Miles & Niles - Schlimmer geht immer - Jory John - E-Book

Miles & Niles - Schlimmer geht immer E-Book

Jory John

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Beschreibung

Gerissen, überraschend und unschlagbar witzig - das sind Miles & Niles!

Im Streichespielen sind Miles & Niles die Größten. Schon jeder für sich war ein Meister seines Fachs – aber jetzt, wo sie sich zusammengeschlossen haben, sind sie ein unschlagbares Trickser-Duo!

Oder zumindest dachten sie das ... Bis ihr Lieblingsopfer, Schulleiter Barry Barkin, aufgrund ihres Geniestreichs seines Amtes enthoben und durch seinen furchteinflößenden Vater Bertrand Barkin ersetzt wird. Bertrand, der gestrenge Hüter der Prinzipien der Schulleiter-Macht, ist nun leider eine ganz harte Nuss. Er scherzt nicht. Er lacht nicht. Und er duldet keine Streiche. Bald schon wünschen sich Miles & Niles, was sie nie für möglich gehalten hätten: Sie wünschen sich Barry Barkin zurück!

Die Dein Spiegel-Bestellerreihe ist herrlich albernern und frecher Lesespaß für Jungs & Mädchen.

Alle Bände der "Miles & Niles"-Reihe:
Hirnzellen im Hinterhalt (Band 1)
Schlimmer geht immer (Band 2)
Jetzt wird's wild (Band 3)
Einer geht noch (Band 4)

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Seitenzahl: 158

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Jory John · Mac Barnett

Aus dem Amerikanischen von Alexandra ErnstIllustriert von Kevin Cornell

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Für Dave Eggers – MB und JJ

© 2016 by Jory John/Mac Barnett/Kevin Cornell

Die Originalausgabe erschien 2016 unter dem Titel »The Terrible Two Get Worse« bei Amulet Books, an imprint of Abrams Books, New York

© 2016 für die deutschsprachige Ausgabe by cbt Kinder- und Jugendbuchverlag

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München.

Aus dem Amerikanischen von Alexandra Ernst

Covergestaltung: Kevin Cornell

Covermotiv: init | Kommunikationsdesign, Bad Oeynhausen

SK · Herstellung: kw

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN: 978-3-641-18703-3V003www.cbt-buecher.de

Kapitel 1

Willkommen zurück in Yawnee Valley, wo es grüne Hügel gibt und Kühe, Kühe, Kühe. Das Gras wächst, die Hügel wellen sich und die Kühe machen Muh. Wen kümmert’s?

Nun, diese beiden.

Das sind Miles Murphy und Niles Sparks, die beiden einzigen Mitglieder eines streng geheimen Zwei-Personen-Clubs, genannt »Die Schrecklichen Zwei«. (Miles ist der mit der Gasmaske.)

Die Schrecklichen Zwei waren ein ganz besonderer Geheimclub. Die Schrecklichen Zwei waren ein Club von Tricksern. Und an diesem Tag, einem Sonntag, würden Miles und Niles die Welt wieder gründlich austricksen – mit ihrem neuesten Streich.

Einen Tag zuvor, am Samstag, hatten Miles und Niles aufgeschrieben, was sie alles brauchten.

»Wozu brauchen wir Gasmasken?«, fragte Niles.

Miles und Niles waren in ihrem Trickser-Labor, einer kleinen Kammer, die an Niles’ Zimmer angrenzte. Alle vier Wände und die Decke waren mit schwarzer Tafelfarbe gestrichen, sodass die Schrecklichen Zwei genügend Platz hatten, um ihre Streiche auszuarbeiten.

Schau dir die Skizzen an. Schau dir die Zeichnungen an. Schau dir die Kiste mit den schwarzen Socken in der Ecke an.

Die Socken sind nicht wichtig. Aber hinter den Socken war etwas sehr Wichtiges. Hinter den Socken befanden sich 45 Wörter, nach denen Miles und Niles lebten.

(Wenn du dieses Buch an einem stillen Ort liest, wo niemand dich stört und hört, kannst du ruhig die linke Hand heben – die Trickser-Hand – und die Worte laut lesen.)

»Und deshalb brauchen wir Gasmasken«, sagte Miles, der die ganze Zeit geredet hatte.

»Ich denke nicht, dass Gasmasken so funktionieren, wie du denkst, dass sie funktionieren«, sagte Niles.

»Ich denke, sie funktionieren genauso, wie ich es mir denke«, sagte Miles.

»Ja, okay«, sagte Niles, »das ist genau die Definition von ›Denken‹.«

»Ich will jedenfalls eine Gasmaske«, sagte Miles. »Und ich bringe auch eine für dich mit. Morgen wirst du sie nämlich auch wollen.«

Und da sind wir also.

»Bist du sicher, dass du keine willst?«, fragte Miles.

»Ja.« Niles zog eine Wäscheklammer aus der Tasche und klemmte sich damit die Nase zu. Er zuckte leicht zusammen, denn es tat weh.

»Die Gasmaske wäre viel bequemer«, bemerkte Miles.

»Bestimmt«, sagte Niles.

»Außerdem sieht sie echt cool aus.«

Niles betrachtete Miles. »Mag sein«, sagte er.

Miles und Niles legten die Skateboards auf dem Asphalt ab. (Beide Bretter gehörten Miles. An diesem Morgen war er auf einem davon zum Parkplatz hinter Dannys Restaurant gefahren. Niles hatte das andere Brett getragen. Sein Gleichgewichtssinn war nicht der beste.)

Sie zogen die Gummihandschuhe an.

Sie zogen die Pinsel aus der Tasche.

Dann griff Miles in seinen Rucksack und holte den wichtigsten Gegenstand für den Streich dieses Morgens heraus, etwas, das so wichtig war, dass es nicht einmal auf ihrer Liste stand, für den Fall, dass die Liste in falsche Hände geraten würde, dass Fragen gestellt und Untersuchungen eingeleitet werden würden, die zu Enthüllungen und Schulverweisen führen könnten. Es war der Dreh- und Angelpunkt ihrer ganzen Operation: ein Stück Käse, sorgfältig in Plastikfolie verpackt.

Yawnee Valley-Kühe fraßen Yawnee Valley-Gras aus den Yawnee Valley-Hügeln, um dann Yawnee Valley-Milch zu produzieren. Ein Teil der Yawnee Valley-Milch wurde zu Yawnee Valley-Käse, den die Yawnee Valley-Molkerei an ihre Kunden verkaufte.

Es gab insgesamt siebenundzwanzig Sorten:

Wenn ihr mitgezählt habt, habt ihr gemerkt, dass es bloß sechsundzwanzig Käsesorten sind. Aber vielleicht interessiert es euch, dass Yawnee Valley einer der vier Orte außerhalb Deutschlands ist, wo Limburger Käse hergestellt wird, und dass Miles Murphy heute Morgen einen Limburger Käse gekauft hatte und dass Limburger Käse berühmt ist für seinen Schweißfuß-Geruch.

»Oh Mann«, sagte Miles, der den Käse auswickelte. »Der stinkt nach Schweißfüßen.«

»Das ist der Witz dabei«, sagte Niles.

»Ja, aber ich kann die Schweißfüße riechen«, sagte Miles, »durch die Gasmaske!«

Niles zuckte mit den Schultern. »Das habe ich ja versucht, dir zu sagen. Gasmasken schützen vor Giftgas, nicht vor Gerüchen.«

Miles zog die Gasmaske ab. »Okay, du hast gewonnen. Ich nehme eine Wäscheklammer.«

Niles grinste. »Ich habe nur eine mitgebracht.«

Typisch Niles Sparks. Spielt seinem Trickser-Partner mitten in einem Streich einen Streich.

»Eins zu null für dich.« Miles starrte den Käse an. »Das ist noch schlimmer, als ich dachte.« Er holte tief Luft und hielt den Atem an.

Miles und Niles nickten einander zu.

Dann legten sie sich rücklings auf ihre Skateboards und rollten unter ein gelbes Auto, das ihrem Schulleiter gehörte, Schulleiter Barkin, der jeden Sonntag zur gleichen Zeit in Dannys Restaurant zu Mittag aß.

Für einen guten Streich brauchte man einen guten Bock, und ein guter Bock war jemand, der es verdiente, dass man ihm Streiche spielte. Gute Böcke waren Despoten, Tyrannen, Angeber und Egoisten. Schulleiter Barkin war ein großartiger Bock, denn

er verlangte von seinen Schülern (in Reden und auf Schildern, die er überall in der Schule aufhängte), dass sie seine Machtposition als Schulleiter respektierten;er machte einen Riesen-Aufstand, wenn seine Macht infrage gestellt wurde, wobei sein Gesicht jedes Mal lila anlief;er hatte dieses Jahr die Thementage abgesagt, weil er sie für »Unfug« hielt, einschließlich des Wuschelhaar-Tags, des Schnurrbart-Tags und des Rückwärts-Tags. Was blieb, war der Pyjama-Tag, den die Schulsprecherin in einem harten Kampf für die Schüler ausgehandelt hatte, und selbst da hatte sich Barkin unerbittlich gezeigt: Die Schüler hatten eine Viertelstunde früher zu erscheinen, denn schließlich »mussten sie sich ja nicht anziehen«);es gingen noch weitere himmelschreiende Taten auf sein Konto, einschließlich all derer aus dem ersten Buch.

Die Unterseite des Wagens mit dem Limburger einzureiben, dauerte dreiundneunzig Sekunden. In weniger als zwei Minuten standen Miles und Niles wieder auf den Füßen.

»Wie riecht es?«, fragte Niles.

»Entsetzlich«, sagte Miles.

Sie grinsten. Miles hob zwei Finger. Niles tat es ihm nach. Ihre Fingerspitzen berührten sich. Das war das geheime Zeichen der Schrecklichen Zwei, mit dem sie einen erfolgreichen Streich feierten.

»Gehen wir«, sagte Miles.

Aber Niles war noch nicht fertig.

»Warte mal.«

Er schaute sich um, ob auch niemand zuschaute, und schmierte dann eine Schicht Käse auf die Lüftungsschlitze unterhalb der Windscheibe.

Das war das Meisterstück.

Kapitel 2

In der Zwischenzeit saßen in Dannys Restaurant zwei Barkins, Schulleiter Barkin und Josh Barkin, und genossen ein Vater-Sohn-Sonntagsmenü, das Teil eines Vater-Sohn-Sonntags war. Schulleiter Barkin hatte die Vater-Sohn-Sonntage eingeführt, um seiner nicht enden wollenden Sorge über Joshs Benehmen Ausdruck zu verleihen. Schulleiter Barkin hielt seinen Sohn für einen Trickser, und er hatte beschlossen, ihm das Streichespielen mit Zuckerbrot und Peitsche auszutreiben. Das Zuckerbrot war in diesem Fall der Vater-Sohn-Sonntag, zwölf Stunden, in denen Vater-Sohn-Ausflüge stattfanden, Vater-Sohn-Spiele und Vater-Sohn-Sonntagsessen. Josh hasste die Vater-Sohn-Sonntage (genauso wie Zuckerbrot). Die Peitsche in Schulleiter Barkins Plan war das militärisch geführte Feriencamp gewesen, das seinen Sohn dermaßen hatte einschüchtern sollen, dass er seinem Vater anschließend in allem gehorchen würde. Josh hatte das Feriencamp geliebt. (Er liebte auch Peitschen – am liebsten hätte er welche im Camp gehabt, um andere noch besser damit verprügeln zu können.)

Schulleiter Barkin zog den Reißverschluss seiner Schulleiter-Tasche auf und holte ein Päckchen mit Vater-Sohn-Karteikarten heraus, auf denen Fragen standen, die ein anregendes Gespräch zwischen Vätern und ihren heranwachsenden Söhnen in Gang bringen sollten.

»Was möchtest du in deinem Leben erreichen?«, fragte Schulleiter Barkin.

»Ich will Schulleiter werden«, sagte Josh.

Das fing ja hervorragend an!

»Das Felsendenkmal von Mount Rushmore ehrt vier Präsidenten: George Washington, Thomas Jefferson, Abraham Lincoln und Theodore Roosevelt. Wenn du ein fünftes Gesicht hinzufügen könntest, welches würdest du wählen?«

»Meins.«

Was für ein robustes Selbstvertrauen!

»Wenn du dich irgendwohin teleportieren könntest, zu einem beliebigen Ort auf der Erde, wo würdest du hingehen?«

»Jetzt im Moment?«

»Ja, jetzt im Moment.«

»Zu dem leeren Tisch da drüben.«

»Josh.«

Josh starrte aus dem Fenster auf einen Baum und stellte sich vor, wie er auf ihn einschlagen würde.

»Wenn du die Sache nicht ernst nimmst«, sagte Schulleiter Barkin, »dann können wir genauso gut gehen.«

»Super«, sagte Josh.

Schulleiter Barkin fragte sich, was schiefgegangen war. Ratlos blickte er seinen Sohn an, der missmutig seinen Vater betrachtete. Was war falsch gelaufen zwischen ihnen? Gab es irgendeinen Zeitpunkt, an dem ihr Verhältnis aus der Bahn geraten war? Nein! Natürlich nicht. Man konnte etwas so Kompliziertes wie die Entfremdung zwischen Vater und Sohn nicht auf einen einzigen Augenblick reduzieren, auf ein einzelnes Ereignis. Aber die Dinge hatten sich seit dem letzten Frühjahr deutlich zum Schlechteren gewendet – nachdem Schulleiter Barkin Josh eine Zeit lang sowohl einen Schulverweis als auch Hausarrest erteilt hatte, weil er ihn bei verschiedenen Lügen und üblen Taten erwischt hatte. Noch dazu hatte er den Jungen gezwungen, seinen Posten als Schulsprecher niederzulegen.

Aber vielleicht waren es auch bloß die Hormone!

»Hormone«, sagte Schulleiter Barkin laut, was seinen Sohn sichtlich in Verwirrung stürzte. »Ja.«

Josh war immer so ein lieber Junge gewesen. Schulleiter Barkin dachte oft mit zärtlicher Wehmut an jene längst vergangenen Tage, als er dem kleinen Josh eine Gutenacht-Geschichte vorgelesen hatte und Josh alle Figuren in dem Buch als »Brotgehirne« bezeichnet hatte. Irgendwo tief in ihm drin musste dieser liebe kleine Junge noch existieren, trotz all der Hormone.

Aber diese Tage gehörten der Vergangenheit an. Die beiden Barkins standen auf und gingen zur Kasse. Schulleiter Barkin zählte den Rechnungsbetrag exakt ab.

»Hübsche Bauchtasche«, sagte die Kassiererin.

Schulleiter Barkin richtete sich auf und sein Gesicht wurde so rot wie eine überreife Himbeere. »Wie heißen Sie?«, fragte er.

»Donna«, sagte die Frau und deutete auf ihr Namensschild, auf dem DONNA stand.

»Nun, Donna«, sagte Schulleiter Barkin, »ich möchte Ihnen mitteilen, dass dies keine ›Bauchtasche‹ ist. Es ist eine Schulleitertasche.«

»Eine Schulleitertasche?«, fragte Donna und bereute im selben Moment ihre Frage.

»Ja. Eine Schul-leiter-tasche. Als Sie es eben sagten, klang es fast abwertend. Eine Schulleitertasche ist eine Tasche wie diese hier, gemacht für einen Schulleiter wie mich, und sie enthält alles Nötige, um erfolgreich Macht in einer Schule auszuüben.«

»Na ja, wir sind hier in einem Restaurant«, sagte Donna.

»Donna«, sagte Schulleiter Barkin, »ein Schulleiter hört nicht auf, ein Schulleiter zu sein, wenn er seine Schule verlässt. Ein Schulleiter ist immer ein Schulleiter. Auch in einem Restaurant. Auch an einem Sonntag.«

»Okay«, sagte Donna, die nicht begriff, wie sie in dieses Gespräch geraten war oder wieso es immer noch anhielt. »Tja, dann … Hübsche Schulleitertasche.«

»Danke«, sagte Schulleiter Barkin.

Sieg auf der ganzen Linie. Er war froh, dass Josh das miterlebt hatte. Er war genau das Vorbild gewesen, das er an Vater-Sohn-Sonntagen sein wollte.

Autorität auszuüben, versetzte Schulleiter Barkin stets in Höchststimmung. So auch diesmal, als er mit seinem Sohn hinaus auf den Parkplatz ging. Und wenn Barkin in Höchststimmung war, sang er, und heute sang er sein »Sonntagslied«, ein Lied, das er gerade erst erfunden hatte.

»Zum Glück ist heute Sonntag,

denn morgen ist dann Montag.

Und Montag ist der beste Tag

für einen neuen Schultag.«

Er war gerade beim zweiten Vers, der genauso ging wie der erste, als sie an seinem Auto ankamen und Barkin der Geruch nach Schweißfüßen auffiel.

Dieser Teil des Parkplatzes riecht ein bisschen streng, dachte Barkin, ehe er seinen Wagen anließ und sich wieder seinem Sonntagslied widmete.

»Sonntag, Sonntag, Sonntag, Sonntag, Sonntag, Sonntag«, sang er.

Aber der Geruch war immer noch da, als er vom Parkplatz fuhr, und als er die Ampel an der Kreuzung der Hauptstraße erreichte, musste Schulleiter Barkin die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass der Geruch von seinem Wagen ausging.

»Hier stinkt’s«, sagte Josh.

Sie ließen die Fenster herunter.

Hormone.

Schulleiter Barkin warf seinem Sohn einen misstrauischen Blick zu. Hormone! Sie machten launenhaft. Sie verursachten Verstimmungen zwischen Vätern und Söhnen. Und sie verursachten Gerüche. Schulleiter Barkin kam zu dem Schluss, dass Hormone für die Unannehmlichkeiten dieses Tages verantwortlich waren, einschließlich dieser besonderen Unannehmlichkeit – dem Schweißfußgestank, der immer schlimmer wurde. Es schien fast so, als ob der Geruch noch intensiver war, seit sie die Fenster geöffnet hatten, wofür Schulleiter Barkin die Luftströmungen verantwortlich machte. Luftströmungen und Hormone – das doppelte Übel eines Vater-Sohn-Sonntags.

Schulleiter Barkin befand sich in einer delikaten Situation. Als Schulleiter war er natürlich ein Experte in Sachen Teenager, und er wusste, dass er das Thema der Körperhygiene äußerst sensibel angehen musste, wenn er seinem Sohn nicht das Gefühl geben wollte, er müsse sich seines Körpers schämen.

»Josh«, sagte Schulleiter Barkin, »ich möchte kurz ein paar Worte über die Bedeutung des Badens verlieren. Hauptsächlich wäre da die Frage: Badest du?«

»Was? Ja!«

»Natürlich«, sagte Schulleiter Barkin. »Natürlich tust du das. Aber wenn du es tust, benutzt du dann Seife?«

»Ja! Hör auf damit!«

»Wunderbar«, sagte Schulleiter Barkin. »Fantastisch. Und benutzt du auch Seife, wenn du dir die Füße wäschst?«

»Du denkst, meine Füße sind schuld?«

»Nun ja«, sagte Schulleiter Barkin, »ich denke, Füße sind schuld. Jemandes Füße. Deine Füße. ›Schuld‹ ist vielleicht ein zu starkes Wort. Aber ja.«

»Was ist mit deinen Füßen?«

»Josh«, sagte Schulleiter Barkin. »Ich bin schon viele Jahre mit meinen Füßen zusammen. Ich kenne meine Füße. Und meine Füße haben noch nie so gerochen. Wie auch immer, das ist nichts, wofür man sich schämen müsste! Wenn du von einem Jungen zum Mann wirst, verändern sich naturgemäß auch deine Füße, sie werden größer, behaarter und … ja, riechen anders.«

»Dad!«

»Okay, okay, wir müssen nicht darüber reden. Wir fahren einfach nur heim, und wenn wir zu Hause sind, nimmst du ein langes Bad und wäschst dir die Füße. Bitte. Danke.«

Schulleiter Barkin schaltete das Radio ein. Aus Rücksicht auf seinen Sohn würde er so tun, als ob der Gestank im Auto nicht unerträglich wäre, obwohl er das war. Schulleiter Barkin bemühte sich um ein freundliches Lächeln, und als das nicht klappte, setzte er ein nur leicht angewidertes Gesicht auf.

»Sonntag, Sonntag, Sonntag, Sonntag«, sang er zu der Melodie des Liedes aus dem Radio.

Unauffällig stellte Schulleiter Barkin das Gebläse an, um damit hoffentlich und ein für alle Mal den Mief aus dem Auto zu blasen.

Aber stattdessen füllte sich das Auto ganz und gar mit käsegeschwängerter Luft. (Wir erinnern uns an Niles’ Meisterstück!)

Schulleiter Barkin würgte. Mit quietschenden Reifen hielt er vor einer Tierhandlung an.

»Also schön. Raus aus dem Wagen. Fußkontrolle!«

»Was?«

»Hinsetzen! Schuhe und Strümpfe ausziehen!«

Grummelnd setzte sich Josh auf den Bürgersteig und zog Schuhe und Strümpfe aus.

Schulleiter Barkin holte ein Seifenstück und eine kleine Flasche Wasser aus seiner Schulleitertasche.

»Das ist echt krass«, sagte Josh.

»Ich tue dir damit einen Gefallen, Josh. Du wirst mir ewig dankbar sein!«

Schulleiter Barkin nahm den rechten Fuß seines Sohnes in die Hand und bückte sich, mit der Seife in der anderen Hand, darüber.

Als er sich dem Fuß näherte, bemerkte er etwas Seltsames: Er stank nicht.

Er kam noch näher und schnüffelte aufmerksam.

»Interessant«, sagte Schulleiter Barkin. »Sehr interessant.«

Am Ende des Häuserblocks standen Miles und Niles, die Skateboards unter den Arm geklemmt, mit offenen Mündern da.

»Na, das funktioniert ja prächtig«, sagte Miles. »Abgefahren, aber prächtig.«

Niles nickte. »Und wie.«

Kapitel 3

Beinahe jeder Tag jenes schicksalhaften Herbstes fand seinen Höhepunkt in einem Streich der Schrecklichen Zwei. 30. September: das Große Zirpen. 15. Oktober: Chaos in der Cafeteria. Und besonders schön: der mehrstufige Trickser-Triumph am 10. November, besser bekannt als der Tag, an dem in der Yawnee Valley Akademie der Wissenschaft und Kunst die Schulfotos gemacht werden.

Der Schulfoto-Tag ist seltsam. Man wird ja eigentlich ständig fotografiert, mit Fotoapparaten und Handys, von Verwandten und Freunden. Aber einmal im Jahr wird von einem verlangt, dass man sich besonders gut kleidet (»kräftige Farben, mitteldunkle bis dunkle Töne für den ›zeitlosen‹ Look«), dass man sich sorgfältig frisiert (»Haare schneiden genau zwei Wochen vor dem Termin«) und dass man sich einen von vier Hintergründen aussucht: Herbstsonne (braun), Pazifikbrise (blau), Liebesapfel (rot) und Waldweg (grün). Durch alle vier Hintergründe verläuft eine verschwommene weiße Spirale, sodass es aussieht, als ob man im Inneren eines Zauberkessels hocken würde. Für einen Aufpreis kann man einen fünften Hintergrund auswählen: Beamtengrau (ein einfaches Grau). Wobei man sich fragt, wer eigentlich zehn Mäuse für einen grauen Hintergrund bezahlt.

Vor der Turnhalle stellt man sich dann in eine lange Schlange, das Bestellformular in der Hand – acht Fotos im Passbildformat, vier im Format 10 cm x 13 cm oder zwei im Postkartenformat. Langsam rückt man in der Reihe nach vorn, wo alle paar Sekunden ein riesiges Blitzlicht aufleuchtet. Ein gelangweilter Mann mit einem Rauschebart erzählt einen schlechten Witz und schießt ein Foto, das man seinen Großeltern schenkt oder an den Kühlschrank hängt. Wenn die Eltern einen besonders lieben, dann lassen sie das Foto vielleicht auch auf Kaffeebecher oder Mousepads drucken oder – am allerschlimmsten – auf Handyhüllen, sodass man jedes Mal, wenn Mom oder Dad mit dem Handy ein Bild von einem machen, das eigene Schulfoto vor der Nase hat.

Die besten Fotos fangen ein, wer man wirklich ist. Schulfotos zeigen, wer man in der Schule ist, und zwar am Schulfoto-Tag. Hinsetzen und lächeln! Nicht blinzeln! Ihr wollt doch nicht, dass euer Schulfoto so aussieht:

»Och MANN!«, sagte Stuart. (Der Junge auf dem Bild ist nämlich Stuart.) »Ich glaub, ich hab geblinzelt!«

Mr Yeager kratzte sich am Bart und schaute auf seine Kamera. »Ja«, sagte er. »Du hast geblinzelt.«

»Ey, Mann, das passiert mir immer«, sagte Stuart. »Echt jetzt, ich krieg die Krise wegen dem Blitz.«

»Versuchen wir’s noch mal«, sagte Mr Yeager. »Sag mal ›Munster‹.«

»Och MANN!«, sagte Stuart. »Ich glaub, ich hab die Augen die ganze Zeit zu gehabt!«

»Noch eins. Sag mal ›Munster‹.«

»Sieht gut aus«, sagte Mr Yeager.

»Cool!«, sagte Stuart.

»Der Nächste.«

»Der Nächste.«

»Der Nächste.«

»Der Nächste.«

»Gib mir dein Bestellformular«, sagte Mr Yeager.

»Ich habe keins«, sagte Holly Rash.

»Hast du es zu Hause vergessen?«

»Nein. Ich möchte kein Foto von mir haben.«

»Warum stehst du dann in der Schlange?«

»Ich muss eins machen lassen«, sagte Holly. »Ich bin Schulsprecherin.«

»Der Nächste.«

»Der Nächste.«

»Munster!«, sagte Niles. »Statt ›Cheese‹! Das ist sehr gut, Mr Yeager. An den Witz kann ich mich noch vom letzten Jahr erinnern, und ich glaube, diesmal ist er noch lustiger. Wissen Sie, ich sage immer, dass man einen guten Witz daran erkennt, dass man nicht nur einmal darüber lachen kann.«

»Hm-hm«, sagte Mr Yeager.