Mich laust der Affe - Dr. Wort - E-Book

Mich laust der Affe E-Book

Dr. Wort

0,0
8,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.

Mehr erfahren.
Beschreibung

Jeden Morgen erklärt Dr. Wort auf radio ffn Formulierungen und Ausdrücke, die wir täglich benutzen, deren Herkunft uns aber meist gänzlich unbekannt ist. Oder wussten Sie, dass die Redewendung «Das ist doch Jacke wie Hose» für «Das ist doch gleich» vor rund 400 Jahren von Schneidern geprägt wurde, als es schick wurde, Jacken und Hosen aus dem gleichen Stoff zu tragen? Über 200 neue Hörerfragen hat Dr. Wort wieder gesammelt und erläutert in seinem neuen Buch nicht nur Redewendungen, sondern auch regionale Formulierungen und etymologische Herleitungen von Wörtern – von «anschwärzen» bis «zappenduster».

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 150

Veröffentlichungsjahr: 2012

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Dr. Wort

Mich laust der Affe

Neues aus der Welt der Redewendungen

 

 

 

Über dieses Buch

Jeden Morgen erklärt Dr. Wort auf radio ffn Formulierungen und Ausdrücke, die wir täglich benutzen, deren Herkunft uns aber meist gänzlich unbekannt ist. Oder wussten Sie, dass die Redewendung «Das ist doch Jacke wie Hose» für «Das ist doch gleich» vor rund 400 Jahren von Schneidern geprägt wurde, als es chic wurde, Jacken und Hosen aus dem gleichen Stoff zu tragen?

Über 200 neue Hörerfragen hat Dr. Wort wieder gesammelt und erläutert in seinem neuen Buch nicht nur Redewendungen, sondern auch regionale Formulierungen und etymologische Herleitungen von Wörtern – von «anschwärzen» bis «zappenduster».

Impressum

Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, Januar 2012

Copyright © 2012 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg

Redaktion Ana González y Fandiño

Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München

(Umschlagabbildung: © FinePic, München)

ISBN 978-3-644-45561-0

 

Anmerkung: Die Seitenangaben im Text beziehen sich auf die Seitenzahlen der Printausgabe.

 

 

Schrift Droid Serif Copyright © 2007 by Google Corporation

Schrift Open Sans Copyright © by Steve Matteson, Ascender Corp

 

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung bedarf der Genehmigung des Verlages.

 

Die Nutzung unserer Werke für Text- und Data-Mining im Sinne von § 44b UrhG behalten wir uns explizit vor.

Hinweise des Verlags

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

 

Alle angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Printausgabe.

 

Im Text enthaltene externe Links begründen keine inhaltliche Verantwortung des Verlages, sondern sind allein von dem jeweiligen Dienstanbieter zu verantworten. Der Verlag hat die verlinkten externen Seiten zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung sorgfältig überprüft, mögliche Rechtsverstöße waren zum Zeitpunkt der Verlinkung nicht erkennbar. Auf spätere Veränderungen besteht keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

 

 

www.rowohlt.de

Inhaltsübersicht

Vorwort

A

Abergläubisch sein

Es auf jemanden oder etwas abgesehen haben

Etwas abstauben

Etwas abkupfern

Durch Abwesenheit glänzen

Ich glaub, mich laust der Affe

Allerhand

Kurz angebunden sein

Jemandem etwas anhängen

Jemanden anhimmeln

Jemanden anschwärzen

Etwas aus dem Ärmel schütteln

Armleuchter

Der Arsch geht auf Grundeis

Asche auf mein Haupt

Aufhebens machen

Etwas auseinanderklamüsern

Etwas ausgefressen haben

Mit dem Auto liegenbleiben

B

Bammel vor etwas haben

Bananenrepublik

Da steppt der Bär

In Bausch und Bogen

Bescheuert sein

Sich einen hinter die Binde gießen

Binsenweisheit

Ach du liebes bisschen!

Blaues Blut

Bohei machen

Böhmische Dörfer

Dreimal ist Bremer Recht

Volles Brett

Blauer Brief

Bulle

Bullenhitze

D

Deadline

Jemandem einen Denkzettel verpassen

Nicht ganz dicht sein

Dito oder dto.

Auf den letzten Drücker

Dulli

E

Jemanden um die Ecke bringen

Du Eierloch

Eigenbrötler

Jemandem etwas einbrocken

Jemanden einbuchten

Eingefleischt sein

Es geht ans Eingemachte

Etwas ergattern

Erlkönig

F

Nicht lange fackeln

Roter Faden

Sein Fett wegbekommen oder -kriegen

Jemanden feuern

Floskel

Flöten gehen

Auf großem Fuß leben

Stehenden Fußes

Kalte Füße bekommen

G

Gang und gäbe

Jemandem den Garaus machen

Geil

Der Gelackmeierte sein

(Gut) gewappnet sein

Dran glauben müssen

Ach du liebe Güte

H

«Hamburger Sie», «Münchener du» und «Berliner wir»

Jemanden sticht der Hafer

Alter Hase

Wissen, wo der Hase im Pfeffer liegt

Wissen, wie der Hase läuft

Hasenbrot

Hedwig

Keinen Hehl aus etwas machen

Im siebten Himmel sein

Hopfen und Malz sind verloren

Holland in Not

Hosenstall

Hundemüde sein

Dicker Hund

Vom Hundertsten ins Tausendste kommen

Jacke wie Hose

K

Kaffeekränzchen

Kantersieg

Etwas auf die eigene Kappe nehmen

Mit Karacho

Karriere

Alles Käse

Für die Katz

Es regnet Katzen und Hunde

Katzenwäsche

Katzentisch

Kaventsmann

Kiez

Kiosk

Kladderadatsch

Klipp und klar

Klein beigeben

Kohldampf haben

Köter und Töle

Etwas kriegen

Krökeln

Kulturbeutel oder Kulturtasche

Die Kurve kratzen

L

Vom Leder ziehen

Jemanden hinters Licht führen

Litfaßsäule

Lügen, dass sich die Balken biegen

Spitz wie (Nachbars) Lumpi sein

Sich nicht lumpen lassen

M

Wer zuerst kommt, mahlt zuerst

Mahlzeit

Manschetten haben

Eine Marotte haben

Strammer Max

Von hier bis nach Meppen

In rauen Mengen

Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen

Etwas mopsen

Muffensausen haben

N

Einen Narren an jemandem gefressen haben

Nagelneu oder nigelnagelneu

Immer der Nase nach

Not am Mann

Auf Nummer sicher gehen

Dumme Nuss

O/P/Q

Okay

Über den großen Onkel gehen

Pantoffelheld

Paparazzi

Jemandem oder etwas Paroli bieten

Passen müssen

Ein Pechvogel sein

Pesen

Jemandem den Schwarzen Peter zuschieben

Etwas in petto haben

Etwas auf der Pfanne haben

Mit jemandem Pferde stehlen können

Pi mal Daumen

Pingelig sein

Plätzchen und Kekse

Pomadig sein

Um den Pudding gehen

Ein Quäntchen Glück

Aus dem Quark kommen

Quitt sein

R/S

Rabeneltern

Von der Rolle sein

Jemandem in den Rücken fallen

Saftladen

Satansbraten

Sauer macht lustig

Schabracke

Sich scheckig lachen

Scherereien haben

Jemanden auf die Schippe nehmen

Schlawiner

Schlitzohr

Jemandem ein Schnippchen schlagen

Wie am Schnürchen

So wird ein Schuh draus

Jemandem die kalte Schulter zeigen

Schwein gehabt

Spam-Mail

Etwas spitzkriegen

Spitzname

Einen Spleen haben

Splitternackt

Jemandem fällt ein Stein vom Herzen

Eine Standpauke halten

Jemanden im Stich lassen

Jemanden zur Strecke bringen

Jemandem eine Strafe aufbrummen

Sündenbock

T

Mit jemandem Tacheles reden

Iss deinen Teller leer, dann gibt’s morgen schönes Wetter

Terz machen

Scher dich zum Teufel

Auf Teufel komm raus

Toi, toi, toi

In der Tinte sitzen oder stecken

Tschüs oder Tschüss

In trockenen Tüchern sein

V

Vaterland und Muttersprache

Jemanden veräppeln

Etwas verballhornen

Sich verfranzen

Jemanden verhohnepipeln

Verschollen sein

In der Versenkung verschwinden

Etwas auf Vordermann bringen

W

Schmutzige Wäsche waschen

Mit allen Wassern gewaschen sein

Jemandem auf den Wecker gehen

Von wegen

Auf einer Wellenlänge sein oder liegen

Die Werbetrommel rühren

Wikipedia

Etwas in den Wind schlagen

Durch den Wind sein

Windjammer

Witzbold

Sich einen Wolf laufen

X/Z

Jemandem ein X für ein U vormachen

Zappenduster

Literatur

Vorwort

Seit Februar 2009 beantwortet Dr. Wort bei radio ffn täglich Fragen zur Herkunft deutscher Redewendungen, Formulierungen und Wörter. Im September 2010 erschien das Buch Klappe zu, Affe tot mit Antworten auf die 200 am häufigsten gestellten Fragen und hielt sich monatelang in den deutschen Bestsellerlisten.

Das Interesse an dieser Thematik ist bis heute ungebrochen, und so kam es zu den nächsten 200 Erklärungen. Alle eingesandten Fragen stammen von unseren Hörern, wurden also nicht von Redakteuren oder nach einem theoretischen oder didaktischen Konzept zusammengebastelt.

Auf diese Weise kam eine bunte Vielfalt an Fragen zusammen, bei der auch in dieser Auswahl ganz bewusst nicht streng zwischen Redewendungen, regionalen Formulierungen und etymologischen Herleitungen von Wörtern unterschieden wurde.

Zwei Tatsachen sollen in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben: Oft haben Eltern Fragen ihrer Kinder gemailt, und viele Menschen mit Migrationshintergrund haben um Erläuterungen sprachlicher Phänomene gebeten. Auch aus diesen Gründen wird in diesem Band wieder jeder Redewendung zunächst eine kurze Erklärung der Bedeutung vorangestellt, bevor die eigentliche Herleitung erfolgt.

Wie schon beim ersten Buch gab es Fragen, die Dr. Wort nur mit linguistischer Akribie und etymologischem Spürsinn klären konnte, andere ließen sich hingegen schnell beantworten. Sie werden allerdings immer wieder gestellt, ganz einfach weil nicht jeder radio-ffn-Hörer an jedem Morgen die Sendung verfolgen kann. Hierzu zählen unter anderem die Redewendungen «Das ist doch Jacke wie Hose» sowie «Mich laust der Affe», dem der vorliegende zweite Band seinen Titel verdankt.

Für viele Redewendungen gibt es zwei oder mehr Herleitungen, in solchen Fällen wird hier im Allgemeinen die in der Fachliteratur am häufigsten genannte und plausibelste beschrieben, in einigen Fällen wurden aber auch «konkurrierende» Erklärungen einander gegenübergestellt.

Es ist immer wieder faszinierend und überraschend, zu erfahren, wie viele der Redewendungen, die wir tagtäglich benutzen, uralte Wurzeln haben. Sie sind vor Jahrhunderten entstanden, und die Welt, aus der sie kommen, ist längst untergegangen, doch in unserer Alltagssprache haben sie überlebt.

 

In diesem Sinne: Viel Spaß beim Stöbern in dieser neuen Sammlung!

 

Ihr Dr. Wort

A

Abergläubisch sein

Abergläubische Menschen verhalten sich irrational: Sie gehen zum Beispiel nicht unter angelehnten Leitern durch, haben Angst vor schwarzen Katzen oder fürchten sich unter anderem vor der Zahl «13».

Das Wort «aber» verwenden wir heute, wenn wir einer Aussage nicht zustimmen und Einwände dagegen haben. Aber – da war’s schon wieder – im Mittelalter bedeutete das Wort «aber» noch viel mehr, nämlich auch «nach etwas», «hinter etwas» oder auch «Gegenteil von etwas». Und in dieser Zeit ist der Begriff Aberglaube entstanden – es war ein Glaube, der nach dem echten Glauben kam, der hinter ihm steckte, der eigentlich das Gegenteil vom wirklichen Glauben war.

Es auf jemanden oder etwas abgesehen haben

Diese Redewendung hat kurioserweise mehrere, sich teils widersprechende Bedeutungen. Im Hinblick auf Personen heißt sie entweder, dass man jemanden ständig schikaniert und drangsaliert, oder aber, dass man jemanden begehrt und scharf auf ihn ist. In Bezug auf Dinge kann sie bedeuten, dass man etwas unbedingt haben oder erreichen will.

Wenn wir etwas vorhaben, dann verfolgen wir eine bestimmte Absicht, wir «haben es auf etwas abgesehen». Die Absicht bezeichnete ursprünglich das Visier eines Gewehrs, also eine Zielvorrichtung wie etwa Kimme und Korn. Wenn man jemanden damit anpeilte, dann hatte man ihn «in Absicht», also im Visier.

Heute ist diese ursprüngliche Bedeutung aus der Waffentechnik längst in Vergessenheit geraten, und wir gebrauchen die Redewendung häufig und in allen möglichen Zusammenhängen. Man kann sogar «von etwas absehen», also etwas nicht tun. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn ein Richter von einer Bestrafung absieht. Damit legt er das imaginäre Gewehr zur Seite und verschont den Angeklagten, er hat es nicht länger auf ihn abgesehen.

Etwas abstauben

Wenn man etwas «abgestaubt» hat, dann ist unter Umständen die Rede davon, dass man irgendeinen Gegenstand von Staub befreit hat. Wesentlich häufiger ist mit dieser Redewendung allerdings gemeint, dass man etwas sehr günstig erworben, erbettelt, vielleicht sogar gestohlen hat.

Die Redensart stammt höchstwahrscheinlich aus dem traditionellen Müllerhandwerk, und zwar aus den Zeiten, als die Bauern ihr Getreide zu einer Mühle brachten, um es zu Mehl mahlen zu lassen. Es muss wohl etliche nicht ganz ehrliche Müller gegeben haben, die einen Teil des entstandenen Getreidepulvers für sich abgezweigt und nicht in die Säcke der Bauern abgefüllt haben. Diese Gauner haben die Bauern übervorteilt und etwas für sich selbst «abgestaubt».

Etwas abkupfern

Wenn etwas «abgekupfert» ist, dann ist es ein Plagiat, eine Fälschung oder eine illegale Kopie.

Diese Redewendung geht auf den Beruf der Kupferstecher zurück. Das waren Kunsthandwerker, die vor allem vom 15. bis ins frühe 19. Jahrhundert in Malerwerkstätten Gemälde kopiert oder druckfähig gemacht haben. Diese Tätigkeit verlangte großes handwerkliches Können und war für Außenstehende in ihrer Ausführung nicht ohne weiteres nachvollziehbar.

Besonders weil diese Kupferstecher theoretisch auch Papiergeld fälschen konnten, schlugen ihnen oft Misstrauen und Geringschätzung entgegen. Aus dieser Zeit stammt auch die spöttische Anrede «Mein lieber Freund und Kupferstecher».

Durch Abwesenheit glänzen

Die Redewendung ist eine ironische Kritik an jemandem, der eigentlich anwesend sein sollte, aber nicht erschienen ist.

Die Wurzeln dieser Formulierung liegen im antiken Rom: Hier war es Brauch, dass die Familienangehörigen eines Verstorbenen bei der Beerdigung den Trauerzug anführten und dabei Bilder der gemeinsamen Vorfahren vor sich hertrugen. Der im 19. Jahrhundert überaus beliebte französische Dramatiker Marie-Joseph Chénier hat die Formulierung von den auf diesen Bildern gerade durch ihre Abwesenheit glänzenden Ahnen dann in einem seiner Stücke verwendet, woraufhin sie recht schnell an Popularität gewann.

Ein weiterer Beleg findet sich beim römischen Geschichtsschreiber Tacitus: Bei der Beerdigung von Brutus’ Schwester Julia fehlten sowohl Brutus als auch Cassius (Gemahl der Julia), da sie sich als Mörder Caesars nicht blicken lassen konnten. In einer Quelle von Tacitus heißt es: «Aber Cassius und Brutus leuchteten gerade dadurch hervor, dass ihre Bilder nicht zu sehen waren.»

Ich glaub, mich laust der Affe

Diese Redewendung ist ein Ausdruck der Verblüffung und der Überraschung. Sie ist verwandt mit ähnlichen Formulierungen, in denen unmögliches oder zumindest extrem unwahrscheinliches Verhalten von Tieren vorkommt. (Vgl. Dr. Wort, Klappe zu, Affe tot, S. 165)

Jeder Zoobesucher kennt das gesellige Verhalten von Affen, die gegenseitige Fellpflege betreiben, indem sie abgestorbene Hautschuppen entfernen und häufig auch Salzkristalle knabbern, die sie im Fell des anderen gefunden haben. Läuse spielen bei diesen sozialen Ritualen im Übrigen kaum eine Rolle.

Schon vor Jahrhunderten haben Menschen in Deutschland dieses Ritual beobachten können, zum Beispiel bei den Affen umherziehender Schausteller oder auf Jahrmärkten. Es mag sein, dass der eine oder andere Affe auch mal einen der Zuschauer durch «Lausen» verwöhnt hat, aber auch wenn nicht, war es zumindest eine ungewöhnliche und bizarre Ansicht, und so ist die Redewendung in die Alltagssprache eingegangen und bis heute weit verbreitet.

Allerhand

«Das ist ja allerhand!», ruft man aus, wenn man seine Entrüstung über ein Verhalten oder einen Vorgang ausdrücken möchte, den man missbilligt. In einer zweiten Bedeutung wird das Wort «allerhand» auch als unbestimmtes Zahlwort benutzt, das eine Ansammlung verschiedener Dinge bezeichnet, so zum Beispiel: Auf dem Tisch lag allerhand Werkzeug herum.

Schon im 16. Jahrhundert ist eine Formulierung üblich gewesen, mit der man verschiedene Dinge unterschiedlicher Herkunft zusammengefasst hat: «Diese Dinge sind aller hande.» Damit wurde ausgedrückt, dass diese Dinge aus allerlei verschiedenen Händen stammten. Dieses «aller hande» ist dann später zusammengezogen worden zu dem uns heute geläufigen «allerhand». Und auch wir benutzen das Wort «allerhand» nicht, wenn zum Beispiel 20 völlig identische Tassen auf dem Tisch stehen, allerhand Tassen sind das nur, wenn es sich um ein buntes Durcheinander handelt.

Ganz ähnlich verhält es sich mit dem entrüsteten Ausruf «Das ist ja allerhand!». Hier hat jemand nicht nur etwas Unerhörtes getan, sondern sich gleich eine ganze Reihe verschiedener Frechheiten geleistet, quasi einen bunten Strauß an Unverschämtheiten.

Kurz angebunden sein

«Kurz angebunden» ist man, wenn man sich mürrisch, abweisend und unfreundlich verhält und im Gespräch nur das Allernötigste von sich gibt.

Schon Martin Luther hat diese Redewendung gebraucht, und sie ist auch heute noch üblich. Sie geht höchstwahrscheinlich zurück auf die früher weit verbreiteten Hofhunde der Bauern, die in der Regel relativ kurz angebunden oder angekettet wurden. Und solche Hunde reagieren besonders aggressiv und wütend auf Eindringlinge und sind in der Tat oft gefährlich und bissig.

Zwar nicht bissig, aber zumindest unfreundlich verhalten sich auch Menschen, die kurz angebunden sind.

Jemandem etwas anhängen

Wenn man jemandem «etwas anhängen» will, dann erzählt man Schlechtes über ihn, betreibt üble Nachrede oder bezichtigt ihn zu Unrecht.

Die Redewendung geht zurück auf den früheren Brauch, Straftätern Zettel anzuhängen, auf denen ihre Vergehen zu lesen waren. Zusätzlich oder anstelle dessen wurden auch oft Gegenstände benutzt, die symbolisch das Delikt darstellten, so zum Beispiel bei einem Dieb der gestohlene Gegenstand, bei Säufern eine Flasche und bei bösartigen Frauen ein Besen (als Anspielung auf einen Hexenbesen).

Noch vor wenigen Jahrzehnten machten die Nazis gern und häufig Gebrauch von diesem entwürdigenden Ritual des Anhängens – sozusagen als Revival finsterer Zeiten –, wenn im Zuge der Judenverfolgung Menschen mit entsprechenden diffamierenden Schildern behängt wurden.

Jemanden anhimmeln

Wer jemanden «anhimmelt», der schwärmt heftig für diese Person, verehrt sie in übertriebener Weise, ist quasi ein Extremfan.

Man könnte meinen, die Redewendung kommt daher, dass man zu einem Menschen aufschaut, also in Richtung Himmel. Das ist auch nicht ganz falsch, aber die Formulierung hat noch einen tieferen, religiösen Ursprung.

Gläubige Christen, denen daran gelegen ist, die Zehn Gebote genau zu befolgen, dürfen den Namen Gottes nicht achtlos oder missbräuchlich benutzen. Und so war es ihnen zumindest früher nicht möglich, davon zu sprechen, dass jemand einen anderen Menschen so sehr verehrt, dass er ihn sprichwörtlich vergöttert. Jetzt kam der Himmel ins Spiel, und zwar als sogenanntes Hüllwort, von Fachleuten auch Euphemismus genannt. Man hat das Tabuwort «Gott» kurzerhand durch den Himmel ersetzt, und statt jemanden zu vergöttern, hat man ihn einfach angehimmelt.

Jemanden anschwärzen

Wenn man jemanden verpetzt, verrät, verleumdet oder schlecht macht, dann «schwärzt man ihn an», zum Beispiel beim Chef oder beim Lehrer.

Die Farbe Schwarz steht im westlichen Kulturkreis für ganz gegensätzliche Dinge. Einerseits ist es die Farbe der Würde und der Feierlichkeit – man denke nur an die schwarzen Limousinen der Politiker –, andererseits ist Schwarz aber auch die Farbe des Todes, der Trauer und des Teufels. Darüber hinaus bezeichnet «Schwarz» im alltäglichen Sprachgebrauch verbotene Tätigkeiten, zum Beispiel Schwarzarbeiten, Schwarzfahren oder Schwarzbrennen, die illegale Alkoholherstellung.

Beim Anschwärzen geht es eindeutig um genau diese negativen Aspekte. Die Redewendung existiert in vielen Sprachen und ist hervorgegangen aus den Formulierungen «jemanden schwarz machen» oder «jemanden schwarz malen». Da schwingt jemand bildhaft einen großen Pinsel mit schwarzer Farbe und malt sein Opfer an, bis es für alle sichtbar so richtig angeschwärzt ist.

Etwas aus dem Ärmel schütteln

Wer etwas «aus dem Ärmel schüttelt», dem fällt eine Aufgabe leicht. Er kann sie ohne Mühe erledigen, spielerisch und anscheinend unvorbereitet.

Die Kleidung im späten Mittelalter war in der Regel sehr weit geschnitten, und das galt auch für die Ärmel. Man konnte sie als Taschen benutzen, zum Beispiel für Geld, Papiere und andere kleinere Dinge.