Miles & Niles - Einer geht noch - Jory John - E-Book

Miles & Niles - Einer geht noch E-Book

Jory John

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Beschreibung

Wer zuletzt lacht, lacht am besten – das furiose Finale der Bestsellerreihe über die berühmt-berüchtigten Prankster Miles & Niles!

Das neue Schuljahr beginnt für Miles und Niles, das unschlagbare Trickser-Duo, mit schlechten Nachrichten: Miles' Mutter hat beschlossen, im Sommer wieder zurück in die alte Heimat zu ziehen! Den beiden Freunden wird schnell klar, sie müssen ihren Abschied mit dem legendärsten Streich aller Zeiten feiern. Da kommt es äußerst ungelegen, dass ihr erbitterter Widersacher Bertrand Barkin zu einem neuen Gegenschlag ausholt: Er verschafft sich eine Position in der Schulaufsichtsbehörde und träumt davon, endlich wieder Recht und Ordnung in Yawnee Valley herzustellen …

Die Dein Spiegel-Bestellerreihe ist herrlich albernern und frecher Lesespaß für Jungs & Mädchen.

Alle Bände der Miles & Niles-Reihe:
Hirnzellen im Hinterhalt (Band 1)
Schlimmer geht immer (Band 2)
Jetzt wird's wild (Band 3)
Einer geht noch (Band 4)

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Seitenzahl: 148

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Jory John · Mac Barnett

EINER GEHT NOCH

Aus dem Amerikanischen von Catrin Frischer

Illustriert von Kevin Cornell

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.
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© 2019 by Jory John/Mac Barnett/Kevin CornellDie Originalausgabe erschien 2019 unter dem Titel »The Terrible Two’s Last Laugh« bei Amulet Books, an imprint of Abrams Books, New York.© 2019 für die deutschsprachige Ausgabecbj Kinder- und Jugendbuchverlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 MünchenDieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische AgenturThomas Schlück GmbH, 30161 HannoverAlle deutschsprachigen Rechte vorbehaltenAus dem Amerikanischen von Catrin FrischerUmschlagillustration: Kevin CornellUmschlaggestaltung: init | Kommunikationsdesign, Bad OeynhausenMI • Herstellung: RWSatz: Uhl + Massopust, AalenISBN 978-3-641-22733-3V003
www.cbj-verlag.de

Für Kev

Kapitel 1

Zum letzten Mal: Herzlich willkommen in Yawnee Valley!

Oder, wenn du noch nie ein Buch aus dieser Serie gelesen hast, zum ersten Mal: Herzlich willkommen in Yawnee Valley!

Yawnee Valley ist voller Hügel, Yawnee Valley ist voller Kühe. Die Hügel sind grün. Die Kühe haben verschiedene Farben. Die meisten Kühe sind schwarz-weiß, es gibt aber auch ein paar braune. Bob Barkin, ein bedeutender einheimischer Milchbauer, behauptet, eine blaue Kuh zu haben, aber andere Leute sagen, dass sie eigentlich bloß grau ist. Hier ist ein Bild von der betreffenden Kuh:

Uns ist bewusst, dass dieses Bild, das nur in schwarz wiedergegeben wird, niemandem helfen wird, selbst darüber zu entscheiden, ob Bobs Kuh blau ist. Bedauerlicherweise können wir uns nicht leisten, diese Bücher in Farbe zu drucken. Dennoch hoffen wir, dass euch die Illustration gefallen hat. Das ist eine sehr gutaussehende Kuh!

Yawnee Valley wäre fast als »Die milchige Perle in Amerikas Molkerei-Diadem« bekannt geworden, ein Slogan, der vom Gemeinderat von Yawnee Valley abgelehnt wurde, weil nur ein Mitglied wusste, was ein Diadem ist. (Es ist eine Krone.)

Die Stadt beheimatet mehr Kühe als Menschen – das würdest du wissen, wenn du hier wohnen würdest, was du wahrscheinlich nicht tust, denn hier wohnen nicht viele Menschen –und Kühe können keine Bücher lesen. Auf der Erde leben Milliarden von Menschen und nur 9980 davon leben in Yawnee Valley.

Also:

Wie groß sind die Chancen, dass in einer kleinen Stadt wie dieser nicht einer, sondern zwei Weltklasse-Trickser zu Hause sind?

Und wie groß sind die Chancen, dass sich zwei von den 7,5 Milliarden Menschen auf der Welt ausgerechnet in Yawnee Valley begegnen und feststellen, dass sie Seelenverwandte, echte Kumpels, Blutsbrüder und beste Freunde sind?

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieses verschlafene Nest einem der größten Trickser-Duos der Geschichte, einem Paar berüchtigter Streichespieler, bekannt als die Schrecklichen Zwei – und sei es noch so kurz – als Bühne dient?

Wir können diese Fragen nicht beantworten. Mathe war nie unser bestes Fach. Aber die Quote ist niedrig. Die Chancen stehen schlecht! Es scheint ziemlich unwahrscheinlich zu sein!

Und dennoch …

Yawnee Valley ist die Heimatstadt von Miles Murphy und Niles Sparks. Und hier sind sie:

Moment mal. Sorry. Das sieht ganz verkehrt aus. Auf diesem Bild ist nur Niles zu sehen. Das liegt daran, dass die beiden mitten in einem Streich sind.

Hier ist ein Bild von fünf Minuten früher:

Viel besser. Los geht’s.

Kapitel 2

Es war Sonntag. Es war Herbst. Miles und Niles saßen in sehr weiten Mänteln im Bus, im hinteren Teil der Linie 3.

Die Drei fuhr an Niles’ Haus im Buttercreme Weg vorbei, dann weiter bis zu einer Weide, die Bob Barkin gehörte. Dahin waren sie unterwegs. Normalerweise hätten sie einfach ihre Fahrräder genommen, aber heute hatten sie eine Menge Zeug dabei.

Unter ihren Mänteln hatten sich Miles und Niles nämlich folgende Dinge an den Körper geschnallt:

Drei Dosen Viehmarkierungsfarbe, dunkellilaDrei Dosen Viehmarkierungsfarbe, neongrünEine aus einer Kühlschrankverpackung gefertigte Pappschablone mit PunktemusterEin echt langes MaßbandEine RosenschereWerkzeug in einem LederkofferEin Sabo 3030 Handrasenmäher, zerlegt

»Bist du ganz sicher, dass diese Farbe auch auf dem Fell hält?«, fragte Miles.

»Ja«, sagte Niles.

»Aber bist du ganz ganz sicher?«, fragte Miles.

»Ja, ja«, sagte Niles. »Das ist Viehfarbe. Dazu ist sie gemacht.«

»Oh«, sagte Miles. »Okay.«

Miles hatte nicht viel Ahnung von Viehfarbe oder Vieh, weil er nicht zwischen Kühen aufgewachsen war. Er war tausend Meilen weit weg aufgewachsen, in einer Wohnung in einem rosa Haus nicht weit vom Meer. Vor zwei Jahren waren Miles und seine Mutter nach Yawnee Valley gezogen. Und obwohl das nur zwei Jahre her war, hatte Miles das Gefühl, dass alles, was davor passiert war, da drüben in der Stadt am Meer, jemand anderem passiert war. Es fühlte sich so an, als ob sein echtes Leben die Sachen waren, die seitdem passiert waren. Für Miles war es so, als ob seine Geschichte erst angefangen hatte, als er Niles Sparks begegnet war, so kann es sich nämlich anfühlen, wenn man seinem besten Freund begegnet.

»Ich dachte, wir wollten Sonnenbrillen tragen«, sagte Niles, der eine Sonnenbrille trug.

»Ach ja«, sagte Miles. Er holte seine Sonnenbrille aus dem Mantel und setzte sie auf.

»Warum tragen wir Sonnenbrillen?«, fragte er.

Niles zuckte mit den Schultern. »Weite Mäntel. Sonnenbrillen. Sieht doch cool aus.«

Miles bewunderte sein Spiegelbild in der Fensterscheibe.

»Ja«, sagte er. »Stimmt.«

Der Bus hielt an einer Ecke. Die Türen öffneten sich zischend und eine Frau mit Schirmmütze und marineblauer Uniform stieg ein.

»Fahrscheine«, sagte sie zu dem alten Mann in der ersten Reihe.

Der alte Mann holte einen Busfahrschein aus der Tasche. Sofort knipste sie den Schein – klick klick – und gab ihn dem alten Mann zurück.

»Danke sehr«, sagte der alte Mann freundlich.

Die Ticketfrau ging weiter, ohne »gern geschehen« zu sagen.

»Fahrscheine.«

Ein kleines Mädchen in der Reihe dahinter hielt zwei Fahrscheine hin, ihren eigenen und den ihrer Mutter.

»Meine Mama hat gesagt, ich darf unsere Fahrscheine halten!«, sagte das kleine Mädchen.

»Aber bezahlen wollte sie nicht!«, sagte ihre Mutter.

Das kleine Mädchen lachte.

Ihre Mutter lachte.

Die Ticketfrau lachte nicht.

Sie lächelte nicht mal.

Sie knipste nur die Fahrscheine – klick klick – und gab sie zurück.

»Die Frau ist gemein«, flüsterte das kleine Mädchen.

»Vielleicht hat sie bloß einen schlechten Tag«, sagte ihre Mutter.

Die Mutter des kleinen Mädchens hatte recht. Die Ticketfrau hatte wirklich einen schlechten Tag. An diesem Morgen hatte der Tierarzt ihr gesagt, dass ihr Kater Joseph ein bisschen zu pummelig war. Dann hatte ihr Mann, der auch Joseph hieß, ihr vor fünf Minuten per SMS mitgeteilt, dass es im Supermarkt keine Paprika mehr gab. Und das war untragbar, denn sonntagabends kochte die Ticketfrau immer Gulasch. Die ganze Woche freute sie sich auf das Gulasch. Es was ihr das Zweitliebste auf der Welt. Also: Ja, sie hatte einen schlechten Tag.

Aber der Gerechtigkeit halber muss gesagt werden, dass das kleine Mädchen ebenfalls recht hatte. Die Ticketfrau war gemein. Selbst an guten Tagen war sie so: eine grimmige, unfreundliche, dumpf Fahrscheine knipsende Person. Was sie am allerliebsten mochte auf der Welt, lieber noch als Gulasch, war es, Leute aus dem Bus rauszuwerfen.

Nicht im wahrsten Sinne des Wortes rauswerfen, natürlich.

Leute vor die Tür setzen. Sie von der Beförderung ausschließen.

Nachts allerdings lächelte die Ticketfrau manchmal im Schlaf, wenn sie davon träumte, wie sie Fahrgäste durch die Luft schleuderte, alte Männer, kleine Mädchen, Mütter überschlugen sich über den Fahrspuren und rollten durch das hohe Gras, das am Straßenrand wuchs.

Also, ja, sie war gemein.

»Fahrscheine«, sagte die Ticketfrau zu einem Mann, der ihr den Fahrschein schon hinhielt.

Hinten im Bus fasste Niles in die Brusttasche seines Mantels.

Sein ganzer Körper krampfte sich zusammen.

»Was ist denn?«, fragte Miles.

Niles suchte in der Tasche herum.

Dann suchte er in allen anderen Manteltaschen herum.

Dann stand er auf und durchwühlte seine Hosentaschen.

»Niles, was ist denn?«, fragte Miles.

Niles schüttelte den Kopf und suchte noch mal alle seine Taschen ab.

»Niles«, sagte Miles.

»Miles«, sagte Niles. Er zog ein einzelnes Stückchen Papier aus seiner Brusttasche. »Wir haben nur einen Fahrschein.«

Kapitel 3

»Wir haben nur einen Fahrschein? Was soll das denn heißen?«

»Wie viele Fahrscheine hast du?«, sagte Niles.

»Keinen!«, sagte Miles.

»Genau«, sagte Niles.

»Aber du hast gesagt, du kaufst Fahrscheine für uns beide«, sagte Miles.

»Hab ich gemacht!«, sagte Niles.

»Warum hast du dann nur einen?«

»Deinen muss ich verloren haben.«

»Meinen! Warum war der verlorene meiner?«

»Was?«

»Vielleicht hast du deinen verloren«, sagte Miles. »Vielleicht ist das mein Fahrschein.«

»Fahrscheine«, sagte die Ticketfrau zu einem Jungen mit Kopfhörern.

»Es spielt keine Rolle, wem dieser Fahrschein gehört«, sagte Niles, der den Fahrschein so hielt, dass Miles nicht drankommen konnte. »Wir müssen beide zu Bob Barkins’ Farm, sonst ist die Operation Erstkontakt gestorben. Das ist ein Job für zwei. Außerdem schleppt jeder von uns einen halben Rasenmäher mit sich herum. Wir brauchen zwei Fahrscheine.«

»Okay.« Miles hörte auf, nach dem Fahrschein zu schnappen. »Was machen wir?«

Niles steckte den Fahrschein wieder in seine Tasche. »Wir denken.«

Sie saßen und sie dachten, während die Frau sich in den hinteren Teil des Busses vorarbeitete.

»Fahrscheine.«

Klick klick!

»Fahrscheine.«

Klick klick!

»Sie sieht gemein aus«, sagte Miles.

»Oh ja«, sagte Niles.

»Fahrscheine.«

Klick klick!

»Ist dir was eingefallen?«, sagte Niles.

»Nein«, sagte Miles. »Dir denn?«

»Nein«, sagte Niles. »Aber ich verlasse mich auf dich.«

»Auf mich?«, sagte Miles. »Warum?«

»Unter Druck bist du gut!«, sagte Niles. »Das ist dein Ding!«

»Oh, bitte«, sagte Miles.

Er schaute auf seine Schuhe runter.

»Was?«, sagte Niles. »Das ist ein Kompliment! Du bist spontan! Du bist immer unsere Rettung, wenn’s brenzlig wird!«

»Weißt du was, du setzt mich ziemlich unter Druck!«, sagte Miles.

»Ja«, sagte Niles. »ABERDUBISTGUTUNTERDRUCK!«

»Hör auf, das zu sagen!«, sagte Miles.

Die Ticketfrau hatte den halben Weg zu den beiden Jungs zurückgelegt.

»Fahrscheine.«

Klick klick!

»Fahrscheine.«

Klick klick!

Miles’ Kopf schnellte hoch.

»Ich hab’s«, sagte er. »Ich versteck mich.«

»Was?«, sagte Niles.

Miles war auf seinem Sitz weit runtergerutscht und schälte sich aus seinem Mantel. »Ich versteck mich«, sagte er. »Hilf mir.«

»Genial.«

Niles half Miles, den Mantel auszuziehen. Dann glitt Miles runter auf den Fußboden und kroch unter den Sitz vor ihm, wo er sich, so klein er nur konnte, zusammenrollte. Und das war nicht so besonders klein, wegen der vielen Tricksersachen, die an seinem Körper festgeschnallt waren.

»Deck mich zu«, sagte Miles.

Behutsam deckte Niles den Mantel über Miles.

»Rühr dich nicht«, sagte Niles.

»Ach. Was du nicht sagst«, sagte Miles.

Niles setzte seine Sonnenbrille ab und legte die Füße hoch – wahrscheinlich auf Miles’ Kopf.

Ihr Timing war perfekt.

»Fahrscheine.«

Die Ticketfrau schaute auf Niles hinab.

Niles lächelte zur Ticketfrau hoch.

»Einen Augenblick bitte, Ma’am.«

Niles langte in seine Brusttasche und zog zwei Fahrscheine heraus.

Er reichte sie der Ticketfrau.

»Einer ist für mich und der andere für meinen Freund.«

»Dein Freund?«, fragte die Ticketfrau.

»Ja, mein Freund hier unten auf dem Boden.«

Niles hob den Mantel ein Stück hoch.

»Hallo«, sagte Miles.

»Warum trägt er eine Sonnenbrille?«, fragte die Frau.

»Gute Frage«, sagte Niles. »Miles, warum trägst du eine Sonnenbrille?«

Miles zuckte mit den Schultern. »Sieht cool aus, finde ich.«

»Da haben Sie es!«, sagte Niles.

Niles lächelte.

Miles lächelte.

Die Ticketfrau machte dieses Gesicht:

Guck mal genau hin! Ganz sicher ist es nicht, doch das scheint der Anflug eines Lächelns zu sein.

Klick klick!

Sie knipste die Fahrscheine und gab sie Niles zurück.

»Danke!«, sagte er.

Er steckte die Fahrscheine in seine Tasche und zog Miles den Mantel wieder übers Gesicht.

»Danke«, sagte die Frau und ging wieder zurück nach vorne.

Der Mantel auf dem Boden wackelte vor Lachen.

»Hier unten ist es richtig eklig«, sagte Miles.

Niles lachte auch.

»Tja«, sagte er. »Das ist schließlich der Boden von einem Bus.«

»Du hast gewusst, dass ich mich verstecken werde«, sagte Miles. »Du hast es von Anfang an gewusst.«

»Ja«, sagte Niles. »Ich hab’s gewusst.«

Selbstverständlich hatte Niles es gewusst und Miles wusste, dass Niles es gewusst hatte, und das zu wissen, brachte sie beide nur noch mehr zum Lachen. Sie lachten, bis ihnen die Bäuche wehtaten und bis ihre Augenwinkel tränennass waren.

Unter dem Mantel kam eine Hand hervor, eine Hand mit zwei in die Luft gereckten Fingern, so wie die hier:

Und Niles legte seine Fingerspitzen auf die Fingerspitzen von Miles und dann lachten sie noch eine Weile weiter.

Sie lachten, weil sie verstanden hatten, was alle großen Trickser verstehen: Ein Streich kann eine Hutnadel im Ballon der Tyrannei sein, ein Knallfrosch in der Kapelle der Wohlerzogenheit, aber auch ein geheimes Zeichen zwischen Freunden. Manchmal ist ein Streich einKlaps, manchmal ein Knall. Aber manchmal auch eine Umarmung. Ein Streich, den man seinem Trickserkollegen spielt, ist eine Botschaft in einem geheimen Code. Und die lautet: »Hallo, mein Freund. Ich kenne dich.«

Kapitel 4

Der nächste Tag war Montag. Es war ein Schultag.

Doch es war kein ganz gewöhnlicher Montag und kein ganz gewöhnlicher Schultag. Der nächste Tag war der erste Tag eines neuen Schuljahres an der Yawnee Valley Akademie für Wissenschaft und Kunst.

Vor der Schule wartete Niles auf Miles – an derselben Stelle, an der er immer auf Miles wartete, neben einem Feuerhydranten, auf der einzigen Gehwegplatte des Bürgersteiges, die keine Risse hatte. Ein paar Meter weiter, auf dem Rasen vor der Schule, war auf einer riesigen Tafel zu lesen:

SCHULLEITERBARKINGIBTKUND: WILLKOMMENZURÜCK, IHRRINDVIECHER! DASWIRDUNSERBESTESJAHR!!!

Mit seinem glänzenden schwarzen Budapester Größe 40 kickte Niles ein Steinchen. (Treuen Lesern mag aufgefallen sein, dass seine Füße seit Beginn der Serie zwei Nummern größer geworden sind.) Eine Autoschlange wand sich durch den Schulparkplatz. Fahrer drückten auf ihre Hupen und wetteiferten um Plätze am Bordstein.

Eine blaue Limousine kam angerauscht und parkte neben Niles. Miles Murphy stieg aus.

»Tschüss, Mom«, sagte Miles.

Er warf die Autotür zu.

Judy Murphy ließ ein Fenster runter.

»Tschüss, Miles«, sagte sie. »Hi, Niles!«

»Hallo, Judy«, sagte Miles. »Dein Haarschnitt gefällt mir! Steht dir wirklich gut!«

»Danke, Niles«, sagte Judy. »Dein Haarschnitt gefällt mir auch!«

Niles fuhr sich mit der Hand über den Kopf. »Oh, danke!«, sagte er. »Hab ich mir eigentlich nicht selber ausgesucht, aber langsam gewöhne ich mich dran.«

Judy hielt den Daumen hoch. Ihr Zuspruch wurde von einem schrillen Pfeifen zunichte gemacht.

Es kam von Trainer B., der die Morgenaufsicht auf dem Parkplatz innehatte. Pfeifend und wild gestikulierend rannte er auf das Auto der Murphys zu.

Trainer B. konnte die reflektierende neongelbe Parkplatzaufsichtsweste gar nicht gut leiden. Er fand sie peinlich und kompensierte das, indem er häufiger als sonst in seine Trillerpfeife blies – und das wollte schon etwas heißen.

»Weiter, weiter, Madam!«, brüllte er. »Sie müssen weiterfahren!«

»Ist ja gut, aber bitte nennen Sie mich nicht Madam!«, sagte Judy. Sie winkte Miles zu, dann winkte sie Niles zu und dann Trainer B., bevor sie blinkte und davonfuhr.

Trainer B. zog ab, um noch mehr Autos anzupfeifen.

Miles gesellte sich zu Niles auf ihrer gemeinsamen Gehwegplatte.

»Du hast dich also für den Anzug entschieden«, sagte er.

»Ja«, sagte Niles. »Ich hab mich für den Anzug entschieden.«

Falls du die ersten drei Bücher dieser Serie nicht gelesen hast, müssen wir anmerken, dass die Schrecklichen Zwei nicht nur ein Trickser-Club waren. Lange Zeit waren sie ein GTC gewesen (ein geheimer Trickser-Club). Der Club war hauptsächlich geheim, weil Niles Sparks der festen Überzeugung war, dass ein Trickser niemals ein Yak sein sollte. In Niles’ GTS (Geheime Trickser-Sprache) war ein Yak jemand, der damit prahlte, ein Trickser zu sein. Und wenn du damit prahlst, ein Trickser zu sein, ist das Problem, dass dann alle wissen, dass du ein Trickser bist: deine Mutter, dein Vater, deine Schwester, dein Bruder. Dein Lehrer, dein Schulleiter. Der Bürgermeister. Der Lebensmittelhändler. Der Metzger. Der Bäcker. Der Kerzengießer, falls du einen kennst, Niles Sparks kannte keinen. Deine Tante Janine, wenn du eine Tante Janine hast, Niles Sparks hatte eine. Wenn die Leute wissen, dass du ein Trickser bist, beobachten sie dich ständig, sie versuchen zu erraten, was du als Nächstes anstellen wirst. Eine derartige Dauerbeobachtung schafft – mit Niles’ Worten – »suboptimale Arbeitsbedingungen«. Und zwar, weil ein guter Streich etwas Überraschendes ist, und du kannst niemanden überraschen, der erwartet, überrascht zu werden. Außerdem: Sagen wir mal, du schaffst es irgendwie, die Welt mit einem absolut genialen Streich zu verblüffen. Sobald sich alle wieder berappelt haben, werden sie dich wahrscheinlich zur Verantwortung ziehen. Sobald die Leute nämlich wissen, dass du ein Trickser bist, wirst du zum ständigen Hauptverdächtigen.

Und deshalb hatte Niles Sparks sich eine geheime Identität erschaffen. Im Laufe der Jahre, zuerst eher zufällig, dann mit Absicht hatte er den Ruf eines Schleimers, eines Speichelleckers, eines Musterknaben kultiviert. Er machte den Käfig des Klassenhamsters sauber. Er erinnerte die Lehrer daran, die Hausaufgaben einzusammeln, wenn sie es mal vergessen hatten. Er kam jeden Tag im Anzug zur Schule. Das war die perfekte Tarnung. Aber dann irgendwann (genauer gesagt, gegen Ende von Band zwei), war seine Tarnung aufgeflogen. Die Schrecklichen Zwei waren aufgeflogen. Und jetzt wussten alle, dass Niles Sparks kein Regeln liebender Streber war. Er war ein Regeln brechender Rüpel.

Wenn du die ersten drei Bücher dieser Serie gelesen hast, weißt du das längst. Du hättest die letzten zwei Absätze überspringen können. Aber dazu ist es jetzt zu spät. Sorry.

Wie auch immer, jetzt war ihr GTC einfach nur ein TC