Miami Heat - Katrin Koppold - E-Book

Miami Heat E-Book

Katrin Koppold

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Beschreibung

Liebe, Leidenschaft und dunkle Geheimnisse in einer der heißesten Metropolen der Welt! Sarah Harper hat alles: Geld, gutes Aussehen und bald auch einen Ring am Finger von Hugh Hamilton, einem der begehrtesten Junggesellen von Miami Beach. Als ihre Freundinnen sie zwei Wochen vor der Hochzeit in den begehrten Diamond Club entführen, und sie dort den Tänzer Fynn kennenlernt, lässt sie sich zu einer folgendschweren Nacht hinreißen. Ein gefährliches Spiel mit dem Feuer beginnt, denn Hugh Hamilton ist kein Mann, der sich etwas wegnehmen lässt … Dieser sommerliche Liebesroman umfasst 220 Taschenbuchseiten und ist abgeschlossen! Er enthält erotische Szenen! Achtung: Dies ist eine Neuauflage des Romans "The Diamond Guys: Fynn". Das Buch wurde 2015 unter dem Pseudonym Jade McQueen herausgebracht.

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Miami Heat

SummerKiss

Koppold Katrin

Inhalt

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Epilog

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Über die Autorin

Prolog

Fynn Reynolds hatte kein Problem damit, sich vor Frauen auszuziehen. Er hatte auch kein Problem damit, sich von ihnen ausziehen zu lassen, sie mit einem Lasso einzufangen, Schokolade auf ihrem Körper zum Schmelzen zu bringen oder sie mit den Blütenblättern einer Rose zu verwöhnen. Womit er aber ein Problem hatte, war, auf sie zuzugehen und sie anzusprechen.

Nicht gerade die optimale Voraussetzung dafür, den Teil seines Jobs auszuführen, der Fynns bestem Kumpel Liam das größte Vergnügen bereitete. Schon vor einiger Zeit waren er und ein paar der anderen Jungs aufgebrochen, um durch die Straßen und Bars rund um den Ocean Drive zu ziehen und den Ladies Eintrittskarten für ihre spätere Bühnenshow in die Hand zu drücken. Anheizen war der offizielle Ausdruck, Frauenfischen nannte es Liam - und wie so oft hatte sich Fynn vor dieser Aufgabe gedrückt.

Stattdessen stand er nun schon seit einer Viertelstunde auf dem Balkon und genoss diese unglaubliche Aussicht. Eine Aussicht, die selbst nach zwei Jahren in Miami Beach nichts von ihrer Faszination auf ihn verloren hatte.

In Hialeah hatte er in einem grauen Vorort gelebt, wo streunende Hunde, Obdachlose und Kinder gleichermaßen in den Mülltonnen vor den heruntergekommenen Häusern wühlten, und die Zimmer der Motels häufig nach Stunden und nicht nach Tagen bezahlt wurden. Der Kontrast zu Miami Beach konnte kaum größer sein. Hier war alles bunt: die Häuserfassaden, die Blumen und all die schrägen Vögel, die die Straßen und die Strandpromenade bevölkerten.

Fynn warf einen Blick auf die Uhr. Gleich neun. Die Sonne war bereits hinter dem Horizont verschwunden und nur noch als orangefarbenes Glühen zu sehen. Auch der ansteigende Geräuschpegel auf den Straßen deutete darauf hin, dass bald die Nacht einbrechen würde. Zeit zur Arbeit zu gehen. Seufzend stieß er sich von der Brüstung ab und verließ das Apartment. Normalerweise mochte er seinen Job wirklich gern, aber heute konnte er keine rechte Motivation dafür aufbringen.

Vor dem Aufzug begegnete ihm Mrs. Higgins, die wie immer von einem Rudel Hündchen umgeben war. Als die wuselnde Meute Fynn bemerkte, raste sie kläffend auf ihn zu und drängte sich um seine Beine.

„Na, Fynn. Auf dem Weg zur Arbeit?“

„Wie jeden Abend, Mrs. Higgins.“ Fynn beugte sich zu den Zwergpinschern herunter und streichelte ihnen über die winzigen Köpfe.

Ein kummervoller Ausdruck huschte über Mrs. Higgins runzliges Apfelgesicht. „Ach, Fynn, wann lernst du endlich etwas Ordentliches? Du wirst dir wegen dieser liederlichen Tätigkeit deinen verdienten Platz im Himmel verbauen.“

„In einem halben Jahr habe ich das Geld fürs College zusammen. Dann strippe ich nur noch für Sie, versprochen.“ Fynn grinste Mrs. Higgins frech zu.

Deren Gesicht nahm eine zartrosa Farbe an. Gespielt empört schlug sie ihm eine ihrer Hundeleinen auf den Arm. „Dass du dich nicht schämst, eine alte Frau wie mich derart in Verlegenheit zu bringen.“ Aber ihre dunklen Augen funkelten belustigt.

Unten angekommen bog Mrs. Higgins in Richtung der Strandpromenade ein, Fynn machte sich auf den Weg zum nahegelegenen Diamond Club, wo Liam und er an fünf Abenden in der Woche ihre Tanz-Acts aufführten.

Mittlerweile war die Dämmerung hereingebrochen, und an den Fassaden der Art-Déco-Häuser am Ocean Drive flammten die bunten Neonröhren auf. Während Fynn darauf wartete, dass die Ampel an der Kreuzung Ecke Third Street auf Grün sprang, hielt ein pinkfarbener Cadillac neben ihm am Straßenrand.

„Angeblich hat die Karre früher Elvis gehört“, vernahm er eine ihm wohlbekannte Stimme. Fynn drehte sich um. Liams Freundin Rayne kam, mit Baggy Pants und einem roten Shirt bekleidet, auf ihn zu und lächelte ihn an.

„Hey, du!“ Sie küsste ihn auf die Wange.

„Woher weißt du das?“, fragte er mit einem Kopfnicken zum Cadillac und erwiderte ihre Umarmung.

„Man merkt, dass du keine Tageszeitung liest. Zumindest nicht den Klatschteil. Der Schlitten gehört Ernie Hamilton, und der Kerl hinter dem Steuer ist sein Sohn Hugh.“ Sie deutete mit dem Kinn auf den geschniegelten Mann im schwarzen Hemd.

Der Name Hugh sagte Fynn nichts, wohl aber der seines Alten. Ernie Hamilton war ein milliardenschwerer Geldsack, dem neben einem gigantischen Medienimperium außerdem noch mehrere Clubs und Hotels in Miami Beach gehörten. Neben Hamilton junior saß eine junge Frau mit taillenlangen blonden Haaren auf dem Beifahrersitz, der er besitzergreifend eine Hand in den Nacken legte.

„Und wen hat er da bei sich?“

„Keine Ahnung, wie das Mädel heißt. Aber sind diese singenden und schauspielernden Models nicht sowieso alle austauschbar?“

In dieser Hinsicht musste Fynn Rayne recht geben. Dennoch fiel es ihm aus irgendeinem Grund schwer, die Blondine aus den Augen zu lassen. Vielleicht lag es an der merkwürdigen Tatsache, dass sie ihre Arme trotz der Schwüle in einer Strickjacke versteckte. Oder an der Art, wie sie unter dem Griff ihres Begleiters verunsichert die Schultern hob.

Die junge Frau öffnete die Autotür. Ellenlange Beine in High Heels erschienen auf dem Gehsteig, ein schlanker Körper im bunten Sommerkleid folgte. Aber bevor Fynn einen Blick auf ihr Gesicht erhaschen konnte, zog ihr Freund sie noch einmal an sich und küsste sie gierig. Fynn wandte den Kopf ab.

„Bist du auch auf dem Weg zum Club?“, erkundigte er sich bei Rayne.

„Ich muss doch schauen, ob sich das harte Training bei Deputy Handsome ausgezeichnet hat.“ Sie lächelte Fynn vergnügt an. Rayne und Liam waren erst seit Kurzem zusammen. Sie hatten sich kennengelernt, weil Liam mit seinem verhassten Kollegen Rick gewettet hatte, wer von ihnen es schaffen würde, während einer Show It-Girl Selena Sullivan auf die Bühne zu holen. Und Rayne, eine professionelle Streetdancerin, sollte Liam helfen, eine Choreografie auszuarbeiten. Die Wette hatte Liam nicht gewonnen, dafür aber Raynes Herz. Und auch Fynns bester Freund, der jahrelang nichts hatte anbrennen lassen, schien es dieses Mal wirklich ernst zu meinen.

Die Fußgängerampel schaltete zum zweiten Mal auf Grün.

„Jetzt komm endlich. Auch wenn die Aussicht hier bestimmt sehr inspirierend ist“, neckte Rayne ihn und griff nach seiner Hand.

Gemeinsam mit der Blondine überquerten sie den palmengesäumten Ocean Drive und eine ganze Zeitlang sah es aus, als ob sie alle den gleichen Weg hätten. Sie bog sogar in dieselbe Seitenstraße ein wie Fynn und Rayne. Erst vor der Bar Paradise Lostblieb sie stehen. Eine üppig gebaute Latina löste sich aus einer Gruppe von sechs jungen Frauen.

„Sopresa!“, schrie sie, und wie auf Kommando stürzten sich die anderen Mädels ebenfalls auf ihre Freundin.

Rayne schnaubte. „Bei einem einzigen Cocktail wird es für Hugh Hamiltons Begleiterin heute Nacht mit Sicherheit nicht bleiben“, sagte sie trocken, und auch Fynn konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Die junge Frau sah sich suchend um, als überlegte sie, in welche Richtung sie am ehesten entfliehen könnte. Dabei blieb ihr Blick an Fynn hängen. Aufgrund ihres geschniegelten und gegelten Partners hatte er sie für eine dieser typischen Blondinen gehalten, auf die man in Miami so häufig traf: rundes Kindergesicht, Schmollmund, leicht aufgeworfene Stupsnase. Doch das Gesicht, das ihm entgegenschaute, war schmal, mit hohen Wangenknochen, einer geraden Nase und mandelförmigen hellgrauen Augen. Sie lächelte Fynn kurz an und entblößte dabei eine Reihe perfekter Zähne. Dann wandte sie sich wieder an ihre Freundinnen. „Ihr verrückten Hühner. Was macht ihr denn alle hier?“

„Na, was wohl? Vamos a la fiesta. Wir wollen mit dir feiern“, hörte Fynn eines der Mädchen rufen, ehe Rayne ihn weiterzog.

Obwohl der Club erst in einer halben Stunde öffnen würde, wartete bereits eine stattliche Schlange aufgedrehter Frauen und Mädchen vor dem einstöckigen Gebäude, über dessen Eingangsbereich der funkelnde Schriftzug Diamond Club — ForLadies Only prangte. Fynn grüßte den Türsteher mit einem Nicken, bevor er mit Rayne durch einen dämmrigen Flur ging, an dessen Ende er von gedämpftem blauen Licht empfangen wurde.

Die Vorbereitungen für die Show waren bereits in vollem Gange: Miles, der DJ, stand hinter seinem Mischpult, Norah und Jane füllten die Getränkevorräte der halbkreisförmigen Bar auf, und auf der Bühne probten Liam und fünf andere Diamond Guys in schwarzen Hosen und weißen Hemden noch einmal ihren neuen Tanz-Act zu I feel good von James Brown.

And I feel nice, like sugar and spice, like sugar and spice.So nice, so nice, I got you.

Bei den letzten Worten vollführten die Männer eine schnelle Drehung, bei der sie sich mit einer einzigen Bewegung die Hemden vom Leib rissen.

„Liam ist richtig gut geworden“, bemerkte Fynn anerkennend.

„Sag ihm das bloß nicht. Sein Ego muss kleingehalten werden, sonst denkt er wieder, dass er eure Gäste allein mit seinem knackigen Arsch beeindrucken kann. Leider ist mein Süßer nicht so diszipliniert wie du.“ Rayne zwinkerte Fynn vergnügt zu. „Habe ich dir eigentlich schon einmal gesagt, wie sehr ich deine Art zu tanzen mag?“

Fynn spürte, wie er rot wurde. Ihre unverblümte Art verunsicherte ihn. Außerdem besaß er nicht Liams Selbstbewusstsein. Im Gegensatz zu seinem besten Freund bezweifelte er nämlich stets, dass die Komplimente, die er bekam, ernst gemeint waren. Dabei wusste Fynn, dass er gut tanzte. Doch dies schob er eher seinem jahrelangen Trainingsfleiß als wirklichem Talent zu.

Schon als Dreizehnjähriger hatte er vor dem Fernseher gestanden und versucht, die Hip-Hop-Moves von Jay Z und Co zu imitieren, während seine Kumpels zum Basketballplatz losgezogen waren. Damals war er von seinen Freunden deswegen häufig verarscht worden, aber ein paar Jahre später sah die Sache ganz anders aus. In den Clubs konnte man die Frauen nicht mit Airballs, Crossovers und Dunkings beeindrucken, sehr wohl jedoch damit, wenn man es verstand, seinen Körper zu heißen Beats zu bewegen. Und in einem dieser Clubshatte ihn Mr. D vor vier Jahren entdeckt und ihn davon überzeugt, dass Fynn mit dem Tanzen mehr Geld verdienen konnte als mit dem Reparieren von Autos. Zumindest, solange er bereit war, sich dabei auszuziehen.

Während Rayne sich an der Bar eine Cola bestellte, betrat Fynn durch eine Seitentür den Privatbereich des Clubs, in dem sich Mr. Ds Büro, Duschen und der Umkleideraum der Jungs befanden.

Jason Donegal, der Clubbesitzer, der von allen nur Mr. D genannt wurde, saß trotz des baldigen Showbeginns mit gefurchter Stirn am Schreibtisch und arbeitete. Fynn versuchte, sich unauffällig an der offenen Tür vorbeizuschleichen.

„Fynn!“, hörte er die scharfe Stimme seines Bosses.

Er fuhr herum. „Was gibt´s?“

„Du bist zu spät.“

Fynn schielte auf seine Armbanduhr. Ja, ganze zwei Minuten! „Tut mir leid, Boss, wird nicht wieder vorkommen“, sagte er artig.

„Schau, dass du dich umziehst“, blaffte Mr. D ihn an und wandte sich wieder seinen Papieren zu.

Nur schwer widerstand Fynn der Versuchung, mit den Augen zu rollen. Er konnte es sich schließlich nicht leisten, seinen Chef gegen sich aufzubringen. Denn anders als die meisten Jungs der Truppe wollte Fynn nicht ewig strippen, sondern das College nachmachen und Arzt werden. Dieses Ziel war mit der Menge an Dollars, die ihm die Ladies jeden Abend in den Slip steckten, bereits in greifbare Nähe gerückt, und er würde den Teufel tun, das aufs Spiel zu setzen. Ohne Mr. D würde er immer noch in Hialeah sitzen, tagsüber in der Autowerkstatt arbeiten und seine Abendstunden damit verbringen, mit seinen Kumpels Bier zu trinken und Karten zu spielen. Sein Boss mochte ein Arsch sein, aber durch seine Regeln herrschte Ordnung bei den Diamond Guys. Denn jeder wusste, dass er rausgeworfen wurde, wenn er sich nicht daran hielt, und dass das schöne Leben dann schneller ein Ende hatte, als einem lieb war.

Im Umkleideraum stieß Fynn auf Angelo, der bereits sein Bühnenoutfit trug und vor seinem Schminkspiegel saß — und auf Rick, The Viking, der an einem der Waschbecken stand und sich die Brust enthaarte. Fynn betrachtete ihn genervt. Warum konnte der Kerl das nicht wie alle anderen zu Hause machen? Aber er kannte die Antwort längst: weil Rick den muskulösesten Körper von ihnen allen besaß und keine Gelegenheit ausließ, ihn in Szene zu setzen. Weder auf der Bühne noch vor seinen Kollegen.

„Was glotzt du so?“, knurrte Rick. „Bist du neuerdings scharf auf mich?“

Fynn öffnete den Mund, um zu einer Erwiderung anzusetzen, doch Angelo schüttelte kaum merklich den Kopf. Er drehte sich zu dem Hünen um. „Schön wäre es, nicht wahr? Bedauerlicherweise bleiben solche Zuckerschnitten wie unser Gentleman Männern wie dir und mir leider verwehrt.“

„Willst du damit etwa andeuten …?“ Ricks heller Teint verfärbte sich.

„Nun, eine Frau habe ich noch nie in deiner Nähe gesehen“, erwiderte Angelo ungerührt. „Zumindest nicht abseits der Bühne.“

Der Hüne presste Ober- und Unterkiefer für einen Augenblick fest zusammen und setzte zu einer Erwiderung an.

„Reg dich ab, Viking“, ging Fynn dazwischen. „Unser Kleiner hat nur einen Scherz gemacht.“ Rick war heute Abend anscheinend mal wieder auf Konfrontation aus, und auf weiteren Ärger konnte Fynn nach dem Rüffel seines Bosses dankend verzichten.

„Natürlich, Schätzelein. Niemand ist so hetero wie du“, beschwichtigte ihn nun auch Angelo, und zu Fynn gewandt fügte er leise hinzu: „Mein Gottchen, der hat aber eine Laune. Gut, wenn der gleich raus kann und sein Testosteron verteilen darf.“ Angelos Blick glitt über Fynns verschwitztes Rippshirt. „Du solltest übrigens vorher noch einmal duschen, Herzchen. Bist du zum Club gejoggt, oder haben dich die Frauen auf dem Ocean Drive zum Transpirieren gebracht?“

Als Fynn frisch geduscht und im Bauarbeiter-Outfit vor den Aufgang zur Bühne trat, warteten die anderen Diamond Guys bereits auf ihren Einsatz und von draußen hörte man, wie Mr. D seine Jungs ankündigte.

Liam hob eine Augenbraue. „Heute nimmst du es mit der Pünktlichkeit aber nicht besonders genau, Alter. Wir dachten schon, dass wir ohne dich anfangen müssen. Rick hätte nur zu gern deinen Part in der ersten Reihe übernommen.“

Tatsächlich hatte Fynn länger als sonst geduscht. Und kälter. Hugh Hamiltons Begleitung ging ihm einfach nicht aus dem Kopf. Sie gefiel ihm, das konnte er nicht verleugnen, und es war eine Zeitlang her, dass ihn eine Frau so richtig interessiert hatte. Schnell schüttelte Fynn den Kopf, um diesen Gedanken zu verscheuchen. Draußen warteten schließlich eine ganze Menge anderer Frauen auf ihn. Auf die sollte er sich konzentrieren, und nicht auf die Freundin eines reichen Lackaffen.

„Es geht los.“ Liam gab ihm einen Schubs, und Fynn stolperte wenig elegant auf die Bühne. So lässig, wie es ihm nach diesem Auftakt möglich war, schlenderte er neben den anderen Diamond Guys zu deren Rand und stellte sich mit gespreizten Beinen und vor der Brust verschränkten Armen in Position. An das grelle Scheinwerferlicht, das ihn dort erwartete, würde er sich wohl nie gewöhnen. Genauso wenig an den Pulk von Frauen und Mädchen, die sich beim Anblick der neun durchtrainierten Jungs die Seele aus dem Leib kreischten.

Fynn jedoch hatte nur Augen für eine. Denn Hugh Hamiltons Freundin saß an einem Tisch direkt vor ihm. Mit einer dunklen Hornbrille auf der Nase – und einem weißen Brautschleier auf dem Kopf.

1

Das ist hoffentlich nicht euer Ernst.“ Ich starrte auf die bestimmt zweihundert Meter lange Schlange. Mädchen in kurzen Röcken, die aussahen, als wären sie noch auf der Junior High, standen ebenso vor dem Diamond Club an wie dauergewellte Hausfrauen, die die vierzig mit Sicherheit bereits seit einigen Jahren überschritten hatten. „Ein Strip-Club! Wessen Idee war das?“ Ich sah die beiden Cortez-Schwestern fest an.

Lupita hob die Hände. „No me mires asi. Sieh mich nicht so an. Ich bin unschuldig. Rosy hat den Abend geplant. Sie war letztes Wochenende schon einmal hier und hat sich in einen der Stripper verguckt.“

„Mentirosa. Das stimmt überhaupt nicht.“ Roselyn rammte ihrer älteren Schwester den Ellenbogen in die Seite. „Der heiße Feuerwehrmann und ich hatten nach der Show lediglich einen Drink zusammen.“

Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. „Ich feiere also meinen Junggesellinnen-Abschied in einem Strip-Club, damit du am Ende des Abends eine weitere Kerbe in deinen Bettpfosten ritzen kannst?“

„Definitamente no“, konterte Roselyn. „Du feierst deinen Junggesellinnen-Abschied in einem Strip-Club, damit du mal den Stock aus dem Arsch bekommst.“

„Du bist unmöglich, Rosy.“ Lupita verdrehte die Augen. „Sei froh, dass mamá dich nicht gehört hat.“ Dann wandte sie sich mir zu: „Wir dachten, dass es eine gute Idee ist, dorthin zugehen, damit du dich mal so richtig amüsierst. Du hast in letzter Zeit so viel mit deinen Fällen zu tun gehabt. Und mit den ganzen Hochzeitsvorbereitungen.“ Sie berührte mich leicht am Arm. „Irgendwann musst du dich schließlich auch mal entspannen …“

„Es cierto. Und vor allem solltest du unbedingt noch ein letztes Mal Party machen, bevor Hamilton junior dich einsperrt und dein Highlight der Woche ein Essen im Golf Club mit anschließender Charity-Veranstaltung sein wird“, fiel ihr Roselyn ins Wort.

„So einer ist Hughie nicht“, protestierte ich. „Wenn man dir zuhört, könnte man glatt glauben, dass ich als Ehefrau den ganzen Tag nichts anderes tun werde, als zur Maniküre zu gehen und faul am Pool herumzuliegen. Auch wenn ich verheiratet bin, werde ich trotzdem weiterhin arbeiten.“

„Lo siento, ich vergaß. Als Anwältin rennt man den ganzen Tag mit einem Partyhut auf dem Kopf herum und hat irre viel Spaß. Du brauchst also unsere kleine Fiesta gar nicht. Und ich bekenne mich schuldig.“ Roselyn grinste mich spitzbübisch an. „Wir gehen in den Club, damit ich am Ende diesen heißen papacito vernaschen kann. Deinen Junggesellinnen-Abschied benutze ich, egoistisch, wie ich bin, lediglich als Alibi.“ Sie drehte eine lange Locke um ihren Zeigefinger, eine Geste, die ich auch bei Lupita häufig beobachten konnte, und ich fand es wieder einmal verblüffend, wie ähnlich sich die beiden Schwestern sahen.

Obwohl Roselyn fast drei Jahre jünger war als Lupita, hätten die beiden mit ihren ebenmäßigen Gesichtszügen und den prächtigen schwarzen Haaren als Zwillinge durchgehen können. Nur, dass Lupita bestimmt zwanzig Kilo mehr auf den Rippen hatte. Im Gegensatz zu Roselyn, die von Champagner, Luft und Liebe zu leben schien, aß meine beste Freundin einfach zu gern. Und auch wenn sie selbst es überhaupt nicht wahr haben wollte, standen ihr diese Rundungen wirklich gut.

„Ich weiß nicht, ob das so eine tolle Idee ist … Vor allem nicht unter der Woche. Schließlich muss ich morgen arbeiten.“

„Sarah!“ Lupita sah mich streng an. „Du musst immer arbeiten, amiga. Und natürlich wäre es uns auch lieber, nicht gerade unter der Woche einen drauf zu machen. Doch du ziehst es ja vor, die Wochenenden mit deinem Herzblatt zu verbringen.“

„Aber nur, weil Hughie so wenig Zeit hat. Und irgendwann will ich ihn nun einmal sehen“, verteidigte ich mich. „Außerdem glaube ich nicht, dass er begeistert ist, wenn er erfährt, dass ich mit euch eine Strip-Show besucht habe. Er denkt, dass wir nur ein paar Cocktails zusammen trinken gehen.“

„Ach!“ Roselyn hob die Augenbrauen. „Ich dachte, dein novio legt dich nicht an die kurze Leine.“

„Das macht er auch nicht. Aber versetzt euch mal in seine Lage! Wie steht er da, wenn die Presse erfährt, dass seine Verlobte ihre letzten Stunden in Freiheit damit verbringt, nackten Kerlen auf den Hintern zu schauen?“

„Nicht nur dahin, chichita“, feixte sie. „Ich habe gehört, dass es im Diamond Club auch hin und wieder Nummern geben soll, bei denen die Damen ein bisschen mehr zu sehen bekommen.“

Ich konnte förmlich spüren, wie diese Aussicht mir sämtliche Farbpigmente aus der Haut zog. Und ich sah es schon vor mir: Mein Gesicht in Großaufnahme im Miami Herald. Nur wenige Zentimeter von einem Stripper entfernt, der mit seinem Dingsda vor meiner Nase herumwedelte. Mir wurde ganz mulmig zumute. Seit ich mit Hugh zusammen war, hatte ich mich bereits mehrmals im Gesellschaftsteil der Zeitung abgebildet gesehen. „Was, wenn mich jemand fotografiert?“

„Stell dich nicht so an, princesa.“ Auch Lupita fand anscheinend, dass ich mich genug geziert hatte. „In Miami Beach wimmelt es von Prominenten. Warum sollten sich Paparazzi ausgerechnet an deine Fersen hängen? Dein Hughie ist schließlich nicht Antonio Banderas, und du bist nicht Paris Hilton. Und jetzt komm. Die anderen Mädels sind so gut wie drin.“ Sie und Roselyn hakten sich bei mir unter.

Ich kannte die beiden Schwestern schon ewig. Ihre Familie war von Mexiko in die USA gezogen, weil ihrem Vater Fernando in seiner Heimat immer wieder damit gedroht worden war, dass man eines seiner Kinder entführen werde, wenn er sich weigere, Schutzgelder zu bezahlen.

An den Tag, an dem die Familie Cortez in das Haus neben unserem in Coral Gables eingezogen war, konnte ich mich noch gut erinnern, denn es war zwei Wochen, nachdem wir meine Mom beerdigt hatten. Mein Dad und ich kamen gerade vom Friedhof, als der riesige Umzugswagen vorfuhr und zwei schwarzhaarige Kinder herauspurzelten, ein weiß-braun-gescheckter Hund, eine langhaarige Katze und zwei bunte Papageien, die mit aufgeplustertem Gefieder auf den Stangen ihrer Vogelkäfige saßen, folgten. Mit offenem Mund hatte ich die ungewöhnliche Truppe auf dem Weg zu ihrem neuen Haus beobachtet. Penelope Cortez, die als Letzte aus dem Wagen stieg und ein schreiendes Baby in einem Tuch vor der Brust trug, blieb stehen und fragte mich, ob ich in den nächsten Tagen vorbeikommen wolle, um mit ihren Kindern zusammen süße Churros zu essen.

Seitdem war ich ein ständiger Gast bei den Cortez’. In deren lautem Chaos gefiel es mir viel besser, als in den stillen Zimmern des riesigen Hauses, das ich allein mit meinem Dad bewohnte und das mir die Abwesenheit meiner Mutter auch Jahre später noch schmerzlich bewusst machte.

Kaum hatten wir den dämmrigen Vorraum des Clubs betreten, öffnete Roselyn ihre Handtasche. Ich rechnete damit, dass sie irgendetwas an der Garderobe abgeben wollte und dafür ihr Portemonnaie brauchte, aber stattdessen zog sie ein Stück zusammengeknüllten weißen Tüll hervor. Zu meinem Entsetzen entpuppte sich das Ding als kurzer Brautschleier. Mit einem zufriedenen Lächeln steckte Roselyn ihn mir ins Haar. „Perfecto. Jetzt musst du nur noch dieses hässliche Teil loswerden.“ Sie deutete auf das Jäckchen, das ich über meinem schulterfreien Sommerkleid trug.

„Was stimmt damit nicht?“ Ich zupfte nervös an dessen Saum.

„Es ist altrosa. Es sieht aus wie ein Bademantel. Und dann diese draufgestickten Blümchen … Willst du weitere Gründe hören, die dafür sprechen, dir dieses monstruo so schnell wie möglich von den Schultern zu reißen?“ Roselyn schnitt eine Grimasse. „Por dios, Sarah! Wie kannst du so etwas anziehen? Du bist achtundzwanzig und keine achtundsechzig.“

„Hughie meinte, dass …“