Menschenjäger - Karl May - E-Book + Hörbuch

Menschenjäger E-Book und Hörbuch

Karl May

4,4

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Beschreibung

Kairo ist Ausgangspunkt dieser fesselnden Orienttrilogie. Sie schildert eines der schlimmsten Kapitel der Weltgeschichte: das Problem des Sklavenhandels. Bis in die Nubische Wüste verfolgen Kara Ben Nemsi und sein Diener Ben Nil zusammen mit dem "Reis Effendina" einen Sklavenzug. Die vorliegende Erzählung spielt Ende der 70er-Jahre des 19. Jahrhunderts. "Menschenjäger" ist der erste Teil der Trilogie "Im Lande des Mahdi". Fortsetzungen sind: "Der Mahdi" (Band 17) "Im Sudan" (Band 18)

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Seitenzahl: 736

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Zeit:15 Std. 0 min

Sprecher:Heiko Grauel

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KARL MAY’s

GESAMMELTE WERKE

BAND 16

MENSCHENJÄGER

Im Lande des Mahdi

Erster Band

REISEERZÄHLUNG

VON

KARL MAY

Herausgegeben von Dr. Euchar Albrecht Schmid

© 1952 Karl-May-Verlag

ISBN 978-3-7802-1516-1

KARL-MAY-VERLAG

BAMBERG • RADEBEUL

1. Murad Nassyr

Die Siegreiche, ,El Kahira‘ und ,Bauwâbe el bilad esch schark‘, das Tor des Orients, so nennt der Ägypter die Hauptstadt seines Landes. Wenn auch die erste Bezeichnung längst nicht mehr am Platz ist, so besteht die zweite doch zu Recht. Kairo ist wirklich die Pforte des Orients. Als solche ist es dem Andrang westlicher Einflüsse am meisten ausgesetzt, und die einst ,Siegreiche‘ ist so altersschwach geworden, dass sie ihnen kaum mehr zu widerstehen vermag. Sie wird von Jahr zu Jahr fränkischer und da, wo ein hoch gestellter Europäer einfach niedergestochen wurde, nur weil er behauptete, dass der Sultan die Aja Sofia in Stiefeln betrete, kann heutzutage jeder Giaur die fünfhundertdreiundzwanzig Moscheen Kairos besuchen, ohne gezwungen zu sein, seine Füße zu entblößen.

Shepheards Hotel, das ,Neue Hotel‘, das Hotel d’Orient, das Hotel du Nil, das Hotel des Ambassadeurs und zahlreiche öffentliche Kosthäuser, Cafés und Einkehrstätten bieten dem Fremden völlige Befriedigung aller Bedürfnisse, die ihm die Heimat anerzogen hat. Aber sehr viel muss er dafür bezahlen, und wer wie ich nicht über die Einkünfte eines englischen Lords verfügt, dem ist anzuraten, sich von diesen Versammlungsorten europäischer Krösusse möglichst fern zu halten.

Freilich ist dieser Rat leichter gegeben als befolgt, denn wer als Fremder die erwähnten Häuser meiden und doch in Kairo leben will, ist gezwungen, sich bei Eingeborenen einzumieten, und muss, wenn er sich nicht täglich und stündlich betrügen lassen will, die Verhältnisse des Landes kennen und wenigstens leidlich gut Arabisch sprechen. Auf die Ehrlichkeit der Dolmetscher und Diener darf sich niemand verlassen. Ja, man kann einem Diener ein Vermögen anvertrauen und wohl darauf rechnen, dass er nichts entwendet; dafür aber wird er bei jedem kleinen Einkauf, den er besorgen muss, seinen Herrn um einige Para oder gar Piaster betrügen und solche Verluste, so unbedeutend sie auch im Einzelnen sind, ergeben mit der Zeit eine ansehnliche Summe.

Mit den Dolmetschern ist es noch schlimmer. Geht ein Sprachunkundiger mit einem solchen Dragoman auf den Basar, so kann er annehmen, dass der Führer mit jedem Verkäufer gemeinschaftliche Sache macht und sich später seinen Gewinnanteil holt. Um das zu erproben, nahm ein Franzose, der gut Arabisch sprach, seine Kenntnisse aber verheimlichte, einen Dragoman mit in einen Waffenladen. Er war kaum eingetreten und hatte die übliche Tasse Kaffee noch nicht erhalten, so hörte er den Händler zum Dolmetscher sagen: „Bruder, wie wollen wir dieses christliche Schwein betrügen! Er soll schlechte Sheffielder Ware bekommen und dennoch die Preise von Damaskus zahlen. Den Gewinn teilen wir.“ Wie aber erstaunten beide, als der Franzose ihnen nun im schönsten Arabisch erklärte, dass er weder ein Schwein sei noch überhaupt die Absicht habe, hier etwas zu kaufen!

Zwar schreibt ein berühmter Reisender:

„Früher musste man selbst für alle Bedürfnisse sorgen und wie eine Köchin Reis und Erbsen, Rauchfleisch, Hühner und tausenderlei andere Lebensmittel, die in den Reisehandbüchern aufgezählt werden, einkaufen. Seit Jahren übernimmt der Dragoman alles das und noch weit mehr. Man macht mit ihm einen Vertrag, wonach er sich verpflichtet, soundso viel Gänge für Frühstück und Mittagsmahl und außerdem Licht und Wäsche, Bedienung und Beförderungsmittel zu liefern. Die Verträge werden auf dem Konsulat des Volkes, dem man angehört, geschlossen und das ist nicht nur für die Sicherheit beider Teile von Bedeutung, sondern auch deswegen vortrefflich, weil der gewinnsüchtige Führer sehr wohl weiß: Er kann infolge schlechter Erfüllung seiner Obliegenheiten durch den Konsul, bei dem sich jeder Fremde, bevor er sich dem Berufsführer anvertraut, nach dessen Ruf erkundigt, in seiner ferneren Tätigkeit gefährdet, ja sogar zu Grunde gerichtet werden. Offener Betrug kommt fast niemals vor, während die verschmitzten Araber beim Vertragsabschluss Vorteile zu erringen und Verpflichtungen von ihren eigenen Schultern auf die der Reisenden mit einer Klugheit zu übertragen verstehen, die eben nur ihrer Rasse eigen ist.“

Auch da also, wo man das Vorhandensein berufsmäßiger Fremdenführer als ersprießliche Einrichtung kennzeichnet, wird die Pfiffigkeit dieser Leute zugegeben und es ist meines Erachtens gleichgültig, ob ich gleich beim Abschluss des Vertrags oder später über das Ohr gehauen werde. Übrigens ist jeder, der es sich so bequem machen kann, zu beneiden, denn es müssen ihm Mittel zur Verfügung stehen, die nicht jeder Reisende besitzt. Soundso viel Gänge für Frühstück und Mittagsmahl, Hühner und tausenderlei andere Lebensmittel, Wäsche und Licht! Wohl dem, der in dieser Weise reisen kann! –

Ich war bei meiner Ankunft im Hotel d’Orient abgestiegen und hatte mir das billigste Zimmer geben lassen; es sollte mir nur für heute als Wohnung dienen. Dann ging ich aus, um mich wegen einer Privatunterkunft umzusehen. Der Gasthof liegt an der Esbekijeh, dem schönsten freien Platz der Stadt. Dieser bildete früher zur Zeit der Nilüberschwemmung eine weite Wasserfläche. Mehemed Ali ließ ihn, um das Wasser von der Mitte fern zu halten, mit einem Kanal umfassen, an dessen Ufern man Bäume pflanzte. Ismail Pascha befahl, den ganzen Raum mit Erde zu bedecken, sodass er nun ebenso hoch liegt wie die übrige Stadt. Ein Teil wurde mit Gebäuden besetzt und der andere in einen Garten mit Kaffeehäusern, Theatern und Grotten umgewandelt. Nachmittags finden hier oft Konzerte statt. An der Ostseite liegen die Ministerien des Äußern, des Innern und der Finanzen; auf der Südseite erblickt man das Theater und das Opernhaus. Dieser Garten hat eine Fläche von 32.000 Quadratmetern, und wer auf diesem weiten Raum die Unzahl der Gaststätten, Bierhallen, Eisbuden, Musikhäuser, Wasserfälle und Gaslichtsäulen beobachtet, der würde nicht glauben, sich an der ,Pforte des Orients‘ zu befinden, wenn er nicht durch die überall grünenden und blühenden Pflanzen der südlichen Zone daran erinnert würde.

Ich wendete mich südöstlich zur Muski. Dies ist das alte Frankenviertel, wo unter Saladin die Christen zuerst die Erlaubnis zum Wohnen erhielten. Hier sind die meisten und größten europäischen Läden; hier ist der Verkehr am regsten und infolgedessen das Gedränge am dichtesten. Die Straße ist freilich recht eng und dumpfig, aber ehe die drei ,fashionablen‘ Stadtteile, die nordwestliche Esbekijeh, das westliche Ismailia und das südliche Abdin entstanden, war sie die einzige erträglich breite Straße in Kairo. Hier hat noch alles einen europäischen Anstrich. Nur einige alte, arabische, flache Dächer, der echt ägyptische Schmutz und der überall wahrnehmbare Trümmer- und Wüstengeruch erinnern daran, wo man sich befindet.

Will man den unverfälschten Orient sehen, so muss man sich in eins der arabischen Viertel begeben, und dazu bedarf es keines weiten Wegs. Ich erinnerte mich meines früheren Aufenthalts in Kairo und bog in eine enge Seitengasse ein. Sie mündete in eine andere Gasse, und als ich diese erreichte, winkten mir von der alten Lehmmauer eines niedrigen Hauses die vier Inschriften entgegen:

„Beer-house

Cabaret à bière

Birreria

Bira, inglisije we nimsawije“,

also englisch, französisch, italienisch und arabisch. Die vierte Zeile war in arabischer Schrift geschrieben. Ich blieb stehen und betrachtete das Haus. Sein Aussehen stieß mich ab, aber das Wort Bier zog mich an. Das Haus hatte weder Tür noch Fenster. Die vordere Seite bestand aus zehn hölzernen, vielfach zersprungenen Säulen, die den oberen Teil der Wand trugen. Hinter diesen Säulen lag die zur Straße offene Bierwirtschaft. Man sah die wenigen Gäste rauchend auf Stroh- und Bastmatten sitzen oder auf hölzernen Marterfallen hocken, die höchstwahrscheinlich Stühle sein sollten. Ein unendlich dicker Kerl, der auf einem solchen Sitz schwitzte, sah, dass ich mich bedachte. Er winkte mit beiden Händen, grinste mir freundlich zu und rief:

„Gel, tschelebi, gei, tschelebi! Arpa ßuju pek eji, pek eji – kommt her, mein Herr, kommt her! Das Bier ist sehr gut, sehr gut!“ – Das war Türkisch, der Mann also ein Osmanli.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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