen Sie mit in die neue Woche?

Adventszeit.

Zeit, um Türen zu öffnen.

Die des Adventskalenders.

Und die des Herzens.

Tina Willms

Gebet

Vater im Himmel, ich öffne dir die Tür meines Herzens,

ich tu die Tore meiner Seele auf.

Du musst nicht erst klopfen und lange vor der Tür stehen,

ich warte schon auf dich.

Zieh ein und bring deinen Glanz mit,

deine Wärme soll all meine Zimmer erfüllen

und dein Licht alles Dunkle vertreiben.

Zieh ein, mein Gott, nimm Wohnung,

und nicht nur vorübergehend, nicht nur als Gast.

Erfülle mich, Gott,

dass ich bei dir und mir zuhause bin.

Amen.

2. Sonntag im Advent

Wo ist hier bitte schön Advent?

Lukas 21,25-33

Advent stelle ich mir anders vor, als es in diesem Bibeltext beschrieben ist. Er wirkt nicht im Geringsten wie ein adventlicher Text. Statt heimeliger Atmosphäre und Kerzenstimmung malt uns Jesus hier ein Endzeitszenario vor Augen: Vom Verzagen und Vergehen ist da die Rede. Vom Bangesein der Völker und vom Brausen des Meeres. Wenn wir das heute lesen, dann fallen uns Bilder von Naturkatastrophen ein. Vielleicht die Bilder eines Tsunamis, dessen Wogen alles hinweggespült haben, was Menschen sich an Existenz aufgebaut hatten. Oder Szenen nach einem Erdbeben, dessen Erschütterungen nicht nur Häuser, sondern Menschenherzen tief gezeichnet haben. Solche Ereignisse sind nicht berechenbar. Wir sind ihnen hilflos ausgesetzt und haben keinerlei Einfluss auf sie.

Wo ist hier bitte schön Advent zu finden? Sind das nicht völlige Gegensätze: Advent und Endzeit? Nicht unbedingt, denn mitten in diesen Schreckensbildern steht eine Verheißung: Wenn dies alles geschieht, dann „seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht“ (Vers 28). Der Advent – Gottes Ankunft in dieser Welt – ist inmitten eines Untergangsszenarios zu finden. Nie ist die Ankunft Gottes, nie ist die Erlösung näher als dann, wenn wir meinen, dass alles ins Wanken gerät. Dennoch: Bis dahin heißt es warten und aushalten.

Advent ist Warten. Unser Erleben passt oft noch nicht zusammen mit den Verheißungen: Warten auf den richtigen Job, den richtigen Partner, die ersehnte Schwangerschaft, endlich mehr Zeit für mich oder für die Familie etc. Warten kann mühsam und schmerzhaft sein. Warten ist Leben in der Unerfülltheit und ein Ersehnen von Veränderung.

Was gibt mir Hoffnung? Jesus macht es an einem einfachen Beispiel klar: Ein Baum schlägt aus – ein einfaches Naturgesetz. Das Ausschlagen der Bäume ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Temperatur steigt und der Frühling kommt. Dieser Vergleich zeigt, dass es doch eine gewisse Berechenbarkeit gibt. Wir müssen zwar damit rechnen, dass im Leben auch Schweres und Trauriges auf uns zukommt. Aber wir können ganz sicher davon ausgehen, dass gerade dann der Anbruch von Gottes neuer Welt nahe ist.

Vielleicht schneiden Sie in diesen Tagen einen Hoffnungszweig (Barbarazweig) von einem Baum ab und stellen ihn in eine Vase. Solche Zweige überbrücken die kalten und dunklen Tage. Draußen scheint alles erstarrt – leblos und kahl wie dieser Zweig. Viele Tage lang ist keine Veränderung zu sehen. Geduld ist gefragt. Hoffen, auch wenn es nicht so aussieht. Einmal wird dieser Zweig blühen.

Elisabeth Berner

Advent ist die Zeit der Erschütterung,

in der der Mensch wach werden soll

für sich selbst.

Alfred Delp

Was macht mir Angst und

welche inneren Berge stehen vor mir?

Was lässt mich hoffen?

3. Sonntag im Advent

Barmherzigkeit zu Besuch

Lukas 1,67-79

Zacharias wurde die Geburt seines Kindes vom Engel angekündigt. Wen wundert’s – er konnte es nicht glauben und war sprachlos. Er brauchte Zeit – die Zeit einer Schwangerschaft, um glauben und sprechen zu können. Das Heil ereignet sich nicht plötzlich senkrecht von oben, sondern wird vorbereitet, erwartet, wächst heran als ein Kind im Körper der Mutter – und kommt dann zur Welt. Dieses Warten, Erwarten ist Teil meines Glaubens. Manches braucht Zeit. Vorbereitung. Aber es liegt nicht nur an meiner Vorbereitung. Es gibt auch andere, dir mir den Weg weisen – Propheten, Zeugen. Wie bei Zacharias, dem Priester des Alten Bundes.

Zacharias (sein Name heißt: Gott gedenkt) besingt Gott als Gott seines Volkes (Vers 68-75): Besuch, Befreiung, Errettung von den Feinden, heiliger Bund, Eid, den er Abraham geschworen hat. Im zweiten Teil seines Liedes besingt er zwei besondere Kinder: seinen Sohn Johannes und Jesus selbst, den Sohn des Höchsten (Vers 76-79). Gott schickt seinen Sohn und erbarmt sich damit über diese Welt. In Jesus zeigt sich Gottes Erbarmen – so beschreibt das Lukasevangelium das Leben und Handeln Jesu.

… durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes,

durch die uns besuchen wird das aufgehende Licht aus der Höhe,

damit es erscheine denen, die sitzen in Finsternis und Schatten des Todes,

und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.

Vers 78-79 LUT

Das ist meine Lieblingsstelle. Nicht nur, dass die Lichtsymbolik besonders gut in die Adventszeit passt. Bei uns im Flur hängt in dieser Zeit immer ein Herrnhuter Stern. Schon am frühen Abend schalte ich ihn ein, und sein warmes Licht tut mir einfach gut. Nun habe ich nicht das Gefühl, dass es in meinem Herzen besonders dunkel ist. Und doch – immer wieder kenne ich auch solche Momente, in denen sich Schatten auf meine Seele legen. Andere erleben das vielleicht noch deutlicher. Und dort hinein strahlt diese Barmherzigkeit Gottes. Nichts kann sein Licht aufhalten. „Es werde Licht“ – das war Gottes erstes Wort, als er die Welt erschaffen hat. Und dieses Licht scheint jetzt.

Christiane Rösel

Noch manche Nacht wird fallen

auf Menschenleid und -schuld.