Rogue - Wir gegen die Welt - Katy Evans - E-Book

Rogue - Wir gegen die Welt E-Book

Katy Evans

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Beschreibung

Als Brooke Dumas' beste Freundin Melanie dem mysteriösen Greyson begegnet, spürt sie eine Nähe zu ihm wie noch zu keinem anderen Mann. Doch Greyson ist nicht, wer er zu sein scheint. Als Melanie seinem Geheimnis auf die Spur kommt, muss sie sich entscheiden: Soll sie auf ihren Verstand hören, der ihr sagt, dass sie sich von Greyson fernhalten soll, oder auf ihr Herz, das keinen anderen will außer ihn ...

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Inhalt

Titel

Zu diesem Buch

Widmung

Rogue

Der Eine

Eins

Zwei

Drei

Vier

Fünf

Sechs

Sieben

Acht

Neun

Zehn

Elf

Zwölf

Dreizehn

Vierzehn

Fünfzehn

Sechzehn

Siebzehn

Achtzehn

Neunzehn

Zwanzig

Einundzwanzig

Zweiundzwanzig

Dreiundzwanzig

Vierundzwanzig

Fünfundzwanzig

Sechsundzwanzig

Siebenundzwanzig

Danksagung

Die Autorin

Die Romane von Katy Evans bei LYX

Impressum

KATY EVANS

Rogue

Wir gegen die Welt

Roman

Ins Deutsche übertragen von

Beate Bauer

Zu diesem Buch

Nach außen hin wirkt die zwanzigjährige Melanie Meyers wie eine glückliche junge Frau: Sie ist wunderschön, fröhlich und verbreitet gute Laune, wo auch immer sie auftaucht. Doch hinter ihrer perfekt errichteten Fassade verbirgt sich eine ganz andere Realität. Der Wunsch, es jedem recht zu machen – allen voran ihren Eltern –, belastet Melanie. Unsicherheit und Einsamkeit quälen sie. Sie wünscht sich nichts sehnlicher, als endlich einen Mann kennenzulernen, der direkt in ihr Innerstes sieht und sowohl ihre helle als auch ihre düstere Seite akzeptiert. Als eines Abends der geheimnisvolle Greyson King vor ihr steht und ihr anbietet, sie nach Hause zu bringen, genügt ein Blick in seine dunklen Augen, um zu wissen, dass sie ihren Seelenverwandten gefunden hat. Auch wenn es ihr verrückt erscheint, zögert sie nicht, ihn zu begleiten, und die beiden verbringen eine heiße, leidenschaftliche Nacht miteinander, die alles übertrifft, was Melanie bisher erlebt hat. Nie zuvor hat sie eine so tiefe Verbundenheit zu einem anderen Menschen gespürt, nie waren Berührungen so intensiv wie die von Greyson. Doch dieser ist nicht, wer er zu sein scheint. Und als Melanie seinem Geheimnis auf die Spur kommt, muss sie sich entscheiden: Soll sie auf ihren Verstand hören, der sie drängt, sich von Greyson fernzuhalten, oder auf ihr Herz, das keinen anderen will außer ihn …

Für Träume, die wahr werden

Und für CeCe, einen Traum, der wahr geworden ist

ROGUE

Nomen, englisch für Schuft:

jemand ohne Prinzipien; eine Person, meistens männlich, die nicht ist, was sie zu sein scheint. Ein Gauner.

Verb

täuschen

zerstören

sich wie ein Schuft verhalten

Adjektiv

nicht dazugehörig, wie ein Mensch, der nicht dazugehört;

rebellieren, brutal und unvorhersehbar, wie jemand,

der von der Norm abweicht;

zum Beispiel ein skrupelloser Polizist.

Oder vielleicht sogar ein skrupelloser Märchenprinz …

ROGUE Playlist

Waiting for Superman von Daughtry

The Haunted Man von Bat for Lashes

Story of my Life von One Direction

Million Dollar Man von Lana Del Rey

Dark Horse von Katy Perry

Gravity von Alex & Sierra

Home von Daughtry

XO von Beyoncé

Say Something von Alex & Sierra

The Last Song Ever von Secondhand Serenade

This Is What It Feels Like von Armin Van Buuren

DER EINE

Melanie

Schon in jungen Jahren wurde mir beigebracht, dass es im Leben keine Gewissheiten gibt. Das Leben selbst ist ungewiss, wie auch Freundschaft oder Liebe. Doch wenn Ersteres gegeben ist, hat man zumindest die Chance, Freundschaften zu schließen, sein Leben zu leben und nach Liebe zu suchen.

Es sind jetzt ganze vierundzwanzig Jahre, und ich suche noch immer. Ich weiß, was man über die Liebe sagt: dass sie einen trifft, wenn man es am allerwenigsten erwartet, dass sie nicht das ist, was man sich erhofft hatte. Doch ich weiß genau, wie es sein wird. Ich erwarte sie wie einen Gewittersturm, der über mich hereinbricht. Ich bin darauf gefasst, dass er mich fortträgt und gleichzeitig jede meiner Poren umschließt. Ich bin bereit, mich darauf einzulassen, mit Haut und Haaren, wenn ich ihn nur finde. Diesen gesichtslosen, namenlosen Mann, der die anderen in meiner Wahrnehmung zu kleinen Jungs werden lässt.

Manchmal sehe ich sein Gesicht in meiner Vorstellung, und obwohl er in Dunst gehüllt ist, kann ich ihn spüren, stark und unerschütterlich, wie ich ihn mir gewünscht habe, und ich warte, weil eins für mich gewiss ist: Ich werde nie aufhören, mein Leben zu leben, meine Freunde zu lieben und nach der Liebe zu suchen. Ich weiß mit Gewissheit, dass er genau all das sein wird, wovon ich geträumt habe, wenn ich ihn finde, dass er in jeder Hinsicht perfekt sein wird.

Der perfekte Mann für mich.

EINS

ZERO

Greyson

Mein Schwanz ist tief vergraben in einer stöhnenden Frau, als ich höre, wie meine Eingangstür zuschnappt. Ich ziehe ihn heraus, greife nach mehreren Laken und werfe sie ihr zu, während sie stöhnend protestiert.

»Deck dich zu, Schätzchen, du hast drei Sekunden …«

Zwei.

Eins.

Zuerst taucht Derek in der Tür auf. »Dein Vater will dich sprechen.« Neben ihm steht mein beschissener Halbbruder Wyatt, der überhaupt nicht darüber erfreut zu sein scheint, mich zu sehen. Was soll ich sagen. Es beruht auf Gegenseitigkeit. Ich schlüpfe in meine Jeans. »Er hat euch beide geschickt?«, frage ich fast lachend. »Wenn ich ein Mädchen wäre, wäre das wohl der Teil, wo meine Gefühle verletzt wären.«

Beide kommen ins Zimmer und blicken sich kurz um. Sie sehen mich nicht kommen. Im Bruchteil einer Sekunde habe ich Derek gegen die Wand gedrückt und Wyatt im Würgegriff. Ich reiße sie herum, damit sie zur Tür blicken, als die restlichen Männer hereinpoltern. Sieben plus die beiden, die sich in meinem Griff winden. Der neunköpfige Trupp bildet das von meinem Vater angeführte Underground-Vollstreckungskomitee – und jeder Mann hat andere Fähigkeiten. Doch nicht einer von ihnen ist so befähigt wie ich.

»Du weißt genau, wenn es um dich geht, schickt er eine Neun-Mann-Mission los«, sagt Eric Slater, mein Onkel und die rechte Hand meines Vaters, als er das Zimmer betritt. Eric ist ernst, still und gefährlich. Als Heranwachsende standen wir uns am nächsten. Er hat mir beigebracht, mit der kleinen Privatmafia meines Vaters zu leben. Nein, nicht zu leben – zu überleben. Mich zu arrangieren und voranzukommen. Dank ihm bin ich klüger, stärker und skrupelloser geworden. Ich habe alles gelernt, was es zu lernen gab, multipliziert mit der milliardsten Fähigkeit. Der Fähigkeit zu töten. Es spielt keine Rolle, ob du die Fähigkeit anwendest, Junge, sie ist jedenfalls eine Versicherung. Schon mal was von Versicherungen gehört? Leute, die Versicherungen haben, machen selten davon Gebrauch. Normalerweise sind es diejenigen, die gar nichts haben, die sie am Ende brauchen. Siehst du den Pfeil? Benutze ihn. Siehst du das Messer? Schwing es, wirf es, lern, mit so wenig Anstrengung wie möglich den größtmöglichen Schaden anzurichten …

Ich habe alle möglichen Versicherungen. Mein gesamter Verstand ist ein Computer, der darauf programmiert ist, das Schlimmste von einer Situation zu erwarten, und das in weniger als einer Sekunde. Im Moment weiß ich genau, dass diese Männer alle bewaffnet sind. Ein paar tragen sogar zwei Waffen, in der Socke, hinten im Gürtel oder unter ihrer Jacke. Eric beobachtet mich, wie ich jeden Einzelnen von ihnen in Augenschein nehme, und er lächelt sichtbar stolz auf mich. Er öffnet seine Jacke und blickt zu seiner Pistole am Gürtel. »Willst du meine Knarre haben? Hier, Grey.« Er zieht sie heraus und reicht sie mir, den Lauf in der Hand.

Ich befreie die beiden Männer aus meiner Umklammerung, da ich spüre, dass Wyatt kurz davor ist, ohnmächtig zu werden. Ich zerre sie zurück und schleudere sie mit einem kräftigen Stoß gegen die Wand. »Es interessiert mich einen Scheiß, was er mir sagen will«, bemerke ich.

Eric sieht sich in meinem Schlafzimmer um. Meine Wohnung ist perfekt aufgeräumt. Ich mag keine Unordnung. Ich habe einen Ruf, und ich höre gern eine Stecknadel fallen … der Grund dafür, dass ich die Arschlöcher überhaupt gehört habe, als sie in mein Loft eingedrungen sind. »Du knallst noch immer diese Huren? Mit deinem verdammten Gesicht kannst du eine Göttin bekommen, Grey.«

Er beäugt die Frau in meinem Bett. Stimmt schon, sie ist keine Schönheit, doch sie sieht scharf aus, wie sie sich mit dem Hintern in der Luft in die Matratze drückt, und sie erwartet von mir nichts anderes als Geld. Geld, das ich habe. Geld und einen Schwanz, und von beidem reichlich.

Ich hebe das Kleid vom Boden auf und werfe es der Nutte zu. »Zeit, nach Hause zu gehen, Schätzchen.« Dann wende ich mich Eric zu: »Meine Antwort ist Nein.«

Ich ziehe ein paar Scheine aus einem Geldbündel auf dem Nachttisch und drücke sie der Nutte in die ausgestreckte Hand. Umständlich schiebt sie das Geld in ihren BH, und die Männer treten beiseite, um sie vorbeizulassen. Ein paar von ihnen pfeifen, woraufhin sie ihnen den Stinkefinger zeigt.

Eric kommt näher und senkt seine Stimme. »Er hat Leukämie, Greyson. Er muss seinem Sohn das Zepter übergeben.«

»Schau mich nicht so an, als könnte ich noch Mitleid empfinden.«

»Er hat sein Leben in Ordnung gebracht. Keine Morde mehr. Bei den Geschäften geht’s nur noch ums Geld. Wir haben keine erklärten Feinde mehr. Der Underground ist inzwischen ein erfolgreiches Geschäft, und er will ihn offiziell an seinen Sohn übergeben. Bist du so gefühllos, ihm seinen letzten Wunsch zu verweigern?«

»Was soll ich sagen, sein Blut fließt in meinen Adern.« Ich schnappe mir ein schwarzes T-Shirt und ziehe es mir rasch über, nicht aus Anstand, sondern damit ich meine Schätzchen einstecken kann. Meine Glock, ein Ka-Bar, zwei kleinere Messer und zwei Silbersterne.

»Junge …« Er stellt sich vor mich hin, und ich blicke in sein einsames, dunkles Auge – nicht das falsche. Ich habe ihn mehrere Jahre nicht gesehen. Er hat mir beigebracht, wie man mit einer .38 Special umgeht. »Er wird sterben«, sagt er bedeutsam und schließt seine Hand um meine Schulter. »Es dauert nicht mehr lange. Er hat noch ein halbes Jahr, vielleicht weniger.«

»Wie kommt er darauf, dass mich das kümmert?«

»Wenn du mit den Frauengeschichten durch bist, kümmert es dich vielleicht. Wir …«, er zeigt auf die Männer im Raum, »wollen, dass du die Leitung übernimmst. Wir werden dir gegenüber loyal sein.«

Ich verschränke die Arme und blicke meinen Halbbruder Wyatt an, den »Whiz« – Liebling meines Vaters. »Solange ich sein Schoßhund bin und tue, was er sagt? Nein, danke.«

»Wir werden dir gegenüber loyal sein«, betont er. »Allein dir gegenüber.«

Er dreht ruckartig den Kopf in Richtung der Jungs. Einer von ihnen schneidet sich in die Handfläche. Die anderen machen es ihm nach.

Blut tropft auf meinen Fußboden.

Eric senkt den Kopf und schlitzt sich ebenfalls die Handfläche auf. »Wir schwören dir Treue.« Er streckt seine blutende Hand aus.

»Ich bin nicht euer Anführer«, sage ich.

»Du wirst unser Anführer, wenn du erkennst, dass dein Vater endlich bereit ist, den Aufenthaltsort deiner Mutter preiszugeben.«

Das Blut gefriert mir in den Adern, meine Stimme wird tonlos. »Was weißt du über meine Mutter?«

»Er weiß, wo sie ist, und er wird die Information mit ins Grab nehmen, wenn du nicht mit uns kommst. Er hat Wahnvorstellungen vom Morphin. Wir brauchen dich dort, Greyson.«

Mein Gesicht verrät nichts von meinem inneren Aufruhr. Meine Mutter. Das einzig Gute, an das ich mich erinnere. Ich werde nie ihren Gesichtsausdruck vergessen, als ich das erste Mal jemanden getötet habe. Vor ihren Augen verlor ich meine Menschlichkeit, ließ sie mit ansehen, wie sich ihr Sohn in ein Tier verwandelte. »Wo ist er?«, knurre ich nur.

»Er fliegt zu einem Kampf. Ein Flugzeug steht bereit, damit du ihn dort triffst.«

Ich stopfe Sachen in einen schwarzen Seesack. Einen Laptop. Weitere Waffen. Mit meinem Vater kann man nicht offen verhandeln. Mein Vater hat mir beigebracht, verschlagen zu sein. Ich nehme an, ich habe vom Meister gelernt. Ich packe mein Leatherman-Messer, schneide mir damit tief in die Handfläche und klatsche sie gegen Erics Hand, damit sich unser Blut vermischt. »Bis wir sie gefunden haben«, flüstere ich. Die anderen Männer kommen zu mir und schütteln mir die Hand.

Ich suche ihren Blick und sorge dafür, dass sie meinem begegnen. In meinem Blick liegt etwas Bedrohliches, und wenn sie mich kennen, werden sie das sicher beherzigen.

Egal, was passiert, ich wende niemals meinen Blick von einem anderen ab. Die Art und Weise, wie er seinen Blick nach links oder rechts schnellen lässt, und sei es nur ein bisschen, verrät mir mehr, als wenn ich mich in seinen Computer hacke. Doch das tue ich auch.

Ich vertraue niemandem. Meine rechte Hand traut meiner linken nicht. Doch am allerwenigsten vertraue ich Eric Slater, dem stärksten der neun Männer, mit denen ich es zu tun habe. Zufällig ist er auch derjenige, der mir am wichtigsten ist. Er und mein Freund C.C. Hamilton – nur dass C.C. mich auch besucht hat, nachdem ich gegangen war, und mir heimlich geholfen hat, meine Mutter zu suchen. Ich traue ihm, so weit ich einem menschlichen Wesen trauen kann. Was bedeutet, dass ich ihm jedes Mal, wenn er kommt, Löcher in den Bauch frage. Aber ich kann mir niemals sicher sein, dass mein Vater nichts davon weiß.

Verdammt, selbst mit dem Blutschwur werde ich die Loyalität jedes Einzelnen prüfen, bevor ich ihm auch nur einen Millimeter über den Weg traue.

Jetzt, einen Flug später, treffen wir meinen Vater in einem kameraüberwachten Raum im Underground von Los Angeles. Der Underground ist unsere Lebensgrundlage. Ein Ort, wo Boxer jede Saison zwei- oder dreimal pro Woche gegeneinander antreten. Wir organisieren die Events, verkaufen Tickets, organisieren die Kämpfe in Lagerhäusern, Kneipen und Parkhäusern – wo immer wir die Leute hinlocken und ein gutes Geschäft machen können. Allein die Tickets bescheren uns ein Vermögen. Doch die Sportwetten bescheren uns das Zehnfache.

Heute Abend sind wir in einer in eine Kneipe umgewandelten Lagerhalle, die voller kreischender und erwartungsvoller Leute ist. Es hat mir einmal Spaß gemacht, Austragungsorte für die Kämpfe zu suchen und die Kämpfer und ihre Gegner festzulegen, doch darum kümmert sich inzwischen das restliche Team – um alles, von der Organisation über die Kämpfe bis zu den Wetten.

Der Kampf hat bereits angefangen, als ich mit Eric zu ihm gehe. Nebenbei versuche ich, die Zahl der Zuschauer, der Überwachungskameras und der Ausgänge abzuschätzen.

Wir gehen durch einen schmalen, dunklen Gang und bleiben vor der Tür am Ende stehen, bevor Eric sie aufreißt. »Darf ich deine Anwesenheit hier als ein Ja zu meinem Angebot werten?«, fragt mich mein Vater in dem Moment, als die Tür aufschwingt und ich eintrete. Ich suche den Raum nach Ausgängen und Fenstern und verborgenen Personen ab.

Er lacht, doch es klingt kraftlos.

»Wenn du dich davon überzeugt hast, dass ich hier keinen Sniper habe, um dich niederzustrecken, dann komm doch näher. Man könnte meinen, meine bloße Anwesenheit ist ein Affront für dich.«

Ich lächle ihn kalt an. Julian Slater wird von seinen Feinden auch »Slaughter« – Schlachter – genannt; er wird verdächtigt, seine Probleme auf die traditionelle Weise zu lösen. Auch wenn er jetzt geschwächt im Rollstuhl sitzt, werde ich doch nie unterschätzen, welchen Schaden mein Vater anrichten kann. In einer Welt, in der man nach seiner Zerstörungskraft beurteilt würde, wäre mein Vater die Atombombe, so viel steht fest. Der Mistkerl lässt bereits seinen verbalen Unrat auf mich los: »Du siehst fit wie ein Stier aus, Greyson. Ich wette, du stemmst noch immer Reifen und besorgst es den Weibern reihenweise. Ich würde mehr als einen Penny für deine Gedanken in diesem Moment geben, und du weißt, wie knausrig ich sein kann. Zum Teufel, du weißt, was ich tue, wenn man mir nur einen Cent klaut.«

»Ich kann mich bestens erinnern. Immerhin habe ich die Drecksarbeit für dich erledigt. Also, behalte den Penny. Warum soll ich warten, bis du stirbst? Ich könnte deine Sauerstoffflasche auch sofort kaputt machen und dich mir vorknöpfen.« Während ich mit einem kalten Lächeln seinen Blick erwidere, ziehe ich aus der Gesäßtasche meiner Jeans meine schwarzen Lederhandschuhe und schlüpfe in einen hinein.

Er starrt mich einen Moment lang stumm an. »Wenn du damit fertig bist, mir deine Verachtung zu zeigen, geh und räum auf, Greyson.«

Einer der Kerle im Anzug tritt vor.

Ganz in Ruhe schlüpfe ich auch in den anderen Handschuh.

»Wie früher wird niemand deinen Namen erfahren«, beginnt mein Vater in sanfterem Tonfall. »Du bekommst Geld und kannst das Leben führen, das du als mein Sohn führen willst – tatsächlich wünsche ich mir, dass du wie ein Prinz lebst. Aber ich brauche deinen Kopf und dein Herz in dieser Sache. Der Job kommt zuerst, und du wirst mir dein Wort darauf geben.«

»Ich habe kein Herz, aber du kannst meinen Kopf haben. Der Job ist alles, was es gibt und je gegeben hat. Ich BIN mein Job.«

Stille.

Wir schauen einander an.

Ich kann den Respekt in seinen Augen sehen, vielleicht sogar ein wenig Angst. Ich bin kein Dreizehnjähriger mehr, der sich herumschubsen lässt.

»In den fünf Jahren deiner Abwesenheit haben meine Kunden …«, setzt er an, »keine Nachsicht bei uns hier im Underground erlebt. Wir verzichten auf keinen Cent, der uns gehört, sonst hält man uns für schwach – und im Moment stehen zahlreiche Eintreibungen an.«

»Warum lässt du das nicht deine Leute machen?«

»Weil keiner so eine weiße Weste hat wie du. Nicht einmal die Kämpfer wissen, wer du bist. Es gibt keinerlei Hinweise. Du gehst rein und wieder raus, ohne Verluste und mit einer hundertprozentigen Erfolgsquote.«

Eric zückt die alte Beretta meines Vaters und reicht sie mir wie ein Friedenssymbol, und als ich sie auf einmal in der Hand halte, etwas mehr als ein Kilo Stahl, wirble ich sie herum und richte sie auf die Stirn meines Vaters. »Wie wär’s, wenn ich dich stattdessen mit deiner Beretta Storm ermuntere, mir zu sagen, wo meine Mutter ist?«

Er blickt mich eisig an. »Wenn du den Job erledigt hast, verrate ich dir den Aufenthaltsort deiner Mutter.«

Stattdessen spanne ich den Hahn. »Dann stirbst du eben zuerst, alter Mann. Du bist sowieso schon dabei, und ich will sie sehen.«

Der Blick meines Vaters schnellt zu Eric und dann wieder zu mir. Ich frage mich, ob Eric mir gegenüber wirklich loyal sein wird, während mein Vater da sitzt.

»Wenn ich sterbe«, sagt mein Vater, »steht ihr Aufenthaltsort in einem Umschlag, der sich bereits an einem sicheren Ort befindet. Aber ich verrate dir kein Sterbenswörtchen, bevor du mir nicht durch das Eintreiben des Geldes von jedem Einzelnen auf der Liste beweist, dass du – auch nach den Jahren der Trennung – mir gegenüber loyal bist. Wenn du das tust, Greyson, dann gehört der Underground dir.«

Eric tritt zu einer Kiste und nimmt eine lange Liste heraus.

»Wir verwenden nicht deinen richtigen Namen«, flüstert Eric, als er sie mir reicht. »Du bist jetzt der Vollstrecker, unser Geldeintreiber; du benutzt dein altes Pseudonym.«

»Zero«, sagen die anderen Männer im Raum beinahe ehrfürchtig. Weil ich keine Identität besitze und keine Spuren hinterlasse. Ich verschleiße Mobiltelefone wie andere Socken. Ich bin ein Nichts, eine Nummer, nicht einmal ein Mensch. »Vielleicht höre ich ja nicht mehr auf das Pseudonym«, sage ich leise und krümme die Finger in meinen Lederhandschuhen, bevor ich sie wieder strecke und die Liste durchblättere.

»Du wirst darauf hören, weil du mein Sohn bist. Und du willst sie treffen. Und jetzt zieh dich um und arbeite die Liste ab.«

Ich gehe von unten nach oben die Namen durch. »Achtundvierzig Leute, die erpresst, eingeschüchtert, gefoltert oder einfach bestohlen werden sollen, um den Aufenthaltsort meiner Mutter zu erfahren?«

»Achtundvierzig Leute, die mir etwas schulden, die etwas haben, das mir gehört und eingetrieben werden muss.«

Ein vertrautes Frösteln fährt mir in die Knochen, als ich nach dem Anzug auf dem Bügel greife. Ich gehe zur Tür und überlege, wie lange es wohl dauern wird, brauchbare Informationen über diese Schuldner zu bekommen. Wie viele Monate es dauern wird, sich mit ihnen zu verabreden, um erst auf die sanfte Tour zu verhandeln – und dann auf die harte.

»Oh, und mein Sohn«, ruft er mir mit etwas kräftigerer Stimme nach. »Willkommen zurück.«

Ich schenke ihm ein eisiges Lächeln. Denn er ist nicht krank. Ich wette die Liste darauf. Aber ich will meine Mutter finden. Das Einzige, was ich in meinem Leben geliebt habe. Wenn ich töten muss, um sie zu finden, werde ich es tun.

»Ich hoffe, du stirbst langsam«, flüstere ich meinem Vater zu, als ich ihm in seine kalten, verschlagenen Augen sehe. »Langsam und qualvoll.«

ZWEI

HELD

Melanie

Manchmal kann man eine Selbstmitleidsorgie nur mit einer richtigen Orgie beenden. Na ja, eine Party genügt schon.

Erwartung liegt in der Luft, als sich erhitzte Körper aneinanderdrängen und ich meinen Körper zwischen die anderen Tänzer schiebe. Ich gebe mich dem Vergnügen hin und lasse mich davon betäuben.

Mein Körper ist vom Tanzen glitschig, mein seidenes Goldtop und der dazu passende Rock kleben an meinem Körper. Ich hätte wohl nicht so einen hauchdünnen BH anziehen sollen. Das Reiben des feuchten Stoffs sorgt dafür, dass sich meine Nippel aufrichten und die Blicke mehrerer Männer anziehen.

Doch nun ist es zu spät. Die Menge ist von der Musik und vom Tanzen ganz berauscht.

Ich bin gekommen, weil einer meiner Kunden, für den ich diese kleine Restaurantbar gestaltet habe, meinen Chef und sämtliche Kollegen eingeladen hat. Ich habe gesagt, auf einen Drink, doch inzwischen sind es ein paar mehr geworden, und der halb leere in meiner Hand ist ernsthaft der letzte.

Ein Typ kommt näher.

Sein unverblümtes Ich-will-dich-ficken-Lächeln ist nicht zu übersehen. »Willst du mit mir tanzen?«

»Das tun wir bereits!«, sage ich, während ich mich ein wenig im Rhythmus mit ihm bewege und meine Hüften kreisen lasse.

Der Kerl legt einen Arm um meine Taille und zieht mich näher an sich. »Ich wollte fragen, ob du allein mit mir tanzen willst. Woanders.«

Ich schaue ihn an und fühle mich ein wenig aufgeputscht und schwindlig. Will ich mit ihm tanzen?

Er ist schnuckelig. Nicht sexy, aber schnuckelig. Nüchtern geht schnuckelig gar nicht. Aber betrunken ist schnuckelig durchaus akzeptabel. Ich versuche, die Antwort in meinem Körper zu finden. Ein Kribbeln. Ein bisschen Lust. Aber nee. Ich fühle mich heute noch immer … hoffnungslos.

Ich lächle, um den Schmerz zu lindern, und gehe ein wenig auf Distanz, doch er presst sich fest an mich und flüstert mir ungeniert ins Ohr: »Ich möchte dich gern mit zu mir nehmen.«

»Natürlich möchtest du das«, sage ich lachend und lehne den Drink, den er mir anbietet, mit einem neckischen, aber vehementen Kopfschütteln ab.

Ich glaube, ich habe ganz schön einen sitzen, und ich muss noch nach Hause fahren.

Doch ich will einen potenziellen Kunden nicht verärgern, also küsse ich ihn auf die Wange, sage »Trotzdem danke« und stürze davon. Er packt mich am Handgelenk und dreht mich herum, die Augen lüstern und erregt. »Nein. Wirklich. Ich will dich mit nach Hause nehmen.«

Ich mustere ihn noch einmal kurz. Er sieht reich aus und ein bisschen so, als hätte er einen Anspruch auf mich, wie jemand von der Sorte, die mich immer benutzt, und plötzlich fühle ich mich noch niedergeschlagener und verletzlicher. In weniger als einem Monat heiratet meine beste Freundin. Die Auswirkungen, die diese Heirat auf mich hat, sind nicht schlimm, sie sind katastrophal. So katastrophal, wie es sich niemand hätte vorstellen können. Mir brennen die Augen, wenn ich daran denke, denn alles, was meine beste Freundin Brooke hat – das Baby, den liebevollen Ehemann –, ist seit so langer Zeit schon mein Traum, dass ich mich nicht erinnern kann, je einen anderen gehabt zu haben.

Hier ist ein Mann, der mit mir Sex haben will, und ich bin erneut versucht, nachzugeben. Weil ich immer nachgebe. Ich frage mich immer, ob er vielleicht der Eine für mich ist. Danach wache ich dann allein mit einem Haufen gebrauchter Kondome um mich herum auf und fühle mich einsamer denn je. Dann werde ich erneut daran erinnert, dass ich nur für einen One-Night-Stand tauge. Ich bin niemandes Königin, niemandes Brooke. Aber will mir denn nicht einmal jemand sagen: Wann hörst du endlich auf, Frösche zu küssen? Wahrscheinlich nie. Wenn du diesen Prinzen willst, wirst du es so lange versuchen müssen, bis du eines Tages aufwachst und Brooke bist und ein Mann nur Augen für dich hat, nur für dich.

»Sieh mal, ich hab das schon tausendmal gemacht«, flüstere ich traurig und schüttle niedergeschlagen den Kopf.

Der Typ zieht eine Braue hoch. »Was redest du da?«

»Ich rede von dir. Ich hatte dich schon tausendmal.« Ich zeige auf ihn, von oben bis unten, auf seine elegante Aufmachung, und meine Traurigkeit und Enttäuschung lasten nur noch stärker auf mir. »Ich hatte dich … tausendmal. Und es funktioniert einfach nicht.« Ich wende mich zum Gehen, doch er packt mich und wirbelt mich schon wieder herum.

»Du hattest mich noch nie, Blondie«, antwortet er.

Ich schaue ihn erneut an und bin versucht, mich einfach abschleppen und mir ein gutes Gefühl geben zu lassen.

Doch erst am Nachmittag bin ich bei meiner besten Freundin gewesen und habe sie dabei ertappt, wie sie von ihrem Typen lang und leidenschaftlich geküsst wurde, wobei er irgendwelche sexy Sachen gemurmelt und ihr gesagt hat, dass er sie liebt, mit einer tiefen und zärtlichen Stimme, und ich hätte am liebsten geheult.

Bei der Erinnerung daran ist mir noch immer ganz heiß, und nicht einmal eine durchtanzte Nacht hat mich vergessen lassen, wie ungeliebt ich mich fühle. Nachdem ich gesehen habe, wie meine beste Freundin geküsst wurde, wirklich geküsst, und nachdem ich weiß, dass sie jetzt weniger Zeit für mich haben wird, weil ihre junge und wunderschöne Familie jetzt Priorität hat, habe ich das Gefühl, dass ich nie jene Liebe finden werde, die sie haben. Sie war immer verantwortungsbewusst, immer ein braves Mädchen, doch ich bin … ich.

Die Lustige.

Der One-Night-Stand.

»Komm schon, Blondie«, drängt er mich, als er meine Unentschlossenheit spürt.

Ich seufze und drehe mich um. Er zieht mich fest an sich und blickt auf meinen Mund, als wollte er mich mit einem Kuss überzeugen. Ich stehe auf Körperkontakt. Brooke nennt mich ihren Liebeskäfer. Ich liebe Nähe, Berührungen, brauche sie wie die Luft zum Atmen. Aber ich hatte noch nie das Gefühl, dass die Berührung eines Mannes tiefer gereicht hätte. Dennoch gerate ich stets in Versuchung, weil ich die ganze Zeit denke, dass sich DER EINE direkt um die Ecke befindet, und dann muss ich es einfach ausprobieren.

Während ich gegen die Versuchung ankämpfe, einen weiteren Frosch zu küssen, kratze ich mein letztes bisschen Zuversicht zusammen und sage erneut: »Nein. Wirklich. Danke. Ich gehe jetzt nach Hause.« Ich klemme mir die Tasche unter den Arm und will gerade gehen, als ein dumpfes Grollen die getönten wandgroßen Fenster erbeben lässt.

Die Türen werden aufgestoßen, und ein Paar kommt klatschnass herein, wobei die Frau lachend ihr feuchtes, offenes Haar schüttelt.

»Oh mein Gott!«, rufe ich bestürzt aus, als mir klar wird, dass es regnet.

Ich eile zum Ausgang, wo ein Mann mit einer schwarz behandschuhten Hand den Griff der Tür packt und sie galant für mich öffnet. Draußen gerate ich beinahe ins Stolpern, und er packt mich am Ellbogen, um mich zu stützen. »Vorsicht«, sagt er mit dröhnender Stimme und hält mich fest, während ich verzweifelt zu dem hellblauen Mustang auf der anderen Straßenseite blicke. Er ist alles, was ich habe. Alles, was ich zu verkaufen habe, weil ich dringend das Geld brauche, doch wer wird ihn jetzt noch wollen? Es ist ein Cabrio und nicht mehr ganz neu, doch es ist hübsch und einzigartig, mit weißen Sitzen, passend zum Dach. Doch jetzt steht es draußen im Regen, mit offenem Verdeck, und verwandelt sich zu meiner Titanic auf Rädern.

Mein Leben geht mit ihm unter.

»Dein trauriger Welpenblick verrät mir irgendwie, dass das dein Auto ist«, sagt die dröhnende Stimme.

Ich nicke hilflos und blicke zu dem Fremden auf. Ein Blitz durchschneidet die Dunkelheit und erhellt sein Gesicht.

Und ich kann nicht sprechen.

Oder denken.

Oder atmen.

Sein Blick hält mich fest und lässt mich nicht mehr los. Ich blicke ihm tief in die Augen und bemerke dabei sein atemberaubendes Gesicht. Kantiges Kinn, hohe Wangenknochen, breite Stirn. Seine Nase ist klassisch, gerade und elegant, und seine Lippen sind voll, geschwungen und fest und … Gott, er ist zum Anbeißen. Sein dunkles Haar weht spielerisch im Wind. Er ist groß und breitschultrig und trägt dunkle Hosen und einen dunklen Rollkragenpullover, was ihn sowohl elegant als auch gefährlich aussehen lässt.

Aber seine Augen.

Sie sind von undefinierbarer Farbe, aber es ist nicht die Farbe, es ist der Blick, dieser unglaubliche Glanz darin. Umgeben von dichten schwarzen Wimpern strahlen seine Augen so hell, wie ich es noch nie gesehen habe. Während er schweigend mein Gesicht betrachtet, durchdringen mich seine verengten Augen wie Röntgenstrahlen, und sie funkeln, weil ich anscheinend etwas getan habe, was den Mann amüsiert, diesen … verdammt, ich habe keinen Namen für ihn. Außer Eros. Amor persönlich. Liebesgott. Aus Fleisch und Blut.

Ich habe immer geglaubt, dass Amor einen Pfeil benutzt, doch ich fühle mich nicht, als hätte mich ein Pfeil durchbohrt. Ich fühle mich, als wäre ich von einer Rakete getroffen worden.

Während ich hier stehe, geplättet von den über einen Meter achtzig totaler Erotik, nimmt er mir mit der einen Hand den Schlüssel ab und legt mir die andere auf die Hüfte, um mich festzuhalten. Und ich spüre es. Spüre, wie mir die Berührung durch die Hüften schießt, mir einen Knoten im Magen verursacht, tief in mir pulsiert, direkt meine Oberschenkel hinabschießt und meine Zehen dazu bringt, sich zu krümmen. »Warte hier«, sagt er mir ins Ohr, zieht dann seinen Rollkragen zu einer Kapuze hoch und rennt über die Straße.

Ich sehe, wie er dorthin rennt, wo mein Wagen im Regen steht. Der Wind peitscht so heftig durch die Straßen, dass ich beide Hände brauche, um meinen Rock festzuhalten, damit er nicht flattert.

»Mach das Verdeck zu!«, zwinge ich mich durch den trommelnden Regen zu rufen, denn plötzlich bin ich ebenfalls wild entschlossen, meinen Wagen zu retten.

»Ich mach das schon, Prinzessin!« Er schwingt sich auf den Vordersitz, lässt den Wagen an, und das Verdeck hebt sich, bis …

Es hängt fest.

Nach einem protestierenden Quietschen gleitet das blöde Ding wieder zurück.

»ARGH, SCHEISSE!« Ich stürze auf die Straße, wo der Regen wie Kanonenkugeln auf mich eintrommelt und mich in Sekundenschnelle durchnässt. Ich schwöre, ich würde am liebsten Fickt euch! rufen. Mein Auto, das Einzige in meinem Leben, das völlig unbelastet ist, wird gerade ruiniert, und ich würde am liebsten schreien.

»Bist du verrückt? Stell dich unter!« Der Typ zieht mit einer raschen Bewegung seinen Pullover aus, hält ihn über meinen Kopf, um mich vor dem Regen zu schützen, und scheucht mich unter das schmale Vordach über dem Gebäudeeingang zurück.

»Ich kümmere mich um deinen Wagen«, verspricht er mir. Er reicht mir den durchnässten Rollkragenpullover und fügt hinzu: »Halt das«, bevor er zurückrennt.

Er trägt ein weißes Rundhalsshirt, das an seinem wohlgeformten Oberkörper klebt, als er das Verdeck von Hand zuzumachen versucht.

Regentropfen laufen ihm über die bloßen Arme. Die durchnässte Baumwolle seines Shirts klebt an seiner Brust, sodass jeder einzelne Muskel zu sehen ist. So ein Mist. Er ist absolut umwerfend; er hat gerade meinen Sexy-Männer-Radar zerstört. Ich kann den Blick gar nicht von ihm, seiner Art, sich zu bewegen, abwenden.

Donnerschläge erschüttern die Stadt, als er schließlich das Verdeck verriegelt hat und mir Zeichen macht, hinüberzukommen. Er öffnet die Wagentür von innen, und ich eile zum Beifahrersitz und schließe die Tür hinter mir.

Meine kalten, nassen Sachen kleben mir auf der Haut, während er hinter dem Steuer sitzt und so groß und männlich aussieht, und plötzlich sind wir in dem kleinen, ein wenig beengten Inneren meines Wagens gefangen. Die Sitze sind klatschnass, und als ich mich ihm zuwende, quatscht es, dass mir vor Scham die Röte ins Gesicht steigt.

»Ich glaub das einfach nicht«, flüstere ich. »Meine beste Freundin hat mir gesagt, dass ich die einzige Idiotin in Seattle mit einem Cabrio bin.«

Sein Blick ist unverhohlen amüsiert. »Ich mag deinen Wagen.« Er berührt das Armaturenbrett. Die Hand, mit der er darüberstreicht, ist in elegantes Ziegenleder gehüllt, das bei mir eine Gänsehaut verursacht. Er dreht seinen kräftigen Oberkörper mit einem unwiderstehlichen Grinsen zu mir. »Alles, was nass wird, trocknet auch wieder; also keine Sorge, Prinzessin.«

Ich kann es kaum ertragen, wie er nass sagt.

Oder wie ein Regentropfen an seinen dunklen Wimpern hängt. Wasser rinnt ihm über seine gebräunten, muskulösen Arme. Sein Haar ist zurückgestrichen und umrahmt sein wunderschönes Gesicht. Ich habe Kunstwerke und schöne Männer, schöne Gebäude und schöne Räume gesehen, doch als er mich in diesem Augenblick anschaut, kann ich mich nicht daran erinnern, außer ihm jemals etwas gesehen zu haben.

Er ist oberste Sahne. Ich war noch nie mit der obersten Sahne zusammen. Und die Art, wie er mich anschaut … ich habe diesen Blick schon vorher gesehen. Jenen Blick, den Remington Tate Brooke schenkt. Diesen Blick. Er schenkt ihn mir, und ich sterbe innerlich. Kann man an einem Blick sterben? Und wenn mich schon ein Blick töten kann, was passiert dann bei einer Berührung?

»Also«, sagt er mit leiser, rauer Stimme. Er wartet einen Moment, bevor er wieder das Wort ergreift, und es überrascht mich, dass er mir noch immer ins Gesicht schaut, nicht auf meine nassen Brüste oder meine bloßen Beine – er schaut mir direkt in die Augen, während er abwesend das Lenkrad streichelt.

»Wollen wir irgendwo hingehen?«, fragt er und streckt dann die Hand aus, um mir mit dem schwarzen Handschuh das Haar hinters Ohr zu streichen.

Was ich empfinde, geht so weit über Lust hinaus, dass ich kaum antworten kann.

Ich zittere. »Ja«, sage ich betäubt vor Verlangen.

Er schenkt mir ein Lächeln, das meinen Puls hochjagt, und seine Hand verweilt noch eine Sekunde auf meinem Gesicht, bevor er den Gang einlegt und losfährt. Die Luft zwischen uns knistert in der Stille.

Die einzigen Geräusche von draußen sind Regen und Donner. Das Wageninnere wird von seiner Atmung dominiert. Seine Atemzüge sind tief und langsam, meine schnell und aufgeregt.

Er riecht … wie ein nasser Wald. Mit einem Hauch Leder. Sein Blick ist auf die Straße gerichtet, doch ich sehe nur ihn. Wie sein Brustkorb sein nasses T-Shirt dehnt. Sein Profil gegen die Dunkelheit, und wie die Lichter der Stadt über sein Gesicht zucken. Seine nassen Jeans, die an seinen festen Oberschenkeln kleben. Ich denke, wir beide wissen, dass wir es tun werden.

Wir werden innerhalb von Minuten unsere Hände überall haben, und das Wissen darum verursacht Chaos in meinem Kopf. Ich fühle mich, als hätte ich auf einmal einen kleinen Sexteufel in mir. Ich habe eine Schwäche für Männernippel, und diese hier zeichnen sich wunderbar unter dem weißen T-Shirt ab, und seine Jeans sind … Gott, seine Jeans sind zum Zerreißen gespannt. Er will mich. Er will es mir besorgen. Dieser faszinierende, wunderschöne Mann, der mich vor Verlangen zum Schielen bringt.

»Bist du immer so still?«, fragt er mich mit einer seltsam belegten Stimme, und mein Blick schnellt zu seinem Gesicht. Dieses Lächeln auf seinem Gesicht macht mich wirklich fertig.

»Mir ist w-wah-wahnsinnig k-kkkalt.«

Er zeigt auf einen hohen Hotelturm, wo schon ein Abendessen ein Vermögen kostet, doch er fährt unbekümmert in die Auffahrt. »Scheint der nächste Ort zu sein, wo wir wieder trocken werden können.«

»Ja, es ist perfekt«, sage ich ein wenig zu eifrig.

Ich mag perfekte Dinge, schöne Dinge, lebendige und witzige Dinge. Meine Eltern als Paar? Perfekt. Ich bin normalerweise perfekt gestylt. Aber heute Abend? Ich streiche mir mit einer Hand übers Haar, als wir die Lobby durchqueren – ich habe keine Ahnung, wie ich aussehe. Vermutlich wie eine nasse Ratte. Warum, warum, warum sehe ich nur so scheiße aus?

Während er an der Rezeption nach Zimmerschlüsseln fragt, nehme ich seinen Hintern und die Passform seiner Sachen in Augenschein und kann ein Zittern kaum unterdrücken.

Als wir uns mit ein paar anderen in den Aufzug drängeln, reibe ich mir die Arme und versuche, das Zähneklappern zu unterdrücken. Er lächelt mich über ein Paar hinweg an, und sein Lächeln macht mich ein wenig übermütig, weshalb ich es erwidere.

Ich folge ihm zuerst ins Zimmer und dann in das riesige Marmorbad. Er nimmt mir seinen Rollkragenpullover aus der verkrampften Hand und legt ihn beiseite. Ohne Vorwarnung packt er sein T-Shirt und zieht es sich mit einem Ruck über den Kopf, sodass sich sämtliche Muskeln seines Oberkörpers spannen. »Zieh die Schuhe aus«, sagt er leise. Ich öffne die Schnallen und kicke sie weg.

Als ich mich wieder aufrichte, stockt mir der Atem beim Anblick seiner bloßen Brust, seiner sehnigen Arme und wohlgeformten Muskeln. Eine schmale Linie Härchen zieht sich von seinem Bauchnabel bis zum Bund seiner Jeans. Waschbrettbauch, kräftiger Hals und dann diese Lippen, die zum Küssen einladen und wunderschön sind. Er hat eine Narbe – eine ziemlich große – links auf dem Brustkorb, weshalb ich auf einmal Mitgefühl für ihn empfinde, doch dann bemerke ich, dass er anfängt, mich zu entkleiden.

Mein Puls schnellt nach oben, und meine Nippel richten sich auf. »Was macht ein Mädchen wie du an so einem Ort?«, fragt er mich mit zusammengezogenen Brauen. Ich beginne zu zittern, als er mein Top langsam nach oben schiebt.

Unwillkürlich strecke ich die Hand aus und berühre mit einem Finger die Narbe auf seiner Brust. »Was ist passiert?«

Er öffnet den Reißverschluss meines Rocks, und als er ihn herunterschiebt, beugt er sich über mich, packt mit den Zähnen mein Ohrläppchen und zieht spielerisch daran. »Du weißt doch, neugierige Katzen verbrennen sich die Tatzen, oder nicht, mein Kätzchen?«, flüstert er mir ins Ohr, während er meine Arme hochhebt, damit er mir das Top ausziehen kann.

Ich lächle benommen und öffne den Mund, um zu antworten, doch er küsst mich. Ich bin vollkommen überrascht und packe ihn an den Schultern, um mich festzuhalten, verwirrt von meiner Empfänglichkeit für seinen erotischen, seidenweichen, wilden Mund. Mein eigenes Verlangen ist vollkommen entfesselt. Begierig öffnet er meine Lippen mit seinen. Ich stöhne und vergrabe meine Hände in seinem nassen Haar, damit er nicht aufhört, mich zu küssen, und wiege die Hüften, als er mir die Zunge in den Mund schiebt. Als er sich weiter über mich beugt und mich mit seinem Mund nahezu verschlingt, erschauere ich vor Verlangen. Ich lasse den Kopf zurücksinken, und ein lustvolles Geräusch entweicht meiner Kehle.

Ich zittere, als ich ihn bitte, meine Nippel zu streicheln.

»Du bist betrunken«, flüstert er, als er zu mir in meiner Unterwäsche herunterblickt. Sein Blick ist vor Erregung ganz wild, denn meine Nippel stehen deutlich hervor.

»Nur beschwipst«, flüstere ich beinahe stöhnend. »Bitte, hör nicht auf, ich will dich so sehr.«

Er beißt sichtbar die Zähne aufeinander, und ich spüre, wie er mir mit dem Lederhandschuh übers Haar streicht – dann sieht er mich an, und seine Augen blitzen, als er sich daran zu erinnern scheint, dass er Handschuhe trägt.

Er streift sie sich nacheinander ab. »Bist du sicher?«, fragt er.

Als ich seine Hände sehe, überläuft mich erneut ein Schauer. Sie sind kräftig, groß, gebräunt. Oh Gott. Plötzlich spüre ich sie auf meiner Taille. Er hebt mich hoch, um mich auf die Marmorplatte zu setzen, und schiebt sich zwischen meine Schenkel. »Bist du sicher?«, fragt er noch einmal.

Er schaut mich aufmerksam an und beginnt an meinen Nippeln zu spielen. Ich bemerke seine wahnsinnige Selbstbeherrschung, die ihn bei einem Nein von mir sofort zum Aufhören veranlassen würde, doch ich nicke, woraufhin er stöhnt und mir auf erregende Weise in die Nippel kneift. Er beugt sich über mich und presst seine Lippen diesmal fest auf meine. Sehr fest. Seine Zunge umspielt begierig meine, woraufhin die Lust wie ein Blitz von meinen Nippeln bis zu den Zehen, vom Mund zu meinem Geschlecht schießt. Die Marmorplatte unter mir, der Raum, das Hotel, alles verschwindet, bis es nur noch die heißen, verlangenden feuchten Lippen gibt, die sich auf meinen bewegen. Mich schmecken. Hände, die an meinen Brüsten spielen und an meinem Körper entlangfahren. Meine Gedanken drehen sich im Kreis, sein Kuss und seine Berührungen wecken eine Leidenschaft in mir, wie ich sie noch nie verspürt habe. Ich streiche mit den Händen über seine feuchte Brust, und als ich das Metall eines Piercings an seinem linken Nippel spüre, schmelze ich beinahe dahin.

»Oh Gott«, stöhne ich überwältigt, während mein Hintern von der Kälte des Marmors wehtut. »Bring mich ins Bett.«

Er trägt mich ins Zimmer und wirft mich aufs Bett, als würde er es ernst meinen. Er öffnet und schließt die Finger, streift seine Jeans ab und zieht ein Kondom aus der Gesäßtasche hervor. Oh Gott. Seine Hände sind riesig und gebräunt und haben lange Finger. Über seine Handfläche verläuft eine Narbe. Ich will seine Hände spüren. In mir. Er zieht mir den Slip aus und öffnet meinen BH.

»Ich heiße Melanie«, hauche ich und rutsche auf dem Bett nach oben.

Nackt. Er bewegt sich mit einer raubtierhaften Anmut, die mein Herz hämmern lässt und einen Schwall von Verlangen zwischen meine Beine schickt. »Und ich heiße Greyson, Melanie«, flüstert er. Er legt meine Hand auf seine und küsst mich, während wir ihm das Kondom überziehen und ich spüren kann, wie er unter meiner Hand pulsiert.

Ich liebe die Art, wie er mich küsst, wie unsere Hände seinen Schwanz berühren, der riesig und geschwollen ist, während sich zwischen meinen Schenkeln vor Verlangen eine Pfütze bildet.

Er lässt einen Finger in mich gleiten und beobachtet dabei, wie ich die Augen nach hinten verdrehe. »Ich will so wahnsinnig gern in dich rein«, flüstert er und küsst mich auf den Hals. Er hebt seinen Kopf, um mein Stöhnen mit einem Kuss zu ersticken. »Ich werde dir den Sex deines Lebens verschaffen, Prinzessin.« Langsam lässt er seine nasse Zunge über mein Ohrläppchen gleiten. »Ich werde an dir saugen, bis mir der Kiefer wehtut.« Seine tiefe Stimme macht mich vollkommen verrückt, und als er meinen Hinterkopf umfasst und mich erneut küsst, richten sich meine Nackenhaare auf. »Dich so heftig zum Höhepunkt bringen, wie es nur geht.«

Ich bin so wahnsinnig feucht, und als er erneut an meinen Brüsten saugt, bäume ich mich stöhnend auf.

Ich lasse meinen Arm über die kräftigen Muskeln seiner Brust gleiten, richte mich auf und strecke den Kopf der Quelle seines Atems entgegen. Ich wimmere so sehr, dass er mich hoffentlich küsst. Er tut es und presst dabei seine Hüften gegen meine, als brauchte er die Berührung. Während er die Hand zwischen meine Beine gleiten lässt, stößt er ein leises, knurrendes Geräusch aus.

Ich will ihn so sehr, dass es wehtut.

Ich spreize meine Beine weiter auseinander und stöhne, als er mich nimmt. Ich winde mich, als sich mein Körper anspannt.

»Ich komme gleich«, stöhne ich leise. »Es tut mir leid … ich kann nicht … du fühlst dich so … gut an … ich kann nicht …«

»Komm«, keucht er, »es ist okay, wir machen es gleich noch mal … komm …«

Glühend heiße Ekstase durchflutet meinen Körper, meine Empfindungen wirbeln umher, mein Körper krampft sich wieder und wieder um seinen, während seine Stöße elektrische Schläge durch mich hindurchjagen und ich tue, was sein sündiger Körper von mir will – und ich komme wie eine Rakete.

Ich stöhne unter der Wucht meines Orgasmus, winde mich und bäume mich unter ihm auf. Er stößt so tief in mich hinein, wie er kann, und ich zittere unkontrolliert und wimmere jedes Mal dankbar, wenn er tief in mir drin ist und mir das Gegenteil von dem Gefühl gibt … allein zu sein. Das Gegenteil von traurig und leer. Und als mein Höhepunkt abklingt und er noch immer da ist – jeder geschwollene, erregte, harte Zentimeter von ihm tief in mir drin –, öffne ich flatternd die Augen und sehe, dass er mich mit einem wilden, hungrigen, beinahe besitzergreifenden Blick anschaut. Er beginnt sich erneut in mir zu bewegen, mit geschickter Genauigkeit, während sein Blick andächtig und sanft wird. Wir sehen uns unverwandt an, und die Art, wie er mich jetzt sanft nimmt, lässt kleine Sterne vor meinen Augen tanzen, während sich nach und nach ein weiterer Höhepunkt aufbaut.

Ich erwarte es eigentlich nicht, doch ich komme erneut. Heftig. Wenn überhaupt möglich, noch heftiger. Meine Klitoris pulsiert jedes Mal, wenn er die Hüften gegen meine stößt – und die Lust wächst exponentiell, bis sie mich in einem Ausbruch reiner Lust zerreißt. Ich grabe ihm die Fingernägel in die Haut. Ich rufe angesichts der Intensität beinahe ängstlich seinen Namen. Er dämpft meine Rufe mit seinem Mund. Seine Zunge umspielt meine und verkürzt seinen Namen auf Grey. Er stöhnt, als schmeckte er seinen Namen in meinem Mund, seine Muskeln spannen sich an, als er explodiert, seine Brust reibt gegen meine Brüste, als er gemeinsam mit mir kommt.

Als seine Schauer nachlassen, rollt er sich auf den Rücken, und weil er noch immer in mir drin ist und beide Arme um mich hat, zieht er mich mit. Wir liegen einen Moment lang in atemloser Stille ineinander verschlungen da, ohne uns darum zu kümmern, wessen Arm wo ist oder wessen Bein zwischen denen des anderen steckt. Ich bin so benommen und völlig hin und weg von der Nummer, dass ich beinahe erwarte, mich selbst in Stücke zerbrochen auf dem Boden wiederzufinden.

Nach ein paar Minuten gebe ich einen Protestlaut von mir, denn ich möchte mich aufrichten. Er lässt mich los, und ich gehe auf Zehenspitzen ins Bad, um mich zu säubern. Er folgt mir und knotet dabei das Kondom zu. Als ich mir die Hände wasche, stellt er sich hinter mich, nimmt mir die Seife weg und wäscht seine Hände gemeinsam mit mir, während sich unsere Blicke im Spiegel treffen. Ich betrachte mein Spiegelbild und … nein, ich sehe nicht wie eine nasse Ratte aus. Meine Wangen sind rosa, mein Haar ist zerzaust, und als er mich anlächelt und von hinten meine Brüste umfasst, bin ich vollkommen erledigt. »Komm wieder ins Bett, damit ich dich noch ein bisschen zum Hecheln bringen kann«, flüstert er an meiner Haut.

»Ich hechle nicht«, sage ich, nehme seine Hand, die auf meiner Brust liegt, und ziehe ihn ins Schlafzimmer.

»Du hechelst, du stöhnst, du winselst, und jetzt wirst du das noch einmal für mich tun.«

»Tu ich nicht!«, sage ich, als ich mich auf den Rücken fallen lasse. Als er über mich kriecht, fühle ich mich vollkommen nüchtern. Ich bin nicht einmal mehr beschwipst. Ich weiß, dass ich mich an jeden Zentimeter seines Gesichts erinnern werde, das so konzentriert und gierig ist. Und als er wieder mit meinen Brüsten spielt, als er mir mit den Fingern über den Brustkorb streicht, meinen Bauchnabel umkreist und mich mit einem Lächeln betrachtet, das mir verrät, dass er genau weiß, was er tut, beginne ich zu hecheln. Ich erwidere das Lächeln, weil böse Jungs immer mein Untergang sind, und berühre seinen Nippelring. Ich spüre, wie seine Erektion an meinen Hüften größer wird, und beginne stumm an ihm zu saugen.

Ich weiß ebenfalls, wie man diese Spiele spielt, mein sexy Sexgott, denke ich. »Wer hechelt jetzt«, murmle ich scherzhaft.

»Du bist wirklich verdammt heiß«, sagt er, als wir gemeinsam herumrollen und er meinen Kopf an seinen Nippelring drückt, als wollte er, dass ich fester sauge. Sein großer Körper zuckt vor Lust. Verlangen bündelt sich zwischen meinen Schenkeln, während ich mit meinen Zähnen an dem Ring ziehe und ihn mit der Zunge umkreise, wobei ich spüre, wie sein Glied anschwillt und an mir pulsiert.

Wir spielen die ganze Nacht miteinander, reizen, schmecken, streicheln uns und ficken.

Jede Berührung, jedes Flüstern, alles, was ich mit ihm teile, fühlt sich richtig an – wie ein Stromkabel, das mit der richtigen Steckdose verbunden wurde –, und ich spüre, wie neues Leben, beinahe Euphorie, in mir erwacht.

Während unserer hitzigen Fummeleien schaut er mich durch seine dichten dunklen Wimpern an, und ich sehe eine lebhafte Neugier in seinen Augen schimmern.

Er fragt mich Sachen, als wollte er sie wirklich wissen, und es kommt mir so vor, als würden wir uns bereits kennen … von einem dunklen, verbotenen Ort.

Als er mich irgendwann erneut küsst, komme ich mit der Intensität einer Naturkatastrophe. Ich bin nicht mehr zu bremsen, und er ist ebenfalls nicht mehr zu bremsen, so sehr will er mich haben.

Gegen fünf Uhr morgens klingelt sein Telefon zum dritten Mal. Wir küssen uns noch immer langsam und intensiv. Meine Lippen fühlen sich wund, gerötet und geschwollen an, und meine Brüste sind auf angenehme Weise empfindlich, doch ich will noch mehr. Das Summen macht ihn gereizt, und schließlich geht er ran: »Das hat hoffentlich etwas Gutes zu bedeuten.«

Ich rolle mich auf den Bauch, damit er in Ruhe telefonieren kann, und betrachte dabei stumm sein Profil. Seine Augen und seine Hand sind auf meinem Hintern, als er spricht.

Während er mit leiser, schroffer Stimme irgendeine geschäftliche Sache bespricht, präge ich mir die Wölbung seiner Bauchmuskeln ein, indem ich mit meinen Fingern darübergleite. Ich gleite hinab zu seinem Schoß, und während er meinen Hintern mit seiner großen Hand drückt, küsse ich seinen harten Schwanz und lecke die Feuchtigkeit ab, was ihn die Augen schließen und aufstöhnen lässt.

Als er die Augen schließlich wieder öffnet, sind sie hart und kalt. Er drückt energisch ein paar Tasten, legt dann nachdenklich wieder auf, und ich spüre auf einmal, dass er mich losgelassen hat.

Alarmiert setze ich mich auf. Das war’s dann wohl. Mein Verdacht wird bestätigt, als er seinen großartigen Körper aus dem Bett schwingt, wo er gerade noch mir gehört hat. Ich sehe, wie er im Bad verschwindet, und Verzweiflung steigt in mir auf. Ich weiß, was jetzt kommt, oder? Ich weiß es. Der Blick, den ich letzte Nacht zu sehen glaubte, war eine Täuschung. Verursacht von den Drinks. Dem Licht. Ein mieser Trick, und ich hätte es wissen müssen. Jetzt sterbe ich innerlich, und das ist überhaupt nicht aufregend. Diese kleine Fantasie? Diese flüchtige Verbindung, die ich mit jemandem zu haben glaubte? Vorbei.

Es war keine Verbindung. Oder überhaupt real. Es war eine Mischung aus Alkohol, Regen, Hormonen und ein paar heißen Sätzen, die mir das Gefühl gaben, ihn völlig anzutörnen.

»Ich muss einen frühen Flug bekommen und vorher noch etwas erledigen.« Er kommt mit seinen Sachen in den Händen zurück und schlüpft rasch in seine Jeans. Sein Kiefer ist ein bisschen zu angespannt, als würde es ihm ebenfalls nicht gefallen.

»Sicher«, sage ich und hoffe inständig, ungezwungen zu klingen. Diese ganzen Orgasmen und die ganzen peinlichen Geräusche, die ich von mir gegeben habe, lassen das Ganze ziemlich seltsam erscheinen. Oh mein Gott, ich habe mich einem völlig Fremden ausgeliefert.

Er schaut mich an und öffnet den Mund, doch es dauert einen Moment, bis etwas herauskommt. »Es ist verdammt kompliziert – du willst mich nicht in deinem Leben.«

»Nicht. Hör auf. Du musst das nicht tun. Lass es einfach so, wie es ist. Ich weiß, wie das läuft. Lebwohl, ein schönes Leben noch. Adios, Pepe.«

Wir starren uns an, und er flüstert: »Ich hätte dich nicht anfassen sollen.« Er stürzt zur Tür. Ich blicke auf seinen breiten Rücken, während ich mich um eine tapfere Miene bemühe. Ich habe das schon eine Million Mal gemacht. Ich ziehe Mauern um mich hoch, damit es nicht mehr wehtut. Kein bisschen mehr.

»Einer meiner Jungs hat letzte Nacht deinen Wagen getrocknet.« Mit der Hand auf dem Türknauf bleibt er stehen, kommt dann zurück, drückt mir meinen Autoschlüssel in die Hand und küsst seltsamerweise meine Augenlider.

»Deine Augen«, flüstert er. Dann geht er.

Mein Magen krampft sich zusammen, als er die Tür hinter sich schließt. Ich lasse mich nach dem großartigsten Sex meines Lebens aufs Bett plumpsen … am Boden zerstört. Erdrückende Einsamkeit befällt mich, tausendmal heftiger als noch vor ein paar Stunden, als ich auf diese Party gegangen bin, um mich ein bisschen zu amüsieren. Noch ein Frosch. Nein. Gott, er war kein Frosch. Er war … etwas ohne Namen. Und jetzt ist er weg. Und diese flüchtige Verbindung, deren ich mir so sicher war, ist ebenfalls verschwunden.

Und ich bin wahrhaftig und, unerklärlicherweise, völlig am Boden zerstört.

Eine Tonne Ziegelsteine liegt direkt auf meinem Herzen, als ich meine Sachen im Badezimmer zusammensuche, und ich wimmere, als ich die noch immer feuchten Sachen anziehe. Ich kann meinen Slip nicht finden. Ich suche die gesamte Suite ab. Als ich mich vorbeuge, um unter das Bett zu schauen, kann ich ihn, ich schwöre es, noch immer in mir spüren. Greyson.

Verdammter Mist, sogar sein Name ist sexy.

»Hast du wirklich meinen Slip mitgenommen?« Ungläubig schaue ich auf der anderen Seite unters Bett und versuche, nicht daran zu denken, wie sinnlich ich mich gefühlt habe, als er ihn mir ausgezogen hat.

Während ich unter dem Bettvolant nachschaue, höre ich ein Klicken, gefolgt von Schritten. Ich hebe den Kopf, um zur Tür zu schauen, und blinzle verwirrt. Ist er zurückgekommen? Er steht direkt vor mir. Ich spüre ein so großes Verlangen wie nie zuvor.

Ich zittere innerlich, als ich aufstehe. Sein dunkelbraunes Haar ist zerzaust und passt wunderbar zu seinen Augen, Augen, die wie Gläser in einer Bar das Licht reflektieren und mich auf beinahe unnatürliche Weise anstrahlen. Er ist groß und gut gebaut und scheint eine unsagbare, beinahe übernatürliche Macht über mich zu haben. Als er mich mit diesen Augen anschaut, die selbst aus dieser Entfernung distanziert und unerreichbar wirken, will ich ihn umso mehr berühren.

»Hast du etwas vergessen?«, frage ich. Ich sterbe beinahe vor Scham darüber, bei dem Selbstgespräch ertappt worden zu sein. Er gibt mir das Gefühl, mädchenhaft und verletzlich zu sein, wie ich es noch nie empfunden habe.

»Ich hab deinen Slip nicht.« Er zeigt auf eine Lampe und runzelt ein wenig die Stirn, als hätte er keine Ahnung, wie er dorthin gekommen ist. Er hängt oben auf dem Schirm.

Meine Wangen werden glühend rot. »Danke«, murmle ich, als ich ihn herunternehme. »Ich mag diesen Slip wirklich.«

Er verschränkt die Arme und sieht mir stumm dabei zu, wie ich hineinschlüpfe. »Ich mag ihn auch. An deinem Hintern sieht er ganz besonders hinreißend aus.«

Ich versuche, so zu tun, als wäre ich mit meinen Zehennägeln beschäftigt, als er näher kommt, sich neben mich setzt und meinen Kopf zu sich dreht. »Ich will dich nach Hause bringen«, sagt er mit tiefer, nüchterner Stimme. Meine Zehen krümmen sich, als er mit rauer Stimme weiterspricht, bis sich mein Magen wie ein Knoten anfühlt. »Und ich will deine Telefonnummer, und wenn ich das nächste Mal in der Stadt bin, möchte ich dich gerne wiedersehen.«

»Warum?«, frage ich.

»Warum nicht?«

»Du kennst nicht einmal meinen Nachnamen«, halte ich ihm vor.

»Ich weiß, wie lang deine Beine sind.« Er nimmt eine Haarsträhne von mir zwischen seine langen Finger, wobei er mir die ganze Zeit in die Augen sieht. »Ich weiß, dass du in den Kniekehlen kitzlig bist. Und dass du mir gern ins Ohr hechelst.« Er lehnt sich an die Wand und betrachtet mich einfach. »Ich weiß, dass ich dich gerne wieder küssen würde. Dass ich nicht in den Aufzug steigen konnte, weil ich wusste, dass du in diesem Bett bist. Ich wollte das hier sehen …« Er beugt sich vor und streicht mir mit den Daumen über die Augenlider. »Noch einmal. Der Risikoanalyst in mir sagt Nein. Das ist keine gute Idee. Aber du siehst wie eine willensstarke Frau aus, und ich vermute, dass du weiterhin in die Bar gehen und Männer aufreißen wirst, bis du gefunden hast, wonach du suchst. Und meine Risikoanalyse sagt, dass das viel schlimmer wäre. Was werden das für Männer sein? Wen wirst du finden, Melanie?«

Ich bin schon wieder vollkommen verlegen, aber ich will es ihm nicht zeigen, also zucke ich mit den Schultern.

»Nun, es überrascht dich vielleicht, aber ich bin damit nicht einverstanden. Denn ich will es sein, der mit dir alle möglichen Dinge anstellt.«

Dieser Blick, oh Gott, dieser Blick. »Also.« Ein fragender Ausdruck tritt in seine Augen. »Soll ich dich nach Hause bringen?«

Gott. Dieser Blick macht mich völlig wehrlos. Dieser Blick, den ich wollte, den ich mir eingeprägt habe. Ich will nicht, dass er meine Mauern einreißt und mich zum Weinen bringt, doch ich bin noch immer ein bisschen betrunken, und meine Mauern sind heute aus Papier. Zu meiner Selbstverteidigung bluffe ich.

»Wie galant von dir zurückzukommen. Du treibst mir die Tränen in die Augen.«

»Stimmt. Und wenn du so richtig kommst, vergießt du ebenfalls ein paar Tränen.«

Meine Wangen glühen, als ich mich daran erinnere, und ich rolle mit den Augen. »Wenn du meinst.«