Mich laust der Affe - Dr. Wort - E-Book

Mich laust der Affe E-Book

Dr. Wort

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Beschreibung

Jeden Morgen erklärt Dr. Wort auf radio ffn Formulierungen und Ausdrücke, die wir täglich benutzen, deren Herkunft uns aber meist gänzlich unbekannt ist. Oder wussten Sie, dass die Redewendung «Das ist doch Jacke wie Hose» für «Das ist doch gleich» vor rund 400 Jahren von Schneidern geprägt wurde, als es schick wurde, Jacken und Hosen aus dem gleichen Stoff zu tragen? Über 200 neue Hörerfragen hat Dr. Wort wieder gesammelt und erläutert in seinem neuen Buch nicht nur Redewendungen, sondern auch regionale Formulierungen und etymologische Herleitungen von Wörtern – von «anschwärzen» bis «zappenduster».

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Seitenzahl: 151

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Dr. Wort

Mich laust der Affe

Neues aus der Welt der Redewendungen

Rowohlt E-Book

Inhaltsübersicht

VorwortAAbergläubisch seinEs auf jemanden oder etwas abgesehen habenEtwas abstaubenEtwas abkupfernDurch Abwesenheit glänzenIch glaub, mich laust der AffeAllerhandKurz angebunden seinJemandem etwas anhängenJemanden anhimmelnJemanden anschwärzenEtwas aus dem Ärmel schüttelnArmleuchterDer Arsch geht auf GrundeisAsche auf mein HauptAufhebens machenEtwas auseinanderklamüsernEtwas ausgefressen habenMit dem Auto liegenbleibenBBammel vor etwas habenBananenrepublikDa steppt der BärIn Bausch und BogenBescheuert seinSich einen hinter die Binde gießenBinsenweisheitAch du liebes bisschen!Blaues BlutBohei machenBöhmische DörferDreimal ist Bremer RechtVolles BrettBlauer BriefBulleBullenhitzeDDeadlineJemandem einen Denkzettel verpassenNicht ganz dicht seinDito oder dto.Auf den letzten DrückerDulliEJemanden um die Ecke bringenDu EierlochEigenbrötlerJemandem etwas einbrockenJemanden einbuchtenEingefleischt seinEs geht ans EingemachteEtwas ergatternErlkönigFNicht lange fackelnRoter FadenSein Fett wegbekommen oder -kriegenJemanden feuernFloskelFlöten gehenAuf großem Fuß lebenStehenden FußesKalte Füße bekommenGGang und gäbeJemandem den Garaus machenGeilDer Gelackmeierte sein(Gut) gewappnet seinDran glauben müssenAch du liebe GüteH«Hamburger Sie», «Münchener du» und «Berliner wir»Jemanden sticht der HaferAlter HaseWissen, wo der Hase im Pfeffer liegtWissen, wie der Hase läuftHasenbrotHedwigKeinen Hehl aus etwas machenIm siebten Himmel seinHopfen und Malz sind verlorenHolland in NotHosenstallHundemüde seinDicker HundVom Hundertsten ins Tausendste kommenJacke wie HoseKKaffeekränzchenKantersiegEtwas auf die eigene Kappe nehmenMit KarachoKarriereAlles KäseFür die KatzEs regnet Katzen und HundeKatzenwäscheKatzentischKaventsmannKiezKioskKladderadatschKlipp und klarKlein beigebenKohldampf habenKöter und TöleEtwas kriegenKrökelnKulturbeutel oder KulturtascheDie Kurve kratzenLVom Leder ziehenJemanden hinters Licht führenLitfaßsäuleLügen, dass sich die Balken biegenSpitz wie (Nachbars) Lumpi seinSich nicht lumpen lassenMWer zuerst kommt, mahlt zuerstMahlzeitManschetten habenEine Marotte habenStrammer MaxVon hier bis nach MeppenIn rauen MengenMitgegangen, mitgefangen, mitgehangenEtwas mopsenMuffensausen habenNEinen Narren an jemandem gefressen habenNagelneu oder nigelnagelneuImmer der Nase nachNot am MannAuf Nummer sicher gehenDumme NussO/P/QOkayÜber den großen Onkel gehenPantoffelheldPaparazziJemandem oder etwas Paroli bietenPassen müssenEin Pechvogel seinPesenJemandem den Schwarzen Peter zuschiebenEtwas in petto habenEtwas auf der Pfanne habenMit jemandem Pferde stehlen könnenPi mal DaumenPingelig seinPlätzchen und KeksePomadig seinUm den Pudding gehenEin Quäntchen GlückAus dem Quark kommenQuitt seinR/SRabenelternVon der Rolle seinJemandem in den Rücken fallenSaftladenSatansbratenSauer macht lustigSchabrackeSich scheckig lachenScherereien habenJemanden auf die Schippe nehmenSchlawinerSchlitzohrJemandem ein Schnippchen schlagenWie am SchnürchenSo wird ein Schuh drausJemandem die kalte Schulter zeigenSchwein gehabtSpam-MailEtwas spitzkriegenSpitznameEinen Spleen habenSplitternacktJemandem fällt ein Stein vom HerzenEine Standpauke haltenJemanden im Stich lassenJemanden zur Strecke bringenJemandem eine Strafe aufbrummenSündenbockTMit jemandem Tacheles redenIss deinen Teller leer, dann gibt’s morgen schönes WetterTerz machenScher dich zum TeufelAuf Teufel komm rausToi, toi, toiIn der Tinte sitzen oder steckenTschüs oder TschüssIn trockenen Tüchern seinVVaterland und MutterspracheJemanden veräppelnEtwas verballhornenSich verfranzenJemanden verhohnepipelnVerschollen seinIn der Versenkung verschwindenEtwas auf Vordermann bringenWSchmutzige Wäsche waschenMit allen Wassern gewaschen seinJemandem auf den Wecker gehenVon wegenAuf einer Wellenlänge sein oder liegenDie Werbetrommel rührenWikipediaEtwas in den Wind schlagenDurch den Wind seinWindjammerWitzboldSich einen Wolf laufenX/ZJemandem ein X für ein U vormachenZappendusterLiteratur
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Vorwort

Seit Februar 2009 beantwortet Dr. Wort bei radio ffn täglich Fragen zur Herkunft deutscher Redewendungen, Formulierungen und Wörter. Im September 2010 erschien das Buch Klappe zu, Affe tot mit Antworten auf die 200 am häufigsten gestellten Fragen und hielt sich monatelang in den deutschen Bestsellerlisten.

Das Interesse an dieser Thematik ist bis heute ungebrochen, und so kam es zu den nächsten 200 Erklärungen. Alle eingesandten Fragen stammen von unseren Hörern, wurden also nicht von Redakteuren oder nach einem theoretischen oder didaktischen Konzept zusammengebastelt.

Auf diese Weise kam eine bunte Vielfalt an Fragen zusammen, bei der auch in dieser Auswahl ganz bewusst nicht streng zwischen Redewendungen, regionalen Formulierungen und etymologischen Herleitungen von Wörtern unterschieden wurde.

Zwei Tatsachen sollen in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben: Oft haben Eltern Fragen ihrer Kinder gemailt, und viele Menschen mit Migrationshintergrund haben um Erläuterungen sprachlicher Phänomene gebeten. Auch aus diesen Gründen wird in diesem Band wieder jeder Redewendung zunächst eine kurze Erklärung der Bedeutung vorangestellt, bevor die eigentliche Herleitung erfolgt.

Wie schon beim ersten Buch gab es Fragen, die Dr. Wort nur mit linguistischer Akribie und etymologischem Spürsinn klären konnte, andere ließen sich hingegen schnell beantworten. Sie werden allerdings immer wieder gestellt, ganz einfach weil nicht jeder radio-ffn-Hörer an jedem Morgen die Sendung verfolgen kann. Hierzu zählen unter anderem die Redewendungen «Das ist doch Jacke wie Hose» sowie «Mich laust der Affe», dem der vorliegende zweite Band seinen Titel verdankt.

Für viele Redewendungen gibt es zwei oder mehr Herleitungen, in solchen Fällen wird hier im Allgemeinen die in der Fachliteratur am häufigsten genannte und plausibelste beschrieben, in einigen Fällen wurden aber auch «konkurrierende» Erklärungen einander gegenübergestellt.

Es ist immer wieder faszinierend und überraschend, zu erfahren, wie viele der Redewendungen, die wir tagtäglich benutzen, uralte Wurzeln haben. Sie sind vor Jahrhunderten entstanden, und die Welt, aus der sie kommen, ist längst untergegangen, doch in unserer Alltagssprache haben sie überlebt.

 

In diesem Sinne: Viel Spaß beim Stöbern in dieser neuen Sammlung!

 

Ihr Dr. Wort

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A

Abergläubisch sein

Abergläubische Menschen verhalten sich irrational: Sie gehen zum Beispiel nicht unter angelehnten Leitern durch, haben Angst vor schwarzen Katzen oder fürchten sich unter anderem vor der Zahl «13».

Das Wort «aber» verwenden wir heute, wenn wir einer Aussage nicht zustimmen und Einwände dagegen haben. Aber – da war’s schon wieder – im Mittelalter bedeutete das Wort «aber» noch viel mehr, nämlich auch «nach etwas», «hinter etwas» oder auch «Gegenteil von etwas». Und in dieser Zeit ist der Begriff Aberglaube entstanden – es war ein Glaube, der nach dem echten Glauben kam, der hinter ihm steckte, der eigentlich das Gegenteil vom wirklichen Glauben war.

Es auf jemanden oder etwas abgesehen haben

Diese Redewendung hat kurioserweise mehrere, sich teils widersprechende Bedeutungen. Im Hinblick auf Personen heißt sie entweder, dass man jemanden ständig schikaniert und drangsaliert, oder aber, dass man jemanden begehrt und scharf auf ihn ist. In Bezug auf Dinge kann sie bedeuten, dass man etwas unbedingt haben oder erreichen will.

Wenn wir etwas vorhaben, dann verfolgen wir eine bestimmte Absicht, wir «haben es auf etwas abgesehen». Die Absicht bezeichnete ursprünglich das Visier eines Gewehrs, also eine Zielvorrichtung wie etwa Kimme und Korn. Wenn man jemanden damit anpeilte, dann hatte man ihn «in Absicht», also im Visier.

Heute ist diese ursprüngliche Bedeutung aus der Waffentechnik längst in Vergessenheit geraten, und wir gebrauchen die Redewendung häufig und in allen möglichen Zusammenhängen. Man kann sogar «von etwas absehen», also etwas nicht tun. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn ein Richter von einer Bestrafung absieht. Damit legt er das imaginäre Gewehr zur Seite und verschont den Angeklagten, er hat es nicht länger auf ihn abgesehen.

Etwas abstauben

Wenn man etwas «abgestaubt» hat, dann ist unter Umständen die Rede davon, dass man irgendeinen Gegenstand von Staub befreit hat. Wesentlich häufiger ist mit dieser Redewendung allerdings gemeint, dass man etwas sehr günstig erworben, erbettelt, vielleicht sogar gestohlen hat.

Die Redensart stammt höchstwahrscheinlich aus dem traditionellen Müllerhandwerk, und zwar aus den Zeiten, als die Bauern ihr Getreide zu einer Mühle brachten, um es zu Mehl mahlen zu lassen. Es muss wohl etliche nicht ganz ehrliche Müller gegeben haben, die einen Teil des entstandenen Getreidepulvers für sich abgezweigt und nicht in die Säcke der Bauern abgefüllt haben. Diese Gauner haben die Bauern übervorteilt und etwas für sich selbst «abgestaubt».

Etwas abkupfern

Wenn etwas «abgekupfert» ist, dann ist es ein Plagiat, eine Fälschung oder eine illegale Kopie.

Diese Redewendung geht auf den Beruf der Kupferstecher zurück. Das waren Kunsthandwerker, die vor allem vom 15. bis ins frühe 19. Jahrhundert in Malerwerkstätten Gemälde kopiert oder druckfähig gemacht haben. Diese Tätigkeit verlangte großes handwerkliches Können und war für Außenstehende in ihrer Ausführung nicht ohne weiteres nachvollziehbar.

Besonders weil diese Kupferstecher theoretisch auch Papiergeld fälschen konnten, schlugen ihnen oft Misstrauen und Geringschätzung entgegen. Aus dieser Zeit stammt auch die spöttische Anrede «Mein lieber Freund und Kupferstecher».

Durch Abwesenheit glänzen

Die Redewendung ist eine ironische Kritik an jemandem, der eigentlich anwesend sein sollte, aber nicht erschienen ist.

Die Wurzeln dieser Formulierung liegen im antiken Rom: Hier war es Brauch, dass die Familienangehörigen eines Verstorbenen bei der Beerdigung den Trauerzug anführten und dabei Bilder der gemeinsamen Vorfahren vor sich hertrugen. Der im 19. Jahrhundert überaus beliebte französische Dramatiker Marie-Joseph Chénier hat die Formulierung von den auf diesen Bildern gerade durch ihre Abwesenheit glänzenden Ahnen dann in einem seiner Stücke verwendet, woraufhin sie recht schnell an Popularität gewann.

Ein weiterer Beleg findet sich beim römischen Geschichtsschreiber Tacitus: Bei der Beerdigung von Brutus’ Schwester Julia fehlten sowohl Brutus als auch Cassius (Gemahl der Julia), da sie sich als Mörder Caesars nicht blicken lassen konnten. In einer Quelle von Tacitus heißt es: «Aber Cassius und Brutus leuchteten gerade dadurch hervor, dass ihre Bilder nicht zu sehen waren.»

Ich glaub, mich laust der Affe

Diese Redewendung ist ein Ausdruck der Verblüffung und der Überraschung. Sie ist verwandt mit ähnlichen Formulierungen, in denen unmögliches oder zumindest extrem unwahrscheinliches Verhalten von Tieren vorkommt. (Vgl. Dr. Wort, Klappe zu, Affe tot, S. 165)

Jeder Zoobesucher kennt das gesellige Verhalten von Affen, die gegenseitige Fellpflege betreiben, indem sie abgestorbene Hautschuppen entfernen und häufig auch Salzkristalle knabbern, die sie im Fell des anderen gefunden haben. Läuse spielen bei diesen sozialen Ritualen im Übrigen kaum eine Rolle.

Schon vor Jahrhunderten haben Menschen in Deutschland dieses Ritual beobachten können, zum Beispiel bei den Affen umherziehender Schausteller oder auf Jahrmärkten. Es mag sein, dass der eine oder andere Affe auch mal einen der Zuschauer durch «Lausen» verwöhnt hat, aber auch wenn nicht, war es zumindest eine ungewöhnliche und bizarre Ansicht, und so ist die Redewendung in die Alltagssprache eingegangen und bis heute weit verbreitet.

Allerhand

«Das ist ja allerhand!», ruft man aus, wenn man seine Entrüstung über ein Verhalten oder einen Vorgang ausdrücken möchte, den man missbilligt. In einer zweiten Bedeutung wird das Wort «allerhand» auch als unbestimmtes Zahlwort benutzt, das eine Ansammlung verschiedener Dinge bezeichnet, so zum Beispiel: Auf dem Tisch lag allerhand Werkzeug herum.

Schon im 16. Jahrhundert ist eine Formulierung üblich gewesen, mit der man verschiedene Dinge unterschiedlicher Herkunft zusammengefasst hat: «Diese Dinge sind aller hande.» Damit wurde ausgedrückt, dass diese Dinge aus allerlei verschiedenen Händen stammten. Dieses «aller hande» ist dann später zusammengezogen worden zu dem uns heute geläufigen «allerhand». Und auch wir benutzen das Wort «allerhand» nicht, wenn zum Beispiel 20 völlig identische Tassen auf dem Tisch stehen, allerhand Tassen sind das nur, wenn es sich um ein buntes Durcheinander handelt.

Ganz ähnlich verhält es sich mit dem entrüsteten Ausruf «Das ist ja allerhand!». Hier hat jemand nicht nur etwas Unerhörtes getan, sondern sich gleich eine ganze Reihe verschiedener Frechheiten geleistet, quasi einen bunten Strauß an Unverschämtheiten.

Kurz angebunden sein

«Kurz angebunden» ist man, wenn man sich mürrisch, abweisend und unfreundlich verhält und im Gespräch nur das Allernötigste von sich gibt.

Schon Martin Luther hat diese Redewendung gebraucht, und sie ist auch heute noch üblich. Sie geht höchstwahrscheinlich zurück auf die früher weit verbreiteten Hofhunde der Bauern, die in der Regel relativ kurz angebunden oder angekettet wurden. Und solche Hunde reagieren besonders aggressiv und wütend auf Eindringlinge und sind in der Tat oft gefährlich und bissig.

Zwar nicht bissig, aber zumindest unfreundlich verhalten sich auch Menschen, die kurz angebunden sind.

Jemandem etwas anhängen

Wenn man jemandem «etwas anhängen» will, dann erzählt man Schlechtes über ihn, betreibt üble Nachrede oder bezichtigt ihn zu Unrecht.

Die Redewendung geht zurück auf den früheren Brauch, Straftätern Zettel anzuhängen, auf denen ihre Vergehen zu lesen waren. Zusätzlich oder anstelle dessen wurden auch oft Gegenstände benutzt, die symbolisch das Delikt darstellten, so zum Beispiel bei einem Dieb der gestohlene Gegenstand, bei Säufern eine Flasche und bei bösartigen Frauen ein Besen (als Anspielung auf einen Hexenbesen).

Noch vor wenigen Jahrzehnten machten die Nazis gern und häufig Gebrauch von diesem entwürdigenden Ritual des Anhängens – sozusagen als Revival finsterer Zeiten –, wenn im Zuge der Judenverfolgung Menschen mit entsprechenden diffamierenden Schildern behängt wurden.

Jemanden anhimmeln

Wer jemanden «anhimmelt», der schwärmt heftig für diese Person, verehrt sie in übertriebener Weise, ist quasi ein Extremfan.

Man könnte meinen, die Redewendung kommt daher, dass man zu einem Menschen aufschaut, also in Richtung Himmel. Das ist auch nicht ganz falsch, aber die Formulierung hat noch einen tieferen, religiösen Ursprung.

Gläubige Christen, denen daran gelegen ist, die Zehn Gebote genau zu befolgen, dürfen den Namen Gottes nicht achtlos oder missbräuchlich benutzen. Und so war es ihnen zumindest früher nicht möglich, davon zu sprechen, dass jemand einen anderen Menschen so sehr verehrt, dass er ihn sprichwörtlich vergöttert. Jetzt kam der Himmel ins Spiel, und zwar als sogenanntes Hüllwort, von Fachleuten auch Euphemismus genannt. Man hat das Tabuwort «Gott» kurzerhand durch den Himmel ersetzt, und statt jemanden zu vergöttern, hat man ihn einfach angehimmelt.

Jemanden anschwärzen

Wenn man jemanden verpetzt, verrät, verleumdet oder schlecht macht, dann «schwärzt man ihn an», zum Beispiel beim Chef oder beim Lehrer.

Die Farbe Schwarz steht im westlichen Kulturkreis für ganz gegensätzliche Dinge. Einerseits ist es die Farbe der Würde und der Feierlichkeit – man denke nur an die schwarzen Limousinen der Politiker –, andererseits ist Schwarz aber auch die Farbe des Todes, der Trauer und des Teufels. Darüber hinaus bezeichnet «Schwarz» im alltäglichen Sprachgebrauch verbotene Tätigkeiten, zum Beispiel Schwarzarbeiten, Schwarzfahren oder Schwarzbrennen, die illegale Alkoholherstellung.

Beim Anschwärzen geht es eindeutig um genau diese negativen Aspekte. Die Redewendung existiert in vielen Sprachen und ist hervorgegangen aus den Formulierungen «jemanden schwarz machen» oder «jemanden schwarz malen». Da schwingt jemand bildhaft einen großen Pinsel mit schwarzer Farbe und malt sein Opfer an, bis es für alle sichtbar so richtig angeschwärzt ist.

Etwas aus dem Ärmel schütteln

Wer etwas «aus dem Ärmel schüttelt», dem fällt eine Aufgabe leicht. Er kann sie ohne Mühe erledigen, spielerisch und anscheinend unvorbereitet.

Die Kleidung im späten Mittelalter war in der Regel sehr weit geschnitten, und das galt auch für die Ärmel. Man konnte sie als Taschen benutzen, zum Beispiel für Geld, Papiere und andere kleinere Dinge.

Wenn man etwas brauchte, konnte man es dann ganz leicht aus dem Ärmel zum Vorschein bringen. Auch Gaukler und Zauberer haben so ihre Utensilien aufbewahrt und konnten bei Vorführungen und Auftritten die dollsten Tricks einfach so «aus dem Ärmel schütteln».

Armleuchter

Als «Armleuchter» tituliert man einen Menschen, wenn man ihn für dumm, trottelig, geistig beschränkt oder total unfähig hält.

Armleuchter sind tragbare Kerzenständer, bei denen von einem zentralen Schaft zwei oder mehr Arme abgehen, auf denen man Kerzen anbringen kann.

Früher dienten sie als tragbare Lichtquelle, wobei das Licht, das sie erzeugten, wohl eher trübe und funzelig war und nur zu einer begrenzt guten Sicht verhalf. Jemand, der mit einem solchen Armleuchter unterwegs war, machte also einen mehr oder weniger unbeholfenen und trotteligen Eindruck. Manche Autoren leiten den Ursprung des Schimpfwortes davon ab.

Höchstwahrscheinlich liegt der Ursprung aber ganz woanders: Ordinäre Ausdrücke werden häufig durch harmlosere Wörter ersetzt, indem man sogenannte verhüllende Floskeln mit dem gleichen Anfangslaut gebraucht. So fluchen manche Menschen «Scheibenkleister!», wenn sie das eigentlich gemeinte Verdauungsprodukt mit den gleichen Anfangsbuchstaben nicht aussprechen wollen. Genauso verhält es sich vermutlich mit dem Armleuchter. Eigentlich ist die untere Körperöffnung eines Menschen gemeint, die auch mit «A» anfängt. Aber man kann die Beschimpfung abmildern und in letzter Sekunde die Kurve kratzen, indem man stattdessen sagt: «Du bist ein Riesen…armleuchter!»

Der Arsch geht auf Grundeis

Wenn einem «der Arsch auf Grundeis geht», dann hat man große Angst oder einen Riesenschreck bekommen.

Grundeis bildet sich in kalten Wintern vor allem in Flüssen, wo im Gegensatz zu stehenden Gewässern, also Teichen und Seen zum Beispiel, nicht die Oberfläche zuerst gefriert. Weil das Wasser sich in lebhaften Fließgewässern ständig durchmischt, kann auch am Flussgrund Frost herrschen und sich somit Eis bilden. Wenn dieses Grundeis dann bei Tauwetter losbricht, kann man manchmal polternde, rumpelnde Geräusche hören.