Mine - Ich gehöre dir - Katy Evans - E-Book

Mine - Ich gehöre dir E-Book

Katy Evans

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Beschreibung

Niemals hätte Brooke geglaubt, dass sie den Mann ihrer Träume für sich gewinnen könnte. Aber nicht alle Träume enden mit einem Happy End. Ausgerechnet als Remy ihren Rückhalt besonders nötig hat, muss Brooke ihn allein lassen. Kann ihre Liebe die Trennung überstehen?

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Seitenzahl: 514

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Inhalt

Titel

Zu diesem Buch

Widmung

Mine Playlist

Mine

Eins

Zwei

Drei

Vier

Fünf

Sechs

Sieben

Acht

Neun

Zehn

Elf

Zwölf

Dreizehn

Vierzehn

Fünfzehn

Sechzehn

Siebzehn

Achtzehn

Neunzehn

Zwanzig

An ihn

Danksagung

Die Autorin

Die Romane von Katy Evans bei LYX

Impressum

KATY EVANS

Mine –

Ich gehöre dir

Roman

Ins Deutsche übertragen von

Beate Bauer

Zu diesem Buch

Die neue Saison beginnt, und Remington Riptide Tate ist mehr als bereit sich endlich den Sieg zu holen, der ihm längst zusteht – hatte er doch im letzten Kampf freiwillig auf den Titel verzichtet. Aber jetzt kann den Star der Untergrundszene niemand mehr aufhalten: Auf der Tour durch Amerika gewinnt er einen Kampf nach dem anderen, und das Publikum liegt ihm zu Füßen – doch seine unergründlich blauen Augen fixieren im Ring noch immer nur Eine: Brooke. Sie kann es kaum glauben, dass dieser Mann, der jede Frau haben könnte, ausgerechnet sie gewählt hat und ihr all seine Liebe schenken will – mit Remy scheint das Glück zum Greifen nah. Doch die Dämonen der Vergangenheit wollen nicht ruhen, und als Brooke überraschend die Tour abbrechen und zurück nach Seattle muss, wird ihre Liebe auf eine harte Probe gestellt. Ohne Brooke an seiner Seite ist Remy verloren, er steuert auf einen dunklen Abgrund zu, und niemand scheint ihn aufhalten zu können. Mehrere tausend Meilen von ihm getrennt kommen auch Brooke Zweifel, ob sie ihr Leben wirklich mit einem Mann teilen kann, der sich immer auf einer Grenze zwischen Licht und Schatten bewegt – dabei weiß sie, dass die Entscheidung doch eigentlich längst gefallen ist, weil sie mit jeder Faser ihres Körpers und für immer Remy gehört …

Dieses Buch ist denjenigen gewidmet, die genauso empfunden haben wie ich und einfach ein wenig mehr wollten.

MINE Playlist

Das sind ein paar der Songs, die ich beim Schreiben von MINE gehört habe. Ich hoffe, Ihr genießt sie, wenn Remington und Brooke das ebenfalls tun!

Iris von Goo Goo Dolls

Dark Side von Kelly Clarkson

I Choose You von Sara Bareilles

First Time von Lifehouse

Stay with You von Goo Goo Dolls

Beneath Your Beautiful von Labrinth and Emeli Sande

Breathless von Corrs

According to You von Orianthi

Here Without You von 3 Doors Down

When You’re Gone von Avril Lavigne

Far Away von Nickelback

Hold Me Now von Red

Uprising von Muse

Demons von Imagine Dragons

Kiss Me von Ed Sheeran

From This Moment On von Shania Twain und Bryan White

MINE

Das Herz ist ein Hohlorgan, und es schlägt Milliarden Mal in unserem Leben. Es ist faustgroß und hat vier Höhlen: zwei Vorhöfe und zwei Kammern. Wie dieses Organ so etwas Umfassendes wie Liebe enthalten kann, ist mir ein Rätsel. Ist es das Herz, das liebt? Oder die unsterbliche Seele? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich die Liebe mit jeder Faser meines Körpers, jedem Atemzug und mit ganzer Seele spüre. Ich habe gelernt, dass man mit einem Bänderriss nicht mehr laufen, aber mit einem in tausend Stücke zerbrochenen Herzen noch immer unvermindert lieben kann.

Mein Herz ist zerbrochen und wieder geheilt.

Ich habe geliebt und bin geliebt worden.

Ich liebe noch immer, und diese Liebe und dieser Mann haben mich für immer verändert. Stets habe ich von Medaillen und Meistertiteln geträumt, doch jetzt träume ich nur noch von einem blauäugigen Kämpfer, der seine Lippen auf meine gelegt und damit mein Leben verändert hat.

EINS

Willkommen zurück, Riptide!

Brooke

Es sind genau zwei Monate, exakt zweiundsechzig Tage, seit ich zu ihm zurückgekehrt bin. Eintausendvierhundertachtundachtzig Stunden des Verlangens und Vermissens. Und es ist noch länger her, dass Tausende von Frauen, Männern und Fans überall auf der Welt Zeugen seines Sturzes waren.

Er ist zurück.

Und heute findet der erste Kampf in der neuen Underground-Saison statt.

Er hat wie wahnsinnig trainiert. Er hat an Muskelmasse zugelegt. Er ist so muskulös wie nie, und diese Saison ist er bereit für den Sieg.

In der Arena von Washington D.C. sitzen um die tausend Leute, und immer wenn der Sieger des jeweiligen Kampfes verkündet wird, wird das Publikum unruhig.

Wir wissen alle, dass er jetzt dran ist. Pete, sein Assistent, sitzt angespannt und unruhig zu meiner Rechten. Er hatte mir erzählt, dass Riptide das »Zugpferd« ist – dass fast alle nur wegen ihm in der Arena sind.

Ich gehöre auf jeden Fall dazu.

Die Atmosphäre ist spannungsgeladen, und die Luft geschwängert von Parfüm, Bier und Schweiß. Die beiden Kämpfer in der Runde davor, von denen einer zu seinem Team gehört, sorgen im Moment für Aufregung, und mir klopft das Herz, während ich reglos auf meinem Platz in der Mitte der ersten Reihe sitze, genau dort, wo mich mein Mann haben will. Hier bin ich also, während mein Körper ihn überdeutlich wahrnimmt, und mein Herz im Rhythmus seines Namens klopft. Remington, Remington, Remington …

Die Lautsprecher knistern, als der Ansager das Mikrofon einschaltet, und ich zucke erschrocken zusammen.

»Meine Damen und Herren, wie waren wir am Boden zerstört, als der Favorit im letzten Jahr das Finale verlor.«

Die Menge buht bei der Erinnerung daran, und bei dem Gedanken daran, wie Remys malträtierter Körper aus dem Ring gehoben wurde, schnürt sich meine Kehle zu.

»Habt keine Angst, Leute. Habt keine Angst!«

»REMY!!!!!!!!!«, kreischt jemand.

»Lasst ihn endlich rein!«, brüllt ein anderer.

»Oh, das werden wir. Seien Sie unbesorgt, das werden wir«, sagt der Ansager. »Nach vielen Spekulationen und Gerüchten ist es nun offiziell. Der Mann kämpft in dieser Saison, und er macht keine Gefangenen, Leute! Hier ist er, meine Damen und Herren. Hier. Ist. Er. Sie wissen, wen ich meine?«

»RIP-TIIIIIIDE!«, brüllt die Menge.

»Wer?«

»RIP-TIIIIIIDE!«

»Noch mal, ich kann euch nicht hören!«

»RIPTIIIIIIDE!«

»Das ist richtig, meine Damen und Herren! Hier ist unser liebster Bad Boy mit seinem berüchtigten Lächeln und den tödlichen Fäusten, bereit, jedem, der ihm dieses Jahr im Weg steht, ein R.I.P. zu verpassen. Der einzigartige Remington Tate, Ihr RIPTIIIIIIIIIIDE!!«

Heftige Erregung schießt durch mich hindurch, während die Menge aufsteht und brüllt wie noch nie.

»Mein Gott, die Fans gieren nach ihm«, haucht Pete.

Und ich ebenfalls. Mein Gott. Ich ebenfalls.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Rings winken Frauen mit Höschen. Höschen! Eine hebt ein Schild, auf dem steht: BESORG’S MIR, RIPTIDE!

Mein Mund ist ganz trocken, und tausendundein Schmetterling flattern in meinem Bauch, als ich etwas Rotes aufblitzen sehe.

Er kommt näher.

Geht den Gang entlang auf den Ring zu.

Auf seinen Ring.

In meinem Körper toben die wildesten Gefühle, als er die Menge teilt.

Ein paar Fans haben ihre Plätze verlassen und versuchen nach ihm zu greifen, doch er bahnt sich mühelos seinen Weg durch die schmale Gasse, das Gesicht unter der roten Satinkapuze versteckt. Remy. Mein Remy. Der Mann, den ich mit jeder Faser liebe.

»Riptide, du bist so sexy!«

»Remy, mach mir ein verdammtes Kind!«

Mit einer fließenden Bewegung springt er in den Ring und legt dann ohne Eile seinen RIPTIDE-Umhang ab. Das Kreischen Hunderter Frauen klingt in meinen Ohren, während er in seine Ecke geht und Riley, seinem zweiten Coach, den Umhang reicht.

Riley klopft ihm lächelnd auf den muskulösen Rücken und sagt etwas zu ihm. Remington wirft den Kopf zurück, als würde er lachen, und tritt dann in die Ringmitte, streckt seine langen muskulösen Arme aus und setzt langsam zu seiner Ich-weiß-ihr-wollt-mich-alle-Drehung an.

Ich schmelze dahin.

Ich werde mich nie an diesen Anblick von ihm im Ring gewöhnen. Mein Herz pocht aufgeregt in meiner Brust und in mir pulsiert es vor Verlangen. So hart und schlank und vollkommen, dabei ist er wahnsinnig gefährlich, wahnsinnig schön und gehört allein mir.

Meine Augen saugen jeden Zentimeter von dem ein, wonach alle Frauen gieren, und mein Blick wandert über die makellose athletische Gestalt. Meine Augen gleiten liebevoll über seine Bräune und küssen die schwarzen keltischen Ornamente um seine Bizepse. Ich bewundere seinen Oberkörper, langen kräftigen Beine, seine wohlgeformten Arme, seine schmale Taille und breiten Schultern. Jeder Muskel ist so perfekt geformt, dass man genau erkennt, wo er endet und der nächste beginnt, wenn man mit den Fingern darüberstreicht.

Als er sich weiterdreht, sehe ich seinen Waschbrettbauch mit den acht Wölbungen – acht! Ja, eigentlich unmöglich, doch er hat sie … und sein Gesicht.

Oh Gott, ich halte es kaum aus.

Das kantige Kinn. Die schimmernden blauen Augen. Das sexy Grinsen. Die Grübchen. Er lächelt, mit diesem verspielten und jungenhaften Ausdruck, der sagen will, dass er für den Abend was richtig Schlimmes vorhat und man es um nichts auf der Welt verpassen möchte.

Ein kollektives Stöhnen geht durch die Reihen hinter mir, als er das Gesicht verzieht.

Die Schmetterlinge in meinem Bauch flattern auf, als die funkelnden blauen Augen die Menge absuchen und uns alle stumm anlachen. Er amüsiert sich über uns, über unsere Besessenheit von Remington Tate!

Neben mir hüpft eine Blondine mittleren Alters mit zu viel Botox im Gesicht auf und ab und schreit wie eine Wahnsinnige: »Remy! Zeig mir den Riptide!«

Ein Impuls durchzuckt mich, die Frau an ihren Haaren zu Boden zu reißen, doch gleichzeitig verstehe ich nur zu gut, dass man ihn einfach nicht anschauen kann, ohne vor Lust zu vergehen.

Er ist ein Hengst. Dafür geschaffen, sich zu paaren. Sich fortzupflanzen.

Und ich will ihn so sehr wie meinen nächsten Atemzug.

Ich will ihn mehr als diese kreischenden Frauen.

Ich will jeden noch so kleinen Teil von ihm. Ich will seinen Körper, seinen Verstand, sein Herz, seine wunderschöne Seele.

Er sagt, er gehört mir, doch ich weiß, dass ein Teil von Remington Tate nie jemandem gehören wird.

Ich bin sein, doch er ist unbezähmbar und unbezwingbar.

Remington Tate allein kann sich bezwingen.

Er steht da oben, unergründlich und geheimnisvoll, eine völlige Blackbox. Und ich will mich in ihm verlieren, auch auf die Gefahr hin, nicht mehr herauszufinden.

Pete stößt mich in die Rippen und flüstert mir ins Ohr: »Mein Gott, das ist einfach nicht fair, dass er diese ganze Aufmerksamkeit bekommt, und der hier«, er zeigt auf seine eigene schlanke Gestalt, »kriegt gar nichts.«

Ich lächle. Pete mit seinen Locken und seinen braunen Augen trägt immer schwarze Anzüge und Krawatten. Er ist nicht nur Remys persönlicher Assistent, er ist auch wie sein großer Bruder und einer meiner besten Freunde.

»Nora mag dich, wie du bist«, ziehe ich ihn mit meiner jüngeren Schwester auf.

Er muss lächeln und hebt vielsagend die Augenbrauen, während er in Richtung Ring nickt, wo Remington seine Drehung beendet und in meine Richtung schaut.

Meine Nervenenden vibrieren vor Erregung, als seine blauen Augen meine Reihe absuchen. Ich schwöre, jeder Teil von mir zittert in Erwartung seines Blicks.

Jetzt sieht er mich an.

Er elektrisiert mich. Unsichtbare Ströme zucken zwischen uns hin und her. Sein Lächeln fährt durch mich hindurch, und plötzlich fühlt sich meine Brust da, wo das Herz schlägt, wie eine Fackel an, die er gerade entzündet hat.

Seine Augen halten mich gefangen, ein Blick voll heißer Liebe, und ich sehe seine stumme Freude, den besitzergreifenden Stolz, die Warnung an jeden in diesem Raum, dass ich. Ihm. Gehöre.

Dann zeigt er auf mich.

Mein Herz bleibt stehen.

Es scheint, als folgten sämtliche Augen seinem ausgestreckten Finger, der direkt auf meine Brust zeigt, wo mein Herz für ihn rast, während seine glühend heißen, blauen Augen unmissverständlich sagen: »Das hier ist für sie.«

Die Menge bricht in begeisterten Jubel aus. Die Liebe seiner Fans trifft mich wie ein Adrenalinstoß, macht mich trunken wie Tequila, der einem direkt in den Kopf steigt. Und staunend spüre ich, wie sehr auch er seine Fans liebt. Wie er mich liebt.

Ich bin überwältigt von der Reaktion des Publikums und davon, wie er dasteht, mit Grübchen im lachenden Gesicht, die ganze Energie im Raum aufsaugt.

Gott, ich liebe ihn, und ich will nicht, dass er das je vergisst!

Ich gebe dem Impuls nach und werfe ihm eine Kusshand zu.

Er greift danach und drückt sie an seinen Mund.

Die Menge wird noch lauter. Remy zeigt auf mich und lacht, und ich lache auch. Meine Augen brennen ein wenig, denn ich bin so glücklich, dass ich platzen möchte. Ich bin glücklich, dass er glücklich ist, und er ist, wo er hingehört.

Das ist seine Saison. Dieses Jahr wird nichts Remington Tate daran hindern, Champion der Underground League zu werden. Nichts.

Er wird alles dafür geben, denn er ist ein Getriebener, ein starker und leidenschaftlicher Mann, und egal wie ängstlich, besorgt oder aufgeregt ich bin, ich werde für ihn da sein.

»Und jetzt, meine Damen und Herren, bitte ich um eine Runde Applaus für unseren Neuling im Underground vom Fighters Club, der berüchtigte, gefürchtete und gefährliche Grant Gonzalez, Gooooodzillaaaa!«

Als sein Gegner angekündigt wird, beginnt Remington rastlos wie ein Panther ihm Kreis zu gehen, bis schließlich eine riesige silberne Gestalt aus einem zweiten Gang kommt. Remy stützt die Hände in den Seiten ab und sieht zu, wie der Mann den Ring betritt. Heute Abend wurden allen die Hände getapt, nur die Knöchel blieben bloß, so wie die Männer früher gekämpft haben.

Der neue Kämpfer hat kaum seinen Umhang abgelegt, als das Publikum ihn auszubuhen beginnt.

»Buuuuuuuuh! Buuuuh!«

»Dieser Typ hat im Kampf schon ein paar umgebracht«, teilt mir Peter leise mit. »Das ist ein richtig fieser, dreckiger Wichser.«

»Sag mir nicht, dass Leute schon bei solchen Veranstaltungen gestorben sind«, sage ich entsetzt und spüre ein flaues Gefühl im Magen. Pete rollt die Augen.

»Brooke, das sind unzensierte Kämpfe. Natürlich läuft da auch mal was schief.«

Bei der Vorstellung, dass Remy mit einem Killer kämpft, erreichen meine üblichen Ängste vor einem Kampf ganz neue Ausmaße. Ängste, die ich unterdrückt habe, als mein Mann die Bewunderung des Publikums in sich aufgesogen hat. Ängste, bei denen sich mein Magen jetzt zusammenkrampft.

»Pete, wenn jemand stirbt, dann ist da nicht einfach mal was schiefgelaufen.«

Remington und sein Gegner tippen kurz die Handschuhe aneinander, und die Menge verstummt. Ich bin angespannt. Unruhig, beinahe ängstlich taxiere ich den Neuen, als könnte mir sein Äußeres etwas über ihn verraten. Die helle Haut des jungen Mannes ist mit etwas eingerieben, das wie Fett aussieht. Dürfen sie denn beim Kampf schlüpfrig sein? Sein langes Haar ist zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und wie fast alle anderen Kämpfer ist er ziemlich kompakt. Keiner ist so schlank und schön wie Remington. Ich wette, dass keiner so auf seinen Körper achtet und mit solcher Hingabe trainiert wie er.

Als die Glocke erklingt, stockt mir der Atem.

Sie gehen aufeinander zu. Mit perfekter Deckung, die Muskeln entspannt, aber einsatzbereit, wartet Remington darauf, dass der andere eine Bewegung macht. Schließlich holt Godzilla zu einem Schwinger aus. Remy duckt sich, rammt die Faust seitlich in seinen Oberkörper und schlägt den riesigen Kerl mit lautem Krachen zu Boden.

Ich stöhne auf, als der Schiedsrichter zu zählen beginnt.

Ein verstohlenes Lächeln umspielt Remys Lippen, als er auf die reglose Gestalt hinunterblickt und ihn praktisch anfeuert, sich zu bewegen.

Er tut es nicht.

Ein Tosen geht durch die Menge.

Pete springt auf und stößt die Fäuste in die Luft. »Yeah! Gut so! Wer ist der Mann der Stunde? Wer?«

»EINSCHLAG, meine Damen und Herren!«, schallt die Stimme aus dem Lautsprecher. »Ein einziger verdammter Schlag! Er ist wieder da! ERISTWIEDERDA! Männer und Frauen, Mädchen und Jungs, heute Abend bekommt ihr euren Riiiptide zurück!!! RIPtiiiiide!!«

Der Schiedsrichter reißt Remys Arm zum Sieg hoch.

Und obwohl die gesamte Arena seinen Namen brüllt, schnellen seine funkelnden blauen Augen sofort zu mir, und mein Körper verlangt mit jeder Faser nach ihm.

Gott.

Er ist ein verdammter Sexgott. Und er macht mich so an, dass ich gleich durchdrehe.

»Riptide, bitte, oh bitte lass mich dich anfassen!« Eine kreischende Frau läuft zum Ring und streckt ihm durch die Ringseile hindurch ihre Arme entgegen.

Remington scheint Mitleid mit ihr zu haben und drückt ihre Hand. Er streicht mit den Lippen über ihre Fingerknöchel, und sie fängt hysterisch an zu schreien. Ich lache, doch vor Eifersucht krampft sich mir der Magen zusammen. Er blickt zu mir auf, als er sie loslässt, und schwingt sich dann wie eine gefährliche Raubkatze geschmeidig aus dem Ring.

Stille senkt sich über die Arena, bis ich nur noch meinen Herzschlag hören kann.

Remington … Remington … Remington …

Mit einem Lächeln kommt er auf mich zu.

»Du bist eifersüchtig«, sagt er mit dieser tiefen erregenden Stimme.

»Ein bisschen«, sage ich und muss über mich selbst lachen.

Er lacht nicht, doch seine blauen Augen funkeln, als er mir mit seinen Fingern über den Hals streicht, und dann spüre ich, wie sein Daumen zärtlich über meine Unterlippe fährt. Die Schmetterlinge in meinem Bauch erwachen. Seine Augen sind halb geschlossen, während er meinen Mund betrachtet, langsam, von einem Mundwinkel zum anderen, und dann, als wäre das sein gutes Recht, beugt er sich herab und nimmt ihn einfach in Besitz.

Seine Lippen versetzen mich in Erregung. Mir wird schwindlig, als er meine Lippen teilt und seine Zunge erregt und feucht in mich eindringt, um mich flüchtig zu schmecken, und ich ein Stöhnen unterdrücken muss.

»Nicht nötig«, sagt er heiser, während er erneut meinen Mund anblickt. Für den Bruchteil einer Sekunde presst er mir die Lippen auf die Stirn, und kehrt dann elegant und beinahe schlendernd mit lässigen Bewegungen in den Ring zurück.

Hinter mir höre ich atemlose Stimmen.

»Verdammt, ich will das auch!«

»Achduheiligerhimmel, er war direkt neben uns!«

Ich lecke mir die Lippen, und ich kann den sexy Lover noch immer schmecken, was meine Nippel hart werden und mein Geschlecht vor wahnsinnigem Verlangen anschwellen lässt.

Als sein nächster Gegner aufgerufen wird, spannt Remington die Armmuskeln an. Er wirft mir vom Ring aus ein strahlendes Lächeln zu, und seine Grübchen verraten unmissverständlich, wie sehr er es genießt, mich in einer Pfütze aus Liebe und Verlangen zurückzulassen. Dieser Mistkerl.

Ein Kämpfer vom letzten Jahr, Parker Drake, »the Terror«, steigt in den Ring, um es mit ihm aufzunehmen, und die Glocke erklingt.

Bing.

Die Menge verstummt, als der Kampf beginnt, und beide Männer teilen Schläge aus. Remys sind kraftvoll, und man kann das Geräusch seiner Fäuste hören, die stark und blitzschnell treffen. Bumm, bumm, bumm! Ich winde mich auf meinem Sitz, beobachte und lausche, hin- und hergerissen zwischen Nervenkitzel und Sorge, als Parker zu Boden geht. Ich schieße hoch und rufe »Riptide!« im Chor mit den anderen, und ich weiß, dass es das erste von vielen Malen ist, die ich hier sein werde, um zu sehen, wie Remington sich alles zurückholt, was er für mich aufgegeben hat.

DREI

Flug nach Arizona

Der Privatjet ist Remingtons größtes Spielzeug.

Das Team belegt stets die Plätze im vorderen Bereich des Flugzeugs, während Remington und ich die Sitzbank im Heck neben der holzvertäfelten Bar und dem Flachbildfernseher bevorzugen, auch wenn wir beides nur selten nutzen.

Aufregung liegt in der Luft, als wir an Bord gehen. Die Saison ist offiziell eröffnet – und nach dem Vorgeschmack von Remingtons Kampf gestern Abend ist das Team ziemlich aufgekratzt. Pete und Riley haben mit den Piloten sogar die Fäuste aneinandergestoßen, sobald wir aus dem Escalade gesprungen sind.

»Es läuft alles so viel besser, wenn du da bist«, sagt Diane zu mir, als sie sich in ihren bequemen Sessel setzt. »Ich hab mich so gefreut, euch wieder zusammen zu sehen.«

»Ich muss sagen«, schaltet sich Coach Lupe ein, und es ist beinahe seltsam, ein Lächeln auf dem die ganze Woche über griesgrämigen Gesicht zu sehen, »du motivierst meinen Jungen mehr als alles andere. Ich bin nicht nur froh, dass du zurück bist, ich habe sogar heimlich dafür gebetet, und ich bin ein gottverdammter Atheist.«

Ich lache und schüttle den Kopf, als ich den Gang entlanggehe, und Pete ruft mir hinterher: »Brooke, hast du schon unsere neuen Boss-Anzüge gesehen?«

Stirnrunzelnd drehe ich mich zu Pete um und sehe, dass auch Riley schon an Bord ist. Pete grinst mich an und streicht mit der Hand über die schwarze Krawatte, als ich ihn in Augenschein nehme, und Riley grinst und streckt die Arme aus, um mir einen ausgiebigen Blick zu ermöglichen. Ich hatte keine Ahnung, dass ihre Anzüge neu waren.

Im Grunde tragen die Jungs nie etwas anderes, und wie immer sehen sie heute so aus, dass man sie auch gleich für Men in Black 4 casten könnte.

Pete mit seinen Locken und braunen Augen wäre eine Art Super-Analyst. Und Riley, blond und mit Surferblick, wäre derjenige, der aus Versehen ein paar Dämonen umbringt, wenn er langsam eine Wagentür öffnet.

»Was sagst du?«, fragt er.

Ich setze eine begeisterte Miene auf, als ich antworte: »Ihr Jungs seht sexy aus!« Ich kreische, als ich in den Hintern gekniffen werde und Remington mich den Rest des Gangs zu unseren Plätzen zerrt.

Er schiebt mich auf den Sitz und lässt sich mit finsterer Miene neben mich plumpsen.

»Sag das noch mal über einen anderen.«

»Warum?«

»Versuch’s nur.«

»Pete und Riley sehen soooooooo …«

Er fährt mir mit den Händen unter die Achseln und kitzelt mich. »Na, und jetzt, willst du es noch mal versuchen?«, neckt er mich.

»Ohmeingott, deine Männer sehen in Schwarz so verdammt gut …«

Er kitzelt mich stärker.

»Du lässt mich nicht einmal das Wort sexy sagen!«, quieke ich, als er damit aufhört.

Mit schimmernden blauen Augen setzt Remy das aufreizendste Lächeln auf, das ich je gesehen habe, und in Kombination mit den Bartstoppeln und Grübchen führt das dazu, dass mein Nacken kribbelt. »Noch ein Versuch, Brooke Dumas?«, sagt er mit rauer Stimme.

»Und ob! Denn Pete und Riley sehen unglaublich …«

Er kitzelt mich so sehr, dass ich mit Händen und Füßen um mich schlage, nach Luft ringe und schließlich halb ausgestreckt auf meinem Platz liege, während meine Brüste bei jedem Atemzug gegen seine festen Brustmuskeln drücken. Unser Lächeln verschwindet, als wir uns tief in die Augen blicken und es zu kribbeln beginnt.

Auf einmal streicht er mir mit dem Daumen eine lose Haarsträhne hinters Ohr, und seine Stimme klingt tief, als die Grübchen eins nach dem anderen verschwinden. »Sag es, wenn du meinen Namen sagst«, raunt er mir zu, und ein Schauer durchfährt mich, während er seine Fingerrücken über mein Kinn gleiten lässt.

»Ist dein Ego nicht schon groß genug?«, flüstere ich atemlos, als ich mir sein Gesicht einpräge. Das eckige Kinn, das wirre Haar, die glänzenden Augenbrauen über den durchdringenden blauen Augen, die mich irgendwie schelmisch und eifersüchtig anblicken.

»Ich fürchte, es ist beträchtlich geschrumpft, als meine Freundin diese beiden Blödmänner angegafft hat.« Er lehnt sich zurück, damit ich mich aufsetzen kann, und als ich das tue, sitzt er auf eine Art und Weise da, wie es sexy Kerle tun, mit gespreizten Beinen und auf der Lehne ausgebreiteten langen, sehnigen Armen, während er mich mit einem leichten Stirnrunzeln betrachtet.

»Was hätte ich denn sagen sollen?«, necke ich ihn lächelnd. »Dass sie in den neuen Anzügen nicht gut aussehen? Sie sind wie meine Brüder.«

»Nein, sie sind wie meine Brüder.«

»Siehst du? Und ich gehöre zu dir. Das ist genau das Gleiche.« Ich zucke mit den Schultern und ziehe mir den Rock über die Knie. »Jetzt weißt du, wie ich mich fühle, wenn wegen dir tausend Frauen kreischen«, füge ich hinzu, als ich mich anschnalle.

Er packt mich am Kinn und zwingt mich, ihn anzusehen. »Wen kümmert es schon, was sie kreischen, wenn ich verrückt nach dir bin?«

Bumm. Das war mein Herz. »Das Gleiche gilt für mich. Kein Grund zu meckern, wenn mich Typen anschauen.«

Seine Augen verdunkeln sich, er lässt seine Hand sinken und beißt die Zähne zusammen. »Sei froh, dass ich mich so weit im Griff habe und sie nicht am nächsten Laternenpfahl aufhänge. Ich weiß verdammt gut, was sie mit dir in ihren Köpfen anstellen.«

»Nur weil du das tust, heißt das nicht, dass andere das auch tun.«

»Natürlich tun sie das. Es ist unmöglich, es nicht zu tun.«

Ich lächle, weil ich weiß, dass er es fortwährend in Gedanken mit mir tut, wenn er körperlich nicht dazu in der Lage ist. Und ich tue natürlich das Gleiche. Ich wette, selbst eine Nonne würde es tun, wenn sie ihn sähe.

Weil mir nach Unsinn zumute ist, lasse ich meine Finger unter sein T-Shirt gleiten, spüre die Wölbungen seines Eightpacks und genieße das Gefühl seiner Haut unter meinen Fingerspitzen. Ich verehre den menschlichen Körper. Nicht nur, weil ich Sporttherapeutin bin, sondern auch weil ich einmal eine Athletin war und fasziniert bin von dem, was unser Körper leistet, welche Ausdauer er entwickelt, welche Kräfte er freisetzt, wenn es um Paarung oder Überleben geht … Doch während ich den menschlichen Körper an sich verehre, ist der von Remy meine Kathedrale, mein größtes Heiligtum. Ich kann es nicht in Worte fassen, was er mit mir macht.

»Die Mädchen ziehen dich auch aus, wenn du kämpfst«, sage ich zu ihm, und mein Lächeln verblasst ein bisschen, als ich einen Anflug von Eifersucht verspüre. »Es verunsichert mich, dass du mich aus einer solchen Masse herausgepickt hast.«

»Weil ich wusste, dass du für mich bestimmt bist. Allein und ausschließlich für mich.«

Bei den Worten bekomme ich am ganzen Körper Gänsehaut, denn zusammen mit dem selbstsicheren Lächeln wirkt das wahnsinnig sexy. »Das bin ich«, stimme ich zu, als ich in diese funkelnden blauen Augen blicke. »Und jetzt weiß ich nicht, was ich lieber küssen möchte, deinen Mund oder deine Grübchen?«

Die Grübchen verschwinden, und ebenfalls das Funkeln in seinen Augen, als er mir über die Unterlippe streicht.

»Meinen Mund. Zuerst kommt mein Mund. Und dann der Rest von mir.«

Sein Daumen auf meiner Unterlippe fühlt sich warm an, und als das Gepäck verladen ist und die Flugzeugtür schließt, nehme ich undeutlich wahr, dass das Team Platz genommen hat und sich unterhält. Ich flüstere: »Lass mich mein Handy für den Start ausschalten … Und du schuldest mir definitiv einen Gutenmorgenkuss. Auch wenn es schon Mittag ist.« Ich nicke mahnend.

Sein Lachen ist leise, und ich spüre, wie es mir über die Haut perlt. »Ich schulde dir mehr als das, doch ich fange mal mit deinen Lippen an.«

Gott. Remington? Er macht mich fertig. Er sagt das ganz beiläufig, beinahe gelangweilt – oh ja, ich werde dich jetzt küssen. Und mein Nervensystem macht einen Satz. Mein Blut gerät in Wallung, als ich daran denke, und ich ziehe rasch das Handy aus der Tasche, um es auszuschalten, als ich eine Nachricht von Melanie entdecke.

MELANIE: Liebste Freundin! Es ist schon so lange her, und ich vermisse dich. Wann kommst du nach Hause?

Mel! Ich setze mich auf, um beide Hände zum Tippen zu benutzen: Ich vermisse dich auch! Sehr sogar, Mel! Aber ich bin so glücklich! Ich bin so verdammt glücklich, dass es nicht mehr lustig ist! Oder vielleicht doch! Siehst du, ich klinge betrunken! Hahaha

MELANIE: Ich will auch einen Remy.

MELANIE: Und eine Brooke! Uaaah!

BROOKE: Die Saison hat angefangen, und ich suche uns einen passenden Ort aus, an dem du uns besuchen kannst! Nora kann auch kommen.«

MELANIE: Willst du denn deine Wohnung in Seattle behalten?

Einen Augenblick runzle ich die Stirn, denn als ich mein Leben aufgegeben habe, um meinem Sexgott bis ans Ende der Welt zu folgen, während er seinen Trainingsplan verschärft und sich auf die Saison vorbereitet hat, hatte ich nicht an meine Miete gedacht.

Ich antworte Melanie: Ich hab mich wirklich auf ihn eingelassen, Mel, also werde ich meinen Mietvertrag wahrscheinlich nicht verlängern, wenn er ausläuft. Mein Zuhause ist jetzt hier. Wir starten gleich, später mehr. Ich liebe dich, Melly!!!!!

MELANIE: EBENFALLS!

Ich schalte mein Telefon aus und stecke es in meine Tasche. Ich blicke auf, und meine Vagina zieht sich zusammen, als ich Remy mit seinem silbrig glänzenden iPod in der Hand sehe. Dieser Mann weiß ganz genau, wie er mich mit Musik verführen kann. Ich sehe, wie er mit dem Daumen die Listen durchscrollt, und die langsame sinnliche Art, mit der er es tut, lässt mich feucht werden.

Er blickt mit einem hinterlistigen Grinsen zu mir auf und stülpt mir dann seinen Kopfhörer über, und ich bin schrecklich aufgeregt, als er auf PLAY drückt. Der Song beginnt, und neugierige blaue Augen sind auf mich gerichtet und beobachten meine Reaktion.

Ich schmelze auf meinem Platz dahin.

Und spüre meine Seele erschauern.

Denn bei dem Song, den er ausgewählt hat, wage ich kaum noch zu atmen.

Er presst seine Stirn gegen meine, während er mich beim Hören beobachtet, und es geht mir so durch und durch, dass mir die Hände zittern, als ich seinen Kopfhörer gegen meine Ohrstöpsel tausche, einen in mein Ohr stecke, und den anderen in seins, sodass wir gemeinsam hören können.

Wieder verharren wir Stirn an Stirn, sehen uns gegenseitig in die Augen … und lauschen dem großartigen Song. Nicht irgendeinem Song. Seinem Song.

Iris …

Von den Goo Goo Dolls.

Sein Blick verdunkelt sich, ich sehe in seinen Augen die gleichen Gefühle, die auch in mir brennen, und er umfasst mein Gesicht zur Hälfte mit der Hand. Als er näher kommt, spannt sich mein Körper erwartungsvoll an. Ich spüre, wie sein Atem über mein Gesicht streicht, als er die Distanz zwischen unseren Lippen verringert. Als er meine Lippen mit seinen berührt, habe ich sie bereits geteilt und schließe die Augen. Er berührt sie sanft. Langsam. Mir entfährt etwas, was wohl ein Stöhnen ist, eine Aufforderung, mich fester zu küssen, aber ich kann mich selbst nicht hören, höre nur dies:

When everything’s meant to be broken

I just want you to know who I am

Gott, ich kann das Lied nicht hören, ohne das Gefühl zu haben, von innen heraus aufgezehrt zu werden. Ich will ihm so nah wie möglich sein. So nah wie es nur geht. Ich sehne mich mit jeder Faser nach ihm und lasse meine Finger durch sein Haar gleiten. Remy, oh Gott, küss mich fester.

Er spannt mich noch ein wenig auf die Folter, umfasst meinen Kopf und dreht ihn langsam, doch dann verschließt er seine Lippen auf einmal mit meinen, und seine Zunge erforscht den Saum meines Mundes, bis ich ihn weiter öffne und wie elektrisiert keuche, als sich unsere Zungen berühren. Ich höre sein Stöhnen nicht, doch ich spüre das Beben seiner Brust an meinen Brüsten, und ich erschauere, als ich seine Zunge mit meiner berühre und mein Mund unter dem Drängen des seinen weiter nachgibt. Denn ich vertraue niemandem mehr als ihm, lasse bei niemandem meine Mauern einstürzen wie bei diesem Mann. Während er seine Hand an meinem Körper hinaufgleiten lässt, spüre ich eine wachsende Erregung zwischen den Beinen. Das Stocken meines Atems. Das Hartwerden meiner Nippel. Das Prickeln auf meiner Haut.

Ich wusste nicht, wie sehr ich diesen Kuss brauche, bis mein gesamter Körper unter seinem Mund summt, und ich bewege meine Lippen und benutze meine Zunge, um seine wieder in meinen Mund zurückzulocken. Mit Iris im Ohr und unseren feuchten und gierigen Mündern weiß ich nicht einmal, ob Pete oder Riley oder sonst jemand uns beobachtet. Er schiebt seine Finger unter mein Top und saugt und nuckelt und schmeckt. Es scheint unmöglich, doch jeder bebende Zentimeter meines Körpers verspürt Lust allein wegen dem, was sein Mund mit meinem tut.

Ich stöhne vor Verlangen und beiße ihn, und er verliert ein wenig die Kontrolle.

Er löst meinen Sicherheitsgurt und beugt mich nach hinten, bis ich ausgestreckt auf der Sitzbank liege.

Die Musik hört auf, und ein anderer Song beginnt, doch er stößt einen verärgerten Laut aus, als sich die Kabel zwischen uns verheddern, rupft uns die Ohrstöpsel heraus und wirft sie beiseite. Dann lässt er seinen Blick über mich gleiten. Plötzlich höre ich nur noch das Pochen meines Herzens, als er erneut den Kopf senkt.

»Verdammt, ich will dich«, sagt er und presst seinen Mund auf meinen. Erregung schießt mir durch die Blutbahnen, während er meinen Mund wieder in Besitz nimmt und unsere Zungen sich umspielen und wir einander befummeln.

Zwischen den Oberschenkeln schwillt bei mir alles so an, dass ich mich unter seinem Gewicht unruhig winde und meinen Mund schneller bewege. Ich spüre die Wölbungen seines Eightpacks unter dem T-Shirt, und meine Nerven vibrieren, als er mit den Spitzen seiner langen kräftigen Finger erneut unter mein Top gleitet.

Er macht mich fertig. Ich wollte diesen Kuss – doch jetzt will ich mehr. Jede Pore und jede Zelle heizen sich zu einer Supernova auf. Unsere verschlungenen Münder fühlen sich so perfekt an, dass ich mich lebendig, erweitert und geliebt fühle. Ich liebe, ich will, ich brauche … ihn. Wahnsinnig sogar. Ich glaube nicht, dass er jemals wissen wird … wie beschämt ich darüber bin, ihn verlassen zu haben … wie weh es mir tut, dass er wegen mir verletzt wurde … wie entschlossen ich bin, bei ihm zu bleiben … wie sehr ich ihn wirklich liebe …

Seine Daumen finden meine Nippel durch den BH, und sie sind so empfindlich, dass mir die Lust schon bei der kleinsten Berührung wie ein Blitz bis in die Zehen fährt.

»Remy, wir müssen aufhören«, keuche ich, solange noch immer ein paar Neuronen in meinem Gehirn funktionieren. Doch dann umklammre ich seine Oberschenkel, und dem Teil von mir, der vor Verlangen gleich den Verstand verliert, ist es egal, wenn wir es gleich jetzt und hier tun.

Allerdings wird er es nicht dulden, dass irgendjemand hier zuhört, wenn ich komme.

Er zieht sich ein bisschen zurück und holt hörbar tief Luft. Dann schaut er mich mit brennenden Augen an und küsst mich erneut, diesmal ein wenig derber. Er stöhnt leise und hält inne, wobei er seinen Kopf an meinen lehnt und an meinem Ohr schwer atmet. »Spiel mir einen Song vor«, sagt er rau und zieht mich in eine sitzende Position.

Mit geschwollenen Lippen greife ich nach meinem iPod und gehe die Playlist durch, während ich das Pochen zwischen meinen Beinen zu ignorieren versuche. »Gib mir zuerst meinen Verstand zurück.«

Er lacht und zwickt mich in die Nase. »Spiel mir eins deiner frechen Anti-Liebeslieder vor.«

»Es gibt so viele, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.« Ich beginne mit der Suche, und geschickt legt er seinen Daumen auf meinen und lenkt ihn.

»Ich habe eines für dich. Von der Sorte, die du magst.«

Seine Stimme so nah an meinem Ohr bewirkt, dass ich von Schauern überrieselt werde. Bei einem anzüglichen Lied von der Sorte, die ich so mag, drückt er auf PLAY, doch es ist kein Girl-Power-Song.

Es ist Kelly Clarksons Dark Side.

Ich schmelze dahin, als ich die Musik höre. Ich liebe Kelly, aber dieser Song, uhhh. Die Worte. Remy will wissen … ob ich bleibe, ob ich ihm versprechen werde, nicht wegzulaufen …

Er blickt mich wieder an, mit diesem übermütigen kleinen Lächeln. Doch seine Augen sind gar nicht übermütig. Sie sind fragend. Er will es wissen.

Und als er mit dieser typischen Boyfriend-Geste meine Hand nimmt und seine Finger mit meinen verschränkt, die mich jedes Mal schwach macht, beuge ich mich zu dem Ohr ohne Ohrstöpsel und sage zu ihm: »Ich verspreche es. Ich verspreche, mein Herz gehört dir, und ich ebenfalls. Ich werde für immer dir gehören.«

Es gibt einfach nur keinen Song auf dieser Welt und keine Playlist, die groß genug wäre, um ihm zu sagen, dass ich ihn wirklich liebe. Ich liebe ihn, wenn seine Augen dunkel sind und wenn sie blau sind, und obwohl ich – tief in mir – weiß, dass er es nicht glaubt, schwöre ich, dafür zu sorgen, dass er es eines Tages glauben wird. Wir lächeln uns an, während wir das Lied hören, und als er meine Hand drückt, drücke ich seine und sage mir, dass ich sie, egal was passiert, nie wieder loslassen werde.

Unser Hotel in Phoenix sieht aus wie aus einem Gemälde. Der lang gestreckte zwanzigstöckige Ziegelbau liegt in einer Wüstenlandschaft, umgeben von blühenden Kakteen mit so riesigen und leuchtenden Blüten, dass ich das Bedürfnis habe, sie zu berühren – nur um mich zu vergewissern, dass sie nicht aus Plastik sind.

In der marmorgetäfelten Lobby flüstern zwei junge Mädchen miteinander und zeigen dabei auf Remy, als er vorbeigeht – natürlich haben sie ihn bemerkt. Man bemerkt ihn so, wie man einen Bullen bemerken würde, der an einem in einer Hotellobby vorbeispaziert. Ihre Blicke scheinen uns rasch abzuchecken – die gesamte Gruppe ist mit ihm hereingekommen –, und als Nächstes werde ich unter die Lupe genommen.

Amüsiert lächelnd hebe ich eine Braue, und sie scheinen zu kapieren, dass ich seine Freundin bin, aber trotzdem vollführt mein Magen vor lauter Besitzanspruch seltsame Zuckungen, als sie ihn ein letztes Mal hungrig von Kopf bis Fuß betrachten.

»Schaut euch diese beiden verknallten Gören an! Immer zieht er die Blicke auf sich«, sagt Diane zu mir. »Bist du nicht eifersüchtig?«

»Extrem«, sage ich und rümpfe missbilligend die Nase über meine eigene Eifersucht.

Remy blickt in meine Richtung und zwinkert, als er und Pete auf die Schlüssel warten, und Diane mich lachend mit dem Ellbogen anstößt.

»Herrje, der Mann weiß um seine Wirkung!«, sagt sie. »Doch an deiner Stelle wäre ich nicht eifersüchtig, Brooke, das gesamte Team spürt die Liebe zwischen euch. Wir haben ihn noch nie so mit jemandem erlebt. Egal wie viele Frauen hier durchmarschiert sind, er ist trotzdem zu dir zurückgekommen.«

»Was willst du damit sagen?«, frage ich zweifelnd. »Wo sind Frauen durchmarschiert?«

»Durch unser Hotel.«

»Du meinst vor Kurzem erst?«

Mir wird ein wenig flau, und erst recht flau, als sich Dianes Augen weiten und ihr alle Farbe aus dem Gesicht weicht.

Sie schüttelt den Kopf und … blickt sich dann um, als wollte sie sich in einem verdammten Blumentopf verstecken.

»Brooke«, flüstert sie in entschuldigendem Tonfall, als sie einen Schritt zurücktritt. Warum?

Denkt sie, ich würde sie schlagen?

Sehe ich so aus, als würde ich überhaupt jemals jemanden schlagen?

Ich will niemanden schlagen, ich kann mich kaum auf den Beinen halten.

Alles verschwimmt, als ich auf Remys Rücken starre, der auf der anderen Seite der Lobby steht. Ich denke an die Art, wie er sich bewegt, wenn wir uns lieben. Ich sehe seine Augen vor mir, wie er mich anblickt, wenn ich komme. Ich stelle ihn mir vor, wie er quer auf einem Hotelbett liegt, während Dutzende Frauen sich mit ihm vergnügen und seine blauen Augen – meine blauen Augen – dabei zusehen, wie sie dahinschmelzen.

Und dann fällt mir ein, dass sie vielleicht gar nicht blau waren. Vielleicht hatte er eine dunkle Phase. Remy in unkontrolliertem Zustand, intensiv und manisch, so rücksichtslos wie man nur sein kann.

Denn er ist nicht normal. Nicht einmal in der Nähe von normal. Er ist nicht nur der verdammte Remington »Riptide« Tate – er ist bipolar, und er schwingt von einem Stimmungsspektrum zum anderen. Wenn er manisch wird, ist ihm manchmal nicht bewusst, was er tut. Und in dem Monat, in dem ich fortgegangen bin, war er völlig manisch. Seine Augen, dunkel und geheimnisvoll, wie sie mich von einem Krankenhausbett aus anschauen …

Mein Inneres krampft sich völlig zusammen, bis ich glaube, keine Luft mehr zu bekommen – ich erinnere mich daran, wie er versucht hat, seine Atemmaske wegzuziehen, um mich aufzuhalten.

Völlig aufgewühlt und mit rasendem Herzen mache ich Riley in der Lobby aus, der sein Handy checkt; nur zu gut erinnere ich mich noch daran, wie er vor nicht allzu langer Zeit einen Haufen aufgetakelter und ziemlich attraktiver Frauen in Remingtons Suite geführt hat – um ihn in einer dunklen Episode »aufzumuntern«.

Ich kann nicht länger an mich halten, mit zitternden Fäusten schieße ich wie ein Blitz zu ihm hinüber. »Wie viele Nutten hast du Remington gebracht, Riley?«

»Wie bitte?« Er lässt völlig verdattert das Telefon sinken.

»Ich habe gefragt, wie viele … Nutten … du ihm gebracht hast. War ihm überhaupt bewusst, was er mit ihnen gemacht hat?«

Er blickt zu Remingtons breitem Rücken, packt mich dann am Ellbogen und zieht mich zu den Fahrstühlen. »Das geht dich nichts an, Brooke. Erinnerst du dich? Du bist gegangen! Du bist gegangen, als er völlig fertig in einem Krankenhausbett lag, während Pete sich – in einer Entzugsklinik – um deine kleine Schwester gekümmert hat und ich es kaum geschafft habe, die Trümmer einzusammeln, die dein Brief … dein verdammter Brief … bei ihm hinterlassen hat! Etwas, das du nie richtig begreifen wirst! Falls du es vergessen haben solltest, Rem hat eine affektive Störung. Er musste aus diesem dunklen Loch herausgeholt werden …«

»Hey.« Remington reißt ihn am Kragen zurück und ballt die Faust, als wollte er ihm eine verpassen. »Was zum Teufel tust du da?«

Riley reißt sich los und starrt ihn wütend an, als er seine Krawatte in das blöde neue Boss-Jackett zurücksteckt. »Ich habe versucht Brooke zu erklären, dass die Situation nicht gerade einfach war, während sie fort war.«

Remy stößt Riley einen Finger gegen die Brust. »Das ist vorbei. Kapiert?«

Riley beißt die Zähne zusammen, und Remington stößt ihm den Finger so fest gegen die Brust, dass er zurückweichen muss. »Kapiert?«, fragt er nachdrücklich.

Riley nickt knapp. »Ja, hab’s kapiert.«

Ohne ein weiteres Wort legt mir Remington die Hand in den Nacken und stößt mich in den Aufzug.

Doch während der gesamten Fahrt krampft sich in mir vor Schmerz alles zusammen. Ich weiß, dass ich kein Recht dazu habe, aber das hilft nicht.

Ohne etwas wahrzunehmen, schaue ich mich in unserem Penthouse um, als wir hineingehen. Es ist unser neues Zuhause. Unsere Hotelzimmer waren immer wie ein Zuhause, aber nicht mein Zuhause. Meins ist weit weg. Mein Zuhause ist jetzt dieser Mann. Und ich muss die Tatsache akzeptieren, dass es mich immer wieder aufs Neue fertigmacht. Wenn er kämpft und mehr Schläge einstecken muss, als er verkraften kann, macht mich das fertig. Wenn er zärtlich ist und mir seine ganze Liebe gibt, die ich nicht zu verdienen glaube, macht mich das fertig. Wenn er eine Episode hat, bei der seine Augen dunkel werden und er sich nicht mehr daran erinnern kann, was er gesagt oder getan hat … macht mich das fertig.

»Gefällt dir das Zimmer, mein kleiner Flammenwerfer?« Seine Körperwärme hüllt mich ein, während er sich mir von hinten nähert und seine Arme um mich schlingt. Die mich wärmen und mir Geborgenheit geben. »Willst du eine Runde laufen, wenn es dunkel wird?«

Seine Lippen streifen die Kuhle zwischen Hals und Schlüsselbein, und die zarte Berührung schickt einen schmerzhaften Schauder zu meinem Herzen.

Ich fühle mich, als hätte ich den gesamten Garten mit den blühenden Kakteen verschluckt, als ich den Kragen meiner Bluse hochziehe und mich umdrehe.

»Hast du viele Frauen gefickt?«

Unsere Blicke treffen sich, und ein vertrauter Schauer überläuft mich, als ich ihn anblicke. Ich habe keinen blassen Schimmer, was er denkt.

»Mir ist klar, dass ich kein Recht habe, das wissen zu wollen.« Fragend blicke ich ihn an, und er erwidert den Blick mit gleicher Intensität. »Wir haben Schluss gemacht, stimmt’s? Es war vorbei. Aber … hast du es getan? Hast du mit anderen Frauen gefickt?«

Ich warte, und er blinzelt.

Dann grinst er doch tatsächlich!

»Spielt es eine Rolle für dich?«, fragt er selbstgefällig mit hochgezogener Braue. »Wenn ich mit jemandem geschlafen habe?«

Wut und Eifersucht kochen so rasch in mir hoch, dass ich ein Sofakissen packe und es ihm gegen die Brust knalle, als ich explodiere. »Was glaubst du eigentlich, du verdammtes Schwein?«

Er packt das Kissen und schiebt es mühelos beiseite. »Zeig mir, wie wichtig es für dich ist.« Das boshafte Funkeln in seinen Augen führt nur dazu, dass ich die Zähne noch fester zusammenbeiße, und ich schleudere ihm ein weiteres Kissen entgegen.

»Zeig’s mir!«

»Warum?« Er wehrt das Kissen ab und kommt mir mit vergnügtem Lächeln nach, als ich zurückweiche. »Du hast mich verlassen, kleiner Flammenwerfer. Du hast mir einen hübschen Brief hinterlassen, in dem du mir auf nette Weise schreibst, dass ich mich verpissen soll, und du mir noch ein schönes Leben wünschst.«

»Nein! Ich habe dir einen Brief hinterlassen, in dem steht, dass ich dich liebe. Etwas, das du nie zu mir gesagt hast, bis ich zu dir zurückgekommen bin und dich angefleht habe, es zu tun.«

»Du bist so verdammt hübsch, wenn du so bist. Komm her.« Er packt mich am Hinterkopf und zieht mich in seine Arme, und ich muss meine gesamte Kraft aufwenden, um mich loszureißen.

»Remington. Du lachst mich aus!«, beschwere ich mich.

»Ich habe gesagt, komm her.« Er zieht mich erneut in seine Arme, und ich drehe den Kopf weg und versuche mich herauszuwinden.

»Sag’s mir, Remy! Bitte sag mir, was du getan hast!«, bettle ich.

Er pinnt mich an die Wand und legt mit besitzergreifendem Blick seine Stirn gegen meine. »Ich mag es, wenn du eifersüchtig bist. Bist du es, weil du mich liebst? Willst du, dass ich dir gehöre?«

»Lass los«, fauche ich wütend.

Mit seiner großen gebräunten Hand umfasst er mein Gesicht so sanft, als wäre es aus Glas. »Mir geht es so. Ich will, dass du allein mir gehörst. Ich lass dich nicht mehr los.«